13.07.2015 Aufrufe

Der kommende Aufstand - Jens Frank

Der kommende Aufstand - Jens Frank

Der kommende Aufstand - Jens Frank

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

gleichermaßen ein Fluss von Wesen und Dingen. Ein Strom, der durchein ganzes Netzwerk aus Fiberglasleitungen, TGV-Linien, Satelliten undVideoüberwachungskameras fließt, damit diese Welt nie aufhört ihremUntergang hinterherzurennen. Ein Strom, der in seiner hoffnungslosenMobilität alles mitreißen will, der jeden mobilisiert. Wo man von Informationenwie von genau so vielen feindlichen Kräften angegriffenwird. Wo nichts anderes bleibt, als zu rennen. Wo es schwierig wird zuwarten, selbst auf die x-te U-Bahn.Die Vervielfältigung der Transport- und Kommunikationsmittel entreißtuns unablässig dem Hier und Jetzt, durch die Verführung, immerwoanders zu sein. Einen TGV, eine RER oder ein Telefon nehmen, umbereits dort zu sein. Diese Mobilität beinhaltet nur Zerrissenheit, Isolationund Exil. Sie wäre für jedermann unerträglich, wenn sie nicht auchgleichzeitig die Mobilität des privaten Raumes wäre, des tragbaren Inneren.Die private Blase platzt nicht, sie beginnt zu treiben. Dies ist nichtdas Ende des Cocooning, nur sein In-Bewegung-Setzen. Von einemBahnhof, einem Einkaufszentrum, einer Geschäftsbank oder einem Hotelzum anderen; überall diese Befremdung, so banal, so bekannt, dasssie die letzte Vertrautheit ersetzt.Die Üppigkeit der Metropole ist die zufallsbedingte Mischung definierterStimmungen, in der Lage, sich unendlich wieder aufs Neue zusammenzusetzen.Dabei bieten sich die Stadtzentren nicht als identischeOrte an, sondern als eigenartige Angebote von Stimmungen, in denenwir uns bewegen, nach Lust und Laune die eine auswählend, die andereverlassend, in einer Art existentiellem Shopping des Stils der Bar,der Leute, des Designs oder der playlist eines ipod. »Mit meinem MP3-Player bin ich der Herr meiner Welt.« Die einzige Möglichkeit, die umgebendeUniformität zu überleben, ist es, die eigene innere Welt unaufhörlichwieder herzustellen, wie ein Kind, das überall wieder die gleicheHütte aufbaut. Wie Robinson, der sein Tante-Emma-Laden-Universumauf der einsamen Insel reproduziert, mit dem Unterschied, dass unsereeinsame Insel die Zivilisation selbst ist, und dass Milliarden von unsunaufhörlich dort landen.Eben weil sie diese Architektur der Flüsse ist, ist die Metropole eineder verwundbarsten menschlichen Formationen, die jemals existierthat. Biegsam, subtil, aber verwundbar. Eine brutale Schließung derGrenzen aufgrund einer wütenden Epidemie, irgendein Mangel in derlebenswichtigen Versorgung, eine organisierte Blockade der Kommunikationswege,und das gesamte Bühnenbild bricht zusammen, schafft es<strong>Der</strong> <strong>kommende</strong> <strong>Aufstand</strong> - 37

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!