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Text und Fotomontage von Hendrik Rupp Sosemmerhalt #3 Döner mit Seele daheim 4/2010 | Seite 22 hier | Sosemmerhalt #3 | Der Schwabe weiß, was eine echte Kultur ist. Er lebt in einem Doppelstaat friedlich mit den ulkig sprechenden Badenern zusammen, er hat Stammesbrüder jenseits der Grenze des Freistaats Bayern. Der Schwabe weiß, dass es beim Schwabesein nicht um Grenzen geht, nicht um den Pass oder um die Abstammung. Schwabe ist man bisweilen mit dem Kopf, ab und an auch mit dem Herzen – aber vor allem mit dem Bauch. Wer das nicht glaubt, soll sich einfach mal mit Schwaben im Ausland unterhalten. Der Gerstetter in Australien vermisst keine Kehrwoche und der Giengener in Rio wird beim dortigen Karneval nicht wehmütig an den kümmerlichen Hexensturm seiner Heimatstadt denken. Was aber alle Schwaben im Ausland vermissen, ist ein rechtes Essen: «Bring mir...», heißt es dann in den E-Mails, «...doch bitte mal ein anständiges Genetztes mit, von einem rechten Brot haben die hier keine Ahnung.» Und wenn die verlorenen Söhne und Töchter in der Heimat weilen, ist internationale Küche tabu. Dann wollen sie Brezeln und Kässpätzle, Schupfnudeln und Maultaschen und ... Heimatliebe und Nationalbewusstsein gehen beim Schwaben durch den Magen, das bemerkt er spätestens, wenn er seine Heimat verlässt. Und das muss nicht einmal weit sein: Schon in Deutschland ernähren sich andere Ethnien von merkwürdigen Speisen, die «Labskaus», «Pinkel» oder «Pusemuckel» heißen. Kalte, lebensfeindliche Orte sind das dem Schwaben, Orte, an denen man an kümmerlichen «Schrippen» oder «Rundstücken» mümmelt, anstelle einen ordentlichen Laugenwecken zu verzehren, eine Seele oder eine Brezel. Doch, so arrogant darf man sein als Schwabe: Mit einer der italienischen Küche nicht unähnlichen Raffinesse macht die schwäbische Küche aus einfachen Zutaten schmackhafte Speisen, die jedermann zu sich nehmen kann. Alle Kinder essen gerne Spaghetti – aber eben auch Spätzle mit Soß’. Brezeln bekommt man heutzutage sogar in New York, Schanghai oder Kapstadt. Manchmal wundert man sich über etwas merkwürdige Imitate, aber das wird einem neapolitanischen Pizzabäcker nicht anders gehen, wenn er die überladenen Käsefladen in einem deutschen Imbiss betrachtet. Kartoffeln kann man einfach kochen, aber man kann sie auch zerstampfen und aus dem Teig Schupfnudeln formen, oder man kann sie zu Kartoffelsalat verarbeiten – natürlich nur mit genug Öl und Essig und keinesfalls mit Mayonnaise, wie man es bei den Barbaren im Norden sieht. Kartoffelsalat, so berichten es übrigens ausgewanderte Schwaben, ist ein unglaublicher Hit in Italien, Griechenland und selbst im Nahen Osten. Es liegt allein am Schwaben, dass die hiesige Küche noch nicht so recht die Welt erobert hat: Im Ausland montieren wir unablässig Maschinen oder leiten Niederlassungen anstatt wie die Vertreter anderer kulinarischer Supermächte eigene Restaurants zu eröffnen. Natürlich gibt es auch in der schwäbischen Küche noch Abstufungen: Eine Hirnsuppe ist nicht jedermanns Sache, saure Kutteln sind nicht mehr mehrheitsfähig. Aber bei Linsen mit Spätzle hört der Zwist auf, und andere Spezialitäten sind geradezu herzerwärmend universal: Am Stuttgarter Hauptbahnhof stehen sich zurzeit extrem zerstrittene Gruppen gegenüber. Gott sei Dank, dass sie wenigstens noch alle ihre Brezeln vespern. Und eben weil das Schwäbische durch den Magen geht, wird es auch nicht untergehen. An einem türkischen Imbiss in <strong>Heidenheim</strong> kann man jetzt «Seele mit Döner» kaufen. «Des türkische Brot», sagt der Inhaber, «isch halt au net so.» Der Mann ist noch nicht eingebürgert. Aber längst einverleibt. |
Idee und Text von Silja Kummer, Fotos von Jennifer Räpple Hänsel & Gretel & die Geschenke Knusper, knusper, knäuschen wer knuspert an meinem Häuschen? | Hänsel und Gretel verliefen sich im Wald ... Ausgesetzt von den Eltern? Ach, woher. Angelockt von den hübschen Sachen, die es in der Vorweihnachtszeit gibt, sind die beiden wohl ein bisschen vom Weg abgekommen. Wir sind auch sicher, dass die angeblich so böse Hexe die beiden an die Hand genommen und wieder nach Hause begleitet hat. Und bestimmt haben Hänsel und Gretel auch das eine oder andere Geschenk für die Eltern eingepackt. | Nitro-Snowboard-Jacke (199 Euro), Nitro-Snowboard-Hose (159 Euro), Burton-Snowboard (320 Euro) von Nubuk Sports, <strong>Heidenheim</strong>.
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