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Brenzblick- Residenz Brenzblick- Residenz - Heidenheim

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wurde, war eine warme Weste für ihren Mann,<br />

der auf dem Bau gearbeitet hat. «Vorher hat er im<br />

Winter immer gefroren, als er dann die Wollweste<br />

hatte, war das vorbei», erzählt Hörger.<br />

Selbst unter Anleitung braucht man ein wenig<br />

Übung, bis aus der losen Wolle ein halbwegs<br />

gleichmäßiges Garn entsteht. Es gilt, die Bewegung<br />

von Händen und Fuß unabhängig voneinander<br />

zu koordinieren: Während der Fuß das<br />

Pedal auf und ab bewegen muss, das über einen<br />

Riemen ein Schwungrad antreibt, hält eine Hand<br />

die lose Wolle fest, die andere leitet den Drall des<br />

sich drehenden Garns in die Wolle hinein und<br />

zupft die Fasern etwas lose, damit sie sich zum<br />

Garn verbinden können. Hält man dabei die<br />

Wolle zu stark fest, reißt der Faden ab, zupft man<br />

nicht schnell genug Fasern los, entsteht dickes,<br />

knubbeliges Garn. Und konzentriert man sich zu<br />

sehr auf das, was die Hände tun, tritt man nicht<br />

mehr gleichmäßig auf das Fußpedal und das<br />

Schwungrad dreht sich plötzlich in die falsche<br />

Richtung.<br />

Bei Hannelore Hörger dagegen sieht das Spinnen<br />

ganz einfach aus und ermöglicht es der Spinnerin<br />

sogar, sich nebenher zu unterhalten oder das<br />

eigene Tun zu erklären. «Je länger ich mich mit<br />

dem Spinnen beschäftige, desto größer wird meine<br />

Hochachtung vor denen, die es früher aus Notwendigkeit<br />

tun mussten», sagt die Sontheimerin.<br />

Um sich die mühevolle Arbeit zu erleichtern, saß<br />

man damals in der Kunkelstube beieinander (Kunkel<br />

ist ein alter Begriff für Rocken, ein Stab, auf<br />

dem das Spinnmaterial aufgebunden werden<br />

kann). Es wurde geredet und gesungen, und natürlich<br />

tauschten die Frauen auch Neuigkeiten aus,<br />

während sie ihre Handarbeiten machten.<br />

«Spinnen ist eine gute Therapie für Menschen,<br />

die zur Ruhe kommen wollen», meint Hannelore<br />

Hörger. Man müsse sich einerseits konzentrieren,<br />

andererseits aber auch den Faden loslassen.<br />

Das Lanolin der Wolle sei zudem gut für<br />

die Haut und man bekomme ganz weiche Hände<br />

beim Spinnen. Zusammen mit den Schwestern<br />

Maria Greiner und Elise Mäck spinnt Hanne-<br />

Foto: Helga Wintergerst<br />

Foto: Jennifer Räpple<br />

Foto: Jennifer Räpple<br />

Viele Kinder haben noch nie ein Schaf gesehen,<br />

geschweige denn ein Spinnrad. Bei den Vorführungen<br />

mit Maria Greiner und Elise Mäck<br />

dürfen sie selbst ausprobieren, wie Rohwolle<br />

zum Faden gedreht wird.<br />

Unser Foto entstand im vergangenen<br />

Winter in der privaten Kunkelstube von<br />

Anke Rabe (vorne links).<br />

daheim 4/2010 | Seite 33<br />

außen | Spinnerei

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