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Fürsorgeerziehung der 1950er und 1960er Jahre - AFET

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das sind ihre Worte –, ist aber in <strong>der</strong> Realität nicht über die Hühneraugen hinaus<br />

gegangen.<br />

Beide Dokumentationen des R<strong>und</strong>en Tisches Kiel sind unvollständig. Es wird viel zu<br />

wenig auf die Kontinuität zur NS-Zeit eingegangen, auf die damals noch<br />

vorhandenen braunen Strukturen, die weiterhin genutzt wurden. Fürsorgezöglinge in<br />

Glückstadt wurden gezwungen für die selben privaten Firmen zu arbeiten, wie zuvor<br />

die dort untergebrachten KZ-Häftlinge <strong>und</strong> Zwangsarbeiter.<br />

Beim zweiten R<strong>und</strong>en Tisch war dies über weite Strecken das Thema, aber<br />

anscheinend traut sich da keiner heran.<br />

Der R<strong>und</strong>e Tisch in Berlin ist Kasperletheater. Würden alle bis jetzt gesammelten<br />

Erkenntnisse konsequent verwertet, könnte man ihn sich sparen.<br />

Wahrheitskommission? Haha – die Wahrheit ist bekannt, jetzt wird dort nur versucht,<br />

die Sache klein zu reden. Die Protokolle sind nicht öffentlich einsehbar, wie mir vom<br />

AGJ auf Anfrage mitgeteilt wurde.<br />

Warum nicht? Ich bin Betroffener <strong>und</strong> will wissen, was dort gekungelt wird.<br />

Jetzt soll die Sache auf die unterste Ebene verschoben werden – es heißt, es wären<br />

Verfehlungen einzelner sogenannter Erzieher. Dies war aber nur möglich durch<br />

Deckung von höchsten Stellen. Es war das System, welches noch durch <strong>und</strong> durch<br />

braun war. Diese Herrschaften haben ihre Gesinnung nach Kriegsende nicht<br />

abgelegt. Dies bezieht sich auf Schleswig-Holstein, aber ich bezweifle, dass es in<br />

an<strong>der</strong>en B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n an<strong>der</strong>s war.<br />

Lesen Sie doch mal die Biographie des damaligen Sozialministers Hans Adolf<br />

Asbach. Ich zitiere daraus:<br />

„Am 21. Oktober 1957 trat Asbach zurück, da er den Vorwurf, planmäßig eine<br />

größere Anzahl ehemaliger NSDAP-, SA- <strong>und</strong> SS-Mitglie<strong>der</strong> in sein Ministerium<br />

berufen zu haben, nicht entkräften konnte.“<br />

Damit war die Leitung <strong>der</strong> Jugendämter in <strong>der</strong> Hand <strong>der</strong>er, die auch schon im Dritten<br />

Reich den damaligen Nazi-Jugendorganisationen dienten.<br />

O<strong>der</strong> <strong>der</strong> Sozialminister Otto Eisenmann:<br />

Dieser hat die Ehrenspange <strong>der</strong> HIAG erhalten <strong>und</strong> auch angenommen. Er erhielt<br />

diese als Belohnung für seine Bemühungen, die SS salonfähig zu machen. Damit hat<br />

er seine Gesinnung doch deutlich ausgedrückt.<br />

Dies sind Tatsachen, die an die Öffentlichkeit gehören.<br />

Lei<strong>der</strong> wird dies nirgendwo aufgegriffen, son<strong>der</strong>n unterdrückt. Die erscheint mir<br />

politisch gewollt.<br />

Und zum Abschluss eine Information, die ich gerade erst bekommen habe:<br />

Ein Herr Dr. Künkel von <strong>der</strong> Diakonie hat die ehemaligen Fürsorgezöglinge in einem<br />

Telefonat mit einem Sozialpolitiker als „Deppen“ bezeichnet.<br />

Das ist zwar ungeheuerlich, passt aber ins Gesamtbild.“<br />

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