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Begrenzter Journalismus - MainzerMedienDisput

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14. <strong>MainzerMedienDisput</strong> <strong>Begrenzter</strong> <strong>Journalismus</strong>LösungsansätzeEinheitliche berufsethische Grundsätze anstrebenDie berufständischen und sonstigen journalistischenInteressenvertretungen sind bis heute nicht zu einereinheitlichen Linie in der Definition ethischer Grundsätzegelangt. Sie reichen von zölibatähnlicher Enthaltsamkeitvon PR bei Ausübung von <strong>Journalismus</strong> beim„Netzwerk Recherche“ und umgekehrt bis hin zurAkzeptanz koexistierender Tätigkeiten unter Einhaltungdefinierter Grundregeln beim deutschen Presserat. DasProblem ist erkannt - allein, es fehlt an einer griffigenLösung.Unbewusste Vermischung von <strong>Journalismus</strong> und PRvermeidenDas Kernproblem ist die bewusste oder unbewusste Vermischungvon PR-Inhalten mit redaktioneller Berichterstattungund Kommentierung. Dies betrifft als Rollendie freien Journalisten bei der Erwirtschaftung ihresEinkommens durch ihre Haupteinnahmequellen und diefest angestellten Redakteure mit Nebeneinkünften, seies direkt als in der PR-Tätige oder aufgrund eines anderenAuftrags. Für den Lösungsansatz sind zunächst dieGefahren unbewusster Vermischung journalistischermit Öffentlichkeitsarbeit von den Gefahren durchbewusste Vermischung zu trennen.Bei Gefahr durch unbewusste Vermischung von journalistischenund PR-Inhalten ist das notwendige Erwerbspotenzialzu beachten. Fest angestellte Journalisten undFreie mit einem mindestens branchenüblichen Durchschnittseinkommensollten hier Angebote aus derÖffentlichkeitsarbeit oder dem PR-nahen Umfeld striktmeiden und dem Duktus vom „Netzwerk Recherche“nachgehen. Entsprechendes gilt umgekehrt für Öffentlichkeitsarbeiterin Richtung journalistischer Aufträgeund Angebote. Auf der journalistischen Seite würde diesinsbesondere auch fast vollständig für feste Freie beiRundfunk und Fernsehen gelten. Eine Transparenzregel,z.B. öffentliche Anzeigepflicht, bietet eine wirksameflankierende Maßnahme. Die Fraglichkeit von Presserabattenund Pressereisen müsste in diesem Zusammenhangeine eigenständige Analyse erhalten. FreieJournalisten, die auf Zusatzeinkünfte aus existenziellenUrsachen nicht verzichten können, sollten - realitätsnah- die koexistierende Ausübung ihrer Tätigkeiten in beidenAufgabengebieten gestattet sein, sofern sie dieKundengruppen sachlich und auch in angemessenerzeitlicher Hinsicht sauber und nachvollziehbar trennen.Zeitdruck mindernHinsichtlich der unbewussten oder indirekten Vermischungvon journalistischen und PR-Inhalten dürfteauch eine bessere personelle Ausstattung von Redaktionenbzw. eine deutliche Minderung des Zeitdrucks durchorganisatorische Maßnahmen zu einer Verbesserungführen. Die vorgestellten Studien aber auch die Aussagender Interviewpartner haben deutlich gezeigt, dassder Faktor Zeit wesentlich ist für die Qualität derRecherche.Transparenz und SanktionenBei Gefahr durch bewusste Vermischung von journalistischenund PR-Inhalten laufen ethische Forderungenins Leere. An dieser Stelle können nur wieder andereJournalisten oder kritische Publizisten (z.B. Blogger)investigativ einschreiten und solches Fehlverhaltendurch Publikationen öffentlich machen. Oder es gibtsanktionsfähige Gremien, die die Pflege von Lobbyistenregistern,die Zwangseintragungen und die Veröffentlichung,z.B. im Internet, sicher stellen. Ob hier zusätzlichdie Offenlegung von Geschäftsbeziehungen durchdie Auftraggeber eine realistische und umsetzbare Forderungist, darf eher bezweifelt werden.Ein besonders Problem der Vermischung von PR- undjournalistisch relevanten Informationen ist die indirekteBeeinflussung von Journalisten durch Peers, Expertenund Informanten. Politiker stellen hier eine der größtenGruppen. Journalisten, die auf diese Art von Quellenangewiesen sind, haben häufig keine Instrumente, umeine für die Öffentlichkeit wichtige Nachricht von eingestreutenPR-Informationen zu trennen. Politiker sollengewisse Karenzzeiten einhalten, um ihre politischeTätigkeit nicht direkt mit Lobbytätigkeiten zu verknüpfen.AusbildungDie Ausbildung angehender Journalisten sollte dieGrenzen zwischen <strong>Journalismus</strong> und PR vermitteln,indem sie Einblick in beide Bereiche und nicht nur in denBereich des <strong>Journalismus</strong> gewährt. Wer den Unterschiednicht begriffen hat, ist auch nicht in der Lage zu hinterfragen.Ein reines „Training on the Job“ genügt nicht,Reflexion ist nötig. Wichtig ist aber auch, dass dieRecherche als journalistische Kernkompetenz systematischergelehrt werden sollte. Letztlich sollte in derAusbildung jedoch ein besseres Verständnis der gesellschaftlichenAufgabe des <strong>Journalismus</strong> vermittelt werden(s. hierzu auch „Faktor Bildung“).41

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