14. <strong>MainzerMedienDisput</strong> <strong>Begrenzter</strong> <strong>Journalismus</strong>ausgleichendes Äquivalent. Das gilt auch für gebildeteNicht-Zeitungsleser. Es besteht eine Tendenz zu Verseichtungund Entertainisierung. Ein dauerhafter Verlustsolcher Rezipienten droht in großen Umfang, unddamit der Verlust gesellschaftlicher Gestaltungskräfte.Die Folge für die Betroffenen ist eine weitgehendeUnfähigkeit an gesellschaftlich-politischer Entwicklungteilzunehmen, mit katastrophalen Folgen für deneuropäischen Kulturraum. Die sinkende Wahlbeteiligungoder die Ergebnisse der Befragungen zum Allgemeinwissender Bevölkerung sind gute Indikatorenhierfür.Fragt man nach den Ursachen, kommen schnell dieanderen Dimensionen der grundlegenden KomponenteKultur ans Licht: ein über Jahrzehnte gesunkenes humanistischesBildungsniveau durch oftmals versagendehäusliche Erziehung sowie unzureichende Sozialisierungund Wertevermittlung. Soziale Verwahrlosung hatdabei nicht an den Türen der besser Gestellten haltgemacht. Unterstützt wird die Entwicklung mit dem„Nicht-Auffangen“ durch das (öffentliche) Bildungssystem.Das ist seinerseits über Jahrzehnte ausgeblutetund ist andererseits den internationalen Wanderungsbewegungennicht gewachsen, die diese Unfähigkeitverstärken. Die PISA-Studien zum Bildungsstand, zurChancenungleichheit oder über Potenzial und Strukturdes Bildungssystems in Deutschland sprechen Bände,ebenso wie neuere Sozialstudien. Die Folge ist eineSpaltung der Gesellschaft in priviligierte Gebildete unddie anderen. Der Indikator: die in den letzten 30 Jahrenwiedererstandene und stark wachsende Unterschicht.Was hat das mit <strong>Journalismus</strong> zu tun?Die persönliche Rezeption professioneller und redaktionellproduzierter Nachrichten und Hintergrundinformationenzur Beurteilung des gesellschaftlichen StatusQuo muss wieder kulturelle Routine für alle Menschenunserer Gesellschaft werden, um sie zu einer umfassendenund fundierten Meinungsbildung über gesellschaftlicheEntwicklungen und Strukturen zu befähigen.Ohne die umfassende Vermittlung des „Wertes journalistischenSchaffens“ durch die Erziehung und Bildungjunger Menschen verliert die Gesellschaft einenwesentlichen Teil ihrer Kultur und politischen Funktionsfähigkeit.Die Vermittlung von Medienkompetenz sowie die qualifizierteJournalistenausbildung sind hierbei nur kleineund notwendige, leider nicht hinreichende Bausteine im(wieder auf) zu errichtenden Gebäude.48
14. <strong>MainzerMedienDisput</strong> <strong>Begrenzter</strong> <strong>Journalismus</strong>LiteraturDie angegebenen Links waren im Oktober 2009 erreichbar.Apenberg + Partner (2009): Herbstprognose 2010. Pressemitteilung vom 16.10.2009.http://www.apenberg.de/pdf/0912_Presseinfo_Apenberg_Ergebnisse_Herbstprognose2010.pdfArnold, Klaus (2009): Qualitätsjournalismus. Die Zeitung und ihr Publikum. KonstanzAxel Springer (2007): BILD weist Aldi-Rüge des Presserates scharf zurück. Pressemitteilungvom 16.3.2007. http://www.axelspringer.de/presse/BILD-weist-Aldi-Ruege-des-Presserates-scharf-zurueck_20816.htmlBaacke, Dieter (1998): Medienkompetenz. TübingenBaringhorst, Sigrid (1997): Flucht in den symbolischen Inszenierungszauber. Wie politischeKampagnen neuen Typs wirken und dabei geschickt die Funktionsmechanismender Mediengesellschaft nutzen. In: Frankfurter Rundschau, 16.08.1997: 14Bloch, Ernst (1959): Das Prinzip Hoffnung. Bd. 1. 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