30.07.2015 Aufrufe

Begrenzter Journalismus - MainzerMedienDisput

Begrenzter Journalismus - MainzerMedienDisput

Begrenzter Journalismus - MainzerMedienDisput

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

14. <strong>MainzerMedienDisput</strong> <strong>Begrenzter</strong> <strong>Journalismus</strong>11 Faktor Digitalisierung„Online-<strong>Journalismus</strong> ist in vielen Fällen immer noch ein<strong>Journalismus</strong>, der nicht mit den gleichen Ressourcenund Mitteln gemacht wird wie der Print-<strong>Journalismus</strong>“.Matthias SpielkampProblemaufrissIm journalistischen Alltag spielt das Internet längst einewichtige Rolle: Die Freien-Umfrage des DJV (DJV 2009a)hat gezeigt, dass Online-Techniken, die inzwischen dieArbeitsbedingungen und -zeiten bestimmen, „voll beiden freien Journalisten angekommen“ sind. Während1998 nur ein Viertel der Befragten angab, Online-Technikenwie e-Mail intensiv zu nutzen, waren es zehnJahre später 87 Prozent. Medienhäuser arbeiten zunehmendcrossmedial, das heißt sie vermarkten Inhaltezunehmend auf mehreren Plattformen (Meier 2006).Texte und Bilder können sowohl online, als auch ingedruckter Form in verschiedenen Formaten erscheinen,Fernseh- und Radiobeiträge einmal gesendet, aber auchals Vod- und Podcast im Internet zur Verfügung gestelltwerden. Daher werden hybride CMS-Systeme immerwichtiger, die mehrere Veröffentlichungsplattformengleichzeitig unterstützen können.Es gibt mehrere Entwicklungen, die für guten <strong>Journalismus</strong>relevant sind:Sinkende BeteiligungsbarrierenNicht nur Profis, auch Amateure können im InternetInhalte produzieren und veröffentlichen. Beigetragendazu hat vor allem die Entwicklung von Blog-, Podcast-,Vodcast- und Wiki-Software. Damit stehen Laienkostenlose bzw. kostengünstige Content-Management-Systeme zur Verfügung, wie sie selbst im professionellenBereich in den Verlagshäusern vormals in ihrer leichtenBedienbarkeit nur selten anzutreffen waren. Immermehr Personen und zivilgesellschaftliche Organisationensowie Unternehmen und Behörden veröffentlichenselbst ihre Informationen im Internet. Damit erweitertsich die Reichweite Einzelner enorm. Für Journalistenbedeutet dies, dass zu einem Themenbereich deutlichmehr Akteure Stellungnahmen abgeben können. Esbedeutet auch, dass es deutlich mehr Rückkanäle fürFeedback gibt als zu Zeiten der klassischen Massenkommunikation.Dabei lassen sich diese Rückkanäle nurmehrbedingt kontrollieren. Ein Forum, das geschlossenwird, kann jederzeit an einem anderen Ort wieder entstehen.Das Ende des GatekeepersWeil Nutzer sich aus einer Vielzahl von Quellen informierenkönnen, verlieren die traditionellen Medienzunehmend ihre Gatekeeper-Funktionen (Neuberger2005, Meier 2007). Journalisten wie Blogger könnenoftmals Informationen, die während einer Pressekonferenzbekannt gegeben werden, gleichzeitig oder kurzdarauf abrufen. Liveness, eine mediale Eigenschaft desFernsehens, ist auch im Internet zu erleben. So etwa inChatrooms oder auf Microblogging-Plattformen wieTwitter. Aber auch Live-Videostreaming unterstütztLiveness im Netz. Eine Vorort-Präsenz scheint oftmalsnicht mehr nötig zu sein - in der Folge klagen Unternehmenund Organisationen darüber, dass immer wenigerJournalisten ihre Pressekonferenzen besuchen.Grundsätzlich ist in den letzten Jahren das Finden vonInhalten immer einfacher geworden, denn Inhalte könnenüber Suchmaschinen leichter erschlossen werden.Agenturnachrichten sind über das Internet zu einemgroßen Teil verfügbar. Der Besuch teurer Datenbankenkann in vielen Fällen umgangen werden. Für freie Journalistenbedeutet dies eine Art Waffengleichheit mitRedakteuren.Verändertes NutzungsverhaltenIn Deutschland wenden sich nicht nur junge Leser verstärktOnline-Medien zu, sondern, wie Sekundäranalysender Allensbacher Werbeträger-Analyse (AWA) undder Computer- und Technik-Analyse (ACTA) aus denJahren 2001 bis 2006 belegen, auch die so genannteIntensivleserschaft von Tageszeitungen (Kolo/Meyer-Lucht 2007). Aus diversen Internet-Communities bzw.sozialen Netzwerken erwächst eine deutliche Konkurrenzzu den herkömmlichen Medien (Fisch/Gscheidle2008). Die neuen Player sind in der Lage, immer kleinereTeilöffentlichkeiten zu erschließen, weil sie den Informationsaustauschzwischen kleinen Interessensgruppenermöglichen.Deterritorialisierte KommunikationsräumeDeterritorialisierte Kommunikationsräume entstehen,wenn sich soziale Interaktionsräume nicht mit territorialenGrenzen decken. So decken sich etwa die kulturellenRäume von Migrationsgemeinschaften nicht mitden territorialen Grenzen von Staaten. Das bedeutet,42

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!