Der Verband der Berufssoldaten der DDR - AGGI-INFO.DE

Schon Ende Februar kam es dann zur ersten Kontaktaufnahme zwischen DBwV undVBS; der Bundesvorsitzende sowie sein Schatzmeister nahmen an einer Sitzung desHauptvorstands des VBS teil, trafen mit dem damaligen Minister, Admiral Hoffmann,zusammen und stellten sich auf einem Forum den Fragen von Offizieren des MfNV .Anfang März besuchte eine Delegation des Hauptvorstands des VBS den DBwV undnahm dort an einer Sitzung des Bundesvorstands teil. Ein Vertrag über die Zusammenarbeitder Verbände auf allen Ebenen wurde unterzeichnet. WechselseitigeKonsultationen zwischen Vertretern der Vorstände, in der Regel geführt von denVorsitzenden, wurden alsbald zur Regel. Der DBwV beriet dabei den VBS aufzahlreichen Gebieten, so in Rechtsfragen oder im Bereich der Pressearbeit, undunterstützte ihn bei der Erarbeitung von Dokumenten. Umgekehrt arbeiteten Vertreterdes VBS zeitweilig in Arbeitsgruppen des DBwV mit, so zu Fragen der Sicherheitspolitik,der Reservistenarbeit und des Dienstrechts. Große Bedeutung für den Beginnder Kommunikation zwischen den Mitgliedern beider Verbände hatten zweigemeinsame Seminare, im März zu sicherheitspolitischen Fragen in Bonn, im Junizur sozialen und rechtlichen Stellung des Soldaten im Konversions- und Abrüstungsprozeßin Berlin-Grünau. Landesverbände des DBwV übernahmen Patenschaften fürKameradschaften des DBwV in den Gebieten der späteren neuen Bundesländer, sozwischen Bayern und Sachsen, Hessen und Thüringen, Schleswig-Holstein undMecklenburg-Vorpommern. Erste Begegnungen wuchsen vielerorts zu festenPartnerschaften. Insgesamt, so schätzte man im Hauptvorstand des VBS ein, hattensich in den wenigen Monaten zwischen März und September 1990 etwa 70 000Mitglieder beider Verbände ausgetauscht. In diesen Begegnungen war manchesKlischee vernünftigem Urteil gewichen. Der DBwV hatte den VBS mit Rat und Tatunterstützt, und er war dabei durchaus auch Risiken eingegangen. Beispielsweisewar es keineswegs für jedermann selbstverständlich, daß im März 1990 die ersteVBS-Delegation in der Uniform der NVA nach Bonn reiste.Am 29. August berieten die Spitzen beider Verbände über deren Vereinigung. OberstWenzel und sein Stellvertreter, Oberstabsfeldwebel Grodzki, erklärten, daß es imDBwV dazu keine einheitlichen Vorstellungen gäbe; im Vorstand wäre eine Mehrheitdafür, Interesse bestünde jedoch vor allem an aktiv weiterdienenden, nicht an ausgeschiedenenSoldaten der NVA; ein Verbandstag am 07.09. müsse entscheiden, sieerwarteten jedoch keine Zustimmung zur geschlossenen Aufnahme des VBS.Am 31.August kam der Hauptvorstand des VBS zu dem Schluß, daß der Verbandsein Profil neu bestimmen müsse. Die bisherige Arbeit sei auf die Vorstellunggegründet, die NVA würde noch länger existieren. Nun müsse entschieden werden,welcher Weg weiter zu beschreiten sei. Die Diskussion verlief erneut kontrovers.Wieder gab es Stimmen, das Ende der DDR müsse auch das des VBS sein, weildanach keine wirksame Interessenvertretung mehr möglich sei. Man erwarte, daßder DBwV den Eintritt von Berufssoldaten abblocken würde, der VBS könne dannbestenfalls ein Traditionsverband ohne politische Bedeutung sein. Wieder gab esaber auch eine Mehrheit für die Erhaltung eines selbständigen Verbandes; auchwenn man sich über die Möglichkeiten des Verbandes dann keine Illusionen machendürfe, sei es moralische Pflicht gegenüber den Mitgliedern, niemand sonst würde fürsie eintreten – so der Tenor der Beratung. Der Beschluß sah schließlich die Erhaltungdes Verbandes und die Bildung der schon vorbereiteten Landesverbände vor.Auf der schon erwähnten erweiterten Hauptvorstandssitzung am 01. Septemberstimmten die Teilnehmer diesem Herangehen mehrheitlich zu und sprachen sich imBeschluß für die Vorbereitung eines außerordentlichen Verbandstages im Dezember1990 aus. Dieser sollte die Rolle des VBS im vereinigten Deutschland bestimmen