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Verhaltenstherapie - Monkisch

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Habituation 17<br />

Habituation<br />

Habituation (v. lat.: habituari: "etwas an sich haben" bzw. habitus: "Aussehen, Haltung"; Adjektiv habituell: "zur<br />

Gewohnheit geworden") bezeichnet eine einfache (und beim Menschen in der Regel nicht-bewusste) Form des<br />

Lernens. Habituation setzt ein, wenn ein Individuum wiederholt einem Reiz ausgesetzt ist, der sich als unbedeutend<br />

erweist. Die Reaktion auf diesen Reiz schwächt sich dann allmählich ab und unterbleibt schließlich womöglich<br />

völlig. Hält man nach Eintritt der Habituation den Reiz genügend lange fern, nimmt die Reaktionsbereitschaft des<br />

Individuums in der Regel wieder zu. Synonyme für Habituation sind Gewöhnung und erlernte<br />

Verhaltensunterdrückung.<br />

Das Gegenteil zu Habituation ist Sensitivierung.<br />

Begriffsgeschichte<br />

Den Begriff "Habituation" führte William Thorpe 1944 in einem Fachaufsatz in die verhaltensbiologische<br />

Terminologie ein und definierte ihn als "eine Aktivität des Zentralnervensystems, die dazu führt, dass angeborene<br />

Antworten auf schwache Stör- und Warnreize abnehmen, wenn der Reiz über längere Zeitspannen andauert, jedoch<br />

keine unvorteilhaften Auswirkungen hat." (an activity of the central nervous system whereby innate responses to mild<br />

shock and warning stimuli wane as the stimuli continue for a long period without unfavourable results.)<br />

Habituation bewirkt also, dass ein Individuum lernt, auf bestimmte Reize nicht zu reagieren, so dass ständig<br />

vorhandene Reizmuster aus der Wahrnehmung ausgeblendet und dem Individuum "unnütze" Reaktionen erspart<br />

bleiben.<br />

Von der Habituation zu unterscheiden ist die Abschwächung der Reaktion auf einen häufig wiederholten Reiz<br />

aufgrund von Ermüdung oder aufgrund einer Anpassung von Sinnesorganen (Adaptation) an den Reiz, wie sie sich<br />

zum Beispiel im Auge beim Übergang von Dunkelheit zu - anfangs blendender - Helligkeit vollzieht.<br />

Beispiele für Habituation bei Tieren<br />

Habituation kann, wie schon Thorpe beschrieben hat, dazu führen, dass erlernte Alarmreize aus der Umwelt eines<br />

Tieres letztlich zu keiner messbaren Reaktion mehr führen.<br />

Ein bekanntes Beispiel für erlernte Alarmreize sind die Kommandos, die der Halter seinem Hund gibt: "Hasso<br />

komm!", "Hasso aus!". Häufig ist jedoch zu beobachten, dass Hundehalter diese Befehle zwar äußern, ohne dass dies<br />

aber zu einer erkennbaren Reaktion des Tieres führt. Der Halter lässt dann seinerseits oft keine unmittelbaren<br />

Konsequenzen für den Hund folgen, womöglich bettet er seine Befehle stattdessen in einen Schwall von verbalen<br />

Beschimpfungen ein. Das Verhalten des Hundes kann so gedeutet werden, dass er sich daran gewöhnt hat, dass den<br />

vom Halter geäußerten Rufen keine unvorteilhaften Auswirkungen folgen, weswegen der Hund keine Reaktion mehr<br />

auf die zuvor erlernten Befehle zeigt.<br />

Habituation kann aber auch zum Ausbleiben von angeborenen Antwortreaktionen führen. Ein neu in den Haushalt<br />

gekommenes Kaninchen, das im Käfig liegend ruht, richtet sich beispielsweise umgehend auf, wenn ein Mensch sich<br />

ohne Ansprache des Tieres kurz über den Käfig beugt und danach sofort wieder weggeht. Diese als Vorstufe zur<br />

Fluchtbereitschaft zu deutende Reaktion des Tieres schwächt sich allmählich ab und bleibt schließlich ganz aus,<br />

wenn die Bewegungen über dem Käfig keine Konsequenzen für das Tier haben.<br />

Die Piepslaute einer aus dem Nest geratenen jungen Hausmaus führen regelmäßig dazu, dass die Mutter das Nest<br />

verlässt, sich dem Jungtier annähert und es in das Nest zurück trägt. Diese angeborene, als Eintrageverhalten<br />

bezeichnete Reaktion wird im Experiment auch dann ausgeführt, wenn die Piepslaute eines Nestlings vom Tonband<br />

abgespielt werden. Die Mutter nähert sich dann dem Lautsprecher an, nach wiederholtem Abspielen bleibt diese<br />

Annäherung jedoch aus.

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