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Verhaltenstherapie - Monkisch

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Gruppentherapie 75<br />

• Gruppentherapien, bei denen die Interaktion zwischen den Gruppenmitgliedern im Mittelpunkt steht (Familien-<br />

und Paartherapie).<br />

• Personenzentrierte Gruppentherapie, bei der die Gruppenmitglieder die „Bedingungen ihrer Existenz“ reflektieren<br />

(klientenzentrierte Therapie).<br />

Methodik und Wirkung<br />

Je nach Schule haben drei Sichtweisen einen besonderen Schwerpunkt und ergänzen einander:<br />

1. Die Therapie des Einzelnen in der Gruppe, die Teilnehmer sind Beobachter<br />

2. Die Therapie des Einzelnen durch die Gruppe, die Teilnehmer sind Co-Therapeuten, die Gruppe ist ein<br />

therapeutisches Element<br />

3. Die Therapie der Gruppe, die Gruppe ist selbst Ziel der Beobachtung und der Veränderung<br />

Die Gruppe soll als Abbild der Gesellschaft und der Herkunftsfamilie jedes Teilnehmers wirken. Die Grundlage ist<br />

immer ein tiefenpsychologisches Konzept, ergänzt mit Erkenntnissen aus der Sozialpsychologie und der<br />

Gruppendynamik. Der Gruppe wird kein Thema vorgegeben. Die Teilnehmer sprechen über das was sie gerade<br />

beschäftigt und teilen Einfälle und Phantasien möglichst frei mit. Der Therapeut verhält sich wohlwollend, neutral<br />

und abstinent. Dadurch entsteht eine unstrukturierte Situation, in der Teilnehmer Beziehungserfahrungen aus ihrer<br />

Kindheit und die damit verbundenen Gefühle wiedererleben können (Übertragung). Im Konflikt sollen verbotene<br />

Wünsche und verinnerlichte kulturelle und elterliche Tabus deutlich und Widerstand abgebaut werden. Die<br />

freigesetzten abgewehrten Stimmungen und Energien sollen neu und hilfreich eingesetzt werden.<br />

Die wichtigsten Wirkfaktoren sind (in dieser Reihenfolge): die Katharsis (als Ausdruck von Gefühlen), der<br />

emotionale Zusammenhalt in der Gruppe und das gemeinsame zwischenmenschliche Lernen. Als erfolgreich werden<br />

die Teilnehmer gesehen, die in der Gruppe zu anderen Beziehungen aufnehmen, sich selbst den anderen gegenüber<br />

öffnen, anderen Feedback geben und selbst welches erhalten und auch annehmen. [2]<br />

Für den Therapeuten ist die Komplexität der Übertragung und Gegenübertragungen der Teilnehmer untereinander,<br />

auf den Leiter und umgekehrt eine große fachliche und persönliche Herausforderung. Er arbeitet mit dem Aufdecken<br />

von Verdrängtem und psychologischem Widerstand, mit dem Mittel der Analyse von Übertragung und<br />

Gegenübertragung. Einsicht und Ich-Stärkung in der Begegnung mit anderen sollen neue emotionale Erfahrungen,<br />

unmittelbare Beziehungen und eine neue Sicht der Welt ermöglichen.<br />

Gruppengröße, Setting<br />

In der Regel wird eine Gruppengröße von sieben bis zwölf Personen als ideal angesehen. Vier Teilnehmer gelten als<br />

Minimum. Die Gruppenmitglieder sitzen – ohne Tisch – im Kreis, so dass sich alle in die Augen sehen können.<br />

Hinzu kommen ein oder manchmal auch zwei Therapeuten. In Ausbildungsgruppen ist fallweise auch ein<br />

Beobachter anwesend, der nicht am Gruppengeschehen teilnimmt.<br />

Jedes Treffen dauert anderthalb bis zwei Stunden. In der Regel gibt es kein Programm oder vorformuliertes Ziel. Die<br />

Gruppenmitglieder initiieren und bestimmen durch ihre Beiträge den Verlauf des Gesprächs. Der Therapeut kann<br />

eine weitgehend passive Haltung einnehmen, aber auch aktiv in das Geschehen eingreifen. Seine wichtigste Aufgabe<br />

ist es, die unbewusste Kommunikation der Mitglieder untereinander und die Widerstände der Einzelnen gegen<br />

Veränderungen zu beobachten und zu deuten. Seine Rolle und seine Reaktionen sind zudem abhängig von der<br />

zugrunde liegenden Therapieform (siehe oben: Die verschiedenen Schulen). In der analytischen<br />

Gruppenpsychotherapie ist einerseits die freie Assoziation der Teilnehmer wichtig, andererseits die Deutungskraft<br />

des Therapeuten.

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