Volksmusik-Star Melanie Oesch: - BLS AG

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8 INTERVIEW Jodlerin Melanie Oesch Interview Text: Thorsten Kaletsch Fotos: Peter Mosimann «Gewisse Momente berühren mich sehr». Melanie Oesch Melanie Oesch: «Ich musste lernen, Nein zu sagen» Melanie Oesch (21) ist das Aushängeschild der Volksmusikformation «Oesch’s die Dritten». Die Jodlerin aus Schwarzenegg geniesst den aktuellen Erfolg in vollen Zügen. Im Interview spricht Sie über Schlagzeilen, Tränen und Träume.
Streifzug: Melanie Oesch, wann haben Sie das letzte Mal geweint? Melanie Oesch: Öffentlich wohl in der Sendung «Die grössten Schweizer Hits», als feststand, dass wir mit unserem Song «Ku-Ku-Jodel» gewonnen hatten. Ich bin aber generell nahe am Wasser gebaut – ein Film oder ein gutes Musikstück kann mich zu Tränen rühren. Auch auf der Bühne erlebe ich sehr intensive und aufwühlende Momente. Manchmal habe ich das Gefühl, dass gewisse Stimmungen einfach nicht mehr zu toppen sind. Und dass ich in diesen magischen Momenten Leistungen erbringe, die ich später nie mehr erreichen werde. Machen diese Erlebnisse süchtig? Ja, schon. Wann haben Sie das letzte Mal Nein gesagt? Das mache ich viel zu selten. Ich kann schlecht Nein sagen und will es immer allen recht machen. Wenn es dann soweit ist, merke ich manchmal, dass es mir zuviel wird. In den letzten zwei Jahren musste ich lernen, damit umzugehen. Die Erfolgswelle rund um «Oesch’s die Dritten» ist riesig – da müssen Sie schon aus Selbstschutz Absagen erteilen können. Genau. Das ist aber ein Prozess. Manchmal ist es schwierig, anderen zu erklären, dass nicht mehr alles möglich ist. Das Verständnis fehlt da und dort – und wir wollen ja auch nicht arrogant wirken. Momentan müssen wir mindestens so viele Anfragen ablehnen wie wir annehmen können und sind fürs ganze Jahr ausgebucht. Ende des letzten Jahres sagten Sie einmal, für 2009 wünschten Sie sich mehr Zeit für sich und zum Verarbeiten Ihres Erfolgs. Wie sieht es damit aus? Eigentlich sehr gut. Ich lasse mich weniger in unangenehme Situationen manövrieren und sage mir stattdessen «wenns nicht reicht, dann reichts halt nicht.» Das fällt mir zwar manchmal schwer, weil ich einen Drang zum Perfektionismus habe und immer alles so erledigen möchte, wie ich es mir vorgenommen habe. Dank unserer Planung hatten wir im Winter auch ein paar Auftritte weniger – jetzt geben wir aber wieder richtig Gas. Das Interesse an Ihrer Formation und Ihnen ist mit dem Sieg bei den «grössten Schweizer Hits» sprunghaft gestiegen. Stehen Sie gerne in der Öffentlichkeit? Ja, sonst wäre ich unglaubwürdig. Ich muss zwar nicht unbedingt im Mittelpunkt stehen, wenn man aber singt und auf der Bühne steht, sucht man diese Öffentlichkeit. Ich fi nde es schön, wenn uns die Leute an einem Auftrittsort begrüssen und sich freuen, dass man da ist. Ich gebe ihnen dann sehr gerne etwas zurück. Sie waren auch schon mit den negativen Seiten des öffentlichen Interesses konfrontiert: Ihnen wurden in den Medien Affären mit Stefan Mross und anderen Schlagerstars angedichtet. Am Anfang hat mich das sehr überrascht, weil ich keine Ahnung hatte, wie derartige Gerüchte überhaupt entstehen konnten. Ich fand diesen Einfallsreichtum eher belustigend. Mit der Zeit nervte es aber – vor allem, weil Leute aus meinem engen Umfeld darauf angesprochen wurden und wir böse Briefe und E-Mails erhielten. Ich habe gelernt, damit umzugehen. Wenn ich mich gegen diese Gerüchte gewehrt hätte, hätte ich mich wohl nur lächerlich gemacht. Immerhin haben Sie sich dann in einer Homestory in der «Schweizer Illustrierten» zusammen mit Ihrem Freund Othmar gezeigt – und damit mehr von Ihrer Privatsphäre preisgegeben, als Sie eigentlich wollten. Das stimmt, es war aber nicht eine direkte Reaktion auf diese Gerüchte. Die Anfrage lag schon lange vor – und ich hatte immer gesagt, dass ich das nicht will. Schliesslich willigte ich ein, mit dem klaren Hinweis, dass das eine einmalige Sache ist. Wenn man an einem Anlass Fotos von mir und meinem Freund macht, ist das okay – aber nicht im privaten Umfeld. Die Fotos für die Homestory haben wir bei einem Freund in einem Restaurant gemacht, nicht bei uns zu Hause. Seitdem ist es ruhiger geworden. Sind Sie zu ehrlich für dieses Metier? Wahrscheinlich sind wir das alle. Zu ehrlich und zu gutmütig. Wir haben immer das Gefühl, dass wir der Wahrheit verpfl ichtet sind und uns so zeigen müssen, wie wir wirklich sind. Aber das sehen in dieser Branche nicht alle so. Trotzdem möchte ich mich nicht ändern – und im Moment funktioniert es ja mit dieser Einstellung. Trotz Ihrer negativen Erfahrungen reizt es Sie, später einmal in den Journalismus einzusteigen. Warum? Ich bin ein sehr kommunikativer Mensch und mag die Sprache. Zudem erweitere ich gerne meinen Horizont, erörtere Themen, denke mich in neue Gebiete hinein und würde diese gerne anderen näher bringen. Es reizt mich auch, einmal auf der anderen Seite zu stehen und mitzuhelfen, dass weniger Unwahr- Miss Volksmusik und ihre Familie Die Volksmusik-Formation «Oesch’s die Dritten» aus Schwarzenegg eilt von Erfolg zu Erfolg: Im Dezember 2008 wurde ihr «Ku-Ku-Jodel» im Schweizer Fernsehen von 1,4 Mio. Zuschauern als «grösster Schweizer Hit» gewählt. Melanie Oesch (21) verkörpert zusammen mit ihren zwei Brüdern die dritte Generation der Familienband. Schon ihr Grossvater musizierte. Die Jodlerin hat die Matur absolviert und engagiert sich jetzt vollberufl ich für die Gruppe. Im Winter arbeitet sie nebenbei als Skilehrerin. » www.oesches.ch 9
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