SYSTEM DER POLITISCHEN OEKONOMIE
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ENTWICKLUNGSGESCHICHTE DES ARABISCH-ISLAMISCHEN WELTREICHES. 9<br />
durch besondere Verträge gegen bestimmte Tributleistungen sich ihren Besitz,<br />
ihre Erwerbsfähigkeit und ihre Religionsausübung sichern konnten. Charakteristischer<br />
Weise enthielt der Wortlaut dieser Verträge die Beifügung: „So lange<br />
Gott will!“<br />
§ 7. Aber Muhammed war nicht nur von seinem Glauben an den einzigen<br />
Gott durchdrungen und von idealen Rechtsempfindungen getragen, MUHAM-<br />
MED war auch ein Kenner des arabischen Volkscharakters und hat wohl schon<br />
zu Anfang seines Prophetenberufes GROSSEN ZIELEN EINER NATIONAL-ARABISCHEN<br />
POLITIK Rechnung getragen. Auch in seiner Brust wohnten zwei verschiedene<br />
Seelen. Seine Religion war ihm auch Politik und zwar � nicht nur Kirchenpo- 13<br />
litik. Muhammed wollte neben dem Jenseits auch das Diesseits gewinnen. Das<br />
arabische Volk, wie es damals war, mußte ein fast unüberwindliches Eroberungsheer<br />
liefern, sobald es nur gelingen wollte, die im höchsten Maße partikularistisch<br />
veranlagten Volksstämme zu einer nationalen Einheit zusammenzufassen.<br />
Die neue Religion allein mit ihrem Bekenntnis zu einem Gott und<br />
seinem Propheten konnte zwar eine begeisterte und unbedingt ergebene Gemeinde<br />
von einigen tausend Köpfen schaffen, zur Einigung der Nation genügte<br />
das nicht. Muhammed sah sich deshalb vor allem auch veranlaßt, die ERGIEBIG-<br />
STEN QUELLEN <strong>DER</strong> STAMMESFEHDEN zu verstopfen. Hier stand in erster Linie die<br />
BLUTRACHE. Sie wurde unter den Gläubigen BEI TODESSTRAFE VERBOTEN und durch<br />
eine Bußgeldleistung ersetzt. Weiter wurde dasWEINTRINKEN undHAZARDSPIELEN<br />
untersagt, weil auch hierdurch viel Feindschaft unter den Gläubigen entstanden<br />
ist und die vorgeschriebenen Gebetsübungen leicht vernachlässigt wurden.<br />
Diese Gebetsübungen versammelten fünfmal TÄGLICH DIE GLÄUBIGEN IN <strong>DER</strong><br />
MOSCHEE, wo dann sämtliche Handbewegungen des Vorbeters von den Anwesenden<br />
in genau gleichem Tempo nachgeahmt wurden. Dazu AN JEDEM FREITAG<br />
DIE PREDIGT, welche dem Führer der Gemeinde Gelegenheit bot, auch alle öffentlichen<br />
Angelegenheiten zur Sprache zu bringen. Man hat mit Recht gesagt:<br />
„Die Moschee war der Exerzierplatz der Muslimen, die hier als Araber endlich<br />
einmal gehorchen lernten“ ! Aber all das würde bei den so habgierigen Wüstenhelden<br />
nicht zugereicht haben, die nationale Einheit zu schaffen, wenn es<br />
Muhammed nicht gelungen wäre, aus der Gemeinde der Gläubigen eine GE-<br />
SCHÄFTSGEMEINDE mit ungewöhnlich reichen Gewinnaussichten zu machen und<br />
zwar selbst auf die Gefahr hin, damit als Prophet die Grenze des sittlich Berechtigten<br />
weit zu überschreiten.<br />
� § 8. Als Muhammed im Jahre 622 n. Chr. mit seinen FLUCHTGENOSSEN 14<br />
(Mohadschir) von Mekka nach Medina sich gerettet hatte, stand er und seine<br />
Gemeinde mit den Mekkanern auf dem Kriegsfuße. Mit der Zunahme der<br />
HÜLFSGENOSSEN aus Medina (El Anssar) erstarkte die kriegerische Macht der<br />
neuen Vereinigung. Deshalb konnten Ueberfälle und Gefechte gewagt werden.<br />
DIE dabei EROBERTE BEUTE WURDE VERTEILT und zwar so, daß 1/5 die Staatskas-<br />
www.vergessene-buecher.de Gustav Ruhland, System der politischen Oekonomie, Band 2