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SYSTEM DER POLITISCHEN OEKONOMIE

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ENTWICKLUNGSGESCHICHTE DES ARABISCH-ISLAMISCHEN WELTREICHES. 17<br />

in unmittelbarer Nähe gesichert, bis endlich die RESIDENZ <strong>DER</strong> ABBASIDEN (750 n.<br />

Chr.) NACH BAGDAD mitten in die eigentliche Kornkammer des Reiches wanderte.<br />

Auch im arabisch-islamischen Weltreiche ist also — wie einst in Rom — die<br />

Reichsregierung dem Getreide nachgezogen.<br />

Während die arabischen Eroberer die städtische Bevölkerung zumeist die<br />

ganze Strenge ihres Kriegsrechtes fühlen ließen, haben sie ausnahmslos DEN<br />

BAUER SCHONEND BEHANDELT. In einer Reihe von Fällen hören wir von großartigen<br />

BEWÄSSERUNGSANLAGEN, welche die arabische Regierung im Interesse der<br />

Landkultur, später auch im Interesse der Wasserversorgung der Städte habe<br />

ausführen lassen. Den Landwirten wurden aus der Staatskasse Millionen als<br />

MELIORATIONSKREDIT ZINSFREI zur Verfügung gestellt. DIE BLÜTE, WELCHE DAS LAND-<br />

WIRTSCHAFTLICHE GEWERBE unter der arabisch-islamischen Regierung ERREICHTE,<br />

ist selbst in Spanien und Sicilien inzwischen nicht wieder erreicht worden. Wie<br />

man auch die Literatur der Landwirtschaft zu fördern bemüht war, geht daraus<br />

hervor, daß schon damals ein LANDWIRTSCHAFTLICHER KALEN<strong>DER</strong> mit Angaben<br />

über die landwirtschaftlichen Arbeiten zu den verschiedenen Jahreszeiten erschienen<br />

ist.<br />

§ 17. Wie müssen HANDEL und GEWERBE sich entfaltet haben, nachdem innerhalb<br />

dieses gewaltigen Ländergebiets uneingeschränkter Freihandel und volle<br />

Freizügigkeit zur Geltung kamen! Schon unter den ersten Omaijaden-Chalifen<br />

Moawija und Addalmelik (661 – 705 n. Chr., 39 bis 83 H.) ist man allgemeiner<br />

zur GOLDWÄHRUNG über�gegangen und hat eine GEORDNETE PRÄGUNG ARABISCHER 27<br />

GOLDMÜNZEN begonnen. Die vorgeschriebenen Pilgerfahrten nach Mekka haben<br />

auch jetzt den Verkehr zwischen den entlegensten Gebieten des Reiches wesentlich<br />

gefördert. Die ORGANISATION <strong>DER</strong> REICHSPOST soll 930 Stationen gezählt<br />

und in der Provinz Irak allein dem Staate jährlich vier Millionen Franken gekostet<br />

haben. Die arabischen REICHSPOSTKURSBÜCHER sind unsere ersten geographischen<br />

Werke geworden. Die Leistungsfähigkeit dieser Reichspostanstalt war<br />

eine so hervorragende, daß sie gelegentlich den Transport ganzer Heeresabteilungen<br />

von Bassra und Kufa nach den indischen Provinzen übernehmen konnte.<br />

Wir haben in der Blütezeit des arabischen Welthandels zweifelsohne mit<br />

einem JÄHRLICHEN GELDUMSATZE VON MILLIARDEN zu rechnen. Dementsprechend<br />

finden wir eine UMFASSENDE AUSBILDUNG DES ZAHLUNGSVERKEHRS in diesem Weltreich<br />

mit GELDANWEISUNGEN, aber auch mit einem AUSGEDEHNTEN WECHSELVER-<br />

KEHR, dementsprechend ein gut durchgebildetes HANDELS- UND WECHSELRECHT.<br />

Sogar ganz moderne Fragen, wie die VERSTAATLICHUNG <strong>DER</strong> STÄDTISCHEN<br />

GRUNDRENTE finden wir im arabischen Weltreiche längst gelöst. Ein Abbasidenchalife<br />

Motasim fühlte sich in Bagdad nicht mehr behaglich und beschloß deshalb<br />

im Jahre 836 n. Chr. (221 H.) etwa 15 Meilen stromaufwärts sich eine neue<br />

Residenzstadt zu bauen. So entsteht mit einem Aufwande von etwa 200 Mil-<br />

www.vergessene-buecher.de Gustav Ruhland, System der politischen Oekonomie, Band 2

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