SYSTEM DER POLITISCHEN OEKONOMIE
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ENTWICKLUNGSGESCHICHTE DES ARABISCH-ISLAMISCHEN WELTREICHES. 25<br />
§ 25. Schonender behandelte Moawija DIE GELDGIER DES VOLKES. Die von<br />
Omar I. angesetzten Staatsdotationen wurden wieder ausgezahlt, nachdem in<br />
dem vorausgegangenen Bürgerkriege die Zahl der zu den höchsten Bezügen<br />
Berechtigten gelichtet war. Diese Dotationen wurden auch dadurch etwas gekürzt,<br />
daß man die 2 1/2 % der Armensteuer bei der Auszahlung zurück behielt.<br />
� Um trotzdem tunlichst reiche Mittel für den Chalifen übrig zu behal- 40<br />
ten, wurde das FINANZWESEN STRENG GEORDNET. In der Steuererhebung wurden<br />
den Statthaltern der Zentralkasse gegenüber in der Weise die Hände gebunden,<br />
daß Moawija das Steuersoll jeder Provinz einschätzte und vom Statthalter die<br />
Ablieferung dieser Summe alljährlich verlangte. Es ist begreiflich, daß der habgierige<br />
Chalife in diesen seinen Steuereinschätzungen nicht niedrig zu greifen<br />
gewohnt war. Die Provinz Irak z.B. hatte danach jährlich 100 Millionen Franken<br />
zu zahlen. Durch welche Erpressungen diese Summen aufgebracht wurden,<br />
war dem Chalifen gleichgültig. Wo es nötig war, wurden einfach durch<br />
Vermögenskonfiskationen bei den Reichsten die Barbestände der Steuerkassen<br />
ergänzt. Eine bessere Ordnung des Münzwesens, die erste Organisation<br />
der Reichspost, welche zugleich die Aufgaben der Geheimpolizei zu besorgen<br />
hatte, traten ergänzend hinzu. Und nachdem das Chalifat genügend gesichert<br />
schien, wurde auch wieder der vom Propheten befohlene „heilige Krieg“ gegen<br />
die Ungläubigen in Szene gesetzt. TRANSOXANIEN und CHORASSAM wurde erobert.<br />
Bis nach dem Indus drangen die siegreichen Heere vor. Der Raubzug gegen das<br />
byzantinische Reich führte zur ERSTEN BELAGERUNG VON KONSTANTINOPEL, die freilich<br />
erfolglos blieb.<br />
§ 26. NACH DEM TODE des gefürchteten MOAWIJA (680 n. Chr.) begann der BÜR-<br />
GERKRIEG VON NEUEM aufzulodern. Die frommen Muslime wollten KEINEN GLAU-<br />
BENSLOSEN ALS „FÜRST <strong>DER</strong> GLÄUBIGEN“ haben. Man hatte Jezyd freilich im Jahre<br />
670 n. Chr. als Nachfolger des Chalifen anerkannt. Aber diese Anerkennung<br />
konnte mit Recht als eine erzwungene bezeichnet werden. Man hielt sich deshalb<br />
durch dieselbe nicht gebunden. Von der Gegenseite wurde daraus gefolgert,<br />
daß Eide überhaupt nicht mehr bindend seien. Und bald ließ man � Eide, 41<br />
die einigermaßen als haltbar gelten sollten, fünfzig mal schwören. Dieser zweite<br />
Krieg der Strenggläubigen zur Beseitigung der Herrschaft der Glaubenslosen<br />
dauerte 13 Jahre (680 – 693 n. Chr.). Er wurde mit höchster Erbitterung<br />
geführt und endete abermals mit dem Siege der Omaijaden. Von den Soldaten<br />
des Chalifen, unter der Führung eines heidnischen Arabers, welcher seine Rache<br />
für Akraba an der Familie des Propheten haben wollte, wird HUSSEIN, der<br />
Sohn des Ali und Enkel des Propheten mit den besten Freunden der Prophetenfamilie<br />
bei KERBELA hingeschlachtet und der Kopf des Hussein an den Chalifen<br />
nach Damaskus geschickt. Auf dem Zuge gegen die heilige Stadt Medina, dem<br />
Hauptsitze der orthodoxen Partei, wurde den Soldaten des Chalifen doppelte<br />
Löhnung gegeben, Medina zerstört, die Moschee des Muhammed geschändet<br />
www.vergessene-buecher.de Gustav Ruhland, System der politischen Oekonomie, Band 2