SYSTEM DER POLITISCHEN OEKONOMIE
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ENTWICKLUNGSGESCHICHTE DES ARABISCH-ISLAMISCHEN WELTREICHES. 13<br />
PITULATIONEN vereinbart wurden, die naturgemäß der kriegerischen Eroberung<br />
gegenüber gewisse Begünstigungen geboten haben.<br />
Weiter spielte die BEKEHRUNG zum wahren Glauben eine einschneidende<br />
Rolle. Wer die kurze einfache Bekenntnisformel: „Es gibt nur einen Gott und<br />
Muhammed ist sein Prophet“, aussprach und die üblichen Verpflichtungen zu<br />
erfüllen bereit war, gehörte zur Gemeinde. Eingegliedert wurde er in das streng<br />
nach Familien und Stämmen organisierte Volk durch seine Annahme als KLIENT<br />
von � einem der arabischen Familienhäupter. Er gewann damit seinen AN- 20<br />
TEIL AN <strong>DER</strong> KRIEGSBEUTE, sobald er sich dem Kriegsdienst widmete. Unter allen<br />
Umständen PARTIZIPIERTE ER AN DEM UEBERSCHUSS <strong>DER</strong> ARABISCHEN STAATSKASSE. ER<br />
WAR DAMIT VON <strong>DER</strong> KOPFSTEUER BEFREIT. ABER AUF SEIN GRUNDEIGENTUM MUSSTE ER<br />
VERZICHTEN; das fiel im Interesse der Steuererträge an seine bisherigen Religionsgenossen<br />
zurück.<br />
Endlich gehören hierher die bereits erwähnten Bestimmungen über Beuteund<br />
Staatseinkommenverteilung: 1/5 der Kriegsbeute gehörte dem Staat, 4/5<br />
wurde unter die beteiligten Kriegsleute verteilt. Die Steuererträge kamen nach<br />
Abzug der Verwaltungskosten der betreffenden Provinzen ebenfalls in die Kasse<br />
der Zentralregierung, aus welcher die Ueberschüsse als Staatsdotationen an<br />
die Mitglieder des arabischen Volkes bis auf den Säugling an der Mutter Brust<br />
und den Klienten und gläubigen Sklaven verteilt wurden.<br />
§ 12. Um für die siegende Macht dieses Kriegsrechts einigermaßen eine<br />
richtige Vorstellung zu gewinnen, wird es notwendig sein, sich die ÖKONOMI-<br />
SCHEN VERHÄLTNISSE zu vergegenwärtigen, wie sie ZU BEGINN <strong>DER</strong> ISLAMISCHEN ER-<br />
OBERUNGEN waren.<br />
Die ahnenstolze Aristokratie von Mekka bezog ihr Haupteinkommen<br />
wahrscheinlich aus dem Karawanenhandel. Man rechnete dabei damals auf<br />
einen Gewinn von 50 bis 100 % des angelegten Kapitals. Eine Karawane repräsentierte<br />
den Wert von 5 bis 800 000 Frs. An einer solchen Karawane war<br />
eine Reihe von Geschäftsleuten beteiligt. Nicht jede Karawane kam unberaubt<br />
an ihrem Reiseziele an. Die häufigen Stammesfehden werden gewiß den geschäftlichen<br />
Verkehr auch nicht gefördert haben. Trotzdem waren diese Verhältnisse<br />
im Ganzen nicht ärmlich zu nennen. Die Silberwährung hatte seit<br />
längerer Zeit Geltung. Aber � die Geldbeträge, mit denen auch die Reichsten 21<br />
im Lande rechneten, waren nicht groß in unserem Sinne. Die höchste Ziffer,<br />
für welche die arabische Sprache ein einheitliches Wort besaß, war 1000. Der<br />
sprachliche Ausdruck für jede höhere Ziffer mußte durch Zusammensetzung<br />
gefunden werden. So bezeichnete man eine Million mit Tausend mal Tausend.<br />
Als nach den siegreichen Schlachten in Syrien einem Araber von seinen Landsleuten<br />
Vorhaltungen darüber gemacht wurden, daß er seinen Beuteanteil mit<br />
nur 1000 Frs. viel zu billig veräußert habe, soll dieser ganz erstaunt ausgerufen<br />
www.vergessene-buecher.de Gustav Ruhland, System der politischen Oekonomie, Band 2