SYSTEM DER POLITISCHEN OEKONOMIE
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ENTWICKLUNGSGESCHICHTE DES ARABISCH-ISLAMISCHEN WELTREICHES. 15<br />
In SICILIEN hausten die byzantinischen Steuerzahler 1 ) in einer so fürchterlichen<br />
Weise, daß die Einwohner sich empörten und die Muhammedaner zur Befreiung<br />
herbeiriefen. In SPANIEN war man gerade � damit beschäftigt, die zahlrei- 23<br />
chen Juden mit Gewalt zum Christentume zu bekehren. Jeder Abfall von der<br />
Zwangsreligion wurde bei ihnen mit Geißelung und Vermögenskonfiskation<br />
bestraft. Dazu kam eine maßlose Bedrückung der Bauern durch die Geistlichkeit<br />
und den gothischen Adel, der unter sich wieder fortwährend in Fehde lag.<br />
Auch hier war die herrschende Klasse der schlimmste Feind des Landes und<br />
die Masse der einheimischen Bevölkerung hat den Sieg der islamischen Waffen<br />
als eine Befreiung aus schwerer Not empfunden.<br />
§ 14. <strong>DER</strong> SIEGESZUG DES ISLAM mußte unter solchen äußeren und inneren<br />
Verhältnissen alle Erwartungen weit übertreffen.<br />
In der ENTSCHEIDUNGSSCHLACHT BEI BEDR (624 n. Chr., 2 H.) in welcher die<br />
junge Gemeinde um Muhammed ihre Existenz gegen die mekkanische Aristokratie<br />
zu verteidigen hatte, kämpften 306 Mann mit 70 Kamelen und 2 Pferden<br />
bei Muhammed gegen 950 Mann mit 700 Kamelen und 100 Pferden auf der<br />
feindlichen Seite. In der SCHLACHT BEI AKRABA (633 n. Chr., 11 H.), als ein Jahr<br />
nach des Propheten Tod die erwachten Abtrennungsgelüste unter den arabischen<br />
Stämmen niedergeschlagen und die nationale Einheit mit Waffengewalt<br />
wieder hergestellt wurde, kämpften 4000 Muslims gegen 8000 Gegner. In der<br />
ENTSCHEIDUNGSSCHLACHT GEGEN DIE BYZANTINER IN SYRIEN AM HIROMAX im Jahre 636<br />
n. Chr., 15. H. und also nur drei Jahre nach der Schlacht bei Akraba kämpften<br />
25 bis 30 000 Muslims gegen 80 000 Byzantiner und Armenier. Nur ein Jahr<br />
später in der SCHLACHT BEI KADESIA, welche das Perserreich unterworfen hat,<br />
standen 38 000 Araber 80 000 Persern gegenüber. Im Jahr 636 n. Chr. sollen<br />
höchstens 80 000 Mann außerhalb der Heimat gestanden sein. Für das Jahr<br />
650 n. Chr. wird das Heer des Islam auf 250 000 bis 300 000 Mann geschätzt.<br />
Im � Jahre 651 n. Chr., also 29 Jahre, nachdem Muhammed aus Mekka nach 24<br />
Medina flüchten mußte, um sein Leben zu retten, beherrschte der Islam ein<br />
Gebiet in der Ausdehnung von etwa der Hälfte Europas; 120 Jahre später umfaßte<br />
das arabisch-islamische Weltreich ein Gebiet von der Ausdehnung des<br />
europäischen Kontinentes und noch einmal die Fläche von Deutschland und<br />
Oesterreich-Ungarn hinzugerechnet. Von den Säulen des Herkules und dem<br />
großen Ozean des Westens bis zu den fabelhaften Meeren der Finsternis, wie<br />
die Araber den indischen Ozean nannten, dehnte sich der von ihnen unterjochte<br />
Teil der Erde aus.<br />
§ 15. Als ORGANISATOR DIESES WELTREICHES haben wir den bereits wiederholt<br />
genannten Chalifen OMAR I. zu bezeichnen. Die aus der Gemeinde gegebene<br />
Anregung, eine GEORDNETE STAATSBUCHHALTUNG einzuführen, fand bei ihm vol-<br />
1 ) Soll wohl Steuereintreiber heissen.<br />
www.vergessene-buecher.de Gustav Ruhland, System der politischen Oekonomie, Band 2