Handbuch um.welt - VNB
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Anhaltender Verlust der Biologischen Vielfalt<br />
Zurzeit schwindet die Biologische Vielfalt <strong>welt</strong>weit in einer Geschwindigkeit, wie sie in der Geschichte<br />
vorher nicht beobachtet wurde. Die aktuelle Rate des globalen Artensterbens übersteigt<br />
die angenommene natürliche Aussterberate <strong>um</strong> das 100- bis 1.000-fache. Nach Daten der Weltnaturschutzorganisation<br />
IUCN (International Union for Conservation of Nature) sind derzeit <strong>welt</strong>weit<br />
mehr als 16.000 Arten vom Aussterben bedroht, darunter etwa ein Viertel aller Säugetiere, ein Drittel<br />
aller Amphibienarten und 12 % der Vogelarten.<br />
Bei den Ökosystemen zeigt sich ein ähnliches Bild: z. B. wird jährlich eine Waldfläche von 13 Millionen<br />
Hektar zerstört. 23<br />
Auch in Deutschland ist es <strong>um</strong> die heimische Natur nicht gut bestellt: 72 % aller Lebensrä<strong>um</strong>e sind<br />
gefährdet oder sogar akut von Vernichtung bedroht, so die Rote Liste der Biotoptypen von 2006.<br />
Schuld daran ist der Mensch, vor allem der Lebensstil in den westlichen Industriestaaten. Denn so<br />
ist z. B. die Artenvielfalt insbesondere durch die direkte Übernutzung von Beständen und durch den<br />
Lebensra<strong>um</strong>verlust bedroht, wie das Beispiel des sibirischen Tigers zeigt. Die Vielfalt der Lebensrä<strong>um</strong>e<br />
ist bedroht durch Bebauung, Zerschneidung und Zerstörung (Straßen- und Siedlungsbau),<br />
Intensivierung der Land- und Forstwirtschaft unter verstärktem Einsatz von Pestiziden / Dünger<br />
und Entwässerung, Begradigung und Eindeichung von Fließgewässern, durch den Eintrag von<br />
Schad- und Nährstoffe in die Luft, die Meere, die Flüsse und die Böden. Nicht zuletzt durch den<br />
Klimawandel, der bereits jetzt durch die Erderwärmung ökologisch sensible Ökosysteme, wie die<br />
Polarzonen bedroht. Außerdem ist die genetische Vielfalt durch die Einengung des Spektr<strong>um</strong>s genutzter<br />
Arten, Rassen und Sorten in der Landwirtschaft bedroht. Der Verlust an Biologischer Vielfalt<br />
ist aber nicht nur aufgrund des Eigenwertes der Natur besorgniserregend. Denn die Biologische<br />
Vielfalt ist die „Datenbank der Natur“, Rohstoffbasis einer wachsenden Weltbevölkerung und Lebensversicherung<br />
vor allem für die Menschen in armen Ländern, kurz: Sie sorgt für die Grundlagen<br />
unserer Existenz. Die Natur liefert Nahrung, sauberes Wasser, fruchtbare Böden, Brennstoffe und<br />
Medikamente. Insekten sichern unsere Ernten, indem sie Obst- und Gemüsepflanzen bestäuben.<br />
Wälder schützen uns vor Überschwemmungen, speichern große Mengen Kohlendioxid und wirken<br />
damit gegen den Klimawandel. Die Palette der Leistungen der Natur ist so vielfältig wie die Natur<br />
selbst. 24<br />
Vielfach treffen die Folgen einer abnehmenden Biodiversität als erstes die arme ländliche Bevölkerung<br />
der Erde, da diese häufig unmittelbar von Ökosystemdienstleistungen abhängig und Substitute<br />
für sie nicht zugänglich oder erschwinglich sind. 25<br />
23 http://www.bmu.de/dossier_biologische_vielfalt/doc/45491.php, Mai 2010.<br />
24 Ebd.<br />
25 Shigeo Yachi / Michel Loreau (1999): Biodiversity and ecosystem productivity in a fluctuating environment: The insurance<br />
hypothesis. Proceedings of the National Acadademy of Science USA 96, S. 1463–1468. Bundesamt für Naturschutz (2007):<br />
Biologische Vielfalt – das Netz des Lebens. Rettet den Regenwald, den Reicht<strong>um</strong> der Regenwälder bewahren, Nr. 5/10.<br />
Josef H. Reichholf (2000): Der tropische Regenwald-Die Ökobiologie des artenreichsten Naturra<strong>um</strong>s der Erde, Fischer<br />
Verlag. Bundesministeri<strong>um</strong> für Um<strong>welt</strong>, Naturschutz und Reaktorsicherheit (2000): Anhaltender Verlust der biologischen<br />
Vielfalt (Artikel).<br />
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