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Handbuch um.welt - VNB

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werden. Die längere Stillzeit trug auch dazu bei, die Geburtsrate in einem Vierjahrestakt zu balancieren.<br />

Das Abstillen erfolgte nicht ohne Schwierigkeiten. Hierfür verwendeten die Frauen eine<br />

Paste aus der dcha-Wurzel (Lat.: Citrullus naudinianus) die sie auf ihre Brustwarzen auftrugen, in<br />

der Hoffnung, dass der bittere Geschmack ihr Kind nun vom Stillen abhalten würde. 25<br />

Tragefell (SchatzKiste Nr. 3)<br />

Obwohl Ju/‘Hoansi Männer als liebevolle, nachgiebige Väter gelten, wird erst später eine tiefere Beziehung<br />

zu ihren Kindern etabliert. Erst wenn ihre Kinder das fünfte oder sechste Lebensjahr erreichen,<br />

wird eine sinnvolle Beziehung geschaffen, besonders bei Söhnen, die ihren Vätern bei der Jagd<br />

helfen. Als Resultat der oben erwähnten Scherz- bzw. Meide-Beziehungen entsteht so eine enge Beziehung<br />

zwischen Großeltern und ihren Enkelkindern, besonders wenn zwei Personen einen Namen<br />

teilen. Marjorie Shostak weist darauf hin, dass diese Beziehung immer wieder vertieft wird, denn<br />

ältere Menschen und Kinder beschäftigen sich eher wenig mit der Nahrungssuche und haben daher<br />

mehr Zeit, die sie miteinander verbringen können. In der Regel vertrauen Kinder ihren Großeltern<br />

sogar mehr als ihren Eltern: Geheimnisse und intime Gespräche finden also Platz zur Äußerung. 26<br />

Von einem sehr jungen Alter an lernten Ju/‘Hoansi Kinder das Teilen. Ihre Eltern dienten als Vorbild,<br />

da sie das gejagte Fleisch mit dem gesamten Camp teilten. Auch beim Spielen mit anderen<br />

Kindern wurde das Teilen gelernt. Es gab viel Spielzeit für Kinder, denn ihre Eltern hielten es für<br />

ineffizient, sie beim Jagen und Sammeln mitzunehmen, weil sie die längeren Fußmärsche ka<strong>um</strong><br />

durchhielten. Das Camp bot Kindern einen sicheren Spielplatz, wo es vertraute Menschen und keine<br />

gefährlichen Gegenstände gab (die mit Gift angestrichenen Pfeile wurden außer Reichweite der Kinder<br />

aufbewahrt). Die Spielkameraden eines Kindes waren wie viele Aspekte der Ju/‘Hoansi Kultur<br />

saisonal abhängig: z<strong>um</strong> Beispiel gab es in der Trockensaison, wenn mehrere Familien sich an permanenten<br />

Wasserquellen versammelten, eine große Spieltruppe. Das Spielverhalten war keineswegs<br />

Gender-definiert, d.h. es gab keine überwiegenden „Mädchenspiele“ oder Erwartungen an Jungen,<br />

„kämpferische Spiele“ durchzuführen. 27 In der Tat waren solche Spiele ka<strong>um</strong> konkurrenzbetont,<br />

denn die Ju/‘Hoansi-Verhaltensregeln vermeiden Hierarchien und egozentrisches Verhalten.<br />

25 Shostak, Marjorie (1983): Nisa: The Life and Words of a !Kung Woman. New York: Vintage, S. 45–46.<br />

26 Shostak, Marjorie (1983): Nisa: The Life and Words of a !Kung Woman. New York: Vintage, S. 50.<br />

27 Ebd. S. 107–108.

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