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Handbuch um.welt - VNB

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zeichnet72, ist eine blätterlose sukkulente Pflanze mit dicken, zylinderförmigen gräulich-grünen<br />

bis grau-braunen Ästen, die aufrecht wachsen und mit röhrenförmigen Stacheln bedeckt<br />

sind (Van Heerden 2008:435). Hoodia gordonii kann bis zu einer Größe von 450 mm wachsen.<br />

Ihre tellerförmigen Blüten erreichen einen Durchmesser von 50 bis zu 100 mm. Die blassrosa,<br />

violetten Blüten mit einem roten Stempel, riechen unangenehm nach verfaultem Fleisch.<br />

Hoodia und die Nutzung durch die San<br />

Wahrscheinlich wurde Hoodia schon Jahrhunderte von den San genutzt, doch die erste aufgezeichnete<br />

Nutzung der Pflanze stammt von Francis Masson, der bei seinem Besuch in Südafrika entdeckte,<br />

dass die Äste von der südafrikanischen Bevölkerung verzehrt werden. 73<br />

In den betrachteten Quellen wird beschrieben, dass die San Hoodia bei der Jagd nutzen, <strong>um</strong> sich<br />

zu stärken und das Hunger- und Durstgefühl zu unterdrücken. Weiterhin wird berichtet, dass das<br />

Kauen eines Hoodia-Stückes die San davor bewahre, die erjagte Beute schon vor der Rückkehr zu<br />

verspeisen. Allerdings ist diese Version eher abwertend und beleidigend. 74 Möglicherweise bezieht<br />

sich diese Behauptung auf das Anrecht der Jäger die Leber des Tieres noch an Ort und Stelle zu<br />

verzehren und bei andauerndem Hungergefühl auch noch weitere Teile der Beute zu essen, bis der<br />

Hunger gestillt ist. Sind die Jäger weit von ihrem Camp entfernt, werden die leicht verderblichen<br />

oder die schwersten Teile des Tieres verzehrt. 75 Unbestritten ist, dass die San Hoodia als Hungerund<br />

Durststiller nutzen. Die saftigen Äste der Hoodia speichern Wasser, das in den Trockenzeiten<br />

als Wasserquelle genutzt wird. Hoodia wird von den San nicht nur als Hunger- und Durststiller<br />

genutzt, sondern auch als Medizin gegen Erkrankungen, wie z<strong>um</strong> Beispiel die Behandlung von Hämorriden,<br />

Tuberkulose, Diabetes, Verdauungsstörungen, Bluthochdruck, Bauchschmerzen, Grippe,<br />

Asthma und Augenschmerzen. Ebenso wird Hoodia auch zur Steigerung der Potenz verwendet. 76<br />

In Botswana wird die Hoodia currorii zur rituellen Reinigung nach dem Tod eines Menschen genutzt,<br />

<strong>um</strong> die Todesursache herauszufinden. Ebenso wird Hoodia mit anderen Knollen vermengt<br />

und auf den Körper gerieben, <strong>um</strong> das Unglück fernzuhalten. Eine ähnliche Zubereitung und Anwendung<br />

wird verwendet, <strong>um</strong> die Fruchtbarkeit des Viehs zu fördern. Viele der Hoodia-Sorten werden<br />

zudem rituell angewandt, <strong>um</strong> den Ernteertrag zu steigern, <strong>um</strong> das Feld vor Sonnenstrahlen<br />

zu schützen und sexuell übertragbare Krankheiten zu behandeln (Hargreaves/Turner 2002; zit. n.<br />

Wynberg/Channells 2009:94). Einige dieser unterschiedlichen Nutzarten können ausschließlich<br />

den San zugeordnet werden, doch aufgrund der vielen verschiedenen Hoodia-Gattungen und der<br />

weiten Verbreitung wird die Pflanze auch von anderen in der Region lebenden indigenen Gruppen<br />

genutzt, wie beispielsweise den Nama, Damara und Topnaar. Wie auch die San nutzten diese Grup-<br />

72 Tibe, O. / Modise, D. M. / Mogotsi, K.K. (2008): Potential for domestication and commercialization of Hoodia and Opuntia<br />

species in Botswanan. African Journal of Biotechnology 7(9): 1199–1203.<br />

73 Masson, Francis (1796): Stapeliae novae: Or, a Collection of Several New Species of that Genus discovered in the Interior<br />

Parts of Africa. London: W. Bulmer & Co, S. 24.<br />

74 Wynberg, Rachel (2004): Rhetoric, Realism and Benefit Sharing: Use of traditional Knowledge of Hoodia Species in the<br />

Development of an appetite Suppressant. Journal of World Intellectual Property. 7(6): 851-876.<br />

75 1976 Sharing, Talking, and Giving: Relief of Social Tension among the !Kung. In: Richard B. Lee / Irven De Vore (Hrsg.):<br />

Kalahari Hunter-Gatherers. Studies of the !Kung San and Their Neighbours. Cambridge: Harvard University Press, S. 358.<br />

76 Wynberg, Rachel / Chennells, Roger (2009): Green Diamonds of the South: An Overview of the San-Hoodia Case. In: Rachel<br />

Wynberg / Doris Schroeder / Roger Chennells (Hrsg.): Indigenous People, Consent and Benefit Sharing: Lessons from the<br />

San-Hoodia Case. Heidelberg: Springer, S 94.

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