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“Landschaftsbildbeeinträchtigungssteuer”<br />
Die Gemeinde Wursten in Schleswig-Holstein hat im Juli eine Landschaftsbildbeeinträchtigungssteuer<br />
erfunden und beschlossen<br />
Von Britta Marold<br />
Was erstmal ziemlich lächerlich<br />
klingt, ist aber traurige Realität. Nach<br />
Abschaffung der Gewerbekapitalsteuer<br />
haben die Gemeinden durch das<br />
kommunale Abgabengesetz 1996 die<br />
“Erlaubnis” erhalten, eigene Steuern<br />
zu erheben.<br />
Die Gemeinde Wursten hat sich nun<br />
diese unsägliche Steuer ausgedacht,<br />
zahlbar von den Windkraftwerksbetreibern<br />
in der Gemeinde.<br />
Herrr Skorniakow, stellvertretender<br />
Gemeindevorstand, ist sehr zufrieden<br />
mit der neuen Steuer und berichtet<br />
stolz, dass sie viele Anfragen dazu<br />
aus anderen Gemeinden erhalten.<br />
Er bestritt vehement, dass es sich<br />
dabei um eine Steuer auf Anlagen<br />
für regenerative Energien handelt.<br />
Sie hinge von der Höhe der Gebäude<br />
ab und sei von allen Industrien<br />
zu zahlen, z.B. auch für Sendemasten<br />
der Telekom und anderer<br />
Industrieanlagen. Auf meine<br />
Frage, welcher Industriebetrieb in<br />
der Gemeinde Wursten denn noch<br />
zahlen müsse, sagte er: “Wir haben<br />
hier sonst nichts.”<br />
Ah ja.<br />
Windenergievergütung 1999<br />
Statistisches Bundesamt errechnet neue Vergütungshöhe<br />
Die Vergütung für Windenergie wird<br />
im kommenden Jahr 16,524 Pf/kWh betragen.<br />
Das sind rund 1,6% weniger<br />
als in diesem Jahr. Der Preis berechnet<br />
sich aus den Durchschnittserlösen der<br />
EVU von 1997, ermittelt durch das Statistische<br />
Bundesamt: Gezahlt werden<br />
90% dieser Erlöse. Durch den kom-<br />
menden Wettbewerb auf dem Strommarkt<br />
werden die Preise weiter sinken.<br />
Das Bundeswirtschaftsministerium<br />
rechnet mit 20 %.<br />
Die Situation für die Windkraftwerksbetreiber<br />
wird sich dadurch weiter<br />
verschärfen.<br />
Foto: C.-D. Wolf<br />
Wie man es nicht machen sollte<br />
Das „großzügige“ Angebot des RWE an die Stadtwerke Erkrath<br />
von Britta Marold<br />
Nach jahrelangen Auseinandersetzungen<br />
und Verhandlungen gelang es<br />
der Stadt Erkrath am 1.7.1997, das Mittelspannungsnetz<br />
vom RWE zu übernehmen.<br />
Ziel war es, die Möglichkeiten<br />
der ökologischen Nutzung des<br />
Netzes wahrzunehmen und z.B. regenerative<br />
Energien ins Netz einzuspeisen.<br />
Als erste Maßnahme beschloß der<br />
Aufsichtsrat der Stadtwerke, die seit<br />
längerem „angedachte“ Planung zur<br />
Umrüstung des vorhandenen Fernheizwerkes<br />
zu einer Kraft-Wärme-<br />
Kopplungsanlage konkret in Angriff<br />
zu nehmen. Dass dem RWE die Intention<br />
der Stadt anscheinend entgangen<br />
ist, zeigt ein pünktlich zur entschei-<br />
denden Aufsichtratssitzung gesendeter<br />
Brief, aus dem hier in Ausschnitten<br />
zitiert sei:<br />
„(... )Unter dem Blickwinkel des künftig<br />
verstärkten Wettbewerbs in der Energiewirtschaft<br />
und der damit verbundenen<br />
Erwartung sinkender Strompreise<br />
besteht allerdings das Risiko, daß<br />
sich die Wirtschaftlichkeit nicht wie<br />
erwartet einstellt. Hinzu kommt, daß<br />
Energiesparmaßnahmen mittel- bis<br />
langfristig greifen und somit zu einer<br />
Reduzierung der Wärmeabgabe führen.<br />
Nach ausführlichen Gesprächen<br />
mit Ihnen sind wir im Sinne einer partnerschaftlichen<br />
Zusammenarbeit und<br />
zur Minimierung Ihres wirtschaftlichen<br />
Risikos bereit, für eine noch abzustim-<br />
mende Teilleistung bzw. für die geplante<br />
Kraftwerksleistung den Stadtwerken<br />
Erkrath den erwarteten wirtschaftlichen<br />
Vorteil der Errichtung eines<br />
Blockheizkraftwerks- abzüglich eines<br />
Abschlags von 10% wegen Entfall<br />
von Risiken- durch eine Ersatzlieferung<br />
gutzubringen. (... )“<br />
Für die, die Witze gerne erklärt bekommen:<br />
Das RWE findet sich freiwillig<br />
bereit, den Stadtwerken kostenlosen<br />
Strom zu liefern, damit diese keine<br />
KWK-Anlage bauen. Und das angeblich,<br />
um das Risiko der Stadtwerke zu<br />
mindern!<br />
Wie konnte uns nur bisher entgehen,<br />
wie besorgt das RWE um kleine<br />
Stadtwerke ist?<br />
Kommentar:<br />
Die Kopplung der Windstromvergütung<br />
an den Strompreis ist nicht sachgemäß.<br />
Die Möglichkeit der Markteinführung<br />
ist nur auf Basis der kostendeckenden<br />
Vergütung gegeben.<br />
24 Solarbrief 3/98<br />
des Solarenergie-Fördervereins