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Solarbrief 3/98<br />

Bundestagswahl<br />

Bündnisgrüne, ÖDP<br />

und PDS für kostendeckendeVergütung<br />

von Solarstrom<br />

Seite 9<br />

S O L A R E N E R G I E - F Ö R D E R V E R E I N E . V. <strong>SFV</strong><br />

B U N D E S G E S C H Ä F T S S T E L L E , A A C H E N<br />

Solarbrief 3/98<br />

des Solarenergie-Fördervereins<br />

Quote ...<br />

enttäuschend<br />

Warum die Quote für<br />

erneuerbare Energien<br />

trotz scheinbarer Vorteile<br />

nur Nachteile hat<br />

Seite 22<br />

Naturstrom AG<br />

Pro und Kontra<br />

Sprachrohr der Umweltverbände<br />

auf dem freien<br />

Markt oder Alibi für die<br />

Stromversorger?<br />

Seiten 14 bis 16<br />

1


Infostellen und Ansprechpartner des <strong>SFV</strong> Impressum<br />

Aachen,<br />

Bundesgeschäftsstelle<br />

Herzogstraße 6<br />

52070 Aachen<br />

Tel.: 0241/511616<br />

Fax.: 0241/535786<br />

Treffen mittwochs 20.00 Uhr<br />

Amberg /<br />

Amberg Sulzbach<br />

Hans-Jürgen Frey und Richard Birner<br />

Reichstr. 11, 92224 Amberg<br />

Tel.: 09621-23299 Fax: 09621-33193<br />

Berlin<br />

Reimar Krause, BIDS<br />

(Berl. Initiative d. Solarstromerzeuger)<br />

Schreiberring 5, 12101 Berlin<br />

Tel./Fax: 030-7852121<br />

Besichtigung eines vorbildl. Solarhauses<br />

möglich (b. Voranmeldung)<br />

Brüssel<br />

Mr. Brian Huebner<br />

Avenue de Mars, 58, B-1200 Bruxelles<br />

Tel. 0032-2-7341971 Fax 0032-2-7348301<br />

Für französischen Sprachraum. (Herr<br />

Huebner spricht auch Deutsch)<br />

Düsseldorf<br />

Treffen jeden 1. Mittwoch 20 Uhr im<br />

Büro der Greenpeace-Gruppe im Bürgerhaus<br />

Bilk/Salzmannbau, Himmelgeister<br />

Straße 107, 40225 Düsseldorf<br />

Peter Köhling<br />

Tel.: 0211-227095 Fax: 0211-227076<br />

Hellen S. Wobst Tel: 0211-9179944<br />

Krefeld<br />

Dr. Hans-Christian Mittag, NABU<br />

Richard-Strauss-Str. 53, 47800 Krefeld<br />

Tel.: 02151-587540 Fax: 02151-595211<br />

Köln<br />

AKEK Arbeitskreis Kostendeckende<br />

Einspeisevergütung Köln<br />

Hans Theo Sparbier-Conradus<br />

Tel.: 0221-603970<br />

Claus-Jürgen Schreiner<br />

Tel.: 0221-9320130 Fax:9320131<br />

Nordbayern<br />

Stefan Franke und Hermann Bähr<br />

Mackenmühle 1, 91785 Pleinfeld,<br />

Tel.: 09144-709 Fax: 09144-788<br />

e-Mail: sfv-nordbayern@t-online.de<br />

feste Bürozeit: Montags 17-19 Uhr.<br />

Regelmäßiger Solarstammtisch jede<br />

ungerade Woche Freitag 20.00 Café<br />

Riedel, Pleinfeld.<br />

Oldenburg<br />

Werner Altnickel<br />

Wilhelm-Kempin-Straße 55<br />

26133 Oldenburg<br />

Tel. u. Fax: 0441-46703<br />

Ostrhauderfehn<br />

Gerwin Schulte<br />

Sonnenenergie Zentrum<br />

19.00 Uhr jeden 2. Freitag im Monat<br />

Friesenstr. 28, 26842 Ostrhauderfehn<br />

Tel.: 04952-61391<br />

Ulm<br />

Manfred Bächler<br />

Haselnußweg 20, 89250 Senden<br />

Tel. u. Fax: 07307-24330<br />

Würzburg<br />

Alexander Linke, Roter Rain 6<br />

97204 Höchberg, Tel.: 0931-409542<br />

Jürgen Grahl, Am Hubland 16, Zi 2027<br />

97074 Würzburg, Tel.: 0931-702628<br />

Treffen jeden 2. Do im Monat<br />

Ort: Gaststätte “Till Eugenspiegel”,<br />

Sanderstraße 1a. Auch Nichtmitglieder<br />

sind willkommen.<br />

Wenn sich ein Vereinsmitglied für eine der unterstrichenen Info-Stellen<br />

entscheidet, dann fließen ein Drittel seines Beitrages und ein von ihm frei<br />

zu bestimmender Anteil seiner Spendengelder dieser Info-Stelle direkt zu.<br />

Vereinszeitschrift und<br />

Mitteilungsblatt<br />

Solarenergie-<br />

Förderverein e.V. (<strong>SFV</strong>)<br />

Bundesgeschäftsstelle<br />

Herzogstraße 6<br />

52070 Aachen<br />

Tel.: 0241 / 51 16 16<br />

Fax: 0241 / 53 57 86<br />

Internet: http://www.sfv.de<br />

Abopreis:<br />

20,- DM pro Jahr.<br />

Für <strong>Mitglied</strong>er ist der Bezugspreis<br />

im <strong>Mitglied</strong>sbeitrag enthalten.<br />

<strong>SFV</strong>-<strong>Mitglied</strong>schaft:<br />

120.-DM / jährlich,<br />

ermäßigt 45.-DM / jährlich<br />

Bankverbindung:<br />

Pax-Bank Aachen<br />

BLZ 391 601 91<br />

Vereins- und Beitragskonto<br />

KtoNr.: 100 541 50 19<br />

Spenden bitte nur auf unser<br />

Spendenkonto: 100 541 50 35<br />

Beiträge von:<br />

Hans R. Baumeister<br />

Ralf Bischof<br />

Georg Engelhard<br />

Wolf von Fabeck<br />

Rolf Fahle<br />

Hans-Josef Fell<br />

Regina Hagen<br />

Helmut Hardy<br />

Norbert Holle<br />

Rainer Klingholz<br />

Susanne Jung<br />

Britta Marold<br />

Hans-Peter Weiß<br />

Horst Weyrich<br />

Layout und Redaktion<br />

Susanne Jung<br />

Verantwortlich:<br />

Wolf von Fabeck<br />

Titelbild<br />

Inge Gauglitz<br />

Auflage: 5500 Stück<br />

ISSN 0946-8684<br />

<strong>Mitglied</strong>erversammlung des <strong>SFV</strong><br />

Ort: Aachen, Leonhardstr.18-20, Bischöfliche Akademie<br />

Datum: 6. November 1998, 19.00 Uhr<br />

Informationen zur Tagung der Bischöflichen Akademie im Anschluss<br />

an unsere <strong>Mitglied</strong>erversammlung finden Sie auf Seite 35.<br />

2 Solarbrief 3/98<br />

des Solarenergie-Fördervereins


Sehr geehrte, liebe <strong>Mitglied</strong>er<br />

und Freunde der Solarenergie,<br />

die Szene kommt in Bewegung,<br />

die Stromversorger werden aktiv.<br />

Grüne Tarife, Solarstrombörsen,<br />

Zukunftspfennige, gemeinsame<br />

Stiftungen mit Umweltvereinen für<br />

die Solarenergie, Beteiligungen an<br />

imposanten Forschungsvorhaben<br />

... Es fällt schwer, hier noch den<br />

Überblick zu behalten, und ein<br />

Wort zur Orientierung scheint angebracht.<br />

Lassen Sie mich deshalb auf das<br />

Grundproblem zurückkommen:<br />

Unser Ziel ist die Energiewende,<br />

die rasche Ablösung von Kohle,<br />

Gas und Atom durch die erneuerbaren<br />

Energien, durch die Sonnenenergie.<br />

Als konkurrenzlos beste<br />

Methode hat sich die kostendeckende<br />

Einspeisevergütung für<br />

Strom aus privaten Anlagen bewährt.<br />

Die Umlage der Mehrkosten<br />

nicht nur auf gutmeinende<br />

Solarbrief 3/98<br />

des Solarenergie-Fördervereins<br />

Idealisten, sondern auf alle Stromkunden<br />

ist für uns unverzichtbar -<br />

aus Gründen der Gerechtigkeit und<br />

wegen des finanziellen Potentials,<br />

das von Idealisten alleine nicht bereitgestellt<br />

werden kann.<br />

Ziel der Stromwirtschaft ist es<br />

dagegen, die Solarenergie möglichst<br />

langsam, wenn überhaupt,<br />

zur Marktreife gelangen zu lassen.<br />

Soweit die strategischen Ziele<br />

beider Seiten. Alles weitere ist taktisches<br />

Geplänkel.<br />

Die Dinge stehen nicht schlecht!<br />

Angesichts des steigenden öffentlichen<br />

Drucks zugunsten der kostendeckenden<br />

Vergütung (KV)<br />

glaubt die Stromwirtschaft offenbar,<br />

politische Entscheidungen für<br />

die KV nur noch verhindern zu<br />

können, wenn sie so tut, als täte<br />

sie selber genug. Ihre Aktivitäten<br />

haben genau dieses Ziel: Vortäuschung<br />

von Engagement bei garantierter<br />

Ineffektivität; publikumswirksamer<br />

Solar-Aktivismus.<br />

Fatal ist es vor diesem Hintergrund,<br />

wenn Fachleute aus dem<br />

Bereich der Umweltbewegung auf<br />

dieses „Theater” hereinfallen und<br />

den Stromversorgern wunschgemäß<br />

bescheinigen, daß sie „auf<br />

dem richtigen Wege seien“. Jede<br />

Äußerung, die als Zustimmung zum<br />

Solar-Aktionismus der Stromversorger<br />

verstanden werden kann,<br />

sollten wir unterlassen.<br />

Besondere Verantwortung tragen<br />

hier die Mitarbeiter der Umweltvereine<br />

und der Umweltzeit-<br />

schriften, aber auch Hersteller, Planer<br />

und Installateure von Solaranlagen.<br />

Ihr Lob oder Tadel für Maßnahmen<br />

der Stromversorger hat<br />

Gewicht in der Öffentlichkeit.<br />

Und nun komme ich zu einem<br />

heiklen Punkt. Hersteller, Planer<br />

und Installateure von Solaranlagen<br />

stehen unter dem wirtschaftlichen<br />

Zwang, Solaranlagen im Versorgungsbereich<br />

ihres Stromversorgers<br />

zu verkaufen. Von ihnen<br />

zu verlangen, sie sollten dessen<br />

Solarstrombörse, dessen Zukunftspfennig<br />

oder dessen grünen Tarif<br />

ausdrücklich ablehnen und stattdessen<br />

auf die KV warten, bedeutet,<br />

sie zum wirtschaftlichen<br />

Harakiri aufzufordern.<br />

Doch eine Bitte an unsere Freunde<br />

unter den Herstellern und Installateuren<br />

ist sicher legitim: Wer<br />

aus einer wirtschaftlichen Abhängigkeit<br />

heraus die KV nicht bei<br />

jeder Gelegenheit als das beste<br />

Modell loben kann, den bitten wir<br />

auch um entsprechende Zurückhaltung<br />

bei der öffentlichen Bewertung<br />

von Solarstrombörse und<br />

grünem Tarif.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Ihr Geschäftsführer<br />

3


Argumente Argumente für für die<br />

die<br />

Energiewende<br />

Energiewende<br />

3 ..... Leitartikel<br />

Keine Zustimmung zu den Alibiveranstaltungen<br />

der Stromwirtschaft!<br />

6 ..... Kostendeckende Vergütung für Solarstrom<br />

Grundsätze, ausführliche Erläuterung des<br />

Markteinführungsprogramms, Einbindung in<br />

den freien Strommarkt<br />

8 ..... Problem ist nicht die Gesetzeslage,<br />

sondern die Unkenntnis der Gesetze<br />

Leserbrief von Hans-R. Baumeister<br />

9 ..... Parteien zur Wahl<br />

Bündnisgrüne, ÖDP und PDS für Aufnahme<br />

der kostendeckenden Vergütung ins Stromeinspeisungsgesetz<br />

10 ... Frischer Wind aus Baden-Württemberg<br />

Ein Wirtschaftsminister fordert Bewegung<br />

10 ... Landtagsfraktion der hessischen Grünen<br />

für kostendeckende Vergütung<br />

Stellungnahme zum Abstimmungsverhalten<br />

von Gert Apfelstedt im Bundesrat<br />

11 ... Sensationelles Urteil in Regensburg<br />

“Die Bereitstellung von elektrischer Energie<br />

ist und bleibt eine gemeindliche Aufgabe und<br />

ist somit an den Bürgerwillen gebunden.”<br />

Rechtsverbindlichkeit eines Bürgerentscheids<br />

12 ... Folienvorlage: Dichtung und Wahrheit<br />

Was die Energiewirtschaft über das Potential<br />

der erneuerbaren Energien behauptet<br />

23 ... Keine Baugenehmigungen mehr für<br />

Kohle- und Atomkraftwerke!<br />

Konstruktiver Vorschlag zur Steigerung des<br />

EVU-Engagements für die erneuerbaren<br />

Energien<br />

27 ... “Blut für Öl”- eine Buchbesprechung<br />

Energiebereitstellung- eine Geschichte von<br />

kriegerischen Auseinandersetzungen<br />

36 ... Karte der Städte mit KV<br />

Naturstrom Naturstrom AG<br />

AG<br />

14 ... Verrät der <strong>SFV</strong> seine eigenen Ideale?<br />

Ein kritischer Leserbrief<br />

14 ... Naturstrom-AG Pro und Kontra<br />

Wie der <strong>SFV</strong> die Naturstrom AG sieht<br />

15 ... Ohne Durchleitungsgebühr<br />

Das Verfahren der Naturstrom AG<br />

16 ... Ein Eigentor der Naturstrom AG?<br />

Kritik an einer überhasteten Presseerklärung<br />

16 ... Neues von der Naturstrom AG<br />

Wer kann Solar- oder Windstrom an die<br />

NATAG verkaufen, wie sicher sind die Aktien<br />

und andere Auskünfte?<br />

Die Die Bremser<br />

Bremser<br />

17 ... forsa zu den Umfrageergebnissen der<br />

Stadtwerke in Lippstadt<br />

War die Umfrage zur Akzeptanz einer Strompreiserhöhung<br />

für Regenerative repräsentativ?<br />

21 ... Kritik an der Zusammenarbeit mit Gegnern<br />

der Energiewende<br />

Offener Brief von Ralf Bischof an den Präsidenten<br />

der DGS<br />

22 ... Quotenregelung für erneuerbare Energien?<br />

Nichts als Nachteile<br />

25 ... Denkmalschutz statt Klimaschutz<br />

Memminger Stadtrat schiebt den Riegel vor<br />

Blick Blick über über den den Zaun<br />

Zaun<br />

28 ... Energie aus dem Weltraum: solar erzeugt,<br />

militärisch genutzt<br />

Über die Ausbaupläne der zivilen amerikanischen<br />

Weltraumbehörde NASA<br />

29 ... MAI, ein Abkommen zur Vorherrschaft<br />

der Konzerne<br />

Mögliche Auswirkungen eines neuen Abkommens<br />

zum Schutz von Auslandsinvestitionen<br />

29 ... Teledesic - schon gehört?<br />

Bill Gates träumt vom großem internet-Monopol<br />

26 ... Biosolare Wasserstoffproduktion<br />

Ein Forschungsprojekt an der RWTH<br />

Aachen<br />

4 Solarbrief 3/98<br />

des Solarenergie-Fördervereins


Technik echnik und<br />

und<br />

Verbraucher erbraucher erbraucher- erbraucher<br />

Information<br />

Information<br />

15 ... Ohne Durchleitungsgebühr<br />

Das Verfahren der Naturstrom AG<br />

16 ... Neues von der Naturstrom AG<br />

Wer kann Solar- oder Windstrom an die<br />

NATAG verkaufen, wie sicher sind die Aktien<br />

und andere Auskünfte?<br />

25 ... Beginnt der Kampf um sichere<br />

Sonnenplätze?<br />

Welche rechtlichen Ansprüche hat ein Solaranlagenbesitzer,<br />

dessen Haus nachträglich<br />

verschattet wird?<br />

Nachrichten<br />

Nachrichten<br />

30 ... Atomares Endlager in München?<br />

30 ... Ungewöhnliche Werbestrategie von<br />

Siemens Solar<br />

30 ... BP erkennt Entwicklungschancen der<br />

Regenerativen<br />

30 ... Aprilscherz oder bare Münze?<br />

30 ... Auszug aus Wolfrums Buch<br />

31 ... Bündnisgrüne protestieren gegen<br />

Wolfrums Buch<br />

32 ... Größte Nürnberger PV-Anlage am<br />

Netz<br />

32 ... Commerzbank wirbt für kV<br />

32 ... Subventionsempfänger Steinkohle<br />

32 ... Unglaublich! Bundesverdienstkreuz<br />

für einen der großen Bremser<br />

32 ... Sonnenenergie-Paket der Isar-Amper-<br />

Werke<br />

Solarbrief 3/98<br />

des Solarenergie-Fördervereins<br />

Leserbriefe<br />

Leserbriefe<br />

8 ..... Problem ist nicht die Gesetzeslage,<br />

sondern die Unkenntnis der Gesetze<br />

Leserbrief von Hans-R. Baumeister<br />

14 ... Verrät der <strong>SFV</strong> seine eigenen Ideale?<br />

Ein kritischer Leserbrief von Helmut Hardy<br />

zur Naturstrom AG<br />

21 ... Kritik an der Zusammenarbeit mit Gegnern<br />

der Energiewende<br />

Offener Brief von Ralf Bischof an den Präsidenten<br />

der DGS<br />

23 ... Merkspruch von Gudula Beyse<br />

33 ... Siemens-Wechselrichter kommen ins<br />

Schwitzen<br />

Leserbriefe von Rainer Klingholz<br />

und Hans-Peter Weiß<br />

34 ... Dezentralisierung gefragt?<br />

Auszüge aus dem Leserbrief von<br />

Horst Weyrich<br />

Vereinsnachrichten<br />

ereinsnachrichten<br />

2 ..... Info-Stellen des <strong>SFV</strong><br />

18 ... Werbung um <strong>Mitglied</strong>er<br />

Beitrittsformular<br />

29 ... Einladung zur <strong>SFV</strong>-<strong>Mitglied</strong>erversammlung<br />

mit Tagungsprogramm der bischöflichen<br />

Akademie<br />

Impressum<br />

Impressum<br />

2 .....<br />

5


Kostendeckende<br />

Vergütung für Solarstrom<br />

Solarstrom braucht eine energische<br />

Markteinführung.<br />

In über 20 Städten und Gemeinden<br />

hat sich die kostendeckende Vergütung<br />

(KV) für Solarstrom als besonders<br />

wirkungsvolles Markteinführungsprogramm<br />

bewährt. Der Solarenergie-Förderverein<br />

schlägt deshalb<br />

kostendeckende Vergütung bundesweit<br />

vor.<br />

Solarstrom von Dächern und<br />

Fassaden unserer Städte hat das<br />

Potential, mehr als 20 % des<br />

deutschen Strombedarfs zu dekken.<br />

Doch Solarstrom kostet zur<br />

Zeit etwa zehnmal mehr als<br />

Strom aus Kohle und Atomkraft<br />

und hat deshalb im freien Strommarkt<br />

keine Chance.<br />

Die Stromwirtschaft kritisiert, die<br />

kostendeckende Einspeisevergütung<br />

stelle einen Verstoß gegen die Prinzipien<br />

des freien Marktes dar. Das ist<br />

richtig, doch gibt es höherwertige Gesichtspunkte:<br />

Die erneuerbaren Energien<br />

sind überlebenswichtig! Deshalb<br />

muß die neue Technik zunächst ertüchtigt<br />

werden, sich am freien Markt<br />

zu behaupten; Stichwort “Markteinführung”.<br />

Wer würde einen Nichtschwimmer<br />

zum Schwimmenlernen<br />

gleich ins tiefe Wasser stoßen?<br />

Zu wessen Aufgaben gehört die<br />

Markteinführung der Solarenergie?<br />

Als nächstes ist die Finanzierung<br />

zu klären... Der Ruf nach dem Staat als<br />

dem scheinbar unerschöpflichen Geldgeber<br />

liegt zwar nahe, ist aber in Anbetracht<br />

der hohen Kosten, der knappen<br />

Staatskassen und des allgemein<br />

angestrebten Subventionsabbaus<br />

eher unzeitgemäß... Die Stromwirtschaft<br />

setzt auf grüne Tarife: Interessierte<br />

Kunden sollen durch freiwillige<br />

Mehrzahlungen die Markteinführung<br />

übernehmen. Doch der Vorschlag<br />

scheint lebensfremd - oder verbirgt<br />

sich dahinter der heimliche Wunsch<br />

nach Ineffektivität? Der Solarenergie-<br />

Förderverein geht vom Verursacher-<br />

prinzip aus und kommt zu dem Schluß,<br />

daß die Markteinführung der Solarenergie<br />

eine Gemeinschaftsaufgabe<br />

aller Stromkunden ist. Wer Strom benötigt,<br />

soll dessen umweltfreundliche<br />

Herstellung auch bezahlen.<br />

Verpflichtung der Elektrizitätsversorgungsunternehmen<br />

(EVU) durch den Gesetzgeber<br />

ist überfällig<br />

Die organisatorischen Voraussetzungen<br />

für die Markteinführung der<br />

erneuerbaren Energien durch die Gemeinschaft<br />

aller Stromkunden können<br />

am besten die Elektrizitätsversorgungsunternehmen<br />

schaffen. Aus naheliegenden<br />

Gründen sperren sie sich<br />

allerdings gegen diese Verpflichtung.<br />

Deshalb war es nur konsequent, daß<br />

der Gesetzgeber im Stromeinspeisungsgesetz<br />

eindeutige Vorschriften<br />

erließ.<br />

Die etwa 16 Pf/kWh für Windstrom<br />

im norddeutschen<br />

Küstenbereich stellen eine “kostendeckende<br />

Vergütung” dar.<br />

Die Erfolge der Windenergie dort<br />

zeigen außerdem, daß es sich<br />

um eine wirkungsvolle<br />

Gesetzesmaßnahme handelt.<br />

Für Windenergie im Binnenland<br />

und insbesondere für die Erzeugung<br />

von Solarstrom reicht<br />

allerdings die Höhe der Vergütung<br />

noch nicht aus.<br />

Warum erhalten private Betreiber<br />

eine geringere Solarstromvergütung<br />

als die<br />

Elektrizitätsversorgungsunternehmen?<br />

Noch besteht eine krasse Unsymmetrie<br />

zwischen der finanziellen Vergütung<br />

für Strom aus Solaranlagen<br />

der Elektrizitätsversorgungsunternehmen<br />

und für Strom aus privaten<br />

Solaranlagen. Die Elektrizitätsversorger<br />

lassen sich ihre wenigen Solaranlagen<br />

aus Geldern der Kunden durch<br />

„grüne Tarife“ oder aus den Gewinnen<br />

der Aktionäre voll bezahlen. Sie<br />

nehmen sich (je nach Anlagengröße)<br />

Info 160<br />

Neubearbeitung<br />

1,50 DM bis 2,00 DM pro Kilowattstunde.<br />

Wer dagegen aus privater Initiative<br />

mit Solarstrom zur Entlastung<br />

der Umwelt beiträgt, soll mit 16 Pfennig<br />

auskommen. Die Erhöhung der<br />

Mindestvergütung für Solarstrom im<br />

Stromeinspeisungsgesetz ist deshalb<br />

überfällig.<br />

Das neue Energiewirtschaftsgesetz<br />

erlegt die Zahlungspflicht<br />

für Einspeisung von<br />

privat erzeugtem Solarstrom<br />

den Netzbetreibern auf<br />

Die EVU machen häufig geltend,<br />

ihre Konkurrenzfähigkeit würde durch<br />

Zahlung einer kostendeckenden Vergütung<br />

beeinträchtigt. Doch hier verbreiten<br />

sie eine Fehlinformation. Deshalb<br />

die folgende Richtigstellung: Im<br />

liberalisierten Markt wird unterschieden<br />

zwischen den Erzeugern von<br />

Strom und den Betreibern der Netze.<br />

Wirtschaftliche Trennung ist vorgeschrieben.<br />

Die Erzeuger von Strom stehen gegeneinander<br />

im Wettbewerb, doch sie,<br />

die Erzeuger, brauchen die Einspeisevergütung<br />

nicht zu bezahlen. Ihre<br />

Konkurrenzfähigkeit wird also nicht<br />

beeinträchtigt.<br />

Die Zahlung der Einspeisevergütung<br />

erfolgt durch den Betreiber des<br />

Verteilernetzes. Er darf diese Mehrkosten<br />

auf die Endkunden abwälzen,<br />

gleichgültig von welchem Stromerzeuger<br />

sie ihren Strom beziehen.<br />

§ 2, letzter Satz des neuen<br />

Stromeinspeisungsgesetzes<br />

besagt: „Mehrkosten auf Grund<br />

der §§ 2 und 4 können bei der<br />

Rechnungslegung der Verteilung<br />

oder Übertragung zugeordnet<br />

und bei der Ermittlung des<br />

Durchleitungsentgelts in Ansatz<br />

gebracht werden.“<br />

Die Endkunden können dem Netzbetreiber<br />

und seiner Durchleitungsgebühr<br />

nicht “weglaufen”, es sei denn,<br />

sie würden eigene Stromleitungen bauen.<br />

Da der Netzbetreiber als Inhaber<br />

des “natürlichen Netzmonopols” also<br />

6 Solarbrief 3/98<br />

des Solarenergie-Fördervereins


faktisch überhaupt nicht im Konkurrenzkampf<br />

steht, können Klagen über die angebliche<br />

Beeinträchtigung seiner Konkurrenzfähigkeit<br />

nicht überzeugen.<br />

Freiwillige Einführung der kostendeckenden<br />

Vergütung (KV) durch<br />

die EVU ist seit 1990 möglich.<br />

Neuerdings sind auch unterschiedliche<br />

Stromtarife im Versorgungsgebiet<br />

zulässig<br />

Eine Änderung der Bundestarifordnung<br />

Elektrizität durch den Bundesrat im Jahr<br />

1989 machte kostendeckende Vergütung<br />

für progressive EVU auf freiwilliger<br />

Grundlage möglich. Auch nach Inkrafttreten<br />

des neuen Energiewirtschaftsgesetzes<br />

am 28.4.1998 bleibt diese Möglichkeit<br />

erhalten. Die kostendeckende Vergütung<br />

kann durch jedes EVU eingeführt<br />

werden, welches ein Verteilernetz betreibt:<br />

Dieser Möglichkeit sind bis jetzt - meist<br />

auf Druck ihrer Eigner - etwa 20 westdeutsche<br />

EVU gefolgt. Die KV könnte<br />

auch im Konzessionsvertrag einer Gemeinde<br />

mit einem regionalen oder überregionalen<br />

EVU vereinbart werden, sogar nachträglich.<br />

Nach § 10 des neuen Energiewirtschaftsgesetzes<br />

sind nunmehr bei Vorliegen<br />

„sachlich gerechtfertigter Gründe“<br />

auch unterschiedliche Stromtarife in einem<br />

Versorgungsgebiet zulässig. Dies<br />

kann von Bedeutung sein, wenn nicht<br />

alle Gemeinden in einem größeren Versorgungsgebiet<br />

den Stromversorger zur<br />

Zahlung der kostendeckenden Vergütung<br />

auffordern.<br />

Wie erhält der Anlagenbetreiber<br />

die kostendeckende Vergütung?<br />

Der Netzbetreiber schließt einen verbindlichen<br />

Liefervertrag mit dem Solaranlagenbetreiber<br />

ab. Dem Solaranlagenbetreiber<br />

wird darin eine feste Vergütung<br />

des eingespeisten Solarstroms verbindlich<br />

und unkündbar für 20 Jahre zugesagt.<br />

Für den Netzbetreiber gehören nunmehr<br />

die Zahlungen für den Solarstrom<br />

zu den unvermeidbaren Kosten, die er<br />

auf die Durchleitungsentgelte aufschlagen<br />

kann. Die Umlage der Mehrkosten<br />

auf die Tarifkunden erfolgt mit der gleichen<br />

Berechtigung, wie die Umlage anderer<br />

Kosten, z.B. für die Entschwefelung<br />

und Entstickung der Kraftwerke. Das EVU<br />

/ Der Netzbetreiber teilt die Mehrkosten -<br />

nachdem sie entstanden oder aufgrund<br />

einer realitätsnahen Prognose absehbar<br />

sind - der Strompreisaufsicht mit und beantragt<br />

eine entsprechende Strompreiserhöhung.<br />

Nach der Bundestarifordnung<br />

BTO Elt, § 11, letzter Satz, muß die Strom-<br />

Solarbrief 3/98<br />

des Solarenergie-Fördervereins<br />

preisaufsicht dem Antrag stattgeben.<br />

Letztendlich werden diejenigen belastet,<br />

die den ins Netz eingespeisten<br />

Solarstrom verbrauchen, nämlich die<br />

Stromkunden. Sie bezahlen - wie schon<br />

weiter oben erwähnt - einen Aufschlag<br />

auf die Durchleitungsgebühr des Netzbetreibers,<br />

unabhängig davon, woher<br />

sie ihren konventionellen Strom beziehen.<br />

Sogar der Strom aus den französischen<br />

Atomkraftwerken der EdF würde<br />

ggf. mit einem Solarstromaufschlag<br />

des lokalen Netzbetreibers versehen.<br />

Wie stark werden die Stromkunden<br />

belastet? Wie groß ist die<br />

Akzeptanz?<br />

Durch einen entsprechenden Beschluß<br />

kann die Zahl der kostendekkend<br />

vergüteten Solaranlagen in der<br />

Weise “gedeckelt” werden, daß die<br />

Strompreiserhöhung für alle Stromkunden<br />

einen bestimmten Betrag, z.B. einen<br />

Pfennig pro Kilowattstunde (“Solarpfennig”)<br />

nicht überschreitet. Für<br />

den durchschnittlichen Stromverbraucher<br />

steigen damit die Ausgaben für<br />

Haushaltsstrom insgesamt um 80 Pfennig<br />

im Monat, für sparsame Stromkunden<br />

sogar noch weniger. Dies ist ein<br />

Betrag, der erheblich kleiner ist als der<br />

Betrag, um den die Stromkunden bei<br />

Wegfall des Kohlepfennigs entlastet<br />

wurden.<br />

Mehrere Umfragen ergaben bereits<br />

eine hohe Bereitschaft der Stromkunden<br />

zur Zahlung des Strompreisaufschlages,<br />

wenn dieser - das war ausdrückliche<br />

Bedingung - der Solarstromerzeugung<br />

zugute kommt. Eine vom<br />

RWE in Auftrag gegebene Umfrage<br />

erreichte sogar eine Zustimmung von<br />

80 %.<br />

Wer legt die Höhe der KV fest?<br />

Gibt es eine individuelle<br />

Berechnung? Werden auch<br />

unnötige Ausgaben erstattet?<br />

Die kostendeckende Vergütung<br />

deckt alle Kosten zum Bau und Betrieb<br />

der Solaranlage, auch die Kapitalbeschaffungskosten.<br />

Die zugestandene<br />

Rendite ergibt sich aus dem langfristigen<br />

durchschnittlichen Realzinssatz<br />

umlaufender Wertpapiere im Inland: 6,5<br />

% für Eigenkapital und 8 % für Fremdkapital.<br />

Das ist exakt die gleiche Rendite,<br />

die von der staatlichen Strompreisaufsicht<br />

auch den Stromversorgern<br />

für deren Investitionen zugestanden<br />

wird. Kosten, die vermeidbar wären,<br />

werden nicht vergütet. Um endlose<br />

Diskussionen darüber auszuschlie-<br />

ßen, legt die Strompreisaufsicht NRW alljährlich<br />

unter Mitwirkung der VDEW-<br />

Landesgruppe NRW, der Verbraucherzentrale<br />

NRW, EUROSOLAR und dem<br />

Städtetag NRW am Round Table regenerative<br />

nach gründlicher Marktbeobachtung<br />

eine anlegbare Einspeisevergütung<br />

fest.<br />

Die anlegbare Einspeisevergütung<br />

gilt unter der Voraussetzung einer<br />

Vertragslaufzeit von 20 Jahren und<br />

Volleinspeisung. Sie betrug für Anlagen,<br />

die bis zum 31.12.1996 ans<br />

Netz gingen, 2,01 DM/kWh. Für<br />

Solaranlagen, die später ans Netz<br />

gingen, beträgt sie 1,89 DM/kWh.<br />

Der letztgenannte Wert gilt bis zu<br />

einer Anlagengröße von 10 Kilowatt.<br />

Die so errechnete kostendeckende Vergütung<br />

wird inzwischen auch von den<br />

Preisaufsichten in Baden-Württemberg,<br />

Bayern, Hessen, Niedersachsen, Saarland<br />

und Schleswig-Holstein anerkannt. Die<br />

Einspeisevergütung für Strom aus Anlagen,<br />

die in den kommenden Jahren ans<br />

Netz gehen, wird entsprechend dem dann<br />

erreichten Preisniveau der Solartechnik<br />

voraussichtlich niedriger festgelegt werden.<br />

Unterschied zu bisherigen Markteinführungsverfahren:<br />

Privates<br />

Risikokapital wird mobilisiert und<br />

es entsteht ein Anreiz für Verbesserung<br />

und Verbilligung der Solaranlagen<br />

Die Aussicht auf eine marktübliche<br />

Rendite mobilisiert private Kapitalgeber.<br />

Sie investieren in private Solaranlagen<br />

und übernehmen Kosten und Risiko. Ihr<br />

eingesetztes Kapital erhalten sie erst im<br />

Verlauf von 20 Jahren - mit Zinsen - zurück.<br />

Da die Solarstrom-Einnahmen nur<br />

vom Ertrag der Anlage abhängen, wird<br />

jeder Betreiber versuchen, den Stromertrag<br />

zu maximieren und die Kosten zu<br />

minimieren - ein wirksamer Anreiz zur Auswahl<br />

der preisgünstigsten und technisch<br />

ausgereiftesten Anlagen!<br />

Die kostendeckende Vergütung unterscheidet<br />

sich von allen bisher bekannten<br />

Förderprogrammen: Nicht mehr der Bau<br />

einer Solaranlage wird durch Zuschüsse<br />

unterstützt, sondern die Einspeisung von<br />

Solarstrom ins öffentliche Netz wird angemessen<br />

vergütet. Dies reduziert unter<br />

anderem den erforderlichen Kontroll- und<br />

Genehmigungsaufwand auf die einfache<br />

Formel: Kein Solarstrom - kein Geld! So-<br />

7


laranlagen werden bis zum Ende der<br />

Vertragslaufzeit sorgfältig in Betrieb<br />

gehalten. Ein Mißbrauch von Fördermitteln<br />

ist unwahrscheinlich.<br />

Kostendeckende Vergütung -<br />

Investitionsförderprogramm<br />

mit hohem Arbeitsplatzeffekt<br />

Für einen finanziellen Anreiz, der<br />

erst in den folgenden 20 Jahren ausgezahlt<br />

wird, gehen private Investoren<br />

bei Errichtung ihrer Anlage<br />

mit dem vollen Investitionsbetrag<br />

in Vorleistung. Die kostendeckende<br />

Vergütung erweist sich damit als<br />

wirkungsvolles Investitionsförderprogramm.<br />

Sie versorgt eine wach-<br />

Das derzeitige Problem für die kostendeckende<br />

Vergütung ist nicht die faktische<br />

Gesetzeslage, sondern die Unkenntnis<br />

darüber Leserbrief von Hans-R. Baumeister, Heidelberg<br />

Da reibt man sich doch verwundert<br />

die Augen: Der Chefredakteur der Sonnenenergie<br />

& Wärmetechnik, einer der<br />

wichtigsten deutschen Fachzeitschriften<br />

im Bereich der erneuerbaren Energien<br />

kanzelt diejenigen als unflexible<br />

Rechthaber ab, die nach wie vor am<br />

Modell der kostendeckenden Vergütung<br />

festhalten. Wer jetzt noch die Finanzierung<br />

der kostendeckenden Vergütung<br />

über den Strompreis fordere,<br />

habe das Gebot der Stunde zur Zeit<br />

der Liberalisierung der Strommärkte<br />

nicht begriffen. Doch keine Panik, die<br />

Photovoltaik werde schon ihren Weg<br />

finden, durch die »grünen« Angebote<br />

der Energieversorger - sogenannte Solarstrombörsen<br />

etc.<br />

Die vermeintlich grünen Angebote<br />

der EVU können kurzfristig sicher dazu<br />

führen, daß manch ein Modulhersteller<br />

und manch ein Solarinstallateur<br />

kurzfristig recht gut ausgelastet sind.<br />

Jedoch daran zu glauben, daß eine<br />

Technologie, die noch derart weit von<br />

einer Marktfähigkeit entfernt ist wie<br />

die Photovoltaik, allein durch die Kräfte<br />

des Marktes und auf der Basis der<br />

Freiwilligkeit einzelner Idealisten marktfähig<br />

wird, zeugt von kaum zu überbietender<br />

Naivität und ökonomischer In-<br />

sende Zahl von Installateuren,<br />

Händlern und Produzenten mit<br />

Aufträgen.<br />

Außerdem führt die steigende<br />

Nachfrage zum Neubau von Produktionsanlagen<br />

und dies wiederum<br />

zur Ausnutzung aller sich ergebendenPreissenkungsmöglichkeiten.Eine<br />

Vielzahl bisher ungenutzter<br />

Forschungsergebnisse<br />

kann erstmals erprobt werden.<br />

Solaranlagen auf deutschen Dächern<br />

werden das Vertrauen der<br />

Schwellenländer in diese Technik<br />

stärken und sind eine gute Werbung<br />

für den Export.<br />

kompetenz. Wenn man feststellt, daß<br />

die Photovoltaik-Industrie in Deutschland<br />

mittel- und langfristig kaum eine<br />

Zukunft haben wird, falls sie politisch<br />

nicht nachdrücklich gewollt wird, so<br />

hat das überhaupt nichts mit Panik zu<br />

tun, sondern mit nüchterner Analyse<br />

der ökonomischen Realität.<br />

Solange die kostendeckende Vergütung<br />

nur in einzelnen Gemeinden eingeführt<br />

wird, reicht das Marktpotential<br />

selbstverständlich nicht aus. Darum<br />

muß es das Ziel bleiben, die kostendeckende<br />

Vergütung bundesweit einzuführen.<br />

Das Ringen in einzelnen Gemeinden<br />

bereitet den Weg dazu.<br />

Die neue Gesetzeslage steht dem<br />

nicht entgegen: Im aktuellen Stromeinspeisungsgesetz<br />

ist festgelegt, daß<br />

der Strom aus erneuerbaren Energien<br />

vom Betreiber des nächstgelegenen<br />

Netzes aufgenommen und vergütet<br />

werden muß. Die Bundestarifordnung<br />

Elektrizität, die schon immer die Voraussetzung<br />

für erhöhte Vergütungen<br />

war, gilt unverändert. Daraus ergibt<br />

sich eindeutig, daß die Kosten für die<br />

erhöhte Vergütung auf die Netzgebühr<br />

umgelegt werden können, das heißt,<br />

alle, die Strom durch das Netz leiten,<br />

müssen die erhöhte Vergütung bezah-<br />

Warum ist ein Bundesgesetz<br />

zur kostendeckenden Vergütung<br />

erforderlich?<br />

Zur Zeit ist kostendeckende Vergütung<br />

zulässig, aber nicht verpflichtend. Die Notwendigkeit<br />

einer bundesgesetzlichen Regelung<br />

wird umso deutlicher, je mehr EVU<br />

die Bitte der demokratisch gewählten Bürgervertretungen<br />

um kostendeckende Vergütung<br />

von Solarstrom mißachten. Insofern<br />

ist jeder gültige Ratsbeschluß zur Einführung<br />

der kostendeckenden Vergütung,<br />

dem das EVU nicht nachkommt, ein dringender<br />

Appell an den Bundestag zur Aufnahme<br />

der kostendeckenden Vergütung ins<br />

Stromeinspeisungsgesetz.<br />

len. Und das Netz ist bekanntlich ein<br />

natürliches Monopol. Der Wettbewerb<br />

zwischen den Stromerzeugern bleibt<br />

demnach davon unberührt. Das derzeitige<br />

Problem für die kostendeckende<br />

Vergütung ist nicht die faktische<br />

Gesetzeslage, sondern die Unkenntnis<br />

darüber!<br />

Den Photovoltaik-Firmen geht es<br />

zumeist ums nackte Überleben. Sie<br />

müssen darum jeden sich kurzfristig<br />

anbietenden Strohhalm ergreifen. Verbände,<br />

Solar- und Umweltvereine und<br />

Fachzeitschriften sollten jedoch den<br />

Mut haben, gemeinsam das zu fordern,<br />

was für eine nachhaltige Förderung<br />

der Photovoltaik notwendig ist, statt<br />

zunehmend mit den »Henkern« der erneuerbaren<br />

Energien zu kungeln. Von<br />

einer Fachzeitschrift wie der S&W erwarte<br />

ich zudem erstens, daß ihr Chefredakteur<br />

die Sachlage richtig recherchiert,<br />

und zweitens, daß er anschließend<br />

engagiert argumentiert und informiert,<br />

anstatt zuerst die Generalkapitulation<br />

für jede wirkungsvolle Photovoltaik-Förderung<br />

zu verkünden, um<br />

dann das GIaubensbekenntnis hinterherzuschicken,<br />

daß die Photovoltaik<br />

trotzdem riesig gedeihen werde.<br />

8 Solarbrief 3/98<br />

des Solarenergie-Fördervereins


Bündnis 90/Die Grünen<br />

Michaele Hustedt , Ja<br />

Energie- und umweltpolitische<br />

Sprecherin<br />

Hans Josef Fell, Ja<br />

Landesliste Bayern,<br />

Platz 4, Energiereferent<br />

Winfried Hermann Ja<br />

Landesliste BaWü,<br />

Platz 4<br />

Reinhard Loske Ja<br />

Landesliste NRW,<br />

Platz 4, stellv. Leiter<br />

des Wuppertaler Instituts,<br />

Bereich Energie<br />

Klaus Müller Ja<br />

Landesliste Schlesw.-H.,<br />

Platz 2, Sprecher der<br />

Landtags AG Haushalt<br />

und Finanzen (Wirtschaftsexperte)<br />

Simone Probst Ja<br />

Zuständig für allgem.<br />

Forschung<br />

Margareta Wolf Ja<br />

Wirtschaftspolitische<br />

Sprecherin<br />

PDS<br />

Rolf Köhne Ja<br />

Energiepolitischer<br />

Sprecher<br />

Rolf Kutzmutz Ja<br />

Wirtschaftspolitischer<br />

Sprecher<br />

ÖDP Ja<br />

Kostendeckende Vergütung<br />

steht im Bundeswahlprogramm<br />

Solarbrief 3/98<br />

des Solarenergie-Fördervereins<br />

Parteien zur Wahl<br />

Werden Sie sich für die Aufnahme der kostendeckenden Vergütung von Solarstrom<br />

ins Stromeinspeisungsgesetz einsetzen?<br />

CDU/CSU<br />

Kurt-Dieter Grill Nein<br />

Vorsitzender des BA<br />

Umweltpolitik, Berichterstatter<br />

für Kernenergiefragen<br />

Gunnar Uldall Nein<br />

Wirtschaftspolitischer<br />

Sprecher der Fraktion<br />

Peter Ramsauer Bedingt ja<br />

Berichterstatter für Energiepolitik<br />

im Wirtschaftsausschuss<br />

F.D.P.<br />

Paul Friedhoff Nein<br />

Wirtschafts- und energiepolitischer<br />

Sprecher<br />

SPD<br />

Edelgard Bulmahn Nein<br />

Sprecherin für Bildung<br />

und Forschung<br />

Volker Jung Nein<br />

Vorsitzender der Arbeitsgruppe<br />

Energie<br />

Klaus Lennartz Nein<br />

Kreisrat Erftkreis<br />

Ulrike Mehl Nein<br />

Stellvertretende umweltpolitische<br />

Sprecherin<br />

Michael Müller Ja<br />

Umweltpolitischer<br />

Sprecher<br />

Hermann Scheer Ja<br />

Vorsitzender des SPD-<br />

Umweltforums<br />

Dietmar Schütz Nein<br />

Stellvertretender energiepolitischer<br />

Sprecher,<br />

ordentliches <strong>Mitglied</strong><br />

im Auschuss für Umwelt,<br />

Naturschutz und<br />

Reaktorsicherheit<br />

Ernst Schwanhold Nein<br />

Wirtschaftspolitischer<br />

Sprecher<br />

Zündstoff<br />

KV<br />

9


Frischer Wind aus<br />

Baden - Württemberg<br />

Der Wirtschaftsminister des Landes Baden-Würtemberg,<br />

Herr Dr.Walter Döring hat im April diesen Jahres die<br />

Kommunen angewiesen, von der Erhöhung der Strompreise zur Förderung der<br />

Regenerativen bis zu einer Obergrenze von 3% Gebrauch zu machen.<br />

“... die Landesregierung hält es für<br />

unbedingt erforderlich, den Anteil der<br />

erneuerbaren Energien an der Energieversorgung<br />

des Landes zu erhöhen.<br />

Das Wirtschaftsministerium hat daher<br />

als Genehmigungsbehörde für die<br />

Strompreise der Tarifkunden zum 1. Januar<br />

1996 mit den „Grundsätzen zur preisrechtlichen<br />

Anerkennung von Aufwendungen<br />

für Maßnahmen zur Förderung<br />

der Stromerzeugung aus erneuerbaren<br />

Energien“ den Energieversorgungsunternehmen<br />

(EVU) die Möglichkeit eröffnet,<br />

solche Aufwendungen als betriebliche<br />

Aufwendungen im Rahmen das<br />

Strompreisgenehmigungsverfahrens an-<br />

Gert Apfelstedt, <strong>Mitglied</strong> der Grünen in Hessen, hat bei einer Abstimmung im Umweltausschuß<br />

des Bundesrats am 4.12.1997 gegen die kostendeckende Vergütung<br />

von Solarstrom gestimmt (Solarbrief 2/98). Wir haben nachgefragt.<br />

Auf die Anfrage, ob es sich um die<br />

persönliche Entscheidung des Herrn<br />

Apfelstedt oder die Fraktionsmeinung<br />

der Hessischen Bündnisgrünen gehandelt<br />

habe, antwortete der parlamentarische<br />

Geschäftsführer der Landtagsfraktion.<br />

Aus seiner Antwort auszugsweise<br />

einige Kernsätze:<br />

“Zur kostendeckenden Vergütung<br />

steht in unserem Landtagswahlprogramm:<br />

Im Rahmen der Liberalisierung<br />

der Energiemärkte kommt weiterhin<br />

der Tarifaufsicht für die Stromtarife<br />

für Haushalte und Kleingewer-<br />

zuerkennen. Die Obergrenze für eine<br />

solche zusätzliche freiwillige Förderung<br />

erneuerbarer Energien ist auf<br />

3% der beim einzelnen EVU anfallenden<br />

Strombereitstellungskosten begrenzt.<br />

Im Rahmen dieser Obergrenze<br />

steht es dem EVU frei, Art und Weise<br />

sowie Höhe der Förderungsmaßnahmen<br />

zu gestalten. Mit einer Förderung könnte<br />

die Wettbewerbsfähigkeit dieser Zukunftstechnologien<br />

(insbes. Solar- und<br />

Photovoltaikanlagen) weiter beschleunigt<br />

und damit gleichzeitig ein Anreiz<br />

zu verstärkten Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen<br />

geschaffen<br />

werden. Leider haben bis heute von<br />

dieser Möglichkeit nur wenige Un-<br />

Landtagsfraktion der<br />

hessischen Bündnisgrünen<br />

für kostendeckende<br />

Vergütung von Solarstrom<br />

be besondere Bedeutung zu. Im Rahmen<br />

der Preisgenehmigung sollen<br />

hierbei den Energieversorgern klare<br />

Rahmenbedingungen für die kostendeckende<br />

Vergütung von Strom aus<br />

Blockheizkraftwerken, Wind, Wasser,<br />

Sonne und Biomasse sowie die Anerkennung<br />

von Stromsparprogrammen<br />

gegeben werden.” ....<br />

Zum Abstimmungsverhalten von<br />

Ministerialrat Dr. Gert Apfelstedt aus<br />

dem hessischen Ministerium für Umwelt<br />

und Energie drückt sich der parlamentarische<br />

Geschäftsführer der Grü-<br />

ternehmen Gebrauch gemacht. Ich<br />

möchte Sie daher ermuntern, die Möglichkeiten<br />

der Grundsätze zu nutzen,<br />

um auf diese Weise einen ganz konkreten<br />

Beitrag zur Förderung erneuerbarer<br />

Energien zu leisten. In dem<br />

bevorstehenden Wettbewerbsmarkt<br />

wird die Höhe des Strompreises zweifelslos<br />

eine wesentliche Rolle spielen.<br />

Das einzelne EVU könnte sich durch ein<br />

positives Umweltimage einen Wettbewerbsvorteil<br />

verschaffen bzw. der Kunde<br />

könnte eine besondere Umweltverantwortung<br />

anerkennen. Ich erwarte von<br />

diesen Zukunftstechnologien eine zunehmende<br />

wirtschaftliche Bedeutung.”<br />

nen etwas gewunden und rätselhaft<br />

aus:<br />

“Das Abstimmungsverhalten des Ministeriums<br />

zu einem Ergänzungsantrag<br />

eines Bundeslandes zu einer Initiative<br />

eines anderen Bundeslandes, welche<br />

dann im Ergebnis von diesem Bundesland<br />

zurückgezogen wurde und nicht<br />

zur Abstimmung im Plenum des Bundestages<br />

kam, generalisierend als politische<br />

Haltung zu nehmen und zu kritisieren,<br />

entspricht aus unserer Sicht<br />

nicht den Gepflogenheiten ...”<br />

10 Solarbrief 3/98<br />

des Solarenergie-Fördervereins


Sensationelles Urteil in Regensburg<br />

Die Bürger und Bürgerinnen der Stadt Landshut können selbst darüber entscheiden,<br />

ob in Landshut künftig die Sonne ‘aufgehen’ darf oder nicht. Das Verwaltungsgericht<br />

in Regensburg entschied über die Rechtsverbindlichkeit eines Bürgerentscheids...<br />

Von Rolf Fahle<br />

Mehr Sonne in Landshut<br />

Der Dritte Senat des Verwaltungsgerichts<br />

in Regensburg, unter dem<br />

Vorsitz von Dr. Manfred Sachau, entschied<br />

am 15.7.98 nach mündlicher Verhandlung,<br />

daß die Stadt Landshut zur<br />

Durchführung des beantragten Bürgerentscheids<br />

“Mehr Sonne in Landshut”<br />

verpflichtet sei. Die Sensation<br />

liegt in dem Abstimmungstext des Bürgerbegehrens,<br />

der in allen Punkten die<br />

inhaltliche Prüfung des Gerichts unbeanstandet<br />

passierte. Er lautet:<br />

Sind Sie dafür, daß die Stadt Landshut und Ihre Stadtwerke unverzüglich<br />

folgende Maßnahmen ergreifen:<br />

Ab dem 30.11.97 soll die kostendeckende Vergütung für die Einspeisung<br />

von Strom aus Solaranlagen von bis zu 100 m² Solargeneratorfläche pro<br />

Anlage im Versorgungsgebiet der Stadtwerke Landshut eingeführt werden.<br />

Die dadurch verursachten Mehrkosten sind grundsätzlich in Form<br />

von zweckgebundenen Strompreiserhöhungen auf alle Stromkunden umzulegen.<br />

Die Durchführung erfolgt sinngemäß nach den Grundsätzen des<br />

Bayrischen Wirschaftsministeriums vom 08.August 1994. Die kostendekkende<br />

Vergütung für Strom aus Solaranlagen erfolgt solange und soweit<br />

der Solarstromanteil 2% des pro Jahr verkauften Stromes in Landshut<br />

erreicht ist, oder die Strompreiserhöhung zu diesem Zweck 1,57 Pf/kWh<br />

überschreiten würde.<br />

Bürgerentscheid zur KV<br />

In dem Bürgerentscheid sollten die<br />

Bürger und Bürgerinnen der Stadt<br />

Landshut darüber entscheiden, ob<br />

künftig im Stadtgebiet die Stromerzeugung<br />

durch Solaranlagen kostendekkend<br />

vergütet werden soll, wie es bereits<br />

in vielen anderen bayrischen<br />

Kommunen praktiziert wird. Dabei handelt<br />

es sich um ein Programm, daß in<br />

den nächsten 5-7 Jahren durch die<br />

Bürger und Bürgerinnen durchgeführt<br />

werden sollte und bei den Stadtwerken<br />

keinerlei Kosten verursacht hätte.<br />

Durch das Einsparen von nur 6% des<br />

Stromverbrauches in den nächsten 5-<br />

7 Jahren hätten auch die Verbraucher<br />

keinerlei Mehrkosten zu erwarten.<br />

Dieses Programm entspricht der Zielsetzung<br />

der Bayrischen Staatsregierung,<br />

bis zum Jahr 2005 insgesamt 2%<br />

des Stromverbrauchs durch Solarstrom<br />

zu decken. Aber die Initiatoren<br />

des Bürgerbegehrens hatten die Rech-<br />

Solarbrief 3/98<br />

des Solarenergie-Fördervereins<br />

nung ohne die Stadtratsmehrheit gemacht.<br />

Warum Bürgerbegehren?<br />

Das Bürgerbegehren “ Mehr Sonne<br />

in Landshut” wurde in die Wege geleitet,<br />

weil der Werksausschuß des Stadtrates<br />

untätig geblieben war.<br />

Bereits im Mai 1996 hatten 13 Stadträte<br />

aus allen Fraktionen und Gruppierungen<br />

einen inhaltsgleichen Antrag<br />

eingereicht. Dieser auf breite Unterstützung<br />

basierende Antrag wurde per<br />

Mehrheitsentscheidung im Werksenat<br />

auf unbestimmte Zeit vertagt.<br />

Daraufhin haben der Landshuter<br />

Arbeitskreis Partnerschaft mit der Dritten<br />

Welt e.V., die Gesellschaft für aktives<br />

Umweltbewußtsein e.V. (GaU) und<br />

Greenpeace Landshut ein Aktionsbündnis<br />

für die Sonnenenergie gebildet<br />

und im März 1997 mit dem Bürgerbegehren<br />

“ Mehr Sonne in Landshut”<br />

begonnen. Im Juni und Juli wurden<br />

3123 rechtsgültig anerkannte Unterschriften<br />

gesammelt.<br />

Materielle Rechtsmängel?<br />

Am 26. September 1997 hatte das<br />

Plenum des Stadtrates mit 23 gegen 17<br />

Stimmen beschlossen, das erfolgreiche<br />

Bürgerbegehren “Mehr Sonne in<br />

Landshut” könne wegen materieller<br />

Rechtsmängel nicht zum Bürgerentscheid<br />

zugelassen werden. Gegen diesen<br />

Beschluß, der nach einer hitzigen<br />

Debatte im Stadtrat gefaßt worden war,<br />

hatten die drei Sprecher des Bürgerbe-<br />

gehrens Klage eingereicht.<br />

Die Grundlage der Entscheidung<br />

des Gerichts* :<br />

die Bereitstellung von elektrischer<br />

Energie ist und bleibt eine gemeindliche<br />

Aufgabe und ist somit an den<br />

Bürgerwillen (durch einen Bürgerentscheid)<br />

gebunden. Sollten bei der<br />

Umsetzung irgendwann Hindernisse<br />

z.B. durch die Preisaufsicht oder die<br />

Kartellbehörde entstehen, ist die Gemeinde<br />

gehalten, die Vorhaben des<br />

Bürgerentscheids notfalls auch auf<br />

dem Rechtsweg duchzusetzen.<br />

* Aktenzeichen RN 3 K97.1905<br />

Die Besonderheiten dieses<br />

Bürgerbegehrens:<br />

allgemein:<br />

Die überwiegende Mehrheit der Bürgerbegehren<br />

sind sog. Verhinderungsbegehren:<br />

die Gemeinde will etwas und<br />

die Bürger wollen dies nicht. Seltener<br />

gibt es solche Gestaltungsbegehren<br />

wie beim vorliegenden: die Bürger wollen<br />

eine mehrjährige dynamische Handlungsgrundlage<br />

für sich und die Stadtmehrheit<br />

will das nicht<br />

Bayernweit neu ist, daß<br />

- die Sondertarifkunden ebenfalls in<br />

vollem Umfang an den Mehrkosten beteiligt<br />

werden können.<br />

Bundesweit neu ist, daß<br />

- das Diskriminierungsverbot (Gleichberechtigung<br />

aller regenerativer Energieträger<br />

an der kostendeckenden Vergütung)<br />

der sog. Grundsätze durch<br />

Bürger- und Gemeindewillen aufgehoben<br />

werden kann.<br />

- die Festsetzung von Grenzen der genehmigungsfähigenStrompreiserhöhungen,<br />

verursacht durch die kostendeckende<br />

Vergütung, weder Gemeinden<br />

noch Bürgerentscheide binden.<br />

Vielmehr sind die Gemeinden gehalten,<br />

sich an die durch Bürgerentscheid<br />

festgelegten Vorhaben zu halten.<br />

11


D D i i c c h h t t u u n n g<br />

g<br />

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12 Solarbrief 3/98<br />

des Solarenergie-Fördervereins


20 MW<br />

10 MW<br />

1990<br />

Quelle: Shell Solar, Analysen und Vorträge - Globale Marktpotentiale<br />

für erneuerbare Energien. Vortrag von Dr. Fritz Vahrenholt, März 98<br />

Solarbrief 3/98<br />

des Solarenergie-Fördervereins<br />

W W a a h h r r h h e e i i t<br />

t<br />

Entwicklung der Photovoltaik<br />

in Deutschland<br />

1991<br />

1992<br />

Quelle: Energiedaten 97/98 des BMWi<br />

PREISE<br />

1993<br />

MARKTVOLUMEN<br />

1994<br />

1995<br />

1996<br />

13


Verrät der <strong>SFV</strong><br />

seine eigenen Ideale?<br />

Diese provokante Frage drängt sich mir auf, wenn ich die Berichte<br />

im letzten Solarbrief zur Gründung der Naturstrom AG lese.<br />

Fällt der <strong>SFV</strong> zurück in längst vergangene Zeiten?<br />

Leserbrief von Helmut Hardy, Aachen<br />

1. Die Naturstrom AG ist die<br />

Umsetzung der „Grünen Tarife“<br />

durch die Umweltorganisationen!<br />

Die Naturstrom AG stellt“grünen<br />

Idealisten“ umweltfreundlich produzierten<br />

Strom zur Verfügung. Das, wofür<br />

der WWF und die Deutsche Gesellschaft<br />

für Sonnenenergie DGS im<br />

letzten Solarbrief noch kritisiert werden<br />

(„ein Finanzierungsmodell für erneuerbare<br />

Energien, das von Stromkunden<br />

Investitionsmittel einwirbt’),<br />

setzt der <strong>SFV</strong> federführend selber um.<br />

Wird die Sache besser, nur weil sie<br />

nicht von EVU´s, sondern von Umweltverbänden<br />

gemacht wird?<br />

Stellungnahme zum Leserbrief<br />

Wir geben Helmut Hardy in vielen<br />

Punkten seines Leserbriefs recht. Auch<br />

wir sind davon überzeugt, daß grüne<br />

Tarife, Solarstrombörsen, Zukunftspfennige<br />

etc. die Energiewende nicht<br />

herbeiführen können; sondern daß nur<br />

die kostendeckende Vergütung mit<br />

Umlage der Mehrkosten auf alle Stromkunden<br />

eine reelle Chance bietet. Die<br />

Gründung der Naturstrom AG sehen<br />

wir aber nicht als Alternative, sondern<br />

als bescheidene zusätzliche Maßnahme.<br />

Alternative zu den grünen Tarifen<br />

der Stromversorger<br />

Viele Menschen wollen durch einen<br />

persönlichen Aufschlag auf ihren<br />

Strompreis mehr für die Energiewende<br />

tun. Die Stromversorger nutzen die<br />

Gelegenheit und lassen sich von solchen<br />

Idealisten den Bau ihrer Solar-<br />

Naturstrom AG<br />

2. Die Naturstrom AG löst<br />

Probleme, die wir ohne sie<br />

nicht hätten!<br />

Die Naturstrom AG stellt selber keinen<br />

Strom her, sondern sorgt dafür,<br />

daß der Strom zeitgleich verbraucht<br />

und produziert wird. Dies ist zur Zeit<br />

ein rein akademisches Problem. Solange<br />

die regenerativen Energien noch<br />

nicht 30, 40 oder 50 Prozent zur Stromerzeugung<br />

beitragen, gibt es gar keine<br />

Notwendigkeit, dieses Problem praktisch<br />

zu lösen. Natürlich sollte man<br />

sich über dieses Problem Gedanken<br />

machen und dazu forschen. Dieses<br />

Problem aber bei einem Anteil der erneuerbaren<br />

Energien unter 10 Prozent<br />

Naturstrom AG ... Pro und Kontra<br />

und Windanlagen bezahlen. Wir halten<br />

das nicht für verwerflich. Was wir<br />

allerdings für den Gipfel der Scheinheiligkeit<br />

halten, ist eine andere Tatsache:<br />

Die gleichen Stromversorger sabotieren<br />

die kostendeckende Vergütung.<br />

Wer privat erzeugten Solarstrom<br />

in ihr Netz einspeist, bekommt nur ein<br />

Zehntel der Vergütung, die sie für ihre<br />

eigenen Anlagen in Ansatz bringen.<br />

Die Naturstrom AG bietet endlich<br />

die Möglichkeit, Solar- und Windstrom<br />

zu kaufen, ohne damit die Gegner<br />

der kostendeckenden Vergütung<br />

zu unterstützen.<br />

Prüfstein für die Naturstrom AG<br />

Ob der Naturstrom 8 Pfennige mehr<br />

kostet als konventioneller Strom oder<br />

eine Mark, ob der Naturstrom 1 % Solaranteil<br />

enthält oder 50 %, ob der Naturstrom<br />

gleichzeitig im Stundenmittel<br />

praktisch zu lösen, ist eine Verschwendung<br />

der Geldmittel, die man auch unmittelbar<br />

zum Bau von Windkraft-, Biogas<br />

und natürlich Photovoltaikanlagen<br />

einsetzen könnte und sollte!<br />

3. Die Naturstrom AG wird als<br />

Alibi der EVU´s eingesetzt werden!<br />

Ich höre jetzt schon unsere Stromversorger<br />

für ihre Grünen Tarife werben:<br />

Wer umweltfreundlichen Strom will,<br />

kann ihn haben, soll aber auch dafür<br />

bezahlen. In Zukunft gibt es für RWE,<br />

Bayemwerk und Konsorten noch nicht<br />

mal einen Grund, diese grünen Tarife<br />

anzubieten. Wer grünen Strom will, soll<br />

doch zur Naturstrom AG gehen. Die<br />

Naturstrom AG entläßt die Stromversorger<br />

aus einer Verantwortung, die<br />

sie heute noch nicht wahrnehmen.<br />

Die Erhaltung unserer Lebensgrundlagen<br />

ist eine Gemeinschaftsaufgabe,<br />

die nicht auf ein paar „Umweltfreaks“<br />

abgewälzt werden darf. Diese<br />

Erkenntnis ist der Unterschied zwischen<br />

Solarpfennig und grünem Tarif<br />

einerseits und kostendeckender Vergütung<br />

andererseits.<br />

Weit über 100 Leser des Solarbriefs wollen Naturstromaktien oder Naturstrom<br />

kaufen, andererseits gibt es besorgte Reaktionen (siehe oben) Wolf von Fabeck<br />

erzeugt wird oder im Jahresmittel, ob<br />

die Aktien der Naturstrom AG sicher<br />

sind oder Risikokapital, das ist für uns<br />

nicht so entscheidend. Prüfstein für<br />

uns ist einzig die Frage, ob die Tätigkeit<br />

der Naturstrom AG das Stromeinspeisungsgesetz<br />

und die kostendekkende<br />

Vergütung stützt. Uns genügt<br />

hier nicht das verbale Bekenntnis, sondern<br />

wir beobachten kritisch die Auswirkungen<br />

aller Naturstrom-Entscheidungen<br />

(und Erklärungen) zu diesem<br />

Thema. Die Naturstrom AG darf im Politpoker<br />

der nächsten Legislaturperiode<br />

kein Argument gegen die Aufnahme<br />

der kostendeckenden Vergütung ins<br />

Stromeinspeisungsgesetz liefern.<br />

Unterschiede der Naturstrom<br />

AG zu anderen Stromhandelsgesellschaften<br />

Helmut Hardy fragt, ob die Sache<br />

dadurch besser würde, wenn sie nicht<br />

14 Solarbrief 3/98<br />

des Solarenergie-Fördervereins


von EVUs sondern von Umweltverbänden<br />

gemacht wird. Aber ja, das wird<br />

sie in der Tat! Erstens ist das Modell<br />

nicht identisch mit denen der Stromversorger,<br />

zweitens ist die Interessenlage<br />

eine andere:<br />

Die Naturstrom AG sabotiert nicht die<br />

kostendeckende Vergütung oder das<br />

Stromeinspeisungsgesetz.<br />

An der Naturstrom AG verdienen keine<br />

Aktionäre, die mit Braunkohle oder<br />

Atom verflochten sind.<br />

Die Naturstrom AG betreibt keine eigenen<br />

Anlagen, sondern unterstützt<br />

den Neubau privater Anlagen.<br />

Die Naturstrom AG wird nur Strom aus<br />

Anlagen anbieten, die sonst nicht hätten<br />

gebaut werden können.<br />

Die Naturstrom AG lehnt Preisdumping<br />

durch „Solarstrombörsen“ o.ä. ab.<br />

Beim Stromeinkauf wird nicht versucht,<br />

die kostendeckende Vergütung zu unterbieten.<br />

Die Naturstrom AG sorgt dafür, daß<br />

das Geld ihrer Kunden die Betreiber<br />

privater Anlagen erreicht, ohne daß<br />

Geld als Durchleitungsgebühr beim<br />

Netzbetreiber hängenbleibt (Erläuterung<br />

unten).<br />

Die Naturstrom AG plant in ihrem Be-<br />

Keine Durchleitung:<br />

Das Verfahren der Naturstrom AG<br />

Der Stromkunde teilt seinem Netzbetreiber<br />

(z.B. dem RWE) eine neue<br />

Rechnungsanschrift mit: Naturstrom<br />

AG, Düsseldorf.<br />

Der Stromkunde erhält weiterhin den<br />

Strom aus dem Netz des bisherigen<br />

Netzbetreibers. Physikalisch und<br />

schaltungstechnisch ändert sich für<br />

ihn nichts.<br />

Der Netzbetreiber liest weiterhin den<br />

Stromzähler ab, doch die Rechnung<br />

schickt er künftig nicht mehr dem<br />

Stromkunden, sondern an die Naturstrom<br />

AG.<br />

Die Stromrechnung wird von der<br />

Naturstrom AG für den Stromkunden<br />

neu erstellt. Sie enthält im wesentlichen<br />

zwei Posten:<br />

1.den ursprünglichen Rechnungsbetrag<br />

des Netzbetreibers,<br />

2. einen Naturstrom-Aufschlag der Naturstrom<br />

AG.<br />

Die Naturstrom AG leitet den ersten<br />

Betrag an den Netzbetreiber weiter und<br />

Solarbrief 3/98<br />

des Solarenergie-Fördervereins<br />

Naturstrom AG<br />

reich Vollversorgung mit erneuerbaren<br />

Energien rund um die Uhr .<br />

Die Erneuerbaren müssen selbständig<br />

werden<br />

Helmut Hardy meint, zur Zeit bestünde<br />

keine Notwendigkeit, das Problem<br />

der Versorgung rund um die Uhr<br />

zu lösen. Technisch gesehen hat er<br />

Recht, doch vom politischen Standpunkt<br />

aus beurteilen wir das anders.<br />

Es besteht ja nur deshalb keine Notwendigkeit<br />

zur praktischen Lösung des<br />

Gleichzeitigkeits-Problems, weil die<br />

Verbundunternehmen durch ein ausgefeiltes<br />

Netzmanagement Spannung<br />

und Frequenz im Verbundnetz konstant<br />

halten. Die erneuerbaren Energien<br />

leben hier wie ein Jugendlicher, der<br />

in den Ferien jobbt, um sein Taschengeld<br />

aufzubessern, der sich aber Miete<br />

und Mittagstisch durch die Eltern<br />

bezahlen läßt. Die Arroganz der Stromwirtschaft<br />

rührt nicht zuletzt aus ihrem<br />

Herrschaftswissen, aus ihrer technischen<br />

Kompetenz gegenüber der Unerfahrenheit<br />

und Unselbständigkeit<br />

der Erneuerbaren. Das platte Argument:<br />

„Und was macht ihr, wenn die<br />

Sonne nicht scheint“, bringt noch im-<br />

den zweiten Betrag (nach Abzug der<br />

Verwaltungskosten) an die Betreiber<br />

der regenerativen Anlagen.<br />

Die Betreiber der regenerativen Anlagen<br />

erhalten vom Netzbetreiber weiterhin<br />

die gesetzliche Mindestvergütung<br />

nach Stromeinspeisungsgesetz.<br />

Von der Naturstrom AG erhalten sie<br />

eine zusätzliche Vergütung.<br />

Eine Durchleitungsgebühr fällt nicht<br />

an.<br />

Das Stromeinspeisungsgesetz garantiert,<br />

daß der Löwenanteil für die<br />

Betreiber der regenerativen Anlagen,<br />

nämlich die 16 Pfennig pro Kilowattstunden<br />

weiterhin vom Netzbetreiber<br />

aufgebracht wird. Dieser legt die Mehrkosten<br />

auf die Allgemeinheit der<br />

Stromkunden um. Die wichtigste Forderung<br />

des Solarenergie-Fördervereins<br />

ist damit erfüllt: Die Naturstrom<br />

AG nimmt dem Netzbetreiber nicht die<br />

Verpflichtung zur Zahlung der gesetzlichen<br />

Mindestvergütung ab.<br />

mer viele unserer Freunde zum Stottern.<br />

Wer sich Respekt erwerben will,<br />

muß auf eigenen Füßen stehen. Die<br />

Umweltbewegung muß zeigen, daß sie<br />

Strom zeitgleich produzieren kann.<br />

Die konventionelle Stromwirtschaft<br />

hat stets und energisch bestritten, daß<br />

man zu diskutablen Preisen überhaupt<br />

eine zeitgleiche Versorgung mit erneuerbaren<br />

Energien durchführen kann.<br />

Es kann deshalb bereits als kleine Sensation<br />

angesehen werden, daß jetzt die<br />

Naturenergie AG (bitte die Namen<br />

nicht verwechseln), eine Tochter des<br />

EVU, Kraftwerke Rheinfelden, behauptet,<br />

ihre Kunden ebenfalls zeitgleich<br />

mit Strom aus erneuerbaren Energien<br />

versorgen zu können.<br />

Die Naturstrom AG als Alibi für<br />

die Stromversorger?<br />

Natürlich passiert genau, was Helmut<br />

Hardy befürchtet: die EVU’s weisen<br />

auf die Naturstrom AG hin, wenn sie<br />

ihre eigenen grünen Tarife verteidigen<br />

wollen. Doch das wird bald aufhören,<br />

wenn es heißt: Naturstrom AG zahlt<br />

kostendeckende Vergütung für Solarstrom<br />

im RWE-Versorgungsgebiet.<br />

Und worin besteht die Leistung<br />

der Naturstrom AG?<br />

Die Naturstrom AG sorgt dafür, daß<br />

für ihre Stromkunden eine entsprechende<br />

Zahl von Neuanlagen dort gebaut<br />

werden, wo sie sonst nicht wirtschaftlich<br />

betrieben werden könnten.<br />

Dadurch trägt die Naturstrom AG die<br />

kostendeckende Vergütung in Regionen,<br />

in denen sie bisher nicht angeboten<br />

wurde.<br />

Die Naturstrom AG schließt dazu mit<br />

den Betreibern der zukünftigen Neuanlagen<br />

langjährige Strombezugsverträge<br />

ab, die eine Finanzierung der Anlagen<br />

ermöglichen.<br />

Die Naturstrom AG sichert durch<br />

Rücklagen aus ihrem Eigenkapital diese<br />

langfristigen Strombezugsverträge.<br />

Dies ist erforderlich, weil die Kaufverträge<br />

mit den Stromkunden nur für kurze<br />

Fristen abgeschlossen werden.<br />

In einem späteren Schritt will die Naturstrom<br />

AG durch entsprechendes Zuoder<br />

Wegschalten von Biomasse-Anlagen<br />

die Stromeinspeisung mit dem<br />

Verbrauch ihrer Kunden synchronisieren<br />

- zeitgleiche Versorgung!<br />

15


Naturstrom AG<br />

Ein Eigentor der Naturstrom AG?<br />

Eine überhastet formulierte Pressemitteilung der Naturstrom AG vom 17.08.98<br />

gibt Anlaß zu Mißverständnissen<br />

Da beklagte die Naturstrom AG in<br />

einer Pressemitteilung vom 17. August<br />

1998, sie sei durch die Netzzugangsregelung<br />

„in ihren Möglichkeiten, Strom<br />

aus Erneuerbaren Energien an Endkunden<br />

zu liefern, erheblich behindert“.<br />

Sie forderte den Gesetzgeber auf,<br />

die Gebühren für den Netzzugang<br />

staatlich zu regeln. Dieser Wunsch<br />

könnte von der Vereinigung Deutscher<br />

Elektrizitätswerke (VDEW) nicht „besser“<br />

formuliert werden.<br />

Tatsächlich gibt es in der Bundesrepublik<br />

für Strom aus erneuerbaren<br />

Energien eine vorbildliche Netzzugangsregelung.<br />

Sie steht im jüngst<br />

erlassenen Gesetz zur Regelung des<br />

Energiewirtschaftsrechts (Artikel 3, Paragraph<br />

2) und lautet:<br />

Abnahmepflicht<br />

Elektrizitätsversorgungsunterneh-<br />

Wer kann Strom von der Naturstrom<br />

AG kaufen?<br />

Die Naturstrom verkauft Strom an<br />

Privatpersonen und ökologisch eingestellte<br />

Unternehmen.<br />

Auch Städte ohne eigene Stadtwerke<br />

können den Beschluß fassen, ihre<br />

gesamten städtischen Gebäude mit Naturstrom<br />

zu versorgen.<br />

Preis für Naturstrom?<br />

Der Strompreis soll sich um 8 Pfennig<br />

(+ MWSt) gegenüber dem bisherigen<br />

Strompreis erhöhen.<br />

Wer kann Solar- oder Windstrom<br />

an die Naturstrom AG<br />

verkaufen?<br />

Verkauf an die Naturstrom AG ist<br />

nur dort möglich, wo keine KV gezahlt<br />

wird und die gesetzliche Mindestvergütung<br />

nicht ausreicht. Außerdem<br />

handelt die NATAG nur mit Strom aus<br />

neu errichteten Anlagen. Vor dem<br />

Bau einer Anlage muß deshalb ein Lie-<br />

men, die ein Netz für die allgemeine<br />

Versorgung betreiben, sind verpflichtet,<br />

den in ihrem Versorgungsgebiet<br />

erzeugten Strom aus erneuerbaren<br />

Energien abzunehmen und den eingespeisten<br />

Strom nach § 3 zu vergüten.<br />

Für Strom aus Erzeugeranlagen,<br />

die sich nicht im Versorgungsgebiet<br />

eines Netzbetreibers befinden, trifft<br />

diese Verpflichtung das Unternehmen,<br />

zu dessen für die Einspeisung<br />

geeigneten Netz die kürzeste Entfernung<br />

vom Standort der Anlage besteht.<br />

Mehrkosten aufgrund der §§ 2<br />

und 4 können bei der Rechnungslegung<br />

der Verteilung oder Übertragung<br />

zugeordnet und bei der Ermittlung<br />

des Durchleitungsentgeltes in<br />

Ansatz gebracht werden.<br />

Es steht also bereits im Gesetz:<br />

1. Der Netzzugang für erneuerba-<br />

fervertrag mit der Naturstrom AG abgeschlossen<br />

werden.<br />

Lieferverträge für Solarstrom gehen<br />

voraussichtlich über 20, für Wind- und<br />

Biomassestrom über 15 Jahre.<br />

Wann erfolgt Antwort auf Anfragen<br />

bei der NATAG?<br />

Bisher liegen etwa 1000 Anfragen,<br />

meist Kaufinteresse für Naturstrom-<br />

Aktien oder -Strom, vor. Beantwortung<br />

erfolgt ab Mitte September.<br />

Personalia<br />

Dipl.-Ing. Ralf Bischof wird ab 1.<br />

Sept. neben Dipl.-Ing. Günter Benik im<br />

Vorstand tätig sein. Frau Hellen S.<br />

Wobst ist zuständig für Organisation.<br />

Handelsregister-Eintrag<br />

Der Eintrag im Handelsregister wird<br />

zum September erwartet. Bis dahin handelt<br />

es sich um eine AG in Gründung.<br />

Hauptversammlung<br />

Die erste Hauptversammlung der<br />

Naturstrom AG wird am 10. Oktober<br />

re Energien ist gebührenfrei.<br />

2. Die Netzbetreiber müssen für<br />

die Einspeisung einen staatlich festgelegten<br />

Preis zahlen.<br />

3. Alle Stromkunden im Netz müssen<br />

sich an den Kosten beteiligen, egal<br />

woher sie sonst ihren Strom beziehen,<br />

ob von RWE, VEW oder EDF.<br />

Wir, beim Solarenergie-Förderverein,<br />

wünschen uns keine andere Regelung!<br />

—————————<br />

Auf einem anderen Blatt steht die<br />

Frage, ob die Einspeisevergütung insbesondere<br />

für Solarstrom eine angemessene<br />

Höhe hat. Hier sehen wir<br />

durchaus Nachbesserungsbedarf,<br />

nämlich Anhebung auf kostendeckende<br />

Vergütung.<br />

Informationen zur Naturstrom AG i.Gr.<br />

Uns erreichen laufend Anfragen, deren Beantwortung von allgemeinen Interesse ist.<br />

1998 stattfinden. Tagesordnung unter<br />

anderem: Kapitalerhöhung, Bestätigung<br />

der Aufsichtsräte, Wahl eines<br />

weiteren Aufsichtsrats (Nachfolger für<br />

Ralf Bischof).<br />

Marktwert und Sicherheit der<br />

Naturstrom-Aktien<br />

Der zukünftige Marktwert der Aktien<br />

wird vom Geschäftserfolg der Naturstrom<br />

AG abhängen, d.h. im wesentlichen<br />

davon, wie sich die Nachfrage<br />

nach Naturstrom entwickelt. Im<br />

ungünstigsten Fall - wenn sich nicht<br />

genügend Käufer für den Naturstrom<br />

finden - werden die Aktien wertlos<br />

sein. Wer Naturstrom-Aktien kauft,<br />

gibt Risikokapital.<br />

Anschrift der Naturstrom AG<br />

Mindener Str.12, 40227 Düsseldorf<br />

Telefon: 0211-7709 6860<br />

Fax: 0211-7709 6869<br />

16 Solarbrief 3/98<br />

des Solarenergie-Fördervereins


forsa zu den neuen Umfrageergebnissen<br />

aus Lippstadt ...<br />

Im Solarbrief 2/97 berichteten wir unter der Überschrift:”Wir machen unsere Umfrage<br />

selber” über laienhafte Versuche, ein gewünschtes Ergebnis durch Befragung<br />

zu erhalten / zu manipulieren. Damals waren es die Stadtwerke Bebra, die<br />

sich blamierten, so gut sie konnten. Ende letzten Jahres führten nun die Stadtwerke<br />

Lippstadt eine “Umfrage” durch. Wir haben bei den Fachleuten von forsa nachgefragt.<br />

Hier zusammengefaßt ihre Kritik:<br />

Umfrage nicht repräsentativ<br />

Das Rücklaufergebnis mit einer Quote<br />

von weniger als 1 Prozent ist niederschmetternd.<br />

Hier von repräsentativ<br />

oder auch nur von einem annähernd<br />

aussagekräftigen Meinungsbild<br />

zu sprechen ist unlauter... und<br />

auch gefährlich, da zu befürchten<br />

ist, daß diese Ergebnisse dem eigentlichen<br />

Meinungsbild völlig<br />

konträr gegenüber stehen und anhand<br />

dieser Quasi-Ergebnisse evt.<br />

auch noch Konsequenzen gezogen<br />

werden. Der methodische Ansatz<br />

der Befragung wäre nur als<br />

‘sauber’ zu bezeichnen, wäre sichergestellt,<br />

daß alle Haushalte<br />

bzw. alle Haushaltsvorstände die<br />

kostenlos verteilte Kundenzeitschrift<br />

lesen, den Fragebogen<br />

durchgehen, ausfüllen und zurücksenden<br />

würden. Selbst bei<br />

einer Verweigerungsquote von<br />

unter 30% könnte das Ergebnis<br />

als repräsentativ angesehen<br />

werden, abgesehen von<br />

folgenden qualitätsmindernden<br />

Punkten:<br />

1. Methodischer Ansatz<br />

falsch<br />

Dieses komplexe Thema<br />

nur mit drei schlichten Fragen<br />

zu beschreiben bzw. zu lösen, ist nicht machbar,<br />

die Formulierungen der Fragen selbst sind schwach und<br />

zumindestens indirekt beeinflußend.<br />

2. Der einleitende Text ist suggestiv<br />

z.B. : ” Das Programm wird natürlich aus den<br />

laufenden Zahlungen der Kunden ... mitfinanziert.<br />

Weitere Förderungen ... können nur durch<br />

Erhöhung der Strompreise finanziert werden....”<br />

3. Gekaufte Meinung?<br />

Da an alle Teilnehmer Mitmach-Geldpreise<br />

verlost werden, ist hier durch eine Verzerrung<br />

der Ergebnisse zu befürchten, da der Anteil<br />

derjenigen, die nur des Geldes wegen den Fragebogen<br />

ausgefüllt haben, evtl. überdurchschnittlich<br />

ist.<br />

Solarbrief 3/98<br />

des Solarenergie-Fördervereins<br />

Umfrageergebnis<br />

28.500 versandte Kundenzeitschriften, 250 Rückmeldungen (1 ungültige)<br />

Frage 1:<br />

Ja: 70 Stimmen (28,1%)<br />

Nein: 178 Stimmen (71,5%)<br />

o.Angaben: 1 Stimme ( 0,4%)<br />

Frage 2:<br />

a) 1 Pf/kWh 40 Stimmen (57,1%)<br />

b) höher 18 Stimmen (25,7%)<br />

c) niedriger 8 Stimmen (11,5%)<br />

d) o.Angaben 4 Stimmen ( 5,7%)<br />

Frage 3:<br />

ja: 20 DM/mtl 3 Stimmen ( 1,2%)<br />

10 DM/mtl 22 Stimmen ( 8,9%)<br />

5 DM/mtl 19 Stimmen ( 7,6%)<br />

>5 DM/mtl 5 Stimmen ( 2,0%)<br />

o. Angaben 12 Stimmen ( 4,8%)<br />

nein: 188 Stimmen (75,5%)<br />

17


20 20<br />

20 Stadtwerke zahlen bereits<br />

40 40<br />

4 4<br />

4 Landtage befürworten<br />

3 3<br />

Stadtwerke Stadtwerke Stadtwerke Stadtwerke zahlen zahlen zahlen zahlen bereits bereits bereits bereits<br />

kostendeckendekostendeckendekostendeckende kostendeckende kostendeckendeEinspeiseEinspeiseEinspeiseEinspeiseEinspeise- vergütung vergütung vergütung vergütung vergütung für für für Solarstrom Solarstrom Solarstrom Solarstrom Solarstrom<br />

40 Stadtparlamente fordern ihren<br />

Stadtparlamente Stadtparlamente Stadtparlamente Stadtparlamente fordern fordern fordern fordern ihren ihren ihren<br />

Stromversorger Stromversorger Stromversorger Stromversorger Stromversorger zur zur zur Zahlung Zahlung Zahlung Zahlung Zahlung der der der<br />

kostendeckenden kostendeckenden kostendeckenden kostendeckenden kostendeckenden V VVergütung<br />

V Vergütung<br />

ergütung ergütung ergütung auf auf<br />

auf<br />

Landtage Landtage Landtage Landtage befürworten befürworten befürworten befürworten<br />

die die die kostendeckende kostendeckende kostendeckende kostendeckende kostendeckende V VVergütung<br />

V Vergütung<br />

ergütung ergütung ergütung<br />

3 Bundesparteien plädieren<br />

Bundesparteien Bundesparteien Bundesparteien Bundesparteien plädieren plädieren plädieren plädieren<br />

fürfürfür die die die Aufnahme Aufnahme Aufnahme Aufnahme Aufnahme der der der kostenkostenkostenkostenkosten- deckenden deckenden deckenden deckenden deckenden V VVergütung<br />

V Vergütung<br />

ergütung ergütung ergütung<br />

ins ins ins Stromeinspeisungsgesetz<br />

Stromeinspeisungsgesetz<br />

Stromeinspeisungsgesetz<br />

18 Solarbrief 3/98<br />

des Solarenergie-Fördervereins


Wir Wir Wir wollen wollen wollen wollen wollen<br />

kostendeckende<br />

kostendeckende<br />

kostendeckende<br />

kostendeckende<br />

kostendeckende<br />

V VVergütung<br />

V Vergütung<br />

ergütung ergütung ergütung ... ... ...<br />

Solarenergie-Förderverein e.V.<br />

Bundesgeschäftsstelle<br />

Herzogstr. 6<br />

52070 Aachen<br />

Solarbrief 3/98<br />

des Solarenergie-Fördervereins<br />

Bundesweit! Bundesweit! Bundesweit!<br />

Bundesweit! Bundesweit!<br />

○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ �<br />

19<br />

����


WWWWWerden erden erden erden erden Sie Sie<br />

Sie<br />

Der <strong>SFV</strong> bringt kostendeckende Vergütung<br />

für Solarstrom auf den Weg.<br />

In 20 Städten erhalten Betreiber von Solarstromanlagen<br />

bereits die gleiche Vergütung, die eine optimale<br />

Vergleichsanlage der Elektrizitätswirtschaft<br />

beansprucht. Wer in KV-Städten wie Aachen, Nürnberg<br />

usw. Solarstrom an die Stadtwerke verkauft,<br />

bekommt durch die Einspeisevergütung im Lauf<br />

von 20 Jahren seine Investitionskosten zurück, einschließlich<br />

Zinsen...<br />

Der <strong>SFV</strong> setzt sich für die Verbesserung<br />

des Stromeinspeisungsgesetzes ein.<br />

Solarstrom braucht keine Fördergelder, sondern<br />

angemessene wirtschaftliche Rahmenbedingungen.<br />

Die kostendeckende Vergütung muß bundesweit<br />

verbindlich sein! Der <strong>SFV</strong> wirbt dafür<br />

bundesweit.<br />

Beitrittserklärung<br />

zum Solarenergie-Förderverein e.V. (<strong>SFV</strong>)<br />

Name<br />

Straße<br />

PLZ, Ort<br />

Telefon<br />

Ich möchte stimmberechtigtes <strong>Mitglied</strong> werden.<br />

Mein <strong>Mitglied</strong>sbeitrag beträgt 120.-DM/Jahr.<br />

Ich möchte stimmberechtigtes <strong>Mitglied</strong> werden<br />

und beantrage eine Beitragsermäßigung auf<br />

45.-DM/Jahr. Grund bitte unterstreichen: Studium,<br />

Rente, Arbeitslosigkeit <strong>Mitglied</strong>schaft in<br />

mehreren Vereinen<br />

Ich möchte den <strong>SFV</strong> mit einer jährlichen Dauerspende<br />

von _____________ DM unterstützen.<br />

Unsere Firma / unser Verein / unsere Kommune<br />

möchte Fördermitglied werden. Der jährliche Förderbeitrag<br />

beträgt _____________ DM.<br />

<strong>Mitglied</strong>! <strong>Mitglied</strong>! <strong>Mitglied</strong>! <strong>Mitglied</strong>! <strong>Mitglied</strong>!<br />

Der <strong>SFV</strong> wendet sich an politische Entscheidungsträger<br />

in Kreisen, Städten und<br />

Gemeinden.<br />

Der <strong>SFV</strong> hilft bei der Argumentation durch Informationsgespräche,<br />

durch Beiträge in den Medien,<br />

durch Vorträge und Podiumsdiskussionen, um Politiker<br />

davon zu überzeugen, daß ein Umdenken in<br />

der Energieversorgung notwendig ist. Wir informieren<br />

über die politischen und rechtlichen Möglichkeiten.<br />

Der <strong>SFV</strong> berät und informiert über Solarstromanlagen.<br />

Zahlreiche <strong>Mitglied</strong>er des <strong>SFV</strong> betreiben eigene<br />

Solaranlagen. Der <strong>SFV</strong> vertritt die Interessen aller<br />

Solaranlagenbetreiber.Viele Dächer, Fassaden<br />

und Lärmschutzwände eignen sich zur Installation<br />

von Solaranlagen!<br />

○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />

Ich überweise den Betrag auf das Konto 1005415019<br />

(Spenden bitte auf das Konto 1005415035)<br />

bei der PAX-Bank in Aachen (BLZ 391 601 91).<br />

Bitte buchen Sie meinen Jahresbeitrag und/oder meine<br />

Dauerspende von folgendem Konto ab:<br />

Kontonummer<br />

Bankleitzahl<br />

Datum Unterschrift<br />

Hinweis: <strong>Mitglied</strong>beiträge sind nicht steuerabzugsfähig.<br />

Förderbeiträge und Spenden sind steuerabzugsfähig.<br />

Bis 100.-DM gilt der Zahlungsnachweis als Spendenbescheinigung.<br />

Ich möchte nicht von der Bundesgeschäftsstelle<br />

betreut werden, sondern durch die InfoStelle in<br />

Info-Stellen siehe Seite 2<br />

20 Solarbrief 3/98<br />

des Solarenergie-Fördervereins


“Sie hätten deutlich mit ‘ja’ antworten<br />

müssen, Herr Schmalschläger!“<br />

Offener Brief von Ralf Bischof an den Präsidenten der DGS<br />

Sehr geehrter Herr Schmalschläger,<br />

hiermit erkläre ich meinen sofortigen<br />

Austritt aus der Deutschen Gesellschaft<br />

für Sonnenenergie (DGS).<br />

Anlaß ist Ihr Interview in der Kundenzeitschrift<br />

„blickpunkt“ des Stromkonzerns<br />

VEW Energie AG. Auf die<br />

Frage, ob die erneuerbaren Energieformen<br />

eines Tages die Chance haben,<br />

unsere Haupt-Energielieferanten<br />

zu werden, haben sie geantwortet:<br />

Nein, aber das ist auch gar nicht die<br />

Frage.<br />

Sehr geehrter Herr Schmalschläger,<br />

erstens hätten sie deutlich mit „Ja“<br />

antworten müssen und zweitens ist die<br />

vollständige Versorgung mit erneuerbaren<br />

Energiequellen die entscheidende<br />

„Frage“, wenn man die wirtschaftliche<br />

Tätigkeit des Menschen mit den<br />

natürlichen Kreisläufen der Biosphäre<br />

in Übereinstimmung bringen will.<br />

Wenn Sie davon als Präsident der DGS<br />

nicht überzeugt sind und diese Meinun<br />

in Ihrem Amt nicht offensiv vertreten,<br />

ist das skandalös.<br />

Daß diese Äußerung kein Mißverständnis<br />

oder Ausrutscher ist, muß<br />

Solarbrief 3/98<br />

des Solarenergie-Fördervereins<br />

ich der Tatsache entnehmen, daß die<br />

DGS das Alibi-Projekt des Sonnenenergie-Fonds<br />

der VEW unterstützt. Dies<br />

ist auch der eigentliche Grund meines<br />

Austritts.<br />

Sie liefern damit den grünen Anstrich<br />

für einen Konzern, der nach wie<br />

vor auf Fossil- und Atomenergie setzt<br />

und sich sein Engagement für die Sonnenenergie<br />

auch noch von den<br />

Kunden per Spende bezahlen läßt. Der<br />

Sonnenenergie-Fond ist auch Abwehrmodell<br />

für die kostendeckende Vergütung,<br />

die bereits eine politische Mehrheit<br />

in Dortmund, dem Sitz von VEW,<br />

gefunden hatte. Und dafür gibt die DGS<br />

ihren Namen her!<br />

Daneben unterstützt die VEW die<br />

Kampagne selbsternannter Landschaftsschützer<br />

gegen die Windenergienutzung,<br />

indem sie umsonst Desinformationen,<br />

wie das Parnphlet „Windenergie,<br />

eine Alternative die keine ist“,<br />

an Kunden versendet.[...]<br />

Der Schritt des Austritts fällt mir<br />

nicht leicht, nachdem ich viele Jahr<br />

<strong>Mitglied</strong> in der DGS war. Meine ersten<br />

Vorlesungen über Erneuerbare Ener-<br />

gien habe ich an der Universität Hannover<br />

bei dem damaligen DGS-Vorsitzenden<br />

Dr. Selzer gehört. Aber nicht<br />

erst jetzt fällt mir auf, daß die wesentlichen<br />

Fortschritte der letzten Jahre für<br />

die Erneuerbaren Energien etwa die kostendeckende<br />

Vergütung oder das<br />

Stromeinspeisungsgesetz ohne den<br />

Einsatz der DGS auf Bundesebene erreicht<br />

und verteidigt worden sind.<br />

Zwar gibt es viele aktive Einzelpersonen<br />

und auch Gliederungen in der DGS,<br />

aber dies kann die zentralen Versäumnisse<br />

nicht wettmachen.<br />

Ich werde diesen offenen Brief an<br />

die im Bereich Erneuerbarer Energien<br />

tätigen Zeitschriften und Organisationen<br />

mit der Bitte um Abdruck senden.<br />

Damit verbinde ich die Hoffnung, daß<br />

Sie Ihrer Verbandspolitik - im Sinne<br />

der gemeinsamen Sache - vielleicht<br />

doch noch grundsätzlich korrigieren.<br />

Mein eigenes Engagement werde ich<br />

zukünftig auf diejenigen Organisationen<br />

konzentrieren, die den scharfen<br />

Blick für die Interessengegensätze bei<br />

der Durchsetzung der Erneuerbaren<br />

Energien bewahrt haben.<br />

21


Quote ... enttäuschend<br />

Aus naheliegenden Gründen ist die Stromwirtschaft nicht daran interessiert, durch<br />

kostendeckende Einspeisevergütungen eine private Konkurrenz heranzuziehen.<br />

Das explosionsartige Anwachsen der Windenergie im Küstenbereich darf sich<br />

nach ihrem Willen bei der Solarenergie nicht wiederholen; gesetzlich festgelegte<br />

Quoten sollen unkontrollierbares Wachstum verhindern.<br />

Wolf von Fabeck<br />

Was ist eine Quote für erneuerbare<br />

Energien?<br />

Neuerdings wird bisweilen der Vorschlag<br />

für eine Quotenregelung in die<br />

energiepolitische Diskussion gebracht,<br />

so zum Beispiel von der Deutschen<br />

Physikalischen Gesellschaft.<br />

Niemand weiß genau, wie die Quotenregelungen<br />

funktionieren sollen, aber<br />

viele sind fasziniert (möglicherweise,<br />

weil die Stromwirtschaft eine Quotenregelung<br />

begrüßt?). Wir gehen hier auf<br />

das Grundsätzliche ein.<br />

Quoten sind Obergrenzen<br />

Wer an der Einführung der Solarenergie<br />

wirtschaftlich interessiert ist,<br />

braucht nicht zur Einhaltung einer Quote<br />

verpflichtet zu werden. Die Quote<br />

ist für die Stromwirtschaft eine ähnlich<br />

unerwünschte Belastung, wie z.B.<br />

Energiesteuern. Eine freiwillige Überschreitung<br />

wird es nicht geben. Damit<br />

aber sind Quoten faktisch Obergrenzen.<br />

Auch die Bezeichnung einer Quote<br />

als „Mindestquote“ ändert nichts<br />

daran.<br />

Die Festlegung von Quoten<br />

stoppt den Ausbau der Erneuerbaren<br />

Die Vehemenz, mit der die Stromwirtschaft<br />

seit dem Jahr 1990 das Stromeinspeisungsgesetz<br />

bekämpft, gibt einen<br />

Vorgeschmack darauf, wie hartnäckig<br />

sie bei der Festlegung von Quoten<br />

für ihre Interessen kämpfen wird.<br />

Die ständig in großen Werbeanzeigen<br />

wiederholten Behauptungen, wonach<br />

die erneuerbaren Energien nur einen<br />

verschwindend kleinen Anteil an der<br />

Stromversorgung decken könnten -<br />

und schlimmer noch die oft erfolgten<br />

Bestätigungen durch die Fachabteilungen<br />

des Bundeswirtschafts- und<br />

des Umweltministeriums - lassen keinen<br />

Raum für visionäre politische Entscheidungen.<br />

Wer davon ausgeht, daß<br />

das Wachstum der erneuerbaren Energien<br />

explosionsartig zunehmen wird,<br />

darf sich auf keinen Fall auf Quoten<br />

einlassen.<br />

Quoten können dynamische<br />

Vorgänge nicht steuern<br />

Die Festlegung einer Quote für das<br />

Aufwachsen der erneuerbaren Energien<br />

ist so sachfremd, als würde man<br />

eine Autoreise mit fixiertem Gaspedal<br />

antreten. Damit man unfallfrei durch<br />

die Innenstadt kommt, wird das Gaspedal<br />

bei 20 km/h fixiert und die Hupe<br />

auf Dauerton geklemmt. Auf der Autobahn<br />

erweist sich diese Einstellung<br />

dann allerdings als quälend. (Die Fixierung<br />

des Gaspedals auf eine vernünftige<br />

Reisegeschwindigkeit von<br />

100 km/h verbietet sich natürlich aus<br />

Sicherheitsgründen).<br />

Einhaltung der Quote kann<br />

nicht kontrolliert werden<br />

Da Solarstrom sich technisch nicht<br />

von Atom- oder Kohlestrom unterscheidet,<br />

gibt es kein technisches Mittel<br />

der Kontrolle. Die Einhaltung von<br />

Quoten kann, wenn überhaupt, nur<br />

anhand der Lieferverträge und ihrer<br />

Abrechnungen kontrolliert werden; im<br />

zukünftigen liberalisierten Markt mit<br />

wechselnden Geschäftspartnern und<br />

grenzüberschreitenden Verträgen ein<br />

aussichtsloses Unterfangen. Hinzu<br />

kommt erschwerend das Desinteresse<br />

der Hauptakteure an einer Kontrolle.<br />

(Bei einer Vergütungsregel dagegen<br />

wird jeder Einspeiser selber kontrollieren,<br />

ob er die ihm zustehende Vergütung<br />

erhält.)<br />

Einhaltung der Quote kann<br />

nicht erzwungen werden<br />

Wegen der notwendigen langen<br />

Vorlaufzeiten bei Planung und Errichtung<br />

von Anlagen, kann nicht erwartet<br />

werden, daß Quoten überhaupt eingehalten<br />

werden; Gründe dafür lassen<br />

sich in beliebiger Zahl finden. So kann<br />

schlechterdings auch kein Gewinner<br />

einer Ausschreibung darauf verpflichtet<br />

werden, die Ausschreibung zu verwirklichen.<br />

Wenn aber die Abweichung<br />

von der Quote schon fast den<br />

Normalfall darstellt, sind Sanktionen<br />

bei Nichterfüllung problematisch. Die<br />

Einhaltung der Quote hängt somit mehr<br />

oder weniger vom guten Willen der<br />

Stromwirtschaft ab. Der Effekt ist dann<br />

so unverbindlich wie der einer Selbstverpflichtung.<br />

Quoten sind kein geeignetes<br />

Steuerungsinstrument<br />

Der Markt reagiert auf Angebot und<br />

Nachfrage, er reagiert auf Preissignale<br />

und auf Werbung, aber er reagiert nicht<br />

auf Quoten. Die Festlegung einer Quote<br />

für Solarstrom bringt keinen Hausbesitzer<br />

dazu, sein Dach und sein Kapital<br />

für eine Solaranlage zur Verfügung<br />

zu stellen.<br />

Damit Quoten sich auswirken können,<br />

müssen sie entweder in Preissignale<br />

übersetzt werden oder in Vorschriften<br />

des Ordnungsrechts (z.B. Auf<br />

dem Süddach jedes Neubaus ist eine<br />

Solarstromanlage zu errichten, oder:<br />

Alle Kohlekraftwerke mit einem Wirkungsgrad<br />

unter 50 % sind bis zum<br />

Jahr xxxx durch Biomasse-Kraftwerke<br />

zu ersetzen).<br />

Die Übersetzung der Quote in Vorschriften<br />

des Ordnungsrechts kann der<br />

Gesetzgeber nicht delegieren. Die Übersetzung<br />

der Quote in Preissignale kann<br />

er zwar delegieren, sollte es aber besser<br />

nicht, denn er müßte ausgerechnet<br />

die Gegner der erneuerbaren Energien<br />

damit beauftragen und würde damit<br />

den Bock zum Gärtner machen.<br />

Quoten verlocken zu Preisdumping<br />

Quoten sollen durch Ausschreibungen<br />

verwirklicht werden. Dahinter<br />

steckt die Idee, daß auf diese Weise<br />

ein marktgerechter Preis festgelegt<br />

wird. Doch eine sich entwickelnde neue<br />

Industrie kann leicht durch Preisdumping<br />

in Bedrängnis gebracht werden.<br />

Erinnert sei daran, daß gerade in<br />

Deutschland die großen Solarfirmen<br />

mit Konzernen verflochten sind, die in<br />

der konventionellen Stromerzeugung<br />

aktiv sind. Die Warnung vor Preisdumping<br />

ist da nicht abwegig.<br />

22 Solarbrief 3/98<br />

des Solarenergie-Fördervereins


Ausschreibungen sind nicht<br />

geeignet für eine Technik im<br />

Stadium der Markteinführung<br />

Quoten sollen in Ausschreibungen<br />

auf dem freien Markt umgesetzt werden.<br />

Der private Interessent steht somit<br />

mit einer Technik, die überhaupt<br />

erst in den Markt eingeführt werden<br />

soll, vor einer der schwierigsten Aufgaben<br />

des freien Marktes übehaupt.<br />

Er muß versuchen, seine Konkurrenten<br />

durch ein konkretes Angebot zu<br />

unterbieten, ohne gleichzeitig den eigenen<br />

wirtschaftlichen Ruin zu riskieren.<br />

Das Ergebnis der Ausschreibung<br />

wird sein, daß die billigsten Anbieter<br />

(unabhängig davon, ob ihr Angebot<br />

noch als solide zu beurteilen ist oder<br />

nicht) den Zuschlag erhalten. Ob sie<br />

die Anlagen dann bauen und ob sie<br />

dann die fünfzehn oder zwanzig Jahre<br />

wirtschaftlich durchstehen, interessiert<br />

den Auftraggeber nicht, der sie<br />

eigentlich als Konkurrenten im Strommarkt<br />

empfindet.<br />

Ausschreibungen sprechen<br />

nur gewerbliche Anlagenbauer<br />

an<br />

Ausschreibungen sind allenfalls<br />

geeignet, unter gewerblichen Anbietern<br />

einer Leistung eine Auswahl zu<br />

treffen..Privatleute, die auf ihrem Dach<br />

einmalig eine eigene Solaranlage errichten<br />

könnten, werden durch Ausschreibungen<br />

kaum angesprochen. Der<br />

spontane Entschluß zur Errichtung einer<br />

eigenen Solaranlage fällt nur selten<br />

mit dem Zeitpunkt einer öffentlichen<br />

Ausschreibung zusammen. Ob<br />

Solarbrief 3/98<br />

des Solarenergie-Fördervereins<br />

diese nach einem halben Jahr, nach<br />

einem ganzen Jahr oder aber in zwei<br />

Jahren erfolgt, läßt sich für den Dachbesitzer<br />

kaum vorhersehen. Erfolgt die<br />

Ausschreibung dann tatsächlich, so<br />

ist immer noch die Frage offen, ob der<br />

Teilnehmer einen Zuschlag erhält. Der<br />

Verwaltungsaufwand und die Unsicherheit<br />

des Zuschlages bei fehlender<br />

eigenen Erfahrung mit dem Instrument<br />

der Ausschreibung erhöht die Hemmschwelle.<br />

Quotenregelung hat bereits<br />

ihre Nichteignung erwiesen<br />

Das Stromeinspeisungsgesetz stellt<br />

für Windenergie im Küstenbereich eine<br />

Art von Preisregelung (kostendeckende<br />

Vergütung) dar.<br />

Der Vergleich des Zubaus an Windanlagen<br />

im Jahr 1997 zwischen Ländern<br />

mit Preisregelungen<br />

- Deutschland: 533 MW<br />

- Dänemark: 265 MW<br />

- Spanien: 262 MW<br />

und Ländern mit Ausschreibungsregelungen<br />

- Großbritannien: 55 MW<br />

- Irland: 42 MW<br />

- Frankreich: 8 MW<br />

zeigt die drastische Überlegenheit von<br />

Preisregelungen.<br />

Manche Formen der Quotenregelung<br />

benachteiligen zusätzlich<br />

die Solarenergie<br />

Einige Modelle der Quotenregelung,<br />

z.B. das hessische, machen keinen<br />

Unterschied zwischen den verschiedenen<br />

Formen der erneuerbaren Energien.<br />

Wer zu einer bestimmten Quote<br />

Keine Baugenehmigungen<br />

mehr für Atom- und Kohlekraftwerke!<br />

Der Versuch, die konventionellen Energien durch<br />

steuerliche Belastung mit den sogenannten externen<br />

Kosten zu bremsen, bedeutet ein Ausweichen vor einer<br />

überfälligen politischen Entscheidung W.v. Fabeck<br />

Die Ermittlung der externen Kosten<br />

ist schwierig, umstritten und zutiefst<br />

unmenschlich. Ist es nicht der Gipfel<br />

an Zynismus, Überschwemmungs-<br />

Tote in Bangladesch, Krupphusten in<br />

deutschen Kinderkliniken oder Schilddrüsenerkrankungen<br />

in der Ukraine in<br />

Pfennige pro Kilowattstunden umzurechnen?<br />

Die Politik ist hier gefordert, im Rahmen<br />

des Ordnungsrechtes einzuschreiten:<br />

Keine Baugenehmigungen<br />

mehr für Atom- und Kohlekraftwerke!<br />

an erneuerbaren Energien verpflichtet<br />

wird, wählt verständlicherweise die billigste<br />

Lösung. Gerade Solarstrom, der<br />

am dringendsten der Markteinführung<br />

bedarf, würde bei diesem Modell überhaupt<br />

nicht zum Zuge kommen.<br />

Preisregelung für private Anlagen,<br />

Quoten für Anlagen der<br />

Stromwirtschaft?<br />

Quoten sind, wie die vorangehenden<br />

Ausführungen zeigen, prinzipiell<br />

ungeeignet, private Anlagen der erneuerbaren<br />

Energien zu initiieren. Zu<br />

prüfen wäre abschließend, ob eine<br />

Doppelstrategie sinnvoll sein könnte:<br />

Einerseits kostendeckende Vergütung<br />

für private Betreiber - andererseits eine<br />

Quote für den Ausbau von EVU-eigenen<br />

Anlagen der erneuerbaren Energien.<br />

Hier bietet sich jedoch eine weitaus<br />

sachgerechtere und wirkungsvollere<br />

Lösung an, nämlich das Verbot, weitere<br />

fossile Kraftwerke zu errichten. Eine<br />

Neufassung des Immissionsschutzgesetzes<br />

könnte eine Handhabe dafür geben.<br />

Verbot konventioneller Kraftwerke<br />

zwingt Stromversorger<br />

zu eigenen Anstrengungen<br />

Stromversorger, denen die Möglichkeit<br />

genommen wird, ihre in zehn oder<br />

mehr Jahren zu ersetzenden konventionellen<br />

Kraftwerke durch gleichartige<br />

zu ersetzen, werden erstmals in ihrer<br />

Geschichte ein echtes Interesse am<br />

Ausbau der erneuerbaren Energien<br />

entwickeln. Sie bedürfen dann keiner<br />

Quote mehr.<br />

Wer mit der<br />

Zeit geht,<br />

bezieht seinen<br />

Strom von der<br />

Sonne<br />

Gudula Beyse<br />

ältestes <strong>Mitglied</strong> des <strong>SFV</strong>!<br />

23


“Landschaftsbildbeeinträchtigungssteuer”<br />

Die Gemeinde Wursten in Schleswig-Holstein hat im Juli eine Landschaftsbildbeeinträchtigungssteuer<br />

erfunden und beschlossen<br />

Von Britta Marold<br />

Was erstmal ziemlich lächerlich<br />

klingt, ist aber traurige Realität. Nach<br />

Abschaffung der Gewerbekapitalsteuer<br />

haben die Gemeinden durch das<br />

kommunale Abgabengesetz 1996 die<br />

“Erlaubnis” erhalten, eigene Steuern<br />

zu erheben.<br />

Die Gemeinde Wursten hat sich nun<br />

diese unsägliche Steuer ausgedacht,<br />

zahlbar von den Windkraftwerksbetreibern<br />

in der Gemeinde.<br />

Herrr Skorniakow, stellvertretender<br />

Gemeindevorstand, ist sehr zufrieden<br />

mit der neuen Steuer und berichtet<br />

stolz, dass sie viele Anfragen dazu<br />

aus anderen Gemeinden erhalten.<br />

Er bestritt vehement, dass es sich<br />

dabei um eine Steuer auf Anlagen<br />

für regenerative Energien handelt.<br />

Sie hinge von der Höhe der Gebäude<br />

ab und sei von allen Industrien<br />

zu zahlen, z.B. auch für Sendemasten<br />

der Telekom und anderer<br />

Industrieanlagen. Auf meine<br />

Frage, welcher Industriebetrieb in<br />

der Gemeinde Wursten denn noch<br />

zahlen müsse, sagte er: “Wir haben<br />

hier sonst nichts.”<br />

Ah ja.<br />

Windenergievergütung 1999<br />

Statistisches Bundesamt errechnet neue Vergütungshöhe<br />

Die Vergütung für Windenergie wird<br />

im kommenden Jahr 16,524 Pf/kWh betragen.<br />

Das sind rund 1,6% weniger<br />

als in diesem Jahr. Der Preis berechnet<br />

sich aus den Durchschnittserlösen der<br />

EVU von 1997, ermittelt durch das Statistische<br />

Bundesamt: Gezahlt werden<br />

90% dieser Erlöse. Durch den kom-<br />

menden Wettbewerb auf dem Strommarkt<br />

werden die Preise weiter sinken.<br />

Das Bundeswirtschaftsministerium<br />

rechnet mit 20 %.<br />

Die Situation für die Windkraftwerksbetreiber<br />

wird sich dadurch weiter<br />

verschärfen.<br />

Foto: C.-D. Wolf<br />

Wie man es nicht machen sollte<br />

Das „großzügige“ Angebot des RWE an die Stadtwerke Erkrath<br />

von Britta Marold<br />

Nach jahrelangen Auseinandersetzungen<br />

und Verhandlungen gelang es<br />

der Stadt Erkrath am 1.7.1997, das Mittelspannungsnetz<br />

vom RWE zu übernehmen.<br />

Ziel war es, die Möglichkeiten<br />

der ökologischen Nutzung des<br />

Netzes wahrzunehmen und z.B. regenerative<br />

Energien ins Netz einzuspeisen.<br />

Als erste Maßnahme beschloß der<br />

Aufsichtsrat der Stadtwerke, die seit<br />

längerem „angedachte“ Planung zur<br />

Umrüstung des vorhandenen Fernheizwerkes<br />

zu einer Kraft-Wärme-<br />

Kopplungsanlage konkret in Angriff<br />

zu nehmen. Dass dem RWE die Intention<br />

der Stadt anscheinend entgangen<br />

ist, zeigt ein pünktlich zur entschei-<br />

denden Aufsichtratssitzung gesendeter<br />

Brief, aus dem hier in Ausschnitten<br />

zitiert sei:<br />

„(... )Unter dem Blickwinkel des künftig<br />

verstärkten Wettbewerbs in der Energiewirtschaft<br />

und der damit verbundenen<br />

Erwartung sinkender Strompreise<br />

besteht allerdings das Risiko, daß<br />

sich die Wirtschaftlichkeit nicht wie<br />

erwartet einstellt. Hinzu kommt, daß<br />

Energiesparmaßnahmen mittel- bis<br />

langfristig greifen und somit zu einer<br />

Reduzierung der Wärmeabgabe führen.<br />

Nach ausführlichen Gesprächen<br />

mit Ihnen sind wir im Sinne einer partnerschaftlichen<br />

Zusammenarbeit und<br />

zur Minimierung Ihres wirtschaftlichen<br />

Risikos bereit, für eine noch abzustim-<br />

mende Teilleistung bzw. für die geplante<br />

Kraftwerksleistung den Stadtwerken<br />

Erkrath den erwarteten wirtschaftlichen<br />

Vorteil der Errichtung eines<br />

Blockheizkraftwerks- abzüglich eines<br />

Abschlags von 10% wegen Entfall<br />

von Risiken- durch eine Ersatzlieferung<br />

gutzubringen. (... )“<br />

Für die, die Witze gerne erklärt bekommen:<br />

Das RWE findet sich freiwillig<br />

bereit, den Stadtwerken kostenlosen<br />

Strom zu liefern, damit diese keine<br />

KWK-Anlage bauen. Und das angeblich,<br />

um das Risiko der Stadtwerke zu<br />

mindern!<br />

Wie konnte uns nur bisher entgehen,<br />

wie besorgt das RWE um kleine<br />

Stadtwerke ist?<br />

Kommentar:<br />

Die Kopplung der Windstromvergütung<br />

an den Strompreis ist nicht sachgemäß.<br />

Die Möglichkeit der Markteinführung<br />

ist nur auf Basis der kostendeckenden<br />

Vergütung gegeben.<br />

24 Solarbrief 3/98<br />

des Solarenergie-Fördervereins


Beginnt der Kampf um sichere<br />

Sonnenplätze ?<br />

Aber was ist schon sicher... Stellen Sie sich folgendes vor: Der bestehende Bebauungsplan<br />

einer städtischen Siedlung wird geändert. Die neuen Gebäude werfen<br />

weite Schatten... Die Frage: Welche rechtlichen Ansprüche kann ein Solaranlagenbesitzer<br />

erheben, dessen Hausdach nachträglich verschattet wird?<br />

Von Susanne Jung<br />

Viele deutsche Städte platzen regelrecht<br />

aus den Nähten. Jeder Quadratmeter<br />

Bauland wird genutzt, landwirtschaftliche<br />

Flächen werden umgewidmet.<br />

Abzusehen ist, daß es in Zukunft<br />

kein Einzelfall sein wird, daß städtische<br />

Bebauungspläne nachträglich<br />

geändert werden.<br />

Vor kurzem ist uns der erste Problemfall<br />

zu Ohren gekommen, bei dem<br />

eine bestehende Fassaden-Solaranlage<br />

durch ein neu entstandenes Bauwerk<br />

plötzlich im Schatten stand. Unsere<br />

Anfrage beim Landesinstitut für<br />

Bauwesen des Landes NRW über<br />

mögliche Konsequenzen und rechtliche<br />

Absicherungen der Anlagenbetreiber<br />

brachte folgende unerfreuliche<br />

Information: (Auszüge aus dem Antwortschreiben)<br />

“Das Verschatten von Solarenergieanlagen<br />

... durch nachbarschaftliche<br />

Gebäudeveränderungen stellen in Zukunft<br />

sicherlich zunehmende Problemfelder<br />

dar.<br />

Eine verbindliche Auskunft zum vorliegendem<br />

Fall kann und darf das Lan-<br />

Solarbrief 3/98<br />

des Solarenergie-Fördervereins<br />

desinstitut jedoch nicht geben, da es<br />

sich um zivil- bzw. um öffentlich-rechtliche<br />

Angelegenheiten handelt. Vergleichbare<br />

bzw. entsprechende Rechtsprechungen<br />

in solchen Fällen sind<br />

dem Landesinstitut nicht bekannt.”<br />

(Anmerkung der Redaktion: Uns leider<br />

auch (noch) nicht.) ”Berührungspunkte<br />

zum REN-Programm kann es<br />

insbesondere dann geben, wenn eine<br />

solche betroffene Anlage vom Land<br />

NRW gefördert worden ist. Dabei ist<br />

die Pflicht zur Inbetriebhaltung nach<br />

den Allgemeinen Nebenbestimmungen<br />

für Zuwendungen zur Projektförderung<br />

(ANBest-P) im Sinne des §38<br />

Verwaltungsverfahrensgesetz NRW<br />

zu beachten. Nach Punkt 5.12. der AN-<br />

Best-P ist der Zuwendungsempfänger<br />

verpflichtet, unverzüglich der Bewilligungsbehörde<br />

anzuzeigen, wenn der<br />

Verwendungszweck oder sonstige für<br />

die Bewilligung der Zuwendung maßgeblichen<br />

Umstände sich ändern oder<br />

wegfallen. Ferner besagt Punkt 8.23.,<br />

daß die Zuwendung unverzüglich zu<br />

erstatten ist, wenn die Zuwendung<br />

Denkmalschutz vor Klimaschutz<br />

nicht - oder nicht mehr für den vorgesehenen<br />

Zweck verwendet wird.”<br />

Da mit großer Sicherheit abzusehen<br />

ist, daß eine verschattete Solaranlage<br />

nicht mehr den im Bewilligungsbescheid<br />

festgelegten Stromertrag liefern<br />

kann, wird der in den anfänglichen<br />

Genuß der REN-Förderung (oder anderer<br />

Förderungen von Bund und Kommunen)<br />

gekommene Solaranlagenbesitzer<br />

gleich zweimal geprellt: 1. muß er<br />

seine Förderung eventuell zurückzahlen<br />

und 2. macht sich natürlich der<br />

geringere Stromertrag in seinem Geldbeutel<br />

bemerkbar. Ein Gang zu einem<br />

im Baurecht spezialisierten Rechtsanwalt<br />

wäre sicher sinnvoll, ebenso die<br />

Kenntnis ähnlicher Rechtsfälle. In der<br />

Vergangenheit traten zum Beispiel auf<br />

dem Gebiet der Nutzung der Wasserkraft<br />

von Bächen und Flüssen mögliche<br />

parallele Probleme auf. Sollten Lösungsansätze<br />

bekannt sein, wäre es<br />

für unsere Solaranlagenbesitzer sicherlich<br />

von großem Informationsgehalt.<br />

Wir bitten also wieder einmal um Ihre<br />

Mithilfe.<br />

In Memmingen dürfen künftig nur noch auf den Dachbereichen von öffentlichen<br />

Straßen und Plätzen Solaranlagen entstehen, deren Einsichtsbereich ausgehend<br />

von der Augenhöhe eines Fußgängers nicht einsehbar ist Beitrag von Anonymus<br />

Memminger Altstadt<br />

Diesen in Deutschland bisher einzigartigen Beschluß<br />

faßte der Memminger Stadtrat mehrheitlich im Frühjahr<br />

diesen Jahres.<br />

Ausgangspunkt der Diskussion war die Sorge der Stadtväter,<br />

die Solaranlagen könnten das Bild der denkmalgeschützten<br />

Altstadt ruinieren. “Aus Sicht des Stadtbauamtes,<br />

der Heimatpflege und der Denkmalpflege bedeutet<br />

eine Solaranlage wegen ihrer Flächenausdehnung und ihrer<br />

Materialbeschaffung eine Beeinträchtigung und eine<br />

Veränderung des Erscheinungsbildes der [...] Dächer. Der<br />

Aufbau von Solaranlagen würde die Dachlandschaft wesentlich<br />

verändern ...”<br />

Es bleibt zu hoffen, daß diese Entscheidung nach festgesetzten<br />

2 Jahren nicht weiter aufrecht erhalten werden<br />

kann.<br />

25


Biosolare Wasserstoffproduktion<br />

Ein Forschungsprojekt an der RWTH Aachen<br />

Von Norbert Holle<br />

Neben der Windenergie, der Photovoltaik<br />

und anderen bekannten Verfahren<br />

gibt es auch weit unbekanntere<br />

Möglichkeiten, die Sonne zur Dekkung<br />

unseres Energiebedarfes „anzuzapfen“.<br />

In einem Forschungsprojekt am Institut<br />

für Verfahrenstechnik der RWTH<br />

Aachen wird zum Beispiel untersucht,<br />

welche Chancen zur technischen Nutzung<br />

der biologischen Wasserstoffproduktion<br />

bestehen. Bei diesem Verfahren<br />

wird die Fähigkeit von Purpurbakterien<br />

genutzt, bei Sonnenlicht,<br />

Stickstofflimitierung und Versorgung<br />

mit einem organischen Nährstoff (Substrat)<br />

Wasserstoff zu synthetisieren.<br />

Versuchsanlage auf dem Institut für<br />

Verfahrenstechnik Aachen<br />

Foto: Institut f.Verfahrenstechnik, RWTH<br />

Biologische Grundlagen<br />

Im Gegensatz zu der bekannten<br />

Photosynthese von grünen Pflanzen<br />

entsteht hierbei kein Sauerstoff, weshalb<br />

man von einer „anoxygenen Photosynthese“<br />

spricht. Daneben kann<br />

Wasserstoff biologisch auch durch<br />

Fermentation, also Gärung, z.B. von<br />

Clostridien oder durch Biophotolyse,<br />

also biologische Spaltung von Wasser<br />

in Wasserstoff und Sauerstoff, von<br />

Cyanobakterien erzeugt werden.<br />

Die biologischen Grundlagen sind im<br />

wesentlichen seit vielen Jahren bekannt<br />

und eingehend untersucht worden.<br />

Optimierung des Prozesses<br />

wird an RWTH erforscht<br />

Um diesen Prozeß mittelfristig als<br />

Methode zur Energiebereitstellung<br />

nutzen zu können, muß jedoch neben<br />

der Effizienz der Bakterienaktivität<br />

auch die technische Umsetzung des<br />

Prozesses optimiert werden. Deshalb<br />

wird in dem Forschungsprojekt in Zusammenarbeit<br />

mit Biologen ein Reaktor-<br />

und Prozeßkonzept entwickelt, mit<br />

dem eine Nutzung dieser biologischen<br />

Vorgänge im technischen Maßstab<br />

möglich ist.<br />

Ziel des Projektes ist es, den Prozeß<br />

auf diese Weise möglichst nahe an die<br />

Wirtschaftlichkeit heranzuführen.<br />

Zu diesem Zweck wird zum einen<br />

das Stoffwechselverhalten der Bakterien<br />

unter verschiedenen Bedingungen<br />

im Labor sowie im Freiland untersucht.<br />

Die Produktivität ist zum Beispiel<br />

abhängig vom pH-Wert, der Konzentration<br />

und der Art des Substrates<br />

sowie der Betriebsweise.<br />

Molke als praktisch kostenloser<br />

Ausgangsstoff<br />

Als organischer Nährstoff wird bei<br />

den Untersuchungen Molke eingesetzt,<br />

da diese das erforderliche Stickstoff<br />

- Kohlenstoffverhältnis aufweist<br />

und als ein Nebenprodukt aus der Käseherstellung<br />

praktisch kostenlos zur<br />

Verfügung steht. Es sind jedoch auch<br />

andere Substrate denkbar.<br />

Reaktorkonzepte geprüft<br />

Außerdem werden verschiedene Reaktorkonzepte<br />

sowohl im Labor als<br />

auch im Freiland getestet. Dabei wird<br />

versucht, mit minimalen Energieaufwand<br />

für den Betrieb Verhältnisse im<br />

Reaktor einzustellen, unter denen die<br />

Bakterien auch unter insterilen Bedingungen<br />

und bei kontinuierlicher Betriebsweise<br />

eine Wasserstoffproduktion<br />

über lange Zeit aufrechterhalten.<br />

In den Freilandversuchen wurde die<br />

Anordnung der Reaktoren optimert.<br />

Durch Messung der Temperatur und<br />

Sonneneinstrahlungsverläufe sowie<br />

der Gasproduktion konnte ein Konzept<br />

gefunden werden, bei dem mit einfachen<br />

Mitteln für die Purpurbakterien<br />

günstige Lebens- und Produktionsbedingungen<br />

geschaffen werden können<br />

(siehe folgende Abbildung).<br />

Wirkungsweise des Verfahrens<br />

Graphik: Institut für Verfahrenstechnik<br />

Hierbei wird durch die aufsteigenden<br />

Gasblasen eine Zirkulation im Reaktor<br />

angeregt. Eine Ausrichtung der<br />

senkrecht stehenden, transparenten<br />

und ca. 1 m2 großen Reaktormodule<br />

nach Osten bzw. Westen verhindert<br />

eine zu starke Erwärmung, da die Bakterien<br />

nur Temperaturen bis ca. 45°C<br />

tolerieren.<br />

Ertrag der Wasserstoffproduktion<br />

Die bisherigen Versuche lassen eine<br />

mittlere Wasserstoffproduktion von ca.<br />

4 Liter pro Quadratmeter Grundfläche<br />

und Stunde als realistisch erscheinen.<br />

Für eine Anlage mit einer Größe von<br />

10 m x 10 m ergeben sich ca. 800 m3 Wasserstoff pro Jahr. Dies ist sicherlich<br />

noch nicht konkurrenzfähig mit den<br />

meisten anderen Prozessen zur Wasserstoffgewinnung,<br />

aber das Entwicklungspotential<br />

dieses Verfahrens ist<br />

vergleichsweise hoch. Außerdem sind<br />

die aufgrund der bisherigen Ergebnisse<br />

grob geschätzten Kosten von 1-2<br />

DM/kWh Wasserstoff schon relativ<br />

nah an den Kosten von konkurrierenden<br />

Verfahren.<br />

26 Solarbrief 3/98<br />

des Solarenergie-Fördervereins


“Blut für Öl” - eine Buchbesprechung<br />

Gründe für eine Umstellung unserer Energieversorgung auf erneuerbare Energien<br />

gibt es viele. Hans Kronberger will mit seinem Buch “Blut für Öl” einen Grund hinzufügen,<br />

der auch hartnäckige Anhänger von Kohle und Öl überzeugt: weniger<br />

Kriege um knappe Ressourcen.<br />

Von Georg Engelhard<br />

Erdöl - Wegbereiter des industriellen<br />

Fortschritts<br />

Den Anfang des Buches bildet eine<br />

kurze Geschichte der Entdeckung des<br />

Erdöls, beginnend mit der Nutzung von<br />

Pech und Bitumen im Nahen Osten<br />

vor rund 3000 Jahren. Nennenswerte<br />

Verbreitung fand es damals aber nicht,<br />

ebensowenig wie tausend Jahre später,<br />

als es in China kurzzeitig in Petroleumlampen<br />

verwendet wurde. Der<br />

Aufstieg des Erdöls zur treibenden<br />

Kraft des industriellen Fortschritts begann<br />

erst 1858 in Titusville, Pennsylvania,<br />

mit einer Tagesförderung von<br />

25 Faß.<br />

Energiebereitstellung - eine<br />

Geschichte von kriegerischen<br />

Auseinandersetzungen<br />

Nahtlos schließt sich die Schilderung<br />

der ersten Auseinandersetzungen<br />

um die Beschaffung des schwarzen<br />

Goldes an: die ersten Ölgesellschaften<br />

wie Standard Oil, Royal<br />

Dutch-Shell und Bnito kämpfen um die<br />

Aufteilung der Ölgebiete. Wo es um<br />

wirtschaftliche Interessen geht, kann<br />

die Politik nicht weit sein, und so<br />

kommt es, dass um die Jahrhundertwende<br />

die Notwendigkeit zur Ölbeschaffung<br />

einen immer größeren Einfluss<br />

auf die Politik der Industriestaaten<br />

ausübt.<br />

“mit Blut beschriebene Weg<br />

des Öls...”<br />

In chronologischer Folge geht es<br />

weiter: 1. Weltkrieg, 2. Weltkrieg, Suezkrise,<br />

Sechs-Tage-Krieg, Ölkrise und<br />

Golfkrieg sind nur einige Stationen auf<br />

dem “mit Blut geschriebenen” Weg<br />

des Öls.<br />

Viele Details und Zahlen, ebenso<br />

wie die lebendige Schilderung der Zusammenhänge,<br />

machen die Lektüre zu<br />

einem interessanten Ausflug in die jüngere<br />

Geschichte - durchaus nicht allein<br />

im Hinblick auf Öl.<br />

“Rohstoffe machen arm”<br />

Ein langes Kapitel beschäftigt sich<br />

mit der Situation in Afrika. Die These<br />

Solarbrief 3/98<br />

des Solarenergie-Fördervereins<br />

Buch “ Blut für Öl” von H.Kronberger<br />

“Rohstoffe machen arm” wird anhand<br />

zahlreicher Beispiele (Kongo, Nigeria,<br />

Angola usw.) eindrucksvoll belegt.<br />

Leser bleibt leider im Dunkeln<br />

Leider jedoch bleibt das Bild reichlich<br />

undeutlich. Die Wege der Einflussnahme<br />

von Ölkonzernen und Regierungen<br />

auf lokale Machthaber werden<br />

nicht aufgezeigt, es wird lediglich konstatiert,<br />

daß Einflussnahmen stattfinden.<br />

Die Gründe, weshalb im ölreichen<br />

Algerien ein brutaler Bürgerkrieg tobt,<br />

nebenan das ebenso ölreiche Libyen<br />

hingegen einen bescheidenen Wohlstand<br />

genießt, bleiben im Dunkeln. Und<br />

warum können einige Golfstaaten in<br />

Saus und Braus leben, die Nachbarn<br />

Irak und Iran aber nicht?<br />

Die Beschreibung der Verhältnisse<br />

in der ehemaligen Sowjetunion beschränkt<br />

sich im Wesentlichen darauf,<br />

welches Interesse einzelne Parteien<br />

vertreten oder vertreten könnten.<br />

Einzelne bekannte Ereignisse scheinen<br />

mit diesen Interessen in Verbindung<br />

zu stehen. Aber haben wirklich<br />

“die Mächtigen im Ölgeschäft”, wer<br />

auch immer das sein mag, den An-<br />

schlag auf Georgiens Präsident Schewardnadse<br />

zu verantworten?<br />

Ist der Krieg zwischen Armenien<br />

und Aserbaidschan tatsächlich auf irgendwelche<br />

Parteien im Ölgeschäft zurückzuführen?<br />

Man wünscht sich, das Buch würde<br />

auf einige wenige Krisenherde mit größerer<br />

Tiefe eingehen, anstatt eine große<br />

Vielzahl nur oberflächlich anzureißen.<br />

Wer aufmerksam die Tagespresse<br />

oder Nachrichtenmagazine liest,<br />

wird nur wenig grundlegend Neues erfahren.<br />

Friedlichere Welt durch Einsatz<br />

regenerativer Energien?<br />

Die Hoffnung, die am Anfang des<br />

Buches geäußert wird, nämlich durch<br />

einen Umstieg auf erneuerbare Energien<br />

die Welt friedlicher zu machen, wird<br />

schon im Buch selbst wieder zunichte<br />

gemacht.<br />

Die geschilderten Kriege wurden in<br />

der Regel nicht wegen Öl geführt (Ausnahme<br />

Golfkrieg!), lediglich die Strategien<br />

wurden durch die Notwendigkeit<br />

zur Ölbeschaffung bestimmt.<br />

Und ist ein Krieg schon deshalb<br />

humaner, weil die Panzer mit Solarwasserstoff<br />

betrieben werden? Schließlich<br />

und endlich hat der Mensch schon<br />

immer ausreichend Gründe für einen<br />

Krieg gefunden.<br />

Ungewöhnliche Betrachtungsweise<br />

macht das Buch empfehlenswert<br />

Dennoch ist dieses Buch in einer<br />

Hinsicht sehr empfehlenswert: es beleuchtet<br />

die Hintergründe der internationalen<br />

Politik von einer ungewöhnlichen<br />

Seite, wie es in dieser konzentrierten<br />

Form wohl noch nicht geschehen<br />

ist. Es bietet Anlaß, über die aktuellen<br />

Ereignisse neu nachzudenken<br />

und vielleicht in einen anderen Zusammenhang<br />

einzuordnen. Aus diesem<br />

Grund sollte sich - bei aller Kritik -<br />

niemand von der Lektüre dieses Buches<br />

abhalten lassen.<br />

27


Energie aus dem Weltraum:<br />

solar erzeugt, militärisch genutzt<br />

Über die Ausbaupläne der zivilen amerikanischen Weltraumbehörde NASA<br />

Von Regina Hagen (Kürzungen durch die Redaktion)<br />

Schlüsselfrage ist die Energieversorgung<br />

Die US Air Force plant offiziell für<br />

den Weltraumkrieg. Welche technischen<br />

Grundlagen den Weltraumkriegern<br />

dafür noch fehlen und wie die<br />

Lücken geschlossen werden können,<br />

beschreibt ein dreizehnbändiges Werk<br />

mit dem Titel “New World Vistas, Air<br />

and Space Power for the 21st Century“.<br />

Eine Schlüsselfrage ist es, wie der<br />

enorme Energiebedarf der projektierten<br />

weltraumbasierten Systeme und<br />

Waffen gedeckt werden kann. In vielen<br />

Zitaten der Schrift wird folgende<br />

Überlegung erkennbar:<br />

“Bereits heute ist abzusehen,<br />

daß in den nächsten<br />

Jahrzehnten von kommerziellen<br />

Unternehmen große<br />

Solarkraftwerke betrieben<br />

werden, die in der Erdumlaufbahn<br />

stationiert sind und<br />

die Erde mit Strom versorgen...”<br />

Aller Voraussicht nach werden für<br />

die Energieübertragung dieser Systeme<br />

Mikrowellen oder Millimeterwellen<br />

verwendet. “Es ist zwar äußerst unwahrscheinlich,<br />

daß wir diese Systeme<br />

im Dual Use-Modus direkt als Weltraumwaffen<br />

nutzen können“, dafür sei<br />

aber die Energieübertragung dieser Solarkraftwerke<br />

zu den Waffenplattformen<br />

im Weltraum mit Hilfe des Mikrowellenstrahls<br />

eigentlich kein Problem.<br />

Energie nach Bedarf<br />

“Das Verteidigungsministerium<br />

könnte von solchen Systemen Energie<br />

nach Bedarf ziehen.” (Band „Space<br />

Applications“, S. 89). Die moderen<br />

Technik machts möglich: video on demand<br />

für das Volk, power on demand<br />

für die Weltraumwaffen der US Air<br />

Force... Einiges deutet darauf hin, daß<br />

diese zivil-militärische Verknüpfung<br />

sich nicht auf die Zusammenarbeit mit<br />

kommerziellen Unternehmen beschränken<br />

soll. Die zivile US-Amerikanische<br />

Weltraumbehörde NASA, aus Budgetgründen<br />

bereits seit langem ein williger<br />

Kooperationspartner des Militärs,<br />

bastelt bereits an konkreten Ideen für<br />

Solarkraftwerke im Weltraum. In der<br />

300 Seiten starken Studie “Space Solar<br />

Power“ wird der finanzielle und technologische<br />

Hintergrund der Energieerzeugung<br />

im Weltraum untersucht.<br />

“Nicht Grundlagenforschung<br />

ist angesagt, vielmehr stehen<br />

handfeste finanzielle<br />

Überlegungen im Vordergrund.”<br />

Die eingehende Analyse des weltweiten<br />

Energiemarktes läßt die Autoren<br />

der NASA-Studie zum Schluß kommen,<br />

daß viele industriell wenig entwickelte<br />

Länder - an erster Stelle China<br />

und Indien - mit den Industrieländern<br />

mithalten und den Energiekonsum<br />

auf unserem Globus in den nächsten<br />

15 Jahren etwa verdoppelt werden.<br />

Die Endlichkeit der fossilen Brennstoffe<br />

sowie Sicherheits- und Entsorgungsprobleme<br />

bei der Nutzung von<br />

Kernenergie sowie die Verpflichtung,<br />

die Luftverschmutzung zu reduzieren<br />

ließen es geraten sein, sich beizeiten<br />

nach Alternativen umzuschauen. Die<br />

Nutzung der Sonnenenergie im industriellen<br />

Maßstab sei ein erfolgsversprechendes<br />

Konzept.<br />

Das erfolgversprechendste Modell<br />

in dieser Studie, der Sonnenturm (Sun<br />

Tower), ist modular aufgebaut.<br />

“Jeder Satellit ähnelt einer<br />

großen, zur Erde ausgerichteten<br />

Sonnenblume. Die Sendeanlage<br />

ist dabei die Blüte,<br />

die einzelnen Sonnenkollektoren<br />

sind die Blätter am Blütenstengel.“<br />

Hinter diesem Bild steckt eine Anlage<br />

mit zahlreichen kreisförmigen Sonnenkollektoren,<br />

die jeweils etwa 50 m<br />

Durchmesser haben. Diese sind beid-<br />

seitig an einem 3-5 km langen ‘Backbone’<br />

aufgereiht, das die ganze Konstruktion<br />

im Weltraum stabilisiert und<br />

die Energie an die Sendeanlage leitet.<br />

Der rund 200 m große, schüsselförmige<br />

Sender schließlich schickt den 5,8<br />

GHz-Mikrowellenstrahl an eine riesige<br />

Empfangsantenne auf die Erde oder im<br />

Meer, von wo aus die Energie in das<br />

Stromnetz des Stromversorgungsuntemehmen<br />

oder eines großen Endabnehmers<br />

eingespeist wird.<br />

Gefahr aus dem Weltraum?<br />

Außer der bereits beschriebenen Aussicht,<br />

daß die gewonnene Energie zur<br />

Versorgung von Weltraumwaffen dienen<br />

soll, ergeben sich weitere Fragen:<br />

Ist sichergestellt, daß die Energieübertragung<br />

unschädlich ist? Spärlich<br />

äußern sich die Autoren der Studie<br />

Bild: NASA<br />

über die Auswirkungen des Mikrostrahles<br />

auf das irdische Leben. Ist<br />

vollkommen ausgeschlossen, daß der<br />

Mikrowellenstrahl mißbräuchlich zur<br />

Kriegsführung eingesetzt werden kann?<br />

Bei den Protesten gegen die Saturnmission<br />

Cassini/Huygens, die zur Stromerzeugung<br />

32,8 kg Plutonium-238 an Bord<br />

hat und im Oktober 1997 gestartet ist,<br />

hatte die weltweite Protestbewegung vehement<br />

gefordert, daß sich die NASA<br />

mit solaren Energiealtemativen beschäftigen<br />

soll. So hatten wir uns das aber<br />

eigentlich nicht vorgestellt!<br />

Anmerkung der Redaktion: Wir<br />

werden das Projekt demnächst<br />

noch einmal kritisch beleuchten<br />

28 Solarbrief 3/98<br />

des Solarenergie-Fördervereins


MAI - ein Abkommen zur Vorherrschaft<br />

der Konzerne<br />

Seit zwei Jahren wird in Paris über ein mögliches Abkommen zum Schutz von<br />

Auslandsinvestitionen verhandelt. Über dieses “Multilaterial Agreement on<br />

Investment” (MAI) berichtet H.-J. Fell<br />

MAI gewährt ausländischen Investoren weitgehenden<br />

Schutz unter Aushebelung der nationalen Gesetzgebung.<br />

Laut MAI dürfen nationale Regierungen lnvestitionstätigkeiten<br />

nicht verhindern, wenn diese mit später beschlossenen<br />

Entwicklungszielen des Landes nicht mehr vereinbar<br />

oder sozial und ökologisch unverträglich sind. Je nach<br />

Einzelfall können lnvestoren Schadensersatzforderungen<br />

in Milliardenhöhe geltend machen. Denn nach MAI werden<br />

ausländische lnvestoren vor jeglicher “Enteignung”<br />

geschützt. Als “Enteignung“ gilt auch der entgangene Profit<br />

durch neue Umwelt- und Sozialauflagen, durch Streiks<br />

oder Krieg. In all diesen Fällen können die Unternehmen<br />

die Regierung des Gastlandes auf Schadensersatz verklagen.<br />

Utopie?<br />

Leider gibt es schon heute Beispiele für die Perspektiven<br />

eines MAI. So hat ein US-Konzern die kanadische<br />

Regierung auf 251 Mio US-Dollar Schadensersatz verklagt,<br />

weil sie giftige Zusätze im Benzin verboten hat.<br />

Noch ist MAI nicht unterschrieben. Verhandlungen<br />

laufen jedoch in allen OECD-Ländern.<br />

Proteste in verschiedenen Ländern haben inzwischen<br />

auch das Europaparlament erreicht. Es billigte mit großer<br />

Mehrheit einen Bericht des grünen Europa-Abgeordneten<br />

Wolfgang Kreissl-Dörfler, wonach das Abkommen<br />

komplett überprüft werden müsse, inwieweit es europäischen<br />

Gesetzgebungen widerspricht. Daraufhin wurde<br />

die für den 28.04.98 vorgesehene Unterzeichnung der<br />

Teledesic - schon gehört?<br />

Bill Gates träumt vom großen Internet-Monopol im Weltraum<br />

Von Britta Marold<br />

Ca. 800 Satelliten sollen ab dem Jahr 2002 in einer<br />

niedrigen Erdumlaufbahn kreisen- so wünscht es sich<br />

Bill Gates, der sich mit dem Multimilliardär Craig McCaw,<br />

Motorola, Boing und anderen zusammengeschlossen hat.<br />

Das Teledesic-Projekt, auch `Internet in the sky´ genannt,<br />

soll ein weltweites Internet per Satellitenempfang<br />

möglich machen. So könnten selbst in entlegendsten<br />

Gebieten die Internet-Angebote genutzt werden. Die Satelliten<br />

erhalten ihre Stromversorgung von Solarkollektoren,<br />

die mit Gallium-Arsenid-Zellen bestückt sind. (Gallium-Arsenid-Zellen<br />

bestechen durch ihren hohen Wirkungsgrad.<br />

So erreichen die neuesten Zelltypen einen<br />

Wirkungsgrad von ca. 30%. Für die irdische Nutzung<br />

sind sie allerdings denkbar ungeeignet, da beim Verbrennen<br />

des Stoffes Arsenoxyd entsteht, das in allen<br />

Solarbrief 3/98<br />

des Solarenergie-Fördervereins<br />

Folgen der Globalisierung Cartoon von K.Mester<br />

OECD-Staaten ausgesetzt und auf den Herbst 98 verschoben.<br />

Weitere Informationen:<br />

W.Kreissl-Dörfler, Rue Wiertz, 1047 Bruxelles, Belgien<br />

Formen, eingeatmet, verschluckt oder als “Bodenverseucher”<br />

hochgiftig ist).<br />

Ein derart gigantisches Projekt wird natürlich eine<br />

Monopolstellung der Initiatoren nach sich ziehen. Die<br />

kleine Gruppe der Firmen, die im Bereich der Weltraumtechnologie<br />

tätig sind, freut sich schon.<br />

Wir uns weniger.<br />

Abgesehen von der “Informationsdiktatur”, die damit<br />

unweigerlich verbunden wäre, erschreckt auch die hohe<br />

Zahl der Satelliten, deren Überreste irgendwann in der Erdatmosphäre<br />

zu hochgiftigem Arsenoxyd verglühen werden.<br />

Hoffen wir, daß die (im Internet) angedeuteten technischen<br />

Probleme groß genug sind, das Projekt zu vereiteln.<br />

29


Stadtrat K.Kurtze (r.) und J. Stöppel präsentieren<br />

die PV-Anlage in Garbsen<br />

Paradoxe Intervention<br />

“Wer die Münchener Bevölkerung,<br />

die immerhin die Hälfte ihres Stroms<br />

aus Atommeilern bezieht, auf Anti-<br />

Atomkurs einschwören will, muß ihr<br />

mit der Forderung nach einem Lager<br />

für atomaren Abfall mitten im Stadtgebiet<br />

kommen”, argumentiert Bernhard<br />

Fricke, Rechtsanwalt, Stadtrat und<br />

Vorstand der Bürgerinitiative David<br />

gegen Goliath e.V.. Ein Bürgerentscheid<br />

soll es sein, der auf die unbewältigten<br />

Gefahren der Atomtechnik<br />

hinweisen soll. Die Münchener können<br />

demnächst per Unterschrift entscheiden,<br />

ob sie noch immer ruhigen<br />

Gewissens über Atomstrom nachdenken<br />

können, wenn das atomare Endlager<br />

quasi vor ihrer Haustür steht. Alles<br />

frei nach dem Motto: ‘Wer will, daß<br />

die Kuh in den Stall geht, muß sie am<br />

Schwanz zurückhalten.’<br />

Kommentar überflüssig...<br />

Nachrichten<br />

Unmögliches wird möglich<br />

Können Sie sich vorstellen, daß ein Maschinenfabrikant<br />

bei der Vorstellung seiner<br />

neuen Spitzenprodukte öffentlich bekundet,<br />

das Gerät sei zwar von hoher Qualität,<br />

sein Einsatz jedoch völlig uneffektiv???<br />

In der Solarenergiebranche scheint so<br />

etwas schon möglich zu sein. Ein Vertreter<br />

des weltweit größten Solarzellenherstellers<br />

Siemens-Solar, Herr Jürgen Stöppel,<br />

bekundete zum Beispiel in der im letzten<br />

Jahr stattgefundenen Eröffnungsfeier<br />

für die neue Solaranlage auf dem Rathaus<br />

Garbsen (bei Hannover) folgendes: “Die<br />

Garbsener Stromausbeute aus der leistungsstarken<br />

20 kW-Solaranlage könne<br />

rein rechnerisch zwar den Energiebedarf<br />

von acht Einfamilienhäusern decken, wirtschaftlich<br />

betrieben werden könne sie jedoch<br />

nicht. Die Kilowattstunde Solarstrom<br />

kostet ja umgerechnet 1,20 DM!” Eine ausgesprochen<br />

risikobehaftete Marktstrategie!<br />

Warum setzt Siemens Solar nicht auf<br />

kostendeckende Vergütung? Solaranlagen<br />

könnten dann wirtschaftlich betrieben<br />

werden.<br />

Bei der Garbsener Anlage wurden die<br />

Solarmodule übrigens aus Kalifornien eingeflogen!<br />

Vielleicht sind die neuen deutschen<br />

Hersteller auf dem Markt geschickter.<br />

BP erkennt Entwicklungschancen<br />

der<br />

Regenerativen Energien<br />

Gegenüber der Zeitung “Die<br />

Welt” äußerte sich der Vorstandsvorsitzende<br />

der Deutschen BP,<br />

Winfried Vogler, über die künftigen<br />

Chancen der Regenerativen in<br />

folgender Weise: ‘Ein Schub für<br />

die regenerativen Energien wird es<br />

am ehesten aus der Solarenergie<br />

geben. Es ist zu erwarten, daß zur<br />

Mitte des nächsten Jahrhunderts<br />

bis zu 50 Prozent des Weltenergiebedarfs<br />

durch erneuerbare Energien<br />

gedeckt werden können.’ Anlaß<br />

zu dieser Äußerung war das<br />

von Angela Merkel vorgestellte<br />

neue Energieziel, in dem im Rahmen<br />

des umweltpolitischen<br />

Schwerpunktprogramms die Regenerativen<br />

genau diesen 50 %-Anteil<br />

am Primärenergieverbrauch im<br />

Jahr 2050 aufweisen sollen. Die Industrie<br />

steckt in den Startlöchern.<br />

Ob dies so bleibt, die Äußerungen<br />

der Bundesumweltministerin nur<br />

als reine Wahlkampfpropaganda<br />

zu werten sind, oder aber Zukunftsaussichten<br />

präsentiert werden,<br />

bleibt abzuwarten. Aufmunternd<br />

wirkt jedoch auf jeden Fall das positive<br />

Feedback der Industrie.<br />

Es gibt Menschen auf dieser Erde, die diese Welt anders sehen.<br />

Menschen wie Columbus, Albert Einstein, M.Gandhi, Mutter<br />

Theresa, Martin Luther King. Sie haben keinen Respekt vor dem<br />

Gewohnten, dem Festgefahrenen. Diese Menschen werden oft<br />

als Spinner, Visionäre, Querulanten, Rebellen bezeichnet. Wir<br />

können ihnen widersprechen. Wir können sie auslachen. Wir<br />

können sie niedermachen. Das Einzige, was wir nicht können,<br />

ist, sie zu ignorieren.- Weil sie die Dinge der Menschen voranbringen.<br />

Diese Menschen, die verrückt genug sind zu denken,<br />

sie könnten die Welt verändern, sind die, die es tun.<br />

(Apple-Kinowerbung)<br />

Auszug aus Prof. Wolfrums schon vielzitierten Buch: “Windkraft,<br />

eine Alternative, die keine ist”:<br />

“... Angesichts der zigtausend Wind-Großanlagen, die auf der Grundlage dieser<br />

Bestimmungen in Nordrhein-Westfalen errichtet werden sollen, mit all den negativen<br />

Begleitumständen, kann man die Aufregung um das relativ kleine Gebiet des zur<br />

Erweiterung geplanten Braunkohletagebaus Garzweiler II kaum mehr verstehen:<br />

Schließlich soll dort später mal ein wunderschöner See entstehen (Anmerkung<br />

d.Red.: Wie skrupellos!!), man ist auch über die in der Welt einmaligen Rekultivierungsmaßnahmen<br />

dieses Unternehmens unterrichtet, und außerdem erhalten die<br />

Betroffenen umfangreiche finanzielle Entschädigungen...”<br />

Aprilscherz mißlungen?<br />

Einige Leser nahmen den als Fachinformation<br />

getarnten diesjährigen<br />

Aprilscherz der Aachener Nachrichten<br />

(siehe Seite 31) leider für<br />

bare Münze. Ein trauriger Beweis<br />

dafür, daß die große Vielfalt der<br />

Negativinformationen über die<br />

Windkraftanlagen Skepsis in die<br />

neue Technik gesät haben. Noch<br />

viel Überzeugungsarbeit für humorvolle<br />

Windmüller...<br />

30 Solarbrief 3/98<br />

des Solarenergie-Fördervereins


Aachener Nachrichten<br />

01. April 1998<br />

Solarbrief 3/98<br />

des Solarenergie-Fördervereins<br />

Protest gegen Wolfrums Buch<br />

“Windkraft, eine Alternative,<br />

die keine ist“ hält an<br />

Auszug aus einem Brief von Bündnis<br />

90 / Die Grünen Ruhr- Lippe an<br />

die VEW Bezirksdirektion<br />

“... In der 1. Ausgabe Ihres Kommunalbriefes<br />

‘Ruhr-Lippe’ schreiben Sie, daß sie den<br />

‘intensiven Dialog’ über ...die Nutzung von<br />

Windkraft und Blockheizkraftwerken anbieten<br />

wollen. Leider haben wir Anlaß, gleich<br />

nach der 1. Ausgabe daran zu zweifeln. Grund<br />

ist der ‘Buchtip’. ... Wenn Sie nämlich eine<br />

sachgerechte Diskussion über Windkraft in<br />

Gang bringen wollen, dürfen Sie dieses Buch<br />

nicht zu lesen empfehlen... Wolfrum und seine<br />

“Experten” schreiben ein unsachliches und<br />

polemisches Buch, mit unzutreffenden und<br />

bewußt unklar gelassenen Zahlenspielen<br />

ohne Angabe von Quellen, mit einseitig unwissenschaftlicher<br />

Vorgehensweise und mit<br />

etlichen bewußten Falschaussagen, die inzwischen<br />

per Gerichtsbeschluß nicht weiter<br />

verbreitet werden dürfen.Ein Professor, der<br />

die Klimaveränderung durch den CO2- Anstieg<br />

aus fossiler Verbrennung bestreitet,<br />

gleichzeitig aber von “windenergiebedingten<br />

Treibhausemissionen” spricht, der ständig<br />

den Strombedarf mit Primärenergiebedarf<br />

verwechselt und daher den Anteil der<br />

Windkraft mit 0,8 Promille statt mit zutreffenden<br />

0,8 Prozent angibt, der den Flächenbedarf<br />

einer einzigen Windkraftanlage mit<br />

15 Hektar (!) beziffert und für die nächsten<br />

500 Jahre auf Braunkohle setzt, der kann<br />

nicht ernstgenommen werden.<br />

Wolfrums Buch ist gezielt an vermutete<br />

Multiplikatoren weitergereicht worden, und<br />

einige Zeitschriften wie der ‘Stern’ sind ja<br />

auch schon darauf reingefallen....”<br />

Anmerkung der Redaktion:<br />

Leider wirbt auch der Verlag 2001 in der<br />

jüngsten Ausgabe seiner Kataloge trotz unzähliger<br />

Proteste der Umweltbewegung noch<br />

immer für den Kauf dieses Buches.<br />

31


Nachrichten<br />

21 kW-Anlage auf dem St.Theresien-Krankenhaus, Foto: J.M.Betz<br />

Größte Nürnberger PV-Anlage am Netz<br />

Seit Mai diesen Jahres sind 170 m² der Dachfläche des St.Theresien-Krankenhaus<br />

mit multikristallinen ASE - Solarmodulen belegt. Von der installierten 21<br />

kW-Gemeinschaftsanlage erwartet man einen jährlichen Stromertrag von ca.<br />

18.000 kWh, der, nach dem Aachener Modell vergütet, in das öffentliche Netz<br />

der EWAG eingespeist wird.<br />

Da in Nürnberg Solaranlagen wirtschaftlich betrieben werden können, lohnt<br />

es sich, sein Geld in Photovoltaik anzulegen. Noch sind nicht alle der 70 Anteilsscheine<br />

zu 4.500 DM verkauft. Interessenten können sich wenden an:<br />

Solarenergie-Gemeinschaft Nürnberg e.V., Frau Jutta Maria Betz, Lübecker Str.4,<br />

90427 Nürnberg, Tel./Fax: 0911-316404<br />

Förderung der Regenerativen<br />

in Schwäbisch Hall<br />

Positive Meldungen für Windanlagenbetreiber<br />

in Schwäbisch Hall: Eingespeister<br />

Windstrom wird mit bis zu<br />

35 Pf/kWh vergütet. Eine kostendekkende<br />

Betriebsführung der bisher 2<br />

Anlagen mit gesamt 1000 kW ist also<br />

möglich.<br />

Auch die Erzeugung von Strom aus<br />

Biomasse-Kraftwerken soll künftig<br />

unterstützt werden. Ein konkretes Projekt<br />

ist derzeit in Planung. Die Vergütung<br />

wird sich dann nach Auskunft<br />

der Stadtwerke nach den Herstellungskosten<br />

der Anlage richten. Bleibt zu<br />

hoffen, daß hier nicht in gleicher Weise<br />

verfahren wird wie bei der Solarstromvergütung.<br />

Solarstromerzeuger<br />

bekommen nur 65% der Herstellungskosten<br />

der PV-Anlage erstattet. Dies<br />

bedeutet eine Vergütung von 1.83 DM/<br />

kWh über einen Zeitraum von 7-8 Jahren.<br />

Die 35%ige Landesförderung ist<br />

derzeit erschöpft.<br />

Würde das dort ansässige Stromunternehmen<br />

seinen Strom ebenfalls<br />

nur zu Herstellungspreisen anbieten,<br />

wäre es bald ruiniert!<br />

Subventionsempfänger<br />

Steinkohle<br />

An erster Stelle der Subventionsempfänger<br />

in Deutschland steht auch<br />

dieses Jahr wieder der Steinkohlebergbau.<br />

Insgesamt 7 750 Millionen DM<br />

steckt der Bund auch 1998 in die Verstromungshilfe<br />

der Steinkohle.<br />

Auszug aus einem Werbeheft<br />

der Commerzbank<br />

“Wirtschaftlichkeit durch kostengerechte<br />

Vergütung<br />

Das großzügigste Fördermodell ist<br />

die kostengerechte Vergütung. Bei<br />

diesem Modell zahlen die EVU über<br />

einen Zeitraum von bis zu 20 Jahren<br />

zwei Mark pro Kilowattstunde.<br />

Wo solche Rahmenbedingungen<br />

vorliegen, wird die solare Stromerzeugung<br />

für den Betreiber der Anlage dann<br />

auch in Mark und Pfennig rentabel.<br />

Die Investitionskosten amortisieren<br />

sich über die Stromvergütung vollständig.<br />

Das Modell setzt sich vor<br />

allem in Städten immer mehr durch.<br />

Fragen Sie bei Ihrem EVU nach, ob es auch<br />

in Ihrem Versorgungsgebiet die kostendeckende<br />

Vergütung für Solarstrom gibt.”<br />

Bundesverdienstkreuz für<br />

Prof. Dr. Joachim Grawe<br />

“...für sein außergewöhnliches<br />

Engagement zur Förderung regenerativer<br />

Energien und sein<br />

Eintreten für die Kernenergie”<br />

(Pressemitteilung der VDEW)<br />

Kommentar des <strong>SFV</strong>: Wir sind verwirrt.<br />

Grawe war bis zum Ende seiner<br />

Dienstzeit entschiedener Gegner der<br />

erneuerbaren Energien.<br />

Sonnenenergie - Paket<br />

der Isar-Amper-Werke<br />

Laut einer dpa -Meldung weitet der<br />

Stromkonzern Isar-Amperwerke München<br />

sein Angebot bei regenerativen<br />

Energien aus. Eigenheimbesitzern soll<br />

ein Solarzellen-Komplettpaket folgender<br />

Art angeboten werden: Rund 16.500<br />

DM für eine 1,1 kW PV-Anlage einschließlich<br />

Beratung und Installation.<br />

Ein derartiges Angebot sei, so Vorstandschef<br />

Heinz Klinger, derzeit auf<br />

dem Markt nicht unter 20 000 DM zu<br />

haben. Trotz dieser positiven Signale<br />

wird sich der Anteil der Regenerativen<br />

nach Worten Klingers auch im folgenden<br />

Jahr nicht ändern. Der auf Kernenergie<br />

ausgerichtete Konzern hatte<br />

im Jahr 1997 ein 2,1- prozentigen Anteil<br />

erneuerbarer Energien.<br />

Will der Konzern mit diesem Sonnenenergie-Paket<br />

sein Image aufbessern?<br />

32 Solarbrief 3/98<br />

des Solarenergie-Fördervereins


Siemens-Wechselrichter kommen ins<br />

Schwitzen<br />

Im Solarbrief 1/98 berichtete Herr Klingholz über Probleme mit einem Wechselrichter<br />

der Firma Siemens Solar. Daraufhin - wie im letzten Solarbrief zu lesen -<br />

beauftragte Siemens Solar ihre Anwälte und bat um öffentliche Richtigstellung.<br />

Herr Klingholz seinerseits auf diese letzte Verlautbarung:<br />

Die Stellungnahme der Firma Siemens<br />

Solar GmbH zu meinem schadhaften<br />

Siemens-Wechselrichter birgt<br />

interessante Einzelheiten. So ist dieser<br />

Wechselrichter das einzige mir bekannte<br />

elektronische Gerät, für das der<br />

Hersteller schon in der Betriebsanleitung<br />

kundtut, daß es unterhalb einer<br />

Umgebungstemperatur von 0 Grad Celsius,<br />

sowie oberhalb von 35 Grad Celsius<br />

seinen Geist aufgibt. Da PV-Anlagen<br />

einerseits ihre Höchstleistung in<br />

den Sommermonaten erbringen, andererseits<br />

auch in südlicheren Ländern<br />

als der Bundesrepublik, wie man hört,<br />

sogar in den Tropen zum Einsatz kommen,<br />

wird ersichtlich, warum Siemens<br />

Solar sich aus der Produktion von<br />

Wechselrichtern verabschiedet hat:<br />

Offensichtlich aus Mangel an technischer<br />

Kompetenz.<br />

Womöglich aber ist die Stellungnah-<br />

Auszug aus dem Leserbrief von Hans-Peter Weiß aus Forchtenberg<br />

Den beiden Leserbriefen im Solarbrief<br />

1/98 über Klagen an Siemens-<br />

Wechselrichtern kann ich nur beipflichten.<br />

Mein 1993 installierter 5 kW<br />

Siemens-Wechselrichter - ebenfalls der<br />

Baureihe 9 - ist gleich nach der Inbetriebnahme<br />

... ausgefallen. Am 26.08.97<br />

hatte ich einen Experten für Wechselrichter<br />

gebeten, den defekten Wechselrichter<br />

äußerlich zu begutachten.<br />

Das Ergebnis war erschütternd, folgendes<br />

wurde festgestellt: Relaisfassung<br />

verkohlt, Kontakte nicht mehr<br />

brauchbar; sie sind weggebrannt! Die<br />

vier abermals durchgeschmorten Relais<br />

(sie befinden sich als Beweissicherung<br />

in meinen Händen) haben innerlich<br />

gebrannt! Die Kunststoffbestandteile<br />

der Relais befanden sich<br />

durch die hohen Temperaturen in Auflösung!<br />

Eine auf dem Regal - neben<br />

Solarbrief 3/98<br />

des Solarenergie-Fördervereins<br />

Leserbriefe<br />

me der Siemens Anwälte (eine von Siemens-Ingenieuren<br />

zu hören, wäre im<br />

übrigen auch nicht uninteressant) aber<br />

nur ein Ablenkungsmanöver. Denn es<br />

ist aus verschiedenen Gründen höchst<br />

unwahrscheinlich, daß der notorisch<br />

schadhafte Siemens-Wechselrichter<br />

sich aufgrund einer unzulässigen Wärmeeinwirkung<br />

auf dem Dachboden<br />

verabschiedet hat.<br />

Erstens ist der Wechselrichter mit<br />

einer Kühlung ausgerüstet, die eine<br />

Überhitzung unterbinden soll.<br />

Zweitens ist der identische Schaden<br />

bei mehreren mir mittlerweile bekannten<br />

Betreibern von Siemens-<br />

Wechselrichtern der gleichen Baureihe<br />

aufgetreten - und zwar unabhängig<br />

davon, ob das Gerät im Keller, im ersten<br />

Stock oder im Dachboden installiert<br />

ist.<br />

dem Wechselrichter liegende Plastiktüte<br />

war durch die Hitze des Wechselrichters<br />

trotz eingebautem Lüfter völlig<br />

deformiert und zusammengeklebt.<br />

Dabei steht der Wechselrichter im ersten<br />

Stock, der Raum selbst ist gut<br />

durchlüftet - mit Tür und Fenster und<br />

dazu noch auf der Nordseite. Zu einem<br />

Schmorbrand mit allen giftigen Gasen<br />

und einem Hausbrand war es also<br />

nicht mehr weit. ...<br />

Außerdem habe ich um Erstattung<br />

meiner Kosten gebeten. Daraufhin bekam<br />

ich von Siemens Solar ... wörtlich<br />

folgende provozierende Antwort:<br />

“Trotz (nicht wegen!) Ihres merkwürdigen<br />

Schreibens vom 02.09.97, welche<br />

u.E. einer versuchten Erpressung<br />

nahekommt, haben wir uns entschlossen,<br />

Ihnen folgendes Kulanzangebot<br />

zu machen: Wir liefern Ihnen ein Er-<br />

Ich gehe somit nach wie vor davon<br />

aus, daß Siemens-Wechselrichter dieser<br />

Baureihe mit einem Systemfehler<br />

behaftet sind. Dies hat im übrigen ein<br />

in Berlin ansässiges Unternehmen bestätigt,<br />

das von Siemens Solar beauftragt<br />

wurde, schadhafte Anlagen instandzusetzen.<br />

Dieser Versuch hat bei<br />

unserer Anlage nicht zu einem Erfolg<br />

geführt. Weil der Geschäftsführer von<br />

Siemens Solar mir jedoch 1997 (also<br />

eindeutig nach der angeblichen Garantiefrist)<br />

schriftlich die Instandsetzung<br />

der schadhaften Anlage zugesagt<br />

hatte, gehe ich nach wie vor davon<br />

aus, daß Siemens Solar uns gegenüber<br />

in der Pflicht steht. Das stattdessen<br />

folgende “Kulanzangebot“ von<br />

Siemens Solar, einen neuen Wechselrichter<br />

(für ca 6000,- DM incl. MWST)<br />

zu kaufen, kann ich nicht als „großzügiges<br />

Entgegenkommen“ werten.<br />

satzgerät der Fa. Solwex zu einem Sonderpreis<br />

von DM 4260,— zuzüglich<br />

Mehrwertsteuer. Falls Sie hierfür eine<br />

5-jährige Garantie wollen, entstehen<br />

weitere Mehrkosten in Höhe von DM<br />

450,— zuzüglich Mehrwertsteuer...”<br />

Für mich war dieses Angebot nicht<br />

annehmbar...<br />

In dem farbigen Prospekt der Siemens<br />

Solar „Strom direkt aus Sonnenlicht“<br />

steht u.a. folgendes:<br />

“Bewährte, aus der Elektroinstallation<br />

bekannte Bauteile und moderne<br />

Fertigungstechniken sichern eine störungsfreie<br />

Funktion der Anlage.<br />

Bewährte Technik vom Marktführer.<br />

Solaranlagen von Siemens leisten in<br />

aller Welt zuverlässige Dienste.“<br />

Wie lassen sich solche wohlklingenden<br />

Worte mit der Praxis der “Weltfirma”<br />

Siemens vereinbaren?<br />

33


Leserbriefe<br />

Dezentralisierung gefragt?<br />

Leserbrief von Dipl.-Ing. Horst Weyrich<br />

Mit der KV geht es ... um eine Dezentralisierung<br />

unserer Lebensorganisation.<br />

Z.Zt. beziehen bzw. entsorgen<br />

wir zentral Strom, Wasser, Abwasser,<br />

Lebensmittel, Müll, Krankenversicherungsbeiträge,<br />

Altenpflege etc. und<br />

kommen zum falschen Schluß, wir hätten<br />

alles „sauber“ organisiert. Dabei<br />

übersehen wir, daß vorwiegend gesundheitliche<br />

Belastungen der Bevölkerung<br />

in der Ferne entstehen, durch<br />

die Abgase der Kohlekraftwerke bzw.<br />

radioaktive Strahlung (...)<br />

(...) Die jetzige Situation stellt sich<br />

so dar, daß 35 Millionen Haushalte (80<br />

Millionen Einwohner) Strom erhalten,<br />

über dessen Versorgung sich nur vielleicht<br />

20 Tausend Menschen Gedanken<br />

machen.( ... ) Mit der KV würden<br />

sich sogar 80 Millionen Menschen anstatt<br />

nur 20 Tausend - das ist der Faktor<br />

4000!- Gedanken machen - wie man<br />

kostengünstig Strom produziert. (...)<br />

Stellenangebot<br />

Elektroinstallateur,-Monteur gesucht,<br />

Alter ca. 25 Jahre<br />

Montage von Photovoltaikanlagen,<br />

Regelungstechnik für Heizungsanlagen,<br />

Energieoptimierungsanlagen<br />

Interesse an Weiterbildung, selbstständige<br />

und zuverlässige Elektromontage,<br />

schwindelfrei<br />

Lohn/Gehalt nach Vereinbarung,<br />

Teilzeit möglich<br />

Lebherz und Partner<br />

solar- und umwelttechnische<br />

Anlagen GmbH, Aachen<br />

Tel.: 0241/ 20898<br />

Der zweite Effekt ist, daß erstmalig alle<br />

35 Millionen Haushalte überlegen, wie<br />

man denn ernsthaft Strom sparen kann,<br />

damit der Dieselgenerator seltener anläuft<br />

und weniger Abgase und Lärm<br />

produziert.<br />

Die Lösung wird sein, daß man versucht,<br />

möglichst viel abgasfreien<br />

Strom mit Photovoltaik und Wind- oder<br />

Wasserkraft zu erzeugen. Der Erfindergeist<br />

von 4000 mal mehr Menschen<br />

wird dann auch -statistisch- 4000 mal<br />

schneller zu der Erfindung neuer, umweltfreundlicherStromerzeugungstechniken<br />

führen, als es mit der zentralen<br />

Stromversorgung möglich war.<br />

Bisher wird dieses Modell sehr erfolgreich<br />

von den Strommonopolisten<br />

mit Hilfe ihrer Lobbies bekämpft. Die<br />

Geschichte hat uns gezeigt, daß die<br />

Titanic erst bei einer großen Katastrophe<br />

(siehe Tschernobyl) untergehen<br />

mußte, bevor man begriff, daß viele<br />

Kleinanzeigen<br />

Kenndaten:<br />

- 216 Solarzellen pro Modul<br />

- multikristalline Solarzellen mit<br />

100cm2, vollquadratisch<br />

- MC-Multi-Contact-Steckverbindungen<br />

mit Kabel (4mm2 RADOX 125A<br />

Länge beider Pole: 125cm)<br />

Abmessungen und Gewichte:<br />

- 2,42 m2 Fläche<br />

- ca. 50kg Gewicht<br />

- 50,8 mm Dicke (mit Rahmen, +/- 2mm)<br />

- Größe: 1892mm x 1283 mm (+/- 4mm)<br />

Die Module haben am Rahmen (Alu,<br />

silber) ursprünglich 8 Bohrungen, die<br />

zur Montage um je 4 Bohrungen von<br />

9mm Durchmesser erweitert wurden.<br />

Vorderseite: Mattes, entspiegeltes<br />

Glas, hinterlegt sind die Zellen mit einer<br />

weißen Schicht.<br />

Außerdem waren die Module etwa ein<br />

Jahr lang der Bewitterung ausgesetzt.<br />

Sachdienliche Hinweise bitte an:<br />

SOLARWATT<br />

Solar-Systeme GmbH Dresden<br />

Tel.: 0351/ 8902790<br />

Anmerkung der Redaktion:<br />

Neue Dimension der Solarenergie: Beliebtheit<br />

endlich erwiesen!<br />

kleine Schiffe vielleicht besser sind als<br />

ein Großes - auch im Hinblick auf das<br />

Ausmaß großer Katastrophen.<br />

Die Reihe der Beispiele, welche negativen<br />

Konsequenzen die Zentralorganisation<br />

/ Verstädterung nach sich<br />

zieht, läßt sich bei uns unendlich fortsetzen.<br />

(...) Die zentrale Lebensorganisation<br />

(auch Abgabe der Verantwortung<br />

für nahezu alles an andere) hat zu<br />

entkoppelten Systemen geführt, die<br />

Ursache und Wirkung einer Handlung<br />

nicht mehr erkennbar werden lassen.<br />

Die Geschichtsschreibung der Zukunft<br />

wird uns dadurch beurteilen, in<br />

welchem Maße wir die Verantwortung<br />

für zukünftiges Leben übernommen,<br />

ignoriert oder bewusst abgelehnt haben<br />

und ebenso danach, welche bereits<br />

heute vorhandenen Möglichkeiten<br />

der positiven Einflussnahme wir<br />

genutzt, ignoriert oder sogar bekämpft<br />

haben.<br />

Diebstahl - Sachdienliche Hinweise gefragt PV- Anlage zu verkaufen<br />

Zwischen dem 31.7.98 und dem<br />

3.8.98 wurden 72 Solarmodule vom Typ<br />

ASE300DG-FT mit je 285 Wp und einer<br />

Gesamtleistung von 20,52 kWp aus<br />

einem abgelegenen Feuchtbiotop bei<br />

Leipzig gestohlen. Es handelt sich bei<br />

den Solarmodulen um die in Deutschland<br />

relativ seltene 17 V-US-Version.<br />

Eine 5 Jahre alte Photovoltaikanlage<br />

von 5kWh wird zum Verkauf angeboten.<br />

Es handelt sich um 90 Siemensmodule<br />

vom Typ M55UL und drei Wechselrichter,<br />

die allerdings reparaturbedürftig<br />

sind.<br />

Der Preis ist Verhandlungssache.<br />

Nähere Auskünfte bei:<br />

Barbara Nickel<br />

Tel.: 02691/ 3878<br />

Dozent bittet um Unterstützung<br />

Als VHS-Dozent arbeite ich derzeit<br />

an dem Thema”Bauleitplanung der<br />

Kommunen”. Welche Kommunen in<br />

Deutschland sehen in ihrer Bauleitplanung<br />

Solarenergie als Option vor? Das<br />

heißt: kein Bauwerk kann genehmigt<br />

werden, wenn der Bauherr nicht Solarenergie<br />

in seiner Planung mindestens<br />

vorgesehen hat. (Anmerkung der Red.:<br />

das wären ja sonnige Aussichten !!!)<br />

Informationen an:<br />

Lutz Wedel, Steinstr. 25a, 38274 Groß<br />

Elbe, Tel.: 05345/4125.<br />

34 Solarbrief 3/98<br />

des Solarenergie-Fördervereins


Tagungsprogramm der<br />

Bischöflichen Akademie<br />

„Sonnige Aussichten? - Gegenwärtige und<br />

zukünftige Nutzung erneuerbarer Energiequellen<br />

bei der Stromerzeugung“<br />

Termin: 6.- 8. November 1998 im August-Pieper-Haus,<br />

Leonhardstr. 18-20, 52064 Aachen<br />

Veranstalter: Bischöfliche Akademie des Bistums Aachen<br />

Evangelisches Erwachsenenbildungswerk im<br />

Kirchenkreis Aachen<br />

Programm:<br />

Freitag, 6. November 1998<br />

ab 19.00 Uhr <strong>Mitglied</strong>erversammlung des <strong>SFV</strong><br />

gleichzeitig<br />

19.00 - 21.30 Uhr Die Rolle erneuerbarer Energiequellen in der Stromwirtschaft<br />

unter veränderten Rahmenbedingungen<br />

Jürgen-Friedrich Hake, Forschungszentrum Jülich<br />

Samstag, 7. November 1998<br />

9.15 Uhr -12.15 Perspektiven der solaren Stromerzeugung<br />

- Photovoltaik<br />

Prof.Dr.Heribert Wagner,Forschungszentrum Jülich<br />

Solarthermische Kraftwerke<br />

Klaus Hennecke, DLR, Köln<br />

15.00 Uhr - 18.00 Technische und ökonomische Potentiale der<br />

Stromerzeugung aus Biomasse<br />

Prof.Dr. Konrad Schelfer, Universität GH Kassel<br />

Sonntag 8. November 1998<br />

9.30 - 11.00 Uhr Aktionsprogramm der Deutschen Physikalischen<br />

Gesellschaft zur Erhöhung des Anteils erneuerbarer<br />

Energiequellen an der Stromversorgung in<br />

Deutschland im Vergleich zu einem Quotenmodell<br />

Prof.Dr.Wolfgang Pfaffenberger,<br />

Bremer Energieinstitut<br />

11.15- 13.00 Uhr Diskussion der vorgestellten Modelle unter den<br />

Gesichtspunkten der Umsetzung langfristiger<br />

Auswirkung auf den Ausbau erneuerbarer Ener<br />

gieträger, Einbettung in den europäischen Strom<br />

markt<br />

Dr. Dieter Attig, Stadtwerke AG Aachen<br />

Markus.Kurdziel, Bündnis 90/Die Grünen<br />

Prof. Dr. Wolfgang Pfaffenberger,<br />

Bremer Energie-Institut<br />

Teilnahmebeiträge<br />

Nur <strong>Mitglied</strong>erversamrnlung: frei<br />

Nur Abendbrot am 6.11. 18.00 Uhr (nach tel. Anmeldung): DM 12.-<br />

Nur Übernachtung 6.-7.11 mit Frühstück (nach tel. Anmeldung): DM 36.-<br />

Gesamte Tagung vom 6.-8.11. / Doppelzimmer (Anmeldung!): DM 110.-<br />

(ermäß. DM 77.-)<br />

Gesamte Tagung vom 6.-8.11. / Einzelzimmer (Anmeldung!): DM 130.-<br />

(ermäß. DM 97.-)<br />

Anmeldungen: unter Angabe der Tagungsnummer A81 zu richten an:<br />

Sekretariat der Bischöflichen Akademie<br />

Leonhardstr. 18-20<br />

52064 Aachen<br />

Solarbrief 3/98<br />

des Solarenergie-Fördervereins<br />

35


G 8058 Postvertriebsstück<br />

Entgelt bezahlt<br />

Absender: SOLARENERGIE-<br />

FÖRDERVEREIN E.V.<br />

Bundesgeschäftsstelle<br />

Herzogstraße 6<br />

52070 Aachen<br />

Landtage für KV<br />

Baden-Württemberg<br />

Bayern<br />

Berlin<br />

NRW<br />

Saarland<br />

Herzogenrath<br />

Würselen<br />

Aachen<br />

Brühl<br />

Herford<br />

Haltern<br />

Gladbeck<br />

Lemgo<br />

Gütersloh<br />

Blomberg<br />

Duisburg<br />

Herne<br />

Hamm<br />

Lippstadt<br />

Soest<br />

Hagen<br />

Menden<br />

Düsseldorf<br />

Remscheid<br />

Solingen<br />

Saarlouis<br />

Neuwied<br />

Delmenhorst<br />

Ahaus Osnabrück<br />

Leverkusen<br />

Bonn<br />

Frankfurt<br />

Heidelberg<br />

Sulingen<br />

Balingen<br />

Wedel<br />

Bünde<br />

Bad Oeynhausen<br />

Marburg<br />

Gießen<br />

Aschaffenburg<br />

Darmstadt<br />

Viernheim<br />

Pforzheim<br />

Schleswig<br />

Kiel<br />

Elmshorn<br />

Schwäbisch Hall<br />

Schorndorf<br />

Beschluß für kostendeckende Vergütung liegt vor, KV wird aber noch nicht gezahlt<br />

Kostendeckende Vergütung wird gezahlt<br />

36 Solarbrief 3/98<br />

KV wird gezahlt, aber es werden keine neuen Verträge mehr des abgeschlossen<br />

Solarenergie-Fördervereins<br />

Lübeck<br />

KV wurde erfolgreich gezahlt, für Neuverträge leider jedoch abgesenkt<br />

Berlin<br />

Hammelburg (ÜWU)<br />

Hammelburg (Stadtwerke)<br />

Werneck<br />

Würzburg<br />

Hahnbach<br />

Reichenschwand<br />

Rothenburg Baiersdorf<br />

Sulzbach-Rosenberg<br />

Nürnberg<br />

Landkreis Amberg-Sulzbach<br />

Schwabach<br />

Roth<br />

Berg<br />

Landkreis Freising<br />

Straubing<br />

Landkreis Rottal-Inn<br />

Ulm<br />

Freising<br />

Erding<br />

Fürstenfeldbruck<br />

Landkreis Traunstein<br />

Olching<br />

Traunstein<br />

Deggendorf

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