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Solarbrief 3/98<br />
Bundestagswahl<br />
Bündnisgrüne, ÖDP<br />
und PDS für kostendeckendeVergütung<br />
von Solarstrom<br />
Seite 9<br />
S O L A R E N E R G I E - F Ö R D E R V E R E I N E . V. <strong>SFV</strong><br />
B U N D E S G E S C H Ä F T S S T E L L E , A A C H E N<br />
Solarbrief 3/98<br />
des Solarenergie-Fördervereins<br />
Quote ...<br />
enttäuschend<br />
Warum die Quote für<br />
erneuerbare Energien<br />
trotz scheinbarer Vorteile<br />
nur Nachteile hat<br />
Seite 22<br />
Naturstrom AG<br />
Pro und Kontra<br />
Sprachrohr der Umweltverbände<br />
auf dem freien<br />
Markt oder Alibi für die<br />
Stromversorger?<br />
Seiten 14 bis 16<br />
1
Infostellen und Ansprechpartner des <strong>SFV</strong> Impressum<br />
Aachen,<br />
Bundesgeschäftsstelle<br />
Herzogstraße 6<br />
52070 Aachen<br />
Tel.: 0241/511616<br />
Fax.: 0241/535786<br />
Treffen mittwochs 20.00 Uhr<br />
Amberg /<br />
Amberg Sulzbach<br />
Hans-Jürgen Frey und Richard Birner<br />
Reichstr. 11, 92224 Amberg<br />
Tel.: 09621-23299 Fax: 09621-33193<br />
Berlin<br />
Reimar Krause, BIDS<br />
(Berl. Initiative d. Solarstromerzeuger)<br />
Schreiberring 5, 12101 Berlin<br />
Tel./Fax: 030-7852121<br />
Besichtigung eines vorbildl. Solarhauses<br />
möglich (b. Voranmeldung)<br />
Brüssel<br />
Mr. Brian Huebner<br />
Avenue de Mars, 58, B-1200 Bruxelles<br />
Tel. 0032-2-7341971 Fax 0032-2-7348301<br />
Für französischen Sprachraum. (Herr<br />
Huebner spricht auch Deutsch)<br />
Düsseldorf<br />
Treffen jeden 1. Mittwoch 20 Uhr im<br />
Büro der Greenpeace-Gruppe im Bürgerhaus<br />
Bilk/Salzmannbau, Himmelgeister<br />
Straße 107, 40225 Düsseldorf<br />
Peter Köhling<br />
Tel.: 0211-227095 Fax: 0211-227076<br />
Hellen S. Wobst Tel: 0211-9179944<br />
Krefeld<br />
Dr. Hans-Christian Mittag, NABU<br />
Richard-Strauss-Str. 53, 47800 Krefeld<br />
Tel.: 02151-587540 Fax: 02151-595211<br />
Köln<br />
AKEK Arbeitskreis Kostendeckende<br />
Einspeisevergütung Köln<br />
Hans Theo Sparbier-Conradus<br />
Tel.: 0221-603970<br />
Claus-Jürgen Schreiner<br />
Tel.: 0221-9320130 Fax:9320131<br />
Nordbayern<br />
Stefan Franke und Hermann Bähr<br />
Mackenmühle 1, 91785 Pleinfeld,<br />
Tel.: 09144-709 Fax: 09144-788<br />
e-Mail: sfv-nordbayern@t-online.de<br />
feste Bürozeit: Montags 17-19 Uhr.<br />
Regelmäßiger Solarstammtisch jede<br />
ungerade Woche Freitag 20.00 Café<br />
Riedel, Pleinfeld.<br />
Oldenburg<br />
Werner Altnickel<br />
Wilhelm-Kempin-Straße 55<br />
26133 Oldenburg<br />
Tel. u. Fax: 0441-46703<br />
Ostrhauderfehn<br />
Gerwin Schulte<br />
Sonnenenergie Zentrum<br />
19.00 Uhr jeden 2. Freitag im Monat<br />
Friesenstr. 28, 26842 Ostrhauderfehn<br />
Tel.: 04952-61391<br />
Ulm<br />
Manfred Bächler<br />
Haselnußweg 20, 89250 Senden<br />
Tel. u. Fax: 07307-24330<br />
Würzburg<br />
Alexander Linke, Roter Rain 6<br />
97204 Höchberg, Tel.: 0931-409542<br />
Jürgen Grahl, Am Hubland 16, Zi 2027<br />
97074 Würzburg, Tel.: 0931-702628<br />
Treffen jeden 2. Do im Monat<br />
Ort: Gaststätte “Till Eugenspiegel”,<br />
Sanderstraße 1a. Auch Nichtmitglieder<br />
sind willkommen.<br />
Wenn sich ein Vereinsmitglied für eine der unterstrichenen Info-Stellen<br />
entscheidet, dann fließen ein Drittel seines Beitrages und ein von ihm frei<br />
zu bestimmender Anteil seiner Spendengelder dieser Info-Stelle direkt zu.<br />
Vereinszeitschrift und<br />
Mitteilungsblatt<br />
Solarenergie-<br />
Förderverein e.V. (<strong>SFV</strong>)<br />
Bundesgeschäftsstelle<br />
Herzogstraße 6<br />
52070 Aachen<br />
Tel.: 0241 / 51 16 16<br />
Fax: 0241 / 53 57 86<br />
Internet: http://www.sfv.de<br />
Abopreis:<br />
20,- DM pro Jahr.<br />
Für <strong>Mitglied</strong>er ist der Bezugspreis<br />
im <strong>Mitglied</strong>sbeitrag enthalten.<br />
<strong>SFV</strong>-<strong>Mitglied</strong>schaft:<br />
120.-DM / jährlich,<br />
ermäßigt 45.-DM / jährlich<br />
Bankverbindung:<br />
Pax-Bank Aachen<br />
BLZ 391 601 91<br />
Vereins- und Beitragskonto<br />
KtoNr.: 100 541 50 19<br />
Spenden bitte nur auf unser<br />
Spendenkonto: 100 541 50 35<br />
Beiträge von:<br />
Hans R. Baumeister<br />
Ralf Bischof<br />
Georg Engelhard<br />
Wolf von Fabeck<br />
Rolf Fahle<br />
Hans-Josef Fell<br />
Regina Hagen<br />
Helmut Hardy<br />
Norbert Holle<br />
Rainer Klingholz<br />
Susanne Jung<br />
Britta Marold<br />
Hans-Peter Weiß<br />
Horst Weyrich<br />
Layout und Redaktion<br />
Susanne Jung<br />
Verantwortlich:<br />
Wolf von Fabeck<br />
Titelbild<br />
Inge Gauglitz<br />
Auflage: 5500 Stück<br />
ISSN 0946-8684<br />
<strong>Mitglied</strong>erversammlung des <strong>SFV</strong><br />
Ort: Aachen, Leonhardstr.18-20, Bischöfliche Akademie<br />
Datum: 6. November 1998, 19.00 Uhr<br />
Informationen zur Tagung der Bischöflichen Akademie im Anschluss<br />
an unsere <strong>Mitglied</strong>erversammlung finden Sie auf Seite 35.<br />
2 Solarbrief 3/98<br />
des Solarenergie-Fördervereins
Sehr geehrte, liebe <strong>Mitglied</strong>er<br />
und Freunde der Solarenergie,<br />
die Szene kommt in Bewegung,<br />
die Stromversorger werden aktiv.<br />
Grüne Tarife, Solarstrombörsen,<br />
Zukunftspfennige, gemeinsame<br />
Stiftungen mit Umweltvereinen für<br />
die Solarenergie, Beteiligungen an<br />
imposanten Forschungsvorhaben<br />
... Es fällt schwer, hier noch den<br />
Überblick zu behalten, und ein<br />
Wort zur Orientierung scheint angebracht.<br />
Lassen Sie mich deshalb auf das<br />
Grundproblem zurückkommen:<br />
Unser Ziel ist die Energiewende,<br />
die rasche Ablösung von Kohle,<br />
Gas und Atom durch die erneuerbaren<br />
Energien, durch die Sonnenenergie.<br />
Als konkurrenzlos beste<br />
Methode hat sich die kostendeckende<br />
Einspeisevergütung für<br />
Strom aus privaten Anlagen bewährt.<br />
Die Umlage der Mehrkosten<br />
nicht nur auf gutmeinende<br />
Solarbrief 3/98<br />
des Solarenergie-Fördervereins<br />
Idealisten, sondern auf alle Stromkunden<br />
ist für uns unverzichtbar -<br />
aus Gründen der Gerechtigkeit und<br />
wegen des finanziellen Potentials,<br />
das von Idealisten alleine nicht bereitgestellt<br />
werden kann.<br />
Ziel der Stromwirtschaft ist es<br />
dagegen, die Solarenergie möglichst<br />
langsam, wenn überhaupt,<br />
zur Marktreife gelangen zu lassen.<br />
Soweit die strategischen Ziele<br />
beider Seiten. Alles weitere ist taktisches<br />
Geplänkel.<br />
Die Dinge stehen nicht schlecht!<br />
Angesichts des steigenden öffentlichen<br />
Drucks zugunsten der kostendeckenden<br />
Vergütung (KV)<br />
glaubt die Stromwirtschaft offenbar,<br />
politische Entscheidungen für<br />
die KV nur noch verhindern zu<br />
können, wenn sie so tut, als täte<br />
sie selber genug. Ihre Aktivitäten<br />
haben genau dieses Ziel: Vortäuschung<br />
von Engagement bei garantierter<br />
Ineffektivität; publikumswirksamer<br />
Solar-Aktivismus.<br />
Fatal ist es vor diesem Hintergrund,<br />
wenn Fachleute aus dem<br />
Bereich der Umweltbewegung auf<br />
dieses „Theater” hereinfallen und<br />
den Stromversorgern wunschgemäß<br />
bescheinigen, daß sie „auf<br />
dem richtigen Wege seien“. Jede<br />
Äußerung, die als Zustimmung zum<br />
Solar-Aktionismus der Stromversorger<br />
verstanden werden kann,<br />
sollten wir unterlassen.<br />
Besondere Verantwortung tragen<br />
hier die Mitarbeiter der Umweltvereine<br />
und der Umweltzeit-<br />
schriften, aber auch Hersteller, Planer<br />
und Installateure von Solaranlagen.<br />
Ihr Lob oder Tadel für Maßnahmen<br />
der Stromversorger hat<br />
Gewicht in der Öffentlichkeit.<br />
Und nun komme ich zu einem<br />
heiklen Punkt. Hersteller, Planer<br />
und Installateure von Solaranlagen<br />
stehen unter dem wirtschaftlichen<br />
Zwang, Solaranlagen im Versorgungsbereich<br />
ihres Stromversorgers<br />
zu verkaufen. Von ihnen<br />
zu verlangen, sie sollten dessen<br />
Solarstrombörse, dessen Zukunftspfennig<br />
oder dessen grünen Tarif<br />
ausdrücklich ablehnen und stattdessen<br />
auf die KV warten, bedeutet,<br />
sie zum wirtschaftlichen<br />
Harakiri aufzufordern.<br />
Doch eine Bitte an unsere Freunde<br />
unter den Herstellern und Installateuren<br />
ist sicher legitim: Wer<br />
aus einer wirtschaftlichen Abhängigkeit<br />
heraus die KV nicht bei<br />
jeder Gelegenheit als das beste<br />
Modell loben kann, den bitten wir<br />
auch um entsprechende Zurückhaltung<br />
bei der öffentlichen Bewertung<br />
von Solarstrombörse und<br />
grünem Tarif.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Ihr Geschäftsführer<br />
3
Argumente Argumente für für die<br />
die<br />
Energiewende<br />
Energiewende<br />
3 ..... Leitartikel<br />
Keine Zustimmung zu den Alibiveranstaltungen<br />
der Stromwirtschaft!<br />
6 ..... Kostendeckende Vergütung für Solarstrom<br />
Grundsätze, ausführliche Erläuterung des<br />
Markteinführungsprogramms, Einbindung in<br />
den freien Strommarkt<br />
8 ..... Problem ist nicht die Gesetzeslage,<br />
sondern die Unkenntnis der Gesetze<br />
Leserbrief von Hans-R. Baumeister<br />
9 ..... Parteien zur Wahl<br />
Bündnisgrüne, ÖDP und PDS für Aufnahme<br />
der kostendeckenden Vergütung ins Stromeinspeisungsgesetz<br />
10 ... Frischer Wind aus Baden-Württemberg<br />
Ein Wirtschaftsminister fordert Bewegung<br />
10 ... Landtagsfraktion der hessischen Grünen<br />
für kostendeckende Vergütung<br />
Stellungnahme zum Abstimmungsverhalten<br />
von Gert Apfelstedt im Bundesrat<br />
11 ... Sensationelles Urteil in Regensburg<br />
“Die Bereitstellung von elektrischer Energie<br />
ist und bleibt eine gemeindliche Aufgabe und<br />
ist somit an den Bürgerwillen gebunden.”<br />
Rechtsverbindlichkeit eines Bürgerentscheids<br />
12 ... Folienvorlage: Dichtung und Wahrheit<br />
Was die Energiewirtschaft über das Potential<br />
der erneuerbaren Energien behauptet<br />
23 ... Keine Baugenehmigungen mehr für<br />
Kohle- und Atomkraftwerke!<br />
Konstruktiver Vorschlag zur Steigerung des<br />
EVU-Engagements für die erneuerbaren<br />
Energien<br />
27 ... “Blut für Öl”- eine Buchbesprechung<br />
Energiebereitstellung- eine Geschichte von<br />
kriegerischen Auseinandersetzungen<br />
36 ... Karte der Städte mit KV<br />
Naturstrom Naturstrom AG<br />
AG<br />
14 ... Verrät der <strong>SFV</strong> seine eigenen Ideale?<br />
Ein kritischer Leserbrief<br />
14 ... Naturstrom-AG Pro und Kontra<br />
Wie der <strong>SFV</strong> die Naturstrom AG sieht<br />
15 ... Ohne Durchleitungsgebühr<br />
Das Verfahren der Naturstrom AG<br />
16 ... Ein Eigentor der Naturstrom AG?<br />
Kritik an einer überhasteten Presseerklärung<br />
16 ... Neues von der Naturstrom AG<br />
Wer kann Solar- oder Windstrom an die<br />
NATAG verkaufen, wie sicher sind die Aktien<br />
und andere Auskünfte?<br />
Die Die Bremser<br />
Bremser<br />
17 ... forsa zu den Umfrageergebnissen der<br />
Stadtwerke in Lippstadt<br />
War die Umfrage zur Akzeptanz einer Strompreiserhöhung<br />
für Regenerative repräsentativ?<br />
21 ... Kritik an der Zusammenarbeit mit Gegnern<br />
der Energiewende<br />
Offener Brief von Ralf Bischof an den Präsidenten<br />
der DGS<br />
22 ... Quotenregelung für erneuerbare Energien?<br />
Nichts als Nachteile<br />
25 ... Denkmalschutz statt Klimaschutz<br />
Memminger Stadtrat schiebt den Riegel vor<br />
Blick Blick über über den den Zaun<br />
Zaun<br />
28 ... Energie aus dem Weltraum: solar erzeugt,<br />
militärisch genutzt<br />
Über die Ausbaupläne der zivilen amerikanischen<br />
Weltraumbehörde NASA<br />
29 ... MAI, ein Abkommen zur Vorherrschaft<br />
der Konzerne<br />
Mögliche Auswirkungen eines neuen Abkommens<br />
zum Schutz von Auslandsinvestitionen<br />
29 ... Teledesic - schon gehört?<br />
Bill Gates träumt vom großem internet-Monopol<br />
26 ... Biosolare Wasserstoffproduktion<br />
Ein Forschungsprojekt an der RWTH<br />
Aachen<br />
4 Solarbrief 3/98<br />
des Solarenergie-Fördervereins
Technik echnik und<br />
und<br />
Verbraucher erbraucher erbraucher- erbraucher<br />
Information<br />
Information<br />
15 ... Ohne Durchleitungsgebühr<br />
Das Verfahren der Naturstrom AG<br />
16 ... Neues von der Naturstrom AG<br />
Wer kann Solar- oder Windstrom an die<br />
NATAG verkaufen, wie sicher sind die Aktien<br />
und andere Auskünfte?<br />
25 ... Beginnt der Kampf um sichere<br />
Sonnenplätze?<br />
Welche rechtlichen Ansprüche hat ein Solaranlagenbesitzer,<br />
dessen Haus nachträglich<br />
verschattet wird?<br />
Nachrichten<br />
Nachrichten<br />
30 ... Atomares Endlager in München?<br />
30 ... Ungewöhnliche Werbestrategie von<br />
Siemens Solar<br />
30 ... BP erkennt Entwicklungschancen der<br />
Regenerativen<br />
30 ... Aprilscherz oder bare Münze?<br />
30 ... Auszug aus Wolfrums Buch<br />
31 ... Bündnisgrüne protestieren gegen<br />
Wolfrums Buch<br />
32 ... Größte Nürnberger PV-Anlage am<br />
Netz<br />
32 ... Commerzbank wirbt für kV<br />
32 ... Subventionsempfänger Steinkohle<br />
32 ... Unglaublich! Bundesverdienstkreuz<br />
für einen der großen Bremser<br />
32 ... Sonnenenergie-Paket der Isar-Amper-<br />
Werke<br />
Solarbrief 3/98<br />
des Solarenergie-Fördervereins<br />
Leserbriefe<br />
Leserbriefe<br />
8 ..... Problem ist nicht die Gesetzeslage,<br />
sondern die Unkenntnis der Gesetze<br />
Leserbrief von Hans-R. Baumeister<br />
14 ... Verrät der <strong>SFV</strong> seine eigenen Ideale?<br />
Ein kritischer Leserbrief von Helmut Hardy<br />
zur Naturstrom AG<br />
21 ... Kritik an der Zusammenarbeit mit Gegnern<br />
der Energiewende<br />
Offener Brief von Ralf Bischof an den Präsidenten<br />
der DGS<br />
23 ... Merkspruch von Gudula Beyse<br />
33 ... Siemens-Wechselrichter kommen ins<br />
Schwitzen<br />
Leserbriefe von Rainer Klingholz<br />
und Hans-Peter Weiß<br />
34 ... Dezentralisierung gefragt?<br />
Auszüge aus dem Leserbrief von<br />
Horst Weyrich<br />
Vereinsnachrichten<br />
ereinsnachrichten<br />
2 ..... Info-Stellen des <strong>SFV</strong><br />
18 ... Werbung um <strong>Mitglied</strong>er<br />
Beitrittsformular<br />
29 ... Einladung zur <strong>SFV</strong>-<strong>Mitglied</strong>erversammlung<br />
mit Tagungsprogramm der bischöflichen<br />
Akademie<br />
Impressum<br />
Impressum<br />
2 .....<br />
5
Kostendeckende<br />
Vergütung für Solarstrom<br />
Solarstrom braucht eine energische<br />
Markteinführung.<br />
In über 20 Städten und Gemeinden<br />
hat sich die kostendeckende Vergütung<br />
(KV) für Solarstrom als besonders<br />
wirkungsvolles Markteinführungsprogramm<br />
bewährt. Der Solarenergie-Förderverein<br />
schlägt deshalb<br />
kostendeckende Vergütung bundesweit<br />
vor.<br />
Solarstrom von Dächern und<br />
Fassaden unserer Städte hat das<br />
Potential, mehr als 20 % des<br />
deutschen Strombedarfs zu dekken.<br />
Doch Solarstrom kostet zur<br />
Zeit etwa zehnmal mehr als<br />
Strom aus Kohle und Atomkraft<br />
und hat deshalb im freien Strommarkt<br />
keine Chance.<br />
Die Stromwirtschaft kritisiert, die<br />
kostendeckende Einspeisevergütung<br />
stelle einen Verstoß gegen die Prinzipien<br />
des freien Marktes dar. Das ist<br />
richtig, doch gibt es höherwertige Gesichtspunkte:<br />
Die erneuerbaren Energien<br />
sind überlebenswichtig! Deshalb<br />
muß die neue Technik zunächst ertüchtigt<br />
werden, sich am freien Markt<br />
zu behaupten; Stichwort “Markteinführung”.<br />
Wer würde einen Nichtschwimmer<br />
zum Schwimmenlernen<br />
gleich ins tiefe Wasser stoßen?<br />
Zu wessen Aufgaben gehört die<br />
Markteinführung der Solarenergie?<br />
Als nächstes ist die Finanzierung<br />
zu klären... Der Ruf nach dem Staat als<br />
dem scheinbar unerschöpflichen Geldgeber<br />
liegt zwar nahe, ist aber in Anbetracht<br />
der hohen Kosten, der knappen<br />
Staatskassen und des allgemein<br />
angestrebten Subventionsabbaus<br />
eher unzeitgemäß... Die Stromwirtschaft<br />
setzt auf grüne Tarife: Interessierte<br />
Kunden sollen durch freiwillige<br />
Mehrzahlungen die Markteinführung<br />
übernehmen. Doch der Vorschlag<br />
scheint lebensfremd - oder verbirgt<br />
sich dahinter der heimliche Wunsch<br />
nach Ineffektivität? Der Solarenergie-<br />
Förderverein geht vom Verursacher-<br />
prinzip aus und kommt zu dem Schluß,<br />
daß die Markteinführung der Solarenergie<br />
eine Gemeinschaftsaufgabe<br />
aller Stromkunden ist. Wer Strom benötigt,<br />
soll dessen umweltfreundliche<br />
Herstellung auch bezahlen.<br />
Verpflichtung der Elektrizitätsversorgungsunternehmen<br />
(EVU) durch den Gesetzgeber<br />
ist überfällig<br />
Die organisatorischen Voraussetzungen<br />
für die Markteinführung der<br />
erneuerbaren Energien durch die Gemeinschaft<br />
aller Stromkunden können<br />
am besten die Elektrizitätsversorgungsunternehmen<br />
schaffen. Aus naheliegenden<br />
Gründen sperren sie sich<br />
allerdings gegen diese Verpflichtung.<br />
Deshalb war es nur konsequent, daß<br />
der Gesetzgeber im Stromeinspeisungsgesetz<br />
eindeutige Vorschriften<br />
erließ.<br />
Die etwa 16 Pf/kWh für Windstrom<br />
im norddeutschen<br />
Küstenbereich stellen eine “kostendeckende<br />
Vergütung” dar.<br />
Die Erfolge der Windenergie dort<br />
zeigen außerdem, daß es sich<br />
um eine wirkungsvolle<br />
Gesetzesmaßnahme handelt.<br />
Für Windenergie im Binnenland<br />
und insbesondere für die Erzeugung<br />
von Solarstrom reicht<br />
allerdings die Höhe der Vergütung<br />
noch nicht aus.<br />
Warum erhalten private Betreiber<br />
eine geringere Solarstromvergütung<br />
als die<br />
Elektrizitätsversorgungsunternehmen?<br />
Noch besteht eine krasse Unsymmetrie<br />
zwischen der finanziellen Vergütung<br />
für Strom aus Solaranlagen<br />
der Elektrizitätsversorgungsunternehmen<br />
und für Strom aus privaten<br />
Solaranlagen. Die Elektrizitätsversorger<br />
lassen sich ihre wenigen Solaranlagen<br />
aus Geldern der Kunden durch<br />
„grüne Tarife“ oder aus den Gewinnen<br />
der Aktionäre voll bezahlen. Sie<br />
nehmen sich (je nach Anlagengröße)<br />
Info 160<br />
Neubearbeitung<br />
1,50 DM bis 2,00 DM pro Kilowattstunde.<br />
Wer dagegen aus privater Initiative<br />
mit Solarstrom zur Entlastung<br />
der Umwelt beiträgt, soll mit 16 Pfennig<br />
auskommen. Die Erhöhung der<br />
Mindestvergütung für Solarstrom im<br />
Stromeinspeisungsgesetz ist deshalb<br />
überfällig.<br />
Das neue Energiewirtschaftsgesetz<br />
erlegt die Zahlungspflicht<br />
für Einspeisung von<br />
privat erzeugtem Solarstrom<br />
den Netzbetreibern auf<br />
Die EVU machen häufig geltend,<br />
ihre Konkurrenzfähigkeit würde durch<br />
Zahlung einer kostendeckenden Vergütung<br />
beeinträchtigt. Doch hier verbreiten<br />
sie eine Fehlinformation. Deshalb<br />
die folgende Richtigstellung: Im<br />
liberalisierten Markt wird unterschieden<br />
zwischen den Erzeugern von<br />
Strom und den Betreibern der Netze.<br />
Wirtschaftliche Trennung ist vorgeschrieben.<br />
Die Erzeuger von Strom stehen gegeneinander<br />
im Wettbewerb, doch sie,<br />
die Erzeuger, brauchen die Einspeisevergütung<br />
nicht zu bezahlen. Ihre<br />
Konkurrenzfähigkeit wird also nicht<br />
beeinträchtigt.<br />
Die Zahlung der Einspeisevergütung<br />
erfolgt durch den Betreiber des<br />
Verteilernetzes. Er darf diese Mehrkosten<br />
auf die Endkunden abwälzen,<br />
gleichgültig von welchem Stromerzeuger<br />
sie ihren Strom beziehen.<br />
§ 2, letzter Satz des neuen<br />
Stromeinspeisungsgesetzes<br />
besagt: „Mehrkosten auf Grund<br />
der §§ 2 und 4 können bei der<br />
Rechnungslegung der Verteilung<br />
oder Übertragung zugeordnet<br />
und bei der Ermittlung des<br />
Durchleitungsentgelts in Ansatz<br />
gebracht werden.“<br />
Die Endkunden können dem Netzbetreiber<br />
und seiner Durchleitungsgebühr<br />
nicht “weglaufen”, es sei denn,<br />
sie würden eigene Stromleitungen bauen.<br />
Da der Netzbetreiber als Inhaber<br />
des “natürlichen Netzmonopols” also<br />
6 Solarbrief 3/98<br />
des Solarenergie-Fördervereins
faktisch überhaupt nicht im Konkurrenzkampf<br />
steht, können Klagen über die angebliche<br />
Beeinträchtigung seiner Konkurrenzfähigkeit<br />
nicht überzeugen.<br />
Freiwillige Einführung der kostendeckenden<br />
Vergütung (KV) durch<br />
die EVU ist seit 1990 möglich.<br />
Neuerdings sind auch unterschiedliche<br />
Stromtarife im Versorgungsgebiet<br />
zulässig<br />
Eine Änderung der Bundestarifordnung<br />
Elektrizität durch den Bundesrat im Jahr<br />
1989 machte kostendeckende Vergütung<br />
für progressive EVU auf freiwilliger<br />
Grundlage möglich. Auch nach Inkrafttreten<br />
des neuen Energiewirtschaftsgesetzes<br />
am 28.4.1998 bleibt diese Möglichkeit<br />
erhalten. Die kostendeckende Vergütung<br />
kann durch jedes EVU eingeführt<br />
werden, welches ein Verteilernetz betreibt:<br />
Dieser Möglichkeit sind bis jetzt - meist<br />
auf Druck ihrer Eigner - etwa 20 westdeutsche<br />
EVU gefolgt. Die KV könnte<br />
auch im Konzessionsvertrag einer Gemeinde<br />
mit einem regionalen oder überregionalen<br />
EVU vereinbart werden, sogar nachträglich.<br />
Nach § 10 des neuen Energiewirtschaftsgesetzes<br />
sind nunmehr bei Vorliegen<br />
„sachlich gerechtfertigter Gründe“<br />
auch unterschiedliche Stromtarife in einem<br />
Versorgungsgebiet zulässig. Dies<br />
kann von Bedeutung sein, wenn nicht<br />
alle Gemeinden in einem größeren Versorgungsgebiet<br />
den Stromversorger zur<br />
Zahlung der kostendeckenden Vergütung<br />
auffordern.<br />
Wie erhält der Anlagenbetreiber<br />
die kostendeckende Vergütung?<br />
Der Netzbetreiber schließt einen verbindlichen<br />
Liefervertrag mit dem Solaranlagenbetreiber<br />
ab. Dem Solaranlagenbetreiber<br />
wird darin eine feste Vergütung<br />
des eingespeisten Solarstroms verbindlich<br />
und unkündbar für 20 Jahre zugesagt.<br />
Für den Netzbetreiber gehören nunmehr<br />
die Zahlungen für den Solarstrom<br />
zu den unvermeidbaren Kosten, die er<br />
auf die Durchleitungsentgelte aufschlagen<br />
kann. Die Umlage der Mehrkosten<br />
auf die Tarifkunden erfolgt mit der gleichen<br />
Berechtigung, wie die Umlage anderer<br />
Kosten, z.B. für die Entschwefelung<br />
und Entstickung der Kraftwerke. Das EVU<br />
/ Der Netzbetreiber teilt die Mehrkosten -<br />
nachdem sie entstanden oder aufgrund<br />
einer realitätsnahen Prognose absehbar<br />
sind - der Strompreisaufsicht mit und beantragt<br />
eine entsprechende Strompreiserhöhung.<br />
Nach der Bundestarifordnung<br />
BTO Elt, § 11, letzter Satz, muß die Strom-<br />
Solarbrief 3/98<br />
des Solarenergie-Fördervereins<br />
preisaufsicht dem Antrag stattgeben.<br />
Letztendlich werden diejenigen belastet,<br />
die den ins Netz eingespeisten<br />
Solarstrom verbrauchen, nämlich die<br />
Stromkunden. Sie bezahlen - wie schon<br />
weiter oben erwähnt - einen Aufschlag<br />
auf die Durchleitungsgebühr des Netzbetreibers,<br />
unabhängig davon, woher<br />
sie ihren konventionellen Strom beziehen.<br />
Sogar der Strom aus den französischen<br />
Atomkraftwerken der EdF würde<br />
ggf. mit einem Solarstromaufschlag<br />
des lokalen Netzbetreibers versehen.<br />
Wie stark werden die Stromkunden<br />
belastet? Wie groß ist die<br />
Akzeptanz?<br />
Durch einen entsprechenden Beschluß<br />
kann die Zahl der kostendekkend<br />
vergüteten Solaranlagen in der<br />
Weise “gedeckelt” werden, daß die<br />
Strompreiserhöhung für alle Stromkunden<br />
einen bestimmten Betrag, z.B. einen<br />
Pfennig pro Kilowattstunde (“Solarpfennig”)<br />
nicht überschreitet. Für<br />
den durchschnittlichen Stromverbraucher<br />
steigen damit die Ausgaben für<br />
Haushaltsstrom insgesamt um 80 Pfennig<br />
im Monat, für sparsame Stromkunden<br />
sogar noch weniger. Dies ist ein<br />
Betrag, der erheblich kleiner ist als der<br />
Betrag, um den die Stromkunden bei<br />
Wegfall des Kohlepfennigs entlastet<br />
wurden.<br />
Mehrere Umfragen ergaben bereits<br />
eine hohe Bereitschaft der Stromkunden<br />
zur Zahlung des Strompreisaufschlages,<br />
wenn dieser - das war ausdrückliche<br />
Bedingung - der Solarstromerzeugung<br />
zugute kommt. Eine vom<br />
RWE in Auftrag gegebene Umfrage<br />
erreichte sogar eine Zustimmung von<br />
80 %.<br />
Wer legt die Höhe der KV fest?<br />
Gibt es eine individuelle<br />
Berechnung? Werden auch<br />
unnötige Ausgaben erstattet?<br />
Die kostendeckende Vergütung<br />
deckt alle Kosten zum Bau und Betrieb<br />
der Solaranlage, auch die Kapitalbeschaffungskosten.<br />
Die zugestandene<br />
Rendite ergibt sich aus dem langfristigen<br />
durchschnittlichen Realzinssatz<br />
umlaufender Wertpapiere im Inland: 6,5<br />
% für Eigenkapital und 8 % für Fremdkapital.<br />
Das ist exakt die gleiche Rendite,<br />
die von der staatlichen Strompreisaufsicht<br />
auch den Stromversorgern<br />
für deren Investitionen zugestanden<br />
wird. Kosten, die vermeidbar wären,<br />
werden nicht vergütet. Um endlose<br />
Diskussionen darüber auszuschlie-<br />
ßen, legt die Strompreisaufsicht NRW alljährlich<br />
unter Mitwirkung der VDEW-<br />
Landesgruppe NRW, der Verbraucherzentrale<br />
NRW, EUROSOLAR und dem<br />
Städtetag NRW am Round Table regenerative<br />
nach gründlicher Marktbeobachtung<br />
eine anlegbare Einspeisevergütung<br />
fest.<br />
Die anlegbare Einspeisevergütung<br />
gilt unter der Voraussetzung einer<br />
Vertragslaufzeit von 20 Jahren und<br />
Volleinspeisung. Sie betrug für Anlagen,<br />
die bis zum 31.12.1996 ans<br />
Netz gingen, 2,01 DM/kWh. Für<br />
Solaranlagen, die später ans Netz<br />
gingen, beträgt sie 1,89 DM/kWh.<br />
Der letztgenannte Wert gilt bis zu<br />
einer Anlagengröße von 10 Kilowatt.<br />
Die so errechnete kostendeckende Vergütung<br />
wird inzwischen auch von den<br />
Preisaufsichten in Baden-Württemberg,<br />
Bayern, Hessen, Niedersachsen, Saarland<br />
und Schleswig-Holstein anerkannt. Die<br />
Einspeisevergütung für Strom aus Anlagen,<br />
die in den kommenden Jahren ans<br />
Netz gehen, wird entsprechend dem dann<br />
erreichten Preisniveau der Solartechnik<br />
voraussichtlich niedriger festgelegt werden.<br />
Unterschied zu bisherigen Markteinführungsverfahren:<br />
Privates<br />
Risikokapital wird mobilisiert und<br />
es entsteht ein Anreiz für Verbesserung<br />
und Verbilligung der Solaranlagen<br />
Die Aussicht auf eine marktübliche<br />
Rendite mobilisiert private Kapitalgeber.<br />
Sie investieren in private Solaranlagen<br />
und übernehmen Kosten und Risiko. Ihr<br />
eingesetztes Kapital erhalten sie erst im<br />
Verlauf von 20 Jahren - mit Zinsen - zurück.<br />
Da die Solarstrom-Einnahmen nur<br />
vom Ertrag der Anlage abhängen, wird<br />
jeder Betreiber versuchen, den Stromertrag<br />
zu maximieren und die Kosten zu<br />
minimieren - ein wirksamer Anreiz zur Auswahl<br />
der preisgünstigsten und technisch<br />
ausgereiftesten Anlagen!<br />
Die kostendeckende Vergütung unterscheidet<br />
sich von allen bisher bekannten<br />
Förderprogrammen: Nicht mehr der Bau<br />
einer Solaranlage wird durch Zuschüsse<br />
unterstützt, sondern die Einspeisung von<br />
Solarstrom ins öffentliche Netz wird angemessen<br />
vergütet. Dies reduziert unter<br />
anderem den erforderlichen Kontroll- und<br />
Genehmigungsaufwand auf die einfache<br />
Formel: Kein Solarstrom - kein Geld! So-<br />
7
laranlagen werden bis zum Ende der<br />
Vertragslaufzeit sorgfältig in Betrieb<br />
gehalten. Ein Mißbrauch von Fördermitteln<br />
ist unwahrscheinlich.<br />
Kostendeckende Vergütung -<br />
Investitionsförderprogramm<br />
mit hohem Arbeitsplatzeffekt<br />
Für einen finanziellen Anreiz, der<br />
erst in den folgenden 20 Jahren ausgezahlt<br />
wird, gehen private Investoren<br />
bei Errichtung ihrer Anlage<br />
mit dem vollen Investitionsbetrag<br />
in Vorleistung. Die kostendeckende<br />
Vergütung erweist sich damit als<br />
wirkungsvolles Investitionsförderprogramm.<br />
Sie versorgt eine wach-<br />
Das derzeitige Problem für die kostendeckende<br />
Vergütung ist nicht die faktische<br />
Gesetzeslage, sondern die Unkenntnis<br />
darüber Leserbrief von Hans-R. Baumeister, Heidelberg<br />
Da reibt man sich doch verwundert<br />
die Augen: Der Chefredakteur der Sonnenenergie<br />
& Wärmetechnik, einer der<br />
wichtigsten deutschen Fachzeitschriften<br />
im Bereich der erneuerbaren Energien<br />
kanzelt diejenigen als unflexible<br />
Rechthaber ab, die nach wie vor am<br />
Modell der kostendeckenden Vergütung<br />
festhalten. Wer jetzt noch die Finanzierung<br />
der kostendeckenden Vergütung<br />
über den Strompreis fordere,<br />
habe das Gebot der Stunde zur Zeit<br />
der Liberalisierung der Strommärkte<br />
nicht begriffen. Doch keine Panik, die<br />
Photovoltaik werde schon ihren Weg<br />
finden, durch die »grünen« Angebote<br />
der Energieversorger - sogenannte Solarstrombörsen<br />
etc.<br />
Die vermeintlich grünen Angebote<br />
der EVU können kurzfristig sicher dazu<br />
führen, daß manch ein Modulhersteller<br />
und manch ein Solarinstallateur<br />
kurzfristig recht gut ausgelastet sind.<br />
Jedoch daran zu glauben, daß eine<br />
Technologie, die noch derart weit von<br />
einer Marktfähigkeit entfernt ist wie<br />
die Photovoltaik, allein durch die Kräfte<br />
des Marktes und auf der Basis der<br />
Freiwilligkeit einzelner Idealisten marktfähig<br />
wird, zeugt von kaum zu überbietender<br />
Naivität und ökonomischer In-<br />
sende Zahl von Installateuren,<br />
Händlern und Produzenten mit<br />
Aufträgen.<br />
Außerdem führt die steigende<br />
Nachfrage zum Neubau von Produktionsanlagen<br />
und dies wiederum<br />
zur Ausnutzung aller sich ergebendenPreissenkungsmöglichkeiten.Eine<br />
Vielzahl bisher ungenutzter<br />
Forschungsergebnisse<br />
kann erstmals erprobt werden.<br />
Solaranlagen auf deutschen Dächern<br />
werden das Vertrauen der<br />
Schwellenländer in diese Technik<br />
stärken und sind eine gute Werbung<br />
für den Export.<br />
kompetenz. Wenn man feststellt, daß<br />
die Photovoltaik-Industrie in Deutschland<br />
mittel- und langfristig kaum eine<br />
Zukunft haben wird, falls sie politisch<br />
nicht nachdrücklich gewollt wird, so<br />
hat das überhaupt nichts mit Panik zu<br />
tun, sondern mit nüchterner Analyse<br />
der ökonomischen Realität.<br />
Solange die kostendeckende Vergütung<br />
nur in einzelnen Gemeinden eingeführt<br />
wird, reicht das Marktpotential<br />
selbstverständlich nicht aus. Darum<br />
muß es das Ziel bleiben, die kostendeckende<br />
Vergütung bundesweit einzuführen.<br />
Das Ringen in einzelnen Gemeinden<br />
bereitet den Weg dazu.<br />
Die neue Gesetzeslage steht dem<br />
nicht entgegen: Im aktuellen Stromeinspeisungsgesetz<br />
ist festgelegt, daß<br />
der Strom aus erneuerbaren Energien<br />
vom Betreiber des nächstgelegenen<br />
Netzes aufgenommen und vergütet<br />
werden muß. Die Bundestarifordnung<br />
Elektrizität, die schon immer die Voraussetzung<br />
für erhöhte Vergütungen<br />
war, gilt unverändert. Daraus ergibt<br />
sich eindeutig, daß die Kosten für die<br />
erhöhte Vergütung auf die Netzgebühr<br />
umgelegt werden können, das heißt,<br />
alle, die Strom durch das Netz leiten,<br />
müssen die erhöhte Vergütung bezah-<br />
Warum ist ein Bundesgesetz<br />
zur kostendeckenden Vergütung<br />
erforderlich?<br />
Zur Zeit ist kostendeckende Vergütung<br />
zulässig, aber nicht verpflichtend. Die Notwendigkeit<br />
einer bundesgesetzlichen Regelung<br />
wird umso deutlicher, je mehr EVU<br />
die Bitte der demokratisch gewählten Bürgervertretungen<br />
um kostendeckende Vergütung<br />
von Solarstrom mißachten. Insofern<br />
ist jeder gültige Ratsbeschluß zur Einführung<br />
der kostendeckenden Vergütung,<br />
dem das EVU nicht nachkommt, ein dringender<br />
Appell an den Bundestag zur Aufnahme<br />
der kostendeckenden Vergütung ins<br />
Stromeinspeisungsgesetz.<br />
len. Und das Netz ist bekanntlich ein<br />
natürliches Monopol. Der Wettbewerb<br />
zwischen den Stromerzeugern bleibt<br />
demnach davon unberührt. Das derzeitige<br />
Problem für die kostendeckende<br />
Vergütung ist nicht die faktische<br />
Gesetzeslage, sondern die Unkenntnis<br />
darüber!<br />
Den Photovoltaik-Firmen geht es<br />
zumeist ums nackte Überleben. Sie<br />
müssen darum jeden sich kurzfristig<br />
anbietenden Strohhalm ergreifen. Verbände,<br />
Solar- und Umweltvereine und<br />
Fachzeitschriften sollten jedoch den<br />
Mut haben, gemeinsam das zu fordern,<br />
was für eine nachhaltige Förderung<br />
der Photovoltaik notwendig ist, statt<br />
zunehmend mit den »Henkern« der erneuerbaren<br />
Energien zu kungeln. Von<br />
einer Fachzeitschrift wie der S&W erwarte<br />
ich zudem erstens, daß ihr Chefredakteur<br />
die Sachlage richtig recherchiert,<br />
und zweitens, daß er anschließend<br />
engagiert argumentiert und informiert,<br />
anstatt zuerst die Generalkapitulation<br />
für jede wirkungsvolle Photovoltaik-Förderung<br />
zu verkünden, um<br />
dann das GIaubensbekenntnis hinterherzuschicken,<br />
daß die Photovoltaik<br />
trotzdem riesig gedeihen werde.<br />
8 Solarbrief 3/98<br />
des Solarenergie-Fördervereins
Bündnis 90/Die Grünen<br />
Michaele Hustedt , Ja<br />
Energie- und umweltpolitische<br />
Sprecherin<br />
Hans Josef Fell, Ja<br />
Landesliste Bayern,<br />
Platz 4, Energiereferent<br />
Winfried Hermann Ja<br />
Landesliste BaWü,<br />
Platz 4<br />
Reinhard Loske Ja<br />
Landesliste NRW,<br />
Platz 4, stellv. Leiter<br />
des Wuppertaler Instituts,<br />
Bereich Energie<br />
Klaus Müller Ja<br />
Landesliste Schlesw.-H.,<br />
Platz 2, Sprecher der<br />
Landtags AG Haushalt<br />
und Finanzen (Wirtschaftsexperte)<br />
Simone Probst Ja<br />
Zuständig für allgem.<br />
Forschung<br />
Margareta Wolf Ja<br />
Wirtschaftspolitische<br />
Sprecherin<br />
PDS<br />
Rolf Köhne Ja<br />
Energiepolitischer<br />
Sprecher<br />
Rolf Kutzmutz Ja<br />
Wirtschaftspolitischer<br />
Sprecher<br />
ÖDP Ja<br />
Kostendeckende Vergütung<br />
steht im Bundeswahlprogramm<br />
Solarbrief 3/98<br />
des Solarenergie-Fördervereins<br />
Parteien zur Wahl<br />
Werden Sie sich für die Aufnahme der kostendeckenden Vergütung von Solarstrom<br />
ins Stromeinspeisungsgesetz einsetzen?<br />
CDU/CSU<br />
Kurt-Dieter Grill Nein<br />
Vorsitzender des BA<br />
Umweltpolitik, Berichterstatter<br />
für Kernenergiefragen<br />
Gunnar Uldall Nein<br />
Wirtschaftspolitischer<br />
Sprecher der Fraktion<br />
Peter Ramsauer Bedingt ja<br />
Berichterstatter für Energiepolitik<br />
im Wirtschaftsausschuss<br />
F.D.P.<br />
Paul Friedhoff Nein<br />
Wirtschafts- und energiepolitischer<br />
Sprecher<br />
SPD<br />
Edelgard Bulmahn Nein<br />
Sprecherin für Bildung<br />
und Forschung<br />
Volker Jung Nein<br />
Vorsitzender der Arbeitsgruppe<br />
Energie<br />
Klaus Lennartz Nein<br />
Kreisrat Erftkreis<br />
Ulrike Mehl Nein<br />
Stellvertretende umweltpolitische<br />
Sprecherin<br />
Michael Müller Ja<br />
Umweltpolitischer<br />
Sprecher<br />
Hermann Scheer Ja<br />
Vorsitzender des SPD-<br />
Umweltforums<br />
Dietmar Schütz Nein<br />
Stellvertretender energiepolitischer<br />
Sprecher,<br />
ordentliches <strong>Mitglied</strong><br />
im Auschuss für Umwelt,<br />
Naturschutz und<br />
Reaktorsicherheit<br />
Ernst Schwanhold Nein<br />
Wirtschaftspolitischer<br />
Sprecher<br />
Zündstoff<br />
KV<br />
9
Frischer Wind aus<br />
Baden - Württemberg<br />
Der Wirtschaftsminister des Landes Baden-Würtemberg,<br />
Herr Dr.Walter Döring hat im April diesen Jahres die<br />
Kommunen angewiesen, von der Erhöhung der Strompreise zur Förderung der<br />
Regenerativen bis zu einer Obergrenze von 3% Gebrauch zu machen.<br />
“... die Landesregierung hält es für<br />
unbedingt erforderlich, den Anteil der<br />
erneuerbaren Energien an der Energieversorgung<br />
des Landes zu erhöhen.<br />
Das Wirtschaftsministerium hat daher<br />
als Genehmigungsbehörde für die<br />
Strompreise der Tarifkunden zum 1. Januar<br />
1996 mit den „Grundsätzen zur preisrechtlichen<br />
Anerkennung von Aufwendungen<br />
für Maßnahmen zur Förderung<br />
der Stromerzeugung aus erneuerbaren<br />
Energien“ den Energieversorgungsunternehmen<br />
(EVU) die Möglichkeit eröffnet,<br />
solche Aufwendungen als betriebliche<br />
Aufwendungen im Rahmen das<br />
Strompreisgenehmigungsverfahrens an-<br />
Gert Apfelstedt, <strong>Mitglied</strong> der Grünen in Hessen, hat bei einer Abstimmung im Umweltausschuß<br />
des Bundesrats am 4.12.1997 gegen die kostendeckende Vergütung<br />
von Solarstrom gestimmt (Solarbrief 2/98). Wir haben nachgefragt.<br />
Auf die Anfrage, ob es sich um die<br />
persönliche Entscheidung des Herrn<br />
Apfelstedt oder die Fraktionsmeinung<br />
der Hessischen Bündnisgrünen gehandelt<br />
habe, antwortete der parlamentarische<br />
Geschäftsführer der Landtagsfraktion.<br />
Aus seiner Antwort auszugsweise<br />
einige Kernsätze:<br />
“Zur kostendeckenden Vergütung<br />
steht in unserem Landtagswahlprogramm:<br />
Im Rahmen der Liberalisierung<br />
der Energiemärkte kommt weiterhin<br />
der Tarifaufsicht für die Stromtarife<br />
für Haushalte und Kleingewer-<br />
zuerkennen. Die Obergrenze für eine<br />
solche zusätzliche freiwillige Förderung<br />
erneuerbarer Energien ist auf<br />
3% der beim einzelnen EVU anfallenden<br />
Strombereitstellungskosten begrenzt.<br />
Im Rahmen dieser Obergrenze<br />
steht es dem EVU frei, Art und Weise<br />
sowie Höhe der Förderungsmaßnahmen<br />
zu gestalten. Mit einer Förderung könnte<br />
die Wettbewerbsfähigkeit dieser Zukunftstechnologien<br />
(insbes. Solar- und<br />
Photovoltaikanlagen) weiter beschleunigt<br />
und damit gleichzeitig ein Anreiz<br />
zu verstärkten Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen<br />
geschaffen<br />
werden. Leider haben bis heute von<br />
dieser Möglichkeit nur wenige Un-<br />
Landtagsfraktion der<br />
hessischen Bündnisgrünen<br />
für kostendeckende<br />
Vergütung von Solarstrom<br />
be besondere Bedeutung zu. Im Rahmen<br />
der Preisgenehmigung sollen<br />
hierbei den Energieversorgern klare<br />
Rahmenbedingungen für die kostendeckende<br />
Vergütung von Strom aus<br />
Blockheizkraftwerken, Wind, Wasser,<br />
Sonne und Biomasse sowie die Anerkennung<br />
von Stromsparprogrammen<br />
gegeben werden.” ....<br />
Zum Abstimmungsverhalten von<br />
Ministerialrat Dr. Gert Apfelstedt aus<br />
dem hessischen Ministerium für Umwelt<br />
und Energie drückt sich der parlamentarische<br />
Geschäftsführer der Grü-<br />
ternehmen Gebrauch gemacht. Ich<br />
möchte Sie daher ermuntern, die Möglichkeiten<br />
der Grundsätze zu nutzen,<br />
um auf diese Weise einen ganz konkreten<br />
Beitrag zur Förderung erneuerbarer<br />
Energien zu leisten. In dem<br />
bevorstehenden Wettbewerbsmarkt<br />
wird die Höhe des Strompreises zweifelslos<br />
eine wesentliche Rolle spielen.<br />
Das einzelne EVU könnte sich durch ein<br />
positives Umweltimage einen Wettbewerbsvorteil<br />
verschaffen bzw. der Kunde<br />
könnte eine besondere Umweltverantwortung<br />
anerkennen. Ich erwarte von<br />
diesen Zukunftstechnologien eine zunehmende<br />
wirtschaftliche Bedeutung.”<br />
nen etwas gewunden und rätselhaft<br />
aus:<br />
“Das Abstimmungsverhalten des Ministeriums<br />
zu einem Ergänzungsantrag<br />
eines Bundeslandes zu einer Initiative<br />
eines anderen Bundeslandes, welche<br />
dann im Ergebnis von diesem Bundesland<br />
zurückgezogen wurde und nicht<br />
zur Abstimmung im Plenum des Bundestages<br />
kam, generalisierend als politische<br />
Haltung zu nehmen und zu kritisieren,<br />
entspricht aus unserer Sicht<br />
nicht den Gepflogenheiten ...”<br />
10 Solarbrief 3/98<br />
des Solarenergie-Fördervereins
Sensationelles Urteil in Regensburg<br />
Die Bürger und Bürgerinnen der Stadt Landshut können selbst darüber entscheiden,<br />
ob in Landshut künftig die Sonne ‘aufgehen’ darf oder nicht. Das Verwaltungsgericht<br />
in Regensburg entschied über die Rechtsverbindlichkeit eines Bürgerentscheids...<br />
Von Rolf Fahle<br />
Mehr Sonne in Landshut<br />
Der Dritte Senat des Verwaltungsgerichts<br />
in Regensburg, unter dem<br />
Vorsitz von Dr. Manfred Sachau, entschied<br />
am 15.7.98 nach mündlicher Verhandlung,<br />
daß die Stadt Landshut zur<br />
Durchführung des beantragten Bürgerentscheids<br />
“Mehr Sonne in Landshut”<br />
verpflichtet sei. Die Sensation<br />
liegt in dem Abstimmungstext des Bürgerbegehrens,<br />
der in allen Punkten die<br />
inhaltliche Prüfung des Gerichts unbeanstandet<br />
passierte. Er lautet:<br />
Sind Sie dafür, daß die Stadt Landshut und Ihre Stadtwerke unverzüglich<br />
folgende Maßnahmen ergreifen:<br />
Ab dem 30.11.97 soll die kostendeckende Vergütung für die Einspeisung<br />
von Strom aus Solaranlagen von bis zu 100 m² Solargeneratorfläche pro<br />
Anlage im Versorgungsgebiet der Stadtwerke Landshut eingeführt werden.<br />
Die dadurch verursachten Mehrkosten sind grundsätzlich in Form<br />
von zweckgebundenen Strompreiserhöhungen auf alle Stromkunden umzulegen.<br />
Die Durchführung erfolgt sinngemäß nach den Grundsätzen des<br />
Bayrischen Wirschaftsministeriums vom 08.August 1994. Die kostendekkende<br />
Vergütung für Strom aus Solaranlagen erfolgt solange und soweit<br />
der Solarstromanteil 2% des pro Jahr verkauften Stromes in Landshut<br />
erreicht ist, oder die Strompreiserhöhung zu diesem Zweck 1,57 Pf/kWh<br />
überschreiten würde.<br />
Bürgerentscheid zur KV<br />
In dem Bürgerentscheid sollten die<br />
Bürger und Bürgerinnen der Stadt<br />
Landshut darüber entscheiden, ob<br />
künftig im Stadtgebiet die Stromerzeugung<br />
durch Solaranlagen kostendekkend<br />
vergütet werden soll, wie es bereits<br />
in vielen anderen bayrischen<br />
Kommunen praktiziert wird. Dabei handelt<br />
es sich um ein Programm, daß in<br />
den nächsten 5-7 Jahren durch die<br />
Bürger und Bürgerinnen durchgeführt<br />
werden sollte und bei den Stadtwerken<br />
keinerlei Kosten verursacht hätte.<br />
Durch das Einsparen von nur 6% des<br />
Stromverbrauches in den nächsten 5-<br />
7 Jahren hätten auch die Verbraucher<br />
keinerlei Mehrkosten zu erwarten.<br />
Dieses Programm entspricht der Zielsetzung<br />
der Bayrischen Staatsregierung,<br />
bis zum Jahr 2005 insgesamt 2%<br />
des Stromverbrauchs durch Solarstrom<br />
zu decken. Aber die Initiatoren<br />
des Bürgerbegehrens hatten die Rech-<br />
Solarbrief 3/98<br />
des Solarenergie-Fördervereins<br />
nung ohne die Stadtratsmehrheit gemacht.<br />
Warum Bürgerbegehren?<br />
Das Bürgerbegehren “ Mehr Sonne<br />
in Landshut” wurde in die Wege geleitet,<br />
weil der Werksausschuß des Stadtrates<br />
untätig geblieben war.<br />
Bereits im Mai 1996 hatten 13 Stadträte<br />
aus allen Fraktionen und Gruppierungen<br />
einen inhaltsgleichen Antrag<br />
eingereicht. Dieser auf breite Unterstützung<br />
basierende Antrag wurde per<br />
Mehrheitsentscheidung im Werksenat<br />
auf unbestimmte Zeit vertagt.<br />
Daraufhin haben der Landshuter<br />
Arbeitskreis Partnerschaft mit der Dritten<br />
Welt e.V., die Gesellschaft für aktives<br />
Umweltbewußtsein e.V. (GaU) und<br />
Greenpeace Landshut ein Aktionsbündnis<br />
für die Sonnenenergie gebildet<br />
und im März 1997 mit dem Bürgerbegehren<br />
“ Mehr Sonne in Landshut”<br />
begonnen. Im Juni und Juli wurden<br />
3123 rechtsgültig anerkannte Unterschriften<br />
gesammelt.<br />
Materielle Rechtsmängel?<br />
Am 26. September 1997 hatte das<br />
Plenum des Stadtrates mit 23 gegen 17<br />
Stimmen beschlossen, das erfolgreiche<br />
Bürgerbegehren “Mehr Sonne in<br />
Landshut” könne wegen materieller<br />
Rechtsmängel nicht zum Bürgerentscheid<br />
zugelassen werden. Gegen diesen<br />
Beschluß, der nach einer hitzigen<br />
Debatte im Stadtrat gefaßt worden war,<br />
hatten die drei Sprecher des Bürgerbe-<br />
gehrens Klage eingereicht.<br />
Die Grundlage der Entscheidung<br />
des Gerichts* :<br />
die Bereitstellung von elektrischer<br />
Energie ist und bleibt eine gemeindliche<br />
Aufgabe und ist somit an den<br />
Bürgerwillen (durch einen Bürgerentscheid)<br />
gebunden. Sollten bei der<br />
Umsetzung irgendwann Hindernisse<br />
z.B. durch die Preisaufsicht oder die<br />
Kartellbehörde entstehen, ist die Gemeinde<br />
gehalten, die Vorhaben des<br />
Bürgerentscheids notfalls auch auf<br />
dem Rechtsweg duchzusetzen.<br />
* Aktenzeichen RN 3 K97.1905<br />
Die Besonderheiten dieses<br />
Bürgerbegehrens:<br />
allgemein:<br />
Die überwiegende Mehrheit der Bürgerbegehren<br />
sind sog. Verhinderungsbegehren:<br />
die Gemeinde will etwas und<br />
die Bürger wollen dies nicht. Seltener<br />
gibt es solche Gestaltungsbegehren<br />
wie beim vorliegenden: die Bürger wollen<br />
eine mehrjährige dynamische Handlungsgrundlage<br />
für sich und die Stadtmehrheit<br />
will das nicht<br />
Bayernweit neu ist, daß<br />
- die Sondertarifkunden ebenfalls in<br />
vollem Umfang an den Mehrkosten beteiligt<br />
werden können.<br />
Bundesweit neu ist, daß<br />
- das Diskriminierungsverbot (Gleichberechtigung<br />
aller regenerativer Energieträger<br />
an der kostendeckenden Vergütung)<br />
der sog. Grundsätze durch<br />
Bürger- und Gemeindewillen aufgehoben<br />
werden kann.<br />
- die Festsetzung von Grenzen der genehmigungsfähigenStrompreiserhöhungen,<br />
verursacht durch die kostendeckende<br />
Vergütung, weder Gemeinden<br />
noch Bürgerentscheide binden.<br />
Vielmehr sind die Gemeinden gehalten,<br />
sich an die durch Bürgerentscheid<br />
festgelegten Vorhaben zu halten.<br />
11
D D i i c c h h t t u u n n g<br />
g<br />
ANZEIGE VOM MAI 1998<br />
Weil Wind,<br />
Wasser und Sonne<br />
nur einen kleinen<br />
und viel zu teuren<br />
Beitrag leisten<br />
können<br />
12 Solarbrief 3/98<br />
des Solarenergie-Fördervereins
20 MW<br />
10 MW<br />
1990<br />
Quelle: Shell Solar, Analysen und Vorträge - Globale Marktpotentiale<br />
für erneuerbare Energien. Vortrag von Dr. Fritz Vahrenholt, März 98<br />
Solarbrief 3/98<br />
des Solarenergie-Fördervereins<br />
W W a a h h r r h h e e i i t<br />
t<br />
Entwicklung der Photovoltaik<br />
in Deutschland<br />
1991<br />
1992<br />
Quelle: Energiedaten 97/98 des BMWi<br />
PREISE<br />
1993<br />
MARKTVOLUMEN<br />
1994<br />
1995<br />
1996<br />
13
Verrät der <strong>SFV</strong><br />
seine eigenen Ideale?<br />
Diese provokante Frage drängt sich mir auf, wenn ich die Berichte<br />
im letzten Solarbrief zur Gründung der Naturstrom AG lese.<br />
Fällt der <strong>SFV</strong> zurück in längst vergangene Zeiten?<br />
Leserbrief von Helmut Hardy, Aachen<br />
1. Die Naturstrom AG ist die<br />
Umsetzung der „Grünen Tarife“<br />
durch die Umweltorganisationen!<br />
Die Naturstrom AG stellt“grünen<br />
Idealisten“ umweltfreundlich produzierten<br />
Strom zur Verfügung. Das, wofür<br />
der WWF und die Deutsche Gesellschaft<br />
für Sonnenenergie DGS im<br />
letzten Solarbrief noch kritisiert werden<br />
(„ein Finanzierungsmodell für erneuerbare<br />
Energien, das von Stromkunden<br />
Investitionsmittel einwirbt’),<br />
setzt der <strong>SFV</strong> federführend selber um.<br />
Wird die Sache besser, nur weil sie<br />
nicht von EVU´s, sondern von Umweltverbänden<br />
gemacht wird?<br />
Stellungnahme zum Leserbrief<br />
Wir geben Helmut Hardy in vielen<br />
Punkten seines Leserbriefs recht. Auch<br />
wir sind davon überzeugt, daß grüne<br />
Tarife, Solarstrombörsen, Zukunftspfennige<br />
etc. die Energiewende nicht<br />
herbeiführen können; sondern daß nur<br />
die kostendeckende Vergütung mit<br />
Umlage der Mehrkosten auf alle Stromkunden<br />
eine reelle Chance bietet. Die<br />
Gründung der Naturstrom AG sehen<br />
wir aber nicht als Alternative, sondern<br />
als bescheidene zusätzliche Maßnahme.<br />
Alternative zu den grünen Tarifen<br />
der Stromversorger<br />
Viele Menschen wollen durch einen<br />
persönlichen Aufschlag auf ihren<br />
Strompreis mehr für die Energiewende<br />
tun. Die Stromversorger nutzen die<br />
Gelegenheit und lassen sich von solchen<br />
Idealisten den Bau ihrer Solar-<br />
Naturstrom AG<br />
2. Die Naturstrom AG löst<br />
Probleme, die wir ohne sie<br />
nicht hätten!<br />
Die Naturstrom AG stellt selber keinen<br />
Strom her, sondern sorgt dafür,<br />
daß der Strom zeitgleich verbraucht<br />
und produziert wird. Dies ist zur Zeit<br />
ein rein akademisches Problem. Solange<br />
die regenerativen Energien noch<br />
nicht 30, 40 oder 50 Prozent zur Stromerzeugung<br />
beitragen, gibt es gar keine<br />
Notwendigkeit, dieses Problem praktisch<br />
zu lösen. Natürlich sollte man<br />
sich über dieses Problem Gedanken<br />
machen und dazu forschen. Dieses<br />
Problem aber bei einem Anteil der erneuerbaren<br />
Energien unter 10 Prozent<br />
Naturstrom AG ... Pro und Kontra<br />
und Windanlagen bezahlen. Wir halten<br />
das nicht für verwerflich. Was wir<br />
allerdings für den Gipfel der Scheinheiligkeit<br />
halten, ist eine andere Tatsache:<br />
Die gleichen Stromversorger sabotieren<br />
die kostendeckende Vergütung.<br />
Wer privat erzeugten Solarstrom<br />
in ihr Netz einspeist, bekommt nur ein<br />
Zehntel der Vergütung, die sie für ihre<br />
eigenen Anlagen in Ansatz bringen.<br />
Die Naturstrom AG bietet endlich<br />
die Möglichkeit, Solar- und Windstrom<br />
zu kaufen, ohne damit die Gegner<br />
der kostendeckenden Vergütung<br />
zu unterstützen.<br />
Prüfstein für die Naturstrom AG<br />
Ob der Naturstrom 8 Pfennige mehr<br />
kostet als konventioneller Strom oder<br />
eine Mark, ob der Naturstrom 1 % Solaranteil<br />
enthält oder 50 %, ob der Naturstrom<br />
gleichzeitig im Stundenmittel<br />
praktisch zu lösen, ist eine Verschwendung<br />
der Geldmittel, die man auch unmittelbar<br />
zum Bau von Windkraft-, Biogas<br />
und natürlich Photovoltaikanlagen<br />
einsetzen könnte und sollte!<br />
3. Die Naturstrom AG wird als<br />
Alibi der EVU´s eingesetzt werden!<br />
Ich höre jetzt schon unsere Stromversorger<br />
für ihre Grünen Tarife werben:<br />
Wer umweltfreundlichen Strom will,<br />
kann ihn haben, soll aber auch dafür<br />
bezahlen. In Zukunft gibt es für RWE,<br />
Bayemwerk und Konsorten noch nicht<br />
mal einen Grund, diese grünen Tarife<br />
anzubieten. Wer grünen Strom will, soll<br />
doch zur Naturstrom AG gehen. Die<br />
Naturstrom AG entläßt die Stromversorger<br />
aus einer Verantwortung, die<br />
sie heute noch nicht wahrnehmen.<br />
Die Erhaltung unserer Lebensgrundlagen<br />
ist eine Gemeinschaftsaufgabe,<br />
die nicht auf ein paar „Umweltfreaks“<br />
abgewälzt werden darf. Diese<br />
Erkenntnis ist der Unterschied zwischen<br />
Solarpfennig und grünem Tarif<br />
einerseits und kostendeckender Vergütung<br />
andererseits.<br />
Weit über 100 Leser des Solarbriefs wollen Naturstromaktien oder Naturstrom<br />
kaufen, andererseits gibt es besorgte Reaktionen (siehe oben) Wolf von Fabeck<br />
erzeugt wird oder im Jahresmittel, ob<br />
die Aktien der Naturstrom AG sicher<br />
sind oder Risikokapital, das ist für uns<br />
nicht so entscheidend. Prüfstein für<br />
uns ist einzig die Frage, ob die Tätigkeit<br />
der Naturstrom AG das Stromeinspeisungsgesetz<br />
und die kostendekkende<br />
Vergütung stützt. Uns genügt<br />
hier nicht das verbale Bekenntnis, sondern<br />
wir beobachten kritisch die Auswirkungen<br />
aller Naturstrom-Entscheidungen<br />
(und Erklärungen) zu diesem<br />
Thema. Die Naturstrom AG darf im Politpoker<br />
der nächsten Legislaturperiode<br />
kein Argument gegen die Aufnahme<br />
der kostendeckenden Vergütung ins<br />
Stromeinspeisungsgesetz liefern.<br />
Unterschiede der Naturstrom<br />
AG zu anderen Stromhandelsgesellschaften<br />
Helmut Hardy fragt, ob die Sache<br />
dadurch besser würde, wenn sie nicht<br />
14 Solarbrief 3/98<br />
des Solarenergie-Fördervereins
von EVUs sondern von Umweltverbänden<br />
gemacht wird. Aber ja, das wird<br />
sie in der Tat! Erstens ist das Modell<br />
nicht identisch mit denen der Stromversorger,<br />
zweitens ist die Interessenlage<br />
eine andere:<br />
Die Naturstrom AG sabotiert nicht die<br />
kostendeckende Vergütung oder das<br />
Stromeinspeisungsgesetz.<br />
An der Naturstrom AG verdienen keine<br />
Aktionäre, die mit Braunkohle oder<br />
Atom verflochten sind.<br />
Die Naturstrom AG betreibt keine eigenen<br />
Anlagen, sondern unterstützt<br />
den Neubau privater Anlagen.<br />
Die Naturstrom AG wird nur Strom aus<br />
Anlagen anbieten, die sonst nicht hätten<br />
gebaut werden können.<br />
Die Naturstrom AG lehnt Preisdumping<br />
durch „Solarstrombörsen“ o.ä. ab.<br />
Beim Stromeinkauf wird nicht versucht,<br />
die kostendeckende Vergütung zu unterbieten.<br />
Die Naturstrom AG sorgt dafür, daß<br />
das Geld ihrer Kunden die Betreiber<br />
privater Anlagen erreicht, ohne daß<br />
Geld als Durchleitungsgebühr beim<br />
Netzbetreiber hängenbleibt (Erläuterung<br />
unten).<br />
Die Naturstrom AG plant in ihrem Be-<br />
Keine Durchleitung:<br />
Das Verfahren der Naturstrom AG<br />
Der Stromkunde teilt seinem Netzbetreiber<br />
(z.B. dem RWE) eine neue<br />
Rechnungsanschrift mit: Naturstrom<br />
AG, Düsseldorf.<br />
Der Stromkunde erhält weiterhin den<br />
Strom aus dem Netz des bisherigen<br />
Netzbetreibers. Physikalisch und<br />
schaltungstechnisch ändert sich für<br />
ihn nichts.<br />
Der Netzbetreiber liest weiterhin den<br />
Stromzähler ab, doch die Rechnung<br />
schickt er künftig nicht mehr dem<br />
Stromkunden, sondern an die Naturstrom<br />
AG.<br />
Die Stromrechnung wird von der<br />
Naturstrom AG für den Stromkunden<br />
neu erstellt. Sie enthält im wesentlichen<br />
zwei Posten:<br />
1.den ursprünglichen Rechnungsbetrag<br />
des Netzbetreibers,<br />
2. einen Naturstrom-Aufschlag der Naturstrom<br />
AG.<br />
Die Naturstrom AG leitet den ersten<br />
Betrag an den Netzbetreiber weiter und<br />
Solarbrief 3/98<br />
des Solarenergie-Fördervereins<br />
Naturstrom AG<br />
reich Vollversorgung mit erneuerbaren<br />
Energien rund um die Uhr .<br />
Die Erneuerbaren müssen selbständig<br />
werden<br />
Helmut Hardy meint, zur Zeit bestünde<br />
keine Notwendigkeit, das Problem<br />
der Versorgung rund um die Uhr<br />
zu lösen. Technisch gesehen hat er<br />
Recht, doch vom politischen Standpunkt<br />
aus beurteilen wir das anders.<br />
Es besteht ja nur deshalb keine Notwendigkeit<br />
zur praktischen Lösung des<br />
Gleichzeitigkeits-Problems, weil die<br />
Verbundunternehmen durch ein ausgefeiltes<br />
Netzmanagement Spannung<br />
und Frequenz im Verbundnetz konstant<br />
halten. Die erneuerbaren Energien<br />
leben hier wie ein Jugendlicher, der<br />
in den Ferien jobbt, um sein Taschengeld<br />
aufzubessern, der sich aber Miete<br />
und Mittagstisch durch die Eltern<br />
bezahlen läßt. Die Arroganz der Stromwirtschaft<br />
rührt nicht zuletzt aus ihrem<br />
Herrschaftswissen, aus ihrer technischen<br />
Kompetenz gegenüber der Unerfahrenheit<br />
und Unselbständigkeit<br />
der Erneuerbaren. Das platte Argument:<br />
„Und was macht ihr, wenn die<br />
Sonne nicht scheint“, bringt noch im-<br />
den zweiten Betrag (nach Abzug der<br />
Verwaltungskosten) an die Betreiber<br />
der regenerativen Anlagen.<br />
Die Betreiber der regenerativen Anlagen<br />
erhalten vom Netzbetreiber weiterhin<br />
die gesetzliche Mindestvergütung<br />
nach Stromeinspeisungsgesetz.<br />
Von der Naturstrom AG erhalten sie<br />
eine zusätzliche Vergütung.<br />
Eine Durchleitungsgebühr fällt nicht<br />
an.<br />
Das Stromeinspeisungsgesetz garantiert,<br />
daß der Löwenanteil für die<br />
Betreiber der regenerativen Anlagen,<br />
nämlich die 16 Pfennig pro Kilowattstunden<br />
weiterhin vom Netzbetreiber<br />
aufgebracht wird. Dieser legt die Mehrkosten<br />
auf die Allgemeinheit der<br />
Stromkunden um. Die wichtigste Forderung<br />
des Solarenergie-Fördervereins<br />
ist damit erfüllt: Die Naturstrom<br />
AG nimmt dem Netzbetreiber nicht die<br />
Verpflichtung zur Zahlung der gesetzlichen<br />
Mindestvergütung ab.<br />
mer viele unserer Freunde zum Stottern.<br />
Wer sich Respekt erwerben will,<br />
muß auf eigenen Füßen stehen. Die<br />
Umweltbewegung muß zeigen, daß sie<br />
Strom zeitgleich produzieren kann.<br />
Die konventionelle Stromwirtschaft<br />
hat stets und energisch bestritten, daß<br />
man zu diskutablen Preisen überhaupt<br />
eine zeitgleiche Versorgung mit erneuerbaren<br />
Energien durchführen kann.<br />
Es kann deshalb bereits als kleine Sensation<br />
angesehen werden, daß jetzt die<br />
Naturenergie AG (bitte die Namen<br />
nicht verwechseln), eine Tochter des<br />
EVU, Kraftwerke Rheinfelden, behauptet,<br />
ihre Kunden ebenfalls zeitgleich<br />
mit Strom aus erneuerbaren Energien<br />
versorgen zu können.<br />
Die Naturstrom AG als Alibi für<br />
die Stromversorger?<br />
Natürlich passiert genau, was Helmut<br />
Hardy befürchtet: die EVU’s weisen<br />
auf die Naturstrom AG hin, wenn sie<br />
ihre eigenen grünen Tarife verteidigen<br />
wollen. Doch das wird bald aufhören,<br />
wenn es heißt: Naturstrom AG zahlt<br />
kostendeckende Vergütung für Solarstrom<br />
im RWE-Versorgungsgebiet.<br />
Und worin besteht die Leistung<br />
der Naturstrom AG?<br />
Die Naturstrom AG sorgt dafür, daß<br />
für ihre Stromkunden eine entsprechende<br />
Zahl von Neuanlagen dort gebaut<br />
werden, wo sie sonst nicht wirtschaftlich<br />
betrieben werden könnten.<br />
Dadurch trägt die Naturstrom AG die<br />
kostendeckende Vergütung in Regionen,<br />
in denen sie bisher nicht angeboten<br />
wurde.<br />
Die Naturstrom AG schließt dazu mit<br />
den Betreibern der zukünftigen Neuanlagen<br />
langjährige Strombezugsverträge<br />
ab, die eine Finanzierung der Anlagen<br />
ermöglichen.<br />
Die Naturstrom AG sichert durch<br />
Rücklagen aus ihrem Eigenkapital diese<br />
langfristigen Strombezugsverträge.<br />
Dies ist erforderlich, weil die Kaufverträge<br />
mit den Stromkunden nur für kurze<br />
Fristen abgeschlossen werden.<br />
In einem späteren Schritt will die Naturstrom<br />
AG durch entsprechendes Zuoder<br />
Wegschalten von Biomasse-Anlagen<br />
die Stromeinspeisung mit dem<br />
Verbrauch ihrer Kunden synchronisieren<br />
- zeitgleiche Versorgung!<br />
15
Naturstrom AG<br />
Ein Eigentor der Naturstrom AG?<br />
Eine überhastet formulierte Pressemitteilung der Naturstrom AG vom 17.08.98<br />
gibt Anlaß zu Mißverständnissen<br />
Da beklagte die Naturstrom AG in<br />
einer Pressemitteilung vom 17. August<br />
1998, sie sei durch die Netzzugangsregelung<br />
„in ihren Möglichkeiten, Strom<br />
aus Erneuerbaren Energien an Endkunden<br />
zu liefern, erheblich behindert“.<br />
Sie forderte den Gesetzgeber auf,<br />
die Gebühren für den Netzzugang<br />
staatlich zu regeln. Dieser Wunsch<br />
könnte von der Vereinigung Deutscher<br />
Elektrizitätswerke (VDEW) nicht „besser“<br />
formuliert werden.<br />
Tatsächlich gibt es in der Bundesrepublik<br />
für Strom aus erneuerbaren<br />
Energien eine vorbildliche Netzzugangsregelung.<br />
Sie steht im jüngst<br />
erlassenen Gesetz zur Regelung des<br />
Energiewirtschaftsrechts (Artikel 3, Paragraph<br />
2) und lautet:<br />
Abnahmepflicht<br />
Elektrizitätsversorgungsunterneh-<br />
Wer kann Strom von der Naturstrom<br />
AG kaufen?<br />
Die Naturstrom verkauft Strom an<br />
Privatpersonen und ökologisch eingestellte<br />
Unternehmen.<br />
Auch Städte ohne eigene Stadtwerke<br />
können den Beschluß fassen, ihre<br />
gesamten städtischen Gebäude mit Naturstrom<br />
zu versorgen.<br />
Preis für Naturstrom?<br />
Der Strompreis soll sich um 8 Pfennig<br />
(+ MWSt) gegenüber dem bisherigen<br />
Strompreis erhöhen.<br />
Wer kann Solar- oder Windstrom<br />
an die Naturstrom AG<br />
verkaufen?<br />
Verkauf an die Naturstrom AG ist<br />
nur dort möglich, wo keine KV gezahlt<br />
wird und die gesetzliche Mindestvergütung<br />
nicht ausreicht. Außerdem<br />
handelt die NATAG nur mit Strom aus<br />
neu errichteten Anlagen. Vor dem<br />
Bau einer Anlage muß deshalb ein Lie-<br />
men, die ein Netz für die allgemeine<br />
Versorgung betreiben, sind verpflichtet,<br />
den in ihrem Versorgungsgebiet<br />
erzeugten Strom aus erneuerbaren<br />
Energien abzunehmen und den eingespeisten<br />
Strom nach § 3 zu vergüten.<br />
Für Strom aus Erzeugeranlagen,<br />
die sich nicht im Versorgungsgebiet<br />
eines Netzbetreibers befinden, trifft<br />
diese Verpflichtung das Unternehmen,<br />
zu dessen für die Einspeisung<br />
geeigneten Netz die kürzeste Entfernung<br />
vom Standort der Anlage besteht.<br />
Mehrkosten aufgrund der §§ 2<br />
und 4 können bei der Rechnungslegung<br />
der Verteilung oder Übertragung<br />
zugeordnet und bei der Ermittlung<br />
des Durchleitungsentgeltes in<br />
Ansatz gebracht werden.<br />
Es steht also bereits im Gesetz:<br />
1. Der Netzzugang für erneuerba-<br />
fervertrag mit der Naturstrom AG abgeschlossen<br />
werden.<br />
Lieferverträge für Solarstrom gehen<br />
voraussichtlich über 20, für Wind- und<br />
Biomassestrom über 15 Jahre.<br />
Wann erfolgt Antwort auf Anfragen<br />
bei der NATAG?<br />
Bisher liegen etwa 1000 Anfragen,<br />
meist Kaufinteresse für Naturstrom-<br />
Aktien oder -Strom, vor. Beantwortung<br />
erfolgt ab Mitte September.<br />
Personalia<br />
Dipl.-Ing. Ralf Bischof wird ab 1.<br />
Sept. neben Dipl.-Ing. Günter Benik im<br />
Vorstand tätig sein. Frau Hellen S.<br />
Wobst ist zuständig für Organisation.<br />
Handelsregister-Eintrag<br />
Der Eintrag im Handelsregister wird<br />
zum September erwartet. Bis dahin handelt<br />
es sich um eine AG in Gründung.<br />
Hauptversammlung<br />
Die erste Hauptversammlung der<br />
Naturstrom AG wird am 10. Oktober<br />
re Energien ist gebührenfrei.<br />
2. Die Netzbetreiber müssen für<br />
die Einspeisung einen staatlich festgelegten<br />
Preis zahlen.<br />
3. Alle Stromkunden im Netz müssen<br />
sich an den Kosten beteiligen, egal<br />
woher sie sonst ihren Strom beziehen,<br />
ob von RWE, VEW oder EDF.<br />
Wir, beim Solarenergie-Förderverein,<br />
wünschen uns keine andere Regelung!<br />
—————————<br />
Auf einem anderen Blatt steht die<br />
Frage, ob die Einspeisevergütung insbesondere<br />
für Solarstrom eine angemessene<br />
Höhe hat. Hier sehen wir<br />
durchaus Nachbesserungsbedarf,<br />
nämlich Anhebung auf kostendeckende<br />
Vergütung.<br />
Informationen zur Naturstrom AG i.Gr.<br />
Uns erreichen laufend Anfragen, deren Beantwortung von allgemeinen Interesse ist.<br />
1998 stattfinden. Tagesordnung unter<br />
anderem: Kapitalerhöhung, Bestätigung<br />
der Aufsichtsräte, Wahl eines<br />
weiteren Aufsichtsrats (Nachfolger für<br />
Ralf Bischof).<br />
Marktwert und Sicherheit der<br />
Naturstrom-Aktien<br />
Der zukünftige Marktwert der Aktien<br />
wird vom Geschäftserfolg der Naturstrom<br />
AG abhängen, d.h. im wesentlichen<br />
davon, wie sich die Nachfrage<br />
nach Naturstrom entwickelt. Im<br />
ungünstigsten Fall - wenn sich nicht<br />
genügend Käufer für den Naturstrom<br />
finden - werden die Aktien wertlos<br />
sein. Wer Naturstrom-Aktien kauft,<br />
gibt Risikokapital.<br />
Anschrift der Naturstrom AG<br />
Mindener Str.12, 40227 Düsseldorf<br />
Telefon: 0211-7709 6860<br />
Fax: 0211-7709 6869<br />
16 Solarbrief 3/98<br />
des Solarenergie-Fördervereins
forsa zu den neuen Umfrageergebnissen<br />
aus Lippstadt ...<br />
Im Solarbrief 2/97 berichteten wir unter der Überschrift:”Wir machen unsere Umfrage<br />
selber” über laienhafte Versuche, ein gewünschtes Ergebnis durch Befragung<br />
zu erhalten / zu manipulieren. Damals waren es die Stadtwerke Bebra, die<br />
sich blamierten, so gut sie konnten. Ende letzten Jahres führten nun die Stadtwerke<br />
Lippstadt eine “Umfrage” durch. Wir haben bei den Fachleuten von forsa nachgefragt.<br />
Hier zusammengefaßt ihre Kritik:<br />
Umfrage nicht repräsentativ<br />
Das Rücklaufergebnis mit einer Quote<br />
von weniger als 1 Prozent ist niederschmetternd.<br />
Hier von repräsentativ<br />
oder auch nur von einem annähernd<br />
aussagekräftigen Meinungsbild<br />
zu sprechen ist unlauter... und<br />
auch gefährlich, da zu befürchten<br />
ist, daß diese Ergebnisse dem eigentlichen<br />
Meinungsbild völlig<br />
konträr gegenüber stehen und anhand<br />
dieser Quasi-Ergebnisse evt.<br />
auch noch Konsequenzen gezogen<br />
werden. Der methodische Ansatz<br />
der Befragung wäre nur als<br />
‘sauber’ zu bezeichnen, wäre sichergestellt,<br />
daß alle Haushalte<br />
bzw. alle Haushaltsvorstände die<br />
kostenlos verteilte Kundenzeitschrift<br />
lesen, den Fragebogen<br />
durchgehen, ausfüllen und zurücksenden<br />
würden. Selbst bei<br />
einer Verweigerungsquote von<br />
unter 30% könnte das Ergebnis<br />
als repräsentativ angesehen<br />
werden, abgesehen von<br />
folgenden qualitätsmindernden<br />
Punkten:<br />
1. Methodischer Ansatz<br />
falsch<br />
Dieses komplexe Thema<br />
nur mit drei schlichten Fragen<br />
zu beschreiben bzw. zu lösen, ist nicht machbar,<br />
die Formulierungen der Fragen selbst sind schwach und<br />
zumindestens indirekt beeinflußend.<br />
2. Der einleitende Text ist suggestiv<br />
z.B. : ” Das Programm wird natürlich aus den<br />
laufenden Zahlungen der Kunden ... mitfinanziert.<br />
Weitere Förderungen ... können nur durch<br />
Erhöhung der Strompreise finanziert werden....”<br />
3. Gekaufte Meinung?<br />
Da an alle Teilnehmer Mitmach-Geldpreise<br />
verlost werden, ist hier durch eine Verzerrung<br />
der Ergebnisse zu befürchten, da der Anteil<br />
derjenigen, die nur des Geldes wegen den Fragebogen<br />
ausgefüllt haben, evtl. überdurchschnittlich<br />
ist.<br />
Solarbrief 3/98<br />
des Solarenergie-Fördervereins<br />
Umfrageergebnis<br />
28.500 versandte Kundenzeitschriften, 250 Rückmeldungen (1 ungültige)<br />
Frage 1:<br />
Ja: 70 Stimmen (28,1%)<br />
Nein: 178 Stimmen (71,5%)<br />
o.Angaben: 1 Stimme ( 0,4%)<br />
Frage 2:<br />
a) 1 Pf/kWh 40 Stimmen (57,1%)<br />
b) höher 18 Stimmen (25,7%)<br />
c) niedriger 8 Stimmen (11,5%)<br />
d) o.Angaben 4 Stimmen ( 5,7%)<br />
Frage 3:<br />
ja: 20 DM/mtl 3 Stimmen ( 1,2%)<br />
10 DM/mtl 22 Stimmen ( 8,9%)<br />
5 DM/mtl 19 Stimmen ( 7,6%)<br />
>5 DM/mtl 5 Stimmen ( 2,0%)<br />
o. Angaben 12 Stimmen ( 4,8%)<br />
nein: 188 Stimmen (75,5%)<br />
17
20 20<br />
20 Stadtwerke zahlen bereits<br />
40 40<br />
4 4<br />
4 Landtage befürworten<br />
3 3<br />
Stadtwerke Stadtwerke Stadtwerke Stadtwerke zahlen zahlen zahlen zahlen bereits bereits bereits bereits<br />
kostendeckendekostendeckendekostendeckende kostendeckende kostendeckendeEinspeiseEinspeiseEinspeiseEinspeiseEinspeise- vergütung vergütung vergütung vergütung vergütung für für für Solarstrom Solarstrom Solarstrom Solarstrom Solarstrom<br />
40 Stadtparlamente fordern ihren<br />
Stadtparlamente Stadtparlamente Stadtparlamente Stadtparlamente fordern fordern fordern fordern ihren ihren ihren<br />
Stromversorger Stromversorger Stromversorger Stromversorger Stromversorger zur zur zur Zahlung Zahlung Zahlung Zahlung Zahlung der der der<br />
kostendeckenden kostendeckenden kostendeckenden kostendeckenden kostendeckenden V VVergütung<br />
V Vergütung<br />
ergütung ergütung ergütung auf auf<br />
auf<br />
Landtage Landtage Landtage Landtage befürworten befürworten befürworten befürworten<br />
die die die kostendeckende kostendeckende kostendeckende kostendeckende kostendeckende V VVergütung<br />
V Vergütung<br />
ergütung ergütung ergütung<br />
3 Bundesparteien plädieren<br />
Bundesparteien Bundesparteien Bundesparteien Bundesparteien plädieren plädieren plädieren plädieren<br />
fürfürfür die die die Aufnahme Aufnahme Aufnahme Aufnahme Aufnahme der der der kostenkostenkostenkostenkosten- deckenden deckenden deckenden deckenden deckenden V VVergütung<br />
V Vergütung<br />
ergütung ergütung ergütung<br />
ins ins ins Stromeinspeisungsgesetz<br />
Stromeinspeisungsgesetz<br />
Stromeinspeisungsgesetz<br />
18 Solarbrief 3/98<br />
des Solarenergie-Fördervereins
Wir Wir Wir wollen wollen wollen wollen wollen<br />
kostendeckende<br />
kostendeckende<br />
kostendeckende<br />
kostendeckende<br />
kostendeckende<br />
V VVergütung<br />
V Vergütung<br />
ergütung ergütung ergütung ... ... ...<br />
Solarenergie-Förderverein e.V.<br />
Bundesgeschäftsstelle<br />
Herzogstr. 6<br />
52070 Aachen<br />
Solarbrief 3/98<br />
des Solarenergie-Fördervereins<br />
Bundesweit! Bundesweit! Bundesweit!<br />
Bundesweit! Bundesweit!<br />
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ �<br />
19<br />
����
WWWWWerden erden erden erden erden Sie Sie<br />
Sie<br />
Der <strong>SFV</strong> bringt kostendeckende Vergütung<br />
für Solarstrom auf den Weg.<br />
In 20 Städten erhalten Betreiber von Solarstromanlagen<br />
bereits die gleiche Vergütung, die eine optimale<br />
Vergleichsanlage der Elektrizitätswirtschaft<br />
beansprucht. Wer in KV-Städten wie Aachen, Nürnberg<br />
usw. Solarstrom an die Stadtwerke verkauft,<br />
bekommt durch die Einspeisevergütung im Lauf<br />
von 20 Jahren seine Investitionskosten zurück, einschließlich<br />
Zinsen...<br />
Der <strong>SFV</strong> setzt sich für die Verbesserung<br />
des Stromeinspeisungsgesetzes ein.<br />
Solarstrom braucht keine Fördergelder, sondern<br />
angemessene wirtschaftliche Rahmenbedingungen.<br />
Die kostendeckende Vergütung muß bundesweit<br />
verbindlich sein! Der <strong>SFV</strong> wirbt dafür<br />
bundesweit.<br />
Beitrittserklärung<br />
zum Solarenergie-Förderverein e.V. (<strong>SFV</strong>)<br />
Name<br />
Straße<br />
PLZ, Ort<br />
Telefon<br />
Ich möchte stimmberechtigtes <strong>Mitglied</strong> werden.<br />
Mein <strong>Mitglied</strong>sbeitrag beträgt 120.-DM/Jahr.<br />
Ich möchte stimmberechtigtes <strong>Mitglied</strong> werden<br />
und beantrage eine Beitragsermäßigung auf<br />
45.-DM/Jahr. Grund bitte unterstreichen: Studium,<br />
Rente, Arbeitslosigkeit <strong>Mitglied</strong>schaft in<br />
mehreren Vereinen<br />
Ich möchte den <strong>SFV</strong> mit einer jährlichen Dauerspende<br />
von _____________ DM unterstützen.<br />
Unsere Firma / unser Verein / unsere Kommune<br />
möchte Fördermitglied werden. Der jährliche Förderbeitrag<br />
beträgt _____________ DM.<br />
<strong>Mitglied</strong>! <strong>Mitglied</strong>! <strong>Mitglied</strong>! <strong>Mitglied</strong>! <strong>Mitglied</strong>!<br />
Der <strong>SFV</strong> wendet sich an politische Entscheidungsträger<br />
in Kreisen, Städten und<br />
Gemeinden.<br />
Der <strong>SFV</strong> hilft bei der Argumentation durch Informationsgespräche,<br />
durch Beiträge in den Medien,<br />
durch Vorträge und Podiumsdiskussionen, um Politiker<br />
davon zu überzeugen, daß ein Umdenken in<br />
der Energieversorgung notwendig ist. Wir informieren<br />
über die politischen und rechtlichen Möglichkeiten.<br />
Der <strong>SFV</strong> berät und informiert über Solarstromanlagen.<br />
Zahlreiche <strong>Mitglied</strong>er des <strong>SFV</strong> betreiben eigene<br />
Solaranlagen. Der <strong>SFV</strong> vertritt die Interessen aller<br />
Solaranlagenbetreiber.Viele Dächer, Fassaden<br />
und Lärmschutzwände eignen sich zur Installation<br />
von Solaranlagen!<br />
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />
Ich überweise den Betrag auf das Konto 1005415019<br />
(Spenden bitte auf das Konto 1005415035)<br />
bei der PAX-Bank in Aachen (BLZ 391 601 91).<br />
Bitte buchen Sie meinen Jahresbeitrag und/oder meine<br />
Dauerspende von folgendem Konto ab:<br />
Kontonummer<br />
Bankleitzahl<br />
Datum Unterschrift<br />
Hinweis: <strong>Mitglied</strong>beiträge sind nicht steuerabzugsfähig.<br />
Förderbeiträge und Spenden sind steuerabzugsfähig.<br />
Bis 100.-DM gilt der Zahlungsnachweis als Spendenbescheinigung.<br />
Ich möchte nicht von der Bundesgeschäftsstelle<br />
betreut werden, sondern durch die InfoStelle in<br />
Info-Stellen siehe Seite 2<br />
20 Solarbrief 3/98<br />
des Solarenergie-Fördervereins
“Sie hätten deutlich mit ‘ja’ antworten<br />
müssen, Herr Schmalschläger!“<br />
Offener Brief von Ralf Bischof an den Präsidenten der DGS<br />
Sehr geehrter Herr Schmalschläger,<br />
hiermit erkläre ich meinen sofortigen<br />
Austritt aus der Deutschen Gesellschaft<br />
für Sonnenenergie (DGS).<br />
Anlaß ist Ihr Interview in der Kundenzeitschrift<br />
„blickpunkt“ des Stromkonzerns<br />
VEW Energie AG. Auf die<br />
Frage, ob die erneuerbaren Energieformen<br />
eines Tages die Chance haben,<br />
unsere Haupt-Energielieferanten<br />
zu werden, haben sie geantwortet:<br />
Nein, aber das ist auch gar nicht die<br />
Frage.<br />
Sehr geehrter Herr Schmalschläger,<br />
erstens hätten sie deutlich mit „Ja“<br />
antworten müssen und zweitens ist die<br />
vollständige Versorgung mit erneuerbaren<br />
Energiequellen die entscheidende<br />
„Frage“, wenn man die wirtschaftliche<br />
Tätigkeit des Menschen mit den<br />
natürlichen Kreisläufen der Biosphäre<br />
in Übereinstimmung bringen will.<br />
Wenn Sie davon als Präsident der DGS<br />
nicht überzeugt sind und diese Meinun<br />
in Ihrem Amt nicht offensiv vertreten,<br />
ist das skandalös.<br />
Daß diese Äußerung kein Mißverständnis<br />
oder Ausrutscher ist, muß<br />
Solarbrief 3/98<br />
des Solarenergie-Fördervereins<br />
ich der Tatsache entnehmen, daß die<br />
DGS das Alibi-Projekt des Sonnenenergie-Fonds<br />
der VEW unterstützt. Dies<br />
ist auch der eigentliche Grund meines<br />
Austritts.<br />
Sie liefern damit den grünen Anstrich<br />
für einen Konzern, der nach wie<br />
vor auf Fossil- und Atomenergie setzt<br />
und sich sein Engagement für die Sonnenenergie<br />
auch noch von den<br />
Kunden per Spende bezahlen läßt. Der<br />
Sonnenenergie-Fond ist auch Abwehrmodell<br />
für die kostendeckende Vergütung,<br />
die bereits eine politische Mehrheit<br />
in Dortmund, dem Sitz von VEW,<br />
gefunden hatte. Und dafür gibt die DGS<br />
ihren Namen her!<br />
Daneben unterstützt die VEW die<br />
Kampagne selbsternannter Landschaftsschützer<br />
gegen die Windenergienutzung,<br />
indem sie umsonst Desinformationen,<br />
wie das Parnphlet „Windenergie,<br />
eine Alternative die keine ist“,<br />
an Kunden versendet.[...]<br />
Der Schritt des Austritts fällt mir<br />
nicht leicht, nachdem ich viele Jahr<br />
<strong>Mitglied</strong> in der DGS war. Meine ersten<br />
Vorlesungen über Erneuerbare Ener-<br />
gien habe ich an der Universität Hannover<br />
bei dem damaligen DGS-Vorsitzenden<br />
Dr. Selzer gehört. Aber nicht<br />
erst jetzt fällt mir auf, daß die wesentlichen<br />
Fortschritte der letzten Jahre für<br />
die Erneuerbaren Energien etwa die kostendeckende<br />
Vergütung oder das<br />
Stromeinspeisungsgesetz ohne den<br />
Einsatz der DGS auf Bundesebene erreicht<br />
und verteidigt worden sind.<br />
Zwar gibt es viele aktive Einzelpersonen<br />
und auch Gliederungen in der DGS,<br />
aber dies kann die zentralen Versäumnisse<br />
nicht wettmachen.<br />
Ich werde diesen offenen Brief an<br />
die im Bereich Erneuerbarer Energien<br />
tätigen Zeitschriften und Organisationen<br />
mit der Bitte um Abdruck senden.<br />
Damit verbinde ich die Hoffnung, daß<br />
Sie Ihrer Verbandspolitik - im Sinne<br />
der gemeinsamen Sache - vielleicht<br />
doch noch grundsätzlich korrigieren.<br />
Mein eigenes Engagement werde ich<br />
zukünftig auf diejenigen Organisationen<br />
konzentrieren, die den scharfen<br />
Blick für die Interessengegensätze bei<br />
der Durchsetzung der Erneuerbaren<br />
Energien bewahrt haben.<br />
21
Quote ... enttäuschend<br />
Aus naheliegenden Gründen ist die Stromwirtschaft nicht daran interessiert, durch<br />
kostendeckende Einspeisevergütungen eine private Konkurrenz heranzuziehen.<br />
Das explosionsartige Anwachsen der Windenergie im Küstenbereich darf sich<br />
nach ihrem Willen bei der Solarenergie nicht wiederholen; gesetzlich festgelegte<br />
Quoten sollen unkontrollierbares Wachstum verhindern.<br />
Wolf von Fabeck<br />
Was ist eine Quote für erneuerbare<br />
Energien?<br />
Neuerdings wird bisweilen der Vorschlag<br />
für eine Quotenregelung in die<br />
energiepolitische Diskussion gebracht,<br />
so zum Beispiel von der Deutschen<br />
Physikalischen Gesellschaft.<br />
Niemand weiß genau, wie die Quotenregelungen<br />
funktionieren sollen, aber<br />
viele sind fasziniert (möglicherweise,<br />
weil die Stromwirtschaft eine Quotenregelung<br />
begrüßt?). Wir gehen hier auf<br />
das Grundsätzliche ein.<br />
Quoten sind Obergrenzen<br />
Wer an der Einführung der Solarenergie<br />
wirtschaftlich interessiert ist,<br />
braucht nicht zur Einhaltung einer Quote<br />
verpflichtet zu werden. Die Quote<br />
ist für die Stromwirtschaft eine ähnlich<br />
unerwünschte Belastung, wie z.B.<br />
Energiesteuern. Eine freiwillige Überschreitung<br />
wird es nicht geben. Damit<br />
aber sind Quoten faktisch Obergrenzen.<br />
Auch die Bezeichnung einer Quote<br />
als „Mindestquote“ ändert nichts<br />
daran.<br />
Die Festlegung von Quoten<br />
stoppt den Ausbau der Erneuerbaren<br />
Die Vehemenz, mit der die Stromwirtschaft<br />
seit dem Jahr 1990 das Stromeinspeisungsgesetz<br />
bekämpft, gibt einen<br />
Vorgeschmack darauf, wie hartnäckig<br />
sie bei der Festlegung von Quoten<br />
für ihre Interessen kämpfen wird.<br />
Die ständig in großen Werbeanzeigen<br />
wiederholten Behauptungen, wonach<br />
die erneuerbaren Energien nur einen<br />
verschwindend kleinen Anteil an der<br />
Stromversorgung decken könnten -<br />
und schlimmer noch die oft erfolgten<br />
Bestätigungen durch die Fachabteilungen<br />
des Bundeswirtschafts- und<br />
des Umweltministeriums - lassen keinen<br />
Raum für visionäre politische Entscheidungen.<br />
Wer davon ausgeht, daß<br />
das Wachstum der erneuerbaren Energien<br />
explosionsartig zunehmen wird,<br />
darf sich auf keinen Fall auf Quoten<br />
einlassen.<br />
Quoten können dynamische<br />
Vorgänge nicht steuern<br />
Die Festlegung einer Quote für das<br />
Aufwachsen der erneuerbaren Energien<br />
ist so sachfremd, als würde man<br />
eine Autoreise mit fixiertem Gaspedal<br />
antreten. Damit man unfallfrei durch<br />
die Innenstadt kommt, wird das Gaspedal<br />
bei 20 km/h fixiert und die Hupe<br />
auf Dauerton geklemmt. Auf der Autobahn<br />
erweist sich diese Einstellung<br />
dann allerdings als quälend. (Die Fixierung<br />
des Gaspedals auf eine vernünftige<br />
Reisegeschwindigkeit von<br />
100 km/h verbietet sich natürlich aus<br />
Sicherheitsgründen).<br />
Einhaltung der Quote kann<br />
nicht kontrolliert werden<br />
Da Solarstrom sich technisch nicht<br />
von Atom- oder Kohlestrom unterscheidet,<br />
gibt es kein technisches Mittel<br />
der Kontrolle. Die Einhaltung von<br />
Quoten kann, wenn überhaupt, nur<br />
anhand der Lieferverträge und ihrer<br />
Abrechnungen kontrolliert werden; im<br />
zukünftigen liberalisierten Markt mit<br />
wechselnden Geschäftspartnern und<br />
grenzüberschreitenden Verträgen ein<br />
aussichtsloses Unterfangen. Hinzu<br />
kommt erschwerend das Desinteresse<br />
der Hauptakteure an einer Kontrolle.<br />
(Bei einer Vergütungsregel dagegen<br />
wird jeder Einspeiser selber kontrollieren,<br />
ob er die ihm zustehende Vergütung<br />
erhält.)<br />
Einhaltung der Quote kann<br />
nicht erzwungen werden<br />
Wegen der notwendigen langen<br />
Vorlaufzeiten bei Planung und Errichtung<br />
von Anlagen, kann nicht erwartet<br />
werden, daß Quoten überhaupt eingehalten<br />
werden; Gründe dafür lassen<br />
sich in beliebiger Zahl finden. So kann<br />
schlechterdings auch kein Gewinner<br />
einer Ausschreibung darauf verpflichtet<br />
werden, die Ausschreibung zu verwirklichen.<br />
Wenn aber die Abweichung<br />
von der Quote schon fast den<br />
Normalfall darstellt, sind Sanktionen<br />
bei Nichterfüllung problematisch. Die<br />
Einhaltung der Quote hängt somit mehr<br />
oder weniger vom guten Willen der<br />
Stromwirtschaft ab. Der Effekt ist dann<br />
so unverbindlich wie der einer Selbstverpflichtung.<br />
Quoten sind kein geeignetes<br />
Steuerungsinstrument<br />
Der Markt reagiert auf Angebot und<br />
Nachfrage, er reagiert auf Preissignale<br />
und auf Werbung, aber er reagiert nicht<br />
auf Quoten. Die Festlegung einer Quote<br />
für Solarstrom bringt keinen Hausbesitzer<br />
dazu, sein Dach und sein Kapital<br />
für eine Solaranlage zur Verfügung<br />
zu stellen.<br />
Damit Quoten sich auswirken können,<br />
müssen sie entweder in Preissignale<br />
übersetzt werden oder in Vorschriften<br />
des Ordnungsrechts (z.B. Auf<br />
dem Süddach jedes Neubaus ist eine<br />
Solarstromanlage zu errichten, oder:<br />
Alle Kohlekraftwerke mit einem Wirkungsgrad<br />
unter 50 % sind bis zum<br />
Jahr xxxx durch Biomasse-Kraftwerke<br />
zu ersetzen).<br />
Die Übersetzung der Quote in Vorschriften<br />
des Ordnungsrechts kann der<br />
Gesetzgeber nicht delegieren. Die Übersetzung<br />
der Quote in Preissignale kann<br />
er zwar delegieren, sollte es aber besser<br />
nicht, denn er müßte ausgerechnet<br />
die Gegner der erneuerbaren Energien<br />
damit beauftragen und würde damit<br />
den Bock zum Gärtner machen.<br />
Quoten verlocken zu Preisdumping<br />
Quoten sollen durch Ausschreibungen<br />
verwirklicht werden. Dahinter<br />
steckt die Idee, daß auf diese Weise<br />
ein marktgerechter Preis festgelegt<br />
wird. Doch eine sich entwickelnde neue<br />
Industrie kann leicht durch Preisdumping<br />
in Bedrängnis gebracht werden.<br />
Erinnert sei daran, daß gerade in<br />
Deutschland die großen Solarfirmen<br />
mit Konzernen verflochten sind, die in<br />
der konventionellen Stromerzeugung<br />
aktiv sind. Die Warnung vor Preisdumping<br />
ist da nicht abwegig.<br />
22 Solarbrief 3/98<br />
des Solarenergie-Fördervereins
Ausschreibungen sind nicht<br />
geeignet für eine Technik im<br />
Stadium der Markteinführung<br />
Quoten sollen in Ausschreibungen<br />
auf dem freien Markt umgesetzt werden.<br />
Der private Interessent steht somit<br />
mit einer Technik, die überhaupt<br />
erst in den Markt eingeführt werden<br />
soll, vor einer der schwierigsten Aufgaben<br />
des freien Marktes übehaupt.<br />
Er muß versuchen, seine Konkurrenten<br />
durch ein konkretes Angebot zu<br />
unterbieten, ohne gleichzeitig den eigenen<br />
wirtschaftlichen Ruin zu riskieren.<br />
Das Ergebnis der Ausschreibung<br />
wird sein, daß die billigsten Anbieter<br />
(unabhängig davon, ob ihr Angebot<br />
noch als solide zu beurteilen ist oder<br />
nicht) den Zuschlag erhalten. Ob sie<br />
die Anlagen dann bauen und ob sie<br />
dann die fünfzehn oder zwanzig Jahre<br />
wirtschaftlich durchstehen, interessiert<br />
den Auftraggeber nicht, der sie<br />
eigentlich als Konkurrenten im Strommarkt<br />
empfindet.<br />
Ausschreibungen sprechen<br />
nur gewerbliche Anlagenbauer<br />
an<br />
Ausschreibungen sind allenfalls<br />
geeignet, unter gewerblichen Anbietern<br />
einer Leistung eine Auswahl zu<br />
treffen..Privatleute, die auf ihrem Dach<br />
einmalig eine eigene Solaranlage errichten<br />
könnten, werden durch Ausschreibungen<br />
kaum angesprochen. Der<br />
spontane Entschluß zur Errichtung einer<br />
eigenen Solaranlage fällt nur selten<br />
mit dem Zeitpunkt einer öffentlichen<br />
Ausschreibung zusammen. Ob<br />
Solarbrief 3/98<br />
des Solarenergie-Fördervereins<br />
diese nach einem halben Jahr, nach<br />
einem ganzen Jahr oder aber in zwei<br />
Jahren erfolgt, läßt sich für den Dachbesitzer<br />
kaum vorhersehen. Erfolgt die<br />
Ausschreibung dann tatsächlich, so<br />
ist immer noch die Frage offen, ob der<br />
Teilnehmer einen Zuschlag erhält. Der<br />
Verwaltungsaufwand und die Unsicherheit<br />
des Zuschlages bei fehlender<br />
eigenen Erfahrung mit dem Instrument<br />
der Ausschreibung erhöht die Hemmschwelle.<br />
Quotenregelung hat bereits<br />
ihre Nichteignung erwiesen<br />
Das Stromeinspeisungsgesetz stellt<br />
für Windenergie im Küstenbereich eine<br />
Art von Preisregelung (kostendeckende<br />
Vergütung) dar.<br />
Der Vergleich des Zubaus an Windanlagen<br />
im Jahr 1997 zwischen Ländern<br />
mit Preisregelungen<br />
- Deutschland: 533 MW<br />
- Dänemark: 265 MW<br />
- Spanien: 262 MW<br />
und Ländern mit Ausschreibungsregelungen<br />
- Großbritannien: 55 MW<br />
- Irland: 42 MW<br />
- Frankreich: 8 MW<br />
zeigt die drastische Überlegenheit von<br />
Preisregelungen.<br />
Manche Formen der Quotenregelung<br />
benachteiligen zusätzlich<br />
die Solarenergie<br />
Einige Modelle der Quotenregelung,<br />
z.B. das hessische, machen keinen<br />
Unterschied zwischen den verschiedenen<br />
Formen der erneuerbaren Energien.<br />
Wer zu einer bestimmten Quote<br />
Keine Baugenehmigungen<br />
mehr für Atom- und Kohlekraftwerke!<br />
Der Versuch, die konventionellen Energien durch<br />
steuerliche Belastung mit den sogenannten externen<br />
Kosten zu bremsen, bedeutet ein Ausweichen vor einer<br />
überfälligen politischen Entscheidung W.v. Fabeck<br />
Die Ermittlung der externen Kosten<br />
ist schwierig, umstritten und zutiefst<br />
unmenschlich. Ist es nicht der Gipfel<br />
an Zynismus, Überschwemmungs-<br />
Tote in Bangladesch, Krupphusten in<br />
deutschen Kinderkliniken oder Schilddrüsenerkrankungen<br />
in der Ukraine in<br />
Pfennige pro Kilowattstunden umzurechnen?<br />
Die Politik ist hier gefordert, im Rahmen<br />
des Ordnungsrechtes einzuschreiten:<br />
Keine Baugenehmigungen<br />
mehr für Atom- und Kohlekraftwerke!<br />
an erneuerbaren Energien verpflichtet<br />
wird, wählt verständlicherweise die billigste<br />
Lösung. Gerade Solarstrom, der<br />
am dringendsten der Markteinführung<br />
bedarf, würde bei diesem Modell überhaupt<br />
nicht zum Zuge kommen.<br />
Preisregelung für private Anlagen,<br />
Quoten für Anlagen der<br />
Stromwirtschaft?<br />
Quoten sind, wie die vorangehenden<br />
Ausführungen zeigen, prinzipiell<br />
ungeeignet, private Anlagen der erneuerbaren<br />
Energien zu initiieren. Zu<br />
prüfen wäre abschließend, ob eine<br />
Doppelstrategie sinnvoll sein könnte:<br />
Einerseits kostendeckende Vergütung<br />
für private Betreiber - andererseits eine<br />
Quote für den Ausbau von EVU-eigenen<br />
Anlagen der erneuerbaren Energien.<br />
Hier bietet sich jedoch eine weitaus<br />
sachgerechtere und wirkungsvollere<br />
Lösung an, nämlich das Verbot, weitere<br />
fossile Kraftwerke zu errichten. Eine<br />
Neufassung des Immissionsschutzgesetzes<br />
könnte eine Handhabe dafür geben.<br />
Verbot konventioneller Kraftwerke<br />
zwingt Stromversorger<br />
zu eigenen Anstrengungen<br />
Stromversorger, denen die Möglichkeit<br />
genommen wird, ihre in zehn oder<br />
mehr Jahren zu ersetzenden konventionellen<br />
Kraftwerke durch gleichartige<br />
zu ersetzen, werden erstmals in ihrer<br />
Geschichte ein echtes Interesse am<br />
Ausbau der erneuerbaren Energien<br />
entwickeln. Sie bedürfen dann keiner<br />
Quote mehr.<br />
Wer mit der<br />
Zeit geht,<br />
bezieht seinen<br />
Strom von der<br />
Sonne<br />
Gudula Beyse<br />
ältestes <strong>Mitglied</strong> des <strong>SFV</strong>!<br />
23
“Landschaftsbildbeeinträchtigungssteuer”<br />
Die Gemeinde Wursten in Schleswig-Holstein hat im Juli eine Landschaftsbildbeeinträchtigungssteuer<br />
erfunden und beschlossen<br />
Von Britta Marold<br />
Was erstmal ziemlich lächerlich<br />
klingt, ist aber traurige Realität. Nach<br />
Abschaffung der Gewerbekapitalsteuer<br />
haben die Gemeinden durch das<br />
kommunale Abgabengesetz 1996 die<br />
“Erlaubnis” erhalten, eigene Steuern<br />
zu erheben.<br />
Die Gemeinde Wursten hat sich nun<br />
diese unsägliche Steuer ausgedacht,<br />
zahlbar von den Windkraftwerksbetreibern<br />
in der Gemeinde.<br />
Herrr Skorniakow, stellvertretender<br />
Gemeindevorstand, ist sehr zufrieden<br />
mit der neuen Steuer und berichtet<br />
stolz, dass sie viele Anfragen dazu<br />
aus anderen Gemeinden erhalten.<br />
Er bestritt vehement, dass es sich<br />
dabei um eine Steuer auf Anlagen<br />
für regenerative Energien handelt.<br />
Sie hinge von der Höhe der Gebäude<br />
ab und sei von allen Industrien<br />
zu zahlen, z.B. auch für Sendemasten<br />
der Telekom und anderer<br />
Industrieanlagen. Auf meine<br />
Frage, welcher Industriebetrieb in<br />
der Gemeinde Wursten denn noch<br />
zahlen müsse, sagte er: “Wir haben<br />
hier sonst nichts.”<br />
Ah ja.<br />
Windenergievergütung 1999<br />
Statistisches Bundesamt errechnet neue Vergütungshöhe<br />
Die Vergütung für Windenergie wird<br />
im kommenden Jahr 16,524 Pf/kWh betragen.<br />
Das sind rund 1,6% weniger<br />
als in diesem Jahr. Der Preis berechnet<br />
sich aus den Durchschnittserlösen der<br />
EVU von 1997, ermittelt durch das Statistische<br />
Bundesamt: Gezahlt werden<br />
90% dieser Erlöse. Durch den kom-<br />
menden Wettbewerb auf dem Strommarkt<br />
werden die Preise weiter sinken.<br />
Das Bundeswirtschaftsministerium<br />
rechnet mit 20 %.<br />
Die Situation für die Windkraftwerksbetreiber<br />
wird sich dadurch weiter<br />
verschärfen.<br />
Foto: C.-D. Wolf<br />
Wie man es nicht machen sollte<br />
Das „großzügige“ Angebot des RWE an die Stadtwerke Erkrath<br />
von Britta Marold<br />
Nach jahrelangen Auseinandersetzungen<br />
und Verhandlungen gelang es<br />
der Stadt Erkrath am 1.7.1997, das Mittelspannungsnetz<br />
vom RWE zu übernehmen.<br />
Ziel war es, die Möglichkeiten<br />
der ökologischen Nutzung des<br />
Netzes wahrzunehmen und z.B. regenerative<br />
Energien ins Netz einzuspeisen.<br />
Als erste Maßnahme beschloß der<br />
Aufsichtsrat der Stadtwerke, die seit<br />
längerem „angedachte“ Planung zur<br />
Umrüstung des vorhandenen Fernheizwerkes<br />
zu einer Kraft-Wärme-<br />
Kopplungsanlage konkret in Angriff<br />
zu nehmen. Dass dem RWE die Intention<br />
der Stadt anscheinend entgangen<br />
ist, zeigt ein pünktlich zur entschei-<br />
denden Aufsichtratssitzung gesendeter<br />
Brief, aus dem hier in Ausschnitten<br />
zitiert sei:<br />
„(... )Unter dem Blickwinkel des künftig<br />
verstärkten Wettbewerbs in der Energiewirtschaft<br />
und der damit verbundenen<br />
Erwartung sinkender Strompreise<br />
besteht allerdings das Risiko, daß<br />
sich die Wirtschaftlichkeit nicht wie<br />
erwartet einstellt. Hinzu kommt, daß<br />
Energiesparmaßnahmen mittel- bis<br />
langfristig greifen und somit zu einer<br />
Reduzierung der Wärmeabgabe führen.<br />
Nach ausführlichen Gesprächen<br />
mit Ihnen sind wir im Sinne einer partnerschaftlichen<br />
Zusammenarbeit und<br />
zur Minimierung Ihres wirtschaftlichen<br />
Risikos bereit, für eine noch abzustim-<br />
mende Teilleistung bzw. für die geplante<br />
Kraftwerksleistung den Stadtwerken<br />
Erkrath den erwarteten wirtschaftlichen<br />
Vorteil der Errichtung eines<br />
Blockheizkraftwerks- abzüglich eines<br />
Abschlags von 10% wegen Entfall<br />
von Risiken- durch eine Ersatzlieferung<br />
gutzubringen. (... )“<br />
Für die, die Witze gerne erklärt bekommen:<br />
Das RWE findet sich freiwillig<br />
bereit, den Stadtwerken kostenlosen<br />
Strom zu liefern, damit diese keine<br />
KWK-Anlage bauen. Und das angeblich,<br />
um das Risiko der Stadtwerke zu<br />
mindern!<br />
Wie konnte uns nur bisher entgehen,<br />
wie besorgt das RWE um kleine<br />
Stadtwerke ist?<br />
Kommentar:<br />
Die Kopplung der Windstromvergütung<br />
an den Strompreis ist nicht sachgemäß.<br />
Die Möglichkeit der Markteinführung<br />
ist nur auf Basis der kostendeckenden<br />
Vergütung gegeben.<br />
24 Solarbrief 3/98<br />
des Solarenergie-Fördervereins
Beginnt der Kampf um sichere<br />
Sonnenplätze ?<br />
Aber was ist schon sicher... Stellen Sie sich folgendes vor: Der bestehende Bebauungsplan<br />
einer städtischen Siedlung wird geändert. Die neuen Gebäude werfen<br />
weite Schatten... Die Frage: Welche rechtlichen Ansprüche kann ein Solaranlagenbesitzer<br />
erheben, dessen Hausdach nachträglich verschattet wird?<br />
Von Susanne Jung<br />
Viele deutsche Städte platzen regelrecht<br />
aus den Nähten. Jeder Quadratmeter<br />
Bauland wird genutzt, landwirtschaftliche<br />
Flächen werden umgewidmet.<br />
Abzusehen ist, daß es in Zukunft<br />
kein Einzelfall sein wird, daß städtische<br />
Bebauungspläne nachträglich<br />
geändert werden.<br />
Vor kurzem ist uns der erste Problemfall<br />
zu Ohren gekommen, bei dem<br />
eine bestehende Fassaden-Solaranlage<br />
durch ein neu entstandenes Bauwerk<br />
plötzlich im Schatten stand. Unsere<br />
Anfrage beim Landesinstitut für<br />
Bauwesen des Landes NRW über<br />
mögliche Konsequenzen und rechtliche<br />
Absicherungen der Anlagenbetreiber<br />
brachte folgende unerfreuliche<br />
Information: (Auszüge aus dem Antwortschreiben)<br />
“Das Verschatten von Solarenergieanlagen<br />
... durch nachbarschaftliche<br />
Gebäudeveränderungen stellen in Zukunft<br />
sicherlich zunehmende Problemfelder<br />
dar.<br />
Eine verbindliche Auskunft zum vorliegendem<br />
Fall kann und darf das Lan-<br />
Solarbrief 3/98<br />
des Solarenergie-Fördervereins<br />
desinstitut jedoch nicht geben, da es<br />
sich um zivil- bzw. um öffentlich-rechtliche<br />
Angelegenheiten handelt. Vergleichbare<br />
bzw. entsprechende Rechtsprechungen<br />
in solchen Fällen sind<br />
dem Landesinstitut nicht bekannt.”<br />
(Anmerkung der Redaktion: Uns leider<br />
auch (noch) nicht.) ”Berührungspunkte<br />
zum REN-Programm kann es<br />
insbesondere dann geben, wenn eine<br />
solche betroffene Anlage vom Land<br />
NRW gefördert worden ist. Dabei ist<br />
die Pflicht zur Inbetriebhaltung nach<br />
den Allgemeinen Nebenbestimmungen<br />
für Zuwendungen zur Projektförderung<br />
(ANBest-P) im Sinne des §38<br />
Verwaltungsverfahrensgesetz NRW<br />
zu beachten. Nach Punkt 5.12. der AN-<br />
Best-P ist der Zuwendungsempfänger<br />
verpflichtet, unverzüglich der Bewilligungsbehörde<br />
anzuzeigen, wenn der<br />
Verwendungszweck oder sonstige für<br />
die Bewilligung der Zuwendung maßgeblichen<br />
Umstände sich ändern oder<br />
wegfallen. Ferner besagt Punkt 8.23.,<br />
daß die Zuwendung unverzüglich zu<br />
erstatten ist, wenn die Zuwendung<br />
Denkmalschutz vor Klimaschutz<br />
nicht - oder nicht mehr für den vorgesehenen<br />
Zweck verwendet wird.”<br />
Da mit großer Sicherheit abzusehen<br />
ist, daß eine verschattete Solaranlage<br />
nicht mehr den im Bewilligungsbescheid<br />
festgelegten Stromertrag liefern<br />
kann, wird der in den anfänglichen<br />
Genuß der REN-Förderung (oder anderer<br />
Förderungen von Bund und Kommunen)<br />
gekommene Solaranlagenbesitzer<br />
gleich zweimal geprellt: 1. muß er<br />
seine Förderung eventuell zurückzahlen<br />
und 2. macht sich natürlich der<br />
geringere Stromertrag in seinem Geldbeutel<br />
bemerkbar. Ein Gang zu einem<br />
im Baurecht spezialisierten Rechtsanwalt<br />
wäre sicher sinnvoll, ebenso die<br />
Kenntnis ähnlicher Rechtsfälle. In der<br />
Vergangenheit traten zum Beispiel auf<br />
dem Gebiet der Nutzung der Wasserkraft<br />
von Bächen und Flüssen mögliche<br />
parallele Probleme auf. Sollten Lösungsansätze<br />
bekannt sein, wäre es<br />
für unsere Solaranlagenbesitzer sicherlich<br />
von großem Informationsgehalt.<br />
Wir bitten also wieder einmal um Ihre<br />
Mithilfe.<br />
In Memmingen dürfen künftig nur noch auf den Dachbereichen von öffentlichen<br />
Straßen und Plätzen Solaranlagen entstehen, deren Einsichtsbereich ausgehend<br />
von der Augenhöhe eines Fußgängers nicht einsehbar ist Beitrag von Anonymus<br />
Memminger Altstadt<br />
Diesen in Deutschland bisher einzigartigen Beschluß<br />
faßte der Memminger Stadtrat mehrheitlich im Frühjahr<br />
diesen Jahres.<br />
Ausgangspunkt der Diskussion war die Sorge der Stadtväter,<br />
die Solaranlagen könnten das Bild der denkmalgeschützten<br />
Altstadt ruinieren. “Aus Sicht des Stadtbauamtes,<br />
der Heimatpflege und der Denkmalpflege bedeutet<br />
eine Solaranlage wegen ihrer Flächenausdehnung und ihrer<br />
Materialbeschaffung eine Beeinträchtigung und eine<br />
Veränderung des Erscheinungsbildes der [...] Dächer. Der<br />
Aufbau von Solaranlagen würde die Dachlandschaft wesentlich<br />
verändern ...”<br />
Es bleibt zu hoffen, daß diese Entscheidung nach festgesetzten<br />
2 Jahren nicht weiter aufrecht erhalten werden<br />
kann.<br />
25
Biosolare Wasserstoffproduktion<br />
Ein Forschungsprojekt an der RWTH Aachen<br />
Von Norbert Holle<br />
Neben der Windenergie, der Photovoltaik<br />
und anderen bekannten Verfahren<br />
gibt es auch weit unbekanntere<br />
Möglichkeiten, die Sonne zur Dekkung<br />
unseres Energiebedarfes „anzuzapfen“.<br />
In einem Forschungsprojekt am Institut<br />
für Verfahrenstechnik der RWTH<br />
Aachen wird zum Beispiel untersucht,<br />
welche Chancen zur technischen Nutzung<br />
der biologischen Wasserstoffproduktion<br />
bestehen. Bei diesem Verfahren<br />
wird die Fähigkeit von Purpurbakterien<br />
genutzt, bei Sonnenlicht,<br />
Stickstofflimitierung und Versorgung<br />
mit einem organischen Nährstoff (Substrat)<br />
Wasserstoff zu synthetisieren.<br />
Versuchsanlage auf dem Institut für<br />
Verfahrenstechnik Aachen<br />
Foto: Institut f.Verfahrenstechnik, RWTH<br />
Biologische Grundlagen<br />
Im Gegensatz zu der bekannten<br />
Photosynthese von grünen Pflanzen<br />
entsteht hierbei kein Sauerstoff, weshalb<br />
man von einer „anoxygenen Photosynthese“<br />
spricht. Daneben kann<br />
Wasserstoff biologisch auch durch<br />
Fermentation, also Gärung, z.B. von<br />
Clostridien oder durch Biophotolyse,<br />
also biologische Spaltung von Wasser<br />
in Wasserstoff und Sauerstoff, von<br />
Cyanobakterien erzeugt werden.<br />
Die biologischen Grundlagen sind im<br />
wesentlichen seit vielen Jahren bekannt<br />
und eingehend untersucht worden.<br />
Optimierung des Prozesses<br />
wird an RWTH erforscht<br />
Um diesen Prozeß mittelfristig als<br />
Methode zur Energiebereitstellung<br />
nutzen zu können, muß jedoch neben<br />
der Effizienz der Bakterienaktivität<br />
auch die technische Umsetzung des<br />
Prozesses optimiert werden. Deshalb<br />
wird in dem Forschungsprojekt in Zusammenarbeit<br />
mit Biologen ein Reaktor-<br />
und Prozeßkonzept entwickelt, mit<br />
dem eine Nutzung dieser biologischen<br />
Vorgänge im technischen Maßstab<br />
möglich ist.<br />
Ziel des Projektes ist es, den Prozeß<br />
auf diese Weise möglichst nahe an die<br />
Wirtschaftlichkeit heranzuführen.<br />
Zu diesem Zweck wird zum einen<br />
das Stoffwechselverhalten der Bakterien<br />
unter verschiedenen Bedingungen<br />
im Labor sowie im Freiland untersucht.<br />
Die Produktivität ist zum Beispiel<br />
abhängig vom pH-Wert, der Konzentration<br />
und der Art des Substrates<br />
sowie der Betriebsweise.<br />
Molke als praktisch kostenloser<br />
Ausgangsstoff<br />
Als organischer Nährstoff wird bei<br />
den Untersuchungen Molke eingesetzt,<br />
da diese das erforderliche Stickstoff<br />
- Kohlenstoffverhältnis aufweist<br />
und als ein Nebenprodukt aus der Käseherstellung<br />
praktisch kostenlos zur<br />
Verfügung steht. Es sind jedoch auch<br />
andere Substrate denkbar.<br />
Reaktorkonzepte geprüft<br />
Außerdem werden verschiedene Reaktorkonzepte<br />
sowohl im Labor als<br />
auch im Freiland getestet. Dabei wird<br />
versucht, mit minimalen Energieaufwand<br />
für den Betrieb Verhältnisse im<br />
Reaktor einzustellen, unter denen die<br />
Bakterien auch unter insterilen Bedingungen<br />
und bei kontinuierlicher Betriebsweise<br />
eine Wasserstoffproduktion<br />
über lange Zeit aufrechterhalten.<br />
In den Freilandversuchen wurde die<br />
Anordnung der Reaktoren optimert.<br />
Durch Messung der Temperatur und<br />
Sonneneinstrahlungsverläufe sowie<br />
der Gasproduktion konnte ein Konzept<br />
gefunden werden, bei dem mit einfachen<br />
Mitteln für die Purpurbakterien<br />
günstige Lebens- und Produktionsbedingungen<br />
geschaffen werden können<br />
(siehe folgende Abbildung).<br />
Wirkungsweise des Verfahrens<br />
Graphik: Institut für Verfahrenstechnik<br />
Hierbei wird durch die aufsteigenden<br />
Gasblasen eine Zirkulation im Reaktor<br />
angeregt. Eine Ausrichtung der<br />
senkrecht stehenden, transparenten<br />
und ca. 1 m2 großen Reaktormodule<br />
nach Osten bzw. Westen verhindert<br />
eine zu starke Erwärmung, da die Bakterien<br />
nur Temperaturen bis ca. 45°C<br />
tolerieren.<br />
Ertrag der Wasserstoffproduktion<br />
Die bisherigen Versuche lassen eine<br />
mittlere Wasserstoffproduktion von ca.<br />
4 Liter pro Quadratmeter Grundfläche<br />
und Stunde als realistisch erscheinen.<br />
Für eine Anlage mit einer Größe von<br />
10 m x 10 m ergeben sich ca. 800 m3 Wasserstoff pro Jahr. Dies ist sicherlich<br />
noch nicht konkurrenzfähig mit den<br />
meisten anderen Prozessen zur Wasserstoffgewinnung,<br />
aber das Entwicklungspotential<br />
dieses Verfahrens ist<br />
vergleichsweise hoch. Außerdem sind<br />
die aufgrund der bisherigen Ergebnisse<br />
grob geschätzten Kosten von 1-2<br />
DM/kWh Wasserstoff schon relativ<br />
nah an den Kosten von konkurrierenden<br />
Verfahren.<br />
26 Solarbrief 3/98<br />
des Solarenergie-Fördervereins
“Blut für Öl” - eine Buchbesprechung<br />
Gründe für eine Umstellung unserer Energieversorgung auf erneuerbare Energien<br />
gibt es viele. Hans Kronberger will mit seinem Buch “Blut für Öl” einen Grund hinzufügen,<br />
der auch hartnäckige Anhänger von Kohle und Öl überzeugt: weniger<br />
Kriege um knappe Ressourcen.<br />
Von Georg Engelhard<br />
Erdöl - Wegbereiter des industriellen<br />
Fortschritts<br />
Den Anfang des Buches bildet eine<br />
kurze Geschichte der Entdeckung des<br />
Erdöls, beginnend mit der Nutzung von<br />
Pech und Bitumen im Nahen Osten<br />
vor rund 3000 Jahren. Nennenswerte<br />
Verbreitung fand es damals aber nicht,<br />
ebensowenig wie tausend Jahre später,<br />
als es in China kurzzeitig in Petroleumlampen<br />
verwendet wurde. Der<br />
Aufstieg des Erdöls zur treibenden<br />
Kraft des industriellen Fortschritts begann<br />
erst 1858 in Titusville, Pennsylvania,<br />
mit einer Tagesförderung von<br />
25 Faß.<br />
Energiebereitstellung - eine<br />
Geschichte von kriegerischen<br />
Auseinandersetzungen<br />
Nahtlos schließt sich die Schilderung<br />
der ersten Auseinandersetzungen<br />
um die Beschaffung des schwarzen<br />
Goldes an: die ersten Ölgesellschaften<br />
wie Standard Oil, Royal<br />
Dutch-Shell und Bnito kämpfen um die<br />
Aufteilung der Ölgebiete. Wo es um<br />
wirtschaftliche Interessen geht, kann<br />
die Politik nicht weit sein, und so<br />
kommt es, dass um die Jahrhundertwende<br />
die Notwendigkeit zur Ölbeschaffung<br />
einen immer größeren Einfluss<br />
auf die Politik der Industriestaaten<br />
ausübt.<br />
“mit Blut beschriebene Weg<br />
des Öls...”<br />
In chronologischer Folge geht es<br />
weiter: 1. Weltkrieg, 2. Weltkrieg, Suezkrise,<br />
Sechs-Tage-Krieg, Ölkrise und<br />
Golfkrieg sind nur einige Stationen auf<br />
dem “mit Blut geschriebenen” Weg<br />
des Öls.<br />
Viele Details und Zahlen, ebenso<br />
wie die lebendige Schilderung der Zusammenhänge,<br />
machen die Lektüre zu<br />
einem interessanten Ausflug in die jüngere<br />
Geschichte - durchaus nicht allein<br />
im Hinblick auf Öl.<br />
“Rohstoffe machen arm”<br />
Ein langes Kapitel beschäftigt sich<br />
mit der Situation in Afrika. Die These<br />
Solarbrief 3/98<br />
des Solarenergie-Fördervereins<br />
Buch “ Blut für Öl” von H.Kronberger<br />
“Rohstoffe machen arm” wird anhand<br />
zahlreicher Beispiele (Kongo, Nigeria,<br />
Angola usw.) eindrucksvoll belegt.<br />
Leser bleibt leider im Dunkeln<br />
Leider jedoch bleibt das Bild reichlich<br />
undeutlich. Die Wege der Einflussnahme<br />
von Ölkonzernen und Regierungen<br />
auf lokale Machthaber werden<br />
nicht aufgezeigt, es wird lediglich konstatiert,<br />
daß Einflussnahmen stattfinden.<br />
Die Gründe, weshalb im ölreichen<br />
Algerien ein brutaler Bürgerkrieg tobt,<br />
nebenan das ebenso ölreiche Libyen<br />
hingegen einen bescheidenen Wohlstand<br />
genießt, bleiben im Dunkeln. Und<br />
warum können einige Golfstaaten in<br />
Saus und Braus leben, die Nachbarn<br />
Irak und Iran aber nicht?<br />
Die Beschreibung der Verhältnisse<br />
in der ehemaligen Sowjetunion beschränkt<br />
sich im Wesentlichen darauf,<br />
welches Interesse einzelne Parteien<br />
vertreten oder vertreten könnten.<br />
Einzelne bekannte Ereignisse scheinen<br />
mit diesen Interessen in Verbindung<br />
zu stehen. Aber haben wirklich<br />
“die Mächtigen im Ölgeschäft”, wer<br />
auch immer das sein mag, den An-<br />
schlag auf Georgiens Präsident Schewardnadse<br />
zu verantworten?<br />
Ist der Krieg zwischen Armenien<br />
und Aserbaidschan tatsächlich auf irgendwelche<br />
Parteien im Ölgeschäft zurückzuführen?<br />
Man wünscht sich, das Buch würde<br />
auf einige wenige Krisenherde mit größerer<br />
Tiefe eingehen, anstatt eine große<br />
Vielzahl nur oberflächlich anzureißen.<br />
Wer aufmerksam die Tagespresse<br />
oder Nachrichtenmagazine liest,<br />
wird nur wenig grundlegend Neues erfahren.<br />
Friedlichere Welt durch Einsatz<br />
regenerativer Energien?<br />
Die Hoffnung, die am Anfang des<br />
Buches geäußert wird, nämlich durch<br />
einen Umstieg auf erneuerbare Energien<br />
die Welt friedlicher zu machen, wird<br />
schon im Buch selbst wieder zunichte<br />
gemacht.<br />
Die geschilderten Kriege wurden in<br />
der Regel nicht wegen Öl geführt (Ausnahme<br />
Golfkrieg!), lediglich die Strategien<br />
wurden durch die Notwendigkeit<br />
zur Ölbeschaffung bestimmt.<br />
Und ist ein Krieg schon deshalb<br />
humaner, weil die Panzer mit Solarwasserstoff<br />
betrieben werden? Schließlich<br />
und endlich hat der Mensch schon<br />
immer ausreichend Gründe für einen<br />
Krieg gefunden.<br />
Ungewöhnliche Betrachtungsweise<br />
macht das Buch empfehlenswert<br />
Dennoch ist dieses Buch in einer<br />
Hinsicht sehr empfehlenswert: es beleuchtet<br />
die Hintergründe der internationalen<br />
Politik von einer ungewöhnlichen<br />
Seite, wie es in dieser konzentrierten<br />
Form wohl noch nicht geschehen<br />
ist. Es bietet Anlaß, über die aktuellen<br />
Ereignisse neu nachzudenken<br />
und vielleicht in einen anderen Zusammenhang<br />
einzuordnen. Aus diesem<br />
Grund sollte sich - bei aller Kritik -<br />
niemand von der Lektüre dieses Buches<br />
abhalten lassen.<br />
27
Energie aus dem Weltraum:<br />
solar erzeugt, militärisch genutzt<br />
Über die Ausbaupläne der zivilen amerikanischen Weltraumbehörde NASA<br />
Von Regina Hagen (Kürzungen durch die Redaktion)<br />
Schlüsselfrage ist die Energieversorgung<br />
Die US Air Force plant offiziell für<br />
den Weltraumkrieg. Welche technischen<br />
Grundlagen den Weltraumkriegern<br />
dafür noch fehlen und wie die<br />
Lücken geschlossen werden können,<br />
beschreibt ein dreizehnbändiges Werk<br />
mit dem Titel “New World Vistas, Air<br />
and Space Power for the 21st Century“.<br />
Eine Schlüsselfrage ist es, wie der<br />
enorme Energiebedarf der projektierten<br />
weltraumbasierten Systeme und<br />
Waffen gedeckt werden kann. In vielen<br />
Zitaten der Schrift wird folgende<br />
Überlegung erkennbar:<br />
“Bereits heute ist abzusehen,<br />
daß in den nächsten<br />
Jahrzehnten von kommerziellen<br />
Unternehmen große<br />
Solarkraftwerke betrieben<br />
werden, die in der Erdumlaufbahn<br />
stationiert sind und<br />
die Erde mit Strom versorgen...”<br />
Aller Voraussicht nach werden für<br />
die Energieübertragung dieser Systeme<br />
Mikrowellen oder Millimeterwellen<br />
verwendet. “Es ist zwar äußerst unwahrscheinlich,<br />
daß wir diese Systeme<br />
im Dual Use-Modus direkt als Weltraumwaffen<br />
nutzen können“, dafür sei<br />
aber die Energieübertragung dieser Solarkraftwerke<br />
zu den Waffenplattformen<br />
im Weltraum mit Hilfe des Mikrowellenstrahls<br />
eigentlich kein Problem.<br />
Energie nach Bedarf<br />
“Das Verteidigungsministerium<br />
könnte von solchen Systemen Energie<br />
nach Bedarf ziehen.” (Band „Space<br />
Applications“, S. 89). Die moderen<br />
Technik machts möglich: video on demand<br />
für das Volk, power on demand<br />
für die Weltraumwaffen der US Air<br />
Force... Einiges deutet darauf hin, daß<br />
diese zivil-militärische Verknüpfung<br />
sich nicht auf die Zusammenarbeit mit<br />
kommerziellen Unternehmen beschränken<br />
soll. Die zivile US-Amerikanische<br />
Weltraumbehörde NASA, aus Budgetgründen<br />
bereits seit langem ein williger<br />
Kooperationspartner des Militärs,<br />
bastelt bereits an konkreten Ideen für<br />
Solarkraftwerke im Weltraum. In der<br />
300 Seiten starken Studie “Space Solar<br />
Power“ wird der finanzielle und technologische<br />
Hintergrund der Energieerzeugung<br />
im Weltraum untersucht.<br />
“Nicht Grundlagenforschung<br />
ist angesagt, vielmehr stehen<br />
handfeste finanzielle<br />
Überlegungen im Vordergrund.”<br />
Die eingehende Analyse des weltweiten<br />
Energiemarktes läßt die Autoren<br />
der NASA-Studie zum Schluß kommen,<br />
daß viele industriell wenig entwickelte<br />
Länder - an erster Stelle China<br />
und Indien - mit den Industrieländern<br />
mithalten und den Energiekonsum<br />
auf unserem Globus in den nächsten<br />
15 Jahren etwa verdoppelt werden.<br />
Die Endlichkeit der fossilen Brennstoffe<br />
sowie Sicherheits- und Entsorgungsprobleme<br />
bei der Nutzung von<br />
Kernenergie sowie die Verpflichtung,<br />
die Luftverschmutzung zu reduzieren<br />
ließen es geraten sein, sich beizeiten<br />
nach Alternativen umzuschauen. Die<br />
Nutzung der Sonnenenergie im industriellen<br />
Maßstab sei ein erfolgsversprechendes<br />
Konzept.<br />
Das erfolgversprechendste Modell<br />
in dieser Studie, der Sonnenturm (Sun<br />
Tower), ist modular aufgebaut.<br />
“Jeder Satellit ähnelt einer<br />
großen, zur Erde ausgerichteten<br />
Sonnenblume. Die Sendeanlage<br />
ist dabei die Blüte,<br />
die einzelnen Sonnenkollektoren<br />
sind die Blätter am Blütenstengel.“<br />
Hinter diesem Bild steckt eine Anlage<br />
mit zahlreichen kreisförmigen Sonnenkollektoren,<br />
die jeweils etwa 50 m<br />
Durchmesser haben. Diese sind beid-<br />
seitig an einem 3-5 km langen ‘Backbone’<br />
aufgereiht, das die ganze Konstruktion<br />
im Weltraum stabilisiert und<br />
die Energie an die Sendeanlage leitet.<br />
Der rund 200 m große, schüsselförmige<br />
Sender schließlich schickt den 5,8<br />
GHz-Mikrowellenstrahl an eine riesige<br />
Empfangsantenne auf die Erde oder im<br />
Meer, von wo aus die Energie in das<br />
Stromnetz des Stromversorgungsuntemehmen<br />
oder eines großen Endabnehmers<br />
eingespeist wird.<br />
Gefahr aus dem Weltraum?<br />
Außer der bereits beschriebenen Aussicht,<br />
daß die gewonnene Energie zur<br />
Versorgung von Weltraumwaffen dienen<br />
soll, ergeben sich weitere Fragen:<br />
Ist sichergestellt, daß die Energieübertragung<br />
unschädlich ist? Spärlich<br />
äußern sich die Autoren der Studie<br />
Bild: NASA<br />
über die Auswirkungen des Mikrostrahles<br />
auf das irdische Leben. Ist<br />
vollkommen ausgeschlossen, daß der<br />
Mikrowellenstrahl mißbräuchlich zur<br />
Kriegsführung eingesetzt werden kann?<br />
Bei den Protesten gegen die Saturnmission<br />
Cassini/Huygens, die zur Stromerzeugung<br />
32,8 kg Plutonium-238 an Bord<br />
hat und im Oktober 1997 gestartet ist,<br />
hatte die weltweite Protestbewegung vehement<br />
gefordert, daß sich die NASA<br />
mit solaren Energiealtemativen beschäftigen<br />
soll. So hatten wir uns das aber<br />
eigentlich nicht vorgestellt!<br />
Anmerkung der Redaktion: Wir<br />
werden das Projekt demnächst<br />
noch einmal kritisch beleuchten<br />
28 Solarbrief 3/98<br />
des Solarenergie-Fördervereins
MAI - ein Abkommen zur Vorherrschaft<br />
der Konzerne<br />
Seit zwei Jahren wird in Paris über ein mögliches Abkommen zum Schutz von<br />
Auslandsinvestitionen verhandelt. Über dieses “Multilaterial Agreement on<br />
Investment” (MAI) berichtet H.-J. Fell<br />
MAI gewährt ausländischen Investoren weitgehenden<br />
Schutz unter Aushebelung der nationalen Gesetzgebung.<br />
Laut MAI dürfen nationale Regierungen lnvestitionstätigkeiten<br />
nicht verhindern, wenn diese mit später beschlossenen<br />
Entwicklungszielen des Landes nicht mehr vereinbar<br />
oder sozial und ökologisch unverträglich sind. Je nach<br />
Einzelfall können lnvestoren Schadensersatzforderungen<br />
in Milliardenhöhe geltend machen. Denn nach MAI werden<br />
ausländische lnvestoren vor jeglicher “Enteignung”<br />
geschützt. Als “Enteignung“ gilt auch der entgangene Profit<br />
durch neue Umwelt- und Sozialauflagen, durch Streiks<br />
oder Krieg. In all diesen Fällen können die Unternehmen<br />
die Regierung des Gastlandes auf Schadensersatz verklagen.<br />
Utopie?<br />
Leider gibt es schon heute Beispiele für die Perspektiven<br />
eines MAI. So hat ein US-Konzern die kanadische<br />
Regierung auf 251 Mio US-Dollar Schadensersatz verklagt,<br />
weil sie giftige Zusätze im Benzin verboten hat.<br />
Noch ist MAI nicht unterschrieben. Verhandlungen<br />
laufen jedoch in allen OECD-Ländern.<br />
Proteste in verschiedenen Ländern haben inzwischen<br />
auch das Europaparlament erreicht. Es billigte mit großer<br />
Mehrheit einen Bericht des grünen Europa-Abgeordneten<br />
Wolfgang Kreissl-Dörfler, wonach das Abkommen<br />
komplett überprüft werden müsse, inwieweit es europäischen<br />
Gesetzgebungen widerspricht. Daraufhin wurde<br />
die für den 28.04.98 vorgesehene Unterzeichnung der<br />
Teledesic - schon gehört?<br />
Bill Gates träumt vom großen Internet-Monopol im Weltraum<br />
Von Britta Marold<br />
Ca. 800 Satelliten sollen ab dem Jahr 2002 in einer<br />
niedrigen Erdumlaufbahn kreisen- so wünscht es sich<br />
Bill Gates, der sich mit dem Multimilliardär Craig McCaw,<br />
Motorola, Boing und anderen zusammengeschlossen hat.<br />
Das Teledesic-Projekt, auch `Internet in the sky´ genannt,<br />
soll ein weltweites Internet per Satellitenempfang<br />
möglich machen. So könnten selbst in entlegendsten<br />
Gebieten die Internet-Angebote genutzt werden. Die Satelliten<br />
erhalten ihre Stromversorgung von Solarkollektoren,<br />
die mit Gallium-Arsenid-Zellen bestückt sind. (Gallium-Arsenid-Zellen<br />
bestechen durch ihren hohen Wirkungsgrad.<br />
So erreichen die neuesten Zelltypen einen<br />
Wirkungsgrad von ca. 30%. Für die irdische Nutzung<br />
sind sie allerdings denkbar ungeeignet, da beim Verbrennen<br />
des Stoffes Arsenoxyd entsteht, das in allen<br />
Solarbrief 3/98<br />
des Solarenergie-Fördervereins<br />
Folgen der Globalisierung Cartoon von K.Mester<br />
OECD-Staaten ausgesetzt und auf den Herbst 98 verschoben.<br />
Weitere Informationen:<br />
W.Kreissl-Dörfler, Rue Wiertz, 1047 Bruxelles, Belgien<br />
Formen, eingeatmet, verschluckt oder als “Bodenverseucher”<br />
hochgiftig ist).<br />
Ein derart gigantisches Projekt wird natürlich eine<br />
Monopolstellung der Initiatoren nach sich ziehen. Die<br />
kleine Gruppe der Firmen, die im Bereich der Weltraumtechnologie<br />
tätig sind, freut sich schon.<br />
Wir uns weniger.<br />
Abgesehen von der “Informationsdiktatur”, die damit<br />
unweigerlich verbunden wäre, erschreckt auch die hohe<br />
Zahl der Satelliten, deren Überreste irgendwann in der Erdatmosphäre<br />
zu hochgiftigem Arsenoxyd verglühen werden.<br />
Hoffen wir, daß die (im Internet) angedeuteten technischen<br />
Probleme groß genug sind, das Projekt zu vereiteln.<br />
29
Stadtrat K.Kurtze (r.) und J. Stöppel präsentieren<br />
die PV-Anlage in Garbsen<br />
Paradoxe Intervention<br />
“Wer die Münchener Bevölkerung,<br />
die immerhin die Hälfte ihres Stroms<br />
aus Atommeilern bezieht, auf Anti-<br />
Atomkurs einschwören will, muß ihr<br />
mit der Forderung nach einem Lager<br />
für atomaren Abfall mitten im Stadtgebiet<br />
kommen”, argumentiert Bernhard<br />
Fricke, Rechtsanwalt, Stadtrat und<br />
Vorstand der Bürgerinitiative David<br />
gegen Goliath e.V.. Ein Bürgerentscheid<br />
soll es sein, der auf die unbewältigten<br />
Gefahren der Atomtechnik<br />
hinweisen soll. Die Münchener können<br />
demnächst per Unterschrift entscheiden,<br />
ob sie noch immer ruhigen<br />
Gewissens über Atomstrom nachdenken<br />
können, wenn das atomare Endlager<br />
quasi vor ihrer Haustür steht. Alles<br />
frei nach dem Motto: ‘Wer will, daß<br />
die Kuh in den Stall geht, muß sie am<br />
Schwanz zurückhalten.’<br />
Kommentar überflüssig...<br />
Nachrichten<br />
Unmögliches wird möglich<br />
Können Sie sich vorstellen, daß ein Maschinenfabrikant<br />
bei der Vorstellung seiner<br />
neuen Spitzenprodukte öffentlich bekundet,<br />
das Gerät sei zwar von hoher Qualität,<br />
sein Einsatz jedoch völlig uneffektiv???<br />
In der Solarenergiebranche scheint so<br />
etwas schon möglich zu sein. Ein Vertreter<br />
des weltweit größten Solarzellenherstellers<br />
Siemens-Solar, Herr Jürgen Stöppel,<br />
bekundete zum Beispiel in der im letzten<br />
Jahr stattgefundenen Eröffnungsfeier<br />
für die neue Solaranlage auf dem Rathaus<br />
Garbsen (bei Hannover) folgendes: “Die<br />
Garbsener Stromausbeute aus der leistungsstarken<br />
20 kW-Solaranlage könne<br />
rein rechnerisch zwar den Energiebedarf<br />
von acht Einfamilienhäusern decken, wirtschaftlich<br />
betrieben werden könne sie jedoch<br />
nicht. Die Kilowattstunde Solarstrom<br />
kostet ja umgerechnet 1,20 DM!” Eine ausgesprochen<br />
risikobehaftete Marktstrategie!<br />
Warum setzt Siemens Solar nicht auf<br />
kostendeckende Vergütung? Solaranlagen<br />
könnten dann wirtschaftlich betrieben<br />
werden.<br />
Bei der Garbsener Anlage wurden die<br />
Solarmodule übrigens aus Kalifornien eingeflogen!<br />
Vielleicht sind die neuen deutschen<br />
Hersteller auf dem Markt geschickter.<br />
BP erkennt Entwicklungschancen<br />
der<br />
Regenerativen Energien<br />
Gegenüber der Zeitung “Die<br />
Welt” äußerte sich der Vorstandsvorsitzende<br />
der Deutschen BP,<br />
Winfried Vogler, über die künftigen<br />
Chancen der Regenerativen in<br />
folgender Weise: ‘Ein Schub für<br />
die regenerativen Energien wird es<br />
am ehesten aus der Solarenergie<br />
geben. Es ist zu erwarten, daß zur<br />
Mitte des nächsten Jahrhunderts<br />
bis zu 50 Prozent des Weltenergiebedarfs<br />
durch erneuerbare Energien<br />
gedeckt werden können.’ Anlaß<br />
zu dieser Äußerung war das<br />
von Angela Merkel vorgestellte<br />
neue Energieziel, in dem im Rahmen<br />
des umweltpolitischen<br />
Schwerpunktprogramms die Regenerativen<br />
genau diesen 50 %-Anteil<br />
am Primärenergieverbrauch im<br />
Jahr 2050 aufweisen sollen. Die Industrie<br />
steckt in den Startlöchern.<br />
Ob dies so bleibt, die Äußerungen<br />
der Bundesumweltministerin nur<br />
als reine Wahlkampfpropaganda<br />
zu werten sind, oder aber Zukunftsaussichten<br />
präsentiert werden,<br />
bleibt abzuwarten. Aufmunternd<br />
wirkt jedoch auf jeden Fall das positive<br />
Feedback der Industrie.<br />
Es gibt Menschen auf dieser Erde, die diese Welt anders sehen.<br />
Menschen wie Columbus, Albert Einstein, M.Gandhi, Mutter<br />
Theresa, Martin Luther King. Sie haben keinen Respekt vor dem<br />
Gewohnten, dem Festgefahrenen. Diese Menschen werden oft<br />
als Spinner, Visionäre, Querulanten, Rebellen bezeichnet. Wir<br />
können ihnen widersprechen. Wir können sie auslachen. Wir<br />
können sie niedermachen. Das Einzige, was wir nicht können,<br />
ist, sie zu ignorieren.- Weil sie die Dinge der Menschen voranbringen.<br />
Diese Menschen, die verrückt genug sind zu denken,<br />
sie könnten die Welt verändern, sind die, die es tun.<br />
(Apple-Kinowerbung)<br />
Auszug aus Prof. Wolfrums schon vielzitierten Buch: “Windkraft,<br />
eine Alternative, die keine ist”:<br />
“... Angesichts der zigtausend Wind-Großanlagen, die auf der Grundlage dieser<br />
Bestimmungen in Nordrhein-Westfalen errichtet werden sollen, mit all den negativen<br />
Begleitumständen, kann man die Aufregung um das relativ kleine Gebiet des zur<br />
Erweiterung geplanten Braunkohletagebaus Garzweiler II kaum mehr verstehen:<br />
Schließlich soll dort später mal ein wunderschöner See entstehen (Anmerkung<br />
d.Red.: Wie skrupellos!!), man ist auch über die in der Welt einmaligen Rekultivierungsmaßnahmen<br />
dieses Unternehmens unterrichtet, und außerdem erhalten die<br />
Betroffenen umfangreiche finanzielle Entschädigungen...”<br />
Aprilscherz mißlungen?<br />
Einige Leser nahmen den als Fachinformation<br />
getarnten diesjährigen<br />
Aprilscherz der Aachener Nachrichten<br />
(siehe Seite 31) leider für<br />
bare Münze. Ein trauriger Beweis<br />
dafür, daß die große Vielfalt der<br />
Negativinformationen über die<br />
Windkraftanlagen Skepsis in die<br />
neue Technik gesät haben. Noch<br />
viel Überzeugungsarbeit für humorvolle<br />
Windmüller...<br />
30 Solarbrief 3/98<br />
des Solarenergie-Fördervereins
Aachener Nachrichten<br />
01. April 1998<br />
Solarbrief 3/98<br />
des Solarenergie-Fördervereins<br />
Protest gegen Wolfrums Buch<br />
“Windkraft, eine Alternative,<br />
die keine ist“ hält an<br />
Auszug aus einem Brief von Bündnis<br />
90 / Die Grünen Ruhr- Lippe an<br />
die VEW Bezirksdirektion<br />
“... In der 1. Ausgabe Ihres Kommunalbriefes<br />
‘Ruhr-Lippe’ schreiben Sie, daß sie den<br />
‘intensiven Dialog’ über ...die Nutzung von<br />
Windkraft und Blockheizkraftwerken anbieten<br />
wollen. Leider haben wir Anlaß, gleich<br />
nach der 1. Ausgabe daran zu zweifeln. Grund<br />
ist der ‘Buchtip’. ... Wenn Sie nämlich eine<br />
sachgerechte Diskussion über Windkraft in<br />
Gang bringen wollen, dürfen Sie dieses Buch<br />
nicht zu lesen empfehlen... Wolfrum und seine<br />
“Experten” schreiben ein unsachliches und<br />
polemisches Buch, mit unzutreffenden und<br />
bewußt unklar gelassenen Zahlenspielen<br />
ohne Angabe von Quellen, mit einseitig unwissenschaftlicher<br />
Vorgehensweise und mit<br />
etlichen bewußten Falschaussagen, die inzwischen<br />
per Gerichtsbeschluß nicht weiter<br />
verbreitet werden dürfen.Ein Professor, der<br />
die Klimaveränderung durch den CO2- Anstieg<br />
aus fossiler Verbrennung bestreitet,<br />
gleichzeitig aber von “windenergiebedingten<br />
Treibhausemissionen” spricht, der ständig<br />
den Strombedarf mit Primärenergiebedarf<br />
verwechselt und daher den Anteil der<br />
Windkraft mit 0,8 Promille statt mit zutreffenden<br />
0,8 Prozent angibt, der den Flächenbedarf<br />
einer einzigen Windkraftanlage mit<br />
15 Hektar (!) beziffert und für die nächsten<br />
500 Jahre auf Braunkohle setzt, der kann<br />
nicht ernstgenommen werden.<br />
Wolfrums Buch ist gezielt an vermutete<br />
Multiplikatoren weitergereicht worden, und<br />
einige Zeitschriften wie der ‘Stern’ sind ja<br />
auch schon darauf reingefallen....”<br />
Anmerkung der Redaktion:<br />
Leider wirbt auch der Verlag 2001 in der<br />
jüngsten Ausgabe seiner Kataloge trotz unzähliger<br />
Proteste der Umweltbewegung noch<br />
immer für den Kauf dieses Buches.<br />
31
Nachrichten<br />
21 kW-Anlage auf dem St.Theresien-Krankenhaus, Foto: J.M.Betz<br />
Größte Nürnberger PV-Anlage am Netz<br />
Seit Mai diesen Jahres sind 170 m² der Dachfläche des St.Theresien-Krankenhaus<br />
mit multikristallinen ASE - Solarmodulen belegt. Von der installierten 21<br />
kW-Gemeinschaftsanlage erwartet man einen jährlichen Stromertrag von ca.<br />
18.000 kWh, der, nach dem Aachener Modell vergütet, in das öffentliche Netz<br />
der EWAG eingespeist wird.<br />
Da in Nürnberg Solaranlagen wirtschaftlich betrieben werden können, lohnt<br />
es sich, sein Geld in Photovoltaik anzulegen. Noch sind nicht alle der 70 Anteilsscheine<br />
zu 4.500 DM verkauft. Interessenten können sich wenden an:<br />
Solarenergie-Gemeinschaft Nürnberg e.V., Frau Jutta Maria Betz, Lübecker Str.4,<br />
90427 Nürnberg, Tel./Fax: 0911-316404<br />
Förderung der Regenerativen<br />
in Schwäbisch Hall<br />
Positive Meldungen für Windanlagenbetreiber<br />
in Schwäbisch Hall: Eingespeister<br />
Windstrom wird mit bis zu<br />
35 Pf/kWh vergütet. Eine kostendekkende<br />
Betriebsführung der bisher 2<br />
Anlagen mit gesamt 1000 kW ist also<br />
möglich.<br />
Auch die Erzeugung von Strom aus<br />
Biomasse-Kraftwerken soll künftig<br />
unterstützt werden. Ein konkretes Projekt<br />
ist derzeit in Planung. Die Vergütung<br />
wird sich dann nach Auskunft<br />
der Stadtwerke nach den Herstellungskosten<br />
der Anlage richten. Bleibt zu<br />
hoffen, daß hier nicht in gleicher Weise<br />
verfahren wird wie bei der Solarstromvergütung.<br />
Solarstromerzeuger<br />
bekommen nur 65% der Herstellungskosten<br />
der PV-Anlage erstattet. Dies<br />
bedeutet eine Vergütung von 1.83 DM/<br />
kWh über einen Zeitraum von 7-8 Jahren.<br />
Die 35%ige Landesförderung ist<br />
derzeit erschöpft.<br />
Würde das dort ansässige Stromunternehmen<br />
seinen Strom ebenfalls<br />
nur zu Herstellungspreisen anbieten,<br />
wäre es bald ruiniert!<br />
Subventionsempfänger<br />
Steinkohle<br />
An erster Stelle der Subventionsempfänger<br />
in Deutschland steht auch<br />
dieses Jahr wieder der Steinkohlebergbau.<br />
Insgesamt 7 750 Millionen DM<br />
steckt der Bund auch 1998 in die Verstromungshilfe<br />
der Steinkohle.<br />
Auszug aus einem Werbeheft<br />
der Commerzbank<br />
“Wirtschaftlichkeit durch kostengerechte<br />
Vergütung<br />
Das großzügigste Fördermodell ist<br />
die kostengerechte Vergütung. Bei<br />
diesem Modell zahlen die EVU über<br />
einen Zeitraum von bis zu 20 Jahren<br />
zwei Mark pro Kilowattstunde.<br />
Wo solche Rahmenbedingungen<br />
vorliegen, wird die solare Stromerzeugung<br />
für den Betreiber der Anlage dann<br />
auch in Mark und Pfennig rentabel.<br />
Die Investitionskosten amortisieren<br />
sich über die Stromvergütung vollständig.<br />
Das Modell setzt sich vor<br />
allem in Städten immer mehr durch.<br />
Fragen Sie bei Ihrem EVU nach, ob es auch<br />
in Ihrem Versorgungsgebiet die kostendeckende<br />
Vergütung für Solarstrom gibt.”<br />
Bundesverdienstkreuz für<br />
Prof. Dr. Joachim Grawe<br />
“...für sein außergewöhnliches<br />
Engagement zur Förderung regenerativer<br />
Energien und sein<br />
Eintreten für die Kernenergie”<br />
(Pressemitteilung der VDEW)<br />
Kommentar des <strong>SFV</strong>: Wir sind verwirrt.<br />
Grawe war bis zum Ende seiner<br />
Dienstzeit entschiedener Gegner der<br />
erneuerbaren Energien.<br />
Sonnenenergie - Paket<br />
der Isar-Amper-Werke<br />
Laut einer dpa -Meldung weitet der<br />
Stromkonzern Isar-Amperwerke München<br />
sein Angebot bei regenerativen<br />
Energien aus. Eigenheimbesitzern soll<br />
ein Solarzellen-Komplettpaket folgender<br />
Art angeboten werden: Rund 16.500<br />
DM für eine 1,1 kW PV-Anlage einschließlich<br />
Beratung und Installation.<br />
Ein derartiges Angebot sei, so Vorstandschef<br />
Heinz Klinger, derzeit auf<br />
dem Markt nicht unter 20 000 DM zu<br />
haben. Trotz dieser positiven Signale<br />
wird sich der Anteil der Regenerativen<br />
nach Worten Klingers auch im folgenden<br />
Jahr nicht ändern. Der auf Kernenergie<br />
ausgerichtete Konzern hatte<br />
im Jahr 1997 ein 2,1- prozentigen Anteil<br />
erneuerbarer Energien.<br />
Will der Konzern mit diesem Sonnenenergie-Paket<br />
sein Image aufbessern?<br />
32 Solarbrief 3/98<br />
des Solarenergie-Fördervereins
Siemens-Wechselrichter kommen ins<br />
Schwitzen<br />
Im Solarbrief 1/98 berichtete Herr Klingholz über Probleme mit einem Wechselrichter<br />
der Firma Siemens Solar. Daraufhin - wie im letzten Solarbrief zu lesen -<br />
beauftragte Siemens Solar ihre Anwälte und bat um öffentliche Richtigstellung.<br />
Herr Klingholz seinerseits auf diese letzte Verlautbarung:<br />
Die Stellungnahme der Firma Siemens<br />
Solar GmbH zu meinem schadhaften<br />
Siemens-Wechselrichter birgt<br />
interessante Einzelheiten. So ist dieser<br />
Wechselrichter das einzige mir bekannte<br />
elektronische Gerät, für das der<br />
Hersteller schon in der Betriebsanleitung<br />
kundtut, daß es unterhalb einer<br />
Umgebungstemperatur von 0 Grad Celsius,<br />
sowie oberhalb von 35 Grad Celsius<br />
seinen Geist aufgibt. Da PV-Anlagen<br />
einerseits ihre Höchstleistung in<br />
den Sommermonaten erbringen, andererseits<br />
auch in südlicheren Ländern<br />
als der Bundesrepublik, wie man hört,<br />
sogar in den Tropen zum Einsatz kommen,<br />
wird ersichtlich, warum Siemens<br />
Solar sich aus der Produktion von<br />
Wechselrichtern verabschiedet hat:<br />
Offensichtlich aus Mangel an technischer<br />
Kompetenz.<br />
Womöglich aber ist die Stellungnah-<br />
Auszug aus dem Leserbrief von Hans-Peter Weiß aus Forchtenberg<br />
Den beiden Leserbriefen im Solarbrief<br />
1/98 über Klagen an Siemens-<br />
Wechselrichtern kann ich nur beipflichten.<br />
Mein 1993 installierter 5 kW<br />
Siemens-Wechselrichter - ebenfalls der<br />
Baureihe 9 - ist gleich nach der Inbetriebnahme<br />
... ausgefallen. Am 26.08.97<br />
hatte ich einen Experten für Wechselrichter<br />
gebeten, den defekten Wechselrichter<br />
äußerlich zu begutachten.<br />
Das Ergebnis war erschütternd, folgendes<br />
wurde festgestellt: Relaisfassung<br />
verkohlt, Kontakte nicht mehr<br />
brauchbar; sie sind weggebrannt! Die<br />
vier abermals durchgeschmorten Relais<br />
(sie befinden sich als Beweissicherung<br />
in meinen Händen) haben innerlich<br />
gebrannt! Die Kunststoffbestandteile<br />
der Relais befanden sich<br />
durch die hohen Temperaturen in Auflösung!<br />
Eine auf dem Regal - neben<br />
Solarbrief 3/98<br />
des Solarenergie-Fördervereins<br />
Leserbriefe<br />
me der Siemens Anwälte (eine von Siemens-Ingenieuren<br />
zu hören, wäre im<br />
übrigen auch nicht uninteressant) aber<br />
nur ein Ablenkungsmanöver. Denn es<br />
ist aus verschiedenen Gründen höchst<br />
unwahrscheinlich, daß der notorisch<br />
schadhafte Siemens-Wechselrichter<br />
sich aufgrund einer unzulässigen Wärmeeinwirkung<br />
auf dem Dachboden<br />
verabschiedet hat.<br />
Erstens ist der Wechselrichter mit<br />
einer Kühlung ausgerüstet, die eine<br />
Überhitzung unterbinden soll.<br />
Zweitens ist der identische Schaden<br />
bei mehreren mir mittlerweile bekannten<br />
Betreibern von Siemens-<br />
Wechselrichtern der gleichen Baureihe<br />
aufgetreten - und zwar unabhängig<br />
davon, ob das Gerät im Keller, im ersten<br />
Stock oder im Dachboden installiert<br />
ist.<br />
dem Wechselrichter liegende Plastiktüte<br />
war durch die Hitze des Wechselrichters<br />
trotz eingebautem Lüfter völlig<br />
deformiert und zusammengeklebt.<br />
Dabei steht der Wechselrichter im ersten<br />
Stock, der Raum selbst ist gut<br />
durchlüftet - mit Tür und Fenster und<br />
dazu noch auf der Nordseite. Zu einem<br />
Schmorbrand mit allen giftigen Gasen<br />
und einem Hausbrand war es also<br />
nicht mehr weit. ...<br />
Außerdem habe ich um Erstattung<br />
meiner Kosten gebeten. Daraufhin bekam<br />
ich von Siemens Solar ... wörtlich<br />
folgende provozierende Antwort:<br />
“Trotz (nicht wegen!) Ihres merkwürdigen<br />
Schreibens vom 02.09.97, welche<br />
u.E. einer versuchten Erpressung<br />
nahekommt, haben wir uns entschlossen,<br />
Ihnen folgendes Kulanzangebot<br />
zu machen: Wir liefern Ihnen ein Er-<br />
Ich gehe somit nach wie vor davon<br />
aus, daß Siemens-Wechselrichter dieser<br />
Baureihe mit einem Systemfehler<br />
behaftet sind. Dies hat im übrigen ein<br />
in Berlin ansässiges Unternehmen bestätigt,<br />
das von Siemens Solar beauftragt<br />
wurde, schadhafte Anlagen instandzusetzen.<br />
Dieser Versuch hat bei<br />
unserer Anlage nicht zu einem Erfolg<br />
geführt. Weil der Geschäftsführer von<br />
Siemens Solar mir jedoch 1997 (also<br />
eindeutig nach der angeblichen Garantiefrist)<br />
schriftlich die Instandsetzung<br />
der schadhaften Anlage zugesagt<br />
hatte, gehe ich nach wie vor davon<br />
aus, daß Siemens Solar uns gegenüber<br />
in der Pflicht steht. Das stattdessen<br />
folgende “Kulanzangebot“ von<br />
Siemens Solar, einen neuen Wechselrichter<br />
(für ca 6000,- DM incl. MWST)<br />
zu kaufen, kann ich nicht als „großzügiges<br />
Entgegenkommen“ werten.<br />
satzgerät der Fa. Solwex zu einem Sonderpreis<br />
von DM 4260,— zuzüglich<br />
Mehrwertsteuer. Falls Sie hierfür eine<br />
5-jährige Garantie wollen, entstehen<br />
weitere Mehrkosten in Höhe von DM<br />
450,— zuzüglich Mehrwertsteuer...”<br />
Für mich war dieses Angebot nicht<br />
annehmbar...<br />
In dem farbigen Prospekt der Siemens<br />
Solar „Strom direkt aus Sonnenlicht“<br />
steht u.a. folgendes:<br />
“Bewährte, aus der Elektroinstallation<br />
bekannte Bauteile und moderne<br />
Fertigungstechniken sichern eine störungsfreie<br />
Funktion der Anlage.<br />
Bewährte Technik vom Marktführer.<br />
Solaranlagen von Siemens leisten in<br />
aller Welt zuverlässige Dienste.“<br />
Wie lassen sich solche wohlklingenden<br />
Worte mit der Praxis der “Weltfirma”<br />
Siemens vereinbaren?<br />
33
Leserbriefe<br />
Dezentralisierung gefragt?<br />
Leserbrief von Dipl.-Ing. Horst Weyrich<br />
Mit der KV geht es ... um eine Dezentralisierung<br />
unserer Lebensorganisation.<br />
Z.Zt. beziehen bzw. entsorgen<br />
wir zentral Strom, Wasser, Abwasser,<br />
Lebensmittel, Müll, Krankenversicherungsbeiträge,<br />
Altenpflege etc. und<br />
kommen zum falschen Schluß, wir hätten<br />
alles „sauber“ organisiert. Dabei<br />
übersehen wir, daß vorwiegend gesundheitliche<br />
Belastungen der Bevölkerung<br />
in der Ferne entstehen, durch<br />
die Abgase der Kohlekraftwerke bzw.<br />
radioaktive Strahlung (...)<br />
(...) Die jetzige Situation stellt sich<br />
so dar, daß 35 Millionen Haushalte (80<br />
Millionen Einwohner) Strom erhalten,<br />
über dessen Versorgung sich nur vielleicht<br />
20 Tausend Menschen Gedanken<br />
machen.( ... ) Mit der KV würden<br />
sich sogar 80 Millionen Menschen anstatt<br />
nur 20 Tausend - das ist der Faktor<br />
4000!- Gedanken machen - wie man<br />
kostengünstig Strom produziert. (...)<br />
Stellenangebot<br />
Elektroinstallateur,-Monteur gesucht,<br />
Alter ca. 25 Jahre<br />
Montage von Photovoltaikanlagen,<br />
Regelungstechnik für Heizungsanlagen,<br />
Energieoptimierungsanlagen<br />
Interesse an Weiterbildung, selbstständige<br />
und zuverlässige Elektromontage,<br />
schwindelfrei<br />
Lohn/Gehalt nach Vereinbarung,<br />
Teilzeit möglich<br />
Lebherz und Partner<br />
solar- und umwelttechnische<br />
Anlagen GmbH, Aachen<br />
Tel.: 0241/ 20898<br />
Der zweite Effekt ist, daß erstmalig alle<br />
35 Millionen Haushalte überlegen, wie<br />
man denn ernsthaft Strom sparen kann,<br />
damit der Dieselgenerator seltener anläuft<br />
und weniger Abgase und Lärm<br />
produziert.<br />
Die Lösung wird sein, daß man versucht,<br />
möglichst viel abgasfreien<br />
Strom mit Photovoltaik und Wind- oder<br />
Wasserkraft zu erzeugen. Der Erfindergeist<br />
von 4000 mal mehr Menschen<br />
wird dann auch -statistisch- 4000 mal<br />
schneller zu der Erfindung neuer, umweltfreundlicherStromerzeugungstechniken<br />
führen, als es mit der zentralen<br />
Stromversorgung möglich war.<br />
Bisher wird dieses Modell sehr erfolgreich<br />
von den Strommonopolisten<br />
mit Hilfe ihrer Lobbies bekämpft. Die<br />
Geschichte hat uns gezeigt, daß die<br />
Titanic erst bei einer großen Katastrophe<br />
(siehe Tschernobyl) untergehen<br />
mußte, bevor man begriff, daß viele<br />
Kleinanzeigen<br />
Kenndaten:<br />
- 216 Solarzellen pro Modul<br />
- multikristalline Solarzellen mit<br />
100cm2, vollquadratisch<br />
- MC-Multi-Contact-Steckverbindungen<br />
mit Kabel (4mm2 RADOX 125A<br />
Länge beider Pole: 125cm)<br />
Abmessungen und Gewichte:<br />
- 2,42 m2 Fläche<br />
- ca. 50kg Gewicht<br />
- 50,8 mm Dicke (mit Rahmen, +/- 2mm)<br />
- Größe: 1892mm x 1283 mm (+/- 4mm)<br />
Die Module haben am Rahmen (Alu,<br />
silber) ursprünglich 8 Bohrungen, die<br />
zur Montage um je 4 Bohrungen von<br />
9mm Durchmesser erweitert wurden.<br />
Vorderseite: Mattes, entspiegeltes<br />
Glas, hinterlegt sind die Zellen mit einer<br />
weißen Schicht.<br />
Außerdem waren die Module etwa ein<br />
Jahr lang der Bewitterung ausgesetzt.<br />
Sachdienliche Hinweise bitte an:<br />
SOLARWATT<br />
Solar-Systeme GmbH Dresden<br />
Tel.: 0351/ 8902790<br />
Anmerkung der Redaktion:<br />
Neue Dimension der Solarenergie: Beliebtheit<br />
endlich erwiesen!<br />
kleine Schiffe vielleicht besser sind als<br />
ein Großes - auch im Hinblick auf das<br />
Ausmaß großer Katastrophen.<br />
Die Reihe der Beispiele, welche negativen<br />
Konsequenzen die Zentralorganisation<br />
/ Verstädterung nach sich<br />
zieht, läßt sich bei uns unendlich fortsetzen.<br />
(...) Die zentrale Lebensorganisation<br />
(auch Abgabe der Verantwortung<br />
für nahezu alles an andere) hat zu<br />
entkoppelten Systemen geführt, die<br />
Ursache und Wirkung einer Handlung<br />
nicht mehr erkennbar werden lassen.<br />
Die Geschichtsschreibung der Zukunft<br />
wird uns dadurch beurteilen, in<br />
welchem Maße wir die Verantwortung<br />
für zukünftiges Leben übernommen,<br />
ignoriert oder bewusst abgelehnt haben<br />
und ebenso danach, welche bereits<br />
heute vorhandenen Möglichkeiten<br />
der positiven Einflussnahme wir<br />
genutzt, ignoriert oder sogar bekämpft<br />
haben.<br />
Diebstahl - Sachdienliche Hinweise gefragt PV- Anlage zu verkaufen<br />
Zwischen dem 31.7.98 und dem<br />
3.8.98 wurden 72 Solarmodule vom Typ<br />
ASE300DG-FT mit je 285 Wp und einer<br />
Gesamtleistung von 20,52 kWp aus<br />
einem abgelegenen Feuchtbiotop bei<br />
Leipzig gestohlen. Es handelt sich bei<br />
den Solarmodulen um die in Deutschland<br />
relativ seltene 17 V-US-Version.<br />
Eine 5 Jahre alte Photovoltaikanlage<br />
von 5kWh wird zum Verkauf angeboten.<br />
Es handelt sich um 90 Siemensmodule<br />
vom Typ M55UL und drei Wechselrichter,<br />
die allerdings reparaturbedürftig<br />
sind.<br />
Der Preis ist Verhandlungssache.<br />
Nähere Auskünfte bei:<br />
Barbara Nickel<br />
Tel.: 02691/ 3878<br />
Dozent bittet um Unterstützung<br />
Als VHS-Dozent arbeite ich derzeit<br />
an dem Thema”Bauleitplanung der<br />
Kommunen”. Welche Kommunen in<br />
Deutschland sehen in ihrer Bauleitplanung<br />
Solarenergie als Option vor? Das<br />
heißt: kein Bauwerk kann genehmigt<br />
werden, wenn der Bauherr nicht Solarenergie<br />
in seiner Planung mindestens<br />
vorgesehen hat. (Anmerkung der Red.:<br />
das wären ja sonnige Aussichten !!!)<br />
Informationen an:<br />
Lutz Wedel, Steinstr. 25a, 38274 Groß<br />
Elbe, Tel.: 05345/4125.<br />
34 Solarbrief 3/98<br />
des Solarenergie-Fördervereins
Tagungsprogramm der<br />
Bischöflichen Akademie<br />
„Sonnige Aussichten? - Gegenwärtige und<br />
zukünftige Nutzung erneuerbarer Energiequellen<br />
bei der Stromerzeugung“<br />
Termin: 6.- 8. November 1998 im August-Pieper-Haus,<br />
Leonhardstr. 18-20, 52064 Aachen<br />
Veranstalter: Bischöfliche Akademie des Bistums Aachen<br />
Evangelisches Erwachsenenbildungswerk im<br />
Kirchenkreis Aachen<br />
Programm:<br />
Freitag, 6. November 1998<br />
ab 19.00 Uhr <strong>Mitglied</strong>erversammlung des <strong>SFV</strong><br />
gleichzeitig<br />
19.00 - 21.30 Uhr Die Rolle erneuerbarer Energiequellen in der Stromwirtschaft<br />
unter veränderten Rahmenbedingungen<br />
Jürgen-Friedrich Hake, Forschungszentrum Jülich<br />
Samstag, 7. November 1998<br />
9.15 Uhr -12.15 Perspektiven der solaren Stromerzeugung<br />
- Photovoltaik<br />
Prof.Dr.Heribert Wagner,Forschungszentrum Jülich<br />
Solarthermische Kraftwerke<br />
Klaus Hennecke, DLR, Köln<br />
15.00 Uhr - 18.00 Technische und ökonomische Potentiale der<br />
Stromerzeugung aus Biomasse<br />
Prof.Dr. Konrad Schelfer, Universität GH Kassel<br />
Sonntag 8. November 1998<br />
9.30 - 11.00 Uhr Aktionsprogramm der Deutschen Physikalischen<br />
Gesellschaft zur Erhöhung des Anteils erneuerbarer<br />
Energiequellen an der Stromversorgung in<br />
Deutschland im Vergleich zu einem Quotenmodell<br />
Prof.Dr.Wolfgang Pfaffenberger,<br />
Bremer Energieinstitut<br />
11.15- 13.00 Uhr Diskussion der vorgestellten Modelle unter den<br />
Gesichtspunkten der Umsetzung langfristiger<br />
Auswirkung auf den Ausbau erneuerbarer Ener<br />
gieträger, Einbettung in den europäischen Strom<br />
markt<br />
Dr. Dieter Attig, Stadtwerke AG Aachen<br />
Markus.Kurdziel, Bündnis 90/Die Grünen<br />
Prof. Dr. Wolfgang Pfaffenberger,<br />
Bremer Energie-Institut<br />
Teilnahmebeiträge<br />
Nur <strong>Mitglied</strong>erversamrnlung: frei<br />
Nur Abendbrot am 6.11. 18.00 Uhr (nach tel. Anmeldung): DM 12.-<br />
Nur Übernachtung 6.-7.11 mit Frühstück (nach tel. Anmeldung): DM 36.-<br />
Gesamte Tagung vom 6.-8.11. / Doppelzimmer (Anmeldung!): DM 110.-<br />
(ermäß. DM 77.-)<br />
Gesamte Tagung vom 6.-8.11. / Einzelzimmer (Anmeldung!): DM 130.-<br />
(ermäß. DM 97.-)<br />
Anmeldungen: unter Angabe der Tagungsnummer A81 zu richten an:<br />
Sekretariat der Bischöflichen Akademie<br />
Leonhardstr. 18-20<br />
52064 Aachen<br />
Solarbrief 3/98<br />
des Solarenergie-Fördervereins<br />
35
G 8058 Postvertriebsstück<br />
Entgelt bezahlt<br />
Absender: SOLARENERGIE-<br />
FÖRDERVEREIN E.V.<br />
Bundesgeschäftsstelle<br />
Herzogstraße 6<br />
52070 Aachen<br />
Landtage für KV<br />
Baden-Württemberg<br />
Bayern<br />
Berlin<br />
NRW<br />
Saarland<br />
Herzogenrath<br />
Würselen<br />
Aachen<br />
Brühl<br />
Herford<br />
Haltern<br />
Gladbeck<br />
Lemgo<br />
Gütersloh<br />
Blomberg<br />
Duisburg<br />
Herne<br />
Hamm<br />
Lippstadt<br />
Soest<br />
Hagen<br />
Menden<br />
Düsseldorf<br />
Remscheid<br />
Solingen<br />
Saarlouis<br />
Neuwied<br />
Delmenhorst<br />
Ahaus Osnabrück<br />
Leverkusen<br />
Bonn<br />
Frankfurt<br />
Heidelberg<br />
Sulingen<br />
Balingen<br />
Wedel<br />
Bünde<br />
Bad Oeynhausen<br />
Marburg<br />
Gießen<br />
Aschaffenburg<br />
Darmstadt<br />
Viernheim<br />
Pforzheim<br />
Schleswig<br />
Kiel<br />
Elmshorn<br />
Schwäbisch Hall<br />
Schorndorf<br />
Beschluß für kostendeckende Vergütung liegt vor, KV wird aber noch nicht gezahlt<br />
Kostendeckende Vergütung wird gezahlt<br />
36 Solarbrief 3/98<br />
KV wird gezahlt, aber es werden keine neuen Verträge mehr des abgeschlossen<br />
Solarenergie-Fördervereins<br />
Lübeck<br />
KV wurde erfolgreich gezahlt, für Neuverträge leider jedoch abgesenkt<br />
Berlin<br />
Hammelburg (ÜWU)<br />
Hammelburg (Stadtwerke)<br />
Werneck<br />
Würzburg<br />
Hahnbach<br />
Reichenschwand<br />
Rothenburg Baiersdorf<br />
Sulzbach-Rosenberg<br />
Nürnberg<br />
Landkreis Amberg-Sulzbach<br />
Schwabach<br />
Roth<br />
Berg<br />
Landkreis Freising<br />
Straubing<br />
Landkreis Rottal-Inn<br />
Ulm<br />
Freising<br />
Erding<br />
Fürstenfeldbruck<br />
Landkreis Traunstein<br />
Olching<br />
Traunstein<br />
Deggendorf