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2007·2008 - Nairs

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… Es genügt nicht, von Fall zu Fall für schwierige<br />

Einzelprobleme am Bau in den Gemeinden einen Bauberater<br />

einzusetzen. Nur ein unabhängiger, regionaler<br />

Gestaltungs-Beirat aus Fachpersonen und Laien, der<br />

die ganze Region und ihre Entwicklung im Auge hat<br />

(nicht nur die Dorfkernzonen oder Einzelbauten), gäbe<br />

Gewähr, dass flächendeckend professionell und zukunftsweisend<br />

gearbeitet werden könnte und eine kontinuierliche<br />

‚Entwicklungsdiskussion‘ gefördert würde.<br />

Landschaftsschutz, Denkmalpflege und Heimatschutz<br />

sollten selbstverständlich Partner sein in einer spartenübergreifenden,<br />

transdisziplinären Diskussion um die<br />

Entwicklung der Region.<br />

… Wenn wir die Kulturlandschaft mit ihrer Geschichte<br />

als Voraussetzung und Qualität fürs Bauen anerkennen<br />

und darauf in der Gegenwart aufbauen, so nähern wir<br />

uns einem Architekturverständnis, das nach Friedrich<br />

Achleitner mit dem ‚spezifischen Gewicht des Lokalen’<br />

in Verbindung zu bringen wäre. Friedrich Achleitner:<br />

‚Das spezifische Gewicht des Lokalen ist also jene Kraft,<br />

die Bauten in einer Region verankert, und der Blick auf<br />

die Welt ist jener Erfahrungshorizont, der sie kulturell<br />

erkennbar, ja überhaupt sichtbar macht.’<br />

… zum Schluss noch ein Wort zur Sinnfrage, die ich im<br />

Titel meiner Ausführungen angesprochen habe: Gion<br />

Caminada hat anlässlich eines Vortrages zum Thema<br />

‚Bauen im dörflichen Kontext des 21. Jahrhunderts’ den<br />

Satz ‚SINN (ENT-)STEHT VoR QUALITÄT’ formuliert. Ich<br />

komme nicht mehr los von dieser Aussage, einerseits,<br />

weil sie ganz einfach eine Binsenwahrheit ist und andererseits<br />

hat eben diese Aussage, falls man sie ernst<br />

nimmt, rigorose Auswirkungen auf die Rezeption der<br />

Baukunst und darüber hinaus auf die Kunst der Planung.<br />

Der immaterielle innere Sinn steht also am Anfang<br />

jedes Entwurfs- und Gestaltungsprozesses. Eine<br />

Planung ohne inneren Sinn hat in jedem Fall fatale<br />

13<br />

ArcHItektur<br />

Folgen auf kommende Bautätigkeiten und Entwicklungen<br />

und müsste als Fehlplanung bezeichnet werden.<br />

Aufgrund dieser Diskussionen forderte Köbi Gantenbein<br />

das Kulturzentrum NAIRS auf, sich zu involvieren.<br />

manifest für NAIRS, die Tagung ,Aufbruch im Balcun<br />

tort, Planung, Entwicklung und Architektur im Unterengadin’<br />

zusammenfassend:<br />

geschichte, ort und Weltuntergang: Das Unterengadin<br />

ist voller Geschichten. Sie sind Form geworden in<br />

Architektur, Dorfbildern und Landschaften, die zum<br />

Selbstverständnis der Bevölkerung gehören und ihre<br />

zuversicht bestimmen. Sie sind auch ein Grund, weshalb<br />

Gäste ins Unterengadin kommen. Nötig sei, diese<br />

Architektur, Dorfbilder und Landschaften zu pflegen –<br />

so sagen es viele Sonntagsreden. Nötig ist aber auch,<br />

sie in den orts- und Quartierplanungen weiterzustricken.<br />

Denn das Unterengadin ist nicht gebaut, es wird<br />

gebaut. Die orts- und Quartierpläne mögen also neben<br />

technischen auch kulturelle Ansprüche erfüllen. Das<br />

bedeutet beispielsweise, dass die räumlich oft starken<br />

zentren der Dörfer und die markante Architektur ihrer<br />

Häuser, Strassen und Plätze auch die Neubauquartiere<br />

beflügeln. Und kulturelle Ansprüche sind heute auch<br />

Weltansprüche: Der Bau, schlecht gemacht, heizt das<br />

Klima auf.<br />

Die Versammlung im Balcun tort ruft das Kulturzentrum<br />

NAIRS auf, zur nächsten ortsplanungsrevision<br />

im Unterengadin einen Entwurf zu liefern, der solche<br />

kulturellen Dimensionen darstellt und so den courant<br />

normal der Planer weiterentwickelt. Insbesondere<br />

wird dieser Entwurf auch zu bedenken geben, dass<br />

die Landschaften nur schön bleiben werden, wenn<br />

die Welt nicht verdampft. Also muss der ortsplan<br />

nach massregeln der Energievernunft erstellt wer-

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