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2007·2008 - Nairs

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Die sandte ihre Boten zu dem Prinzen:<br />

Nachtmar, Alb und Fledermaus.<br />

Um seine blosse Brust schliesst sich ein Band aus Eisen.<br />

Es war einmal ein Prinz<br />

der hatte schöne Locken und ein Schloss<br />

hoch oben auf dem Berg mit Blick<br />

auf Land, Gesang, Getier und Volk.<br />

Frühmorgens stand er auf<br />

und legte Hand an sein Geschlecht<br />

(voll zärtlichkeit) und an den Baum.<br />

Der streute heftig Winde<br />

bot manchmal Antwort,<br />

selten Ratschlag<br />

meistens Schweigen<br />

niemals Lösung<br />

immer Ruhe.<br />

zwei Atemzüge zwischen Tag und Traum<br />

um sich zu wappnen vor dem Sturz<br />

hinunter in die Stadt<br />

in menschenflut und Wartezeit.<br />

So lang der Weg, viel länger als er Kilometer hat.<br />

Dort angekommen: eingefangen.<br />

Auch das mit Leichtigkeit bewältigt;<br />

Berg, Blick und Baum sind Freunde hinterm Auge.<br />

Bei Dämmerung zog er die Schuhe an,<br />

vermummte sich mit Schal und mütze,<br />

verschloss das zimmer seiner Kindheit<br />

und nahm den Weg hinunter an den See.<br />

Der war gefroren mitten im Sommer<br />

mit feinstem Schnee bedeckt<br />

lud ein, auf seinem Eis zu schweben<br />

mit Kufen Bilder zu schlagen<br />

und niemals zu fragen nach seines Eises Sicherheit.<br />

Drüben am Horizont des übergrossen Sees<br />

schlug die Prinzessin Pirouetten.<br />

Ihr Rücken schneebedeckt<br />

kreisend um Antwort<br />

Ratschlag<br />

Schweigen<br />

niemals Ruhe.<br />

93<br />

Es war einmal eine Königin<br />

die hatte schöne Hände mit Fingern<br />

lang wie eine Sommernacht<br />

und wohnte hoch auf einem Berg<br />

in einem kleinen Himmelreich.<br />

Frühmorgens stand sie auf<br />

und legte Hand an ihr Geschlecht<br />

(voll Wissbegier) und träumte sich in eine fremde Haut.<br />

Die stellte sie sich samten vor und dunkel<br />

ganz ohne Widerhaken. Und bereit.<br />

Am Abend zog sie ihren mantel an<br />

und stapfte durch den tiefen Schnee<br />

schrieb stundenlang<br />

mit ihren blossen Füssen<br />

und mit Engelszungen<br />

Gedichte an den Träger der ersehnten Haut.<br />

Kam sie am Gipfel eines Hügels an<br />

so schärfte sie die Sinne<br />

nahm Witterung auf und lachte in die Ferne<br />

und stapfte weiter durch die Nacht<br />

und durch den tiefen Schnee<br />

der schmolz durch ihre warmen Füsse<br />

und gurgelte als Bächlein tief ins Tal<br />

und gab die Wiesen frei.<br />

Aus ihnen krochen Grillen<br />

die blind die Fährte ihrer Königin befolgten,<br />

sie überflügelten und schliesslich sie an ihrem Haar<br />

ganz hoch hinauf in andere Lüfte trugen<br />

wo fremde Haut ganz ohne Widerhaken auf sie wartete<br />

samten, dunkel und bereit.<br />

Im Tal verzehrte sich der Prinz<br />

nach seiner Königin<br />

und trank in tiefen Schlucken<br />

vom kalten Wasser<br />

das donnernd von den Bergen kam<br />

benetzte sich damit die Brauen<br />

und die langen Wimpern<br />

und legte Hand an sein Geschlecht<br />

(voll zärtlichkeit).

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