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Die sandte ihre Boten zu dem Prinzen:<br />
Nachtmar, Alb und Fledermaus.<br />
Um seine blosse Brust schliesst sich ein Band aus Eisen.<br />
Es war einmal ein Prinz<br />
der hatte schöne Locken und ein Schloss<br />
hoch oben auf dem Berg mit Blick<br />
auf Land, Gesang, Getier und Volk.<br />
Frühmorgens stand er auf<br />
und legte Hand an sein Geschlecht<br />
(voll zärtlichkeit) und an den Baum.<br />
Der streute heftig Winde<br />
bot manchmal Antwort,<br />
selten Ratschlag<br />
meistens Schweigen<br />
niemals Lösung<br />
immer Ruhe.<br />
zwei Atemzüge zwischen Tag und Traum<br />
um sich zu wappnen vor dem Sturz<br />
hinunter in die Stadt<br />
in menschenflut und Wartezeit.<br />
So lang der Weg, viel länger als er Kilometer hat.<br />
Dort angekommen: eingefangen.<br />
Auch das mit Leichtigkeit bewältigt;<br />
Berg, Blick und Baum sind Freunde hinterm Auge.<br />
Bei Dämmerung zog er die Schuhe an,<br />
vermummte sich mit Schal und mütze,<br />
verschloss das zimmer seiner Kindheit<br />
und nahm den Weg hinunter an den See.<br />
Der war gefroren mitten im Sommer<br />
mit feinstem Schnee bedeckt<br />
lud ein, auf seinem Eis zu schweben<br />
mit Kufen Bilder zu schlagen<br />
und niemals zu fragen nach seines Eises Sicherheit.<br />
Drüben am Horizont des übergrossen Sees<br />
schlug die Prinzessin Pirouetten.<br />
Ihr Rücken schneebedeckt<br />
kreisend um Antwort<br />
Ratschlag<br />
Schweigen<br />
niemals Ruhe.<br />
93<br />
Es war einmal eine Königin<br />
die hatte schöne Hände mit Fingern<br />
lang wie eine Sommernacht<br />
und wohnte hoch auf einem Berg<br />
in einem kleinen Himmelreich.<br />
Frühmorgens stand sie auf<br />
und legte Hand an ihr Geschlecht<br />
(voll Wissbegier) und träumte sich in eine fremde Haut.<br />
Die stellte sie sich samten vor und dunkel<br />
ganz ohne Widerhaken. Und bereit.<br />
Am Abend zog sie ihren mantel an<br />
und stapfte durch den tiefen Schnee<br />
schrieb stundenlang<br />
mit ihren blossen Füssen<br />
und mit Engelszungen<br />
Gedichte an den Träger der ersehnten Haut.<br />
Kam sie am Gipfel eines Hügels an<br />
so schärfte sie die Sinne<br />
nahm Witterung auf und lachte in die Ferne<br />
und stapfte weiter durch die Nacht<br />
und durch den tiefen Schnee<br />
der schmolz durch ihre warmen Füsse<br />
und gurgelte als Bächlein tief ins Tal<br />
und gab die Wiesen frei.<br />
Aus ihnen krochen Grillen<br />
die blind die Fährte ihrer Königin befolgten,<br />
sie überflügelten und schliesslich sie an ihrem Haar<br />
ganz hoch hinauf in andere Lüfte trugen<br />
wo fremde Haut ganz ohne Widerhaken auf sie wartete<br />
samten, dunkel und bereit.<br />
Im Tal verzehrte sich der Prinz<br />
nach seiner Königin<br />
und trank in tiefen Schlucken<br />
vom kalten Wasser<br />
das donnernd von den Bergen kam<br />
benetzte sich damit die Brauen<br />
und die langen Wimpern<br />
und legte Hand an sein Geschlecht<br />
(voll zärtlichkeit).