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2007·2008 - Nairs

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und am regen den ton, beweg dich nicht einen millimeter,<br />

sonst ist es zu spät, sonst gehst du nicht weiter und bewegst<br />

dich nicht ein einziges mal mehr für nichts. du siehst<br />

die gitter der welt vor den bergen, die leuchten, abends, die<br />

durchkreuzt der regenbogen und durchzieht der wolkenguss.<br />

wenn du gehst, wenn du gestehst das mark an den<br />

enden, durchbohrt das weiche. im steinerweichten knochenabguss<br />

zeigt sich die liebe zum leben.<br />

7 [fingerlinien]<br />

jeder einzelne duckt sich vor den hintergedanken, die du<br />

haben wolltest, die du zuordnen könntest, inmitten der<br />

nächte. die finger auf den herdplatten vergessen die linien<br />

und brennen sich ringe und ränder hinein in die kuppen.<br />

die nägel fallen in die milch, die augen tauchen hinein in<br />

den mahlstrom der zeit, der sich bildet darin und die haut<br />

an den händen, die kenner und dilettanten wischen mit den<br />

ballen über die tische, blasen wörter in die luft über den<br />

dampf, der aus den töpfen steigt, im strudel.<br />

8 [wort und vortex]<br />

das wort und die kehre, die wende des worts, mit dem<br />

zweifachen haken erkennst du es dann? wenn du merkst,<br />

es dreht sich weg von dir, suchst es zu halten, zu fesseln,<br />

zu knebeln, dann entrinnt es dir, zwischen den fingern,<br />

dann rinnt es durch dich hindurch und du kannst es nicht<br />

halten, es ist hier und im lexikon; du denkst daran, die seiten<br />

umzuschlagen und es zu wenden und zu drehen, bevor<br />

du es aufschreibst, das wort, das wort, das wort an der<br />

wende zum anderen ende, an der ecke kehrt es zurück,<br />

das wort merkt sich die muster deiner denkwindungen,<br />

der bewegungen deiner sinne, du kennst sie hinterher, du<br />

möchtest sie nicht missen.<br />

9 [enveloppe]<br />

es schlägt sich zugleich mit den mitteln, es hämmert und<br />

dröhnt auf uns ein, wenn der fluss kommt aus der purpurnen<br />

runde, denke ich, zugleich, er mag tönen und tun und<br />

vergessen, ich gewöhn mich und umrande ihn mit einem<br />

neuen geräusch, lösche ich ihn aus, ihn ab. an ihm vergeht<br />

sich der ton und prasselt über die steine, über das gehölz<br />

und stößt zusammen mit den anderen tönen. schluckt sie,<br />

schluckt wasser, tönt groß und grün, tönt an den anderen<br />

69<br />

enden der brücke, wo es hineinfällt ins tal und das braun<br />

auf grün trifft oder weiß auf grau. möchtest ihn nicht missen,<br />

lässt ihn treiben und murmeln und entzifferst jeden<br />

einzelnen laut, er steigt heran, herauf und prallt gegen<br />

den anderen, ton gegen ton und die macht der geräusche<br />

löscht ab den klang deiner worte, löscht aus den sinn der<br />

gedanken und ein strudel zieht sie heraus, dich herab, die<br />

reihung der worte, es zaudert am grund, da läuft es auf<br />

den mond hinaus.<br />

10 [einhaken]<br />

im zwiespalt setzen sie sich auseinander, schieben haken<br />

unter haken, ringen mit dem händel. an gelochten felsen<br />

hängen die, hinauf wollten sie erst und stürzten ab in die<br />

spalten, aufgetan im eis und fels, wachsen sie darüber.<br />

gletscher wandern neben butterblumen, schütten geröll<br />

in die ritzen, strahlendes weiß brennt in die häute, äther<br />

und sphären beulen sich in hosen und wind verwehrt die<br />

gerüche aus den töpfen. sie hängen am mittel, gezurrt die<br />

bänder, die taschen und träger. unter den armen klemmen<br />

bretter, es krümmt sich und bleibt unbeugsam das<br />

tier. schleppenden schrittes vollziehen sie den zugriff auf<br />

das, was eingeklemmt ist und sich nicht befreien kann. von<br />

der wahl der dinge und dem vollmundigen versprechen<br />

der tat<br />

11 [tonangeln]<br />

bevor du sie herausziehst aus unseren wässern und zuvorkommst<br />

der flut, zeigt sich die habe der wickel und die<br />

anmut der fische, die erwarten das ende jeden tag. erwarte<br />

ein zucken im gerangel, zwischen innen und außen oder<br />

oben und unten. in den geisterstunden, bevor sie beißen,<br />

werfe ich den wirbellosen küsse übers wasser zu, brot und<br />

wein reiche ich den wiedergängern, die unter den nägeln<br />

brennen und von einem tag auf den anderen heraufwollen<br />

zu den alten steinen, den grünen flüssen, den gebrochenen<br />

dämmen und flüsternden stimmen. sie lecken das salz aus<br />

den meeren, das harzige von den ästen. fallobst des himmels,<br />

nenne ich den regen, wenn er nach altem öl riecht,<br />

hier unten. hier unten sehne ich das sprachlose herbei und<br />

zaudere nicht nur mit dem körpern zu sprechen. die habe<br />

zu sehen, wenn die worte fehlen, wie die wirbel. es schnellt<br />

hervor das metall, löscht das feuer.

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