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TABEA STEINER | THUN<br />
Winterlied<br />
Grossmutter plückt Schafe und strickt einen Schal, die<br />
Wolle hat sie mit Baumnussschalen eingefärbt. Der<br />
Schal wärmt das Haus, die Küche und das Bett. Die<br />
Schafe bleiben draussen und spielen im Schnee, sie<br />
pflücken Schneeflocken vom Nussbaum.<br />
Welten<br />
Das Hirn wird nicht leer, wenn es schrumpft, der Inhalt<br />
nur kleiner; miniaturwelten. Darin ist alles vorhanden,<br />
Fingerchen, Fingernägelchen, Gärten, Bahnlinien,<br />
Kontinente, Gestirne, Liebe.<br />
Schneckenwasser<br />
Ich war barfuss über die taufrische Wiese gelaufen.<br />
Herbstnebel überzog die Wiese und ich rutsche auf<br />
einer Schnecke aus.<br />
Auf zehenspitzen rannte ich nach Hause, nahm ein Bad,<br />
bis mir einfiel, dass ich mich ins Schneckenwasser<br />
gesetzt hatte, da nahm ich eine Dusche.<br />
Vielleicht lebt die Schnecke ja noch, hoffte ich später.<br />
drei Bilder<br />
Sie schreibt ihre Bilder ins Heft. Die Bilder kreischen,<br />
sie verstopft sich die ohren beim<br />
Schreiben.<br />
Ein Igel.<br />
Eine maus.<br />
Eine Strasse.<br />
Der Igel schnaubt. Die maus piepst. Die Strasse quietscht.<br />
Aber die Beifahrerin.<br />
(aus: Über den Wolken ist unter dem Himmel)<br />
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