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Z13/14 Leseprobe :: Gehört er nun zu uns, oder? Was man über den Islam wissen sollte ...

Diese Doppelausgabe des Magazin Z bringt umfassende Hintergrundinformation über den Islam. Angst vor Islamisierung oder deren Ignoranz hat meist mit Informationsmangel zu tun. Mit dieser Ausgabe kann der Mangel behoben werden.

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Historisch<br />

Des Weit<strong>er</strong>en geht d<strong>er</strong> Wissenschaftl<strong>er</strong> davon<br />

aus, dass diese Ur-Texte keinesfalls in d<strong>er</strong> arabischen<br />

Wüste entstan<strong>den</strong> sein können; dieses Gebiet<br />

war weitgehend von analphabetischen Noma<strong>den</strong><br />

geprägt. Mohammed selbst war Analphabet. In diesem<br />

multikulturellen Gebiet entlang d<strong>er</strong> Sei<strong>den</strong>straße<br />

lebten neben Arab<strong>er</strong>n und v<strong>er</strong>schie<strong>den</strong>en<br />

and<strong>er</strong>en Völk<strong>er</strong>n auch zahlreiche arabisch sprechende<br />

syrische Christen, die sich vom Christentum<br />

in Kleinasien und dem hellenistischen Raum inhaltlich<br />

bedingt abgesond<strong>er</strong>t hatten. Sie waren von<br />

d<strong>er</strong> Strömung d<strong>er</strong> Arian<strong>er</strong> geprägt, die durch die<br />

Konzile von Nizäa und Konstantinopel als Häresie<br />

v<strong>er</strong>boten wor<strong>den</strong> waren. Arian<strong>er</strong> lehnten die Gottessohnschaft<br />

von Jesus Christus ab; darin könnte<br />

die Grundlage für ebendieselbe Haltung im <strong>Islam</strong><br />

gesehen w<strong>er</strong><strong>den</strong>. Auch nachdem im Konzil von Konstantinopel<br />

die Dreieinigkeit Gottes – Vat<strong>er</strong>, Sohn<br />

und Heilig<strong>er</strong> Geist – präzise dargelegt wor<strong>den</strong> war,<br />

weig<strong>er</strong>ten die syrischen Christen sich und sahen in<br />

Jesus weit<strong>er</strong>hin nur einen Gesandten Gottes.<br />

In d<strong>er</strong> Mitte des sechsten Jahrhund<strong>er</strong>ts hielten<br />

die orientalischen Christen es für notwendig,<br />

ihr abweichendes Glaubensbekenntnis nied<strong>er</strong><strong>zu</strong>schreiben.<br />

So entstand ein monotheistisch<strong>er</strong> und<br />

antinizäisch<strong>er</strong> Text, d<strong>er</strong> schon vor Mohammed die<br />

syro-aramäische Bezeich<strong>nun</strong>g „Koran“ <strong>er</strong>hielt.<br />

Somit war d<strong>er</strong> Ur-Koran nicht auf die Gründung<br />

ein<strong>er</strong> neuen Religion ausg<strong>er</strong>ichtet, sond<strong>er</strong>n<br />

drückte die abweichende Gottesauffassung und<br />

Christologie ein<strong>er</strong> abgespaltenen christlichen<br />

Bewegung aus.<br />

In d<strong>er</strong> umfangreichen Lit<strong>er</strong>atur <strong>zu</strong>m <strong>Islam</strong> fin<strong>den</strong><br />

sich selten textkritische Unt<strong>er</strong>suchungen des<br />

Korans. Das liegt daran, dass dieses für Muslime<br />

heilige Buch als unantastbar gilt; solche Absichten<br />

w<strong>er</strong><strong>den</strong> nicht selten mit dem Tode geahndet.<br />

D<strong>er</strong> ägyptische Wissenschaftl<strong>er</strong> Faruq Foda wurde<br />

auf offen<strong>er</strong> Straße <strong>er</strong>schossen, d<strong>er</strong> palästinensische<br />

Professor Suli<strong>man</strong> Bashe<strong>er</strong> aus dem Fenst<strong>er</strong><br />

geworfen, Nasr Hamed Abu Zaid musste Ägypten<br />

v<strong>er</strong>lassen. D<strong>er</strong> <strong>Islam</strong><strong>wissen</strong>schaftl<strong>er</strong> Christoph<br />

Luxenb<strong>er</strong>g, dessen Erkenntnisse diesem Artikel<br />

<strong>zu</strong>grunde liegen, schützt sich durch ein Pseudonym.<br />

Er ist Spezialist für semitische und arabische<br />

Sprachen und hat <strong>den</strong> Koran nach sprachhistorischen<br />

Aspekten neu üb<strong>er</strong>setzt. Wesentliche<br />

Fehldeutungen kamen dabei ans Licht.<br />

Im Koran gibt es viele dunkle Stellen, die die<br />

frühesten arabischen Koran-Kommentatoren nicht<br />

<strong>er</strong>klären konnten: „Allah allein kann das v<strong>er</strong>stehen.“<br />

Grundlage d<strong>er</strong> westlichen Koranforschung<br />

sind die arabischen Kommentare; ab<strong>er</strong> v<strong>er</strong>schie<strong>den</strong>e<br />

Fremdwört<strong>er</strong> im Koran blieben trotz allem völlig<br />

unv<strong>er</strong>ständlich. Luxenb<strong>er</strong>g unt<strong>er</strong>nahm <strong>den</strong> V<strong>er</strong>such,<br />

<strong>den</strong> Koran sprachhistorisch <strong>zu</strong> unt<strong>er</strong>suchen;<br />

vor d<strong>er</strong> Nied<strong>er</strong>schrift des Korans war Arabisch<br />

keine Schriftsprache.<br />

Nach islamisch<strong>er</strong> Tradition ist d<strong>er</strong> Koran im<br />

7. Jahrhund<strong>er</strong>t entstan<strong>den</strong>, die eigentliche arabische<br />

Lit<strong>er</strong>atur entstand ab<strong>er</strong> frühestens mit<br />

d<strong>er</strong> „Biografie des Propheten“ von Ibn<br />

Hischam (um 828). Wir dürfen deshalb<br />

annehmen, dass die nachkoranische<br />

arabische Lit<strong>er</strong>atur <strong>er</strong>st nach<br />

Al-Khalil B. Ahmad (gest. 786),<br />

Ein markantes Beispiel<br />

unt<strong>er</strong> <strong>den</strong> vielen möglichen<br />

Fehldeutungen im Koran<br />

sind die viel ziti<strong>er</strong>ten und<br />

heißbegehrten Jungfrauen, die<br />

Selbstmordattentät<strong>er</strong> im Paradies<br />

<strong>er</strong>warten dürfen. Die „Huris“<br />

konnten sich die arabischen<br />

Korankommentatoren<br />

offensichtlich nicht and<strong>er</strong>s<br />

<strong>er</strong>klären. Syro-aramäisch gelesen<br />

jedoch spricht dies<strong>er</strong> Abschnitt<br />

von „weißen Weintrauben“,<br />

einem Symbol des christlichen<br />

Paradieses mit Be<strong>zu</strong>g auf<br />

das Abendmahl.<br />

Z für Zukunft<br />

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