Schlesien - Schlösser im Hirschberger Tal - Manfred Maronde
Schlesien - Schlösser im Hirschberger Tal - Manfred Maronde
Schlesien - Schlösser im Hirschberger Tal - Manfred Maronde
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Nach mehreren Zwischenbesitzern erwarb Freiherr Friedrich Wilhelm von Reden 1787 das<br />
Anwesen. Er war preußischer Oberbergrat und Direktor des Oberbergamtes in Breslau und<br />
wurde in den Grafenstand und zum Gehe<strong>im</strong>en Oberfinanzrat erhoben. Nach seiner Heirat<br />
1802 wurde er zum Minister ernannt. Reden galt als der maßgebliche Initiator des<br />
oberschlesischen Bergbauwesens und der Industrialisierung.<br />
Das Schloss ließ er <strong>im</strong> klassizistischen Stil umbauen. Gleichzeitig ließ er einen großartigen<br />
Landschaftspark gestalten. Der Park war einer der größten seiner Art in <strong>Schlesien</strong> und<br />
wurde schon von den Zeitgenossen zu den wertvollsten und schönsten in Preußen gezählt.<br />
Zeitgenössische Reisehandbücher <strong>Schlesien</strong>s behandelten den Park äußerst ausführlich.<br />
Der Park ist geprägt von der "romantischen Idee", die zum Genuss der Landschaft und der<br />
Kontemplation anregen sollte durch die Gestaltung von schönen Plätzen mit Ausblicken in<br />
die weite Landschaft hinaus. Typisch für diesen Stil verbindet er die natürlich gewachsene<br />
Landschaft mit ihren bewaldeten Höhen und den Teichen mit dem gestalteten Park, die<br />
ineinander übergehen und durch charakteristische Bauten geschmückt wurden. Auf einer mit<br />
Buchen bewaldeten Anhöhe entstand das Belvedere. Dieser klassizistische Pavillon und<br />
einige andere der zahlreichen Parkbauten sind noch erhalten wie das Mausoleum und der<br />
als künstliche Ruine angelegte Aussichtsturm.<br />
Nach seinem Tod 1815 erbte die 22 Jahre jüngere<br />
Witwe Friederike den Besitz. Deren soziales<br />
Engagement und die Bemühungen um die Ansiedlung<br />
der Tiroler Glaubensflüchtlinge aus dem Zillertal 1837<br />
hatten sie über Preußen hinaus bekannt gemacht.<br />
Auch die Rettung der Stabkirche Wang geht auf ihre<br />
Initiative zurück.<br />
Die Familie von Rotenhan erbte den Besitz und behielt ihn bis 1945. Der schlesische<br />
Provinzial-Konservator Günther Grundmann stellte 1936 das gesamte Inventar, Mobiliar und<br />
die Kunstsammlungen unter Denkmalschutz; das Belvedere wurde restauriert.<br />
Nach dem Krieg wurde das Schloss Schule, Ferienhaus der Universität und des<br />
Polytechnikums Breslau, danach Mustergut der Tierärztlichen Hochschule und Jugend-<br />
Begegnungsstätte. Während das Schloss in gutem Zustand blieb, verwilderte der Park. 1984<br />
richtete die Wojewodschaft <strong>im</strong> Schloss eine Landwirtschafts-Akademie ein.<br />
Das Belvedere, ein Aussichtspavillon nach<br />
Art eines griechischen Tempels, versteckt<br />
sich oberhalb des Gutshofes. Es ist so<br />
angelegt, dass man nach Südosten,<br />
gerahmt durch dorische Säulen, in der<br />
Sichtachse einen weiten Blick auf das<br />
Riesengebirge mit der Schneekoppe hat.<br />
Das war die Überraschung, wenn man<br />
früher von der Rückseite den Pavillon betrat.<br />
Das Giebeldreieck trug die<br />
Widmungsinschrift in Latein, die übersetzt<br />
bedeute: "1804 der innig geliebten Gattin<br />
Friedrich Wilhelm Graf Reden". Über der<br />
Säulenstellung befand sich ein Relief aus<br />
Stuck, das spielende Kinder darstellte, und nur in Fragmenten erhalten blieb. Rechts und<br />
links befanden sich bis 1936 Anbauten, die einen Teesalon und eine Bibliothek enthielten. Im<br />
Inneren standen in den Nischen Büsten des Ministers von Heinitz, des Adoptivvaters des<br />
Grafen, und des Baumeisters Friedrich Gilly. Die Wände schmückte ein Akanthusfries. 1997<br />
führte das Warschauer "Zentrum zum Schutz historischer Landschaften" Aufräumarbeiten<br />
durch. Auf einer Fläche von 4,5 Hektar wurde der Wildwuchs entfernt. Der Eigentümer, die<br />
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