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Das vergessene Gebot - Ev. Grunewald-Gemeinde

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Titel<br />

<strong>Das</strong> <strong>vergessene</strong> <strong>Gebot</strong>: Du sollst dir kein Gott esbild mach en,<br />

das du anbetest und dem du dienst<br />

Wussten Sie sch on…<br />

Von Anna Nguyen-Huu<br />

…dass Luther in seinen Katechismen dieses <strong>Gebot</strong> unterschlägt? Wir hatten es zu Beginn der Themenreihe<br />

erwähnt, und nun soll diese Ausgabe dem <strong>vergessene</strong>n <strong>Gebot</strong> gewidmet werden. Immerhin hat es in der Tradition<br />

der Alten Kirche und später der Reformierten Kirche ganz selbstverständlich seinen Platz.<br />

…dass hier das hebräische Wort Paessel steht, das eine Götterstatue meint, die man anbetet? Man muss nicht<br />

jedes Kinderbild oder jedes Gemälde problematisieren, in dem jemand versucht, seiner Vorstellung von Gott<br />

Ausdruck zu verleihen.<br />

…dass hier Gottheiten und Wesen und Kräfte jeglicher Art und Weise gemeint sind? „Weder von dem, was<br />

oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist“.<br />

Die Existenz dieser Wesen und Kräfte wird nicht in Frage gestellt. Wir sollen sie nur nicht „haben“, sie nicht<br />

anbeten. <strong>Das</strong> ist ähnlich wie mit der Frage der Ehe mit mehreren Frauen oder eben nur mit einer Frau: Sicher<br />

gibt es viele Frauen. Aber du hast dich für die eine entschieden, das ist die eine, einzigartige Beziehung, in<br />

der ihr beide steht. Die einzigartige Beziehung zu diesem einen Gott. <strong>Das</strong> ist der allmähliche Weg zum Monotheismus,<br />

zu dem Satz: Es gibt nur einen Gott.<br />

…dass entsprechend die entscheidenden Worte lauten: Bete sie nicht an und diene ihnen nicht! Nachzulesen<br />

2. Mose 20,5 und 5. Mose 5,9<br />

…was die beiden entscheidenden Stoßrichtungen dieses <strong>Gebot</strong>es waren? Zum einen richtet es sich gegen<br />

die Baals-Statuen, welche die kanaanäische Kultur prägten, und vor deren Hintergrund jede Statue vom Gott<br />

Israels in der Gefahr stand, zur Baals-Statue zu werden. Ein Künstler hat eben seine Schemata für bestimmte<br />

Szenen und Motive. Zum andern weist es auf das Wort hin, wodurch sich der Gott Israels wirklich offenbart:<br />

Er befreit. <strong>Das</strong> kann man nicht abbilden. Aber das ist die eine Art und Weise, wie Gott sich definiert.<br />

…dass offenbar zur Verbreitung dieses <strong>Gebot</strong>es einiges an Polemik nötig war? Polemik voller Witz, Schärfe<br />

und Bildkraft. Lesen Sie einmal nach bei Jesaja: 40,18-25; 41,6+7; 44,9-20; 46,5-9 – am Besten lesen Sie es laut<br />

und mit Ihrer gesammelten kabarettistischen Begabung.<br />

…dass auch in den umliegenden Völkern, von deren Götterstatuen sich Israel abgrenzt, die Götterstatuen<br />

nicht gleichgesetzt wurden mit den Gottheiten selber? <strong>Das</strong> ist eben die polemische Übertreibung der Bibel.<br />

Die Haltung den Götterstatuen gegenüber war wohl ähnlich der Haltung, mit der orthodoxe Christen ihren<br />

Ikonen gegenübertreten.<br />

…dass es auch im alten Israel solche Statuen gab? Spuren davon finden sich etwa in der Geschichte vom<br />

Goldenen Kalb (2. Mose 32), die wir ja nur aus der einen Perspektive kennen, die sich später durchgesetzt hat.<br />

Auch später in den antiken Synagogen gibt es noch recht unbekümmerte bildliche Darstellungen von Menschen<br />

und sogar heidnischen Gottheiten. Es dauerte, bis sich das Bilderverbot in der Schärfe und Konsequenz<br />

durchgesetzt hatte, wie wir es heute kennen. Sonst wäre auch die o.g. Polemik nicht nötig gewesen.<br />

…dass hingegen der Islam von Anfang an das Bilderverbot absolut konsequent gelebt hat?<br />

November 2010 9

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