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Aus der Vergangenheit lernen – die Zukunft neu erfinden

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Harburger Beiträge zur Psychologie und Soziologie <strong>der</strong> Arbeit Nr. 30, 2002 7<br />

1 Zur Einführung<br />

Was haben wir dazu gelernt, wenn es um <strong>die</strong> Einführung von teilautonomer Gruppenarbeit<br />

geht?<br />

Seit etwa dreißig Jahren wird in Deutschland in mittleren und größeren Unternehmen,<br />

in Verwaltungen und bei Dienstleistern Gruppenarbeit eingeführt. Neuere<br />

Untersuchungen zeigen, dass 11,8 % aller abhängig Beschäftigten in Deutschland in<br />

Gruppenarbeit tätig sind, davon zur Zeit 3,2% in teilautonomer Gruppenarbeit, mit<br />

leichter Tendenz nach oben (Nordhause-Janz & Pekruhl 2000, S. 66).<br />

Die Gründe verän<strong>der</strong>n sich von <strong>der</strong> ursprünglich gesellschaftlicher Aufklärung verpflichteten<br />

„Humanisierung des Arbeitslebens“ in den 70er Jahren zum „Unternehmertum<br />

auf Shop-Floor- Ebene“ in den 90ern. Immer jedoch geht es darum,<br />

dass <strong>die</strong> Gruppe Verantwortung für ihren Produktionsprozess und für <strong>die</strong> Qualität<br />

<strong>der</strong> Produkte übernimmt und dass Vorarbeiter und Meister an Bedeutung verlieren.<br />

Die Autonomie <strong>der</strong> an <strong>der</strong> Werkbank tätigen Menschen in <strong>der</strong> Gruppe wächst. Die<br />

Steuerbarkeit <strong>der</strong> Gesamtorganisation wird über den „Teil“ gesichert, <strong>der</strong> von <strong>der</strong><br />

Autonomie ausgenommen wird (was immer das im Einzelnen ist, und wie immer es<br />

konkretisiert wird).<br />

Die aufgeschriebenen und affirmativ vorgetragenen Konzepte sind weitgehend<br />

gleich geblieben: Job-enrichment und job-enlargement finden ihre Form in ganzheitlicherer<br />

Arbeitsgestaltung, breiterer Qualifikation und in <strong>der</strong> Selbststeuerung <strong>der</strong><br />

Gruppe in <strong>der</strong> Gruppensitzung unter Mo<strong>der</strong>ation des gewählten Gruppensprechers.<br />

Was in den 70ern noch nebulös blieb (was ist denn <strong>der</strong> „nichtautonome“ Teil<br />

<strong>der</strong> Gruppenarbeit <strong>–</strong> vielleicht war man schon froh überhaupt über Autonomie reden<br />

zu dürfen?) wird in den 90er schärfer gefasst: für mehr Leistung <strong>der</strong> Gruppe<br />

gibt es mehr Geld (Gruppenprämie) und <strong>die</strong> Kommunikation zu den Entscheidungsebenen<br />

des Unternehmens wird durch Zielvereinbarungen gesichert. Teilautonomie<br />

wird zur <strong>–</strong> versprochenen <strong>–</strong> Mitsprachemöglichkeit <strong>der</strong> Produzenten im<br />

Produktionsprozess.<br />

So hat es den Anschein, als hätten Sozialwissenschaftler, Berater und Unternehmen<br />

nicht beson<strong>der</strong>s viel gelernt in den letzten 30 Jahren. Und Gruppenarbeit ist das,<br />

was man sich darüber erzählt in Unternehmen und Beraterkreisen: Die einen beschwören<br />

15 bis 30 % Produktivitätsfortschritt, an<strong>der</strong>e erzählen von <strong>die</strong>sem o<strong>der</strong><br />

jenem Unternehmen, das gerade dabei ist, Gruppenarbeit wie<strong>der</strong> abzubauen, weil<br />

sie nichts brächte, und je<strong>der</strong> beruft sich auf seine Quellen (Engroff & Stoffels 1998;<br />

Wompel 1999).<br />

Als Berater, <strong>die</strong> sich seit 30 Jahren auf <strong>die</strong>sem Feld tummeln, müssen wir uns mit<br />

<strong>die</strong>ser Thematik auseinan<strong>der</strong>setzen. Was ist in den Organisationen und was mit<br />

Gruppenarbeit passiert in den letzten Jahren? Welche Erfahrungen prägen <strong>die</strong><br />

kommunizierten Bil<strong>der</strong>, <strong>die</strong> das Konzept seltsam unberührt lassen und es gleichzeitig<br />

nach wie vor zum Stein des Anstoßes eher ideologisch geprägter <strong>Aus</strong>einan<strong>der</strong>-

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