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Winter 2011 - Vereinigung der Jäger des Saarlandes

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Bleifreie Büchsenmunition<br />

Naturschutzverbände haben sich zum<br />

Ziel gesetzt, Blei aus allen Verwendungen<br />

zu eliminieren. Blei ist ohne<br />

Zweifel unter bestimmten Umständen<br />

giftig, allerdings kann elementares<br />

Blei, z. B. auch als Schrotkorn o<strong>der</strong><br />

als Überrest eines Büchsengeschosses<br />

vom Menschen verschluckt werden,<br />

ohne dass es dabei zu Vergiftungen<br />

kommen würde. Dies ist empirisch bewiesen.<br />

Auch ist die Löslichkeit in <strong>der</strong><br />

Umwelt stark vom umgebenden Substrat<br />

abhängig, so lassen sich heute<br />

noch römische Wurfgeschosse aus Blei<br />

finden, die außer dem Ansetzen einer<br />

Oxidschicht sich seit fast zweitausend<br />

Jahren bei jedem Wetter im Boden<br />

befindlich nicht verän<strong>der</strong>t haben.<br />

Seit einigen Jahren läuft nun die Kampagne,<br />

Stichwort „tote Seeadler in<br />

Brandenburg“ als Auslöser o<strong>der</strong> bisheriger<br />

Höhepunkt, auch das Blei in<br />

<strong>der</strong> Büchsenmunition <strong>des</strong> <strong>Jäger</strong>s in<br />

Frage zu stellen o<strong>der</strong> besser gesagt,<br />

zu eliminieren. Dabei bleibt in <strong>der</strong> Diskussion<br />

unberücksichtigt, dass zum einen<br />

die Seeadlerpopulation in jüngerer<br />

Zeit (trotz Blei) enorm angestiegen ist<br />

und dass Windkraftanlagen ein höheres<br />

Tötungspotenzial aufweisen als<br />

das elementare Blei. (Wobei man sich<br />

durchaus fragen kann, ob nicht von<br />

vielen eher beabsichtigt ist, die Jagd<br />

und die <strong>Jäger</strong> zu eliminieren?)<br />

Kürzlich ging als ein Teil <strong>der</strong> Kampagne<br />

die Stellungnahme <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>instituts<br />

für Risikobewertung vom 03.12.2010,<br />

also ein dreiviertel Jahr später, durch<br />

die Presse. Wie die dortige Warnung<br />

vor Wildbret für Kin<strong>der</strong> bis sieben<br />

Jahre, für Schwangere und für alle<br />

Frauen im gebärfähigen Alter in<br />

Einklang mit <strong>der</strong> Aussage aus <strong>der</strong><br />

gleichen Stellungnahme<br />

„Die zusätzliche Aufnahme über Wildfleisch<br />

ist bei diesen Menschen (Durchschnittsverbraucher,<br />

Anm. d. Verf.)<br />

gegenüber <strong>der</strong> Aufnahme über Getränke,<br />

Getreide, Obst und Gemüse<br />

toxikologisch unbedeutend. Ähnlich<br />

wird die Situation bei Vielverzehrern<br />

(…) eingeschätzt.“<br />

zu bringen ist, wissen wahrscheinlich<br />

nur Ideologen.<br />

Der DJV stellt sich auf den richtigen<br />

Standpunkt, dass beim Ersatz <strong>der</strong><br />

Büchsenmunition mit Blei durch Alternativen<br />

drei Dinge zu beachten sind:<br />

– Erstens dürfen die alternativen Geschosse<br />

keine größere Gefährdung<br />

auf <strong>der</strong> Jagd darstellen als die bewährten<br />

bleihaltigen Geschosse<br />

(Ablenkverhalten),<br />

– zweitens darf die Tötungswirkung<br />

nicht schlechter sein als bisher<br />

(Tierschutz),<br />

– drittens dürfen die Alternativen<br />

ebenfalls nicht giftig sein, sonst<br />

SAARJÄGER · �����������<br />

Wir sind nicht mit Blei verheiratet –<br />

Wie steht es aber um die Alternativen?<br />

würde „<strong>der</strong> Teufel mit dem Belzebub<br />

aus getrieben“ werden.<br />

Zur Abklärung <strong>des</strong> ersten Sachverhaltes<br />

hat die DEVA (Deutsche Versuchs-<br />

und Prüf-Anstalt für Jagd- und Sportwaffen<br />

e.V.) umfangreiche und lang-<br />

wierige Beschusstests durchgeführt<br />

(Schlussbericht vom 15.02.<strong>2011</strong>), die<br />

von Herrn Dr. Dr. Beat P. Kneubuehl<br />

von <strong>der</strong> Universität in Bern ausgewertet<br />

wurden (Bericht vom 05.04.<strong>2011</strong>).<br />

Nun wird von vielen – für mich verblüffend<br />

– dargestellt, dass diese Gutachten<br />

<strong>der</strong> DEVA und von Herrn Kneubuehl<br />

ergeben hätten, dass sich die<br />

Abprallverhalten von bleihaltiger und<br />

bleifreier Munition nicht signifikant<br />

unterscheiden würden, was auch die<br />

„Ring-Freigabe“ <strong>der</strong> Munition, besser<br />

gesagt die „Ring-Verpflichtung“, im<br />

saarländischen Staatswald zum<br />

01.01.2012 hervorgerufen hat (ohne<br />

Untersuchungen zwei und drei abzuwarten!).<br />

Herr Kneubuehl schreibt unter<br />

„7. Ergebnisse zusammengefasst“:<br />

„Die Ergebnisse <strong>der</strong> durchgeführten Ver -<br />

suche lassen die folgenden Schlüsse zu:<br />

– Die beim Abprallen entstehenden<br />

Ablenkwinkel bleifreier Geschosse<br />

unterscheiden sich nicht signifikant<br />

von den Ablenkwinkeln bleihaltiger<br />

Geschosse.<br />

– Die seitlichen Ablenkwinkel sind im<br />

Mittel klein (< 2°). Die extremsten<br />

Seitenwinkel waren immer noch<br />

kleiner als 20°.<br />

– Abgeprallte Geschosse bzw. Geschossreste<br />

bleifreier Konstruktion besitzen<br />

eine signifikant größere Masse<br />

und eine signifikant größere Energie.<br />

In 30 % <strong>der</strong> Abprallkonstellationen<br />

haben dennoch die bleihaltigen<br />

Geschosse mehr Energie als bleifreie.<br />

– Die mittlere maximale Reichweite<br />

<strong>der</strong> Abpraller ist bei bleifreien Geschossen<br />

signifikant größer als bei<br />

bleihaltigen.<br />

– Bei <strong>der</strong> Reichweite ist beim Unterschied<br />

zwischen bleihaltigen und<br />

bleifreien Geschossen eine Abhängigkeit<br />

vom Kaliber feststellbar.<br />

– Ein bleihaltiges Geschoss mit sehr<br />

dickem Mantel ähnelt in seinem Abprallverhalten<br />

demjenigen eines<br />

bleifreien Geschosses.<br />

– Das Medium, an dem ein Geschoss<br />

abprallt, übt einen Einfluss darauf<br />

aus, ob bleihaltige o<strong>der</strong> bleifreie<br />

Geschosse „gefährlicher“ abprallen,<br />

d. h. mit größerem Ablenkwinkel<br />

o<strong>der</strong> besserer Energieerhaltung.<br />

(Fettungen durch Verfasser)“<br />

Wer also sagt, es gäbe keine signifikanten<br />

Unterschiede zwischen „bleifrei“<br />

und „bleihaltig“, bezieht sich rein auf<br />

die zusammengefassten Abprallverhal-<br />

44<br />

ten und lässt die übrigen Punkte (bewusst?)<br />

weg. Die übrigen Punkte sind<br />

aber für die Gefährlichkeit <strong>der</strong> abgeprallten<br />

Geschosse ganz maßgeblich!<br />

Bei den bleihaltigen Geschossen wurde<br />

auch das „TOG“ als eins von drei Geschossen<br />

gestestet. Aufgrund seines<br />

dicken Mantels und <strong>der</strong> elektrochemischen<br />

Verbindung zwischen Bleikern<br />

und Mantel, um eine hohe Restmasse<br />

zu erzeugen, ähnelt diese Konstruktion<br />

in verschiedenen Eigenschaften den<br />

„bleifreien“, siehe Ergebnis 6. Es wäre<br />

also auch eine legitime und wissenschaftlich<br />

korrekte Schlussfolgerung<br />

<strong>der</strong> Studie, aus Unfallverhütungsgründen<br />

bei Gesellschaftsjagden z.B.<br />

allein „Zerlegungsgeschosse“ zuzulassen.<br />

Laut <strong>der</strong> Untersuchung haben abgeprallte<br />

bleifreie Geschosse signifikant<br />

höhere Masse und höhere Energie, was<br />

auch mit <strong>der</strong> Restflugweite korrespondiert.<br />

Warum Herr Kneubuehl betont,<br />

dass „in 30 % <strong>der</strong> Abprallkonstellationen<br />

dennoch die bleihaltigen Geschosse<br />

mehr Energie als bleifreie“ haben, entzieht<br />

sich meiner Kenntnis, lässt jedoch<br />

an einer neutralen Grundeinstellung<br />

zum Thema etwas zweifeln. Denn<br />

es heißt doch gleichzeitig, dass mehr<br />

als doppelt (Faktor 2,33) so oft (70 %)<br />

bleifreie Geschosse gefährlicher sind<br />

als bleihaltige (30 %)! Es hat doch niemand<br />

behauptet, bleifreie Geschosse<br />

wären immer und überall gefährlicher.<br />

In allen untersuchten Konstellationen<br />

war die prozentuale Restmasse bleifreier<br />

Geschosse größer als die bleihaltiger<br />

Geschosse (Tabelle B.2.1).<br />

Der relative Energiegehalt nach dem<br />

Abprallen war in 34 von 46 Fällen bei<br />

den bleifreien größer (sprich gefährlicher),<br />

(Tabelle B.2.2). Dabei gilt es,<br />

zu unterscheiden, woran die Geschosse<br />

abgeprallt sind: Nach Auftreffen auf<br />

hartem Boden hatten immer die bleifreien<br />

Geschosse mehr Energie (waren<br />

also gefährlicher), auf weichem Boden<br />

in fünf von sechs Fällen und bei Beschuss<br />

von Baumstämmen in 12 von<br />

15 Fällen. Lediglich bei Buschwerk<br />

dreht sich das Verhältnis um, hier<br />

sind die bleihaltigen in vier von sechs<br />

Fällen gefährlicher, aber mit nur ganz<br />

gering abweichenden Werten.<br />

Ähnliches, nämlich die geringere<br />

Gefährlichkeit, lässt sich bezüglich<br />

<strong>der</strong> Abpralldistanz von bleihaltigen<br />

Geschossen sagen (Tabelle B.3.1).<br />

In Tabelle B.3.2 werden die maximalen<br />

Abprallerflugweiten dargestellt, allerdings<br />

mit dem Vermerk „Die Distanzen<br />

sind Ergebnisse von Modellrechnungen<br />

und dürfen nicht in die Wirklichkeit<br />

übertragen werden.“ Ich gehe mal davon<br />

aus, dass ein Vergleich trotzdem<br />

erlaubt ist und auch mit einer relati-

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