Winter 2011 - Vereinigung der Jäger des Saarlandes
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ven Häufigkeit in <strong>der</strong> Wirklichkeit so<br />
vorkom men kann, denn ein Geschoss<br />
mit mehr Restenergie fliegt nun einmal<br />
weiter bei vergleichbaren Abgangswinkeln<br />
zur Horizontalen. Sonst hätte<br />
sich Herr Kneubuehl diese Arbeit auch<br />
sparen können:<br />
Von hartem Boden abgeprallt, fliegen<br />
demnach Geschosse (je nach Auftreffwinkel)<br />
<strong>der</strong> bleihaltigen Art noch 669 m,<br />
565 m und 225 m weit, die <strong>der</strong> bleifreien<br />
Art jedoch 1083 m, 1146 m und<br />
859 m weit. Ähnliches gilt für weichen<br />
Boden und Steinplatten. Lediglich bei<br />
Beschuss von Bäumen fliegen die bleihaltigen<br />
Geschosse laut Modellrechnung<br />
in drei von fünf Fällen weiter als<br />
die bleifreien!<br />
Heißt als Schlussfolgerung für die<br />
Praxis doch, und dafür wurden die<br />
Untersuchungen doch angestellt, stehe<br />
ich als <strong>Jäger</strong> auf einer Drückjagd z.B.<br />
700 m (erste Konstellation <strong>der</strong> Tabelle)<br />
in Geschossfluglinie von einem Abprall-Ort<br />
auf hartem Boden entfernt<br />
und verwendet <strong>der</strong> Schütze im entsprechenden<br />
Kaliber ein bleihaltiges<br />
Geschoss, fällt es 31 m vor mir auf<br />
den Boden. Verwendet er jedoch das<br />
ausprobierte bleifreie Geschoss, trifft<br />
es mich und zwar mit einer Energie,<br />
die ausgereicht hätte, noch weitere<br />
383 m zu fliegen, also ggf. tödlich!<br />
„Ist die Kugel aus dem Lauf, hält sie<br />
kein Teufel mehr auf!“. Dieser Satz gilt<br />
für beide Geschossgruppen. Allerdings<br />
hat das Blei als Element <strong>des</strong> Periodensystems<br />
(Pb) Eigenschaften, die nicht<br />
durch an<strong>der</strong>e Elemente zu ersetzen sind<br />
(schwer und weich und damit gut verformbar,<br />
Ausnahme Gold, Au). Insofern<br />
kann die Auffor<strong>der</strong>ung an die Industrie:<br />
„Macht mal!“ vielleicht auch mit <strong>der</strong><br />
Auffor<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Quadratur <strong>des</strong> Kreises<br />
verglichen werden. <strong>Jäger</strong> und Industrie<br />
sind nicht rückständig, wie man uns<br />
gerne nachsagt, sonst hätten Warnfarben<br />
auf Gesellschaftsjagden o<strong>der</strong><br />
Leuchtabsehen o<strong>der</strong> elektronische<br />
Entfernungsmesser etc. nicht einen<br />
solchen Siegeszug in die Jagdpraxis<br />
erreichen können.<br />
Die meisten namhaften Munitionshersteller<br />
haben lediglich eine bleifreie<br />
Laborierung im Angebot; wenn bei <strong>der</strong><br />
jetzigen Diskussionslage <strong>der</strong> Bleiersatz<br />
so einfach wäre, wäre dieses Angebot<br />
nach meiner Ansicht an<strong>der</strong>s.<br />
Es ist auch schlicht gelogen, wenn behauptet<br />
wird, in Schweden o<strong>der</strong> in<br />
Skandinavien wäre nur bleifrei erlaubt<br />
und also auch in <strong>der</strong> Praxis erprobt.<br />
Nach einem Verbot mit einer fünfjährigen<br />
Übergangsfrist in Schweden wurde<br />
weit vor Ablauf <strong>der</strong> Frist das Verbot<br />
wie<strong>der</strong> aufgehoben und in Schweden<br />
wird genauso viel mit Blei erlegt wie<br />
bei uns.<br />
Sollte im Staatswald entgegen <strong>der</strong> Verfügung<br />
<strong>des</strong> Herrn Staatssekretär mit<br />
„bleihaltiger Munition“ statt mit <strong>der</strong><br />
vorgegebenen „bleifreien Munition“ ge-<br />
schossen werden, würde das dazu führen,<br />
dass es in einem Jahr heißen würd:<br />
„Im Staatsforst wurde flächendeckend<br />
und ohne berichtete Probleme mit<br />
„bleifreier Büchsenmunition“ geschossen,<br />
also wird dies jetzt zum 01.01.2013<br />
auch lan<strong>des</strong>weit verordnet!“ Glauben<br />
Sie das nicht? Es wurde doch auch<br />
nach einem Jahr Schonzeit für Füchse<br />
behauptet, die Zahl <strong>der</strong> Füchse sei lan<strong>des</strong>weit<br />
drastisch zurückgegangen wie<br />
vorher von „Fuchsfachleuten“ bereits<br />
vorhergesagt. So funktioniert Ideologie!<br />
Wenn die zur Zeit in Auftrag befindlichen<br />
Tests und Auswertungen zur<br />
„Tötungswirkung von Geschossen“ genauso<br />
unprofessionell interpretiert<br />
werden wie das DEVA-Gutachten und<br />
die Auswertungen von Herrn Dr. Dr.<br />
Beat Kneubuehl könnten wir uns das<br />
gleich sparen und bereits jetzt auf<br />
„bleifrei“ umsteigen.<br />
Es wird <strong>der</strong>zeit von Nachsuchenführern<br />
berichtet, die ihren Erfahrungsschatz<br />
umstellen, wegwerfen o<strong>der</strong><br />
euphemistisch ausgedrückt, „erweitern“<br />
müssen: Pansenschüsse gelten<br />
beim Rehwild bisher als tödlich und<br />
die Nachsuche als in <strong>der</strong> Regel erfolgreich.<br />
Entsprechende aktuelle Nachsuchen<br />
mit bleifreien Geschossen verliefen<br />
erfolglos. Das getroffene Stück<br />
Rehwild wurde jeweils nicht gefunden.<br />
Vielleicht Einzelfälle, jedoch spricht<br />
dies gegen „Wun<strong>der</strong>wirkungen“ <strong>der</strong><br />
bleifreien Geschosskonstruktionen, wie<br />
von manchen Geschossherstellern<br />
versprochen.<br />
Ich möchte auch folgende „Story“ erzählen,<br />
die ich kürzlich mitbekam:<br />
Aufgrund <strong>der</strong> Empfehlung eines <strong>Jäger</strong>s,<br />
<strong>der</strong> mit dem bleifreien Geschoss im<br />
Kaliber .223 Rem. sehr zufrieden ist,<br />
hat ein an<strong>der</strong>er <strong>Jäger</strong> dieses Geschoss<br />
verladen, aber nur negative Erfahrungen<br />
gesammelt, sowohl was die<br />
Tötungswirkung als<br />
auch die Hämatombildung<br />
auf Rehwild<br />
anbelangt. Nicht<br />
dass dies zu „bleihaltigen<br />
Zeiten“<br />
nicht auch vorgekommen<br />
wäre,<br />
diese Erfahrungen<br />
haben aber dazu geführt,<br />
dass heute –<br />
insbeson<strong>der</strong>e auch<br />
in Zeiten <strong>der</strong> Bewegungsjagden<br />
auf<br />
Schwarzwild – die<br />
Kaliber 8 x 57 IS<br />
o<strong>der</strong> 9,3 x 62 eine<br />
Renaissance erleben.Unterschiedliche<br />
Dralllängen<br />
bzw. auch unterschiedlich<br />
tiefe o<strong>der</strong><br />
breite Züge beeinflussen<br />
gleiche Geschosse<br />
und die<br />
Geschossmäntel unterschiedlich<br />
und<br />
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demnach auch die Zielballistik und damit<br />
die Wirkung im Wildkörper. Diese<br />
Erfahrung von Mantelgeschossen kann<br />
offenbar auch für Vollgeschosse gelten.<br />
Im Sinne <strong>der</strong> Waidgerechtigkeit, um bei<br />
schlechten Schüssen auch Reserven zu<br />
haben, gilt nach wie vor die Empfehlung,<br />
nicht ans untere Limit zu gehen. Derzeit<br />
erscheint es mir aber so, dass man<br />
mit „bleifrei“ zwar gute Ergebnisse erzielen<br />
kann, dass die bewährten und<br />
vielfach über Jahrzente verbesserten<br />
bleihaltigen Konstruktionen im großen<br />
Durchschnitt den „bleifreien“ aber<br />
überlegen sind.<br />
Wer aus dem gleichen „typisch deutschen“<br />
Vorsorge-Gedanken heraus,<br />
„ohne Not“ Blei aus <strong>der</strong> jagdlichen<br />
Praxis entfernen will, zeigt sich doch<br />
sehr blind, wenn dabei eine höhere<br />
Unfallgefahr (Menschenschutz!) und<br />
schlechtere Tötungswirkung (Tierschutz!)<br />
in Kauf genommen wird.<br />
Gleiche Ergebnisse <strong>der</strong> DEVA-Kneubuehl-Studie<br />
würden „zu normalen<br />
Zeiten“ unter dem Gesichtspunkt <strong>der</strong><br />
Unfallverhütung in Deutschland mit<br />
Sicherheit das Verbot <strong>der</strong> Messing-<br />
o<strong>der</strong> Kupfer-Vollgeschosse nach sich<br />
ziehen!<br />
Ich bin nicht „mit Blei verheiratet“. Ich<br />
habe aber auch etwas gegen Zwangsscheidungen<br />
und gegen Zwangsheiraten!<br />
Mein Aufsatz soll nicht als „Plädoyer<br />
für Blei“ missverstanden werden,<br />
es soll vielmehr ein „Plädoyer gegen<br />
Ideologie“ sein.<br />
Die VJS hat Herrn Lutz G. Möller,<br />
vielen mit Sicherheit aufgrund seiner<br />
bleifreien Geschosse und seiner Homepage<br />
bekannt, zur Kreisjägermeister-<br />
Hegeringleiter-Tagung 2012 in Humes<br />
eingeladen. Sein Vortrag wird mit<br />
Sicherheit sehr informativ werden.<br />
Johannes Schorr<br />
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