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AUSGABE 01 / 2007 | FEBRUAR / MÄRZ WWW ... - Sailing Journal

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Zwischen diesen beiden Zeitpunkten segeln die<br />

Boote an den herrlichsten Landschaften vorbei und<br />

durch die schönsten Meeresgefi lde dieser Welt. Entlang<br />

der Küste von New South Wales ziehen sie an einer<br />

Kette leuchtender Strände, Küstenstädtchen und kleiner<br />

Fischerdörfer entlang, auch wenn die Boote weiter<br />

südlich meist zwischen zehn und 40 Seemeilen von der<br />

Küste entfernt segeln. Während des Rennens sind viele<br />

Boote in Sichtweite zueinander und für die Crews sind<br />

die Informationen aus den regelmäßig von der Regattaleitung<br />

gesendeten Positionsmeldungen sehr wichtig.<br />

Die Wasserstraße Bass Strait trägt den Spitznamen<br />

„der Ausreitplatz“ und hat etwas Gefährliches an sich.<br />

Dort kann absolute Windstille herrschen oder großartige<br />

Bedingungen. Das Wasser ist relativ fl ach und in Kombination<br />

mit den oft starken Winden beschert die Bass<br />

Strait den Yachten oft eine steile Welle und schwierige<br />

See.<br />

Der dritte Abschnitt nach dem „Paddock“, wenn<br />

es die Ostküste Tasmaniens hinunter geht, führt die<br />

Teilnehmer entlang kleiner Ferienorte und Fischerhäfen,<br />

hinter denen sich hohe Berge auftürmen. Nahe<br />

der Insel Tasman Island tauchen riesige Klippen auf, die<br />

manchmal von Nebel verhüllt sind. Der Wind ist oft unstet,<br />

dreht innerhalb weniger Meilen und bläst in unterschiedlicher<br />

Stärke. Das Segeln erfordert hier eine gute<br />

Taktik. Wenn sie hinter Tasman Island „rechts abbiegen“,<br />

wähnen sich die meisten Segler fast schon am Ziel, aber<br />

dann liegen tatsächlich noch vierzig harte Seemeilen vor<br />

ihnen. Wer nicht aufpasst, geht im „Irrgarten“ der Strömungen<br />

und Windlöcher verloren.<br />

SAILING JOURNAL 1 | <strong>2007</strong><br />

Auch vom Iron Pot aus, einem winzigen Inselchen, das früher von den Walfängern genutzt wurde,<br />

sind es noch elf Seemeilen die breite Flussmündung des Derwent Rivers hinauf bis zur Ziellinie vor<br />

dem historischen Battery Point in Hobart, der tasmanischen Hauptstadt mit ihrem Hausberg Mount<br />

Wellington im Hintergrund. Egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit die erste Yacht die Ziellinie queren<br />

mag, wird sie dabei in jedem Fall von Offi ziellen sowie Zuschauer- und Pressebooten würdig eskortiert.<br />

Hunderte „Sehleute“ werden die Uferlinie der Bucht Sullivan’s Cove säumen, um die Yachten<br />

und ihre Besatzung bei der Ankunft zu begrüßen. Die Tasmanier sind bei dieser Gelegenheit vorzügliche<br />

Gastgeber, zumal Hobart seinen Besuchern zu dieser Zeit immer die Gaumenfreuden des „Taste<br />

of Tasmania and Summer Festivals“ bieten kann. Ehrenamtliche Mitarbeiter des Royal Yacht Club of<br />

Tasmania nehmen die abgekämpften Crews mit offenen Armen und tasmanischer Gastfreundschaft in<br />

Empfang. Auch wenn nicht jeder das Rolex Sydney Hobart Yacht Race als Sieger beenden kann, so<br />

ist die Regatta für jeden, der mitsegelt, ein Gewinn.<br />

Wie schon der Gouverneur von Tasmanien, Sir Guy Green, bei der Preisverleihung des Rennens<br />

20<strong>01</strong> anmerkte, ist diese Regatta in der Tat ein Event für jedermann. Sie steht nicht nur Yachten von<br />

30 Fuß (neun Meter) bis 99 Fuß (30 Meter) offen, sondern es segeln neben den Wochenendcrews<br />

auch bekannte America’s Cup- und Volvo-Ocean-Race-Größen. Das Rolex Sydney Hobart Yacht Race<br />

2006 ist ein klassisches Langstreckenhochseerennen für jeden, der eine für diese Herausforderung<br />

zugelassene Yacht besitzt, die alle Sicherheitsvorschriften nach Kategorie 1 erfüllt. In den Anfangsjahren<br />

des Sydney Hobart Races waren die Boote ausnahmslos aus Holz; schwere Kutter, Slups, Schoner<br />

und Ketschen, die eigentlich eher für das Fahrtensegeln ausgelegt waren als für den Regattasport.<br />

Als das Rennen nach Hobart jedoch immer mehr Teilnehmer anzog, kamen damit auch neue<br />

Designs und Innovationen in Bootsbau, Besegelung und Rigg hinzu. Dacron-Segel und Aluminiummasten<br />

lösten in den frühen fünfziger Jahren Segeltuch und Holz ab, dann die ersten Boote aus GFK,<br />

besser bekannt als Fiberglas. Dann folgten Aluminium, Stahl und sogar eine Maxiyacht aus Stahlbeton.<br />

Innovative australische Yachtdesigner wie die Halvorsen-Brüder Trygve und Magnus und die verstorbenen<br />

Allan Payne und Bob Miller (Ben Lexcen) bauten schnellere Yachten. Seither gibt es die<br />

Unterscheidung zwischen Gewinnern nach gesegelter und nach berechneter Zeit. Der Neuseeländer<br />

Bruce Farr begründete schließlich den Trend zu leichten Yachten und hat damit als bei weitem erfolgreichster<br />

Designer Siegerboote in unterschiedlichen internationalen Handicapsystemen in das Sydney<br />

Hobart Yacht Race geschickt; zunächst IOR (International Offshore Rule) und dann IMS (International<br />

Measurement System), das mittlerweile von der immer beliebteren IRC (International Rule Club 2000)<br />

abgelöst wurde.<br />

Die Raumfahrtära hat dann auch den Yachtsport entscheidend beeinfl usst, zuerst im America‘s<br />

Cup, danach in Design und Konstruktion von Hochseerennyachten. Durch sie hielten Kompositkonstruktionen<br />

Einzug, bei denen die Bootsrümpfe aus Kevlar und anderen Kunstfasern in Hightech-Autoklaven<br />

(Öfen) geformt wurden. Seit einigen Jahren wird Kohlefaser sowohl für Rümpfe, Masten und Bäume<br />

benutzt als auch in der Konstruktion der gebräuchlichen Segel wie Großsegel, Genua oder Fock.<br />

Fast alle teilnehmenden Yachten im Rolex Sydney Hobart Yacht Race sind Slup-getakelt<br />

(Großsegel und ein Vorsegel, Genua oder Fock). Lediglich einige Maxis mit einem großen Dreieck<br />

zwischen Vorstag, Deck und Mast nutzen auf Halbwindkursen zwei Vorsegel, was sie theoretisch zu<br />

Kuttern macht.<br />

Ein besonderes Kennzeichen des Rennens 2006 ist die überwältigende Resonanz von klassischen<br />

Booten mit den drei ehemaligen Gesamtsiegern KOOMOOLOO (1968), LOVE & WAR (1974 und<br />

1978), ILLUSION (1988) sowie einem ehemals schnellsten Schiff nach gesegelter Zeit, der FIDELIS<br />

(1966). Mehrere Skipper, die das Rennen schon einmal gewonnen haben, werden wieder dabei sein,<br />

um ihr Glück erneut zu versuchen. Dazu gehört auch der zweimalige Gesamtsieger Lou Abrahams<br />

aus Australien. Er bereitet sich auf sein 44. Rennen in Folge vor. Wenn er es erfolgreich absolviert,<br />

egalisiert der 79-Jährige aus Victoria den Rekord von John Bennetto (†) aus Tasmanien.

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