36 SAILING JOURNAL 1 | <strong>2007</strong> Die 47 Fuß lange LOVE & WAR, eines der schönsten Schiffe des Teilnehmerfeldes, wurde 1973 nach einem Riss von Sparkman & Stephens für den Eigner Peter Kurts gebaut. Im Rahmen ihrer langen und beeindruckenden Karriere war sie 1974 und 1978 Gesamtsiegerin im Sydney Hobart Race und ging 1975 für Australien im Admiral‘s Cup an den Start. In ihren besten Zeiten gewann sie die meisten größeren Hochseeregatten an der australischen Ostküste. Sie ist ein für ihre Ära typisches Schiff mit Seiteneinfall (wo das Boot unter Deck breiter ist als an Deck), spitzem Bug und Heck. Es ist immer noch ein Original mit lasierten Teakbohlen in der Kajüte, riesigen Edelstahlwinschen, Tufnol-Blöcken und Aluminium-Rigg – eine rundum massive, „kugelsichere“ Ausrüstung, typisch für seine Zeit. Das einzige Zugeständnis an das 21. Jahrhundert sind die Instrumente. „2004 haben wir uns für den Einbau von ‚B&G‘-Instrumenten entschieden. Peter konnte es nicht fassen, dass die genauso viel kosteten wie der Rumpf, als das Boot gebaut wurde“, schmunzelte May mit einem der Nostalgie geschuldeten Lächeln. Peter Kurts war im Januar 2005 im Alter von 80 Jahren gestorben, an eben jenem Tag, an dem die LOVE & WAR nach dem Abschluss des Rolex Sydney Hobart 2004 zurück nach Sydney segelte. Die Yacht befi ndet sich weiterhin im Besitz der Familie Kurts. Peter Kurts‘ Sohn Simon konnte dieses Mal jedoch nicht selbst segeln und lieh das Schiff an May aus, der mit vielen seiner früheren Kollegen von der berühmten Maxiyacht BRINDABELLA aus Sydney antrat. Beim alljährlichen Rolex Sydney Hobart Race zählen die Teilnehmer stolz, wie oft sie das Rennen bereits gesegelt sind. Die zehn Besatzungsmitglieder der LOVE & WAR kommen auf insgesamt 132 Hobart-Rennen. Damit gehören sie zu den Crews mit der meisten Erfahrung. Unter ihnen war auch der BRINDABELLA-Eigner George Snow, der die LOVE & WAR dieses Mal als Koch verstärkte. „Mehr Spaß, weniger Verantwortung und es ist trotzdem ein wichtiger Job an Bord“, scherzte Snow, der nun bekannt ist für sein „Brindabella-Frühstück“, bei dem er den üblichen Zutaten mit viel Tabasco eine ganz eigene Note verlieh. Abgesehen von der cleveren Taktik liegt der Erfolg des Bootes in seiner typischen Siebziger-Jahre-Rumpfform und seiner großen Verdrängung – beides günstige Faktoren beim Amwindsegeln, das in diesem Jahr das Rennen zu 90 Prozent bestimmte. „Am Wind läuft das Boot konstant schneller, als es nach Handicap berechnet wird. Vor dem Wind läuft es dagegen nicht so gut. Nein, dann ist es nicht so glücklich“, gesteht May. Snow verglich die Yacht mit den neueren Rennyachten, von denen sie am Kai in Hobart umringt war: „Sie ist schwerer und dabei mit weniger Segelfl äche ausgestattet und nicht so dynamisch. Aber sie ist ein schönes Boot, geht mit den Wellen und stößt nicht so schrecklich. Sie lässt sich sehr leicht segeln.“ Während die modernen Leichtgewichte unter den Booten in Richtung Küste segelten, hielt die LOVE & WAR weiter draußen trotz der rauen Bedingungen den direkten Kurs, wo durch die Strömung nach Süden und den aus Süden wehenden Wind eine steile, ausgesprochen unkomfortable See entstand. „Wir sind einfach raus“, erzählt May. „Und dann zog uns diese unglaubliche Strömung mit viereinhalb Knoten mit sich.“ Normalerweise ist die Strömung zwei oder zweieinhalb Knoten schnell. Ihre östliche Position ermöglichte es ihnen auch, auf Tasman Island zuzuhalten, ohne so viel kreuzen zu müssen wie die Boote näher an der Küste. „Dann hatten wir die gesamte tasmanische Küste entlang eine hilfreiche Strömung von zweieinhalb Knoten, was ich noch nie erlebt habe“, erzählte May.
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