Bologna - Deutscher Berufsverband für Tanzpädagogik
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gymnasium in der Lage sind, ihre Schüler richtig zu beraten, schockiert<br />
Schuldirektor Matacz immer wieder. Er hält es <strong>für</strong> verantwortungslos,<br />
Schüler bei sich aufzunehmen, die später keine Aussicht<br />
auf eine Anstellung haben. Er plädiert auch da<strong>für</strong>, es ihnen und<br />
ihren Eltern so früh wie möglich zu sagen, damit sie sich nicht<br />
jahrelang falsche Hoffnungen machen. Der Tänzerberuf wird immer<br />
anspruchsvoller, gleichzeitig gibt es <strong>für</strong> die rund 100 Absolventen<br />
pro Jahr in Deutschland immer weniger Jobs, weil die Ballett-<br />
und Tanz-Compagnien immer wieder verkleinert oder gar<br />
geschlossen werden. Eine Auslese bei den Aufnahmeprüfungen,<br />
so elitär und hart sie auch wirken mag, ist unvermeidlich.<br />
Falls die Pädagogen der privaten Ballettschulen nicht sicher<br />
sind, ob sie Schüler zu einer Aufnahmeprüfung schicken sollen,<br />
dann gibt es ein Angebot zu einer »Berufsberatenden Eignungsprüfung<br />
<strong>für</strong> Tanz« , die gemeinsam von der ZBF, der Zentralen<br />
Bühnen-, Fernseh- und Filmvermittlung, der Genossenschaft <strong>Deutscher</strong><br />
Bühnenangehöriger und dem Deutschen <strong>Berufsverband</strong> <strong>für</strong><br />
<strong>Tanzpädagogik</strong> initiiert wurde. Diese Prüfung wird in zentralen<br />
Städten Deutschlands <strong>für</strong> Schüler ab ca. zehn Jahren angeboten,<br />
alle Altersstufen sind willkommen. Annette Vladar, die bei der<br />
ZBF <strong>für</strong> den Bühnentanz zuständig ist, schreibt da<strong>für</strong> jedesmal<br />
800 private Ballettschulen an – und ist entsetzt über die geringe<br />
Resonanz: »Die privaten Schulen denken, sie könnten es selbst<br />
besser beurteilen, oder sie wollen ihre Spitzenschüler nicht von<br />
irgendwelchen anderen Leuten beurteilen lassen, sondern direkt<br />
von den Profis.« Dabei wird natürlich auch die Eignungsprüfung<br />
von Profis durchgeführt, zuletzt von Günter Pick (Annette Vladars<br />
Vorgänger bei der ZBF), von Hans Herdlein und von Ulrich Roehm.<br />
Bei der letzten Eignungsprüfung konnte man über 90 % der<br />
Schüler davon abhalten, sich an einer Akademie zu bewerben.<br />
Den Kindern wurde die Enttäuschung erspart, den Eltern die Kosten<br />
<strong>für</strong>s Herumfahren, den Akademien zusätzlicher Stress bei<br />
den Prüfungen. Nur leider werden die ZBF-Eignungsprüfungen<br />
viel zu wenig in Anspruch genommen.<br />
Der Stuttgarter Schuldirektor Tadeusz Matacz sieht beim Kampf<br />
um die wenigen guten Schüler (und dazu scheint die professionelle<br />
Tänzerausbildung mangels Nachwuchses immer stärker zu<br />
werden) aber auch das gegenteilige Problem mit den privaten<br />
Schulen, das falsche Festhalten an den wirklich guten Kindern:<br />
»Wichtig ist auch, dass die Ballettschulen ihre guten Schüler loslassen<br />
und weiterschicken!« Er appelliert an das Verantwortungs<br />
bewusstsein der Tanzpädagogen, die richtigen Entscheidungen<br />
<strong>für</strong> die Kinder zu treffen – und nicht <strong>für</strong> ihre Schule.<br />
Die Daten der Berufsberatenden Eignungsprüfung <strong>für</strong> Tanz<br />
können bei Annette Vladar erfragt werden, Kontakt über Telefon<br />
0221-55403-211 oder koeln-zav.ballett@arbeitsagentur.de<br />
Seit 30 Jahren in Nordrhein-Westfalen<br />
Zwei Ballettschulen<br />
mit.je.100.qm.Ballettsaal,.<br />
einem.solidem.Kundenstamm..<br />
und.großem.Kostümfundus.sind.<br />
aus.privaten.Gründen.zu.verkaufen .<br />
Interessenten.wenden.sich.bitte.unter.Chiffre.01-4-2006.<br />
an.den.Deutschen.<strong>Berufsverband</strong>.<strong>für</strong>.<strong>Tanzpädagogik</strong>.e .V ..<br />
Hollestr ..1e.–.45127.Essen<br />
Anerkennung des<br />
Tanzes in der Schweiz<br />
Von Jenny J. Veldhuis<br />
Am 10. Juni fand in Bern eine Versammlung der verschiedenen<br />
Tanzverbände zum Thema Anerkennung des Tanzes statt. Es gibt<br />
in der Schweiz ca. 14 Verbände, die sich um den Tanz kümmern.<br />
Organisator der Versammlung war der Dachverband »Danse<br />
Suisse«, anwesend waren die Organisatoren des Schweizer<br />
Ballettlehrer Verbands (SBLV), der Schweizer Verband der Tänzer<br />
und Choreographen (SVTC), der Schweizer Verband zur beruflichen<br />
Neuorientierung professioneller Tänzer (NPT) und der<br />
Schweizerische <strong>Berufsverband</strong> <strong>für</strong> Tanz und Gymnastik (SBTG).<br />
Beim Ziel der Berufsanerkennung sind sich die Vertreter der<br />
Fachverbände, des Projekts Tanz, der Hochschule <strong>für</strong> Musik und<br />
Theater, Zürich, der Bildungsdirektionen der Kantone Zürich und<br />
Waadt und des Bundesamtes <strong>für</strong> Berufsbildung und Technologie<br />
einig; eine gesamtschweizerisch angeglichene Ausbildungsstruktur<br />
<strong>für</strong> angehende Bühnentänzer und Tänzerinnen soll eingerichtet<br />
werden, die auf folgenden Stufen zu anerkannten Abschlüssen<br />
führt:<br />
a. Berufsausbildung mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis und<br />
Berufsmatura (berufliche Grundausbildung)<br />
b. Studium auf Bachelor-Stufe mit Abschluss Bachelor of Arts<br />
(BA) im Tanz<br />
Das Modell sieht vor, dass die Kantone Zürich und Waadt je<br />
eine Berufsausbildung inklusive Berufsmatura auf Stufe Sekundar II<br />
und je einen BA auf einer Fachhochschule anbieten.<br />
»Danse Suisse« erklärte sich schon im Juni 2005 bereit, als<br />
sogenannte Organisation der Arbeitswelt bei der Ausarbeitung<br />
der Bildungsverordnung <strong>für</strong> die dreijährige Berufsausbildung die<br />
Federführung zu übernehmen. »Danse Suisse« wird <strong>für</strong> diese Arbeit<br />
vom Bundesamt <strong>für</strong> Berufsbildung und Technologie finanziell<br />
unterstützt.<br />
Es wurden Fachpersonen zur Bildung einer Kommission, die<br />
<strong>für</strong> die Entwicklung und Umsetzung der Berufslehre verantwortlich<br />
sein wird, eingeladen. Nebenbei wurde eine unabhängige<br />
Arbeitsgruppe zur Ausarbeitung eines neuen Konzepts gegründet.<br />
Diese neue Struktur soll im Juni 2007 in Kraft treten.<br />
Zur Unterstützung war Ulrich Roehm eingeladen, er sollte<br />
über das Ergebnis der am 12. März 2006 in Berlin gegründeten<br />
»Ständigen Konferenz Tanz / SKT« informieren.<br />
Es gab einige interessante Unterschiede, z. B. die ziemlich<br />
große Zahl der sehr aktiven Berufsverbände in der Schweiz im<br />
Gegensatz zu Deutschland, sowie die Zusage einer finanziellen<br />
Unterstützung dieses Projektes.<br />
Weil auch in der Schweiz der »Vertrag von <strong>Bologna</strong>« schon<br />
viele Fragezeichen aufgeworfen hat, wird es interessant sein,<br />
den Verlauf des Projekts im Auge zu behalten.<br />
Dass eine Anerkennung des Tänzerberufs äußerst wichtig ist,<br />
ist klar. Es ist nur zu hoffen, dass die Tänzer sich nicht zu Kompromissen<br />
bereit erklären.<br />
Man kann nur wünschen: »Wenn schon Anerkennung, dann<br />
auch richtige Anerkennung«.<br />
Für weitere Informationen: www.dansesuisse.ch<br />
8 Ballett Intern 4/2006