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Gesundes Arbeiten im Münsterland - Bildungswerk Verkehr ...

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Modellprojekt „<strong>Gesundes</strong> <strong>Arbeiten</strong> <strong>im</strong> <strong>Münsterland</strong>”<br />

”<strong>Gesundes</strong> <strong>Arbeiten</strong>” ist ein zentraler<br />

Beitrag zum Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit<br />

der MitarbeiterInnen und darüber<br />

hinaus eine wichtige Voraussetzung<br />

für den nachhaltigen wirtschaftlichen<br />

Erfolg von Unternehmen. Mit<br />

der konkreten Umsetzung präventiver<br />

und gesundheitsfördernder Maßnahmen<br />

tun sich jedoch vor allem kleinere<br />

Betriebe schwer, da sich die gesundheitlichen<br />

Risiken von Arbeit heutzutage<br />

nicht mehr so ohne weiteres durch<br />

– in der Regel hochstandardisierte –<br />

Arbeitsschutzvorschriften regulieren<br />

und min<strong>im</strong>ieren lassen. Gerade kleinere<br />

Betriebe haben infolge begrenzter<br />

Ressourcen nur eingeschränkte Möglichkeiten,<br />

Modelle für gesundes <strong>Arbeiten</strong><br />

selbst zu entwickeln.<br />

<strong>Verkehr</strong>s- und Logistikwirtschaft<br />

Das Thema Prävention und Gesundheitsförderung<br />

ist eines der großen<br />

Zukunftsthemen für den Verband<br />

und das <strong>Bildungswerk</strong> <strong>Verkehr</strong> Wirtschaft<br />

Logistik NRW e.V.<br />

In Nordrhein-Westfalen gibt es über<br />

10.000 <strong>Verkehr</strong>s- und Logistikunternehmen,<br />

die rund 280.000 Personen<br />

beschäftigen. Im <strong>Münsterland</strong> zählt<br />

die Branche zu den regionalen<br />

Wachstumsfeldern mit großen Zukunfts-<br />

und Beschäftigungschancen.<br />

Die <strong>Verkehr</strong>s- und Logistikwirtschaft<br />

ist daher eine regionale Schlüsselbranche,<br />

wenn es darum geht, Maßnahmen<br />

zur Prävention und betrieblichen<br />

Gesundheitsförderung in der<br />

mittelständischen Wirtschaft des<br />

<strong>Münsterland</strong>es breiter zu verankern.<br />

Das <strong>Bildungswerk</strong><strong>Verkehr</strong> Wirtschaft<br />

und Logistik NRW wird diesen Prozess<br />

aktiv unterstützen und mit einer<br />

systematischen Beratungs- und Bildungsarbeit<br />

flankieren.<br />

”Von anderen lernen” ist daher ein<br />

wichtiger Leitgedanke eines modernen<br />

betrieblichen Arbeits- und Gesundheitsschutzes,<br />

der es ermöglicht, dass auch<br />

kleinere Unternehmen in eigener Regie<br />

passgenaue Gesundheits- und Präventionsmaßnahmen<br />

auf den Weg bringen<br />

können.<br />

Um vor allem kleinere Unternehmen<br />

aus dem <strong>Münsterland</strong> bei ihren Präventionsaktivitäten<br />

zu unterstützen, wurden<br />

in dem Projekt Ansätze, Ideen und gute<br />

Beispiele recherchiert und dokumentiert,<br />

mit denen Risiken für die Gesundheit<br />

und somit auch für die Arbeitszufriedenheit,<br />

Motivation und Einsatzbereitschaft<br />

von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />

frühzeitig entschärft werden<br />

können. Dazu hat das Projektteam viele<br />

Unternehmen <strong>im</strong> <strong>Münsterland</strong> besucht<br />

und nach Ideen und Konzepten gefragt,<br />

die vor Ort schon erfolgreich eingesetzt<br />

wurden. Bewertet wurden die Praxisbeispiele<br />

anhand eines Kriterienkataloges,<br />

den Gesundheitsexperten <strong>im</strong> Rahmen<br />

des Projekts ausgearbeitet haben.<br />

Dabei herausgekommen ist eine Sammlung<br />

von Präventionsbausteinen, mit<br />

denen kleine und mittelgroße Unternehmen<br />

ihre Belegschaften vor Gesundheitsgefährdungen<br />

und spezifischen Arbeitsbelastungen<br />

<strong>im</strong> Sinne aktiver Prävention<br />

schützen können. Alle hier beschriebenen<br />

Präventionsansätze sind bei<br />

kleinen oder mittelgroßen Unternehmen<br />

aus dem <strong>Münsterland</strong> <strong>im</strong> Einsatz<br />

und haben sich in der betrieblichen Praxis<br />

bewährt.<br />

Die so gewonnenen Präventionsbausteine<br />

können in anderen Unternehmen<br />

eingesetzt, verändert und beliebig zusammengestellt<br />

werden – je nach den<br />

Anforderungen und Möglichkeiten des<br />

Unternehmens sowie der Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter.<br />

Für das Projektteam:<br />

Helmut Meyer, BVWL<br />

Rainer Ollmann, gaus gmbh<br />

Mit finanzieller Unterstützung des Europäischen<br />

Sozialfonds und des Landes Nordrhein-Westfalen.<br />

Inhalt <strong>im</strong> Überblick:<br />

EUROPÄISCHE UNION<br />

Europäischer Sozialfonds<br />

� Seite 2:Wichtige Handlungsfelder für<br />

Prävention<br />

� Seite 3:“Gesundheitssensibilisierung”<br />

� Seite 6:“Stressbewältigung”<br />

� Seite 10:“Bewegung”<br />

� Seite 15:“Gesunde Ernährung und<br />

Pausengestaltung”<br />

In Kooperation mit<br />

Aktion <strong>Münsterland</strong> e.V.<br />

www.aktion-muensterland.de


Wichtige Handlungsfelder für Prävention<br />

1. Gesundheitssensibilisierung<br />

„<strong>Gesundes</strong> <strong>Arbeiten</strong>“ kostet oftmals<br />

nur wenig Geld, dafür aber „Nachdenken”<br />

und Zeit für Gespräche. Beides<br />

investieren gerade die Führungskräfte<br />

und Beschäftigten in kleineren Unternehmen<br />

noch zu wenig. Aus Bequemlichkeit<br />

oder Unwissenheit werden<br />

Gefahren in Kauf genommen oder<br />

ignoriert. Ein wichtiger Schritt zu gesundheitlicher<br />

Prävention ist daher die<br />

Sensibilisierung für gesundheitliche Belastungen.<br />

Unternehmen aus dem<br />

<strong>Münsterland</strong> haben gute Erfahrungen<br />

mit der Thematisierung von Prävention<br />

gemacht – unsere Beispiele zeigen, was<br />

man tun kann.<br />

2. Stressbewältigung<br />

In vielen Branchen ist in der Arbeit<br />

Stress aus den unterschiedlichsten<br />

Gründen zu einem großen gesundheitlichen<br />

Risiko geworden und hat längst<br />

„klassische“ Belastungen überholt. Andauernder<br />

Stress kann zu spürbaren<br />

Leistungseinschränkungen und langen<br />

Ausfallzeiten bis hin zur Erwerbsunfähigkeit<br />

führen. Doch Stress lässt sich<br />

auch mit einfachen Mitteln bekämpfen.<br />

Unsere Beispiele zeigen, wie das geht.<br />

3. Bewegungsmangel<br />

Bewegungsmangel ist eine „Kulturkrankheit“:<br />

Weil körperlich anstrengende<br />

Tätigkeiten zunehmend von<br />

Büroarbeitsplätzen verdrängt werden,<br />

fehlt vielen Beschäftigten ein Ausgleich<br />

zu sitzenden Tätigkeiten. Die sogenannten<br />

mobilen Beschäftigten verbringen<br />

einen großen Teil ihrer Arbeitszeit<br />

sitzend hinter dem Steuer ihres<br />

Autos oder ihres Lastkraftwagens.<br />

Viele Unternehmen bieten ihren Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern daher<br />

Bewegungsalternativen an, um Kreislauf<br />

lauf, Fettverbrennung und Bewegungslust<br />

zu aktivieren – hier stellen wir einige<br />

gute Ideen vor.<br />

4. Gesunde Ernährung<br />

Ernährung ist Privatsache. Kein Unternehmen<br />

darf seinen Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern vorschreiben, wie sie<br />

sich ernähren sollen. Und doch kann<br />

eine falsche Ernährung gravierende Auswirkungen<br />

auf Gesundheit und Arbeitsfähigkeit<br />

haben. Unternehmen können<br />

ihren Beschäftigten bei einer gesünderen<br />

Ernährung ebenso helfen wie bei<br />

einer „gesunden”Arbeitsplatzgestaltung.<br />

Einige Beispiele zeigen, wie dies gleichzeitig<br />

mit Spaß bei der Arbeit umgesetzt<br />

werden kann.<br />

Mitarbeiter-Workshop: „Entwicklung eines Maßnahmeplans<br />

zur Gesundheitsförderung”<br />

2<br />

Diese vier Handlungsfelder zeigen, welche<br />

gesundheitlichen Gefahren die Leistungsfähigkeit<br />

von Beschäftigten beeinträchtigen<br />

können. Sie zeigen aber auch, dass Prävention<br />

nicht allein Sache von Arbeitgebern oder<br />

Beschäftigten ist, sondern sinnvolle Prävention<br />

erst funktioniert, wenn beide Seiten<br />

Ideen,Arbeitszeit, Motivation und auch finanzielle<br />

Ressourcen einbringen. Eine häufige<br />

Lösung ist dabei, dass das Unternehmen Prävention<br />

finanziell unterstützt und die Beschäftigten<br />

Zeit und persönliches Engagement<br />

einbringen. Auch für dieses „Kooperationsmodell”<br />

finden sich in dieser Broschüre<br />

viele Beispiele aus der Praxis kleiner und mittelständischer<br />

Unternehmen.<br />

Besonders wichtig dabei ist: Gute Prävention<br />

muss nicht teuer sein!<br />

Belastungsdreieck „Bewegungsmangel, Fehlernährung,<br />

Stress”<br />

Quelle: Rüdiger Klatt/Rainer Ollmann; in: Diabetes<br />

Stoffwechsel und Herz, Kirchhe<strong>im</strong>verlag, Heft 4/ Juli<br />

2007, S. 267


Handlungsfeld: „Gesundheitssensibilisierung“<br />

Von vielen Menschen wird Gesundheitsschutz<br />

<strong>im</strong>mer noch mit der Vermeidung<br />

von Unfällen gleichgesetzt.<br />

Viele Beschäftigte sehen nur Unfälle,<br />

die durch Maschinen, <strong>im</strong> <strong>Verkehr</strong><br />

oder während der Arbeit passieren<br />

als gesundheitliche Gefahr an. Dabei<br />

gehen die größten Gefahren für die<br />

Gesundheit heute von langfristigen<br />

Erkrankungen aus – Unfälle stellen<br />

längst nicht mehr die Bedrohung dar,<br />

die die Arbeiter der Industrialisierung<br />

fürchteten.<br />

Vor allem Beschäftigte in wissensintensiven<br />

Branchen sind sehr viel stärker<br />

durch schlechte Ernährung, Bewegungsmangel<br />

und Stress bedroht als<br />

durch Unfälle. Ihre häufigsten Krankheitssymptome<br />

sind Diabetes Mellitus,<br />

Magen- und Darmprobleme, Herzerkrankungen,<br />

Bluthochdruck, aber auch<br />

Kopfschmerzen, Rückenprobleme und<br />

Müdigkeit.<br />

Diesen Erkrankungen muss ganz anders<br />

entgegen gewirkt werden als den<br />

„klassischen“ Gesundheitsgefährdungen.<br />

Ein Schwerpunkt moderner Gesundheitsprävention<br />

liegt daher auf der<br />

Sensibilisierung der Beschäftigten für<br />

ihre eigene Gesundheit sowie mögliche<br />

Gefährdungen <strong>im</strong> Arbeitsalltag.<br />

Solche Gefährdungen sind keine akuten<br />

Gefahren, sondern wirken häufig<br />

erst über Jahre als Gefahr. Unternehmen<br />

und deren Belegschaften müssen<br />

sehr individuelle Präventionsformen<br />

entwickeln, um ihren unterschiedlichen<br />

Gefährdungssituationen begegnen zu<br />

können.<br />

Im Folgenden werden Beispiele beschrieben,<br />

in denen auch kleine Unternehmen<br />

den langfristigen Bedrohungen<br />

durch Stress, Bewegungsmangel<br />

und falsche Ernährung entgegen wir-<br />

ken. Sie bauen vor allem auf die Sensibilisierung<br />

ihrer Beschäftigten als „Experten<br />

für die eigene Gesundheit“.<br />

„Prävention ist teuer und funktioniert<br />

nur in großen Betrieben.“ Diesem Vorurteil<br />

treten zwei Unternehmer aus<br />

Rheine entschieden entgegen. Hans-<br />

Joach<strong>im</strong> Wehmeyer ist einer der beiden<br />

Inhaber des Bettenhauses und hält<br />

für seine fünf Beschäftigten eine breite<br />

Vielfalt von Präventionsangeboten bereit.<br />

Ein Beispiel für Prävention in Kleinunternehmen,<br />

bei der es mehr auf<br />

gute Ideen als auf Geld ankommt.<br />

Dazu müssen diese Gefahren erkennen<br />

und in einem Kl<strong>im</strong>a des Vertrauens kommunizieren<br />

können.<br />

Die Gesundheit seiner Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter ist für Hans-Joach<strong>im</strong><br />

Wehmeyer ein wichtiges Thema. Geprägt<br />

durch Erkrankungen in der eigenen<br />

Familie liegt ihm und seinem Bruder<br />

Volker, der ebenfalls <strong>im</strong> Unternehmen<br />

arbeitet, das Wohlergehen und die Gesundheit<br />

der Beschäftigten sehr am Herzen.<br />

Entsprechend engagiert sind die<br />

Brüder, wenn es darum geht, Präventionsmaßnahmen<br />

anzubieten. Das 1922<br />

gegründete Familienunternehmen hat<br />

seinen Hauptsitz in Rheine sowie eine<br />

weitere Filiale in Steinfurt und hat sich<br />

durch die kompetente und engagierte<br />

Beratung und Betreuung seiner Kunden<br />

einen Namen gemacht. Eine Kundengruppe<br />

sind Menschen mit Behinderung,<br />

für die das Bettenhaus Weymeyer spezielle<br />

Angebote bereit hält. Dass auch<br />

ein Unternehmen dieser Größe viele<br />

Präventionsangebote realisieren kann,<br />

haben die beiden Brüder bewiesen. Die<br />

einzigen Voraussetzungen: Engagement<br />

und Kreativität.<br />

So hörte Hans-Joach<strong>im</strong> Wehmeyer vom<br />

Wunsch einer Mitarbeiterin, privat an<br />

einem Fitness-Rad zu trainieren. Kurzerhand<br />

„sponsorte“ er daher die Anschaffung<br />

des Gerätes, weil er es für eine<br />

sinn-<br />

3<br />

� Bettenhaus Wehmeyer, Rheine<br />

Prävention <strong>im</strong> Kleinunternehmen –<br />

auf die Ideen kommt es an!<br />

sinnvolle Maßnahme gesundheitlicher Prävention<br />

hielt. Ein Mitarbeiter bekam vom<br />

Unternehmen gebrauchte Fitness-Geräte<br />

für das Training zuhause geschenkt. Eine Aushilfe<br />

besuchte gemeinsam mit Volker Wehmeyer<br />

ein Seminar zum Thema „Der gesunde<br />

Rücken“. Auch der Besuch weiterer<br />

Seminare zu Gesundheitsthemen wird vom<br />

Unternehmen unterstützt.<br />

„Wir haben uns der Interessengemeinschaft<br />

für Rückenschullehrer/innen e.V. angeschlossen<br />

und damit ein Kompetenzzentrum für<br />

Ergonomie hier <strong>im</strong> Bettenhaus eingerichtet“,<br />

erklärt Hans-Joach<strong>im</strong> Wehmeyer sein Interesse<br />

an Präventionsmaßnahmen. Dadurch<br />

hat sich das Bettenhaus gleichzeitig zu best<strong>im</strong>mten<br />

Maßnahmen wie Weiterbildungen<br />

für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

sowie den Austausch mit Experten verpflichtet.<br />

Insgesamt hat die Mitgliedschaft <strong>im</strong> Verein<br />

das Präventionsinteresse <strong>im</strong> Unternehmen<br />

deutlich erhöht. Die Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter diskutieren mit der Geschäftsführung,<br />

welche Angebote sinnvoll sind und<br />

setzen sich aktiv mit Gesundheitsthemen<br />

auseinander. Dieses Wissen und diese Sensibilität<br />

kann natürlich <strong>im</strong> Beratungsgespräch<br />

mit Kunden genutzt werden. Somit ist das<br />

Thema Prävention für das Bettenhaus Weh-


meyer nun auch ein alternatives Geschäftsfeld.<br />

Aus dem privaten und unternehmerischen<br />

Interesse an der Gesundheit<br />

der Beschäftigten wurde für<br />

das Unternehmen ein viel versprechender<br />

Markt.<br />

Bausteine gesundheitlicher Prävention<br />

<strong>im</strong> Betrieb und zu Hause<br />

Gesundheitssensibilisierung<br />

Stressbekämpfung<br />

Bewegung &<br />

Rücken<br />

Ernährung<br />

zu Hause <strong>im</strong> Betrieb<br />

Impulse aus<br />

dem Betrieb<br />

wirken auch<br />

<strong>im</strong> Privatleben<br />

Sport als<br />

Ausgleich<br />

He<strong>im</strong>trainer<br />

Sportgeräte<br />

gesunde Ernährung<br />

auch<br />

zu hause<br />

durch Ernährungstipps<br />

Weiterbildung<br />

zum Gesundheitstrainer<br />

Sport als<br />

Ausgleich<br />

Besuch eines<br />

Seminars<br />

„Der gesunde<br />

Rücken”<br />

Küche<br />

Obstkorb<br />

Mineralwasser<br />

Als auch für die Kunden sichtbares<br />

Symbol für das gesunde Arbeitsumfeld<br />

in dem Bettenhaus wurde ein Obstkorb<br />

eingeführt, aus dem sich die Beschäftigten<br />

und Kunden stets bedienen<br />

können. Außerdem stehen den Beschäftigten<br />

Mineralwasser und „gesunde<br />

Snacks“ kostenlos zur Verfügung.<br />

Um die Ernährung weiter zu verbessern,<br />

richtete das Unternehmen eine<br />

Küche ein, in der in der Mittagspause<br />

Gerichte zubereitet werden können.<br />

Ein weiteres Angebot, das Herr Wehmeyer<br />

einem Mitarbeiter finanziert<br />

hat, war die Ausbildung zum Gesundheitstrainer.<br />

Diese Weiterbildung wurde<br />

vollständig vom Unternehmen gezahlt<br />

und dient nicht nur dem neuen<br />

G e s u n d h e i t s t r a i n e r s e l b s t , s o n d e r n<br />

auch seinen Kolleginnen und Kollegen.<br />

Diese werden nämlich jetzt von dem<br />

Gesundheitsfachmann bei ihrer Ernährung<br />

mit entsprechenden Vorgaben<br />

und bei der Sressbewältigung gecoacht.<br />

Das Thema Gesundheitsförderung und<br />

Prävention am Arbeitsplatz ist nicht zuletzt<br />

durch dieses Angebot mittlerweile<br />

allgegenwärtig.<br />

„Man muss einfach mal mit den Beschäftigten<br />

zusammen überlegen, was sich<br />

verbessern lässt“, fasst Hans-Joach<strong>im</strong><br />

Wehmeyer seine Erfahrung zusammen.<br />

„Wir waren erstaunt, wie viel man mit<br />

einfachen Mitteln bewirken kann.“<br />

Bettenhaus Wehmeyer<br />

Emsstraße 80 und 88-90<br />

48429 Rheine<br />

Tel: 05971/64408<br />

Gegründet: 1922<br />

Geschäftsführer:<br />

Hans-Joach<strong>im</strong> Wehmeyer<br />

Beschäftigtenzahl: 5<br />

4<br />

Wie funktioniert ganzheitliches<br />

Gesundheitsmanagement?<br />

� Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

werden am Prozess der Gesundheitsförderung<br />

beteiligt, wodurch nicht nur das<br />

spezielle betriebsinterne Wissen der Beschäftigten<br />

als „ExpertInnen in eigener<br />

Sache“ aktiv genutzt wird. „Betroffene zu<br />

Beteiligten“ zu machen, bedeutet auch,<br />

die Eigenverantwortlichkeit der Beschäftigten<br />

zu fördern und letztlich die Akzeptanz<br />

für die gute Sache zu erhöhen<br />

(Partizipation).<br />

� Die Förderung von Gesundheit wird in<br />

allen wichtigen Entscheidungen und in<br />

allen Bereichen des Unternehmens systematisch<br />

und zielorientiert berücksichtigt<br />

(Integration).<br />

� Alle Maßnahmen und Programme zur<br />

Förderung der Gesundheit sind auf die<br />

spezifischen Bedürfnisse der Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter zugeschnitten,<br />

wobei der Gesundheitsmanagementprozess<br />

wie die -ergebnisse einer kontinuierlichen<br />

erfolgssichernden Kontrolle<br />

und Bewertung unterliegen (Projektmanagement).<br />

� Wer Gesundheit fördern will, muss sowohl<br />

bei den Personen (Verhalten) als<br />

auch bei den Arbeitsbedingungen (Verhältnissen)<br />

ansetzen (Ganzheitlichkeit).<br />

� (Quelle: Bundesverband der Betriebskranken<br />

kassen)


Als in einem Jahr gleich vier Mitarbeiter<br />

mit Bandscheibenproblemen erkrankten,<br />

musste Dagmar Hüntemann<br />

reagieren. Die Geschäftsführerin einer<br />

mittelständischen Druckerei <strong>im</strong> <strong>Münsterland</strong><br />

erkannte: Rechtzeitige Prävention<br />

spart Geld und hält gerade die erfahrenen<br />

älteren Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter fit. Denn mit den Erkrankten<br />

fielen gleichzeitig wichtiges Wissen<br />

und wertvolle Arbeitskraft in ihrem<br />

Betrieb für einen längeren Zeitraum<br />

aus. Eine Arbeitsplatzbegehung mit<br />

einer Expertin für Rückenleiden brachte<br />

Präventionsmöglichkeiten ans Licht.<br />

Das Druckhaus Hüntemann <strong>im</strong> münsterländischen<br />

Schöppingen hat sich auf<br />

das Bedrucken von Verpackungen spezialisiert.<br />

40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

sind bei dem bereits 1906 gegründeten<br />

Unternehmen beschäftigt<br />

und stolz auf ihren europaweiten Kundenkreis.Vor<br />

allem bei umweltverträglichen<br />

Verpackungen hat sich das Unternehmen<br />

einen guten Namen<br />

gemacht. Einige der bedruckten Kartons,<br />

Schachteln und Kuverts sind in<br />

einer Vitrine <strong>im</strong> Empfangsbereich des<br />

Familienbetriebs ausgestellt. „Was einzeln<br />

so leicht und zierlich aussieht,<br />

kann in der Masse ganz schön Gewicht<br />

annehmen“, erklärt Dagmar Hüntemann<br />

mit einem Blick in die Vitrine.<br />

Genau dieses Gewicht der Papier- und<br />

Pappmassen, die täglich bewegt werden<br />

müssen stellt daher eine Gefahr<br />

für Rücken und Gelenke dar, wenn Mitarbeiter<br />

falsch heben. Bei der Arbeit<br />

mit Verpackungen ist darum eine gesunde<br />

Körperhaltung besonders wichtig.<br />

Als vier Mitarbeiter über Bandscheibenprobleme<br />

klagten und nach und<br />

nach für längere Zeit ausfielen, schaltete<br />

Dagmar Hüntemann darum eine<br />

fachlich ausgewiesene Physiotherapeutin<br />

ein. Die besuchte das Unternehmen<br />

und beobachtete die Arbeitsabläufe<br />

und Arbeitsplätze aus medizinischer<br />

Perspektive. Bei der Arbeitsplatzbegehung<br />

beobachtete die Exper-<br />

� Druckhaus Hüntemann GmbH & Co. KG, Schöppingen<br />

tin die ergonomische Gestaltung der Arbeitsplätze<br />

und Arbeitsabläufe und achteten<br />

auf ungesunde Bewegungsformen<br />

und mögliche Gefahren für Rücken und<br />

Bandscheiben. Sie sprach mit Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern und ließ sich<br />

häufig ausgeübte Tätigkeiten zeigen.<br />

Dabei erkannte sie kleine, vor allem<br />

aber auch größere Probleme. So hoben<br />

beispielsweise viele Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter mit dem Rücken, statt<br />

über die Knie. „Eine Gefahrenquelle erster<br />

Ordnung“, erinnert sich Dagmar<br />

Hüntemann. Durch die vielen Hebetätigkeiten<br />

kann es zu einseitigen Belastungen<br />

und vielfach zu Überlastungen kommen.<br />

Also startete das Unternehmen<br />

ein Präventionsprogramm: Die Beschäftigten<br />

erhielten Anleitung zum „richtigen<br />

Heben“. Neue Hubwagen, die Material<br />

einfacher auf die Arbeitshöhe befördern<br />

können und so das Heben erleichtern,<br />

wurden angeschafft. Außerdem wurde<br />

eine Mitarbeiterrotation an der Schneidemaschine<br />

eingeführt, denn diese Tätigkeit<br />

erfordert besonders viel Kraft.<br />

Nun wechseln sich die Beschäftigten<br />

mehrfach täglich an der Maschine ab.<br />

Bei einem weiteren Präventionsangebot<br />

konnte das Unternehmen auf die Mitarbeit<br />

einer Krankenkasse bauen. Diese<br />

bietet allen Angestellten einen Kurs mit<br />

Übungen an Kraftgeräten an. 18 Wochen<br />

lang dürfen sie je eineinhalb Stunden<br />

pro Woche trainieren. „Durch die<br />

Arbeitsplatzbegehung haben wir viele<br />

Probleme erkannt. Das wichtigste für<br />

mich war jedoch, dass einige Probleme<br />

ganz gezielt angesprochen wurden und<br />

kurzfristig behebbare kostengünstige<br />

Lösungen vorgeschlagen wurden“, fasst<br />

Dagmar Hüntemann ihre Erfahrungen<br />

5<br />

Arbeitsplatzbegehung zeigt Präventionspotenziale<br />

zusammen. Durch Unterstützung der Expertin<br />

konnten die Beschäftigten auch davon<br />

überzeugt werden, sich anders als bisher,<br />

nämlich gesund zu verhalten.<br />

Den wichtigsten Erfolgsfaktor für das Gelingen<br />

von gesundheitlicher Prävention sieht<br />

die Unternehmerin daher in der Mitarbeiteransprache:<br />

„Man kann seine Beschäftigten<br />

nicht zu gesundem <strong>Arbeiten</strong> zwingen. Man<br />

muss ihre Köpfe erreichen. Wenn man das<br />

geschafft hat, ist der halbe Weg einer sinnvollen<br />

Prävention bereits gegangen.“<br />

Präventionsangebote der Krankenkassen<br />

Viele Krankenkassen bieten ein breites Angebot<br />

von Präventionsmaßnahmen an. Dazu<br />

zählen beispielsweise Kurse zur Rückenschule,<br />

zur gesunden Ernährung oder zum<br />

Kennenlernen von Sportarten. Im Angebot<br />

sind aber auch häufig „Sporturlaube“ –<br />

preiswerte einwöchige Urlaubsangebote,<br />

bei denen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />

verschiedene „gesunde“ Sportarten<br />

ausprobieren und sich über ausgewogene<br />

Ernährung informieren können.<br />

Hüntemann GmbH & Co. KG<br />

Münsterstr. 51<br />

48624 Schöppingen<br />

Tel: 02555/93 92-0<br />

Gegründet: 1906<br />

Geschäftsführerin: Dagmar Hüntemann<br />

Beschäftigtenzahl: 40


Die Gesundheit und das Wohlbefinden<br />

der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

ist für das Zeitarbeitsunternehmen<br />

START Zeitarbeit NRW<br />

GmbH wichtig – so wichtig, dass das<br />

Unternehmen mit den Beschäftigten<br />

Gespräche führt, in denen ausschließlich<br />

über Gesundheitsprävention<br />

gesprochen wird. So sollen gesundheitliche<br />

Risiken erkannt und<br />

bekämpft werden, bevor sie zu Problemen<br />

werden.<br />

„Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

sind nicht bei uns <strong>im</strong> Betrieb<br />

tätig, sondern werden von uns in Entleihbetrieben<br />

eingesetzt“, fasst Vertriebsdisponentin<br />

Birgit Missalla das<br />

Prinzip der Zeitarbeit zusammen. Zeitarbeiter<br />

werden – zumindest in<br />

Deutschland – vom Zeitarbeitsunternehmen<br />

fest oder befristet eingestellt<br />

und auch tariflich bezahlt. Nach dem<br />

vorab vereinbarten “Zeiteinsatz” bei<br />

dem einen Kunden, wird der Zeitarbeiter<br />

an den nächsten Kunden verliehen.<br />

Ein „typischer“ Einsatz dauert rund<br />

drei Monate. Diese spezifischen Arbeitsbedingungen<br />

in der Zeitarbeit<br />

verlangt von der Personalabteilung besondere<br />

Lösungen der gesundheitlichen<br />

Prävention, denn wegen der unterschiedlichen<br />

Einsatzorte besteht<br />

zwischen Personalabteilung und Zeitarbeitern<br />

kein täglicher Kontakt. Außerdem<br />

bringt das häufige Einarbeiten<br />

in neue Arbeitsstellen auch eine spezielle<br />

Belastunge für die Zeitarbeiterinnen<br />

und Zeitarbeiter mit sich.<br />

Eine besondere Antwort auf diese<br />

Problemkonstellation hat START mit<br />

dem „Gesundheitsgespräch“ eingeführt.<br />

„Wir bieten allen Mitarbeitern<br />

an, dass wir uns ganz gezielt über gesundheitliche<br />

Probleme oder Ziele wie<br />

etwa Raucherentwöhnung unterhalten“,<br />

erklärt Birgit Missalla, die als Vertriebsdisponentin<br />

Zeitarbeiter betreut.<br />

In diesen Gesprächen, die in der Regel<br />

zwischen 30 Minuten und eineinhalb<br />

Stunden dauern, können die Zeitar-<br />

beitnehmerinnen und -arbeitnehmer<br />

Themen ansprechen, die ihnen besonders<br />

unter den Nägeln brennen: „Manche<br />

wollen abnehmen“, erklärt Birgit<br />

Missalla, „andere etwas für den Rücken<br />

tun oder generell ihre Ernährung umstellen.“<br />

Damit sie auf diese Fragen eingehen<br />

kann, hat Birgit Missalla mehrere<br />

Fortbildungen besucht. Das Unternehmen<br />

START Zeitarbeit schulte die Disponenten,<br />

die für den Kontakt mit den<br />

Zeitarbeitnehmerinnen und -arbeitnehmern<br />

verantwortlich sind, in Seminaren<br />

zu unterschiedlichen Themen der Gesundheitsförderung.<br />

Dabei wurde auch<br />

privates Know-how der Disponentinnen<br />

und Disponenten einbezogen und individuelles<br />

Interesse an Gesundheitsthemen<br />

berücksichtigt. Außerdem baute<br />

START ein Kontaktnetz zu Krankenkassen,<br />

Therapiepraxen und Beraterinnen<br />

und Beratern auf. So kann Birgit Missalla<br />

am Ende jedes Gesundheitsgespräches<br />

verschiedene Vorschläge unterbreiten.<br />

„Häufig stelle ich für die Beschäftigten<br />

Kontakt zu Experten her“, erklärt sie.<br />

Vielfach reicht auch der Verweis auf Angebote<br />

von Krankenkassen, Fitness-Studios<br />

oder Seminarangebote zur Nikotinentwöhnung.<br />

Bei gesundheitlichen<br />

Problemen verweist sie meist auf Hausärzte,<br />

denn medizinische Beratung kann<br />

das Gesundheitsgespräch nicht leisten.<br />

Doch Unterstützung zur gesunden Lebensführung<br />

kann Birgit Missalla anbieten:<br />

So sponsort START schon mal den<br />

Besuch <strong>im</strong> Fitness-Studio, gibt Informationen<br />

von Krankenkassen weiter oder<br />

verweist auf interessante Seminare und<br />

Vorträge.<br />

Um das neue Angebot der Gesundheitsgespräche<br />

in der Belegschaft bekannt<br />

zu machen, schickte die Lohnabteilung<br />

mit jeder Lohnabrechnung eine<br />

Informationsbroschüre an die Beschäftigten.<br />

Darin wurde auf das Gesundheitsgespräch<br />

hingewiesen und die Vorteile<br />

beschrieben. Jede Mitarbeiterin und<br />

jeder Mitarbeiter hat seitdem Anspruch<br />

auf ein solches Gespräch. „Wichtig ist<br />

vor allem, dass das Gespräch freiwillig<br />

ist”, sagt Birgit Misalla. Gerade bei einem<br />

� START Zeitarbeit NRW GmbH, Duisburg/Coesfeld<br />

6<br />

Gesundheit der Mitarbeiter ist ein<br />

eigenes Gespräch wert!<br />

so sensiblen Thema wie der persönlichen<br />

Gesundheit muss das Gespräch vom Mitarbeiter<br />

gewollt sein. Dazu müsse eine besondere<br />

Vertrauensbasis zwischen Mitarbeitern<br />

und dem Unternehmen bestehen. Auf Seiten<br />

des Unternehmens sollten außerdem<br />

motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

mit dem Führen der Gespräche beauftragt<br />

werden. Birgit Missalla: „Es ist wichtig, interessierte<br />

Leute einzubinden, denn die legen sich<br />

richtig für ein Thema ins Zeug.“ Als weiteren<br />

Erfolgsfaktor nennt sie schließlich ein gutes<br />

Durchhaltevermögen, denn das Vertrauen<br />

der Angestellten zu diesem Instrument muss<br />

mit der Zeit reifen, weil mit der körperlichen<br />

Fitness auch sehr sensible Themen angesprochen<br />

werden. „Wenn diese Regeln beherzigt<br />

werden, ist das Gesundheitsgespräch sicher<br />

ein gutes Instrument, um das Wohlbefinden<br />

und die Einsatzfähigkeit der Belegschaft zu<br />

verbessern“, ist sich Birgit Missalla sicher. Außerdem<br />

erhöht das Interesse des Unternehmens<br />

an der Gesundheit der Beschäftigten<br />

auch deren Arbeitszufriedenheit und Identifikation<br />

mit dem Betrieb – ein Effekt, der besonders<br />

in personalintensiven Branchen<br />

kaum hoch genug bewertet werden kann.<br />

START Zeitarbeit NRW GmbH, Niederlassung<br />

Coesfeld<br />

Weßlings Kamp 19<br />

48653 Coesfeld<br />

Tel.: 02541 9482-0<br />

www.coesfeld@start-nrw.de<br />

Gegründet: 1995<br />

Geschäftsführer:<br />

Wilhelm Oberste-Beulmann, Dr. Ulrich<br />

Jansen, Michael Jeske<br />

Beschäftigtenzahl: 150 interne,<br />

1800 externe (Zeitarbeitnehmer)


Was ist eigentlich Zeitarbeit?<br />

Zeitarbeit, auch „Leiharbeit“, „Personaldienstleistung“<br />

oder „Arbeitnehmerüberlassung“<br />

genannt, ist der Einsatz<br />

von Personal in Fremdbetrieben.<br />

Das Zeitarbeitsunternehmen, häufig<br />

als „Personaldienstleister“ bezeichnet,<br />

stellt Mitarbeiter ein, um sie anderen<br />

Unternehmen zur Verfügung<br />

zu stellen. Zeitarbeiter erhalten ihr<br />

Gehalt vom Zeitarbeitsunternehmen,<br />

die Arbeitsaufträge mit den entsprechenden<br />

Anweisungen aber vom<br />

Entleihbetrieb. Sie beziehen ein sozialversicherungspflichtigesEinkommen<br />

und werden seit 2004 nach Tariflöhnen<br />

entlohnt.<br />

Der Vorteil von Zeitarbeitsunternehmen<br />

für Entleihbetriebe liegt in der<br />

Flexibilität: Bei unvorhergesehenen<br />

Auftragsspitzen, in Urlaubszeiten<br />

oder bei Arbeitskraftausfällen bei<br />

Krankheit, Mutterschaft oder Bundeswehr-/Zivildienstzeit<br />

können<br />

kurzfristig Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

rekrutiert werden, die das<br />

Unternehmen wieder verlassen,<br />

wenn sie nicht mehr benötigt werden.<br />

Zeitarbeiter profitieren von der<br />

Möglichkeit, verschiedene Unternehmen<br />

kennen zu lernen sowie von der<br />

hohen Übernahmequote in den Entleihbetrieben.<br />

Rund jeder dritte Zeitarbeiter<br />

wird vom Entleihunternehmen<br />

übernommen.<br />

In Deutschland sind rund 600.000<br />

Menschen oder zwei Prozent aller<br />

Arbeitnehmer bei Zeitarbeitsunternehmen<br />

angestellt. Logistik-Unternehmen<br />

stellen vor allem Buchhaltungsfachkräfte,<br />

Gabelstaplerfahrer,<br />

Kommissionierer, Lager- und Transportarbeiter<br />

sowie Verpackungshelfer<br />

über Personaldienstleister ein.<br />

Handlungsfeld: „Stressbewältigung“<br />

Stress ist nach einer Studie der EU-<br />

Kommission die zweitgrößte Gesundheitsgefahr<br />

am Arbeitsplatz. Geschätzte<br />

63 Millionen Arbeitstage gehen in<br />

Europa jedes Jahr durch Erkrankungen<br />

verloren, die auf Stress zurückzuführen<br />

sind. 28% der beschäftigten Europäer<br />

sehen Stress als Gefahr für ihre Gesundheit<br />

– besonders in den Branchen<br />

„Transport und Kommunikation“, „Bildung“<br />

und „Gesundheits- und soziale<br />

Berufe“. Auch deutsche Studien kommen<br />

zu diesem Ergebnis: Nach Angaben<br />

der AOK kletterte die Zahl der Arbeitsausfälle<br />

durch psychische Belastungen<br />

von 1995 bis 2002 um 74 Prozent. Die<br />

Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin<br />

beziffert die Kosten für Arbeitsausfall<br />

durch psychische Arbeitsbelastungen<br />

in Deutschland pro Jahr auf<br />

24,5 Milliarden Euro – 13,4 Milliarden<br />

Euro davon tragen die Unternehmen,<br />

wenn kranke Mitarbeiter nicht zur Arbeit<br />

erscheinen.<br />

Stress ist schon fast etwas Alltägliches.<br />

Jeder weiß, was es bedeutet unter Stress<br />

zu leiden. Doch in einigen Branchen gibt<br />

es sehr häufig Stress. Immer dann, wenn<br />

mehrere Stressauslöser, so genannte<br />

„Stressoren“ aufeinander treffen, wird<br />

der Druck auf die Beschäftigten besonders<br />

groß. Stressoren sind zum Beispiel:<br />

Termin- und Erfolgsdruck, Unterbrechungen<br />

durch Kollegen oder Kunden,<br />

das Klingeln des Telefons und Ausfälle<br />

von Maschinen oder Arbeitsgeräten.<br />

Stress kann ernsthaft krank machen,<br />

wenn man ihn nicht bewältigen kann.<br />

Das Immunsystem wird etwa durch<br />

Stress negativ beeinflusst. Man vermutet,<br />

dass Stress einen sehr großen Anteil an<br />

der Entstehung und am Verlauf von<br />

Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Krankheiten,<br />

Asthma, allergischen Reak-tionen,<br />

Magenbeschwerden, Kopfschmerzen<br />

und dermatologischen Erkrankungen<br />

hat. Stress kann durch geeignete<br />

Maßnahmen reduziert werden. In den<br />

folgen-<br />

7<br />

� mediaBEAM GmbH,Ahaus<br />

Stressabbau am Arbeitsplatz<br />

folgenden Beispielen werden einige Ansätze<br />

dazu genannt.<br />

Über kaum einen Besucher freuen sich die<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Firma<br />

mediaBEAM so sehr wie über Tanja Lucassen.Wenn<br />

die Physiotherapeutin die Firma in<br />

Ahaus betritt, trägt sie eine mobile Massagebank<br />

unter dem Arm und wird freudig begrüßt.<br />

„’20 Minuten Wohlfühlen’ nennen unsere<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter diese<br />

Streicheleinheit“, schmunzelt Jochen Meyer.<br />

Der Geschäftsführer des Anbieters von<br />

Kommunikationslösungen erklärte sich in<br />

seinem Unternehmen persönlich für die Gesundheitsprävention<br />

am Arbeitsplatz verantwortlich.<br />

„15 Minuten Wohlfühlen“ – Massage am<br />

Arbeitsplatz<br />

Jede Branche kennt unterschiedliche gesundheitliche<br />

Gefahren. „Bürojobs“ bringen<br />

ein geringes Risiko in Bezug auf Verletzungen<br />

und Berufsunfälle mit sich, dafür<br />

finden sich hier häufiger Gefährdungen<br />

durch Stress. Gerade in der schnelllebigen<br />

Software- und Medienbranche hat Stress<br />

längst „klassische“ Gefährdungen überholt.<br />

Ein Unternehmen aus dem <strong>Münsterland</strong><br />

hat einen innovativen Ansatz gegen den<br />

Stress eingeführt. Die Beschäftigten erhalten<br />

entspannende Massagen.


„In anderen Branchen kämpft man<br />

gegen Unfälle oder Erkrankungen der<br />

Atemwege“, erklärt Jochen Meyer<br />

seine Motivation. „Aber bei uns ist halt<br />

der Stress die Gesundheitsgefahr<br />

Nummer Eins. Das ist schlecht für die<br />

Motivation, das Betriebskl<strong>im</strong>a und die<br />

Identifikation der Beschäftigten mit<br />

dem Unternehmen.Also tun wir etwas<br />

dagegen.“<br />

Die Idee des Unternehmers: Alle 14<br />

Tage besucht eine Physiotherapeutin<br />

das Unternehmen und massiert jede<br />

Mitarbeiterin und jeden Mitarbeiter 20<br />

Minuten lang. Das entspannt nicht nur<br />

die Muskulatur, sondern auch die Massierten.<br />

Sie legen eine Ruhepause ein,<br />

die bewusst genossen wird – denn die<br />

20 Minuten sollen als „Auszeit“ genutzt<br />

werden. Die Beschäftigten können<br />

den betrieblichen Alltagsstress für<br />

einen Moment vergessen und das<br />

Weiterarbeiten fällt danach viel leichter.<br />

Doch die Massage unterstützt nicht<br />

nur die psychische Entspannung. Sie<br />

regt auch das Nerven- und Kreislaufsystem<br />

an, so dass die Organe und<br />

Muskeln opt<strong>im</strong>al durchblutet werden.<br />

Eine bessere Durchblutung sorgt für<br />

mehr Energie am Arbeitsplatz.<br />

Die 14-tägliche Massage wurde bei<br />

mediaBEAM durch ein Stressbewältigungsseminar,<br />

ergonomische Beratung<br />

und einen individuellen Arbeitsplatz-<br />

Check abgerundet. Dabei sah sich<br />

Tanja Lucassen jeden Arbeitsplatz<br />

genau an und gab den Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern auch gleich Bewegungstipps<br />

und Entspannungsübungen<br />

für das Büro mit an die Hand.<br />

„Durch die mobile Massage hat sich<br />

das Betriebskl<strong>im</strong>a verbessert, die Identifikation<br />

der Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter mit dem Unternehmen erhöht<br />

und unsere Fähigkeit, Stress zu<br />

bewältigen verbessert“, ist sich Jochen<br />

Meyer sicher und fügt schmunzelnd<br />

hinzu: „Außerdem hat sich der Spaß-<br />

Faktor der Arbeit erhöht – zumindest<br />

alle 14 Tage.“<br />

mediaBEAM GmbH<br />

Parallelstraße 38<br />

48683 Ahaus<br />

Tel: 02561/695-0<br />

www.mediabeam.de<br />

Gegründet: 1999<br />

Geschäftsführer: Jochen Meyer<br />

Beschäftigtenzahl: 15<br />

8<br />

Entspannung durch Anspannen:Was ist<br />

progressive Muskelrelaxation?<br />

Die progressive Muskelrelaxation, kurz<br />

PMR, beruht auf zwei Grundlagen: Zum<br />

einen auf der Tatsache, dass ein max<strong>im</strong>al<br />

angespannter Muskel sich nach dem „Loslassen“<br />

auch max<strong>im</strong>al entspannt. Zum anderen<br />

spiegelt der Muskelzustand bei vielen<br />

Menschen die Seelenlage wider. Wenn<br />

jemand innerlich angespannt ist, sind es oft<br />

auch die Muskeln. So kann umgekehrt muskuläre<br />

Entspannung dabei helfen, insgesamt<br />

ruhiger zu werden. Bei der PMR werden<br />

nacheinander verschiedene Muskelgruppen<br />

einige Sekunden lang angespannt und<br />

dann wieder losgelassen. Während der<br />

Phasen der Anspannung und Entspannung<br />

sollte man genau darauf achten, wie sich<br />

die betreffenden Muskeln anfühlen, um die<br />

Wahrnehmung für den eigenen Körper zu<br />

schulen. Die PMR bietet keine Soforthilfe!<br />

Sie muss erlernt werden, und bis die Wirkung<br />

spürbar wird, kann es einige Wochen<br />

dauern, in denen man täglich üben sollte.<br />

Autogenes Training<br />

Das autogene Training ist ein Verfahren zur<br />

„konzentrativen Selbstentspannung”. Es basiert<br />

<strong>im</strong> Gegensatz zur Hypnose ausschließlich<br />

auf der eigenen Vorstellungskraft<br />

und wird zumeist in kleinen Gruppen in<br />

wöchentlichen Sitzungen vermittelt. Jede<br />

Übung dauert drei bis fünf Minuten und<br />

wird <strong>im</strong> Sitzen oder Liegen bei geschlossenen<br />

Augen durchgeführt. In der Regel wird<br />

in jeder Sitzung eine Formel eingeübt z. B.<br />

„Mein rechter Arm ist ganz schwer“ oder<br />

„Mein Körper ist angenehm warm“. Die<br />

Übenden konzentrieren sich dann auf die<br />

Wahrnehmung dieser Schwere oder<br />

Wärme und sollten die Übungen zu Hause<br />

mehrfach wiederholen.<br />

(Quelle: BKK Bundesverband)


Eine Umfrage brachte es ans Licht:<br />

Nach ihren größten Problemen <strong>im</strong><br />

Arbeitsalltag befragt, gab eine Vielzahl<br />

der 160 Beschäftigten der Firma<br />

d.velop aus Gescher Stress als größte<br />

Belastung <strong>im</strong> Büro an. Das börsennotierte<br />

Unternehmen richtet für die<br />

Angestellten jetzt einen Ruheraum<br />

ein, zu dem der Alltagsstress keinen<br />

Zugang hat. Ein Werkstattbericht.<br />

d.velop ist ein erfolgreicher Anbieter<br />

von innovativen Lösungen für digitale<br />

Geschäftsprozessopt<strong>im</strong>ierung; Schwerpunkte<br />

sind Archiv-, Dokumenten- und<br />

Workflow-Management-Systeme. Seit<br />

Gründung <strong>im</strong> Jahr 1992 opt<strong>im</strong>iert die<br />

d.velop AG mit ihren branchenunabhängigen<br />

Produkten die dokumentengestützten<br />

Arbeitsabläufe ihrer Kunden.<br />

„Dadurch nehmen wir unseren Kunden<br />

viel Stress in Sachen Dokumentenmanagement<br />

ab“, erklärt d.velop-<br />

Marketingleiter Frank Schnittker.<br />

Doch gleichzeitig baute sich bei den<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />

des weltweit tätigen Unternehmens<br />

selber Stress auf. „Das Unternehmen<br />

musste handeln“, stellt Frank Schnittker<br />

fest, denn: „Das Kapital unseres<br />

Unternehmens steckt in den Köpfen<br />

der Mitarbeiter. Wenn sie durch<br />

Stress gehemmt werden, dann ist das<br />

schädlich für unser Unternehmen.<br />

Unsere Konsequenz daraus:<br />

Wir müssen unseren Angestellten<br />

bei der Stressbewältigung helfen!“<br />

Als Gegenmaßnahme gegen betrieblichen<br />

Stress entwarfen Frank Schnittker<br />

und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

von d.velop die Idee eines Rückzugsraumes.<br />

Innerhalb der nächsten<br />

Monate soll ein Raum entstehen, in<br />

dem eine ruhige und entspannte Atmosphäre<br />

herrscht und der einen<br />

hohen Erholungs- und Wohlfühlfaktor<br />

gewährleistet. Die Beschäftigten sollen<br />

sich hier zwanglos und gerne zurückziehen<br />

können, aber sich auch zum informellen<br />

Meinungsaustausch mit Kollegen<br />

treffen und so den Informationsfluss und<br />

die Projektorganisation <strong>im</strong> Unternehmen<br />

verbessern. Gleichzeitig soll damit<br />

der in den letzten Jahren entstandenen<br />

„Grüppchenbildung“ entgegengewirkt<br />

werden. Denn seit dem Neubau eines<br />

weiteren Gebäudes hat jedes Haus seinen<br />

eigenen Treffpunkt für soziale Kontakte.<br />

Die Geschäftsleitung verspricht<br />

sich von der Einrichtung des Rückzugsraumes,<br />

dass sich Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter verschiedener Abteilungen<br />

an einem zentralen Ort treffen und die<br />

Kommunikation untereinander wieder<br />

reger wird.<br />

Schon vor Fertigstellung des Raumes<br />

lassen sich seine ersten positiven Auswirkungen<br />

greifen. So loben die Beschäftigten,<br />

dass sich das Unternehmen ihrer<br />

Probleme ann<strong>im</strong>mt und mit dem Ruheraum<br />

eine innovative Lösung anbietet.<br />

Einige fassten die Idee des Rückzugsraumes<br />

sogar so positiv auf, dass sie spontan<br />

eine Gruppe von freiwilligen Helfern<br />

bildeten, die den Raum an Wochenenden<br />

und nach Feierabend mitgestalteten.<br />

Durch die aktive Beteiligung der Belegschaft<br />

an der Gestaltung des Raumes<br />

werden die Akzeptanz und die Nutzung<br />

des Raumes weiter erhöht.<br />

d.velop AG digital business solutions<br />

Schildarpstraße 6-8<br />

48712 Gescher<br />

Tel: 02542-93 07-0<br />

www.d-velop.de<br />

Gegründet: 1992<br />

Vorstand: Christoph Pliete<br />

Beschäftigtenzahl: 120<br />

9<br />

� d.velop AG digital business solutions,<br />

Gescher<br />

Stress – eine häufige Belastung <strong>im</strong> Medienalltag<br />

Arbeitsbedingter Stress wird verstanden<br />

als „emotionale und psychophysiologische<br />

Reaktion auf ungünstige und schädliche Aspekte<br />

der Arbeit, des Arbeitsumfelds und<br />

der Arbeitsorganisation. Stress ist ein Zustand,<br />

der durch hohe Aktivierungs- und<br />

Belastungsniveaus gekennzeichnet ist und<br />

oft mit dem Gefühl verbunden ist, man<br />

könne die Situation nicht bewältigen.“ (Europäische<br />

Kommission, Generaldirektion V,<br />

1997)<br />

In einer Forsa-Befragung aus dem Jahr<br />

1997 nannten 1.000 befragte Personen folgende<br />

Stressoren als belastend:<br />

� Zeit- und Termindruck (50%)<br />

� Zu viel Arbeit (39%)<br />

� Doppelbelastung durch Beruf und<br />

Haushalt (29%)<br />

� Angst vor Arbeitsplatzverlust (25%)<br />

� Schwierige Arbeitsaufgaben (21 %)<br />

� Probleme mit den Vorgesetzten (20%)<br />

� Einführung neuer Arbeitsmethoden<br />

und Techniken (17%)<br />

� Probleme mit den Kollegen (16%)<br />

� Schichtarbeit (15%)<br />

Wir bauen Stress ab –<br />

<strong>im</strong> Ruheraum!<br />

(Quelle: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin,<br />

„Stress <strong>im</strong> Betrieb? Handlungshilfen<br />

für die Praxis“)


Der Berufsalltag in der Seniorenpflege<br />

ist hektisch und sehr anstrengend. Die<br />

Sorge um die Gesundheit und Pflege<br />

ihrer Patienten lässt den Pflegenden<br />

kaum Zeit, sich über eigene gesundheitliche<br />

Belastungen Gedanken zu<br />

machen oder sogar aktiv zu werden.<br />

Be<strong>im</strong> Caritas Pflege & Gesundheit in<br />

Borken wurde daher folgendes Konzept<br />

entwickelt: An regelmäßig stattfindenden<br />

Präventionswochenenden<br />

werden alle wichtigen Informationen<br />

und Tipps sowie alternativeVerhaltensstrategien<br />

rund um betriebliche Gesundheitsprävention<br />

gebündelt und<br />

mit kleinen Trainingseinheiten zu geeigneten<br />

Präventionsmaßnahmen kombiniert.<br />

Das „Präventionswochenende“<br />

kommt bei den Beschäftigten sehr gut<br />

an.<br />

Seit 2004 bietet Caritas Pflege & Gesundheit<br />

eine Fortbildung zum Thema<br />

„Gesundheitsförderung – Pflegeprävention“<br />

an. Der Fachbereich Caritas<br />

Pflege & Gesundheit (Caritas Senioren<br />

Service bis zum 31.12.2006 ) ist eine<br />

Abteilung des Caritasverbandes für<br />

das Dekanat Borken e.V.<br />

Der Fachbereich Caritas Pflege & Gesundheit<br />

hat als Schwerpunkt die ambulante<br />

Versorgung von hilfe- und pflegebedürftigen<br />

Menschen in der häuslichen<br />

Umgebung. Neben fünf Stationen<br />

der Mobilen Pflege gibt es noch<br />

weitere Angebote, welche die Versorgung<br />

zuhause unterstützen. Dazu zählt<br />

auch die Beratungsstelle für ältere<br />

Menschen und pflegenden Angehörigen,<br />

in der Anja Palesch hauptsächlich<br />

tätig ist.<br />

Bereits <strong>im</strong> Studium zur Diplompflegewissenschaftlerin<br />

an der FH entdeckte<br />

sie auch die Gesundheitsförderung als<br />

besonderes Arbeitsgebiet. Mit diesem<br />

Interesse lief sie be<strong>im</strong> Fachbereichsleiter<br />

Herr Matthias Mört offene Türen<br />

ein. Gemeinsam wurde überlegt und<br />

für die Mitarbeiter ein ansprechendes<br />

Angebot entwickelt. Längst werden die<br />

Mitarbeiter bei der Caritas als wichti-<br />

ges Glied in einem reibungsarmen Arbeitsprozess<br />

erkannt. Es entstand die<br />

Idee, ein Wochenende zum Thema anzubieten.<br />

Präventionsbeauftragte:<br />

Anja Palesch, Caritas Borken<br />

Matthias Mört als Fachbereichsleiter der<br />

Caritas Pflege & Gesundheit möchte mit<br />

diesem Angebot mehrere Aspekte verknüpfen.<br />

Zunächst sollen die TeilnehmerInnen<br />

mit dem Thema Gesundheitsförderung<br />

vertraut gemacht werden.<br />

Außerdem werden zum Thema „Verbesserungspotenzial<br />

für die betriebliche<br />

Gesundheitsförderung“ aktiv Vorschläge<br />

erarbeitet. Die Ergebnisse werden dann<br />

später anonym zusammengefasst und in<br />

den einzelnen Teams bekannt gegeben.<br />

Soweit wie möglich werden einzelne<br />

Vorschläge (Ergebnisse des ersten<br />

Tages), die auf eine breitere Problemlage<br />

reagieren „institutionalisiert“. So bietet<br />

die Caritas ihren Beschäftigten nun gemeinsame<br />

Fitnessstudiobesuche (dazu<br />

wurden Sonderkonditionen für Beschäftigte<br />

ausgehandelt), einen Walking-Treff,<br />

einen Workshop „Rückenschonendes<br />

<strong>Arbeiten</strong>“ und die so genannte „Befindlichkeitsrunde“<br />

an, in der die Mitarbeiter<br />

sich zu aktuellen Problemen äußern<br />

können.<br />

Ziel dieses Präventionswochenendes ist<br />

es nicht nur die persönliche Einstellung<br />

zur eigenen Gesundheit zu opt<strong>im</strong>ieren,<br />

sondern diesen Gedanken auch weiter<br />

zu tragen. Auch pflegende Angehörige<br />

stellen sich einer großen Herausforderung.<br />

Gerade Mitarbeiter der Mobilen<br />

Pflege sind ständig mit diesen Menschen<br />

in Kontakt und können so den Gedanken<br />

10<br />

� Caritas Pflege & Gesundheit, Borken<br />

Zeit für Prävention –<br />

an Präventionswochenenden<br />

Gedanken der persönlichen Gesundheitsförderung<br />

weiter tragen, bis in die kleinste Zelle<br />

der Gesellschaft, die Familie.<br />

Das Wochenende findet 1 Mal pro Jahr statt.<br />

Es ist ein kostenfreies Angebot, das von den<br />

Mitarbeitern gern genutzt wird.Acht TeilnehmerInnen<br />

nehmen jeweils an diesen zwei<br />

Tagen eine Auszeit, denn „Gesundheitsförderung<br />

beginnt <strong>im</strong> Kopf“. Um den TeilnehmerInnen<br />

Zeit zum Kennen lernen zu geben,<br />

geht es am ersten Tag um allgemeine Themen<br />

der Gesundheitsförderung. Beispielsweise<br />

um die Rolle der Politik, die Rolle des<br />

Arbeitsgebers und den Einfluss des Teams, in<br />

dem man arbeitet.<br />

Präventionswochenende „Gesundheitsförderung beginnt<br />

<strong>im</strong> Kopf“<br />

Mit unterschiedlichen Methoden, auch mit<br />

Vermittlung von Informationen, versucht<br />

Anja Palesch, die TeilnehmerInnen für das<br />

Thema zu sensibilisieren. Schnell wird klar,<br />

das eigentlich schon vieles bekannt ist, jedoch<br />

oft nicht erkannt und umgesetzt wird.<br />

Man muss nicht nur reden, sondern auch<br />

tun. Dabei ist auch für Matthias Mört und<br />

Anja Palesch klar, kontinuierliche Verbesserung<br />

ist notwendig, um die eigene Qualität<br />

zu opt<strong>im</strong>ieren. So wurde beispielsweise <strong>im</strong><br />

letzten Jahr erstmals abends noch eine Bewegungseinheit<br />

mit einer Physiotherapeutin<br />

eingeschoben, wo vorher der gemeinsame<br />

Abendspaziergang statt fand. Dies kam bei<br />

den TeilnehmerInnen sehr gut an.


Am zweiten Tag geht es dann hauptsächlich<br />

um die ganz persönliche Situation<br />

der einzelnen TeilnehmerInnen.<br />

Immer fließen auch Tränen, aber die<br />

Gruppe arbeitet gemeinsam an neuen<br />

individuellen Zielen für die persönliche<br />

Gesundheitsförderung. Der intensive<br />

Austausch mit allen Anwesenden<br />

stärkt jeden Einzelnen. Wieder führt<br />

die Anwendung unterschiedlicher Methoden,<br />

aber auch die guten Rahmenbedingungen<br />

und eine einfühlsame,<br />

neutrale Leitung zu sehr unterschiedlichen<br />

Strategien und individuellen persönlichen<br />

Zielen.<br />

Grundlegend ist zum Angebot zu<br />

sagen, dass der Reflexion genauso viel<br />

Aufmerksamkeit geschenkt wird, wie<br />

der Vorbereitung des Angebotes. Erfahrungswerte<br />

und Wahrnehmungen<br />

der Mitarbeiter fließen in den Ablauf<br />

und die Struktur mit ein, ein weiteres<br />

Treffen wird ebenfalls in der Arbeitszeit<br />

angeboten. Die Themen werden<br />

von der Gruppe je nach Bedarf selbst<br />

best<strong>im</strong>mt. Bisher gewählt wurden z.B.<br />

Kommunikationsstrategien oder Entspannungstechniken.<br />

Ganz wichtig ist<br />

auch die Auseinandersetzung mit den<br />

erreichten Zielen. So wird auch in der<br />

Gruppe be<strong>im</strong> ersten Nachtreffen besprochen,<br />

wer seine Ziele umsetzen<br />

konnte. Auch die genutzten und ungenutzten<br />

Strategien werden thematisiert.<br />

Da diese Ziele gemeinsam erarbeitet<br />

wurden, n<strong>im</strong>mt jedes Mitglied<br />

der Gruppe Anteil und wirkt somit<br />

motivierend, auch außerhalb der geplanten<br />

Treffen. Außerdem lernt man<br />

viel von den anderen Gruppenmitgliedern,<br />

es wird vieles deutlich, was vorher<br />

als nicht wichtig erschien.<br />

Annerkennenswert und fortschrittlich<br />

ist das Engagement der Caritas ohne<br />

Frage. Allerdings muss mit Blick auf die<br />

Kosten leider bei den offiziellen Nachtreffen<br />

ein Schnitt gemacht werden.<br />

Opt<strong>im</strong>al wäre eine weitere kontinuierliche<br />

Weiterbegleitung der einzelnen<br />

Gruppen, um langfristig nicht wieder in<br />

den Alltagstrott zu verfallen.<br />

Der Fachbereiches Caritas Pflege & Gesundheit<br />

ist in Planung Gesundheitswochenenden<br />

für andere Gruppen zur Verfügung<br />

zu stellen. Interessierte Unternehmen<br />

oder auch Gruppen von Menschen<br />

könnten somit von den Erfahrungswerten<br />

profitieren.<br />

Veronika Wolter, examinierte Altenpflegerin,<br />

zieht nach dem Wochenende<br />

ein positives Fazit:<br />

„Mir hat die Teilnahme am Präventionswochenende<br />

nicht nur sehr gut<br />

gefallen, sondern auch nachhaltig sehr<br />

viel gebracht. Vor allem die sehr persönliche<br />

Atmosphäre hat es leicht gemacht,<br />

auch über meine persönlichen<br />

Probleme und Ziele zu sprechen.“<br />

Caritas Pflege & Gesundheit<br />

Matthias Mört<br />

Turmstraße 14<br />

46325 Borken<br />

Tel: 02861/9 45-810<br />

www.caritas-borken.de<br />

Beschäftigtenzahl: 109<br />

11<br />

Was kostet Krankheit <strong>im</strong> Betrieb wirklich?<br />

Nach einer Berechnung der Bundesanstalt<br />

für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin<br />

(BAuA) aus dem Jahre 2001 belaufen sich<br />

allein die hierzulande durch Fehlzeiten bedingten<br />

Kosten bei konservativer Schätzung<br />

auf jährlich über 35 Mrd. Euro. Darin<br />

noch nicht enthalten sind: Fehlzeiten unterhalb<br />

der Karenzzeit von 3 Tagen, die bei der<br />

Unfall-, Kranken- und Rentenversicherung<br />

anfallenden Kosten vermeidbarer Unfälle,<br />

Berufskrankheiten, Behandlung und Frühberentung.<br />

Die Kosten krankheitsbedingter Produktionsausfälle<br />

lagen laut Berechnungen des<br />

Münchner Instituts für Wirtschaftsforschung<br />

(Ifo) bereits <strong>im</strong> Jahr 2000 bei 4,2%<br />

des Bruttoinlandsproduktes. Das entspricht<br />

einem Wert von umgerechnet 85 Mrd.<br />

Euro.<br />

Das Ergebnis eines Forschungsprojektes<br />

des BKK-Team Gesundheit zu den Folgekosten<br />

beruflicher Belastungen veranschaulicht<br />

noch mal eindrücklich das erhebliche<br />

Einsparpotenzial gesunder Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter: In Deutschland<br />

waren danach 1998 die Kosten arbeitsbedingter<br />

Erkrankungen mit mindestens<br />

28 Mrd. Euro zu veranschlagen. Diese<br />

ergaben sich aufgrund von körperlichen<br />

Belastungen und setzen sich aus 14,9 Mrd.<br />

Euro direkten Kosten und 13,5 Mrd. Euro<br />

indirekten Kosten zusammen. Psychische<br />

Belastungen führten zu 11,1 Mrd. Euro direkten<br />

und 13,4 Mrd. Euro indirekten Kosten.<br />

(Quelle: Bundesverband der Betriebskassen)


Handlungsfeld:„Bewegung“<br />

Ein Problem vieler Beschäftigter ist<br />

mangelnde Bewegung. Dies resultiert<br />

aus mehreren Faktoren. Man sitzt den<br />

ganzen Tag am Computer, hat alles<br />

griffbereit auf dem Desktop liegen und<br />

braucht sich kaum noch zu bewegen.<br />

Dazu kommt, dass in vielen wissensintensiven<br />

Branchen überdurchschnittlich<br />

viel gearbeitet wird. Somit reduziert<br />

sich zwangsläufig die Freizeit, die<br />

man für Bewegung und Sport investieren<br />

könnte.<br />

Ausreichende Bewegung ist ein starkes<br />

Präventionsmittel. Es bringt das Herz<br />

und die Organe in Schwung, stärkt die<br />

Muskulatur und hilft bei der Bekämpfung<br />

oder Vermeidung von Übergewicht.<br />

Bewegung in entsprechender Intensität<br />

kann zu einer Ausschüttung<br />

von Endorphinen, den so genannten<br />

Glückshormonen, führen, was zur Folge<br />

hat, dass man sich besser fühlt, zufriedener<br />

ist und belastbarer wird.<br />

Zudem wird durch Bewegung das Immunsystem<br />

angeregt und es werden<br />

vermehrt Abwehrzellen produziert.<br />

Ebenso wird der Fettstoffwechsel verstärkt,<br />

was zu einer Senkung der Cholesterin-Werte<br />

führt.<br />

Die Verbrennung von Kalorien wird<br />

durch Bewegung sowohl kurzfristig als<br />

auch langfristig durch das so genannte<br />

„Nachbrennen“ nach der Belastung<br />

gesteigert. Zudem steigert Muskelmasse<br />

den Grundumsatz.<br />

Unsere modernen Gesellschaften<br />

haben die körperliche Bewegung, die<br />

einen Ausgleich für lange sitzende<br />

Tätigkeiten herstellen könnte, abgeschafft.<br />

In vielen Unternehmen wird<br />

daher mit Ansätzen exper<strong>im</strong>entiert,<br />

wie wieder mehr Bewegung in den Arbeitslalltag<br />

einfließen kann. Die folgenden<br />

Beispiele lassen sich in unterschiedlichen<br />

Branchen und Unternehmen<br />

verschiedener Größe realisieren.<br />

Bewegung ist gesund. Trotzdem bewegen<br />

sich die Deutschen viel zu wenig.<br />

Schuld daran ist oft die eigene Faulheit,<br />

der berüchtigte „innere Schweinehund“.<br />

Diesem hat ein Unternehmer aus Telgte<br />

jetzt den Kampf angesagt. Mit einem<br />

„Prämiensystem“ werden Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter zur intensiven<br />

sportlichen Betätigung motiviert. Es winken<br />

sogar Unternehmensbeteiligungen<br />

als Bonus.<br />

Das Maschinenbauunternehmen Münstermann<br />

GmbH & Co. KG ist ein Traditionsunternehmen.<br />

Bereits 1845 wurde<br />

der Betrieb gegründet – damals als landwirtschaftlich<br />

orientierte Schmiede. „Zu<br />

der Zeit war Bewegungsmangel kein<br />

Thema“, sagt Bernd Münstermann, Geschäftsführer<br />

der fünften Generation.<br />

Schwere körperliche Arbeit dürfte in<br />

der Schmiede eher zu viel als zu wenig<br />

vorgekommen sein – natürlich verbunden<br />

mit enormen physischen Belastungen.<br />

Heute hat sich die Arbeit <strong>im</strong> Unternehmen<br />

völlig gewandelt: Computer<br />

gesteuerte Maschinen übernehmen die<br />

schwere Arbeit. Wo früher Schmiede<br />

hämmerten, wird heute fast ausschließlich<br />

am Computer gearbeitet.et.<br />

Bernd Münstermann ist selber begeisterter<br />

Ausdauersportler. Laufen, Radfahren<br />

und Schw<strong>im</strong>men sind seine Lieblingssportarten.<br />

„Der Sport gibt mir<br />

viel“, sagt er und zählt auf: „eine bessere<br />

12<br />

� Bernd Münstermann GmbH & Co. KG,Telgte<br />

Prämiensystem für sportliche<br />

Betätigung<br />

körperliche Konstitution, Ablenkung von der<br />

Arbeit, Ausgleich zur sitzenden Tätigkeit und<br />

nicht zuletzt Spaß am Sport“. All dies wollte<br />

er seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />

auch vermitteln. Um Bewegungsmangel,<br />

Stress, Rückenschmerzen, Verspannungen<br />

und Gewichtszunahme mit allen negativen<br />

gesundheitlichen Folgen entgegenzuwir- ken,<br />

wollte er eine Aktion ins Leben rufen, die die<br />

Beschäftigten nachhaltig dazu bewegt, für<br />

einen Ausgleich zu der sitzenden Tätigkeit<br />

am Computer zu sorgen.<br />

Um dem „inneren Schweinehund“ einen<br />

Anreiz entgegenzustellen, hat Bernd Münstermann<br />

ein Prämiensystem entwickelt, das<br />

regelmäßigen Sport belohnt. Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter können vier Prämien<br />

bekommen, die nach sportlicher Leistung<br />

gestaffelt sind.<br />

Die Eckdaten:<br />

Prämie 1: (ein Funktions-T-Shirt) erreicht<br />

man durch die Teilnahme an einem 5-km-<br />

Lauf, der unter 35 Minuten durchlaufen werden<br />

muss.<br />

Prämie 2: (ein Trainingsanzug) gibt es für<br />

einen 10-km-Lauf in unter 70 Minuten oder<br />

für fünf 5-km-Läufe.<br />

Prämie 3: (eine Betriebsbeteiligung <strong>im</strong> Wert<br />

von 150 Euro) winkt nach der Teilnahme an<br />

einem Halbmarathon (21,1 km) oder fünf<br />

10-km-Wettkämpfen.<br />

Prämie 4: (eine Betriebsbeteiligung <strong>im</strong> Wert<br />

von 300 Euro) wird nach der Teilnahme an<br />

einem Marathon oder nach fünf Halbmarathonläufen<br />

ausgeschüttet.<br />

Bernd Münstermann: „Die Prämie gibt<br />

häufig Anlass, mit dem Sport weiterzumachen<br />

und seinen inneren Schweinehund<br />

zu überwinden. Ohne einen solchen<br />

Anlass lässt man das Training öfter<br />

ausfallen, wenn man kein best<strong>im</strong>mtes<br />

Ziel hat. Ich kenne das aus eigener Erfahrung.“


Das „Münstermann-Modell”<br />

Prämienstufen für sportliche Erfolge<br />

Funktions-T-Shirt<br />

5-km-Lauf<br />

unter<br />

35 Minuten<br />

Trainingsanzug<br />

10-km-Lauf<br />

unter<br />

70 Minuten<br />

oder<br />

55-km-Läufe<br />

150 � Betriebsbeteiligung<br />

Halbmarathon<br />

(21 km) oder<br />

5 10-km-Läufe<br />

300 � Betriebsbeteiligung<br />

Marathon<br />

(42 km)<br />

oder<br />

5 Halbmarathons<br />

Durch die auf Vorschlag der Mitarbeiter<br />

eingeführte Erweiterung, dass fünfmaliges<br />

Erreichen einer Leistung die<br />

Prämie der nächst höheren Stufe mit<br />

sich bringt, wird Nachhaltigkeit in die<br />

sportlichen Aktivitäten gebracht. 41<br />

Beschäftigte haben mittlerweile Prämien<br />

erhalten. Dabei sind 20 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter Anfänger, die<br />

durch diese Aktion erst den nötigen<br />

Anschub erhalten haben, sich sportlich<br />

zu betätigen.<br />

Neben dem Prämiensystem macht<br />

Bernd Münstermann weitere Erfolgsfaktoren<br />

für das Gelingen des Sportprogramms<br />

verantwortlich. So wurde<br />

die Aktion mit der gemeinsamen Teilnahme<br />

am Firmenlauf in Münster gestartet.<br />

Dabei war die Resonanz überwältigend:<br />

30 Mitläuferinnen und<br />

Mitläufer der Firma Münstermann gingen<br />

an den Start, alle erreichten das<br />

Ziel. Ein weiterer Erfolgsfaktor ist die<br />

Organisation dieser Aktion. Ein Sportwart<br />

betreut die Sportlerinnen und<br />

Sportler und beantwortet Fragen<br />

rund um die Sportveranstaltungen,<br />

kontrolliert die sportlichen Leistungen<br />

und weist die Prämienausschüttung an.<br />

Und er sorgt für kleine „motivierenden<br />

Streicheleinheiten“, indem er nach der<br />

Teilnahme an Veranstaltungen die Urkunden<br />

der Sportlerinnen und Sportler<br />

ausdruckt und an der „Sport-Pinnwand“<br />

aushängt. Bernd Münstermann:<br />

„Dadurch wissen alle, wenn ein Kollege<br />

oder eine Kollegin erfolgreich war.<br />

Man kommt <strong>im</strong> Büro vorbei und gratuliert.“<br />

Als weiteres Angebot übern<strong>im</strong>mt die<br />

Firma die Anmeldegebühren für Wettkämpfe,<br />

wenn mindestens fünf Firmenmitglieder<br />

daran teilnehmen. Das führt<br />

dazu, dass sich oft mehrere Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter fest für die Teilnahme<br />

an best<strong>im</strong>mten Wettkämpfen<br />

verabreden und gezielt daraufhin trainieren.<br />

Die Lauf-T-Shirts mit dem Münstermann-Logo<br />

sind mittlerweile auf allen<br />

Volksläufen <strong>im</strong> <strong>Münsterland</strong> bekannt.<br />

Bernd Münstermann<br />

GmbH & Co. KG<br />

Lengericher Straße 22<br />

48291 Telgte<br />

Tel: 02504/98 00-0<br />

www.muenstermann-gmbh.de<br />

Gegründet: 1845<br />

Geschäftsführer:<br />

Bernd Münstermann<br />

Mitarbeiter: 189<br />

13<br />

Welche Erfolge kann betriebliche Gesundheitsförderung<br />

haben?<br />

�Verringerung der Arbeitsbelastungen<br />

�Verbesserung der Gesundheit und des<br />

Wohlbefindens der Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter und Erhalt der Arbeitsund<br />

Leistungsfähigkeit<br />

� Steigerung der Arbeitszufriedenheit und<br />

Mitarbeitermotivation<br />

� Senkung des Krankenstandes und des<br />

Absentismus<br />

� Verbesserung des Arbeitskl<strong>im</strong>as<br />

� Erhöhung der Mitarbeiterbindung und -<br />

loyalität<br />

� Verringerung der Fluktuation<br />

�Verbesserung der Produkt- bzw. Dienstleistungsqualität<br />

�Verbesserung der innerbetrieblichen<br />

Kooperation<br />

� Erhöhung der Kundenzufriedenheit und<br />

Kundenbindung<br />

�Verbesserung der Flexibilität und Innovationsfähigkeit<br />

� Steigerung der Wirtschaftlichkeit und<br />

Produktivität<br />

� Förderung der Corporate Identity<br />

�Verbesserung des Unternehmens<strong>im</strong>ages<br />

(inkl. der Beschäftigungsattraktivität)<br />

� Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit<br />

(Quelle: Bundesverband der Betriebskrankenkassen)


Die Logistik-Branche boomt. Be<strong>im</strong> Logistik-Unternehmen<br />

Rhenus AG kann<br />

man diesen Aufschwung sogar sehen,<br />

denn <strong>im</strong> Jahr 2006 erweiterte das Traditionsunternehmen<br />

bereits zum zweiten<br />

Mal in zwei Jahren sein Logistikzentrum<br />

– um über 8.800 Quadratmeter.<br />

Was man nicht sehen kann: Durch den<br />

Boom wächst auch die Arbeitsbelastung<br />

für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.<br />

Ein Abteilungsleiter ergriff die<br />

Initiative und bekämpft jetzt Stress, Bewegungsmangel<br />

und Überstunden mit<br />

Sport.<br />

Thomas Krapf, Abteilungsleiter der<br />

EDV-Abteilung von Rhenus Logistics<br />

am Standort Dortmund, hatte vor vier<br />

Jahren die Idee: Die Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter brauchen einen Ausgleich<br />

für die Büroarbeit. Als begeisterter<br />

Badminton-Spieler fragte er die<br />

Kolleginnen und Kollegen, welche<br />

Sportart sie am liebsten betreiben.<br />

Viele ließen sich von der Idee einer gemeinsamen<br />

Badminton-Gruppe begeistern.<br />

Seitdem treffen sich die Beschäftigten<br />

der EDV-Abteilung regelmäßig einmal<br />

pro Woche zum gemeinsamen Spiel.<br />

„Vielleicht stehlen wir durch unsere<br />

gemeinsame Sportgruppe hin und<br />

wieder dem Unternehmen eine Stunde“,<br />

gibt Thomas Krapf zu.Aber das sei<br />

nur kurzfristig so. Denn mittelfristig gesehen<br />

helfe der gemeinsame Sport<br />

dem Unternehmen, da die Angestellten<br />

leistungsfähiger seien. Zudem<br />

könne man nur für eine best<strong>im</strong>mte<br />

Zeit über dem normalen Level arbeiten<br />

und brauche dann irgendwann<br />

auch die Entspannung und den Sport.<br />

„Durch das regelmäßige Badminton-<br />

Spiel arbeiten wir nicht nur an unserer<br />

Fitness, sondern auch am Stressabbau<br />

und beugen so gesundheitlichen Schäden<br />

vor“, sagt Thoma Krapf.<br />

Und noch einen weiteren positiven Effekt<br />

erreichte die Abteilung durch ihre<br />

regelmäßigen Sporttreffen. Denn bedingt<br />

durch viele Termine außer Haus<br />

war die Kommunikation zwischen Abteilungsleiter<br />

Krapf und den Beschäftigten<br />

in den letzten Jahren zunehmend<br />

schwieriger geworden. Da blieb vor<br />

allem für private Gespräche kaum<br />

Zeit. Die nehmen sich Krapf und die<br />

Kolleginnen und Kollegen jetzt am<br />

Rande der Badminton-Treffen. Eine<br />

gute Gelegenheit zum privaten Gespräch<br />

bietet auch die Sauna, in der<br />

sich die Sportler nach dem Spiel treffen.<br />

14<br />

� Rhenus AG & Co. KG, Dortmund<br />

Teamsport verbindet Kommunikation<br />

und Spaß mit Prävention<br />

Durch die gemeinsamen Sportaktivitäten<br />

wurde das Betriebskl<strong>im</strong>a wärmer und das<br />

soziale Miteinander sowie die Kommunikation<br />

untereinander gestär-kt. Die Sportgruppe<br />

erfreut sich so großer Beliebtheit, dass auch<br />

Kolleginnen und Kollegen anderer Abteilungen<br />

hinzukamen.<br />

Mit 13.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />

sowie einem Netzwerk von über 200<br />

Standorten realisiert die Rhenus-Gruppe<br />

umfassende und innovative Konzepte für<br />

ihre Kunden. Rhenus bietet neben den Bereichen<br />

Contract Logistics, Freight Logistics,<br />

Port Logistics und Public Transport kundenspezifische<br />

Lösungen für spezielle Branchen<br />

und opt<strong>im</strong>iert damit den gesamten Logistikprozess<br />

auf Basis individueller Wünsche.<br />

Rhenus AG & Co. KG<br />

Niederlassung Dortmund<br />

Juchostraße 42<br />

44143 Dortmund<br />

Tel.: 0231-5667 0<br />

www.rhenus.com<br />

Veranstaltung „<strong>Gesundes</strong> <strong>Arbeiten</strong> heute: Gesundheitsrisiken<br />

und Präventionsstrategien in der modernen<br />

Arbeitswelt” am 22.05.2007 be<strong>im</strong> AIW – Unternehmensverband<br />

in Stadtlohn.


Der Beruf des LKW-Fahrers wird<br />

oft mit ungesunder Lebensweise<br />

verbunden: Stress, ungeregelter<br />

Schlaf, kaum Bewegung und zwischen<br />

den Fahrten Schnitzel mit<br />

Pommes. Dass es auch anders geht,<br />

zeigt ein Brummi-Fahrer aus dem<br />

<strong>Münsterland</strong>. Er hat seine Ernährung<br />

umgestellt und nutzt in den Fahrpausen<br />

sein Fahrrad, das er <strong>im</strong>mer<br />

mit dabei hat.<br />

„Mit 41 hatte ich einen Schuss vor den<br />

Bug“, erinnert sich Klaus Büscher. Damals<br />

arbeitete der Münsteraner als<br />

Versand- und Lagerleiter bei einem<br />

mittelständischen Speditionsunternehmen.<br />

Hektik, permanenter Termindruck<br />

und eine große Verantwortung<br />

best<strong>im</strong>mten seinen Tagesablauf. Doch<br />

dann kam der „Schuss vor den Bug“,<br />

wie Büscher seinen Herzinfarkt heute<br />

rückblickend nennt. Der Herzinfarkt<br />

bedeutete für ihn einen längeren Krankenhausaufenthalt,<br />

Rehabilitationskur,<br />

intensives Nachdenken über die eigene<br />

Gesundheit und eine gehörige Portion<br />

Furcht.<br />

Mit 41 machte sich der agile Schnauzbartträger<br />

plötzlich Gedanken über<br />

seinen Lebenswandel, über Ernährung<br />

und seine Gesundheit. Sein Arzt empfahl<br />

ihm, seine Ernährung umzustellen,<br />

sich weniger Stress auszusetzen und<br />

vor allem mehr Sport zu betreiben.<br />

„Aber wie sollte ich das in meinem Job<br />

machen“, fragt Klaus Büscher und gibt<br />

die Antwort gleich mit: „Das passte<br />

nicht zusammen.“ Doch statt weiter zu<br />

machen wie bisher, entschied er sich<br />

für einen radikaleren Schritt: Klaus Büscher<br />

wechselte vom Lagerleiter zum<br />

LKW-Fahrer, um mehr Freiheit über<br />

die eigene Zeiteinteilung zu gewinnen.<br />

Als selbstständiger Fahrer mit eigenem<br />

LKW kann er nun seinen Zeitplan weit<br />

gehend selbst best<strong>im</strong>men.<br />

„Dann habe ich mit gesunder Ernährung<br />

begonnen und hauptsächlich<br />

Salat gegessen“, erinnert er sich heute<br />

und fügt hinzu: „Aber vor allem habe ich<br />

mit Sport angefangen.“ Doch welche<br />

Sportart eignet sich für einen Brummi-<br />

Fahrer, der zu unterschiedlichen Tageszeiten<br />

„auf Achse“ ist und keine festen<br />

Trainingszeiten einhalten kann? „Ich<br />

musste eine Sportart für die Entladepausen<br />

finden“, erklärt Büscher, denn<br />

während dieser Zeit stand er meistens<br />

unbeschäftigt neben dem LKW. Also<br />

kaufte sich Klaus Büscher ein Fahrrad<br />

und fing an, in den Entladezeiten in der<br />

Umgebung der Speditionen Rad zu fahren.<br />

Er drückte einem Mitarbeiter der<br />

Spedition seine Visitenkarte in die Hand,<br />

bat um einen Rückruf, wenn der LKW<br />

entladen war und machte sich auf eine<br />

ein- bis dreistündige Radtour.<br />

„Manchmal erntet man schon ein Lächeln,<br />

wenn andere Fahrer oder die Lagerarbeiter<br />

sehen, dass ich Fahrrad fahre<br />

oder in der Mittagspause Salat esse“,<br />

sagt Klaus Büscher. Auch das hinter der<br />

Fahrerkabine aufgehängte Fahrrad sorge<br />

manchmal für Scherze von Kollegen. Die<br />

Speditionsbranche sei eben noch nicht<br />

sensibilisiert für gesundheitliche Risiken<br />

und deren Bekämpfung. Doch manchmal<br />

entdeckt er heute schon andere<br />

Fahrer, die sich auch ein Fahrrad an den<br />

Brummi hängen. Und <strong>im</strong>mer öfter sieht<br />

er Gemüse in den Lunch-Boxen der<br />

Kollegen. Es ist ein langsamer Prozess zu<br />

einer gesunden Ernährung.<br />

15<br />

� Klaus Büscher Transporte, Hamm<br />

Bewegung ist überall möglich – ein<br />

sportlicher LKW-Fahrer<br />

Für Klaus Büscher steht mit dem Winter eine<br />

neue Herausforderung vor der Tür: Bei Eiseskälte<br />

will er nicht mehr Rad fahren – zumindest<br />

nicht <strong>im</strong> Freien. Für die kalten Tage<br />

hat sich der Sportbegeisterte daher eine<br />

neue Trainingsmethode überlegt. Mit einem<br />

kleinen Umbau <strong>im</strong> Fahrerhaus will er Platz<br />

schaffen für ein Tr<strong>im</strong>mrad. Dort kann er dann<br />

die Entladezeiten verbringen, ist für die Lagerarbeiter<br />

stets erreichbar und absolviert<br />

trotzdem sein Sportpensum. „Bewegung ist<br />

überall möglich“, sagt Klaus Büscher. „Man<br />

muss nur die richtige Motivation haben.“<br />

Klaus Büscher Transporte<br />

Am Hülsenbusch 34<br />

59063 Hamm<br />

Was ist eigentlich der BMI?<br />

Der Body-Mass-Index (BMI) – oft auch:<br />

Körpermasseindex (KMI) – ist eine Maßzahl<br />

für die Bewertung des Körpergewichts<br />

eines Menschen <strong>im</strong> Verhältnis zum Quadrat<br />

seiner Größe.<br />

(Quelle: wikipedia)<br />

Körpergewicht in kg<br />

BMI=<br />

(Körpergröße in m) 2<br />

Die Best<strong>im</strong>mung des Gewichts laut BMI<br />

BMI Gewichtseinteilung<br />

30 Starkes Übergewicht<br />

(Adipositas)<br />

(Quelle: BKK Bundesverband)


Mangelnde Bewegung wird in vielen<br />

Berufen beklagt – Erkrankungen an<br />

Herz-Kreislauf-System, Halteapparat<br />

und Muskulatur sind die oft zitierten<br />

Folgen. Dabei bieten auch Bürotätigkeiten<br />

genug Freiraum für Bewegung.<br />

Beruf und Bewegung müssen nur intelligent<br />

miteinander verknüpft werden.<br />

Eine Werbeagentur aus dem<br />

<strong>Münsterland</strong> hat mit innovativen<br />

Ideen Erfolg bei der Gesundheitsförderung.<br />

Wortwörtlich „Schritt für<br />

Schritt“ werden die Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter zu mehr Bewegung<br />

motiviert.<br />

„Wir arbeiten meist <strong>im</strong> Sitzen und wir<br />

arbeiten meist kreativ“, stellt Anja<br />

Meuter, Geschäftsführerin der Werbeagentur<br />

Meuter & Team, zwei Merkmale<br />

der Tätigkeit in ihrer Werbeagentur<br />

vor. Doch gerade langes Sitzen kann<br />

den Körper erschlaffen lassen und<br />

führt zu Müdigkeit. „Und Müdigkeit<br />

können wir uns nicht leisten“, sagt Anja<br />

Meuter. Die Unternehmerin, die auf<br />

langfristige Mitarbeiterbindung setzt,<br />

will daher Bewegung am Arbeitsplatz<br />

fördern: „Die Mitarbeiter fangen meist<br />

in jungen Jahren bei uns an und bleiben<br />

auch sehr lange in unserem Unternehmen.<br />

Damit sie die körperliche und<br />

geistige Fitness über die Jahre beibehalten,<br />

sich kreativ einbringen können<br />

und flexibel bleiben, müssen wir uns<br />

auch während der Arbeit mehr bewegen.“<br />

Darum stellte die Geschäftsführerin<br />

eine Tischtennisplatte in der Agentur<br />

auf. Dort können die Kolleginnen und<br />

Kollegen jetzt in den Pausen oder zur<br />

Auflockerung zwischendurch spielen.<br />

Dadurch betätigen sie sich nicht nur<br />

sportlich, sondern sie entspannen<br />

kurzfristig, schalten für einen Moment<br />

ab und können danach mit neuer<br />

Energie weiterarbeiten. Regelmäßig<br />

finden jetzt Tischtennisturniere statt.<br />

Nach dem Erfolg dieser Maßnahme<br />

stellte sich Anja Meuter die Frage, wie<br />

die Bewegung am Arbeitsplatz weiter<br />

verbessert werden kann: Ließen sich<br />

auch Wege <strong>im</strong> Büro zur Gesundheitsförderung<br />

nutzen? Anja Meuter: „Ich bevorzuge<br />

die Taktik der kleinen Schritte.<br />

Keiner soll sagen, in einem halben Jahr<br />

habe ich zehn Kilo abgenommen und<br />

bin rundum sportlich, sondern eins nach<br />

dem anderen muss geschehen. Zunächst<br />

muss sich <strong>im</strong> Kopf etwas ändern.<br />

Die Bedeutung von Gesundheit und<br />

Sport muss ins eigene Bewusstsein rücken.<br />

Das will ich erreichen.“ So nutzte<br />

die Unternehmerin eine Erfindung der<br />

Sportindustrie: Schrittzähler. An der<br />

Hüfte angebracht zählen die kleinen Geräte<br />

jeden Schritt, multiplizieren ihn mit<br />

der Beinlänge des Trägers und errechnen<br />

so die zurück gelegte Wegstrecke.<br />

Wenn sich alle Mitarbeiter des Bewegungspotenzials<br />

schon einfacher Spaziergänge<br />

bewusst sind – so das Kalkül<br />

der Unternehmerin – kann die tägliche<br />

Bewegung leicht erhöht werden.<br />

Also schaffte die Firma Schrittzähler (14<br />

Euro) an, die jede Mitarbeiterin und<br />

jeder Mitarbeiter eine Woche lang zur<br />

„Nullmessung“ trug. Dabei wird das<br />

Gerät auf den Körper des Trägers eingestellt.<br />

Nach dieser Eichung trugen alle<br />

Angestellten und mit ihnen die Geschäftsführerin<br />

den Schrittzähler, um die<br />

täglich zurückgelegte Wegstrecke zu<br />

messen. Zunächst wurde der Schrittzähler<br />

<strong>im</strong> Büro getragen, ohne dass die Träger<br />

etwas an ihrem üblichen Bewegungsverhalten<br />

ändern sollten. So<br />

konnte der durchschnittliche Bewegungsradius<br />

ermittelt werden. „Interessant<br />

wurde es dann natürlich, als wir uns<br />

16<br />

� Meuter & Team Werbeagentur, Borken<br />

Mehr Bewegung bei der Büroarbeit<br />

- mit dem Schrittzähler!<br />

gefragt haben, wie wir diesen Wert erhöhen<br />

können“, erinnert sich Anja Meuter.<br />

Denn das Ziel des Schrittezählens ist eine<br />

Erhöhung der täglichen „Bewegungsportion“.<br />

In der zweiten Woche wurde der<br />

Schrittzähler daher wieder getragen, diesmal<br />

befolgten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

aber von Experten vorgeschlagene Tipps<br />

für mehr Bewegung <strong>im</strong> Alltag. Sie suchte sich<br />

„zusätzliche Wege“ <strong>im</strong> Alltag, legten Spaziergänge<br />

in der Mittagspause ein oder gingen<br />

ins Nachbarbüro, anstatt die Kollegen anzurufen.<br />

„Nach diesen beiden Wochen war eindeutig<br />

erkennbar, dass wir erheblich mehr Schritte<br />

zurückgelegt hatten als vorher“, sagt Anja<br />

Meuter. Es fand ein Austausch untereinander<br />

über erfolgreiche „Schrittbringer“ statt und<br />

es wurden Strategien für mehr Bewegung <strong>im</strong><br />

Berufsalltag verglichen. „Insgesamt sind wir<br />

jetzt sehr viel sensibler für das Thema Bewegung“,<br />

fasst Anja Meuter die Ergebnisse des<br />

Schrittzähler-Projektes zusammen. „Wir wissen,<br />

wie wir unseren Bewegungsradius erhöhen<br />

und welchen Wert schon ein Besuch bei<br />

den Kollegen <strong>im</strong> Nachbarbüro hat.“ Natürlich<br />

sei das alles kein Ersatz für „richtigen“<br />

Sport – aber den üben die Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter ja an der Tischtennisplatte<br />

aus. Für ein Match braucht man übrigens<br />

zwischen 200 und 300 Schritte.<br />

Meuter & Team<br />

Werbeagentur<br />

Raesfelder Str. 5<br />

46325 Borken<br />

Tel.: 02861/92 13-0<br />

Gegründet: 1997<br />

Geschäftsführerin: Anja Meuter<br />

Beschäftigtenzahl: 10


Handlungsfeld:<br />

„Gesunde Ernährung und<br />

Pausengestaltung“<br />

Rund ein Drittel ihrer Zeit verbringen<br />

Berufstätige <strong>im</strong> Unternehmen – und<br />

fast <strong>im</strong>mer wird mindestens eine Mahlzeit<br />

dort eingenommen. Doch während<br />

bei Frühstück und Abendbrot auf<br />

ausgewogene Ernährung geachtet<br />

wird, regiert in der Mittagspause häufig<br />

„fast food“. Aus Sicht von Ernährungswissenschaftlern<br />

werden folgende Situationen<br />

als besonders ungünstig bewertet:<br />

� Wer „nebenbei“ am Arbeitsplatz<br />

isst, schließt die Mahlzeit nicht richtig<br />

ab. Dadurch geht das Gefühl dafür<br />

verloren, welche Mengen man bereits<br />

zu sich genommen hat. Das natürliche<br />

Sättigungsgefühl wird häufig<br />

übergangen.<br />

� Wer nicht regelmäßig isst, verliert<br />

leicht den Überblick. Heißhungerattacken<br />

sind nicht selten die Folgen<br />

übergangener Mahlzeiten.<br />

� Gerade wissensintensive Arbeit<br />

führt zu einem großen Bedarf an<br />

neuer Energie. Vorprogrammierte<br />

Leistungstiefs sollten jedoch nicht<br />

durch kurzfristige Energielieferanten<br />

in Form von Süßigkeiten überbrückt<br />

werden.<br />

Übergewicht, Krankheiten wie Diabetes<br />

Mellitus, Magen- und Darmprobleme,<br />

Herzerkrankungen, Bluthochdruck,<br />

aber auch Kopfschmerzen,<br />

Rückenprobleme und Mangelerscheinungen<br />

sind nicht die einzigen Folgen<br />

solcher Ernährungsweisen. Oft vergessen<br />

die Beschäftigten, für eine ausreichende<br />

Wasserzufuhr zu sorgen. Ausreichende<br />

Mengen Flüssigkeit stellen sicher,<br />

dass Organe und Stoffwechsel opt<strong>im</strong>al<br />

funktionieren. Wird die täglich abgegebene<br />

Menge Flüssigkeit nicht ersetzt, so<br />

hat das Auswirkungen auf den Kreislauf<br />

und den Blutdruck und führt zu Erschöpfungszuständen<br />

und Leistungsund<br />

Konzentrationsabfall. Auch starke<br />

Kopfschmerzen können die Folge von<br />

Flüssigkeitsmangel sein.<br />

Um diesen Erkrankungen vorzubeugen,<br />

werden <strong>im</strong> Folgenden Beispiele von Unternehmen<br />

dokumentiert, die innovative<br />

Ideen zur Vermeidung dieser Krankheitsbilder<br />

sowie besonders ungünstiger<br />

Ernährungssituationen erprobt haben.<br />

17<br />

� Druck- und Medienhaus Rademann GmbH,<br />

Lüdinghausen<br />

Beteiligungsorientiertes Gesundheitsmanagement<br />

Moderne Medienbetriebe müssen sich anderen<br />

Herausforderungen stellen als Druckereien<br />

traditionellen Zuschnitts. „Klassische“<br />

Gesundheitsgefährdungen spielen<br />

eine geringere, neue Risikofaktoren dafür<br />

eine größere Rolle. Eine Druckerei aus<br />

Lüdinghausen erprobt daher moderne<br />

Konzepte, die Arbeitsschutz, demografiegerechte<br />

Mitarbeiterentwicklung und Motivation<br />

miteinander verbinden. Die Druckerei<br />

Rademann setzt erfolgreich auf beteiligungsorientiertesGesundheitsmanagement.<br />

Das Druck- und Medienhaus Rademann versteht<br />

sich als Innovationsführer in der Druckbranche:<br />

Moderne Technologien werden<br />

früh genutzt, der Weiterbildung der Mitarbeiter<br />

ein hoher Stellenwert zugemessen, Offenheit<br />

und Transparenz sind Geschäftsprinzip.<br />

Dieser Anspruch wird schon bei Betreten<br />

des Firmengeländes deutlich: Eine<br />

moderne Architektur <strong>im</strong> offenen und klaren<br />

Bauhaus-Stil bietet weite Einblicke an, eine<br />

Café-Ecke <strong>im</strong> Eingangsbereich strahlt Gemütlichkeit<br />

aus und auch die Produktionshalle<br />

ist sauber und ordentlich.<br />

Dieser Gesamteindruck ist das Ergebnis<br />

einer Unternehmenskultur, die auf Kommunikation<br />

und Motivation, eine positive Arbeitsatmosphäre<br />

und gesundheitsförderliche<br />

Arbeitsbedingungen setzt. Ganz gezielt hat<br />

sich Geschäftsführer Andreas Schnieder für<br />

eine beteiligungsorientierte Unternehmensphilosophie<br />

entschieden, in der die Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter an der Verbesserung<br />

der Arbeitsbedingungen mitwirken<br />

können.<br />

Mittlerweile gehört es zum Arbeitsalltag,Vorschläge<br />

für eine Verbesserung des Gesundheitsschutzes<br />

zu diskutieren. Dazu werden<br />

regelmäßige Gesprächskreise mit den Beschäftigten<br />

veranstaltet.Vorschläge der Kolleginnen<br />

und Kollegen stellt der Betriebsrat in<br />

einem Führungskreis vor, der sich alle sechs<br />

Wochen trifft.Viele der Vorschläge sind rela-


tiv kostengünstig zu realisieren und zeigen<br />

das große Interesse der Beschäftigten<br />

an einem „gesunden Unternehmen“.<br />

So wurde auf Vorschlag der Belegschaft<br />

eine gemütliche Café-Ecke<br />

(„Pixel-Corner“) eingerichtet, in der<br />

kostenlos Getränke zur Verfügung stehen.<br />

„Die Kollegen in der Design-Abteilung<br />

wünschten sich eine ruhigere<br />

Arbeitsumgebung“, erklärt Andreas<br />

Schnieder, geschäftsführender Gesellschafter,<br />

eine weitere Umgestaltung.<br />

„Da haben wir einfach die Decken in<br />

den Büros abgehängt und Teppich verlegt<br />

– schon hatten wir den Lärmpegel<br />

deutlich gesenkt.“ Es sind diese kleinen,<br />

aber sehr wirksamen Verbesserungen,<br />

die aus Mitarbeitervorschlägen entstehen<br />

und die Arbeitsatmosphäre, die<br />

Zufriedenheit der Mitarbeiter und ihre<br />

Identifikation mit dem Unternehmen<br />

enormen verbessern. Mit ähnlich geringem<br />

Aufwand wurde das Meister-<br />

Büro in der Produktionshalle vor Lärm<br />

geschützt und für mehr frische Luft in<br />

der Halle gesorgt. Hier hatten Beschäftigte<br />

den Einfall, die bislang unbeweglichen<br />

Oberlichter <strong>im</strong> Hallendach durch<br />

einen motorisierten Mechanismus in<br />

klappbare Fenster umzufunktionieren.<br />

Vor allem <strong>im</strong> Sommer herrschen nun<br />

wesentlich angenehmere Temperaturen<br />

<strong>im</strong> Betrieb.<br />

Allein durch die Verminderung von<br />

Lärm und anderen produktionsbedingten<br />

Belastungen sowie durch die Einrichtung<br />

der Ruhezonen konnten die<br />

Arbeitsbedingungen – und auch das<br />

Betriebskl<strong>im</strong>a – wesentlich verbessert<br />

werden. Doch die Firma Rademann<br />

geht noch einen Schritt weiter und finanziert<br />

ihren Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeitern zudem Untersuchungen<br />

be<strong>im</strong> Betriebsarzt, Berufskleidung und<br />

individuell angepassten Gehörschutz.<br />

Auch diese Maßnahmen verbessern<br />

das Betriebskl<strong>im</strong>a, die Verständigung<br />

der Beschäftigten untereinander und<br />

die Identifikation der Menschen mit<br />

dem Unternehmen. „Jedes dieser ‚Mo-<br />

saiksteinchen’ ist wichtig für unsere Vorstellung<br />

einer gemeinsamen Präventionskultur“,<br />

erklärt Andreas Schnieder.<br />

Wichtig dabei ist vor allem das Miteinander<br />

von Geschäftsleitung und Belegschaft:<br />

Man spricht miteinander, ist<br />

offen für Vorschläge und arbeitet gemeinsam<br />

an der ständigen Verbesserung<br />

der Arbeitsbedingungen.<br />

Bausteine beteiligungsorientierten<br />

Gesundheitsmanagements<br />

Mitarbeitervorschläge für<br />

betriebliche Verbesserungen<br />

Gesprächskreise mit<br />

allen Beschäftigten<br />

konkrete<br />

betriebliche Maßnahmen<br />

Das Konzept des beteiligungsorientierten<br />

Gesundheitsmanagements sieht Andreas<br />

Schnieder heute als großen Erfolg,<br />

der sich auch finanziell auszahlt: „Die<br />

Mitarbeiter merken, dass das Unternehmen<br />

an ihnen interessiert ist und machen<br />

sich Gedanken, wie sie sich besser<br />

einbringen können. Dadurch haben sich<br />

Leistungsfähigkeit, Innovationskraft, Motivation<br />

und Gesundheit der Mitarbeiter<br />

verbessert. Und eine große Belohnung<br />

für unseren Aufwand haben wir ja auch<br />

schon bekommen“, freut sich Andreas<br />

Schnieder und deutet auf eine Urkunde<br />

an der Wand: 2004 erhielt die Druckerei<br />

den Innovationspreis der Deutschen<br />

Druckindustrie.<br />

H. Rademann GmbH<br />

Druck- und Medienhaus<br />

Baumschulenweg 1<br />

59348 Lüdinghausen<br />

Tel: 02591-9174-0<br />

info@rademann.de<br />

www.rademann.de<br />

Gegründet: 1848<br />

Führungskreise<br />

Geschäftsführer: Dipl. Ing. A. Schnieder<br />

Mitarbeiter: 80<br />

18<br />

Kleine Verbesserungen – große Wirkung<br />

Präventiver Arbeits- und Gesundheitsschutz<br />

<strong>im</strong> Betrieb ist nicht nur ein Beitrag<br />

zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen<br />

für die Beschäftigten, sondern zahlt sich<br />

auch für das Unternehmen aus: Eine Studie<br />

zeigt, dass sich durch betriebliche Gesundheitsförderung<br />

die Fehlzeiten um bis zu ein<br />

Drittel senken lassen und sich in Bezug auf<br />

die Produktivität jeder investierte Euro vervierfachen<br />

bzw. versechsfachen kann. (Julia<br />

Kreis, Wolfgang Bödeker, Gesundheit und<br />

ökonomischer Nutzen betrieblicher Gesundheitsförderung<br />

und Prävention 2003).<br />

Die Wirkungen der Präventionsmaßnahmen<br />

gehen dabei weit über den engeren<br />

Bereich der Gesundheit hinaus, wie auch<br />

das Beispiel Rademann zeigt.<br />

(Broschüre profil’05:Arbeitsbedingte Gesundheitsrisiken<br />

und demografischer Wandel – Herausforderungen<br />

für betriebliche Personal- und Gesundheitspolitik).


Das Problem von Vertriebsmitarbeiter<br />

Andreas Schulze Wilmert kennen<br />

viele Berufstätige: „In Stresssituationen<br />

isst man häufig ungesunde<br />

Dinge. Das beruhigt und geht schneller<br />

als eine gesunde Mahlzeit.“ So<br />

wird Stress als Argument gegen eine<br />

ausgewogene Mahlzeit ins Feld geführt.<br />

„Doch das ist Quatsch“, hält<br />

Dr. Martin Lederle dagegen. Der Ernährungsmediziner<br />

hat für die Firma<br />

amexus, einem Anbieter von Informationstechnik<br />

aus Ahaus, ein Konzept<br />

für gesunde Ernährung <strong>im</strong> Büro<br />

entwickelt.<br />

Das Projekt begann mit einer kleinen<br />

Revolution. Denn bei amexus hatten<br />

die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

die „Snack-Box“ lieben gelernt – ein<br />

Süßigkeitenfach, das das Unternehmen<br />

jede Woche aufs Neue für die Beschäftigten<br />

füllen ließ. Kostenlos standen<br />

dort Schokoriegel, Weingummi und<br />

andere Süßigkeiten bereit. Doch Dr.<br />

Lederle sah in der „Snack-Box“ den<br />

Gordischen Knoten für gesunde Ernährung<br />

<strong>im</strong> Betrieb – und durchschlug<br />

ihn prompt.<br />

Die „Snack-Box“ wurde durch Obstteller,<br />

das Soft-Drink-Angebot durch<br />

Mineralwasser und Saft ersetzt. Seitdem<br />

können alle Beschäftigten zu<br />

Obst und Sprudel statt Schokoriegeln<br />

und Cola greifen.<br />

„Das war natürlich nicht ganz einfach“,<br />

verrät Stefan Nacke, Geschäftsführer<br />

� amexus Informationstechnik GmbH und Co. KG,Ahaus<br />

von amexus. „Man hat sich halt sehr an<br />

die Süßigkeiten gewöhnt.“Doch mit<br />

einem Blick auf den bunten Obstkorb<br />

fügt er hinzu: „Aber das hier ist natürlich<br />

viel sinnvoller.“ „Das hier“ – das ist auch<br />

das „Projekt 200“, das Dr. Lederle für<br />

das Unternehmen entwickelt hat.<br />

Durch gesunde Ernährung und mehr<br />

Bewegung sollen die Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter täglich 200 Kalorien weniger<br />

zu sich nehmen oder mehr verbrennen.<br />

So kann nachhaltig und vor<br />

allem gesund eine Gewichtsabnahme<br />

mit gleichzeitiger Umstellung der Nahrungsmenge<br />

stattfinden, ohne dass der<br />

„Jojo-Effekt“ die Erfolge zu Nichte<br />

macht. Als „Jojo-Effekt“ bezeichnen Ernährungsberater<br />

den Effekt, dass ein Patient<br />

nach einer erfolgreichen Diät das<br />

abgebaute Gewicht schnell wieder zun<strong>im</strong>mt.<br />

Zum Start des Projektes zeigte Dr. Lederle<br />

an praktischen Beispielen, wie man<br />

täglich 200 Kalorien einsparen bzw. zusätzlich<br />

verbrennen kann. Doch auch<br />

nach dieser Einführung können die Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter sich in der<br />

Praxis von Dr. Lederle individuell über<br />

das eigene Ernährungsverhalten und zu<br />

einer Ernährungsumstellung beraten zu<br />

lassen.Als weitere Bausteine des Projektes<br />

wurden den Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeitern Schrittzähler zur Verfügung<br />

gestellt, mit denen sie zu Fußgängen motiviert<br />

werden sollten. Eine Belastungsund<br />

Risikoanalyse durch externe Berater<br />

sowie ein ergonomischer Arbeitsplatzcheck<br />

rundeten das Beratungsangebot<br />

<strong>im</strong> „Projekt 200“ ab.<br />

Bei einer Evaluierung bestätigten viele<br />

Beschäftigte, dass sich auch in ihrer privaten<br />

Ernährung vieles verändert habe:<br />

So sei die gesunde Ernährung auch auf<br />

die Familie übergegangen.Auch die Kunden<br />

des Unternehmens werden in das<br />

Projekt einbezogen, denn bei Kundengesprächen<br />

steht nun nicht mehr ein Süßigkeitenteller<br />

auf dem Tisch, sondern<br />

auch ein Obstkorb.<br />

19<br />

Gesunde Ernährung <strong>im</strong><br />

Betrieb<br />

Die Ergebnisse des Projektes beeindrucken<br />

auch Vertriebsmitarbeiter Andreas Schulze<br />

Wilmert: „Wir haben gelernt, in Stresssituationen<br />

ungesunde Nahrungsmittel zu meiden.<br />

Die ersetzen wir heute durch Obst –<br />

und haben noch nicht einmal das Gefühl, auf<br />

etwas zu verzichten.“<br />

Stefan Nacke, Geschäftsführer amexus GmbH & Co.<br />

KG <strong>im</strong> Gespräch mit dem Ernährungsmediziner Dr.<br />

Martin Lederle<br />

amexus Informationstechnik<br />

GmbH und Co. KG<br />

von-Braun-Straße 34<br />

48683 Ahaus<br />

Tel: 02561/695-0<br />

www.amexus.de<br />

Gegründet: 1992<br />

Geschäftsführer: Stefan Nacke, Jörg Tomse,<br />

Andreas Veltmann<br />

Beschäftigtenzahl: 19


„Unsere Kundenkommunikation ist<br />

komplexer und anforderungsreicher<br />

geworden“, sagt Bernhard Rosenthal<br />

und fügt nachdenklich hinzu: „Fast<br />

könnte man von der Kunst der Kundenkommunikation<br />

sprechen.“ Diese<br />

Kunst hat Rosenthal, Geschäftsführer<br />

der Autohaus-Gruppe „Rosenthal &<br />

Rustemeier und Bauer & Bickmeier“,<br />

vor vier Jahren in einem Call-Center<br />

gebündelt. Sechs Mitarbeiterinnen<br />

betreuen dort alle Kunden der Unternehmensgruppe.<br />

Ein spezielles<br />

Präventionskonzept hält die Mitarbeiterinnen<br />

dabei st<strong>im</strong>mlich fit.<br />

Die Unternehmensgruppe Rosenthal<br />

& Rustemeier und Bauer & Bickmeier<br />

beschäftigt rund 170 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter an sechs Standorten<br />

zwischen Soest und Paderborn. Sie liefert<br />

die Marken Opel, Saab, Renault,<br />

Chevrolet und Alfa Romeo, ist Automobilhändler<br />

und -Servicepartner und<br />

verfügt über ein europaweit aufgestelltes<br />

Großkundengeschäft. „Vor allem<br />

mit unseren Großkunden stehen wir<br />

hauptsächlich telefonisch in Kontakt“,<br />

erklärt Bernhard Rosenthal. Denn<br />

währen die Privatkunden auch gerne<br />

<strong>im</strong> Autosalon vorbeischauen, wissen<br />

die Großkunden genau, was sie wollen.<br />

Alle Rahmenbedingungen sind vertraglich<br />

geregelt, die Details werden<br />

von Profis am Telefon abgewickelt.<br />

Deshalb setzt das Autohaus auch auf<br />

professionelle Kräfte am Telefon: An<br />

Stelle von Studenten sitzen <strong>im</strong> Call-<br />

Center Mitarbeiterinnen, die über<br />

technisches Fachwissen, Berufserfahrung<br />

und eine langjährige Zugehörigkeit<br />

zum Unternehmen verfügen. Das<br />

Durchschnittsalter der Agentinnen<br />

liegt mit rund 40 Jahren daher deutlich<br />

über dem anderer Call-Center. „Unsere<br />

Call-Center-Agentinnen sind Vollblutprofis“,<br />

ist sich Rosenthal daher<br />

sicher.<br />

Doch diese Mitarbeiterinnen benötigen<br />

auch einen besonderen Schutz,<br />

denn die Belastbarkeit der St<strong>im</strong>me<br />

� Autohaus Rosenthal & Rustemeier und Bauer & Bickmeier GmbH, Soest/Paderborn<br />

lässt mit zunehmendem Alter nach. Außerdem<br />

sind ältere Mitarbeiter anfälliger<br />

für Stress als jüngere Kolleginnen und<br />

Kollegen – und Stress schlägt besonders<br />

auf die St<strong>im</strong>me. „Die St<strong>im</strong>mbänder verlieren<br />

mit den Jahren an Spannkraft“, erklärt<br />

Edith Hansmeier diese Phänomene.<br />

Sie muss es wissen: Als Geschäftsführerin<br />

und Trainerin des Münsteraner<br />

Gesundheitsdienstleisters Vistiana berät<br />

und therapiert sie professionelle Sprecher<br />

wie Verkäufer, Sänger, Lehrer und<br />

zum Beispiel Call-Center-Agenten. Zum<br />

Repertoire des Gesundheitsdienstleisters<br />

zählen Ergotherapie, Physiotherapie<br />

und Logotherapie, aber auch St<strong>im</strong>mbildung<br />

und eben „St<strong>im</strong>mhygiene“. „Unter<br />

St<strong>im</strong>mhygiene fasse ich alle Elemente<br />

einer Verbesserung und Erhaltung der<br />

Qualität einer St<strong>im</strong>me zusammen“, sagt<br />

Edith Hansmeier. St<strong>im</strong>mhygiene verbindet<br />

also professionelle St<strong>im</strong>mausbildung<br />

und präventive Gesunderhaltung miteinander<br />

– Ausbildung und Prävention<br />

gehen Hand in Hand. Dazu zählen die<br />

richtige Atmung, ein „weicher“ und<br />

St<strong>im</strong>mband schonender St<strong>im</strong>mansatz<br />

und harmonischer St<strong>im</strong>mverlauf, aber<br />

auch die Gesunderhaltung der St<strong>im</strong>me<br />

durchVermeidung oder Behandlung von<br />

Erkrankungen, regelmäßiges Training der<br />

St<strong>im</strong>me und „gesunde“ Verhaltensweisen<br />

in Bezug auf Rauchen oder den Einsatz<br />

der St<strong>im</strong>me <strong>im</strong> Privatbereich. Ein<br />

Profifußballspieler betreibt auch keinen<br />

Extremsport und schont zum Beispiel<br />

den Meniskus – ein professioneller<br />

Sprecher sollte daher besonders auf<br />

seine St<strong>im</strong>me achten und sie nicht durch<br />

lautes Rufen strapazieren. Denn die<br />

St<strong>im</strong>me eines Call-Center-Agenten ist<br />

nicht nur sein „Arbeitswerkzeug“, sondern<br />

auch die Visitenkarte eines Unternehmens<br />

– sie best<strong>im</strong>mt über den Eindruck,<br />

den ein Kunde vom Unternehmen<br />

gewinnt. Im Rahmen der „St<strong>im</strong>mhygiene“<br />

lernten die Call-Center-Agentinnen<br />

daher <strong>im</strong> Training, wie sie ihre<br />

St<strong>im</strong>me <strong>im</strong> Beruf und Privatleben schonend<br />

einsetzen, Gefahren in Form von<br />

Stress, Erkältung oder Ermüdung erkennen<br />

und durch geeignete Gegenmaßnahmen<br />

bekämpfen können.<br />

20<br />

„St<strong>im</strong>mhygiene“ unterstützt professionelle<br />

Kundenkommunikation<br />

Insgesamt zehn Tage trainierte Edith Hansmeier<br />

mit den Mitarbeiterinnen des Call-<br />

Centers. Dabei lernten diese in einer ersten<br />

Phase ihre St<strong>im</strong>me besser kennen. Theorie<br />

zur St<strong>im</strong>mbildung und eine Arbeitsplatzbegehung<br />

standen dabei <strong>im</strong> Mittelpunkt. Dabei<br />

achtete Edith Hansmeier auf eine gesunde<br />

Körperhaltung, aber auch eine angenehme<br />

Atmosphäre <strong>im</strong> Call-Center, denn beides<br />

wirkt sich auf die St<strong>im</strong>me der Agentinnen<br />

aus. In der zweiten Phase wurde praktisch<br />

trainiert: Die St<strong>im</strong>me sollte genutzt werden,<br />

um Spannungen aus Gesprächen zu nehmen<br />

und Freundlichkeit zu signalisieren. Gleichzeitig<br />

lernten die sechs Teilnehmerinnen Übungen,<br />

mit denen sie ihre St<strong>im</strong>me über die<br />

sechs bis acht Stunden eines Arbeitstages<br />

gleich stark erhalten können – ohne einen<br />

Leistungsabfall oder gar Heiserkeit am<br />

Abend. „Unsere Kunden wissen nicht, dass<br />

die Agentin vielleicht schon den ganzen Tag<br />

telefoniert und erwarten auch abends noch<br />

eine freundliche und zuvorkommende Ansprechpartnerin“,<br />

gibt Bernhard Rosenthal<br />

das Ziel dieses Trainings vor.<br />

GesundheitszentrumVistiana<br />

Hafenweg 14<br />

48155 Münster<br />

Tel: 02561/60 98 04-0


Nach dem praktischen Training unterstützte<br />

Edith Hansmeier den Transfer<br />

des Gelernten in die Praxis, denn allzu<br />

häufig wenden Schulungsteilnehmer<br />

neues Wissen nur eine Woche nach<br />

dem Training an, vergessen es dann<br />

aber <strong>im</strong> Arbeitsalltag. Durch Testanrufe,<br />

eine Erinnerungs-SMS oder eine E-<br />

Mail mit einem neuen Übungsvorschlag<br />

hielt Vistiana den Lernerfolg der<br />

Teilnehmerinnen hoch. Bernhard Rosenthal<br />

ist vom Erfolg dieser Kombination<br />

aus St<strong>im</strong>mausbildung und Prävention<br />

überzeugt. Denn nach seiner<br />

Erfahrung macht die St<strong>im</strong>me 80 Prozent<br />

des Eindrucks aus, den man von<br />

einem Gesprächs- partner am Telefon<br />

gewinnt. Und diesen Eindruck können<br />

die Call-Center-Agentinnen nun dauerhaft<br />

sichern.<br />

Autohaus Rosenthal & Rustemeier<br />

Westenhellweg 52<br />

59494 Soest<br />

Tel.: 0 29 21/686-0<br />

www.rosenthal-rustemeier.de<br />

Autohaus Bauer & Bickmeier<br />

Detmolder Straße 120<br />

33100 Paderborn<br />

Tel.: 0 52 51/1454-0<br />

Geschäftsführer:<br />

Hans Rosenthal, Bernhard Rosenthal,<br />

Bettina Rosenthal-Zeisberg<br />

Beschäftigtenzahl: 170<br />

Was ist ein „weicher“ St<strong>im</strong>mansatz?<br />

„Jeder Mensch n<strong>im</strong>mt die St<strong>im</strong>me<br />

eines Gegenüber subjektiv und unterschiedlich<br />

wahr“, erklärt Edith Hansmeier.<br />

Was dem einen angenehm ist,<br />

gefällt anderen nicht. Doch die meisten<br />

Menschen nehmen einen so genannten<br />

„weichen St<strong>im</strong>mansatz“ als subjektiv<br />

besonders angenehm wahr. Daher<br />

trainieren viele professionelle Sprecher<br />

diesen Ansatz. Die Laute werden<br />

dabei mit geringerer Spannung in den<br />

St<strong>im</strong>mbändern und eher hauchend gesprochen.<br />

Edith Hansmeier: „Am besten<br />

trainiert man den weichen St<strong>im</strong>mansatz,<br />

wenn man sich vorstellt, man<br />

würde eine Seifenblase auf den<br />

St<strong>im</strong>mbändern tragen und diese dürfe<br />

nicht durch zu viel Druck und Spannung<br />

zerplatzen. Die weiche St<strong>im</strong>me<br />

setzt Atmung und Lippen stärker ein<br />

als die St<strong>im</strong>mbänder und wirkt so unaufdringlicher.<br />

Eine weiche St<strong>im</strong>me schont die<br />

St<strong>im</strong>mbänder und erhält somit die Belastbarkeit.<br />

Nach dem praktischen Training unterstützte<br />

Edith Hansmeier den Transfer<br />

des Gelernten in die Praxis, denn allzu<br />

häufig wenden Schulungsteilnehmer<br />

neues Wissen nur eine Woche nach<br />

dem Training an, vergessen es dann<br />

aber <strong>im</strong> Arbeitsalltag. Durch Testanrufe,<br />

eine Erinnerungs-SMS oder eine<br />

eMail mit einem neuen Übungsvorschlag<br />

hielt Vistiana den Lernerfolg der<br />

Teilnehmerinnen hoch. Bernhard Rosenthal<br />

ist vom Erfolg dieser Kombination<br />

aus St<strong>im</strong>mausbildung und Prävention<br />

überzeugt. Denn nach seiner<br />

Erfahrung macht die St<strong>im</strong>me 80 Prozent<br />

des Eindrucks aus, den man von<br />

einem Gesprächspartner am Telefon<br />

gewinnt. Und diesen Eindruck können<br />

die Call-Center-Agentinnen nun dauerhaft<br />

sichern.<br />

21<br />

� Unternehmer und Gesundheitsexperten <strong>im</strong> Dialog<br />

In mehreren Workshops wurden Qualitätskriterien<br />

zur Bewertung der recherchierten<br />

Praxisbeispiele entwickelt. Die Präventionskonzepte<br />

wurden vorgestellt, diskutiert und<br />

von den beteiligten Gesundheitsexperten<br />

und Unternehmern hinsichtlich ihrer Anwendbarkeit<br />

in kleineren Unternehmen und<br />

hinsichtlich ihrer Wirskamkeit bewertet.<br />

Von links nach rechts:<br />

� Markus Breul - Barmer Ersatzkasse<br />

� Rainer Ollmann - gaus gmbh<br />

� Hans-Georg Möllmann - Barmer<br />

Ersatzkasse<br />

� Dörte Hillebrand - Aktion <strong>Münsterland</strong><br />

� Frank Schnittker - d.velop<br />

� Stefan Nacke - amexus<br />

� Dr. Martin Lederle - Ernährungsmediziner<br />

Von links nach rechts:<br />

� Stefan Nacke - amexus<br />

� Stefan Schmeing - Bahn BKK<br />

� Susanne Noll-van Bevern - BVWL<br />

� Markus Rasche - BVWL<br />

� Dr. Martin Lederle - Ernährungsmediziner<br />

� Rainer Ollmann - gaus gmbh<br />

� Dr. Ralf Hagedorn - Aktion <strong>Münsterland</strong><br />

� Anja Palesch - Caritas Pflege & Gesundheit


� Projektdurchführung<br />

� <strong>Bildungswerk</strong> <strong>Verkehr</strong> Wirtschaft<br />

Logistik NRW e.V.<br />

Haferlandweg 8<br />

48155 Münster<br />

Kontakt:<br />

Susanne Noll-van Bevern<br />

eMail: noll@bvwl.de<br />

Fon: 0251.60 61.472<br />

Gesamtkoordination:<br />

Helmut Meyer<br />

eMail: meyer@bvwl.de<br />

�Projektpartner<br />

� gaus gmbh<br />

medien bildung politikberatung<br />

Benno-Jacob-Str. 2<br />

44139 Dortmund<br />

www.gaus.de<br />

� Konzeption: gaus gmbh<br />

� Koordination<br />

� Rainer Ollmann<br />

� Recherchen und Text<br />

� Maren Eichert<br />

� Johannes Jahns<br />

� Susanne Noll von Bevern<br />

� Bastian Pelka<br />

� Grafik und Layout<br />

� Erbil Tongul<br />

Transfer-Gesundheitstag am 08. November 2006 in Münster<br />

22

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