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Leben & Begegnung<br />
44<br />
… Brauergärten<br />
Zeitplan<br />
Im August gibt es dann ein großes Einweihungsfest.<br />
War der Garten bis dahin nur für aktive Brauergärtner<br />
zugänglich, ist er ab dem Fest für alle offen. Der<br />
Garten soll dann ein Quartiergarten werden. Man<br />
kann kommen und schauen, wenn man will mithelfen,<br />
reden, genießen, sich austauschen. Aus Erfahrung<br />
kenne ich des Gärtners zwei liebste Beschäftigungen.<br />
Das eine ist das Ernten, das andere ist Tipps<br />
geben. Jeder Gärtner vergibt unheimlich gerne Tipps.<br />
Genau das soll gefördert werden. Es soll ein Soziound<br />
Biotop für kreatives Stadtgärtnern werden.<br />
Nun stellt sich die Frage, wie man von<br />
<strong>Stuttgart</strong> aus einen Garten pflegen kann?<br />
Es ist das Ziel, in den Frühlingsferien den Garten so<br />
weit vorzubereiten, dass ich während des Sommertrimesters<br />
alle Arbeiten von <strong>Stuttgart</strong> aus „telegieren“<br />
kann und nur an den Wochenenden nach Zürich<br />
reise. Es haben sich schon viele Freunde und Bekannte<br />
fürs Gießen und Jäten angemeldet, drum bin<br />
ich optimistisch, dass alles klappt.<br />
Idee<br />
Die Idee, in recycelten Gefäßen Pflanzen zu ziehen,<br />
ist mir Anfang August letzten Jahres im Nachtzug<br />
von Zürich nach Ljubljana gekommen. Schon davor<br />
fand ich es nicht gut, alte Einkaufswägen und Körbe<br />
in den See zu schmeißen. Da müsste man was tun,<br />
dachte ich. Plötzlich war die Idee da, in alten Einkaufskörben<br />
Kräuter anzupflanzen. Wochen später<br />
hörte ich durch Zufall von einem Garten in Berlin, der<br />
genau das tut. Noch bevor ich ins Seminar ging, reiste<br />
ich in die Hauptstadt. Und tatsächlich, sie hatten<br />
„meine“ Idee schon zwei Jahre davor verwirklicht.<br />
Zwar nicht genau so, aber sehr ähnlich. Die Idee ließ<br />
mich aber nicht los, und so begann ich in Zürich<br />
geeignete Flächen für ein solches Projekt zu suchen.<br />
Ich musste aber rasch erkennen, dass man als normaler<br />
Bürger in der Verwaltung der Stadt nicht viel zu<br />
sagen hat. Man wird von der einen Warteschleife zur<br />
nächsten weitergeleitet. Als nach drei Wochen immer<br />
noch keine Rückmeldung von der Liegenschaftsverwaltung<br />
kam, schrieb ich der Stadtpräsidentin einen<br />
Brief und ein Kurzkonzept mit Bildern. Und plötzlich<br />
bewegte sich etwas, langsam aber immerhin. Nach<br />
vielen Telefonaten und Gesprächen bekam ich im<br />
Dezember 2011 die Aussicht auf eine kleine Fläche im<br />
Rotlichtmilieu, die als illegale Mülldeponie am Vermüllen<br />
war. Ich schaute mir die Fläche an der Brauerstrasse<br />
von <strong>Stuttgart</strong> aus auf Google Maps an und<br />
sagte, noch bevor ich dort war, zu. In den Trimesterferien<br />
ging ich dann gleich vorbei und unterschrieb<br />
den Vertrag. So kam das alles zustande. Schon komisch,<br />
hätte nie gedacht, dass meine erste gepachtete<br />
Fläche als Bauer ein Kiesplatz mitten im Züricher<br />
Milieu sein wird, aber man muss ja mal anfangen.<br />
Ich glaube, ein solches Gartenkonzept wäre auch<br />
etwas fürs Seminar, denn in Schwaben gehört ja der<br />
Gehsteig zum Garten. Anstatt ihn immer nur zu kehren,<br />
könnte man die Hälfte für Gemüse nutzen. Das<br />
würde Kosten sparen und wäre sinnvoller. Aber das<br />
müsste jemand anders in die Hand nehmen, denn<br />
mir reicht im Moment ein Garten in einem speziellen<br />
Milieu.