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Grundschule aktuell 123

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Landesgruppen <strong>aktuell</strong><br />

Berlin<br />

Kontakt: Inge Hirschmann, Babelsberger Straße 45, 10715 Berlin; info@gsv-berlin.de; www.gsv-berlin.de<br />

Inklusion verschoben<br />

In Berlin ist die Inklusion den<br />

wahltaktischen Interessen<br />

einiger einflussreicher<br />

SPD-Politiker zum Opfer<br />

gefallen. Die Umsetzung des<br />

Inklusionskonzeptes wird in<br />

wesentlichen Aspekten um<br />

zwei Jahre verschoben.<br />

Der Beirat unter Leitung der<br />

ehemaligen Schulsenatorin<br />

Sybille Volkholz hatte in<br />

seinen Empfehlungen<br />

(www.berlin.de/imperia/<br />

md/content/sen-bildung/<br />

bildungspolitik/<br />

inklusiveschule/<br />

beiratsempfehlungen_<br />

endfassung.pdf) nahegelegt,<br />

dass für eine erfolgreiche<br />

Umsteuerung von der<br />

integrativen zur inklusiven<br />

Schule entsprechend<br />

ausreichend finanzielle<br />

Ressourcen notwendig sind.<br />

Aus der Sicht der Beiratsmitglieder<br />

hieß dies:<br />

●●<br />

300 zusätzliche Stellen für<br />

SonderpädagogInnen<br />

müssten geschaffen werden.<br />

●●<br />

Die Fort- und Weiterbildungsangebote<br />

sollten<br />

flächendeckend verstärkt<br />

werden.<br />

●●<br />

Es wurde angemahnt, dass<br />

es aufgrund des ohnehin<br />

beklagenswert schlechten<br />

baulichen Zustandes zu vieler<br />

Berliner Schulgebäude<br />

besonderer Anstrengungen<br />

bedürfe, um auch bauseits<br />

inklusive Schulen zu schaffen.<br />

●●<br />

Beratungszentren – denen<br />

vergleichbar in Bremen –<br />

sollten in allen 12 Bezirken<br />

aufgebaut werden.<br />

Der Beirat ging in seinen<br />

Empfehlungen auch davon<br />

aus, dass kontinuierlich ab<br />

2014, beginnend mit der<br />

Klassenstufe 3, die gezielte<br />

Umsteuerung beginnen<br />

kann. Wie bereits in der<br />

Schulanfangsphase erprobt,<br />

sollte Jahrgangsstufe für<br />

Jahrgangsstufe die Statusdiagnostik<br />

für LES (Sonderpädagogische<br />

Schwerpunkte<br />

Lernen, emotional-soziale<br />

Entwicklung und Sprache)<br />

wegfallen und die entsprechenden<br />

Förderzentren sich<br />

auflösen.<br />

Rein rechnerisch muss Berlin<br />

bis 2012 geschätzte 12.000<br />

SchülerInnen mehr aufnehmen.<br />

In immer mehr Berliner<br />

Schulgebäuden fehlt es seit<br />

langem an einer auskömmlichen<br />

Anzahl von Schul-,<br />

Fach- und Horträumen.<br />

Immer mehr Hort- und<br />

Fachräume müssen in<br />

Klassenräume umgewandelt<br />

werden. Reichen diese für<br />

die Pädagogik einer Schule<br />

einschneidenden Maßnahmen<br />

nicht aus, bemühen<br />

sich die Schulämter in den<br />

Bezirken um mobile Klassenräume<br />

für ihre Schulen. Es<br />

werden deshalb schätzungsweise<br />

in der nächsten Zeit<br />

Schul-Container im Wert von<br />

etwa 16 Millionen Euro<br />

gebraucht.<br />

In den wie immer schwierigen<br />

Haushaltsverhandlungen<br />

hat sich nun herausgestellt,<br />

dass kaum noch Geld für die<br />

Inklusion an den Berliner<br />

Schulen da ist. Statt der dringend<br />

notwendigen zweistelligen<br />

Millionenbeträge für<br />

die Inklusion stehen jetzt nur<br />

noch drei Millionen Euro 2014<br />

für Umbauten, Fortbildung<br />

und den Aufbau von bezirklichen<br />

Beratungszentren zur<br />

Verfügung (Zahlen wurden<br />

dem Tagesspiegel vom<br />

10. 06. 2013 entnommen).<br />

Für den GSV Berlin ist besonders<br />

ärgerlich, dass die<br />

SPD-Fraktion entgegen den<br />

Bestrebungen der Senatorin<br />

offensichtlich zu dem Schluss<br />

gekommen ist, dass mit<br />

ihrem Förderprogramm für<br />

Schulen in sozialen Schieflagen<br />

eher wahlpolitisch zu<br />

punkten sei als mit der Umsetzung<br />

der UN-Konvention.<br />

Es geht also gar nicht so sehr<br />

um die Verbesserung der<br />

schulischen Situation der Kinder,<br />

sondern um Wahlkampf.<br />

Schulessen<br />

Das Berliner Abgeordnetenhaus<br />

hat beschlossen, dass<br />

das Essen für Grundschulkinder<br />

in der Ganztagsschule<br />

teurer wird, statt für 1,98 €<br />

werden sich die Kosten ab<br />

Februar 2014 auf 3,25 € pro<br />

Mahlzeit erhöhen. Berlin will<br />

für das qualitativ bessere<br />

Essen 9,1 Millionen Euro mehr<br />

investieren. Dies deckt aber<br />

nicht die gesamte Preissteigerung<br />

ab. Die Eltern – sofern<br />

sie nicht Hartz-IV-Empfänger<br />

sind – müssen ab Februar<br />

2014 statt wie bisher 23 €<br />

dann 37 € bezahlen. Sechs<br />

Bezirkselternausschüsse<br />

wollen diese Preissteigerung<br />

nicht unwidersprochen<br />

hinnehmen. Sie und die<br />

neue Landeselternsprecherin<br />

Liselotte Stockhausen-Döring<br />

befürchten: »Viele Familien<br />

werden ihre Kinder abmelden.«<br />

Auch die Landesgruppe des<br />

Grundschulverbandes hatte<br />

dem Berliner Senat – leider<br />

erfolglos – eine sozialverträgliche<br />

Abstufung der Elternbeträge<br />

vorgeschlagen.<br />

Altersermäßigung,<br />

freie Tage und<br />

Besoldung für Lehrkräfte<br />

Wegen 1550 dauerkranker<br />

Pädagogen und um den<br />

Lehrerberuf wieder attraktiver<br />

zu machen, beendet die<br />

Senatorin für Bildung Sandra<br />

Scheeres u. a. die Berliner<br />

Sonderregelung der sogenannten<br />

Arbeitszeitkonten<br />

und kehrt zur bundeseinheitlichen<br />

Regelung der Altersermäßigung<br />

zurück. Berliner<br />

LehrerInnen wird ab dem<br />

58. Lebensjahr eine und ab<br />

dem 61. Lebensjahr eine<br />

weitere Stunde Arbeitszeitermäßigung<br />

gewährt. Auf<br />

der Berlin.de-Seite wird die<br />

Senatorin zitiert: »Lehrerinnen<br />

und Lehrer haben einen<br />

Beruf, der sie täglich vor<br />

Herausforderungen stellt und<br />

eine hohe Verantwortungsbereitschaft<br />

gegenüber den<br />

Schülerinnen und Schülern<br />

abverlangt. Die Aufgaben<br />

einer Lehrkraft gehen seit<br />

Jahren weit über die reine<br />

Wissensvermittlung hinaus.<br />

Mir war es daher besonders<br />

wichtig, allen älteren Lehrkräften<br />

eine Reduzierung<br />

ihrer Arbeitszeit zu gewähren.<br />

Das Maßnahmenpaket<br />

bringt Erleichterungen und<br />

deutliche Verbesserungen für<br />

Lehrkräfte.«<br />

Zum Maßnahmenpaket gehört<br />

auch, dass die Lehrkräfte<br />

ab 01. 08. 2014 weiterhin<br />

zwei »Böger«-Tage nehmen<br />

können, d. h. an zwei Tagen<br />

im Schuljahr können Lehrer<br />

sich auf Wunsch unter Fortzahlung<br />

ihres Gehaltes vom<br />

Unterricht freistellen lassen.<br />

Die größere individuelle<br />

Flexibilität, die für die LehrerInnen<br />

damit verbunden ist,<br />

hat leider einen Haken. Alle<br />

Lehrkräfte, die ihre »Böger«-<br />

Tage nehmen, müssen<br />

vertreten werden. Somit wird<br />

dieses kleine Bonbon für das<br />

kommende Schuljahr durch<br />

die Mehrarbeit aller übers<br />

Jahr selbst erwirtschaftet.<br />

Unverändert bleibt auch die<br />

ungleiche Entlohnung der<br />

Arbeit von verbeamteten und<br />

nicht verbeamteten Lehrkräften.<br />

Es kam deshalb in den<br />

letzten Wochen verstärkt zu<br />

Arbeitsniederlegungen.<br />

Der Grundschulverband<br />

befürchtet, das wird nicht<br />

wirklich zur Steigerung der<br />

Attraktivität des Lehrerberufs<br />

beitragen.<br />

38 GS <strong>aktuell</strong> <strong>123</strong> • September 2013

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