Grundschule aktuell 123
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Diesmal<br />
Prekäre Lagen<br />
Um Armut, Kinder und die Frage, was Pädagogik tun<br />
kann und muss, geht es in diesem Heft. Das Thema<br />
kommt selten vor in den Diskussionen um die inklusive<br />
Schule. Dabei gehört es in das Zentrum dieser Debatte:<br />
Sozial benachteiligte Kinder weisen keine körperlichen<br />
Beeinträchtigungen auf, für sie gibt es keine spezifische<br />
»Sonder-Schule«, sie kommen in verschiedenen<br />
Institutionen unter bzw. scheitern dort. »Grundsätzlich<br />
werden Kinder aus armen Familien, Kinder mit Migrationshintergrund<br />
und aus Flüchtlingsfamilien, Risikokinder<br />
aus Risikofamilien und traumatisierte Kinder als sozial<br />
benachteiligt bezeichnet«, schreibt Stefan Ellinger.<br />
Und weil soziale Benachteiligung nicht ohne ihre gesellschaftliche<br />
Kehrseite, die soziale Bevorzugung, zu<br />
denken ist, ist dieses Heft auch ein Plädoyer für mehr<br />
Gerechtigkeit in Deutschland. S. 3 – 6<br />
Grundschrift<br />
Das orange Heft zum Lernen und Üben<br />
Schreiben mit Schwung<br />
Heft 3<br />
Druckfrisch zum Schuljahresanfang:<br />
»Schreiben mit Schwung«<br />
Nach der »Kartei zum Lernen und Üben« gibt der<br />
Grundschulverband weitere Arbeitsmittel zur Grundschrift<br />
heraus: die »Kleeblatt-Hefte«. Nach Heft 1 (Die<br />
Großbuchstaben) und 2 (Alle Buchstaben) liegt nun<br />
pünktlich zum Schuljahresbeginn das 3. (orange) Kleeblatt-Heft<br />
vor: »Schreiben mit Schwung« ist der Titel,<br />
Kinder erproben und üben darin Buchstabenverbindungen<br />
und -varianten.<br />
Näheres unter www.<br />
www.die-grundschrift.de<br />
Ausgleichende Gerechtigkeit<br />
»Kinder brauchen besondere Unterstützungen«<br />
ist die letzte der »Acht<br />
Forderungen zur Bildungsgerechtigkeit«<br />
überschrieben, die der Grundschulverband<br />
2009 auf seinem großen<br />
bundesweiten Kongress erhoben<br />
hat: »Schulen, deren Kinder hinter<br />
den Bildungszielen zurückbleiben,<br />
müssen besonders und gezielt unterstützt<br />
werden. Dies gilt insbesondere<br />
für Schulen mit einer hohen Zahl sog. ›Risikokinder‹.« Diese<br />
Schulen brauchen zusätzliche Förderkräfte, sozialpädagogische<br />
Fachkräfte, einen höheren Materialansatz, begleitendes<br />
Coaching für das pädagogische Personal. Hier muss<br />
die öffentliche Hand investieren, denn: »Das Entstehen von<br />
<strong>Grundschule</strong>n 1., 2. und 3. Klasse widerspricht fundamental<br />
dem Bildungsrecht, das jedes einzelne Kind hat.«<br />
»Es ist normal, verschieden zu sein« – manchmal kommt uns<br />
diese Losung vielleicht allzu leicht über die Lippen, zumal<br />
wenn es um den Zusammenhang von Inklusion und Kindern<br />
in prekären Lebenslagen geht. Zur wichtigen und richtigen<br />
Anerkennung der Verschiedenheit und Vielfalt gehört<br />
nämlich untrennbar das Prinzip der ausgleichenden Gerechtigkeit,<br />
damit das, was Inklusion meint, nicht unversehens<br />
zu »wohlwollender Vernachlässigung« (H. Weiß) wird.<br />
Inklusionsbemühungen, die das Prinzip ausgleichender<br />
Gerechtigkeit unzureichend berücksichtigen, unterliegen<br />
der Gefahr, Prävention und Ausgleich von Bildungsbenachteiligungen<br />
insbesondere bei Kindern in Armutslagen zu<br />
vernachlässigen. Aber gerade bei diesen Kindern kann angemessene<br />
Förderung von der Kleinkindzeit bis in die Schulzeit<br />
hinein präventiv wirksam sein.<br />
Ausgleichende, kompensatorische Bildungsangebote, die<br />
arme Kinder möglichst »anschlussfähig« für allgemeine<br />
(und damit mittelschichtorientierte) Bildungsvorgaben<br />
machen, sind wichtig. Damit allein jedoch wird man den Bildungsbedürfnissen<br />
dieser Kinder nicht gerecht. Sie brauchen<br />
zudem »milieutaugliche Bildungsinhalte und Bildungsprozesse«<br />
(H. Weiß): Bildungsangebote, die sie in ihrer belasteten<br />
Lebenswelt stärken, die ihnen Kenntnisse und Fertigkeiten<br />
zur Bewältigung ihres schwierigen Alltags zu Hause<br />
und in der Schule sowie zur Bearbeitung ihrer praktischen<br />
Probleme vermitteln.<br />
»Eine solche Bildung«, schreibt Gotthilf Keller, »zielt auf<br />
Formen einer respektvollen Vergegenwärtigung ihrer<br />
Lebensgeschichten, ihrer je <strong>aktuell</strong>en Lebenslagen und ihrer<br />
realistisch in den Blick zu nehmenden, künftigen Lebenswege<br />
sowie auf die Aktivierung und Ausbildung der dafür<br />
erforderlichen Potenziale.«<br />
Ulrich Hecker<br />
GS <strong>aktuell</strong> <strong>123</strong> • September 2013<br />
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