Grundschule aktuell 123
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Rundschau<br />
Nationale Tagungen in Berlin zu MINT und zu Inklusion<br />
In Berlin fanden im Juni zwei große<br />
»Nationale Tagungen« statt, zu<br />
denen der GSV eingeladen war und<br />
an denen VertreterInnen teilnahmen.<br />
Ein paar Blitzlichter zu diesen – aufwändig<br />
angelegten – Ereignissen:<br />
1. Nationaler MINT-Gipfel – Schulterschluss<br />
für Bildung und Zukunft<br />
Zu diesem 1. Gipfel hatten das Bundesministerium<br />
für Bildung und<br />
Forschung in Kooperation mit der<br />
Siemens-Stiftung eingeladen. Im<br />
MINT-Forum haben sich überregional<br />
tätige Wirtschaftsverbände, Stiftungen,<br />
Wissenschaftseinrichtung, MINT-Initiativen<br />
u. Ä. zusammengeschlossen mit<br />
dem Ziel, Bildung und Kompetenzen in<br />
den Bereichen Mathematik, Informatik,<br />
Naturwissenschaften und Technik<br />
der frühkindlichen über die schulische,<br />
berufliche und akademische Bildung,<br />
Weiterbildung und lebenslangem Lernen<br />
in Deutschland zu fördern.<br />
Die RednerInnen waren prominent.<br />
Einen Impulsvortrag hielt u. a. Arbeitgeberpräsident<br />
Prof. Dr. Hundt. Tenor<br />
aller Vorträge:<br />
●●<br />
Deutschland hat einen großen Fachkräftemangel<br />
und Fachkräftebedarf in<br />
allen Wirtschaftsbereichen und tut<br />
nicht genug für Nachwuchsförderung.<br />
Zudem sei MINT-Bildung auch Voraussetzung<br />
für gesellschaftliche Teilhabe.<br />
●●<br />
Interessen und Begeisterung von<br />
Kindern und Jugendlichen für technisch-naturwissenschaftliche<br />
Phänomene<br />
müssten mehr geweckt, vorhandene<br />
Potenziale mehr gefördert werden<br />
– insbesondere Potenziale bei Mädchen<br />
/ Frauen und Menschen mit Migrationsgeschichte.<br />
Der kritische Appell<br />
richtete sich an vorschulische Einrichtungen,<br />
Schulen und Hochschulen; die<br />
Abbrecherquote bei Studierenden im<br />
MINT-Bereich sei erschreckend hoch.<br />
Vom MINT-Forum ausgearbeitete Thesen<br />
und Forderungen wurden in Workshops<br />
zur Diskussion gestellt:<br />
●●<br />
MINT-Lehramtsausbildung<br />
●●<br />
Leitfaden für die Qualitätssicherung<br />
von MINT-Initiativen<br />
●●<br />
MINT-Bildung im Kontext ganzheitlicher<br />
Bildung<br />
●●<br />
Begabungsreserven<br />
●●<br />
Attraktivität des Ingenieurberufs<br />
●<br />
● Internationalisierung<br />
Auch die Thesenpapiere waren hochkarätig<br />
vorbereitet.<br />
Natürlich fiel mir auf, dass die Teilnehmer<br />
fast ausschließlich aus Wirtschaftskreisen<br />
(unzähligen Gesellschaften,<br />
Instituten und Initiativen!), aus<br />
Hochschulen und Ministerien kamen.<br />
Interessenvertreter für Menschen mit<br />
Behinderung waren überhaupt nicht<br />
vertreten (überhaupt eingeladen?!).<br />
Immerhin erwähnte, als einziger,<br />
Arbeitgeberpräsident Hundt die Notwendigkeit<br />
der Förderung der Potenziale<br />
von Menschen mit Behinderung.<br />
Meine Bemerkung in einem Workshop<br />
in Richtung »inklusive Gesellschaft«<br />
überraschte und irritierte offensichtlich<br />
ein wenig.<br />
www.<br />
www.nationalesmintforum.de<br />
Ulla Widmer-<br />
Rockstroh<br />
Fachreferentin<br />
für Inklusion<br />
im Grundschulverband<br />
Nationale Konferenz zur inklu siven<br />
Bildung: Inklusion gestalten – gemeinsam,<br />
kompetent, professionell<br />
Ausrichter dieser Tagung waren das<br />
Bundesministerium für Arbeit und Soziales,<br />
das Bundesministerium für Bildung<br />
und Forschung und die Kultusministerkonferenz<br />
(KMK). Vorbereitet war die<br />
Tagung durch vier Expertisen zu Ausbildung<br />
und Professionalisierung von<br />
Fachkräften für inklusive Bildung im<br />
Bereich der frühkindlichen Bildung, im<br />
Bereich der Allgemeinbildenden Schulen,<br />
im Bereich der Beruflichen Bildung<br />
und im Bereich Hochschule. Impulsvorträge<br />
hielten Prof. Tony Booth von der<br />
Cambridge University (der Erfinder des<br />
Index für Inklusion) und Prof. Swantje<br />
Köbsell von der Universität Bremen.<br />
Man muss sich freuen, denke ich,<br />
dass diese Veranstaltung stattfand, weil<br />
wir ständig den öffentlichen Diskurs<br />
zu diesem gesellschaftlichen Thema<br />
brauchen. Enttäuschend aber ist dann<br />
immer, wenn überwiegend so geredet<br />
wird, als gäbe es in Deutschland nicht<br />
fast vierzig Jahre Integrations- und<br />
Inklusionsforschung sowie praktische<br />
Integrations- und Inklusionserfahrungen<br />
in verschiedenen Bildungsfeldern<br />
– positive wie negative, um sich kritisch<br />
mit diesen auseinanderzusetzen und<br />
darauf aufzubauen bzw. weiter zu denken.<br />
Auch fehlten verbindliche Aussagen<br />
oder Zusagen zu Gesetzesvorhaben,<br />
Konzepten, Finanzierungen. Klar, diese<br />
Ministerien sind dafür im Wesentlichen<br />
nicht zuständig – und die oft im<br />
Detail und in der Umsetzung zuständigen<br />
Länder und Kommunen waren<br />
in die Vorbereitung und Ausrichtung<br />
der Tagung offensichtlich nicht eingebunden,<br />
was auch kritisiert wurde. Die<br />
Expertisen verblieben weitgehend auf<br />
der Ebene allgemeiner statements und<br />
Beschreibung der – oft divergierenden –<br />
Ist-Stände in allen Entwicklungsfeldern.<br />
Frau Ministerin von der Leyen meinte<br />
immerhin, man müsse »besser werden«<br />
und den Übergang von Schule in den<br />
Beruf für Menschen mit Behinderungen<br />
»leichter machen«: »Wir wollen,<br />
dass Menschen mit Behinderung ganz<br />
normal am Arbeitsleben teilnehmen<br />
…«. sie war stolz auf ihre ministeriale<br />
»Initiative Inklusion« in der 5.000 Menschen<br />
mit Behinderung diesbezüglich<br />
beraten würden und auf das Ziel, 1.300<br />
neue Lehrstellen für Menschen mit<br />
Behinderungen zu schaffen. Ministerin<br />
Wanka warnte (aber) vor »vorschnellen<br />
Veränderungen« und »ideologischer«<br />
Debatte. Inklusion dürfe kein Vorwand<br />
für ein »Sparprogramm der Länder«<br />
sein – und damit meinte sie, Förderschulen<br />
dürften nicht aus Kostengründen<br />
geschlossen werden.<br />
Wie immer aber kritisch und unverblümt<br />
der Beauftragte der Bundesregierung<br />
für die Belange von Menschen mit<br />
Behinderung, Hubert Hüppe, zur Problematik<br />
von Sonder-Kitas und eines<br />
allgemeinen und kostspieligen Sonderschulwesens.<br />
Die Workshops zu den 4 Themenfeldern<br />
der Konferenz (s. o.) sollten<br />
zwar vorgegebene Fragen der Veranstalter<br />
diskutieren, diese waren aber<br />
so umfangreich und kompliziert, dass<br />
GS <strong>aktuell</strong> <strong>123</strong> • September 2013<br />
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