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HGZ 4-2015
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Teilhabe nach eigenem Ermessen zur Verfügung<br />
(der Arbeitsbereich wird noch einmal extra<br />
berechnet). Dies schien bei allen drei Politikern<br />
auf großes Interesse zu stoßen, wenngleich sich<br />
wieder die bange Frage nach den<br />
Finanzierungsmöglichkeiten anschloss. „Das<br />
Leben ist toll, aber begrenzt, wenn es ums Geld<br />
geht“ so Weinberg.<br />
Die abschließende Frage Ralph Raules betraf<br />
die Sorge vieler Betroffener, nämlich ob die<br />
Finanzierung des gewaltigen Flüchtlingszustroms<br />
nach Deutschland z.B. auch die Umsetzung des<br />
Bundesteilhabegesetzes beeinträchtigen könne,<br />
wenn so viele Gelder derzeit für Flüchtlinge<br />
ausgegeben würden. Dr. Matthias Bartke betonte,<br />
dass die Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes<br />
unabhängig von der Zuwanderung durch<br />
Flüchtlinge durchgesetzt werden müsse,<br />
sonst würde dies der Akzeptanz durch die<br />
Bevölkerung schaden. Daher sei es wichtig,<br />
dass der Gesetzentwurf so durchgesetzt werde,<br />
wie er ursprünglich geplant gewesen sei. Die<br />
Zuwanderer brauchten wir nicht nur für unsere<br />
Renten, sondern sie seien auch eine Chance und<br />
die Rettung unseres Sozialstaates. Auch Marcus<br />
Weinberg stimmte dem zu und bekräftigte, dass<br />
die Diskussion um das Teilhabegeld nicht falsch<br />
an die Flüchtlingsthematik gekoppelt werden<br />
solle. Es sei vielmehr wichtig, die Flüchtlinge<br />
aufzunehmen und zu unterstützen. Anja Hajduk<br />
ergänzte in diesem Zusammenhang, dass es<br />
daher wichtig sei, einen ausgeglichenen Haushalt<br />
zu haben und die derzeitige wirtschaftliche<br />
Situation lasse es zu, die Flüchtlingsthematik<br />
ohne große Neuverschuldung zu meistern. Der<br />
Bundeshaushalt werde wahrscheinlich über einen<br />
Überschuss verfügen, sodass die Finanzierung<br />
des Flüchtlingszustroms nicht zu Lasten des<br />
Teilhabegeldes gehe. Daher gebe es auch keinen<br />
Grund, warum der Entwurf nicht in diesem Jahr<br />
kommen solle.<br />
Publikum selbst Fragen an die PolitikerInnen<br />
stellen konnte und so gleich von einigen genutzt.<br />
Alexander von Meyenn, selbst SPD-Mitglied<br />
und aktiv in der Politik erläuterte sein Dilemma<br />
mit den Dolmetscherkosten. Obwohl er im Jahr<br />
bereits 3.000 € für Dolmetscheinsätze bekäme,<br />
um sich politisch einbringen zu können, sei<br />
dies bei weitem nicht ausreichend. Der Betrag<br />
erscheine zwar hoch, tatsächlich reiche diese<br />
Summe jedoch nur für 6 bis 7 verdolmetsche<br />
Veranstaltungen aus, was leider nicht genug sei,<br />
regionale Treffen u.a. seien gar nicht mehr möglich<br />
und damit auch keine vollständige politische<br />
Teilhabe. Alexander von Meyenn plädierte für eine<br />
Art Konto für Dolmetschstunden, um unabhängig<br />
von den finanziellen Möglichkeiten der Parteien<br />
oder anderer Vereine agieren zu können. Denn<br />
mit dem Einsatz von Dolmetschern würden viele<br />
Parteien, Vereine und Veranstalter ungewollt<br />
an ihre finanziellen Grenzen stoßen und sähen<br />
sich dadurch gezwungen, Gehörlosen die aktive<br />
Teilhabe zu verwehren.<br />
Einige Gäste aus dem Publikum, so auch Edda<br />
Lührs, wünschten sich, dass das Teilhabegeld<br />
unabhängig vom sozialen Status der Gehörlosen<br />
bezahlt werden solle, vor allen Dingen<br />
unproblematisch und unbürokratisch.<br />
Eine junge Frau nahm gleich eine aktuelle<br />
Situation zum Anlass, um ihren Unmut<br />
darüber kundzutun, dass für Gehörlose immer<br />
wieder visuelle Informationen fehlten, gerade<br />
im öffentlichen Nah- und Fernverkehr. Der<br />
Streckenabschnitt vom HH-Hbf nach Altona der<br />
S1 wurde wegen eines Unfalls blockiert, sodass<br />
die junge Frau festsaß ohne zu wissen, was<br />
passiert war, wie es weitergehen würde und wann<br />
die Fahrt fortgesetzt werden würde. Wo und<br />
wann es einen Schienenersatzverkehr gäbe etc.<br />
Selbst am Hauptbahnhof sei es nicht möglich,<br />
sich irgendwie Informationen zu verschaffen<br />
oder jemanden zu fragen. Alle 3 PolitikerInnen<br />
stimmten darin überein, dass hier auf jeden Fall<br />
noch Verbesserungsbedarf sei und dieser auch<br />
parteiübergreifend gelöst werden müsse.<br />
Podiumsdiskussion mit Zuschauer Alexander v. Meyenn,<br />
links stehend Dolmetscher Knut Weinmeister (taub)<br />
Nun wurde die Möglichkeit geboten, dass das<br />
Das „Finnlandmodell“ – bald auch Erfolgsmodell in<br />
Deutschland?<br />
<strong>HGZ</strong> 4/<strong>2015</strong> | 7