03.11.2015 Aufrufe

zds#13

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

lockland<br />

So, 12.06 Uhr<br />

Kuhgrabenweg, Ecke Mittelweg<br />

Eine Frau hat ihren gelben<br />

„Beetle“ im Gras geparkt. Sie sitzt<br />

hinterm Steuer, Blick ins Grüne, und<br />

liest. Die Bänke in der Sonne sind<br />

allesamt leer.<br />

12.09 Uhr<br />

Kuhgraben<br />

Motorkähne tuckern gen „Kuhsiel“.<br />

Die Passagiere trinken Dosenbier.<br />

14.40 Uhr<br />

Niederblockland<br />

Eine Rampe führt hinab vom Deich<br />

ins Grünland. In der Ferne dösen<br />

Kühe, und eine Eule glotzt aus<br />

grünem Dreieck:<br />

„Landschaftsschutzgebiet“.<br />

36<br />

reportage<br />

×<br />

Ein Pärchen<br />

sitzt auf einer<br />

Bank, genießt<br />

den maler-<br />

ischen Blick.<br />

Warum das<br />

hier unter<br />

Schutz steht?<br />

„Damit das<br />

so bleibt.“<br />

37<br />

mit fluchtstreifen<br />

und eiergeld<br />

Für die einen ist es Bauland,<br />

für die anderen Betriebsfläche.<br />

Wer macht da erfolgreichen<br />

Naturschutz?<br />

Eine Exkursion über die Gräben<br />

Text: Armin Simon<br />

Fotos: Senya Corda<br />

Okay, man hätte es hören können, dieses<br />

jaulige Fiepsen. Wenn man drauf gepolt gewesen<br />

wäre. So wie Arno Schoppenhorst.<br />

„Guck mal da!“, ruft der und bremst<br />

verdammt abrupt. Links steigt ein Vogelschwarm<br />

aus der Wiese. „Kiebitze! Da<br />

hast du die! Geil!“ Es sind vielleicht<br />

50 Stück. „Das ist nichts“, wiegelt Schoppenhorst<br />

ab: „In ein, zwei Monaten sitzen<br />

die hier zu Tausenden.“ Blockland eben.<br />

Brutstätte und Futterplatz im Frühjahr,<br />

„man glaubt das nicht, was dann hier los<br />

ist“, beteuert der Vogelexperte; Etappenstation<br />

im Herbst; im Winter Aufwärmstube<br />

für sibirische und Zwergschwäne.<br />

Schoppenhorst setzt sein dickes Fernglas<br />

an, er hat einen winzigen weißen Punkt<br />

am Horizont zwischen Strommast und<br />

Wäldchen erspäht. „Silberreiher“, sagt er,<br />

aber da sind sie schon nicht mehr zu<br />

sehen. Und die Seeadlerfamilie, die sich<br />

irgendwo hier niedergelassen hat, zeigt<br />

sich erst gar nicht. Still liegen die Wiesen<br />

im farblosen Licht.<br />

Das ist ein bisschen das Problem des<br />

Blocklands: Es ist nicht immer gleich<br />

spektakulär. Man muss zum richtigen<br />

Zeitpunkt kommen und sich ein wenig<br />

auskennen, wenn man den Wert erkennen<br />

will. Diese Blume da am Wegesrand<br />

zum Beispiel – wieder so ein<br />

Bremsmanöver! Sieht aus wie eine Kornblume,<br />

blüht aber rosa und noch Ende<br />

September und steht, wie Schoppenhorst<br />

erklärt, auf der Roten Liste. Rainfarn,<br />

Beifuß, Knäuelgras und Distel sind ihre<br />

Nachbarn, alle nicht ganz so selten.<br />

„Hollerstadt“ und<br />

„Online-City“<br />

Das Blockland steht flächen deckend<br />

unter Landschafts-, ein nicht unerheblicher<br />

Teil sogar unter Naturschutz. Außerdem<br />

hält die EU ihre Hand<br />

zweifach darüber: Das Grünland ist als<br />

EU-Vogelschutz-, große Teile zudem als<br />

Fauna-Flora-Habitat-Gebiet (FFH-Gebiet)<br />

ausgewiesen. Eine Bebauung ist damit<br />

so gut wie ausgeschlossen. „Dieses<br />

Thema ist durch“, ist sich Schoppenhorst<br />

sicher. Vor nicht allzu langer Zeit sah<br />

das noch ganz anders aus. Pläne für

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!