zds#13
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lockland<br />
So, 12.06 Uhr<br />
Kuhgrabenweg, Ecke Mittelweg<br />
Eine Frau hat ihren gelben<br />
„Beetle“ im Gras geparkt. Sie sitzt<br />
hinterm Steuer, Blick ins Grüne, und<br />
liest. Die Bänke in der Sonne sind<br />
allesamt leer.<br />
12.09 Uhr<br />
Kuhgraben<br />
Motorkähne tuckern gen „Kuhsiel“.<br />
Die Passagiere trinken Dosenbier.<br />
14.40 Uhr<br />
Niederblockland<br />
Eine Rampe führt hinab vom Deich<br />
ins Grünland. In der Ferne dösen<br />
Kühe, und eine Eule glotzt aus<br />
grünem Dreieck:<br />
„Landschaftsschutzgebiet“.<br />
36<br />
reportage<br />
×<br />
Ein Pärchen<br />
sitzt auf einer<br />
Bank, genießt<br />
den maler-<br />
ischen Blick.<br />
Warum das<br />
hier unter<br />
Schutz steht?<br />
„Damit das<br />
so bleibt.“<br />
37<br />
mit fluchtstreifen<br />
und eiergeld<br />
Für die einen ist es Bauland,<br />
für die anderen Betriebsfläche.<br />
Wer macht da erfolgreichen<br />
Naturschutz?<br />
Eine Exkursion über die Gräben<br />
Text: Armin Simon<br />
Fotos: Senya Corda<br />
Okay, man hätte es hören können, dieses<br />
jaulige Fiepsen. Wenn man drauf gepolt gewesen<br />
wäre. So wie Arno Schoppenhorst.<br />
„Guck mal da!“, ruft der und bremst<br />
verdammt abrupt. Links steigt ein Vogelschwarm<br />
aus der Wiese. „Kiebitze! Da<br />
hast du die! Geil!“ Es sind vielleicht<br />
50 Stück. „Das ist nichts“, wiegelt Schoppenhorst<br />
ab: „In ein, zwei Monaten sitzen<br />
die hier zu Tausenden.“ Blockland eben.<br />
Brutstätte und Futterplatz im Frühjahr,<br />
„man glaubt das nicht, was dann hier los<br />
ist“, beteuert der Vogelexperte; Etappenstation<br />
im Herbst; im Winter Aufwärmstube<br />
für sibirische und Zwergschwäne.<br />
Schoppenhorst setzt sein dickes Fernglas<br />
an, er hat einen winzigen weißen Punkt<br />
am Horizont zwischen Strommast und<br />
Wäldchen erspäht. „Silberreiher“, sagt er,<br />
aber da sind sie schon nicht mehr zu<br />
sehen. Und die Seeadlerfamilie, die sich<br />
irgendwo hier niedergelassen hat, zeigt<br />
sich erst gar nicht. Still liegen die Wiesen<br />
im farblosen Licht.<br />
Das ist ein bisschen das Problem des<br />
Blocklands: Es ist nicht immer gleich<br />
spektakulär. Man muss zum richtigen<br />
Zeitpunkt kommen und sich ein wenig<br />
auskennen, wenn man den Wert erkennen<br />
will. Diese Blume da am Wegesrand<br />
zum Beispiel – wieder so ein<br />
Bremsmanöver! Sieht aus wie eine Kornblume,<br />
blüht aber rosa und noch Ende<br />
September und steht, wie Schoppenhorst<br />
erklärt, auf der Roten Liste. Rainfarn,<br />
Beifuß, Knäuelgras und Distel sind ihre<br />
Nachbarn, alle nicht ganz so selten.<br />
„Hollerstadt“ und<br />
„Online-City“<br />
Das Blockland steht flächen deckend<br />
unter Landschafts-, ein nicht unerheblicher<br />
Teil sogar unter Naturschutz. Außerdem<br />
hält die EU ihre Hand<br />
zweifach darüber: Das Grünland ist als<br />
EU-Vogelschutz-, große Teile zudem als<br />
Fauna-Flora-Habitat-Gebiet (FFH-Gebiet)<br />
ausgewiesen. Eine Bebauung ist damit<br />
so gut wie ausgeschlossen. „Dieses<br />
Thema ist durch“, ist sich Schoppenhorst<br />
sicher. Vor nicht allzu langer Zeit sah<br />
das noch ganz anders aus. Pläne für