10/2014
Fritz + Fränzi
Fritz + Fränzi
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DIE ENGAGIERTEN<br />
tigen Lebensübergänge in der Glaubensgemeinschaft<br />
zu feiern: Geburt,<br />
Erwachsenwerden, Heirat und Sterben.<br />
Nach der Konfirmation hätten<br />
zwar fast alle frischgebackenen Kirchenmitglieder<br />
nichts mehr mit der<br />
Kirche zu tun. «Diejenigen, die nicht<br />
austreten, wenn sie die erste Steuerrechnung<br />
erhalten, kommen dank<br />
ihrem eigenen Nachwuchs aber <strong>10</strong><br />
oder 20 Jahre später wieder auf die<br />
Kirche zu», sagt Thomas Müller.<br />
KIRCHLICHES ANGEBOT FÜR DIE<br />
GANZE FAMILIE<br />
Einleuchtend, dass sich die Kirchen<br />
heute Mühe geben, Familien anzusprechen.<br />
Die Kirche in Affoltern<br />
führt seit sechs Jahren Familienferien<br />
durch: 20 und mehr Familien<br />
fahren zusammen in ein Lagerhaus<br />
und verbringen eine Woche miteinander<br />
(siehe auch Seite 23).<br />
Obwohl die Kirche diese Woche<br />
subventioniert, ist die Haltung des<br />
Veranstalters offen. Wie stark die<br />
Geschichten und Lieder an die<br />
christlichen Botschaften gemahnten,<br />
variiere mit den kirchlichen Mitarbeiterinnen,<br />
die jeweils mithälfen,<br />
sagt Pfarrer Müller. Er wolle nicht<br />
missionieren. Es gibt auch keinerlei<br />
Erwartungen an die Teilnehmer<br />
bezüglich der religiösen Einstellung.<br />
Wer gerne als Familie mit anderen<br />
Familien zusammen etwas erlebe,<br />
der sei vorbehaltlos willkommen.<br />
Jährliche Familienferien bieten<br />
auch katholische Pfarreien<br />
Esther Feuz (43) ist als Tochter zweier<br />
Heilsarmee-Offiziere aufgewachsen.<br />
Das gläubige Umfeld sei für sie normal<br />
gewesen – nur in der Pubertät habe sie<br />
sich teilweise etwas für die Arbeit ihrer<br />
Eltern geschämt, sagt sie. Heute ist sie<br />
Mitglied der reformierten Landeskirche,<br />
habe aber noch einen «schönen Bezug»<br />
zur Heilsarmee. Auch ihr Mann Peter<br />
(48), der «im gängigen Rahmen» gläubig<br />
aufgewachsen sei, ist konfirmiertes<br />
Mitglied der reformierten Kirche.<br />
Meinungsverschiedenheiten in Glaubensfragen<br />
hätten anfangs der Beziehung<br />
zu Spannungen geführt. Sie hätten<br />
sich etwa damit auseinandersetzen<br />
müssen, dass sie unterschiedliche<br />
Vorstellungen über das Feiern des Weihnachtsfests<br />
hatten. «Für Peter und seine<br />
Familie sind das Gesellige und das Essen<br />
wichtig, für mich sind es die feierliche<br />
Atmosphäre, die Weihnachtsgeschichte<br />
und die Lieder», sagt Esther Feuz. Eine<br />
Aufgabenverteilung löste das Problem:<br />
Er kümmert sich nun um das Menu, sie<br />
um die Feierlichkeiten.<br />
Nicht viel wurde darüber diskutiert, ob<br />
ihre Kinder Robin (13), Sarina (12) und<br />
Janis (9) den kirchlichen Religionsunterricht<br />
besuchen oder nicht. «Es ist so gewachsen,<br />
und es gehört nun mal dazu»,<br />
an, beispielsweise diejenige von<br />
Wädenswil. Auch hier stünden<br />
ein lockeres Zusammensein und<br />
gemeinsame Ausflüge im Zentrum,<br />
sagt der Wädenswiler Vikar Markus<br />
Dettling.<br />
Doch, könnte man einwenden,<br />
biedert sich die Kirche nicht dem<br />
nicht religiösen Zeitgeist an, wenn<br />
sie die Leute ermutigt, nicht wegen,<br />
sondern vielleicht sogar trotz der<br />
Glaubensinhalte an kirchlichen<br />
Anlässen teilzunehmen? Müller<br />
wehrt ab, denn er anerkennt diese<br />
Trennung gar nicht erst. Das >>><br />
sagt Esther Feuz. Die Kinder gingen gern<br />
in den «Unti», weil es eine Stunde sei, die<br />
nicht so leistungsorientiert sei.<br />
Familie Feuz feiert das Weihnachtsfest<br />
zu Hause im kleinen Kreis, aber am<br />
Ostersonntag hat die Teilnahme am<br />
Familiengottesdienst Tradition. Nach<br />
dem Gottesdienst sucht die Festgemeinde<br />
um die Kirche herum die<br />
Ostereier und feiert im Kirchenpark.<br />
Überhaupt ist die Familie Feuz bei vielen<br />
kirchlichen Anlässen anzutreffen. Auch<br />
deshalb, weil Esther Feuz als Freiwillige<br />
für die Kirche arbeitet und viele Anlässe<br />
mitvorbereitet, etwa den Geschichtengottesdienst,<br />
das Fest zum Schulbeginn<br />
oder das Weihnachtsspiel. Die Familie<br />
hat auch wiederholt an den Familienferien<br />
der Kirchgemeinde teilgenommen.<br />
«Es ist schön, Teil dieser Gemeinschaft<br />
zu sein», sagt Esther Feuz. «Den Glauben<br />
miteinander zu teilen und zu leben,<br />
schafft eine Verwurzelung, die für uns<br />
wichtig ist.»<br />
Dass sie eines Tages keinen grossen<br />
Einfluss mehr auf die Entscheide ihrer<br />
Kinder haben wird, dessen ist sich die<br />
Mutter bewusst. Sie wünscht ihnen<br />
Offenheit dem Glauben gegenüber und<br />
die Gewissheit, dass immer jemand über<br />
sie wacht.<br />
«NACH DER KONFIR-<br />
MATION HABEN VIELE<br />
NICHTS MEHR MIT<br />
DER KIRCHE ZU TUN»<br />
Fritz+Fränzi DEZEMBER <strong>2014</strong> 13