10/2014
Fritz + Fränzi
Fritz + Fränzi
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NEU<br />
len über Sexualität altersgemäss<br />
informiert sein. Gleichzeitig sollen<br />
Intimität und Persönlichkeitsschutz<br />
gewahrt bleiben. Eltern und Schule<br />
haben unterschiedliche Blickwinkel:<br />
Für die Eltern stehen die Kinder im<br />
Fokus. Sie möchten ihnen ihre Werte<br />
vermitteln, über den Zugang zum<br />
Thema Sexualität bestimmen – und<br />
zwar dann, wenn es ihnen richtig<br />
erscheint. Sie wollen auch selbst darüber<br />
entscheiden, wie und was den<br />
Kindern vermittelt wird. So gibt es<br />
Eltern, die ihre Kinder schon früh<br />
aufklären, und solche, die sich damit<br />
gar nicht befassen möchten.<br />
Die Schule hingegen hat alle<br />
Kinder im Blick. Sie muss sich entscheiden,<br />
welchen allgemeinen<br />
Zugang zur Sexualität sie für die ihr<br />
anvertrauten Kinder wählen will,<br />
ohne dabei zu stark in den Bereich<br />
der Familie einzugreifen und ohne<br />
den Bildungsauftrag aus den Augen<br />
zu verlieren. Kommt dazu, dass die<br />
Schule den Zeitpunkt oft nicht wählen<br />
kann: Wenn sexualisierte Witze,<br />
Zeichnungen, Beschimpfungen oder<br />
Handyfilmchen die Runde machen,<br />
muss die Lehrerin reagieren. «Pfui,<br />
das macht man nicht» ist keine angemessene<br />
Reaktion, denn damit verschafft<br />
man sich keinen Respekt.<br />
BIOLOGISCHES WISSEN<br />
ODER SEXUALPÄDAGOGIK?<br />
Eine Reduktion der Sexualkunde auf<br />
biologische Sachverhalte, wie von der<br />
Initiative gefordert, ist nicht sinnvoll.<br />
Damit würde Sexualität an Schulen<br />
zu einem Tabuthema. Lehrpersonen<br />
dürften über vieles mit der Klasse<br />
nicht mehr sprechen. Sexualität<br />
müsste disziplinarisch abgehandelt<br />
werden. Ein geplanter Biologieunterricht<br />
könnte wegen der grossen<br />
Alters unterschiede in den Klassen<br />
erst spät in der Pubertät stattfinden.<br />
Viele Fragen von Kindern und<br />
Jugendlichen, etwa zum Küssen oder<br />
zur Liebe, sind keine biologischen<br />
Fritz+Fränzi DEZEMBER <strong>2014</strong><br />
<br />
Sowohl für die Eltern<br />
als auch für die Schule<br />
und die Gesellschaft steht<br />
der Schutz der Kinder<br />
im Vordergrund<br />
Jürg Brühlmann lic. phil., ist Primar-,<br />
Sekundar- und Sonderklassenlehrer und<br />
leitet die Pädagogische Arbeitsstelle<br />
des Dachverbandes Lehrerinnen und Lehrer<br />
Schweiz LCH.<br />
Themen, Pickel aber schon. Freiwilliger<br />
Sexualkundeunterricht schafft<br />
Unterschiede und führt zu Mobbing<br />
von Kindern, die nicht informiert<br />
sind. Fachstellen dürften im Unterricht<br />
nicht mehr mitarbeiten.<br />
POLARISIERUNG<br />
ODER VERHANDLUNG?<br />
Durch die Politisierung der Thematik<br />
sind die Standpunkte fast unversöhnlich<br />
geworden. Eine Einigung zu den<br />
Zielen einer professionellen Sexualpädagogik<br />
an der Volksschule scheint<br />
in weiter Ferne zu sein. Der Lehrplan<br />
21 bleibt in Bezug auf die Sexualpädagogik<br />
sehr zurückhaltend.<br />
Allein das Diskutieren und Verhandeln<br />
über eine im Alltag funktionierende<br />
professionelle Sexualpädagogik<br />
kann weiterhelfen. Denn<br />
beide Seiten verfolgen eigentlich<br />
das gleiche Ziel: eine angemessene,<br />
offene und unterstützende Thematisierung<br />
der Sexualität, damit Kinder<br />
und Jugendliche dieses existenzielle<br />
Lebensthema als Bereicherung erfahren.<br />
Der Aufbau von gegenseitigem<br />
Vertrauen zwischen Eltern und Schule<br />
geschieht vor Ort durch frühzeitige<br />
Information und Gespräche. Vorgaben<br />
der Bundesverfassung können<br />
wenig zu einer sinnvollen Sexualpädagogik<br />
beitragen, den Unterschied<br />
macht die gute Praxis.<br />
1409-EXC-I-05<br />
Jede Haut hat<br />
ihre Geschichte<br />
Damit ich mich in meiner Haut wohl fühle,<br />
müssen Körper und Geist in Balance sein. Früher<br />
hat mich meine trockene Haut daran gehindert.<br />
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