Band 15 - 20 Jahre Schwules Netzwerk NRW
2011 - 20 Jahre schwule Selbstorganisation in NRW
2011 - 20 Jahre schwule Selbstorganisation in NRW
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<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Schwules</strong> <strong>Netzwerk</strong> <strong>NRW</strong> e.V | 33<br />
daraus, ohne die Gesamtzahl zu verändern.<br />
Die zweite Version macht aufmerksam<br />
auf den Aufbau des Bildes in der<br />
ersten Version. Dort gab es ebenfalls<br />
Dreiergruppen, auch wenn sie nicht<br />
gleich als solche erkennbar waren. Die<br />
Figuren haben sich ein wenig verändert,<br />
einige sind ein wenig älter geworden.<br />
Durch seine Schnitte betont König die<br />
Differenzierung in der Schwulenszene.<br />
Das Zusammengehörigkeitsgefühl hat<br />
nachgelassen. Mit den Erfolgen der<br />
Schwulenbewegung ist ein Selbstbewusstsein<br />
entstanden, das nicht mehr allein<br />
das Schwulsein hervorhebt, sondern<br />
genauer, spezifischer greift. Berufsinteressen,<br />
politische Orientierung, Familienbindung,<br />
Alter, Hobbys, etc. gehören nun<br />
ebenso zur schwulen Selbstdefinition.<br />
Die beiden Versionen der Darstellung<br />
machen Arbeitsbedingungen und Erfolge<br />
des Schwulen <strong>Netzwerk</strong>s sichtbar: Das<br />
<strong>Netzwerk</strong> hat von Anfang an sowohl die<br />
Zusammengehörigkeit als auch die differierenden<br />
Interessen beachtet und zur<br />
Grundlage seiner Politik gemacht. Es ist<br />
ein Erfolg in der Arbeit und eine Bestätigung<br />
dieser Einstellung, wenn heute<br />
Schwule in erheblich mehr Zusammenhängen<br />
präsent sind und ihre Anliegen<br />
vertreten. Dies bedeutet nicht Verlust der<br />
Gemeinsamkeit, sondern Intensivierung<br />
der Interessenvertretung. Sieht man die<br />
Arbeit des Schwulen <strong>Netzwerk</strong>s in den<br />
<strong>20</strong> <strong>Jahre</strong>n seines Bestehens genauer an,<br />
wird man eines erkennen: Die vielfältigen<br />
Formen der Treffen, Zusammenschlüsse,<br />
Organisierung stellen sowohl die Verschiedenheit<br />
der Interessen als auch die<br />
Gemeinsamkeit dar. Es geht um Eintracht<br />
in Vielfalt.<br />
Im Dezember 1990 traf sich auf Betreiben<br />
der AIDS-Hilfe <strong>NRW</strong> eine Vorbereitungsgruppe,<br />
die die bestehenden Strukturen<br />
schwuler Organisationen in <strong>NRW</strong><br />
analysierte. In diese Analyse wurden die<br />
Möglichkeiten regionaler Zusammenarbeit<br />
einbezogen. Das Magazin Magnus<br />
schrieb über dieses Treffen. Mitte Januar,<br />
also zur gleichen Zeit, wurde ein Aufruf<br />
verbreitet, der zu einem Arbeitstreffen<br />
einlud, bei dem das Projekt schwules<br />
<strong>Netzwerk</strong> in <strong>NRW</strong> genauer besprochen<br />
werden sollte. Claudius Meyer zeichnete<br />
als verantwortlicher Organisator. Das<br />
Treffen war erfolgreich, ein Gründungsaufruf<br />
wurde verfasst, ein Konzept zur<br />
inhaltlichen Arbeit entworfen, dazu Plakate<br />
und Handzettel als Werbemittel für<br />
die anstehende Gründungsversammlung<br />
Mitte Juni in Dortmund. Das Arbeitspapier<br />
zur zukünftigen Tätigkeit betonte,<br />
man wolle zu politischen und sonstigen<br />
Differenzen in der Schwulenbewegung<br />
keine Stellung nehmen, sondern den<br />
konkreten Nutzen für die Gruppen in<br />
den Vordergrund stellen, sprich: Vernetzung,<br />
Öffentlichkeitsarbeit, Informationsvermittlung,<br />
politische Lobbyarbeit.<br />
Der Gründungsaufruf wurde in einigen<br />
schwulen Zeitschriften gedruckt und<br />
als Flugblatt verbreitet. Hierin hieß es<br />
unter anderem, man wolle kein weiterer<br />
Verband mit schwulenpolitischen Zielen<br />
werden, sondern ein Dienstleister, der<br />
vernetzt, Öffentlichkeitsarbeit betreibt<br />
und sich um öffentliche Förderung<br />
bemüht.<br />
Mitte Juni 1991 trafen sich fast 40<br />
Schwuleninitiativen aus ganz <strong>NRW</strong> in<br />
Dortmund, im Haus des DPWV. Eingeladen<br />
war zur Gründung eines Interessensverbands,<br />
der landesweit Schwulenpolitik<br />
und –vernetzung betreiben sollte, ein<br />
schwules <strong>Netzwerk</strong>. Der Gründungsvorstand<br />
bestand aus Christoph Behrens,<br />
Peter Kolbe, Christoph Scholz, Claudius<br />
Meyer und Dirk Meyer. Auf der Tagesordnung<br />
des neuen Vereins standen<br />
zunächst Formalitäten aller Art wie die<br />
Gewinnung von weiteren Mitgliedern. 14<br />
Mitglieder hatte das <strong>Netzwerk</strong> zu Beginn,<br />
denn einige Initiativen, die bei der<br />
Gründung dabei waren, hielten sich noch<br />
zurück. Zur Basisdemokratie dieser Zeit<br />
gehörte schließlich die Zustimmung der<br />
Mitglieder der eigenen Gruppe. Bis zum<br />
Abschluss der internen Diskussionen<br />
konnte man schlecht die Mitgliedschaft<br />
im Schwulen <strong>Netzwerk</strong> beantragen.<br />
Zu den ersten Projekten des neuen<br />
Verbandes gehörten zwei Seminare zu<br />
schwuler Medienarbeit beziehungsweise<br />
zur Telefonberatung sowie der Infopool,<br />
eine Zusammenstellung der Kontaktdaten<br />
von über 100 schwulen Gruppen<br />
in <strong>NRW</strong>.<br />
Alltagswelten – Expertenwelten <strong>Band</strong> <strong>15</strong> | www.schwules-netzwerk.de