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Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde 2002

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kurs Hitlers, geriet er allmählich auf die Seite des<br />

Wi<strong>der</strong>stands und drängte auf den Sturz Hitlers.<br />

Ursula Besser hatte 1942 – als 25jährige Kriegerwitwe<br />

– ein Studium an <strong>der</strong> „Auslandswissenschaftlichen<br />

Fakultät“ <strong>der</strong> Berliner Universität (bis<br />

1940 „Deutsche Hochschule <strong>für</strong> Politik“) begonnen,<br />

um dort Fremdsprachen, Politik- und Verwaltungswissenschaft<br />

sowie Publizistik zu studieren.<br />

Sie erinnert sich an Albrecht Haushofer als einen<br />

<strong>der</strong> „Glanzpunkte“ in <strong>der</strong> Lehre <strong>der</strong> Fakultät, <strong>der</strong><br />

höchst ansprechend über Geopolitik, d.h. vor allem<br />

über Geographie als Grundlage <strong>der</strong> Politik las<br />

und dessen kritische Haltung gegenüber dem Naziregime<br />

stets <strong>für</strong> alle deutlich wurde, die seine<br />

Vorlesungen „zwischen den Zeilen“ lesen konnten.<br />

Amelie Ihering wies darauf hin, dass Haushofer<br />

heute vor allem als Literat bekannt sei,<br />

insbeson<strong>der</strong>e durch die Moabiter Sonette, die einen<br />

ganz wichtigen Platz im Literaturkanon <strong>der</strong><br />

Schulbücher einnehmen. Mit diesen Versen hat<br />

Albrecht Haushofer sein Ringen um Verantwortung<br />

und Schuld im Nationalsozialismus – und<br />

<strong>Verhandlungen</strong> <strong>2002</strong> 3<br />

darin stellvertretend <strong>für</strong> ganz viele Deutsche – in<br />

einzigartiger Weise zum Ausdruck gebracht. Die<br />

autobiographischen Schreibversuche und seine<br />

epigonalen dramatischen Werke können dabei als<br />

die Vorarbeiten <strong>für</strong> die Sonette angesehen werden,<br />

die – in <strong>der</strong> Bedrängnis des Gefängnisses geschaffen<br />

– ohne Zweifel den auch künstlerischen Höhepunkt<br />

seines Werkes darstellen. Auch Karl Lenz<br />

hob vor allem auf die philologischen Fähigkeiten<br />

Haushofers sowie seine enorme Allgemeinbildung<br />

in Geographie und Geschichte ab, die ihm nach <strong>der</strong><br />

gescheiterten Habilitation in (Physischer) Geographie<br />

erlaubten, mit dem ihm von Albrecht Penck<br />

übertragenen Generalsekretärs- und Schriftleiterposten<br />

<strong>der</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> <strong>Erdkunde</strong> eine berufliche<br />

Nische zu finden, von <strong>der</strong> aus er in an<strong>der</strong>e<br />

Bereiche (Geopolitik und die damit verbundene<br />

Professur an <strong>der</strong> Hochschule <strong>für</strong> Politik) vordringen<br />

konnte. Das Gespräch fügte all diese Aspekte<br />

zu einem sehr anschaulichen und facettenreichen<br />

Bild Albrecht Haushofers zusammen. Es war <strong>für</strong><br />

die Anwesenden ein großer Gewinn.<br />

Über Albrecht Haushofer sprachen am 27. Februar 2003 (v.l.): Ursula Besser, Amelie Ihering, Ernst Haiger<br />

und Karl Lenz, hier mit Dieter Biewald (2.v.r) vor dem Haushofer-Bild (Besitz <strong>der</strong> Familie Hildebrandt)

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