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Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde 2002

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aus Welzow-Süd geht zum Großteil an das unweit<br />

gelegene Kraftwerk Schwarze Pumpe, das zusammen<br />

mit Boxberg die neue Generation <strong>der</strong> leistungsfähigen<br />

emissionsvermin<strong>der</strong>ten Kohlekraftwerke<br />

darstellt. Überhaupt gehen 95% <strong>der</strong> Braunkohle<br />

direkt an die Großkraftwerke, 5% <strong>der</strong> Kohle<br />

wird zu an<strong>der</strong>en Brennstoffen (Braunkohlestaub,<br />

Briketts) weiterverarbeitet. Seit <strong>der</strong> Fusion <strong>der</strong><br />

LAUBAG mit VEAG und HEW unter dem Dach<br />

<strong>der</strong> schwedischen Vattenfall befinden sich Braunkohlenproduktion<br />

und Stromgewinnung in einer<br />

Hand. Seit Jahresbeginn 2003 firmiert die LAU-<br />

BAG im Rahmen des Konzerns deshalb jetzt als<br />

„Vattenfall Europe Mining AG“, <strong>der</strong> Stromversorger<br />

VEAG als wesentlicher Teil von „Vattenfall Europe<br />

Generation“, beide werden vom gleichen Vorstand<br />

geleitet; <strong>der</strong> Bau einer Hauptverwaltung <strong>für</strong> diesen<br />

Vattenfall-Bereich ist in Cottbus vorgesehen.<br />

Im Abraum fallen als Nebenprodukte Sande und<br />

vor allem Tone („Flaschenton“) an; letzterer wird<br />

als Material zur Deponieabdichtung und <strong>für</strong> ähnliche<br />

Zwecke ausgeson<strong>der</strong>t und verkauft. Die Herstellung<br />

von Ziegeln aus diesem Ton am Standort<br />

Schwarze Pumpe hat sich aus technischen Gründen<br />

bedauerlicherweise nicht realisieren lassen; an an<strong>der</strong>er<br />

Stelle laufen Klinkerwerke auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong><br />

Tone <strong>der</strong> Deckschichten durchaus (so auch in Lichterfeld,<br />

einem weiteren Exkursionsziel).<br />

Die bei <strong>der</strong> LAUBAG verbliebenen Tagebaue rekultiviert<br />

die LAUBAG selbst, wie dies in den<br />

Rahmenbetriebsverträgen <strong>für</strong> diese Tagebaue auch<br />

festgeschrieben ist. In bestimmter standardisierter<br />

Weise erstellt sie darauf Flächen <strong>für</strong> forst- und<br />

landwirtschaftliche Nutzung, aber auch <strong>für</strong> Feuchtgebiete<br />

und Bereiche, die <strong>der</strong> natürlichen Sukzession<br />

überlassen werden. Die Wiesen und Wäl<strong>der</strong><br />

werden mit Wegen erschlossen – nicht zuletzt auch<br />

<strong>für</strong> Naherholung und Ausflugsverkehr. Verschiedene<br />

dieser Landnutzungsarten <strong>der</strong> Nachfolgelandschaft<br />

wurden am Beispiel <strong>der</strong> wie<strong>der</strong>hergestellten<br />

Bereiche des Tagebaus Welzow-Süd vorgestellt.<br />

Was geschieht mit den an<strong>der</strong>en ausgeräumten und<br />

aufgelassenen Tagebauen? Auch hier werden die<br />

Flächen zumeist wie<strong>der</strong> naturnah hergestellt. Es<br />

verbleibt jedoch stets ein Massendefizit, das auch<br />

durch von außen eingetragenes Material (z.B. Aus-<br />

<strong>Verhandlungen</strong> <strong>2002</strong> 37<br />

hub vom Potsdamer Platz in Berlin) nicht ausgeglichen<br />

werden kann, so dass <strong>für</strong> eine ganze Reihe<br />

von Restlöchern Seen geplant sind, die zukünftig –<br />

nach dem Vorbild des Senftenberger Sees, <strong>der</strong> groß<br />

angelegten Rekultivierungsmaßnahme <strong>der</strong> DDR-<br />

Zeit – <strong>der</strong> Erholung o<strong>der</strong> auch dem Naturschutz<br />

dienen sollen. Um Ideen und Visionen, aber auch<br />

um <strong>der</strong>en Umsetzung – von Projekt zu Projekt –<br />

kümmert sich in <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>lausitz in erster Linie<br />

die „Internationale Bauausstellung (IBA) Fürst-<br />

Pückler-Land“. Sie bündelt die Vorstellungen <strong>für</strong><br />

eine zukunftsträchtige Nachfolgelandschaft und<br />

versucht, die Sanierungsgel<strong>der</strong> <strong>der</strong> LMBV sowie<br />

weitere Zuschüsse unterschiedlichster Art, <strong>für</strong> <strong>der</strong>en<br />

Realisierung einzusetzen. Ohne dass man schon<br />

von einem Gesamtprojekt o<strong>der</strong> „Master plan“ <strong>für</strong><br />

die Nie<strong>der</strong>lausitz sprechen könnte, stellt die IBA<br />

jedoch verschiedene Einzelprojekte <strong>der</strong> Umnutzung<br />

und Erneuerung in diesem Raum unter ihrem<br />

Dach zusammen. Die IBA hat ihren Sitz in Großräschen,<br />

in einem eindrucksvollen expressionistischen<br />

ehemaligen Verwaltungsbau <strong>der</strong> „Grube Ilse“<br />

am aufgelassenen Tagebau Großräschen, dessen<br />

Restloch zukünftig <strong>der</strong> Ilse-See füllen soll. Das<br />

Haus <strong>der</strong> IBA wie auch die Nachbargebäude waren<br />

schon <strong>für</strong> die Abbaggerung vorbereitet, als es gerade<br />

noch gelang, sie zu retten und langsam <strong>für</strong> neue<br />

Nutzungen zu sanieren.<br />

Zu den von <strong>der</strong> IBA mit betreuten, aber durchaus<br />

autonom entstandenen, Projekten gehört unter<br />

vielem An<strong>der</strong>en auch das Besucherbergwerk in<br />

Lichterfeld am nordwestlichen Rand des Kohlenreviers,<br />

wo eine F60-För<strong>der</strong>brücke aus dem Tagebau<br />

(Klettwitz-Nord) herausgefahren und <strong>für</strong> die<br />

Besucher zugänglich gemacht wurde. Hier kann<br />

man über unzählige Stufen und schiefe Ebenen den<br />

„schräggestellten Eiffelturm“ – so die Anpreisung<br />

<strong>der</strong> IBA und an<strong>der</strong>er Protagonisten – in schwindelerregende<br />

Höhen besteigen, mit Brückenführer/in –<br />

und natürlich mit Helm! – ausgestattet. Ein gigantisches<br />

Bauwerk: 502 Meter lang, 202 Meter breit,<br />

80 Meter hoch, 13 500 Tonnen schwer. Hautnah<br />

erlebt man hier das technische Großgerät, das nach<br />

seinem Bau in Lauchhammer nur dreizehn Monate<br />

Dienst getan hatte, bevor <strong>der</strong> Tagebau stillgelegt<br />

wurde. An <strong>der</strong> höchsten Stelle angelangt, hat man<br />

einen prächtigen Blick über weite Teile <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>lausitz<br />

– von Finsterwalde im Norden bis ins

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