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Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde 2002

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Aufgaben <strong>der</strong> Verkehrsplanung in den Kommunen<br />

dieses Raumes und vieles An<strong>der</strong>e mehr.<br />

Wesentliche wirtschaftliche Grundlage <strong>der</strong> Stadt<br />

Schwarzheide war und ist das große Chemiewerk,<br />

heute ein Zweigwerk <strong>der</strong> BASF, einer <strong>der</strong> wirtschaftlichen<br />

Leuchttürme <strong>der</strong> Region und des Bundeslandes<br />

Brandenburg (an dessen Südgrenze)<br />

überhaupt. Es nimmt eine Fläche von rund 2,3<br />

km 2 ein. Hier werden in erster Linie Lacke,<br />

Schaumkunststoffe, Dämmstoffe sowie Pflanzenschutzmittel<br />

hergestellt. Das Werk geht zurück<br />

auf die nationalsozialistische Zeit, als hier 1935<br />

unter <strong>der</strong> Führung <strong>der</strong> IG Farben die BRABAG<br />

errichtet wurde zur Produktion von Benzin aus<br />

Braunkohle nach dem Fischer-Tropsch-Verfahren.<br />

Zeitweise waren hier 14.000 Menschen beschäftigt.<br />

1954 entsteht aus dem Werk <strong>der</strong> VEB<br />

Synthesewerk Schwarzheide. Schon 1968-73 wird<br />

hier mit Hilfe <strong>der</strong> BASF ein Polyurethankomplex<br />

aufgebaut. 1990 geht das Werk von <strong>der</strong> Treuhand<br />

an die BASF – als ein Teil des größten Chemieunternehmens<br />

<strong>der</strong> Welt.<br />

Ein Schüler-Vater, Herr Schöbel, schon im DDRzeitlichen<br />

Synthesewerk leiten<strong>der</strong> Mitarbeiter, später<br />

dann bei <strong>der</strong> BASF, jetzt Leiter eines spin-off-<br />

Unternehmens am Standort, <strong>der</strong> MIWAC, gibt uns<br />

eine hervorragende Führung durch das Areal und<br />

durch seinen Betrieb, mit einer Fülle von Hintergrund-Informationen<br />

zu diesem Standort: Die BASF<br />

hat hier rund 1 Mrd. Euro in die Mo<strong>der</strong>nisierung<br />

und Erneuerung gesteckt. Was nicht mehr zu erneuern<br />

war, wurde abgerissen, so dass heute fast<br />

nur Neuanlagen auf dem riesigen Werksgelände zu<br />

sehen sind. Hier ist auch die Forschung zu Isocyanaten<br />

konzentriert. Die BASF bemüht sich um die<br />

Ansiedlung von weiteren Betrieben, vor allem solcher<br />

Betriebe, die Rohstoffe aus dem Werk nutzen.<br />

Ein <strong>der</strong>artiger Betrieb ist die MIWAC, <strong>der</strong> Herr<br />

Schöbel vorsteht. Sie gehört zur Senftleben-Chemie,<br />

Düsseldorf. Hier werden aus Salzsäure und<br />

Aluminiumhydroxid Polyaluminiumchloride hergestellt,<br />

die als Flockungsmittel in <strong>der</strong> Wassseraufbereitung<br />

vor allem auch bei <strong>der</strong> Bergbausanierung<br />

zum Einsatz kommen.<br />

Die ländlichen Siedlungen südlich des Tals <strong>der</strong><br />

Schwarzen Elster lassen die periphere Situation<br />

<strong>Verhandlungen</strong> <strong>2002</strong> 39<br />

des Raumes, an <strong>der</strong> Grenze zu Sachsen, spüren.<br />

Zwischen größeren Waldflächen, die überwiegend<br />

von Kiefern bestanden sind, liegen kleine<br />

ländliche Siedlungen mit entsprechend kleinen<br />

Wohngebäuden, die oft einen sehr vernachlässigten<br />

Eindruck machen. Einige aufwändiger erstellte<br />

o<strong>der</strong> renovierte Häuser sind vermutlich im<br />

Besitz von Pendlern in die nahegelegene (alt-<br />

)industrielle Agglomeration zwischen Lauchhammer<br />

und Senftenberg. Die lokal verfügbaren Quarzsande<br />

allerdings werden seit Jahrzehnten abgebaut<br />

und kommen in <strong>der</strong> Glasindustrie zum Einsatz.<br />

In Grünewald, einem dieser kleinen Dörfer<br />

an <strong>der</strong> Landesgrenze, haben die Schüler <strong>für</strong> uns<br />

Unterkunft in einer preiswerten und freundlichen<br />

Pension reserviert, wo wir gemeinsam zu Abend<br />

essen und am Morgen uns mit einem reichhaltigen<br />

Frühstück <strong>für</strong> die weiteren Erkundungen stärken.<br />

Senftenberg ist Kreisstadt des Landkreises Oberspreewald-Lausitz,<br />

zweitgrößte Stadt <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>lausitz,<br />

Mittelzentrum und – ganz an<strong>der</strong>s als das<br />

weit größere Cottbus, das bisher eher weniger mit<br />

<strong>der</strong> Braunkohlewirtschaft zu tun hatte – noch Hauptort<br />

<strong>der</strong> Braunkohlewirtschaft, vor allem dadurch<br />

dass sowohl die LAUBAG als auch die LMBV<br />

(Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft)<br />

ihren Hauptverwaltungsstandort<br />

(im Plattenbau am seeseitigen Stadtrand bzw.<br />

im Teilort Brieske) aus <strong>der</strong> Zeit als Braunkohlekombinat<br />

in Senftenberg beibehalten haben – was<br />

sich jedoch in naher Zukunft än<strong>der</strong>n soll, wenn <strong>der</strong><br />

neue Vattenfall-Filialsitz in Cottbus fertiggestellt<br />

ist. Im Unterschied zu Lauchhammer und Schwarzheide<br />

hat Senftenberg eine lange städtische Tradition:<br />

Es ist eine Gründung vermutlich des 14. Jh.,<br />

im Schutz einer Burganlage (<strong>der</strong> Herren von Senftenberg),<br />

am Übergang <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>en Straße, von<br />

Görlitz und Bautzen kommend über Finsterwalde<br />

nach Leipzig bzw. Magdeburg führend, über die<br />

Schwarze Elster. Damit ist auch ein altstädtischer<br />

Kern erkennbar, <strong>der</strong> von den Bundesstraßen durch<br />

die Stadt umfahren wird. Aus <strong>der</strong> Burg wurde im<br />

16. Jh. ein Renaissance-Schloss entwickelt, mit<br />

umgebendem Festungswall. Mit <strong>der</strong> aufkommenden<br />

Kohlewirtschaft expandierte die Stadt zwischen<br />

1875 und 1910 massiv (von 2800 auf über<br />

13.000 E.) und im Verlauf des 20. Jh. weiter, bis zu<br />

einem Spitzenwert von rund 32.000 Einwohnern

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