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KulturFenster Nr. 05|2014 - Oktober 2014

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Poste Italiane SpA – Sped. in a.p.<br />

-70% – NE BOLZANO – 66. Jahrgang<br />

<strong>Nr</strong>. 5 | OKTOBER | <strong>2014</strong><br />

<strong>KulturFenster</strong><br />

Blasmusik, Chorwesen und Heimatplege in Südtirol<br />

Musik in kleinen Gruppen<br />

Kultur - Architektur - Literatur<br />

Singen - Wohltat für Seele und Körper


• Geleitwort •<br />

Das Glück des Musizierens<br />

• Inhalt •<br />

• Blasmusik<br />

Eine Studie der Universitäten Graz und<br />

Heidelberg bestätigte kürzlich, dass junge<br />

Menschen, die ein Instrument lernen, für<br />

ihr ganzes Leben ein Potential erwerben,<br />

das nicht hoch genug eingeschätzt werden<br />

kann. Die beiden Unis führten bei rund 150<br />

Schülerinnen und Schülern Tests durch,<br />

die sich über Jahre erstreckten und signifikante<br />

Unterschiede zu Tage förderten: Aufgrund<br />

von psychoakustischen Messungen,<br />

verbunden mit psychologischen Tests und<br />

Kreativtests sowie Kernspintomografie und<br />

Magnetenzephalografie, zeigte sich, dass<br />

Kinder, die ein Instrument lernen, beim<br />

Zuhören konzentrierter sind, sich besser<br />

unter Kontrolle haben und auch bei Lesen<br />

und Rechtschreiben im Vorteil sind. Überhaupt<br />

stellten die Wissenschaftler fest, dass<br />

diese Kinder eine bessere Hörfähigkeit entwickeln<br />

und mit dem Musikunterricht eine<br />

Entwicklung der für Sprache und Hören<br />

zuständigen Gehirnareale einhergeht. Gerade<br />

in einer Zeit wie der unseren, in der<br />

• Heimatplege<br />

junge Menschen häufig in einer Umgebung<br />

mit großer Reizüberflutung aufwachsen,<br />

komme dem praktischen Instrumentalunterricht<br />

(und auch dem Singen) eine<br />

zunehmend größere Bedeutung zu, gerade<br />

auch um Störungen im Lern- und Sozialverhalten<br />

vorzubeugen, so die Wissenschaftler.<br />

In Südtirol mit seiner blühenden Musiklandschaft<br />

lernen Tausende und Abertausende<br />

von jungen Menschen ein Instrument. Vorreiter<br />

sind mit den Eltern die Musikschulen<br />

und mit ihnen Hand in Hand die Musikkapellen.<br />

Eine besondere Plattform ist das<br />

Spiel in kleinen Gruppen, das sich mittlerweile<br />

als fester Bestandteil in den Fortbildungsprogrammen<br />

des VSM etabliert hat.<br />

Im Zusammenspiel der einzelnen Register<br />

müssen – bei Jung und Alt – die Ensemblemitglieder<br />

in Tempo, Rhythmus, Dynamik,<br />

Klangfarbe und Intonation ein eigenes musikalisches<br />

Konzept erarbeiten. Wenn das<br />

gelingt, ist das nicht nur musikalisch, sondern<br />

auch sozial von enormem Wert.<br />

Alfons Gruber<br />

• Chorwesen<br />

Jugend weitteifert in kleinen Gruppen 4<br />

Literaturempfehlung für Blasmusikwerke 6<br />

Großer Zuwachs bei den JMLA-Prüfungen 7<br />

220 Jungmusikanten bilden sich fort 8<br />

Latsch - im Zeichen der Blasmusik 9<br />

Jugendkapellen des Pustertales<br />

in St. Lorenzen 10<br />

Südtiroler zu Gast bei<br />

Wiener Philharmonikern 11<br />

Toni Profanter 60 15<br />

Alberto Promberger:<br />

Wenn man sich Ziele setzt... 16<br />

Mit Blasmusik durch die EU:<br />

Großbritannien - Italien 18<br />

Landesmusikfest Mai 2015 in Brixen -<br />

Vorschau 20<br />

Südtiroler Blasmusiktage in Bozen 21<br />

Musikpanorama 25<br />

Kleine Beiträge, die Großes bewirken 29<br />

Küchelbergtunnel - großer Eingriff in Meran 30<br />

Naturpark Drei Zinnen - Einwand 31<br />

Wie gehen wir mit Natur respektvoll um 32<br />

Terrassenbau Steinegg<br />

Lokalaugenschein 33<br />

Sichtbare Geschichte in Vilpian 34<br />

Heimatschutzverein Meran:<br />

Markante Schwerpunkte 35<br />

Geplante Bushaltestelle am<br />

Marconipark in Meran 37<br />

Rundschau 38<br />

Arge Lebendige Tracht:<br />

Silberne Edelweiß 39<br />

Mundartdichterinnen in Aldein 40<br />

Hoangart auf Schloss Prösels 41<br />

Die Macht des Singens 43<br />

Singen fördert Gehirn-Entwicklung 44<br />

Chöre-Festival auf Schloss Rodenegg 46<br />

Trautmannsdorf: Tag der Chöre 48<br />

Bezirk Bozen: Kulturfahrt nach Kufstein 50<br />

Chorleiterseminar: Abschlusskonzert 51<br />

Jugendliche im ,,Musical-Fieber" 52<br />

Burgeis: Abschlusskonzert der<br />

Chor- und Stimmbildungswoche 53<br />

Sängerwanderung des<br />

Bezirks Burggrafenamt-Vinschgau 55<br />

Titelbild: Schlagzeug-Duo "Die Zwei" (Julian Gruber und Elias Egger) beim VSM-Landeswettbewerb "Musik in kleinen Gruppen" <strong>2014</strong> in Auer<br />

2<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Vorweg<br />

Blasmusik<br />

Musik in kleinen Gruppen<br />

„Talent ist unbezahlbar, die Förderung von Talenten schon“.<br />

VSM-Verbandsjugendleiter Meinhard<br />

Windisch sieht in der „Musik in kleinen<br />

Gruppen“ großes Potential für die<br />

persönliche musikalische Entwicklung.<br />

Das Musizieren in kleinen Gruppen fördert auch das Zusammenspiel im großen<br />

Blasorchester.<br />

Das Musizieren im kleinen Kreis hat die<br />

Menschen schon immer fasziniert. Denken<br />

wir nur an das große Repertoire der<br />

Kammermusik, die ausgehend vom späten<br />

16. Jahrhundert die europäische Musikgeschichte<br />

mitgeprägt hat.<br />

Dies gilt heute natürlich auch für das<br />

Musizieren in kleinen Gruppen. Wenn<br />

seine Entstehung auch nicht direkt aus<br />

der Kammermusik abzuleiten ist, hat es<br />

aber wohl den gleichen Reiz. Das „Spiel<br />

in kleinen Gruppen“ - seit 1990 „Musik in<br />

kleinen Gruppen“ genannt - wurde 1947<br />

erstmals eingeführt, und in regelmäßigen<br />

Abständen wurden hierzu Wettbewerbe<br />

ausgeschrieben. 1976 wurde in Linz der<br />

erste Bundeswettbewerb“ Spiel in kleinen<br />

Gruppen“ veranstaltet. Dies bewirkte natürlich<br />

auch, dass damit einhergehend Literatur<br />

für die verschiedenen Besetzungen<br />

entstand. Dank dieser Entwicklung kön-<br />

nen wir heute auf ein reichhaltiges Repertoire<br />

an Ensemble-Literatur zurückgreifen.<br />

Das Musizieren im Ensemble, vom Duo<br />

bis zum Oktett, begleitet heute Klein und<br />

Groß auf Ihrem musikalischen Weg und<br />

stellt so einen wichtigen Bestandteil zur<br />

Förderung des musikalischen Niveaus in<br />

den Musikschulen und Musikkapellen dar.<br />

Der Wettbewerb „Musik in kleinen Gruppen“<br />

ist ein wichtiger Anreiz dies ebenfalls<br />

zu fördern und weiter zu tragen. An<br />

dieser Stelle möchte ich den ÖBV-Präsidenten<br />

Matthäus Rieger zitieren: „Talent<br />

ist unbezahlbar, die Förderung von Talenten<br />

schon“.<br />

In diesem Sinne wünsche ich allen Ensembles<br />

viel Freude und unvergessliche<br />

Stunden beim diesjährigen Bundeswettbewerb<br />

in Toblach.<br />

Meinhard Windisch<br />

VSM-Verbandsjugendleiter<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> 3


Das Thema<br />

Jugend wetteifert mit Musik<br />

in kleinen Gruppen<br />

Bundeswettbewerb der Österreichischen Blasmusikjugend heuer in Toblach zu Gast<br />

Bewertung<br />

Mit dem Bundeswettbewerb „Musik in kleinen Gruppen“ wird Toblach am 25. und<br />

26. <strong>Oktober</strong> einmal mehr zum „Musikknotenpunkt“.<br />

Der Wettbewerb „Musik in kleinen Gruppen“<br />

wird von der österreichischen Blasmusikjugend<br />

im 2-Jahres-Rhythmus ausgeschrieben.<br />

Die Landesverbände des<br />

österreichischen Blasmusikverbandes sowie<br />

die beiden Partnerverbände Südtirol<br />

und Liechtenstein führen eigene Landeswettbewerbe<br />

für „Musik in kleinen Gruppen“<br />

durch. Der Bundeswettbewerb im <strong>Oktober</strong><br />

<strong>2014</strong> wird von der österreichischen<br />

Blasmusikjugend in enger Zusammenarbeit<br />

mit dem Verband Südtiroler Musikkapellen<br />

organisiert und in Toblach durchgeführt.<br />

Im Jahr 1976 wurde vom österreichischen<br />

Blasmusikwettbewerb der Bundeswettbewerb<br />

„Spiel in kleinen Gruppen“ als<br />

Beitrag zum Österreichischen Nationalfeiertag<br />

am 26. <strong>Oktober</strong> erstmals ausgeschrieben.<br />

24 Ensembles in unterschiedlichen Besetzungen<br />

stellten sich am 26.10.1976 im<br />

Bruckner-Konservatorium in Linz der Jury.<br />

Seitdem finden nun im 2-Jahres-Rhythmus,<br />

zuerst auf Landesebene und darauffolgend<br />

im Herbst auf Bundesebene, Wettbewerbe<br />

für „Musik in kleinen Gruppen“<br />

statt. Waren es zu Beginn noch 24 Ensembles,<br />

steigerte sich die Anzahl der Teilnehmer<br />

im Laufe der Jahre. Für den anstehenden<br />

Bundeswettbewerb im <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />

in Toblach wurden von den Landes- und<br />

Partnerverbänden über 50 Ensembles in<br />

vier verschiedenen Kategorien (Holzbläser,<br />

Blechbläser, Schlagwerk und gemischte Ensembles)<br />

gemeldet. Im Laufe der Zeit hat<br />

es eine beeindruckende Entwicklung der<br />

Qualität gegeben. Auch im Wettbewerbsablauf<br />

kam es zu einigen Änderungen:<br />

Besetzungen<br />

Ein Ziel war und ist es, neben den Holzund<br />

Blechbläsern auch die Teilnahme von<br />

Schlagwerkern zu forcieren, weshalb eine<br />

eigene Kategorie für Schlagwerker eingeführt<br />

wurde. Weiters wurde im Lauf der<br />

Zeit eine eigene Sondergruppe installiert,<br />

womit der Wettbewerb für die in den Reihen<br />

der Musikkapellen tätigen „Professionisten“,<br />

d.h. Musikstudierenden bzw.<br />

Absolventen von Musikuniversitäten und<br />

Konservatorien sehr interessant wurde. Ein<br />

weiteres erklärtes Ziel der Wettbewerbe ist<br />

auch die Förderung von weitmensurierten<br />

Blechinstrumenten und „Mangelinstrumenten“<br />

wie Oboe und Fagott. Auch dem<br />

Umstand, dass das fächerübergreifende<br />

Musizieren in den Musikschulen forciert<br />

wird, wurde mit der Einführung einer eigenen<br />

Kategorie für gemischte Besetzungen<br />

Rechnung getragen.<br />

Die Form der Bewertung der Vorträge änderte<br />

sich mehrmals im Laufe der Jahre. In<br />

den Anfängen des Bundeswettbewerbes wurden<br />

Preise bzw. Ränge vergeben, von 1982<br />

bis 1996 wechselte man zu Prämierungen:<br />

Die Ensembles erspielten sich ausgezeichnete,<br />

sehr gute und gute Erfolge. 1998 kam<br />

man zum Entschluss, ausschließlich Punkte<br />

zu vergeben, was zwei Jahre später – im Jahr<br />

2000 – wieder verworfen wurde. Seit 2004<br />

werden nun die Vorträge nur mehr mit Punkten<br />

bewertet. Jedes Ensemble strebt nach<br />

einer möglichst hohen Punkteanzahl. 1992<br />

schaffte es das Oberösterreichische Klarinettenensemble<br />

„Clarinettissimo“ in Südtirol<br />

erstmals, 100(!) von möglichen 100 Punkten<br />

zu erreichen. Dieses sensationelle Ergebnis<br />

wiederholte sich beim Bundeswettbewerb<br />

in Tulln in Niederösterreich im Jahr<br />

2009, als die „Brass Boys“ aus Kärnten von<br />

der Jury die volle Punkteanzahl bekamen.<br />

Finalrunde<br />

Mit der Novellierung des Statutes „Musik<br />

in kleinen Gruppen“ im Jahr 2010 wurde<br />

eine Finalrunde am zweiten Wettbewerbstag<br />

eingeführt. Beim Wettbewerb in Feldkirch/<br />

Vorarlberg im Jahr 2008 wurde dieses Modell<br />

erprobt und ist seit 2010 fixer Bestand-<br />

„Die Ensemblemitglieder müssen sich einander anpassen und einen gemeinsamen<br />

Weg finden“, sagt Helmut Schmid.<br />

4<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Blasmusik<br />

Helmut Schmid ist Landesmusikschulinspektor in Tirol und als Referatsleiter beim<br />

Amt der Tiroler Landesregierung für die Abteilung Bildung/Musikschulen zuständig.<br />

Sein Studium hat er am Tiroler Landeskonservatorium absolviert. Er war von<br />

1992 bis 2000 Dirigent der Bürgermusik Wenns und seit dem Jahr 2000 leitet er die<br />

Stadtmusikkapelle Landeck.<br />

Im Tiroler Blasmusikverband bekleidete Helmut Schmid von 2001 bis 2010 das Amt<br />

des Landesjugendreferenten. Im Jahr 2007 wurde er zum Bundesjugendreferent-<br />

Stellvertreter im Österreichischen Blasmusikverband bestimmt; seit 2013 hat er die<br />

Funktion des Bundesjugendreferenten (Österreichische Blasmusikjugend) inne.<br />

Zudem ist er Vorsitzender der Konferenz der österreichischen Musikschulwerke.<br />

Auch im VSM ist Helmut Schmid kein Unbekannter mehr. Er war letzthin Wertungsrichter<br />

beim Landesjugendkapellentreffen 2013 in Nals, beim Konzertwertungsspiel<br />

2013 in Vöran sowie beim Landeswettbewerb "Musik in kleinen Gruppen" im heurigen<br />

Frühjahr in Auer.<br />

teil des Bundeswettbewerbes. Die besten Ensembles<br />

des ersten Wettbewerbstages aus<br />

allen vier Kategorien (Holzbläser, Blechbläser,<br />

Schlagwerk und gemischte Ensembles)<br />

stellen sich am zweiten Tag vor versammeltem<br />

Publikum einer erweiterten Finaljury, in<br />

der der Hauptpreisträger des Wettbewerbs<br />

gekürt wird.<br />

Zielsetzung und pädagogische<br />

Hintergründe des Wettbewerbes<br />

„Musik in kleinen Gruppen“<br />

Musizieren im Ensemble ist ein wichtiger<br />

Punkt, um sich selbst und den Verein musikalisch<br />

weiter zu entwickeln. Das Ensemblespiel<br />

ist ein gutes und wichtiges Training,<br />

um gewisse Kenntnisse, wie aufeinander hören,<br />

Zusammenspiel und Intonation weiter<br />

zu entwickeln.<br />

Der Wettbewerb „Musik in kleinen Gruppen“<br />

ist eine Plattform, um genau diese Eigenschaften<br />

zu üben und zu festigen. Die<br />

Motivation eines Musikers, in einem Ensemble<br />

zu musizieren, kann verschiedene Hintergründe<br />

haben. Sehr oft stehen im Mittelpunkt<br />

die Freude und der Spaß am Musizieren<br />

mit Gleichgesinnten, die sich mehr als nur<br />

in der Blasmusik mit dem eigenen Instrument<br />

beschäftigen wollen. Alle Beteiligten<br />

haben ein zusätzliches Ziel, auf das es sich<br />

lohnt hinzuarbeiten. Oft gibt das Ensemblespiel<br />

aber auch die Möglichkeit, sich mit der<br />

eigenen Auftrittsangst zu beschäftigen. Die<br />

Musikerinnen und Musiker sind direkt damit<br />

konfrontiert und sehen aber gleichzeitig,<br />

dass es anderen genauso ergeht. Im Ensemble<br />

können also alle voneinander lernen:<br />

Es wird klar, dass jedes Ensemblemitglied<br />

Stärken und Schwächen hat. Dadurch gelingt<br />

unter anderem auch Nachwuchsmusikern<br />

der Einstieg in den Verein vielleicht um<br />

einiges leichter. Für Instrumente, welche in<br />

der Blasmusik hauptsächlich Begleitfunktionen<br />

übernehmen wie zum Beispiel Tuba<br />

oder Fagott ist das Musizieren im Ensemble<br />

eine Chance, auch einmal einen eigenständigen<br />

Part zu spielen und somit eine<br />

musikalische Führungsrolle zu übernehmen.<br />

Aus Sicht der Musikkapelle fördert das<br />

gemeinsame Musizieren in kleinen Gruppen<br />

natürlich auch das Zusammenspiel<br />

der einzelnen Register. Ob Tempo, Rhythmus,<br />

Dynamik, Klangfarbe oder Intonation,<br />

die Ensemblemitglieder müssen sich einander<br />

anpassen und einen gemeinsamen Weg<br />

finden - die Gruppe entwickelt dabei auch<br />

ein gemeinsames musikalisches Konzept,<br />

eine eigene musikalische Gestaltung. Dabei<br />

ist die Meinung eines jeden Einzelnen<br />

enorm wichtig – jeder Einzelne beeinflusst<br />

das Gesamtergebnis.<br />

Wesentlich ist auch, dass die Ensemblemitglieder<br />

Literatur kennenlernen, die in der<br />

Blasmusik selten bzw. gar nicht gespielt wird.<br />

Immer öfter wird mit neuer Musik experimentiert<br />

und improvisiert. Weiters kommen<br />

des Öfteren Nebeninstrumente (z.B. Bassklarinette,<br />

Sopran, Tenor und Baritonsaxophon)<br />

zum Einsatz und diese sind somit für<br />

alle Beteiligten eine Bereicherung.<br />

Für eine Musikkapelle selbst bringt die<br />

kammermusikalische Betätigung der einzelnen<br />

Musikantinnen und Musikanten eine<br />

erstaunliche Qualitätssteigerung mit sich.<br />

Die Musikantinnen und Musikanten haben<br />

durch das Ensemblespiel mitunter wieder<br />

mehr Motivation, selbst zu üben und sich<br />

vermehrt mit dem eigenen Instrument zu<br />

beschäftigen.<br />

Der Wettbewerb „Musik in kleinen Gruppen“<br />

soll einen entscheidenden Impuls dafür<br />

geben, gemeinsam mit Freunden im Ensemble<br />

zu musizieren und viele neue und<br />

schöne Erfahrungen zu sammeln.<br />

Helmut Schmid<br />

Das Musizieren in<br />

kleinen Gruppen bietet<br />

zweifelsohne eine<br />

Horizonterweiterung im<br />

musikalischen Sinn.<br />

Der Erfolg ist ein<br />

Meilenstein auf<br />

dem weiteren<br />

Weg – im Bild die<br />

Hauptpreisträger des<br />

Bundeswettbewerbes<br />

2012 „M&M drops“ mit<br />

dem „Yamaha-Preis“.<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> 5


Praxis<br />

Literaturempfehlung<br />

für Blasmusikwerke<br />

Von VSM-Bezirkskapellmeister Erwin Fischnaller<br />

In unregelmäßigen Abständen veröffentlichen<br />

wir in dieser Rubrik des <strong>KulturFenster</strong>s<br />

Empfehlungen für gut spielbare<br />

Stücke in allen Leistungsstufen.<br />

Dies ist u.a. als eine praktische Hilfe bei<br />

der Zusammenstellung von Konzertprogrammen<br />

gedacht. Erwin Fischnaller,<br />

Bezirkskapellmeister des VSM-Bezirkes<br />

Brixen, hat uns diesmal freundlicherweise<br />

seine persönliche Auswahl geschickt. Es<br />

ist dies, wie er sagt, eine „Literaturempfehlung<br />

von Stücken, die ich größtenteils<br />

selbst aufgeführt habe und die meinen<br />

Musikantinnen und Musikanten, und mir<br />

gut gefallen.“<br />

Herzlichen Dank dafür!<br />

VSM-Bezirkskapellmeister Erwin<br />

Fischnaller<br />

Kirchenmusik Komponist/Arr. Stufe<br />

Deutsche Messe Franz Schubert A<br />

Katholische Messe Michael Haydn A<br />

Herz-Jesu Messe Florian Pedarnig A<br />

Sechs Choräle<br />

Johann Sebastian Bach/ Arr,<br />

Adi Rinner<br />

Festmusik <strong>Nr</strong>. 1 Karl Pilß A<br />

Drei Meditationen Alfred Bösendorfer A<br />

Der Festtag Sepp Tanzer B<br />

Bruckner Chorale Anton Bruckner A<br />

Gloria Dei/ Lux Dei Franz Watz A<br />

Wachet auf, ruft uns<br />

die Stimme<br />

Johann S. Bach/ Arr. Sparke<br />

A<br />

B/C<br />

Ave Maria Anton Bruckner B/C B/C<br />

Herzlich tut mich verlangen William P. Latham B/C<br />

Yorkshire Ballad James Barnes A<br />

B/C<br />

Choralia Bert Appermont A/B<br />

Lied ohne Worte Rolf Rudin B/C B/C<br />

Canterbury Chorale Jan van der Roost C<br />

O Magnum Mysterium Morten Lauridsen C/D C/D<br />

Konzertstücke Komponist/Arr. Stufe<br />

Signature Jan van der Roost C<br />

Pique Dame Ouverture Franz von Suppé C<br />

Olandese Giovanni Orsomando C<br />

Folk Song Suite R. Vaughan Williams C<br />

The Battle of Varlar Rob Goorhuis B<br />

White Field Armin Kofler C<br />

Roller Coaster Otto M. Schwarz B/C<br />

Prinz Eugen Kampfruf Joseph Messner arr. Hans Eibl B/C<br />

Pertusia, Ouverture M. Bartolucci B/C<br />

Gold und Silber, Walzer Franz Lehár, op. 79 B/C B/C<br />

Crown Imperial,<br />

Konzertmarsch<br />

William Walton, arr. Jay Bocook<br />

La Storia Jacob de Haan B<br />

Lord Of The Seven Seas Kees Vlak C<br />

All Glory Told James Swearingen B<br />

Fanfare and Flourishes James Curnow C<br />

Die Felsenmühle Carl Reissiger C<br />

Fanfare, Romance and Finale<br />

Philip Sparke<br />

Milano Gran Marcia A. Ponchielli C<br />

Fate Of The Gods Steven Reineke C<br />

Ivanhoe Bert Appermont C<br />

Festmusik der Stadt Wien Richard Strauss<br />

Heimatland-Ouverture Jindrich Pravecek C<br />

Zigeunerchor Giuseppe Verdi B/C<br />

Concensus Jan van der Roost C<br />

Festa Paesana Jacob de Haan B/C<br />

Orient Express Philip Sparke D<br />

El Camino Real Alfred Reed D<br />

Saga Candida Bert Appermont D<br />

Banja Luka Jan de Haan D<br />

Irish Tune From Country<br />

Derry<br />

Percy Aldrige Grainger<br />

The Hounds of spring Alfred Reed D<br />

Resurgam Eric Ball D/E<br />

Appalachian Ouverture James Barnes C<br />

Armenian Dances Alfred Reed D<br />

Ouverture on Russian and<br />

Kirgihiz Folk Songs<br />

Dimitri Shostakovich<br />

Russian Christmas Music Alfred Reed<br />

C<br />

C<br />

C<br />

B<br />

D<br />

D<br />

6<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Aus Verband und Bezirken<br />

Blasmusik<br />

Großer Zuwachs bei den<br />

JMLA-Prüfungen<br />

Erstmals auch Leistungsabzeichen für „Musiker 30+“<br />

Ein Plus von 50% bei den Goldprüfungen<br />

sowie ein Plus von 25% bei den<br />

Silberprüfungen<br />

Die Jungmusiker-Leistungsabzeichen<br />

stellen seit ihrer Einführung im Jahr 1971<br />

nach wie vor einen der wichtigen Be-<br />

reiche in der Jugendförderung im Verband<br />

Südtiroler Musikkapellen dar. Da<br />

die Inhalte und Anforderungen ständig<br />

im Steigen sind, muss auch die Prüfungsliteratur<br />

von Zeit zu Zeit angepasst<br />

werden. Im September dieses Jahres<br />

wurden gemeinsam mit den einzelnen<br />

Fachgruppen Anpassungen und kleine<br />

Korrekturen vorgenommen. So gibt es<br />

Änderungen bei den Spielanweisungen<br />

die Tonleitern betreffend; diese wurden<br />

zum Teil angepasst oder vereinheitlicht.<br />

Musiker-Leistungsabzeichen erfolgreich eingeführt<br />

Erstmals vergeben wurden heuer auch die Musiker-Leistungsabzeichen. Diese ermöglichen es, Musikantinnen und<br />

Musikanten, die bereits ihr 30-stes Lebensjahr überschritten haben, die Prüfung in Bronze, Silber und Gold abzulegen.<br />

Die hierzu verwendete Prüfungsliteratur und Richtlinien sind dieselben wie jene für die Jungmusiker-Leistungsabzeichen.<br />

Die ersten fünf Musikanten, die sich dieser Prüfung gestellt haben, sind:<br />

Werner Pitterle<br />

(MK Toblach, Posaune)<br />

im Jahr 2013 (Silber)<br />

Elisabeth Nischalke<br />

(MK Toblach, Tenorhorn)<br />

im Jahr <strong>2014</strong> (Bronze)<br />

Gottfried Steinmayr<br />

(SK Pichl, Tuba)<br />

im Jahr <strong>2014</strong> (Bronze)<br />

Josef Unterfrauner<br />

(MK St. Georgen, Posaune)<br />

im Jahr <strong>2014</strong> (Silber)<br />

Bernhard Mairhofer<br />

(MK Proveis, Bariton)<br />

im Jahr <strong>2014</strong> (Silber)<br />

Die JMLA-Literatur, die zugleich als Prüfungsliteratur<br />

dient, hat ihren festen Platz<br />

im Instrumentalunterricht und trägt so wesentlich<br />

zum Bildungskonzept der Musiklehrerinnen<br />

und –lehrer bei. An dieser Stelle<br />

möchte ich mich bei allen bedanken, die<br />

bei der Auswahl der Literatur mitgearbeitet<br />

haben. Diese begleitet die Schüler durch<br />

alle drei Leistungsstufen und führt sie so<br />

von den ersten Schritten bis hin zur solistischen<br />

Reife.<br />

Die Prüfungen wurden, wie in den vergangenen<br />

Jahren, im Laufe des Schuljahres im<br />

März und Juni in Bruneck, Brixen, Eppan,<br />

Lana, Schlanders und Auer abgenommen.<br />

Zudem gab es heuer die Möglichkeit, gleich<br />

bei zwei Jungbläserwochen die Prüfungen<br />

in Bronze abzulegen. Insgesamt wurde 503-<br />

mal das Jungmusiker-Leistungsabzeichen<br />

in Bronze, 211-mal in Silber und 41-mal<br />

in Gold verliehen.<br />

Meinhard Windisch,<br />

Verbandsjugendleiter<br />

Hier vorausgeschickt die Prüfungstermine für 2015:<br />

Termin Stufe Ort/e<br />

Sa, 28. März 2015 Bronze - Silber Musikschule Bruneck<br />

Mo, 02. Juni 2015 Bronze - Silber Musikschulen Schlanders, Lana, Eppan, Toblach, Brixen<br />

Sa, 06. Juni 2015 Gold Musikschule Auer<br />

Juli 2015 Bronze Jungbläserwoche<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> 7


Aus Verband und Bezirken<br />

220 Jungmusikanten aus ganz<br />

Südtirol bilden sich fort<br />

Keine Zukunft für die Jungbläserwoche C mit Silberniveau<br />

2600 Finger übten im heurigen Sommer<br />

fleißig auf den Instrumenten, denn bei den<br />

vier Jungbläserwochen des VSM wurden insgesamt<br />

220 Jungmusikanten aus ganz Südtirol<br />

von 45 Fachlehrern und den vier Kursleitern<br />

Wolfgang Schrötter, Hannes Zingerle,<br />

Georg Lanz und Sonya Profanter betreut.<br />

Aufgrund der immer größer werdenden<br />

Schwierigkeiten, genügend Teilnehmer für<br />

die Jungbläserwoche C mit Silberniveau<br />

zu finden, wird diese ab dem nächsten<br />

Jahr nicht mehr stattfinden, d.h. es wird<br />

nur mehr eine Jungbläserwoche für fortgeschrittene<br />

Schüler geben (ab Bronze).<br />

Denn für den heurigen Sommer konnte für<br />

die Jungbläserwoche C nur ein 36-köpfiges<br />

Jugendblasorchester gebildet werden,<br />

welches vom 12. Juli bis 19. Juli in<br />

der Landwirtschaftsschule in Dietenheim<br />

probte. Den Jungmusikanten stand ein<br />

kompetentes und engagiertes 8-köpfiges<br />

Lehrerteam für technische Feinheiten am<br />

Instrument, Einzelunterricht und Ensemblespiel<br />

zur Seite. Das Jugendblasorchester,<br />

welches den Schwerpunkt der Woche<br />

bildete, wurde von dem Lehrerteam musikalisch<br />

geleitet, die organisatorischen Zügel<br />

hielt Bezirksjugendleiter Hannes Zingerle<br />

in seinen Händen. Am Vormittag des<br />

Abschlusskonzertes fand bereits ein internes<br />

Kammermusik-Konzert statt, bei dem<br />

die teilnehmenden Jungmusikanten ihr Erlerntes<br />

präsentieren durften.<br />

Mit dem<br />

Abschlusskonzert<br />

am 19. Juli im<br />

Vereinshaus<br />

von Percha<br />

ist nach nur<br />

sechs Jahren<br />

die Ära der<br />

"Jungbläserwoche<br />

(C) mit Silber-<br />

Niveau" zu Ende<br />

gegangen.<br />

Das Abschlusskonzert, zu dem unter anderem<br />

die Teilnehmer der Jungbläserwoche<br />

A zu Gast waren, fand heuer im Vereinshaus<br />

von Percha statt. Zuerst präsentierten<br />

die Jugendlichen vor dem Vereinshaus eine<br />

tolle Marschshow unter der gekonnten Leitung<br />

von Franz Plangger und Harald Weber.<br />

Anschließend erklang im Saal u. a. originale<br />

Blasmusik von Jakob de Haan und Jan Van<br />

der Roost sowie auch das Werk „Alm“ des<br />

Südtiroler Komponisten Armin Kofler. Die<br />

Begeisterung der Zuhörer spiegelte sich<br />

in einem wohl verdienten Applaus wider.<br />

Vom 19. bis 26. Juli fanden die zwei<br />

zeitgleich laufenden Bronzewochen statt:<br />

eine im Vinzentinum in Brixen unter der<br />

Leitung von Verbandsjugendleiterstellvertreterin<br />

Sonya Profanter und die zweite in<br />

der Lichtenburg in Nals unter der Leitung<br />

von Bezirksjugendleiter Wolfgang Schrötter.<br />

Insgesamt 22 Lehrer spornten die 122<br />

Jungmusikanten zu Höchstleistungen an,<br />

und mit großer Freude und Genugtuung<br />

konnten am Ende der Woche fast alle Kinder<br />

das Jungmusikerleistungsabzeichen in<br />

Bronze in ihren Händen halten. Zusätzlich<br />

Termine der Jungbläserwochen 2015<br />

zur bestandenen Prüfung überzeugten die<br />

Jungmusikanten bei den Abschlusskonzerten<br />

mit gelungenen Marschmusikparaden,<br />

die von den Bezirksstabführern Frank<br />

Malfertheiner bzw. Valentin Domanegg einstudiert<br />

wurden, sowie mit flotten Ensemblestücken<br />

und Orchesterwerken.<br />

Georg Lanz leitete die Jungbläserwoche<br />

für Fortgeschrittene mit Bronze, welche<br />

vom 05. Juli bis 12. Juli ebenfalls im Vinzentinum<br />

in Brixen stattfand. Die 56 Teilnehmer<br />

wurden von 11 Lehrkräften unterrichtet.<br />

Hauptaugenmerk legte man auf die<br />

instrumentenspezifische technische und<br />

musikalische Schulung, auf das Ensemblespiel<br />

und auf die verfeinerte Arbeit im Jugendblasorchester.<br />

Außerdem hatten die Jugendlichen<br />

die Möglichkeit, Solostücke mit<br />

Klavier-Korrepetition zu erarbeiten, welche<br />

in einem internen Konzert zur Aufführung<br />

kamen. Für das Abschlusskonzert wurden<br />

die Grundkenntnisse im Marschieren und<br />

der Musik in Bewegung vom Landesstabführer<br />

Toni Profanter aufgefrischt und zusätzlich<br />

dazu eine kleine Marschmusikshow<br />

präsentiert. Anschließend überzeugten die<br />

Jungmusikanten im Innenhof des Vinzentinums<br />

mit vielen Ensemblestücken, bis das<br />

Konzert mit symphonischer Musik (u.a.<br />

„Sedona“-Steven Reineke) und rockigen<br />

Klängen („Rock the Future“ – Mario Bürki)<br />

unter großem Beifall ausklang.<br />

Natürlich kam bei allen Wochen der<br />

Spaß nicht zu kurz, dafür sorgten die kreativen<br />

Betreuer: Es wurden Olympiaden, Lagerfeuer<br />

und viele andere Veranstaltungen<br />

organisiert. Was aber vielleicht ein Leben<br />

lang hält, sind die Freundschaften, die in<br />

dieser Zeit geschlossen werden.<br />

Sonya Profanter<br />

11.-18.Juli: ... für Fortgeschrittene (ab Bronze) in Dietenheim<br />

18.-25.Juli: ... zur Erlangung des Bronzeabzeichens in Brixen (Vinzentinum) und<br />

Nals (Lichtenburg)<br />

8<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Blasmusik<br />

Latsch - ein Tag im<br />

Zeichen der Blasmusik<br />

22. Bezirksmusikfest des VSM-Bezirkes Schlanders<br />

Das erste Augustwochenende stand in<br />

Latsch ganz im Zeichen der Blasmusik.<br />

Geschätzte 700 Musikanten trafen sich<br />

am Sonntag, den 3. August, beim traditionellen<br />

Bezirksmusikfest des VSM-Bezirkes<br />

Schlanders zum gemeinsamen Marschieren,<br />

zu Konzerten und zum gemütlichen Beisammensein.<br />

Latsch wurde für diesen Tag gleichsam<br />

das Zentrum der Vinschger Blasmusik.<br />

Nach dem „Lederhosenfest“ am vorhergehenden<br />

Samstag gehörte der Sonntag<br />

ganz den Musikantinnen und Musikanten<br />

der 16 teilnehmenden Kapellen.<br />

Eröffnet wurde der Festtag mit dem Empfang<br />

der Verbandsfahne des VSM durch<br />

die MK Goldrain-Morter. Nach dem anschließenden<br />

Sternmarsch zum Lacusplatz<br />

wurde dort gemeinsam die heilige Messe<br />

gefeiert. Die MK Karthaus/Unser Frau umrahmte<br />

unter der Leitung von Kapellmeister<br />

Dietmar Rainer die Messfeier mit passenden<br />

Klängen.<br />

Im Anschluss an den Gottesdienst<br />

folgten die Grußworte der Verbandsfunktionäre<br />

und der Vertreter aus der<br />

Politik. Mit dem Marsch „Mein Heimatland"<br />

wurde der erste Teil des Festes abgeschlossen.<br />

Für den zweiten Höhepunkt des Tages<br />

nahmen alle Kapellen Aufstellung zum<br />

Festumzug in Richtung des Festplatzes.<br />

Mit der Verleihung der Jungmusikerleitungsabzeichen<br />

in Bronze und Silber<br />

und den beeindruckenden Konzerten<br />

von mehreren Kapellen nahm das Bezirksmusikfest<br />

ein stimmungsvolles Ende.<br />

Den Organisatoren, der Bürgerkapelle<br />

Latsch und dem VSM-Bezirk Schlanders<br />

ist es gelungen, einen unterhaltsamen<br />

und schönen Tag der Begegnung für<br />

die Bevölkerung und die Musikanten zu<br />

gestalten. Dafür gebührt ihnen allen ein<br />

großes Kompliment.<br />

VSM Bezirk Schlanders<br />

Der traditionelle Musikantengruß am<br />

Ende des Festaktes<br />

Die Musikkapelle Kastelbell beim Festumzug.<br />

Beim Bezirksmusikfest wurden auch<br />

die Jungmusiker-Leistungsabzeichen in<br />

Silber verliehen.<br />

Gemeinschaftschor zum Abschluss des Festaktes<br />

Sichtlich zufriedene Gastgeber beim Bezirksmusikfest<br />

in Latsch: (v.l.) VSM-Bezirksobmann<br />

Manfred Horrer, Maria Kuppelwieser,<br />

Obfrau der Bürgerkapelle Latsch,<br />

VSM-Verbandsobmann Pepi Fauster<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> 9


Aus Verband und Bezirken<br />

Ein Fest der Blasmusikjugend<br />

Die Jugendkapellen des Pustertales trafen sich in St. Lorenzen<br />

Am 14. September hat der Bezirk Bruneck<br />

des Verbandes Südtiroler Musikkapellen<br />

(VSM) zum Jugendkapellentreffen nach<br />

St. Lorenzen eingeladen. Nach Sand in Taufers<br />

im Jahr 2008 und Percha im Jahr 2010<br />

war es das dritte Treffen dieser Art im Pustertal.<br />

Rund 500 junge Musikantinnen und Musikanten<br />

aus 13 Pusterer Jugendkapellen haben<br />

einen ganzen Tag lang die Blasmusik von<br />

ihrer jugendlichen Seite gezeigt.<br />

Das Jugendkapellentreffen ist ein Höhepunkt<br />

in der Jugendarbeit der Musikkapellen<br />

des Pustertals. Die Idee dazu war 2008<br />

geboren, um bereits bestehenden Jugendkapellen<br />

die Möglichkeit zu geben, sich gemeinsam<br />

und öffentlich zu präsentieren und<br />

um weitere Kapellen anzuspornen, eigene Jugendkapellen<br />

zu gründen. Mittlerweile haben<br />

fast alle Kapellen entweder eine eigene Jugendkapelle<br />

oder haben sich mit Nachbarkapellen<br />

dazu zusammengeschlossen. Im<br />

Gsieser Tal, im Ahrntal, im Hochpustertal sowie<br />

im oberen und unteren Gadertal organisieren<br />

die Kapellen talweise die Jugendarbeit<br />

gemeinsam.<br />

Dieser blasmusikalische Sonntag wurde<br />

von den Jugendkapellen von St. Lorenzen<br />

(JukaStL), Pfalzen/Stegen, Gsies, Mühlbach<br />

und Luttach/Weißenbach mit einem<br />

Sternmarsch eröffnet. Nach einer beeindruckenden<br />

Marsch-Show der gastgebenden Jugendkapelle<br />

am Kirchplatz präsentierten sich<br />

die 13 Jugendkapellen den ganzen Tag hindurch<br />

mit Kurzkonzerten am Musikpavillon.<br />

Für das leibliche Wohl der Teilnehmer und<br />

Gäste sorgte die Musikkapelle St. Lorenzen.<br />

VSM-Bezirksobmann Johann Hilber dankte<br />

dem Bezirksjugendleiter Hannes Zingerle und<br />

seiner Stellvertreterin Stefanie Watschinger<br />

sowie Obmann Toni Erlacher von der gastgebenden<br />

Musikkapelle für die Vorbereitung und<br />

gratulierte zur erfolgreichen Veranstaltung.<br />

Stephan Niederegger<br />

Jugendkapelle St. Lorenzen (JukaStl)<br />

Leitung: Viktoria Erlacher<br />

Jugendkapelle Gsies<br />

Leitung: Joachim Schwingshackl<br />

Jugendkapelle Luttach/Weißenbach<br />

Leitung: Patrick Künig<br />

Jugendkapelle Hochpustertal<br />

Leitung: Stefanie Watschinger,<br />

Korbinian Hofmann<br />

Jugendkapelle Sand in Taufers<br />

(young sound)<br />

Leitung: Manfred Eppacher<br />

Jugendkapelle Pfalzen/Stegen<br />

Leitung: Stephanie Hopfgartner,<br />

Samuel Gatterer, Simon Plangger<br />

Jugendkapelle Mühlwald - Leitung:<br />

Klemens Mair und Felix Außerhofer<br />

Jugendkapelle Vintl (y.m.b.)<br />

Leitung: Hannes Zingerle<br />

Jugendkapelle Antholzertal<br />

Leitung: Dietmar Huber<br />

Jugendkapelle Toblach und Niederdorf<br />

Leitung: Thomas Kiniger und Matthias Baur<br />

10<br />

Jugendkapelle Reischach/Percha<br />

(Muskitos) – Leitung: Pepi Fauster,<br />

Vigil Kronbichler<br />

Jugendkapelle St. Georgen<br />

Leitung: Maximilian Messner<br />

Jugendkapelle Unteres Gadertal<br />

(Musiga di Jogn Bassa Val Badia)<br />

Leitung: Georg Plazza<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Blasmusik International<br />

Blasmusik<br />

Südtiroler zu Gast bei den<br />

Wiener Philharmonikern<br />

Salzburger Festspiele <strong>2014</strong> - 9. Sonderkonzert der Wiener Philharmoniker mit<br />

jungen Blasmusiktalenten aus Salzburg und Südtirol<br />

Blasmusiktalente aus Südtirol und Salzburg<br />

zeigten am 24. August in der Felsenreitschule<br />

im Rahmen der Salzburger Festspiele<br />

ihr Können. Es war das Abschlusskonzert<br />

der dreitägigen Akademie mit den Wiener<br />

Philharmonikern.<br />

Vom 18. Juli bis 31. August war Salzburg<br />

eine Art Weltkulturhauptstadt mit<br />

allem, was dazugehört: Weltstars, überraschende<br />

Klangerlebnisse, erlesene Tradition,<br />

Spiritualität und Avantgarde sowie<br />

die Entdeckung jugendlicher Talente. Und<br />

hier hakt ein musikalisches Projekt ein,<br />

das im Mozartjahr 2006 als einmalige<br />

Idee begonnen hatte und mittlerweile zu<br />

einem fixen Programmpunkt geworden<br />

ist: das Sonderkonzert der Wiener Philharmoniker<br />

mit Blasmusiktalenten aus<br />

Salzburg. Jedes Jahr sind zudem junge<br />

Musikantinnen und Musikanten aus jeweils<br />

einem anderen österreichischen<br />

Bundesland und den Partnerverbänden<br />

des Österreichischen Blasmusikverbandes<br />

(ÖBV) dazu eingeladen. Bei der<br />

heurigen neunten Ausgabe waren Mitglieder<br />

des Südtiroler Jugendblasorchesters<br />

(SJBO) zu Gast. In einer dreitägigen Akademie<br />

probte das rund 70-köpfige Orchester<br />

gemeinsam mit neun Mitgliedern der<br />

Wiener Philharmoniker (Wolfgang Breinschmid/Flöte,<br />

Alexander Öhlberger/Oboe,<br />

Hannes Moser/Klarinette, Michael Werba/<br />

Fagott, Lars Michael Stransky/Horn, Walter<br />

Singer/Trompete-Flügelhorn, Markus<br />

Pichler/Posaune, Robert Schweiger/Tuba<br />

und Thomas Lechner/Schlagwerk) unter<br />

der Leitung von Karl Jeitler. Der mittlerweile<br />

pensionierte Posaunist der Wiener<br />

Philharmoniker und selbst leidenschaftlicher<br />

Blasmusiker ist einer der Initiatoren<br />

dieses einmaligen Jugendförderungsprojektes:<br />

„Durch den persönlichen Kontakt<br />

und das gemeinsame Musizieren auf<br />

der Bühne mit Berufsmusikern ist der<br />

erzieherische Wert enorm hoch.“<br />

Das Konzert mit vorwiegend Musik von<br />

Johann Strauß erfährt seit der Premiere ungebrochen<br />

großen Zuspruch bei den Besuchern,<br />

freute sich auch die Festspielpräsidentin<br />

Helga Rabl-Stadler. Alle Zählkarten<br />

waren bereits nach wenigen Tagen ausgegeben.<br />

Die Spielfreude und Motivation der<br />

jungen Musiker waren hörbar und das Publikum<br />

in der vollbesetzten Felsenreitschule<br />

sparte nicht mit Applaus und gab sich erst<br />

nach drei Zugaben zufrieden.<br />

Finanziell unterstützt wurde das Konzert<br />

vom Land Salzburg und vom Land Südtirol,<br />

von der Region Trentino Südtirol, von<br />

den Blasmusikverbänden aus Salzburg<br />

und Südtirol sowie von der Stiftung Südtiroler<br />

Sparkasse.<br />

Stephan Niederegger<br />

9. Sonderkonzert der Wiener Philharmoniker mit jungen<br />

Blasmusiktalenten aus Salzburg und Südtirol in der imposanten<br />

Kulisse der Salzburger Felsenreitschule<br />

VSM-Obmann Pepi Fauster (links) bedankte sich beim<br />

Dirigenten Karl Jeitler für dieses einmalige Erlebnis.<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> 11


Blasmusik international<br />

Gruppenfoto der Südtiroler Teilnehmer mit Dirigent Kurt Jeitler (vorne Bildmitte), Kulturlandesrat Philipp Achammer (vorne<br />

rechts), Landesschuldirektorin Irene Vieider (dahinter) und VSM-Obmann Pepi Fauster (vorne links)<br />

v.l.: Neben Familienangehörigen und Freunden der Südtiroler<br />

Teilnehmer mischten sich auch VSM-Verbandsjugendleiter<br />

Meinhard Windisch, Kulturlandesrat Philipp Achammer,<br />

Matthäus Rieger (Präsident des Österreichischen<br />

Blasmusikverbandes und Obmann des Salzburger<br />

Blasmusikverbandes), die Salzburger Landtagspräsidentin<br />

Brigitta Pallauf und (rechts) VSM-Obmann Pepi Fauster unters<br />

Publikum im vollbesetzten Konzertsaal – im Bild mit dem<br />

Dirigenten Karl Jeitler (Zweiter von rechts).<br />

„Dieses Projekt soll die seit 1877 bestehende Verankerung<br />

unseres Orchesters mit Salzburg demonstrieren. Es freut mich,<br />

dass diese wichtige Institution Anlass meines letzten offiziellen<br />

Auftritts als Vorstand der Wiener Philharmonikern ist.“<br />

Clemens Hellsberg, der scheidende Vorstand der Wiener<br />

Philharmoniker, im Bild mit VSM-Obmann Pepi Fauster und<br />

VSM-Jugendleiter Meinhard Windisch (v.l.)<br />

12<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Blasmusik<br />

Karl Jeitler –<br />

In Frack & Lederhose<br />

Aus dem Leben eines Wiener Philharmonikers<br />

nikern teilgenommen, das mit dem Festkonzert<br />

in der Salzburger Felsenreitschule abgeschlossen<br />

wurde (siehe eigener Bericht).<br />

Initiator und Leiter dieser 2006 ins Leben<br />

Vom Musikanten einer Blaskapelle bis zu den Wiener Philharmonikern – das Buch<br />

über Karl Jeitler erzählt eine musikalische Lebensgeschichte.<br />

Im Rahmen der Salzburger Festspiele haben<br />

heuer Mitglieder des Südtiroler Jugendblasorchesters<br />

(SJBO) an der dreitägigen<br />

Musikakademie mit den Wiener Philharmogerufenen<br />

Initiative zur Förderung junger<br />

Blasmusiktalente ist der mittlerweile pensionierte<br />

Posaunist der Wiener Philharmoniker<br />

Karl Jeitler. Seine Tochter Maria hat<br />

anlässlich seiner Pensionierung vor zwei<br />

Jahren seine Lebensgeschichte im Buch<br />

mit dem treffenden Titel „In Frack & Lederhose“<br />

aufgezeichnet.<br />

Die Blech- und Bläserkultur zieht sich<br />

wie ein roter Faden durch Karl Jeitlers Leben.<br />

Der 1947 Geborene wurde im Alter<br />

von 15 Jahren Mitglied der Blasmusikkapelle<br />

im heimatlichen Grafenbach (Niederösterreich).<br />

Aus Liebe zur Musik brach<br />

er 1964 seine Lehrerausbildung ab und<br />

studierte in Wien Posaune. Sein Weg als<br />

Profimusiker begann 1969 an der Wiener<br />

Volksoper. Ab 1970 wirkte er bei den Wiener<br />

Symphonikern, 1974 wurde er Mitglied<br />

des Orchesters der Wiener Staatsoper und<br />

in weiterer Folge der Wiener Philharmoniker<br />

und der Wiener Hofmusikkapelle. Anfang<br />

der 1980-er Jahre hatte er einen Lehrauftrag<br />

an der Universität für Musik und<br />

darstellende Kunst.<br />

Während er mit den Wiener Philharmonikern<br />

die Bühnen dieser Welt eroberte,<br />

verlor er nie den Bezug zu seinen (blas)<br />

musikalischen Wurzeln und engagiert sich<br />

auch heute noch im Bereich der Volks- und<br />

Blasmusik. Mit seinem unermüdlichen Engagement<br />

für die Blasmusik begeistert er<br />

auch immer noch viele Menschen.<br />

Das Buch erzählt die außergewöhnliche<br />

Geschichte eines Musikers, der trotz seines<br />

Erfolges bodenständig geblieben ist.<br />

Und genauso haben wir ihn auch bei unserer<br />

Begegnung in Salzburg erlebt. Seine<br />

Freude an der Begegnung mit jungen<br />

Musikern begleitet ihn sein ganzes Leben.<br />

Neben seiner Liebe zur Musik und<br />

seiner Leidenschaft für den Charme der<br />

Wiener Musik kommt er ins Schwärmen,<br />

wenn man mit ihm über Blasmusik philosophiert.<br />

Wann immer es ihm die Zeit erlaubt,<br />

spielt er immer noch in seiner Heimatkapelle<br />

mit.<br />

Das Buch ist im Grazer STYRIA-Verlag<br />

erschienen. Dem Buch liegt eine CD<br />

bei, mit über 70 Minuten „Best of Karl<br />

Jeitler“. Die Aufnahmen verschiedener<br />

Bläserensembles sollen die 16 Kapitel<br />

für Musiker und Musikliebhaber auch<br />

akustisch ergänzen: Blechbläser Ensemble,<br />

Trompetenchor, Junge Bläser-<br />

Philharmonie Wien, Ensemble „11“ und<br />

Hornquartett.<br />

Stephan Niederegger<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> 13


Blasmusik International<br />

Zum 160. Geburtstag<br />

von John Philip Sousa<br />

John Philip Sousa, nicht nur<br />

musikalisch, sondern auch äußerlich<br />

eine beeindruckende Erscheinung<br />

Als die im weltgeschichtlichen Kontext<br />

auch heute noch sehr jungen Vereinigten<br />

Staaten von Amerika noch keine 80 Jahre alt<br />

waren, wurde John Philip Sousa am 6. November<br />

1854 in Washington geboren. Passend<br />

zum Ausspruch des amerikanischen<br />

Dirigenten und Musikwissenschaftlers David<br />

Mason („In Amerika sind alle zugezogen.<br />

Die Indianer zuerst.“) hatten auch Sousas<br />

Eltern einen Migrationshintergrund: Vater<br />

John Antonio Sousa stammte aus Portugal,<br />

die Mutter Maria Elisabeth Trinkaus war<br />

eine Deutsche aus Fränkisch-Crumbach,<br />

östlich von Darmstadt.<br />

Geboren wurde Sousa in unmittelbarer<br />

Nähe der Marine Barracks, wo sein Vater<br />

in der US Marine Band spielte. Nachdem<br />

der Sohn mit sieben Jahren seinen ersten<br />

Musikunterricht erhalten hatte, führte ihn<br />

der Vater bereits mit 13 Jahren als „Lehrling“<br />

ins Orchester ein. Parallel dazu erhielt<br />

er weiteren Musikunterricht auf verschiedenen<br />

Blasinstrumenten, auf der Geige, in<br />

Harmonielehre und Komposition. Mit 20<br />

Jahren verließ er das Orchester und trat<br />

als Geiger und Dirigent in verschiedenen<br />

Orchestern im Osten der USA auf.<br />

Ein Deutsch-Portugiese aus den USA<br />

1880 kehrte er als musikalischer Leiter<br />

zur US Marine Band zurück, blieb zwölf<br />

Jahre in dieser Position und formte das<br />

Orchester in dieser Zeit zu einer der besten<br />

Militärkapellen der Welt. Erstmals ging<br />

er 1891 mit dem Orchester auf Tournee<br />

durch die USA. Diese von Sousa begründete<br />

Tradition wird bis heute fortgeführt.<br />

In seiner Zeit bei der Marine Band entstand<br />

u.a. der Marsch „The Washington<br />

Post“. Ein britischer Musikjournalist, begeistert<br />

von dieser Komposition, sagte damals:<br />

„Wenn Johann Strauß der Walzerkönig ist,<br />

dann ist Sousa der Marschkönig.“ Sousa<br />

wollte sich allerdings nie darauf festlegen<br />

lassen. Auch wenn seine 136 Märsche<br />

das wichtigste sind, das von ihm bleiben<br />

wird, so hat er als Komponist und Arrangeur<br />

doch viel mehr geschaffen. Allein<br />

seine Konzertsuiten wie „The Last Days of<br />

Pompeji“, Looking upward“, „Dwellers of<br />

the Western World“ oder „At the Moovies“<br />

sind es wert, wiederentdeckt zu werden.<br />

Nach der zweiten Tournee 1892 schlug<br />

sein Manager David Blakely vor, dass Sousa<br />

ein eigenes ziviles Blasorchester gründen<br />

solle. Sousa ging darauf ein und leitete dieses<br />

Orchester bis kurz vor seinem Tod. Er<br />

ging regelmäßig auf Tournee: zweimal im<br />

Jahr durch die USA, fünfmal war er in Europa<br />

zu Gast und einmal auf Welt-Tournee<br />

(1910/11). Schätzungen besagen, dass<br />

das Orchester im Laufe der Jahre 1,2 Millionen<br />

Meilen (fast 2 Millionen Kilometer)<br />

zurückgelegt habe.<br />

Nach anfangs reservierten Reaktionen in<br />

der Presse häuften sich die anerkennenden<br />

Kommentare über die Sousa-Band. Der<br />

„Philadelphia Enquirer“ nannte das Ensemble<br />

einen Kompromiss zwischen Sinfonieorchester<br />

und Marschkapelle. Sousas<br />

Fähigkeiten als Dirigent wurden im<br />

„Worcester Telegram“ gelobt: „Ein simpler<br />

Wimpernschlag oder die Bewegung<br />

seines kleinen Fingers reichten aus, um<br />

die richtigen Melodien aus einem der besten<br />

Klangkörper der Welt herauszuholen.“<br />

Das Repertoire der Sousa Band bestand<br />

zu einem großen Teil aus Kompositionen<br />

des Dirigenten, aus zahlreichen populären<br />

Liedern, aber auch aus klassischen<br />

Bearbeitungen aus Sousas Feder. Sousa<br />

lehnte eine einseitige Gestaltung der Konzertprogramme<br />

(nur „unterhaltend“ bzw.<br />

nur „klassisch“) ab. Es sei närrisch, über<br />

die Köpfe seiner Zuhörer hinweg zu spielen.<br />

Eine Vorreiterrolle spielte Sousa mit<br />

seiner Band allemal, denn er hatte Musik<br />

von Richard Wagner bereits im Programm,<br />

als diese noch nicht in der New Yorker Carnegie<br />

Hall erklungen war.<br />

Neu war durchaus auch sein Selbstverständnis<br />

als Dirigent. Da er – gerade<br />

aufgrund der vielen Tourneen – viel länger<br />

mit seinen Musikern zusammen war<br />

als es heute üblich ist, kümmerte er sich<br />

auch um zwischenmenschliche Belange.<br />

So wurden bei Bewerbern neben den musikalischen<br />

Fähigkeiten immer auch die sozialen<br />

Kompetenzen in Augenschein genommen.<br />

Auch nahm er Rücksicht auf die<br />

religiösen Gefühle seiner Musiker und versuchte<br />

daher, sonntags keine Konzerttermine<br />

anzunehmen. Wenn es einmal gar<br />

nicht anders ging, wurden solche Auftritte<br />

dann als „geistliche Konzerte“ verkauft.<br />

Sousa war mit seinem Engagement das,<br />

was man heute als „Workaholic“ bezeichnen<br />

würde. Entsprechend plötzlich kam<br />

sein Tod im März 1932 in Reading / Pennsylvania.<br />

Am Abend zuvor hatte er sich als<br />

Gastdirigent der Ringgold Band noch auf<br />

ein Konzert vorbereitet, als ihn am frühen<br />

Morgen in seinem Hotelzimmer ein Herzanfall<br />

ereilte.<br />

CD-Tipp:<br />

Wer sich eine Sousa-Anthologie auf CD<br />

zulegen will, dem sei eine Reihe des Labels<br />

NAXOS empfohlen. In der Reihe<br />

„American Classics“ sind unter dem<br />

Namen „John Philip Sousa – Music for<br />

Wind Band“ inzwischen mehr als ein<br />

Dutzend CDs erschienen. Keith Brion,<br />

einer der führenden Sousa-Experten<br />

unserer Zeit, leitet verschiedene europäische<br />

Orchester: die Royal Artillery<br />

Band, die Marinemusikkorps aus Norwegen<br />

und Schweden und die Central<br />

Band of the Royal Air Force.<br />

Joachim Buch<br />

14<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Zur Person<br />

Blasmusik<br />

Toni Profanter 60<br />

… im Schritt! Marsch! ...<br />

Die VSM-Spitze gratuliert zum 60er: Geschäftsführer Florian Müller,<br />

Verbandskapellmeister Sigisbert Mutschlechner, das „Geburtstagskind“<br />

Toni Profanter und Verbandsobmann Pepi Fauster (v.links)<br />

Am vergangenen 24. Juli feierte Verbandsstabführer<br />

und Kapellmeister Toni Profanter<br />

seinen 60. Geburtstag. In verschiedenen<br />

Feiern ließen ihn seine Familie und seine<br />

Angehörigen, seine Freunde und Musikkameraden<br />

verschiedener Musikkapellen, des<br />

Bezirkes Brixen und des Verbandes Südtiroler<br />

Musikkapellen hochleben und erinnerten<br />

sich gerne an wichtige Stationen<br />

im Leben des Jubilars.<br />

Toni wurde am 24. Juli 1954 am Proderhof<br />

in Villnöß geboren und wuchs dort<br />

im Kreise seiner Familie mit Mutter Anna,<br />

Vater Anton und seinen drei Brüdern Meinhard,<br />

Hansjörg und Ludwig auf. Mit 16<br />

Jahren stieg er in seinen Beruf als Mitarbeiter<br />

der Firma Durst in Brixen ein, den<br />

er 40 Jahre lang ausübte. Daneben engagierte<br />

er sich bereits in jungen Jahren als<br />

Leiter der Jungschargruppe Villnöß, gründete<br />

die Pfadfinder und war in der Landesleitung<br />

der Katholischen Werktätigen<br />

Jugend (KWJ) tätig. Im Jahre 1981 heiratete<br />

er seine Frau Elisabeth, die ihm drei<br />

Kinder schenkte. Seit 2011 ist er stolzer<br />

Opa. Im Jahre 2012 wurde er zum Pfarrgemeinderatspräsidenten<br />

gewählt.<br />

In Tonis Leben nahm die Musik von klein<br />

auf eine zentrale Rolle ein. Seine Mutter<br />

Anna war Lehrerin, spielte Gitarre, sang<br />

zu Hause sehr viel mit den vier Buben<br />

und förderte dadurch ganz besonders die<br />

Freude und die Begeisterung für Musik<br />

und Gesang. Toni trat bereits mit 11 Jahren<br />

in den Kirchenchor ein und lernte bei<br />

Altmusikanten Klarinette. Zu Hause und<br />

in verschiedenen Gruppen und Ensembles<br />

wurde viel musiziert.<br />

Mit 22 Jahren begann seine Laufbahn<br />

als Kapellmeister, in der er – abwechselnd<br />

bzw. teilweise gleichzeitig - die Musikkapellen<br />

Waidbruck, Gufidaun, Latzfons<br />

und Vahrn leitete. Seine größten Erfolge<br />

konnte er aber mit seiner Heimatkapelle,<br />

der Musikkapelle Villnöß, feiern, die er 30<br />

Jahre lang dirigierte. Mit viel Fleiß, Einsatz<br />

und musikalischer Fachkenntnis gab er<br />

beachtenswerte Konzerte und führte sie<br />

bei Wertungsspielen bis in der Stufe E zu<br />

überzeugenden Ergebnissen. Der Bezirk<br />

Brixen wählte ihn von 1989 – 2001 zum<br />

Bezirkskapellmeister.<br />

Neben der Konzerttätigkeit trat Toni mit<br />

seiner MK Villnöß oft bei Veranstaltungen<br />

und Wettbewerben mit „Musik und Bewegung“<br />

auf und erzielte dabei in der<br />

Höchststufe hervorragende Leistungen.<br />

Als feuriger Verfechter dieser Art der Musik<br />

wählten ihn die Musikkapellen Südtirols<br />

im Jahre 1999 zum Verbandsstabführer,<br />

dessen Amt er bis heute innehat. Er<br />

erwarb sich dabei viele Verdienste, in dem<br />

er immer wieder neue Ideen zur Marschmusik<br />

einbrachte, die Ausbildung der Stabführer<br />

vorantrieb und Musikkapellen zum<br />

Mitmachen bei Wettbewerben vorbereitete<br />

und motivierte. Im Österreichischen Blasmusikverband<br />

beteiligte er sich maßgeblich<br />

in der Fachgruppe Stabführer bei der<br />

Erstellung von Büchern und Unterlagen<br />

zur Stabführerausbildung. Ohne Übertreibung<br />

kann Toni als langjähriger, fleißiger,<br />

motivierter Verbandsfunktionär bezeichnet<br />

werden, der unübersehbar die<br />

tolle Entwicklung der Blasmusik in Südtirol<br />

und darüber hinaus mitgestaltet und<br />

mitgeprägt hat. Als Zeichen der Anerkennung<br />

und des Dankes erhielt er 2006 die<br />

Verdienstmedaille des Landes Tirol sowie<br />

2012 das Verdienstkreuz in Silber des Österreichischen<br />

Blasmusikverbandes.<br />

Der Vorstand des VSM gratuliert sehr<br />

herzlich zum 60.Geburtstag und bedankt<br />

sich ganz aufrichtig für die vielen verdienstvollen<br />

Tätigkeiten, ganz besonders<br />

für den großen Einsatz als Verbandsstabführer.<br />

Möge daneben noch etwas Zeit<br />

für die Familie und die persönlichen Hobbys<br />

bleiben! Für die nächsten Jahrzehnte<br />

wünscht viel Glück und Segen, Gesundheit<br />

und Freude an der Musik im Namen<br />

aller Musikkameraden.<br />

Pepi Fauster,<br />

Verbandsobmann<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> 15


Blasmusik International<br />

Alberto Promberger,<br />

Kapellmeister der<br />

Musikkapelle St. Lorenzen<br />

„Wenn man sich Ziele setzt,<br />

dann sollte man sie auch ernst nehmen.“<br />

<strong>KulturFenster</strong>: Sind Sie durch Ihre Familie<br />

musikalisch „vorbelastet“?<br />

Alberto Promberger: In unserer Familie<br />

wurde immer schon viel musiziert,<br />

vor allem wurde viel und oft gesungen.<br />

Vom Vater habe ich das „freie“ Singen<br />

erlernt, also das Musizieren aus dem<br />

Bauch heraus, ohne Noten. Mütterlicherseits<br />

wurde mehr nach Noten gespielt<br />

– mein Großvater war langjähriger<br />

Organist und Kirchenchorleiter und eine<br />

Zeit lang auch Kapellmeister der Musikkapelle<br />

Welschellen. Die Verbindung dieser<br />

beiden verschiedenen Zugänge zur<br />

Musik hat mich somit geprägt.<br />

KF: Wer ist Ihr Vorbild?<br />

A. Promberger: Vorbilder sind für mich<br />

jene Menschen, die ehrgeizig sind und<br />

genaue Ziele haben, die sie auch unter<br />

schwierigen Umständen zu erreichen versuchen,<br />

z.B. als Blinder auf den Mount<br />

Everest zu klettern. Ich lebe nach dem<br />

Motto: Man kann vieles im Leben erreichen,<br />

wenn man nur fest davon überzeugt<br />

ist.<br />

KF: Welche Charakterzüge schätzen Sie<br />

bei ihren Mitmenschen am meisten?<br />

A. Promberger: Ehrlichkeit und Hilfsbereitschaft<br />

sind für mich die wichtigsten<br />

Charaktereigenschaften.<br />

KF: Was möchten Sie noch erlernen bzw.<br />

wer oder was hätten Sie sein mögen?<br />

A. Promberger: Ich bin der Meinung,<br />

dass man nie ausgelernt hat. Zudem bin<br />

ich der Typ Mensch, der eine gewisse<br />

Portion an Herausforderung braucht.<br />

Deshalb hoffe ich, dass ich auf meinem<br />

Lebensweg noch vieles dazulernen werde,<br />

und das nicht nur in musikalischer Hinsicht.<br />

KF: Ihre Lieblingsgestalt/en in der Geschichte?<br />

A. Promberger: Leonardo da Vinci. Er war<br />

zu seiner Zeit den Menschen in allen Bereichen,<br />

ob Kunst oder Technik, meilenweit<br />

voraus und hatte solch fortschrittliche<br />

Ideen, dass er dafür nur belächelt wurde.<br />

Erst hunderte Jahre später erkannte man<br />

die wahre Genialität dahinter.<br />

KF: Ihre Lieblingsgestalt/en in der Dichtung?<br />

A. Promberger: Julia Engelmann. Sie ist<br />

eine Poetry-Slammerin, auf gut deutsch<br />

eine Erzählerin selbst geschriebener poetischer<br />

Texte. Sie berührt durch die tiefen<br />

Inhalte der Gedichte und trifft mit relativ<br />

einfachen Wortspielen die Herzen<br />

der Zuhörer.<br />

KF: Ihre Lieblingskomponisten?<br />

A. Promberger: Grundsätzlich habe ich<br />

keine Lieblingskomponisten, weil ich der<br />

Meinung bin, dass jeder Komponist gute<br />

und weniger gelungene Werke geschrieben<br />

hat. Um aber doch ein paar Namen zu<br />

nennen: Es beeindrucken mich die Werke<br />

von Orlando di Lasso und Giovanni Gabrieli,<br />

später dann von G.F. Händel. In der heutigen<br />

Zeit sind wohl Eric Whitacre und Samuel<br />

R. Hazo meine Favoriten.<br />

KF: Wie gehen Sie mit dem Thema „Klangarbeit“<br />

um?<br />

A. Promberger: In letzter Zeit lege ich<br />

sehr viel Wert auf das Einspielen und nutze<br />

diese Phase, um möglichst viel Klang aus<br />

jedem einzelnen Instrument herauszuholen.<br />

Einspielen ist für mich nicht nur ein<br />

„Warmblasen“ der Instrumente, sondern<br />

stellt bereits die eigentliche Klangarbeit dar.<br />

KF: Gehen Sie beim Einstimmen nach einer<br />

bestimmten Methode vor?<br />

A. Promberger: Beim Einstimmen verwende<br />

ich das Stimmgerät nur für den<br />

Referenzton, dann verlasse ich mich ausschließlich<br />

auf mein Gehör. Mir ist vor allem<br />

wichtig, dass jedes Register in sich intoniert<br />

ist. Außerdem lege ich bei den Proben<br />

sehr viel Wert darauf, dass jeder Musikant<br />

die Ohren offen halten und selbständig<br />

den Ton regulieren soll.<br />

KF: Wie würden Sie als Dirigent Ihren Führungsstil<br />

bezeichnen?<br />

A. Promberger: Ich würde mich nicht als<br />

strengen Kapellmeister bezeichnen, aber<br />

ich verlange von den Musikanten Disziplin<br />

bei Proben und Auftritten. Wenn man sich<br />

Ziele setzt, dann sollte man sie auch ernst<br />

nehmen und gemeinsam bestmöglich darauf<br />

hinarbeiten. Allerdings wünsche ich<br />

mir von jedem einzelnen auch Selbständigkeit<br />

und Eigenverantwortung<br />

KF: Wie gehen Sie vor, wenn Sie beim<br />

Einstudieren eines neuen Stücks längerfristig<br />

Widerstände von Seiten der Musiker<br />

spüren?<br />

A. Promberger: Grundsätzlich gebe ich<br />

jedem Musikanten die Chance, sich bei<br />

der Programmauswahl zu beteiligen und<br />

nehme Vorschläge auch gerne an. Ist ein<br />

Konzertprogramm einmal definiert, wird es<br />

16<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Zur Person<br />

Blasmusik<br />

prinzipiell bis zum Konzertauftritt so belassen.<br />

Der einzige Grund für das vorzeitige<br />

Weglegen eines Werkes besteht für mich<br />

darin, wenn ich erkenne, dass das Stück<br />

nicht dem Niveau der Kapelle entspricht.<br />

KF: Welches Blasmusikwerk führen Sie<br />

am liebsten auf und warum?<br />

A. Promberger: Da ich ein noch relativ<br />

„frischer“ Kapellmeister bin, habe ich noch<br />

kein Lieblingswerk für mich entdeckt. Allerdings<br />

kann ich mich immer mehr für die<br />

klassischen Werke begeistern.<br />

KF: Welche Rolle spielen neuere Komponisten<br />

aus „Gesamttirol“ in Ihrer dirigentischen<br />

Arbeit?<br />

A. Promberger: Ich wähle meine Konzertprogramme<br />

eigentlich nicht nach Komponisten<br />

aus, sondern primär nach der Musik.<br />

So spielte ich in den letzten Jahren<br />

durchaus auch Tiroler Komponisten wie<br />

Armin Kofler usw.<br />

KF: Wie sieht es andererseits mit der sogenannten<br />

Tiroler Schule (Ploner, Thaler,<br />

Tanzer) im Repertoire Ihrer Kapelle aus?<br />

A. Promberger: Für traditionelle Konzerte<br />

und Auftritte eignen sich die Stücke<br />

der Komponisten der „Tiroler Schule“<br />

sehr gut und finden auch beim Publikum<br />

großen Gefallen.<br />

KF: Was war Ihr bislang einschneidendstes<br />

Blasmusikerlebnis?<br />

A. Promberger: Mein einschneidendstes<br />

Blasmusikerlebnis war mein erstes Wertungsspiel<br />

als Kapellmeister in Vöran im<br />

Jahr 2013, als ich mich zum ersten Mal<br />

einer Fachjury gestellt und sehr positive<br />

Rückmeldungen erhalten habe. Allerdings<br />

wurde mir bewusst, dass ich die Kapelle<br />

zu höheren Leistungen hätte führen können,<br />

wenn ich als Kapellmeister bereits<br />

mehr Erfahrung bei der Stückauswahl besessen<br />

hätte. Für ein nächstes Wertungsspiel<br />

habe ich in dieser Hinsicht sehr viel<br />

dazugelernt.<br />

KF: Ihre Lieblingsbeschäftigung, abgesehen<br />

von der Musik?<br />

A. Promberger: Am liebsten halte ich<br />

mich in den Bergen auf, fernab von allem<br />

Tourismus – im Sommer beim Wandern<br />

und Klettern und im Winter beim Skitouren<br />

gehen. Die Natur holt mich vom Alltag<br />

runter und lädt gleichzeitig immer wieder<br />

meine Batterien auf.<br />

KF: Welche Hoffnungen und Wünsche<br />

haben Sie für die Zukunft der Blasmusikszene?<br />

A. Promberger: Ich wünsche mir, dass<br />

zwischen den Kapellen immer eine gesunde<br />

Konkurrenz bestehe, die die Musikanten<br />

in ihrer musikalischen Entwicklung<br />

antreibt, aber auf keinen Fall<br />

in Feindschaft übergeht. Der Spaßfaktor<br />

am Musizieren soll jedoch immer an<br />

erster Stelle stehen.<br />

Interview Joachim Buch<br />

KF: Gibt es ein Stück, dass Sie aufführen<br />

möchten und dessen Noten Sie bisher<br />

vergeblich gesucht haben?<br />

A. Promberger: Vergbelich habe ich<br />

bisher nach einer Brassband-Fassung<br />

des „Concierto de Aranjuez“ von Joaquin<br />

Rodrigo gesucht. Das Stück taucht zwar<br />

im Soundtrack von „Brassed off“ auf (mit<br />

Solo für Flügelhorn). Mir wurde gesagt,<br />

dass die Witwe des Komponisten die weitere<br />

Inverlagnahme des Stückes untersagt<br />

habe. Keine Ahnung, ob das so stimmt.<br />

Kapellmeister Alberto Promberger beherrscht das Musizieren „aus dem<br />

Bauch heraus“, er möchte aber noch viel dazulernen.<br />

Zur Person:<br />

Alberto Promberger, Jahrgang 1981,<br />

stammt aus Welschellen im Gadertal.<br />

Bezüglich seiner musikalischen Ausbildung<br />

ist er einerseits Autodidakt, andererseits<br />

aber auch Absolvent des Kapellmeisterkurses<br />

des VSM. Seit 2011<br />

leitet er die Musikkapelle St. Lorenzen<br />

als Kapellmeister.<br />

Alberto Promberger ist zudem Gründer<br />

und Leiter der Pustertaler Brassband<br />

„Brässknedl“. Von 2000 bis<br />

2010 war er Posaunist bei der Musikkapelle<br />

Welschellen und seit dem<br />

Jahr 2008 spielt er dieses Instrument<br />

bei der Musikkapelle Villnöß.<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> 17


Komponisten im Porträt<br />

Mit Blasmusik durch die EU<br />

Komponisten aus den EU-Ländern – 11. Teil<br />

In dieser Ausgabe begleiten wir Joachim Buch auf der 11. Etappe seiner blasmusikalischen Europareise nach Großbritannien und<br />

Italien. Dabei stellt er uns wieder jeweils einen namhaften Komponisten aus den betreffenden Ländern vor.<br />

(21) Großbritannien – Nigel Clarke<br />

Land<br />

Fläche<br />

Großbritannien (Insel)<br />

219.331 km²<br />

Einwohner ca. 60.463.000<br />

Hauptstadt<br />

London<br />

Nigel Clark entwickelte im Laufe der<br />

Jahre immer mehr Begeisterung für das<br />

Komponieren.<br />

Die St. John’s Secondary School im britischen<br />

Margate ist normalerweise keine<br />

Adresse für Kinder, die einen höheren Bildungsabschluss<br />

anstreben. Der 1960 geborene<br />

Nigel Clarke hatte jedoch Glück, dass<br />

das Programm der Schule sehr an der Musik<br />

orientiert war und man speziell die Blechbläser<br />

förderte. Für Clarke, der zusätzlich<br />

noch an Legasthenie litt, reichte es aus, um<br />

als Militärmusiker eingestellt zu werden und<br />

von dort aus den Sprung zum Kompositionsstudium<br />

zu schaffen. Leicht selbstkritisch<br />

beschreibt er seine damaligen instrumentalen<br />

Fertigkeiten: „Ich war ein ganz ordentlicher<br />

2. oder 3. Kornettspieler, hätte<br />

es aber nie zum Solisten geschafft.“<br />

Clarke blieb neun Jahre bei der Militärmusik<br />

und spielte zuletzt in der Band of<br />

Her Majesty’s Irish Guards. Die letzten vier<br />

Jahre konnte er an der Royal Academy of<br />

Music studieren, was er als ausgesprochenes<br />

Glück empfand. Da seine instrumentalen<br />

Fähigkeiten gut, aber nicht exzellent<br />

waren, strebte er erst gar nicht eine<br />

Laufbahn als Orchestermusiker an, sondern<br />

studierte Komposition bei Paul Patterson.<br />

„Komponieren hat mich schon immer<br />

fasziniert und die Begeisterung dafür<br />

steigerte sich im Laufe der Jahre.“ Patterson<br />

hatte daran großen Anteil, auch weil<br />

er ihn mit vielen ganz Großen der Musikgeschichte<br />

zusammenbrachte: Messiaen,<br />

Berio, Penderecki und Ligeti, um nur einige<br />

zu nennen.<br />

Komponieren sei für ihn das Wichtigste<br />

im Leben – mit Ausnahme der Familie -,<br />

sagte Clarke in einem Interview mit einem<br />

englischen Musikmagazin. Eifersüchteleien<br />

scheint es seitens seiner Frau Stella, die<br />

bei der EU in Brüssel arbeitet, und seiner<br />

Söhne Joshua und Emile nicht zu geben.<br />

Beide Söhne sind musikalisch aktiv, auch<br />

wenn sie sich ansonsten eher für Politik<br />

oder Fußball interessieren. „Sie und Stella<br />

tolerieren mein manchmal exzentrisches<br />

Leben und ermuntern mich immer wieder,<br />

Neues zu wagen.“<br />

Paul Patterson selbst war mit „The Mighty<br />

Voice“ in den Blasmusik-Katalogen vertreten,<br />

jedoch zum regelmäßigen Schreiben<br />

für größere Bläserbesetzungen wurde<br />

Clarke eher von einem anderen Lehrer motiviert:<br />

James Watson. Der langjährige Dirigent<br />

der Black Dyke Band war zwar kein<br />

Komponist, aber er hatte in Clarkes Augen<br />

die Fähigkeit „zunächst als kompliziert erachtete<br />

Dinge einfach erscheinen zu lassen<br />

und auch aus mittelprächtigen Werken<br />

große Musik zu machen.“<br />

Mit „Samurai“ entstand 1995 das erste<br />

Werk Clarkes für Blasorchester, beeinflusst<br />

durch den Besuch des Konzerts einer japanischen<br />

Trommlergruppe. „Als ich diese<br />

sah, suchte ich sofort nach einer Möglich-<br />

keit, deren Energie in eines meiner Werke<br />

einfließen zu lassen.“ Außer japanischer<br />

Musik finden sich auch andere Einflüsse<br />

in Clarkes Werken, sei es aus China, vom<br />

Balkan, aus den USA oder aus Russland.<br />

„Ich liebe es, eine musikalische Elster zu<br />

sein“, gesteht er.<br />

Auch von außermusikalischen Einflüssen<br />

lässt sich Clarke gerne inspirieren, so<br />

z.B. von den Themen Weltraum und Science<br />

Fiction. „Gagarin“, eine Hommage<br />

an den ersten Menschen im Weltall, entstand<br />

2004 für ein Universitätsblasorchester<br />

in Minnesota. Neil Armstrong, der erste<br />

Mann auf dem Mond, sei damals noch<br />

in aller Munde gewesen, aber niemand<br />

mehr in den USA habe Gagarin gekannt.<br />

Nach dem 2010/11 geschriebenen „Earthrise“,<br />

inspiriert durch ein vom Mond aus<br />

geschossenen „Erdaufgangs“-Foto, spielt<br />

er zur Zeit mit dem Gedanken, ein drittes<br />

Werk dieser Art Neil Armstrong zu widmen.<br />

In jüngster Zeit schreibt Clarke wieder<br />

etwas häufiger für Brassband, angeregt<br />

durch seine nach eigenen Worten künstlerische<br />

sehr befriedigenden Zusammenarbeit<br />

mit der belgischen Spitzenformation<br />

Brassband Buizingen und ihrem Dirigenten<br />

Luc Vertommen.<br />

Nach einem Stück für Flügelhorn und<br />

Streichorchester schreibt Clarke derzeit<br />

an einem größeren Werk für Erzähler und<br />

Blasorchester. Das Middle Tennessee State<br />

Wind Orchestra unter seinem Dirigenten Dr.<br />

Reed Thomas soll im kommenden Frühjahr<br />

die Uraufführung spielen.<br />

18<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Blasmusik<br />

(22) Italien – Lorenzo Della Fonte<br />

Land<br />

Fläche<br />

Italien<br />

(Repubblica Italiana)<br />

301.338 km²<br />

Einwohner ca. 60.800.000<br />

Hauptstadt<br />

Rom<br />

Lorenzo della Fonte hat sich<br />

als Komponist ganz dem<br />

Blasorchester verschrieben.<br />

Eigentlich halte er sich nicht in erster<br />

Linie für einen Komponisten, sagt Lorenzo<br />

Della Fonte. Der diplomierte Klarinettist beließ<br />

es aber nicht bei diesem einen Studiengang,<br />

sondern ergänzte diesen noch um<br />

Instrumentation für Blasorchester und verschiedene<br />

Dirigierkurse im In- und Ausland.<br />

Die Liste seiner Lehrer liest sich wie ein<br />

„Who is who“ der Blas- und der klassischen<br />

Musik: Jo Conjaerts, Henk van Lijnschooten,<br />

Robert Reynolds, Eugene Corporon,<br />

Gianluigi Gelmetti, Jan Cober und Andreas<br />

Spörri. Da war es klar, dass er sich auch<br />

im Fach Komposition weiterbilden wollte.<br />

Schon mit seiner ersten Kompositionsübung<br />

während des Studiums war der 1960<br />

in Berbenno geborene Musiker zumindest<br />

so zufrieden, dass er guten Gewissens auch<br />

einige weitere Werke folgen lassen konnte.<br />

Feste Kompositionszeiten hat der vielseitige<br />

Künstler nicht. Wenn jedoch ein Kompositionsauftrag<br />

an ihn ergangen ist, vertieft er<br />

sich ganz in diese Arbeit. „Dann sitze ich<br />

den ganzen Tag über an diesem Stück, bis<br />

es beendet ist.“<br />

Sein längstes Werk (siehe Tabelle) ist<br />

ihm auch am meisten ans Herz gewachsen:<br />

die fünfsätzige „Leo Ripanus Suite“.<br />

„Sie lehnt sich eng an die wunderschöne<br />

Stadt Ripatransone in der Provinz Marche<br />

an. Ich habe meine ganze Liebe für diesen<br />

Ort in die Musik gelegt“, erklärt Della<br />

Fonte, der seit vielen Jahren das Jugendorchester<br />

dieser Stadt leitet.<br />

Schon seit 1987 hat sich Della Fonte<br />

ganz dem Blasorchester verschrieben und<br />

sich nach und nach einen Ruf auch außerhalb<br />

seines Heimatlandes erworben. Seit<br />

1991 leitet er das Orchestra di Fiati della<br />

Valtellina, das er über die Grenzen Italiens<br />

hinaus bekannt gemacht hat. Zahlreiche<br />

CD-Aufnahmen und Auftritte bei internationalen<br />

Festivals (u.a. bei der WASBE-<br />

Konferenz 2001 in Luzern) zeugen von<br />

seiner Arbeit. Von 1994 bis 1998 leitete<br />

er das Civica Orchestra di Fiati di Milano,<br />

das einzige zivile Berufsblasorchester seines<br />

Landes, mit dem er Ende 1996 u.a. als<br />

eines der wenigen ausländischen Ensembles<br />

bei der Midwest Clinic in Chicago gastierte.<br />

Della Fonte gestaltete mit diesem<br />

Orchester italienische Erstaufführungen<br />

von Werken einiger amerikanischer Komponisten,<br />

wie beispielsweise Alfred Reed,<br />

Karel Husa oder Frank Ticheli. Er führte<br />

Originalwerke für Blasorchester<br />

aber auch ebenso Ensemblewerke von<br />

Komponisten wie Strawinsky, Ligeti oder<br />

Franco Donatoni auf; klassische Transkriptionen<br />

fehlten ebenso wenig in den Konzertprogrammen.<br />

Der Dirigent, Lehrer und Komponist<br />

Della Fonte, hat in jüngster Vergangenheit<br />

eine weitere kreative Ader an sich<br />

entdeckt: die Schriftstellerei. Nach einem<br />

Buch über die aktuelle Situation des Blasorchesters<br />

(„La Banda: Orchestra del nuovo<br />

millennio“)dreht sich sein jüngstes Buchprojekt<br />

um einen aus Italien stammenden<br />

Musiker, der im 19. Jahrhundert in den<br />

USA Karriere gemacht hat. Hauptperson<br />

in „L’infinita musica del vento“ ist Francis<br />

Sala, der etwa zwei Jahrzehnte vor John<br />

Philip Sousa die US Marine Band „The<br />

President’s Own“ dirigierte.<br />

A little Legend – Tre parti su tema die Clementi 1987 4’30<br />

Quiete stanze – Suite in tre parti 1989 6’00<br />

How came we ashore? – Soprano e banda, su testo di Shakespeare 1992 5’00<br />

Exortus - Symphonic Movement<br />

(1. Preis „Concorso Europeo“ Luxemburg 1994)<br />

Domine Jesu Christe – Marcia da processione su tema di Mozart 1994<br />

1993 6’30<br />

An Italian Shepherd Song – Variazione su tema popolare italiano 1994 5’30<br />

Il lago era immobile (4. Preis Concorso Internazionale Arge-Alp 1997) 1996 8’00<br />

Think of Horn – Corno solista e banda 1997 7’30<br />

Inno e Danza 1998 5’00<br />

Voci da Brescia (Menzione Concorso I. Capitanio Brescia 1999) 1998 14’00<br />

Verdi Variations 2000 11’00<br />

Adieu Montagnes Valdôtaines 2002<br />

Suoni del Tempo 2002 5’30<br />

Movenze di Festa 2003 8’00<br />

Leo Ripanus Suite (5 movimenti) 2003 18’00<br />

Ikuvium Suite (3 movimenti) 2005 11’00<br />

Suite „Arogno“ (5 movimenti) 2006 16’00<br />

Wind in May – Marcia )<br />

1. Preis Concorso Internazionale Città di Gubbio 2009)<br />

2009 4’00<br />

Status Mentis 2009 7’00<br />

Fanfara CLXXV <strong>2014</strong> 5’00<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> 19


Vorschau<br />

Erster Teil des Landesmusikfestes<br />

am 1. und 2. Mai 2015 in Brixen<br />

Einladung zur Teilnahme an der Konzertwertung<br />

Wie bereits angekündigt, veranstaltet der<br />

Verband Südtiroler Musikkapellen in Zusammenarbeit<br />

mit dem VSM-Bezirk Brixen im<br />

Rahmen des Landesmusikfestes eine Konzertwertung,<br />

zu der alle Musikkapellen des<br />

Verbandes zugelassen sind.<br />

Termin: FREITAG, 1. MAI,<br />

und SAMSTAG, 2. MAI 2015,<br />

IM FORUM BRIXEN<br />

Jede teilnehmende Musikkapelle wählt<br />

eines der in der Ausschreibung vorgegebenen<br />

Pflichtstücke und ein Selbstwahlstück<br />

der gleichen Schwierigkeitsstufe. Folgende<br />

Pflichtstücke zum Thema „Overture<br />

für Blasorchester“ wurden für die Konzertwertung<br />

2015 in Brixen festgelegt:<br />

Der Österreichische Blasmusikverband (ÖBV) hat seine Pflichtliteratur für die<br />

Konzertwertungsspiele 2015/16 auf einer Dreifach-CD veröffentlicht."<br />

Stufe Titel Komponist<br />

A Unterstufe Big Sky Overture Philipp Sparke<br />

B Mittelstufe Commemoration Overture Robert Sheldon<br />

C Oberstufe Overture on an Early American<br />

Claude T. Smith<br />

Folk Hymn<br />

D Kunststufe The Hounds of Spring Alfred Reed<br />

E Höchststufe Rumanian Overture Thomas Doss<br />

Die Pflichtstücke können auf der Homepage des VSM angesehen und angehört werden. Die Mitgliedskapellen erhalten zudem ein<br />

eigenes Rundschreiben mit allen Informationen zu den Konzertwertungsspielen.<br />

Die Anmeldungen und die Besetzungslisten sind bis spätestens 31.01.2015 mittels den dafür<br />

vorgesehenen Formularen per E-Mail an das VSM-Büro in Bozen zu senden.<br />

Sigisbert Mutschlechner<br />

Verbandskapellmeister<br />

20<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Blasmusik<br />

•Programmvorschau<br />

Ablauf der Blasmusiktage<br />

Donnerstag, 6. November <strong>2014</strong>:<br />

15.30 - 18.30 Uhr (Konservatorium):<br />

Beginn der Komponistenwerkstatt<br />

mit Oliver Waespi<br />

20.00 - 22.00 Uhr (Konservatorium):<br />

Komponistenwerkstatt<br />

Freitag, 7. November <strong>2014</strong>:<br />

09.00 - 12.00 Uhr (Konservatorium):<br />

Komponistenwerkstatt<br />

14.30 - 18.00 Uhr (Konservatorium):<br />

Komponistenwerkstatt<br />

20.00 Uhr (Konzerthaus „Joseph Haydn“):<br />

Ofizielle Eröffnung der Blasmusiktage<br />

Festkonzert mit Verleihung des<br />

Blasmusikpreises des Landes Südtirol<br />

Mitwirkende Musikkapelle:<br />

Mk Villnöß (Leitung: Hans Pircher)<br />

Südtiroler Blasmusiktage <strong>2014</strong><br />

6. bis 8. November <strong>2014</strong> in Bozen<br />

Das Südtiroler Forum<br />

für Komponisten, Dirigenten, Musiker und Musikkapellen<br />

verband<br />

südtiroler<br />

musikkapellen<br />

Samstag, 8. November <strong>2014</strong>:<br />

09.00 - 12.00 Uhr (Kolpinghaus):<br />

Kapellmeister-Tagung<br />

09.00 - 12.00 Uhr (Pfarrheim):<br />

Jugendleiter-Tagung<br />

13.30 - 14.30 Uhr (Kolpinghaus):<br />

Kapellmeister-Tagung und Begegnung<br />

mit Komponisten<br />

09.00 - 12.00 Uhr (Pfarrheim):<br />

Jugendleiter-Tagung<br />

15.00 - 16.30 Uhr (Konservatorium):<br />

Werkstattkonzert mit Oliver Waespi<br />

und dem JuBoB<br />

18.00 Uhr (Konzerthaus „Joseph Haydn“):<br />

Jubiläumskonzert „10 Jahre Südtiroler<br />

Jugendblasorchester“ mit<br />

CD-Vorstellung und Uraufführung<br />

der Siegerwerke des<br />

VSM-Kompositionswettbewerbes<br />

Dreimonatskalender<br />

Datum Veranstalter Veranstaltung Ort Haus Beginn<br />

Fr-Sa, 10.-11. <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> VSM 4. Seminar für Führungskräfte, 1.Modul Brixen Cusanus Akademie 14:30<br />

OKT.<br />

Fr-So, 24.-26. <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> ÖBV / VSM Bundeswettbewerb Musik in kleinen Gruppen Toblach Grand Hotel<br />

Sa, 25. <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> VSM Konzert des SJBO Toblach Grand Hotel 20,00<br />

Mi, 5. November <strong>2014</strong> Bezirk Meran Stammtisch Stabführer Wird bekannt gegeben 20.00<br />

Do-So, 06.-08. Nov. <strong>2014</strong> VSM Südtiroler Blasmusiktage <strong>2014</strong> Bozen<br />

Do-Sa, 06.-08. Nov. <strong>2014</strong> VSM Komponistenwerkstatt mit Oliver Waespi Bozen Konservatorium<br />

DEZ. NOVEMBER<br />

Sa, 8. November <strong>2014</strong> VSM Jubiläumskonzert "10 Jahre SJBO" Bozen Konzerthaus "Joseph Haydn" 20.00<br />

Sa, 8. November <strong>2014</strong> VSM Jugendleitertagung Bozen Pfarrheim 09.00<br />

Sa, 8. November <strong>2014</strong> VSM Kapellmeistertagung Bozen Kolpinghaus 09.00<br />

Fr-So, 14.-16. Nov. <strong>2014</strong> Bezirk Bruneck Kapellmeister-Fortbildung mit Maurice Hamers Wird bekannt gegeben<br />

Sa, 15. November <strong>2014</strong> Bezirk Bozen Bezirkskegeln Bozen Sportzone Pfarrhof 17.00<br />

Fr-Sa, 28.-29. Nov. <strong>2014</strong> VSM 4.Seminar für Führungskräfte, 2. Modul Nals Lichtenburg 09.00<br />

So, 14. Dezember <strong>2014</strong> Bezirk Brixen Adventkonzert „Spiel in kleinen Gruppen“ Milland Freinademetz-Kirche 17.00<br />

So, 14. Dezember <strong>2014</strong> Bezirk Schlanders Konzert des Bezirksjugendblasorchesters Schlanders Karl Schönherr Saal 18.00<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> 21


Neues<br />

RUNDEL feiert<br />

50-sten Geburtstag<br />

Das Werk des Verlagsgründers Siegfried Rundel lebt weiter<br />

Der Musikverlag<br />

RUNDEL feiert<br />

heuer sein<br />

50-jähriges<br />

Jubiläum.<br />

unerlaubte Vervielfältigung, Vermietung,Sendung!All<br />

RUNDEL<br />

COMPACT<br />

EXCERPT VERSION<br />

SAMPLE · NOT FOR SALE<br />

© + ® <strong>2014</strong><br />

rights of the manufacturer and of<br />

© 08/<strong>2014</strong> Musikverlag Rundel. Alle Urheber- und Leistungsschutzrechte vorbehalten. Kein Verleih! Keine<br />

the<br />

the EU.<br />

owner<br />

RUNDEL<br />

Musik für Blasorchester<br />

Music for Concert Band<br />

Musique pour Harmonie<br />

Muziek voor Harmonie<br />

Musica per Banda<br />

the recorded work prohibited. Made in<br />

of the work producedreserved. Unauthorized<br />

GEMA<br />

1. Jubiläumsfanfare · 2. Panta Rhei · 3. Klang der Alpen · 4. Trailermusik · 5. Mountain Wind · 6. Giudita<br />

7. Crossbreed · 8. Patria · 9. Mosaichoralmente · 10. Paidushko · 11. Arethusa · 12. Crith Mhonadh<br />

13. Marche des Janissaires · 14. Annen-Polka · 15. Ode »An die Freude« · 16. Scarborough Fair · 17. Bésame Mucho<br />

18. Funky Afternoon · 19. Got It ? - Flaut It ! · 20. Purple Rain · 21. Hard Rock Stones · 22. Music<br />

23. Modern Girl · 24. The Living Years · 25. Goldene Kameraden · 26. Venezia · 27. Ungarns Kinder<br />

28. Ferienfahrt · 29. Unterm Kirschbaum · 30. Uschi-Polka · 31. Ein Denkmal für die Blasmusik<br />

32. Schöne Ferienzeit · 33. Von Freund zu Freund<br />

Vario: 34. Young Concert Collection · 35. Fun Train · 6. The Old Fortress<br />

37. Cat Walk · 38. Song for the Memory · 39. Tijuana Station<br />

Musik zur Weihnachtszeit: 40. O Sanctissima ! · 41. Mentis<br />

42. Veni Emmanuel · 43. La Nuit des Cloches<br />

44. Bethlehem · 45. Cinderella's Dance<br />

PRCD 2/<strong>2014</strong><br />

performance and broadcasting of<br />

copying, hiring, lending, public<br />

Musik für Blasorchester | Music for Concert Band | Musique pour Harmonie | Muziek voor Harmonie | Musica per Banda<br />

www.rundel.de www.rundel.at www.rundel.ch www.rundel.nl www.rundelmusic.com<br />

Titelblatt des RUNDEL-Jubiläumskatalogs<br />

Auch viele Kapellmeisterkollegen meiner<br />

Generation sind mit diesem Verlag im<br />

Allgemeinen und mit der persönliche Beratung<br />

des leider allzu früh verstorbenen Verlagsgründers,<br />

Komponisten und Arrangeurs<br />

Siegfried Rundel „aufgewachsen“.<br />

Zum Jubiläumsjahr hat RUNDEL einen<br />

Katalog vorgestellt, der eine ganz besonders<br />

vielseitige Zusammenstellung an<br />

neuen Blasorchesterwerken für alle Besetzungen,<br />

Schwierigkeitsstufen und Anlässe<br />

anbietet.<br />

Das Titelbild des Katalogs zeigt einen handschriftlichen<br />

Violinschlüssel aus einem<br />

Manuskript von Siegfried Rundel, der den<br />

Musikverlag 1964 gegründet und mit viel<br />

Herzblut und unermüdlichem Einsatz aufgebaut<br />

hat. Gott sei Dank ist es der Familie<br />

Rundel gelungen, sich aller Globalisierung<br />

zum Trotz gegen die übermächtigen<br />

Großverlage zu behaupten.Ein besonderes<br />

„Geburtstagsgeschenk“ stellen die zwei<br />

Jubiläums-CDs „Panta Rhei“ und „Ein<br />

Halbes Jahrhundert“ dar.<br />

22<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Blasmusik<br />

PANTA RHEI<br />

In unserer schnelllebigen Zeit besinnen<br />

sich die Menschen immer mehr auf Traditionen<br />

und heimische Kultur zurück. Geprägt<br />

durch den modernen Zeitgeist öffnet<br />

sich dadurch ein ganz neuer Zugang zum<br />

kulturellen Erbe.<br />

Diese Entwicklung spiegelt sich auch in<br />

der CD „Panta Rhei“ wider, die vom Musikkorps<br />

der Deutschen Bundeswehr unter<br />

der Leitung von Oberstleutnant Christoph<br />

Scheibling eingespielt wurde. In den<br />

zwölf Titeln werden Elemente alter Musikformen<br />

zeitgemäß und kunstvoll in neue<br />

Klänge eingebunden und versprechen<br />

eine klanggewaltige Symbiose von Tradition<br />

und Moderne.<br />

Oberstleutnant Christoph Scheibling<br />

hat mit dem Musikkorps der deutschen<br />

Bundeswehr 18 ausgewählte Titel<br />

aus dem RUNDEL-Verlagsprogramm<br />

eingespielt.<br />

EIN HALBES JAHRHUNDERT<br />

Weil die volkstümliche Blasmusik seit<br />

der Verlagsgründung wichtiger Bestandteil<br />

war und ist, präsentiert die zweite Jubiläums-CD<br />

„Ein Halbes Jahrhundert“ mit<br />

18 ausgewählten Musikstücken eine vielfältige<br />

und historisch angelegte Mischung<br />

aus der RUNDEL-Geschichte.<br />

Stücke von Siegfried Rundel sind dabei<br />

ebenso vertreten wie solche von Komponisten,<br />

die das Verlagsprogramm stark<br />

geprägt haben, sowie von jungen Komponisten,<br />

die mit ihren frischen Ideen<br />

begeistern.<br />

NACHSCHLAGEWERK DER<br />

VOLKSTÜMLICHEN BLASMUSIK<br />

Zum runden Jubiläum hat der Musikverlag<br />

RUNDEL zudem ein Nachschlagewerk der<br />

volkstümlichen Blasmusik erstellt, das als<br />

handliches und übersichtliches Verzeichnis<br />

alle Polkas, Walzer, Märsche, volkstümliche<br />

Solo-Stücke und Potpourris auflistet,<br />

die in der 50-jährigen Verlagsgeschichte<br />

veröffentlicht wurden. Dieses Verzeichnis<br />

ist damit nicht nur trockenes Nachschlagewerk,<br />

sondern historisches Dokument<br />

der RUNDEL-Geschichte.<br />

Stephan Niederegger<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> 23


„Verkehrte Welt“ im ersten<br />

Musikvideo von „Tante Frieda“<br />

Die Südtiroler Band stellt die Welt auf den Kopf.<br />

Anstatt den Tag einfach hinzunehmen,<br />

dem gewohnten Trott durch seine Vorhersehbarkeit<br />

mit den üblichen Emotionen zu<br />

folgen, verdreht „Tante Frieda" mit ihrem<br />

neuen Song „Verkehrte Welt“ die Perspektiven<br />

des Alltags, und das ohne Rücksicht<br />

auf Verluste. Die Musik stammt von Thomas<br />

Mahlknecht, der Autor des Songtextes ist<br />

Harald Wieser. Zur Musik gibt es nun auch<br />

das Video. Gedreht wurde in Klausen und<br />

Brixen mit der Regisseurin Nancy Camaldo,<br />

die selbst aus Klausen stammt.<br />

„In unserer verkehrten Welt gibt es weder<br />

richtig noch falsch und nichts braucht<br />

der Logik Rechnung zu tragen", so Evi Mair,<br />

Sängerin und Frontfrau der Band. "Es geht<br />

um die Betrachtung der Welt aus einem<br />

anderen Blickwinkel, z.B. von der Musik<br />

gehört zu werden, anstatt sie zu hören<br />

oder mal den Spieß umzudrehen und die<br />

Spatzen auf Kanonen schießen zu lassen.<br />

Kopfkino dieser Art bringt Schwung und<br />

Farbe ins Alltagsgrau."<br />

Und genau so ist auch die Musik von<br />

„Tante Frieda": frisch, gut gelaunt, überraschend!<br />

„Tante Frieda" sind eine Frau<br />

und sieben Männer, musikalisch gesprochen:<br />

eine Stimme, fünf Blasinstrumente<br />

plus Schlagzeug und Gitarre. In dieser ausgefallenen<br />

Besetzung spielt die Band eigene<br />

Kompositionen mit einer unverwechselbaren<br />

Mischung von Pop und Rock bis<br />

hin zu Funk und Techno, versehen mit der<br />

richtigen Portion Blasmusik. Dabei begeisterte<br />

die Band bereits im In- und Ausland,<br />

unter anderem als Vorgruppe von LaBrass-<br />

Banda oder als Act beim „Woodstock der<br />

Blasmusik“.<br />

Ab sofort ist das Video auf<br />

Youtube verfügbar!<br />

(https://www.youtube.com/verkehrtewelt)<br />

Mit Pop, Rock, Funk, Techno und der richtigen Portion Blasmusik begeistert die Gruppe „Tante Frieda“ – im Bild bei einem ihrer<br />

Liveauftritte.<br />

24<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Musikpanorama<br />

Blasmusik<br />

Südtiroler Klänge in Nordbayern<br />

Stadtkapelle Bozen zu Gast in Roth bei Nürnberg<br />

Am 24. und 25. Mai <strong>2014</strong> war die Stadtkapelle<br />

Bozen zu Gast beim Blasmusikfest<br />

in Roth, im Fränkischen Seenland bei<br />

Nürnberg. Auf die Wertungsspiele, welchen<br />

sich zahlreiche Orchester stellten,<br />

folgte als Höhepunkt des Festivals das<br />

Galakonzert am Samstagabend, zu dem<br />

die Stadtkapelle Bozen als internationaler<br />

Vertreter eingeladen war. Um den internationalen<br />

Charakter des Festivals und<br />

insbesondere des Galakonzertes zu unterstreichen,<br />

hatten die Organisatoren neben<br />

der Stadtkapelle Bozen auch die Nordbayerische<br />

Brass Band, ein Auswahlensemble<br />

des Nordbayerischen Musikbundes, für<br />

das Konzert gewinnen können. Das begeisterte<br />

Publikum belohnte beide Blasorchester,<br />

die am Ende des Galakonzertes auch<br />

ein Werk gemeinsam darboten, mit Standing<br />

Ovations.<br />

Am Sonntagvormittag gestaltete die<br />

Stadtkapelle Bozen zudem den ökumenischen<br />

Gottesdienst auf der Rother Seebühne<br />

mit geistlichen Werken.<br />

Marschmusik und Marschformation<br />

standen am Sonntag ebenfalls auf dem<br />

Programm. Mit einem Sternmarsch und<br />

einem Gemeinschaftskonzert aller beteili-<br />

gten Musikkapellen fand das Blasmusikfestival<br />

auf dem Stadtplatz von Roth seinen<br />

festlichen Abschluss.<br />

Stadtkapelle Bozen<br />

Große Begeisterung erntete die Stadtkapelle Bozen bei ihren Auftritten in<br />

Roth – Bayern.<br />

Jungmusikanten musizieren auf der Alm<br />

Jugendkapelle Naturns + Jugendkapelle Schnals = Jugendkapelle „Marzon“<br />

Am Freitag, 4. Juli <strong>2014</strong>, brachen rund<br />

30 motivierte Jungmusikanten aus Naturns<br />

und Schnals zum heurigen Sommercamp<br />

auf.<br />

Kaum auf der Marzoner Alm am Kastelbeller<br />

Freiberg angekommen, wurde schon<br />

zu den Instrumenten gegriffen und so startete<br />

in den „Unterrichtsräumen“ der wunderbaren<br />

Natur sofort die intensive Probenphase.<br />

Auch Gruppenspiele standen<br />

auf dem Programm, sodass der Teamgeist<br />

nicht nur beim Musizieren gestärkt wurde.<br />

Die „Regen-Intermezzi“ ließen alle Teilnehmer<br />

unbeeindruckt und so vergingen die<br />

Stunden im Flug. Am Sonntag ging dann für<br />

die begeisterten Jungmusikantinnen und –<br />

musikanten der „Alm-Vorhang“ auf. Unter<br />

der Leitung von Charlotte Rainer und Daniel<br />

Götsch brachte die Jugendkapelle „Marzon“<br />

das abwechslungsreiche und „peppige“<br />

Programm zur Aufführung. Der kräftige<br />

Applaus des Publikums zeigte, dass<br />

sich das Proben ausgezahlt hat. Die erlebnisreichen<br />

Tage werden allen Beteiligten sicherlich<br />

noch lange im Gedächtnis bleiben.<br />

Jugendkapelle Schnals und Naturns<br />

(Rudi Mair)<br />

Die Marzoner Alm gab der sichtlich gut gelaunten Jugendkapelle von Naturns–<br />

Schnals den Namen.<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> 25


Musikpamorama<br />

Neue Vereinsfahne für Musikkapelle Trens<br />

Segnung und Festakt unter dem Motto „Musik verbindet“<br />

Am 27. Juli dieses Jahres wurde in der<br />

Wallfahrtskirche von Maria Trens im Rahmen<br />

eines Festgottesdienstes und in Anwesenheit<br />

zahlreicher Abordnungen der<br />

Musikkapellen aus den umliegenden Gemeinden<br />

die neue Fahne der Musikkapelle<br />

Trens von Pater Pius gesegnet und<br />

ihrer Bestimmung übergeben. Bereits vor<br />

40 Jahren, zum 25-jährigen Bestandsjubiläum,<br />

hatte die MK Trens eine Fahne<br />

bekommen. Die im Laufe der Zeit aufgetretenen<br />

Abnutzungserscheinungen<br />

ließen jedoch den Wunsch aufkommen,<br />

eine neue Fahne anzuschaffen. Nach<br />

einer intensiven Planungs- und Vorbereitungszeit<br />

sowie einem einstimmig gefassten<br />

Beschluss der Mitglieder der MK<br />

Trens wurde die Fahnenstickerei Gärtner<br />

in Mittersill (Österreich) mit der Herstellung<br />

der neuen Fahne beauftragt. Motive<br />

des Wallfahrtsortes Maria Trens und<br />

ein Bild der Hl. Cäcilia zieren die Fahne<br />

ebenso wie der Leitspruch „Musik verbindet“.<br />

Unter diesem Motto wurde auch<br />

der Festakt begangen, zu dem Obmann<br />

Andreas Saxl die Ortsbevölkerung und<br />

eine Reihe von Ehrengästen begrüßen<br />

konnte. Bürgermeister Armin Holzer, VSM-<br />

Verbandsobmann-Stellvertreter Thomas<br />

Hölzl und VSM-Bezirksobmann Meinhard<br />

Oberhauser brachten in ihren Grußbotschaften<br />

ihre Freude und Anerkennung<br />

über die hochwertige neue Fahne zum<br />

Ausdruck. Mit einem zünftigen Musikfest<br />

wurde die Neuerwerbung gebührend<br />

gefeiert.<br />

„Musik verbindet“, dieser Leitspruch ziert die neue Vereinsfahne der MK Trens – im<br />

Bild mit Fähnrich Michael Wild und den Fahnenpatinnen Helena Wild und Priska<br />

Hochrainer.<br />

Stimmungsvolles Sommernachtskonzert<br />

der MK Naturns<br />

Gesangseinlagen von Solisten aus eigenen Reihen<br />

Als hätte Petrus es gewusst- dieses Konzert<br />

durfte nicht ins Wasser fallen – und es<br />

tat es auch nicht. Bei gutem Wetter waren<br />

zahlreiche Besucher in die stimmungsvolle<br />

Freilichtarena geströmt und begleiteten die<br />

Musikantinnen und Musikanten auf eine<br />

musikalische Reise in die Film- und Musicalwelt.<br />

Kapellmeister Dietmar Rainer<br />

hatte mit seiner Programmauswahl wieder<br />

einmal ein glückliches Händchen bewiesen.<br />

Mit humorvollen Dialogen führte<br />

das Moderatorenpaar Julia Leiter und Daniel<br />

Götsch durch den Abend. Der musikalische<br />

Bogen spannte sich von Soundtracks<br />

berühmter Filmkomponisten bis<br />

hin zu Ohrwürmern aus Musicals wie „Elisabeth“<br />

oder „The Lion King“; mit E- Piano<br />

und E- Bass sowie mit einem fein abgestimmten<br />

Ton –und Lichtdesign wurde<br />

das Konzert zusätzlich akustisch wie optisch<br />

aufgewertet. Beeindruckend und<br />

überzeugend waren sämtliche Gesangseinlagen-<br />

wohlgemerkt alles Solisten aus<br />

den eigenen Reihen: Anna Platzgummer,<br />

Thomas Moriggl, Emma Nischler und Veronika<br />

Schnitzer meisterten ihre Soloparts<br />

mit Bravour. Der tosende Schlussapplaus<br />

brachte es zum Ausdruck: Das Experiment<br />

Sommernachtskonzert der MK Naturns<br />

war gelungen.<br />

Rudi Mair<br />

Ein strahlender Kapellmeister Dietmar Rainer mit den Solisten Veronika Schnitzer,<br />

Anna Platzgummer, Thomas Moriggl und Emma Nischler (v.l.)<br />

26<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Blasmusik<br />

3. Aulage von „music.project.auer“<br />

Acht Vereine beim gemeinsamen Musik- und Theaterprojekt auf der Bühne<br />

Rund 200 Akteure aus acht verschiedenen<br />

Vereinen führten am Abend des 30.<br />

Mai das Stück "Der Traum eines österreichischen<br />

Reservisten" auf. Das 3.music.<br />

project.auer der Musikkapelle Auer entpuppte<br />

sich dabei zu einem Hör- und Seherlebnis<br />

sondergleichen.<br />

Nach zwei Musikstücken, der Begrüßung<br />

durch Obmann Manfred Abram und<br />

einer Einführung durch Sprecherin Barbara<br />

Raich konnte das Spektakel am Eislaufplatz<br />

von Auer beginnen. In einem Zusammenspiel<br />

aus Musik, Theater, Licht und<br />

Bild präsentierten die Musikkapelle Auer,<br />

die Musikkapelle Petersberg, die Heimatbühne<br />

Auer, die Schützenkompanie Auer,<br />

die Tiroler Kaiserjäger 2. Regiment Süd-Tirol,<br />

die Volkstanzgruppe Auer, die Freiwillige<br />

Feuerwehr Auer und die Jägerschaft<br />

aus Auer das 1890 entstandene Stück<br />

„Der Traum eines österreichischen Reservisten“.<br />

Das große Tongemälde von Carl<br />

Michael Ziehrer (1843-1923), das wegen<br />

des großen Aufwandes nur selten auf die<br />

Bühne gebracht wird, kam in beeindruckender<br />

Weise unter der musikalischen<br />

Leitung von Kapellmeister Arnold Leimgruber<br />

und der Regie von Toni Kofler zur<br />

Aufführung. Das zahlreich erschienene<br />

Publikum - es waren an die 800 Gäste -<br />

dankte mit viel Applaus. Für die anschließende<br />

Bewirtung sorgte schließlich Verein<br />

Nummer 9: der Carnevalverein Auer.<br />

MK Auer<br />

Ehrensalve der Schützenkompanie Auer für einen stilechten Kaiser – im Hintergrund<br />

die MK Auer<br />

Grenzüberschreitende musikalische Freundschaft<br />

Jungmusikanten-Hüttenlager in Antholz Niedertal<br />

Musikalischer Freundschaft und Partnerschaft<br />

standen im Vordergrund, als<br />

vom 29. bis zum 31. August die Jugendleiter<br />

der Musikkapellen Antholz, Josef<br />

Leitgeb Antholz-Niedertal und der Bundesmusikkapelle<br />

Oberlangkampfen (A)<br />

ein gemeinsames Hüttenlager für Jungmusikanten<br />

organisierten. In den 3 Tagen<br />

voller Spiel, Spaß und Abenteuer haben<br />

die Jungmusikanten aus Antholz mit<br />

den Jungmusikanten aus Oberlangkampfen<br />

viel Gemeinschaft erlebt und so sind<br />

nun Freundschaften auch unter den Jugendlichen<br />

entstanden. Vor allem stand<br />

aber die Musik im Mittelpunkt dieses Projektes.<br />

Dietmar Huber, Kapellmeister der<br />

Musikkapelle Josef Leitgeb, hat mit den<br />

Jungmusikanten ein sehr abwechslungsreiches<br />

Programm einstudiert, welches<br />

von „Smoke on the water“ über „Summernightrock“<br />

bis zur „Vogelwiese“ reichte.<br />

Ebenso wurden mit den einzelnen Registern<br />

weitere Stücke einstudiert und voller<br />

Stolz und Freude den Eltern, Geschwistern<br />

und Freunden beim Abschlusskonzert auf<br />

der Hofstattalm präsentiert. Die Jugendleiterinnen<br />

Veronika Rieder (MK Antholz),<br />

Barbara Lackner (BMK Oberlangkampfen)<br />

und Marlies Feichter (MK Josef Leitgeb)<br />

wollen das Projekt im kommenden Jahr<br />

fortführen und das Hüttenlager vielleicht<br />

sogar in Oberlangkampfen veranstalten.<br />

MK Josef Leitgeb - Antholz Niedertal<br />

Das Hüttenlager auf der Alm trug zum freundschaftlichen Kontakt der<br />

Jungmusikanten aus Antholz und Oberlangkampfen bei.<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> 27


Musikpanorama<br />

Schützenkapelle Pichl-Gsies beim 1. Karlsbader<br />

Blasmusikfestival in Tschechien<br />

Besuch in der mondänen Kurstadt Karlsbad<br />

Vom 29. bis 31. August <strong>2014</strong> war<br />

die Schützenkapelle Pichl zu Gast beim<br />

1. Karlsbader Blasmusikfestival. Gemeinsam<br />

mit zwei weiteren Blaskapellen aus<br />

Polen und Udine wurde auf den Straßen<br />

und Plätzen von Karlsbad musiziert.Es<br />

gab aber auch ausreichend Gelegenheit,<br />

die weltweit bekannte Kurstadt mit ihren<br />

unzähligen Sehenswürdigkeiten zu erkunden.<br />

Ein besonderes Erlebnis war es,<br />

gemeinsam mit der „Tschechischen Majorettenunion“<br />

durch die Straßen Karlsbads<br />

zu marschieren. Höhepunkt der<br />

Reise war jedoch der Galaauftritt am Samstagabend<br />

im Konzertsaal des „Grand Hotel<br />

Pupp“, wobei die mitwirkenden Musikkapellen<br />

jeweils mit einem Kurzauftritt<br />

dem Publikum eine Kostprobe Ihres Könnens<br />

boten.<br />

Schützenkapelle Pichl-Gsies<br />

Die Schützenkapelle Pichl-Gsies vor dem historischen Grand Hotel Pupp<br />

Jubiläumsjahr für die Musikkapelle Schabs<br />

30 Jahre Aufschwung<br />

Vor 30 Jahren haben einige musikbegeisterte<br />

Dorfbewohner von Schabs die<br />

Initiative ergriffen und eine eigene Musikkapelle<br />

gegründet. Seitdem befindet sich<br />

der Klangkörper im steten Aufschwung.<br />

Grund genug also, das 30-jährige Jubiläum<br />

in diesem Jahr gebührend zu feiern.<br />

Ein erster Höhepunkt wurde bereits<br />

im März gesetzt, als Obmann Stefan Gasser<br />

und die derzeit 56 aktiven Musikantinnen<br />

und Musikanten unter der Leitung<br />

von Kapellmeister Stephan Obexer zum<br />

Jubiläumskonzert einluden.<br />

Das Fest zum runden Jubiläum folgte<br />

dann im Juli, bei dem gleichzeitig das<br />

30-jährige Bestehen der Partnerschaft der<br />

Gemeinde Natz-Schabs mit der Gemeinde<br />

Fritzens (A) gefeiert werden konnte.<br />

Als krönenden Abschluss des Jubiläumsjahres<br />

wird die Musikkapelle Schabs anlässlich<br />

eines Kirchenkonzertes am 8. November<br />

um 18.00 Uhr in der Stiftskirche<br />

von Neustift gemeinsam mit den Kirchenchören<br />

von Schabs, Natz, Raas und Aicha<br />

die „Missa Katharina“ von Jacob de Haan<br />

aufführen.<br />

Musikkapelle Schabs<br />

Die Musikkapelle Schabs wird unter der Leitung von Kapellmeister Stephan Obexer<br />

die „Missa Katharina“ von Jacob de Haan aufführen.<br />

28<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Vorweg<br />

Heimatplege<br />

Kreise ziehen<br />

Kleine Beiträge, die Großes bewirken<br />

Medium entzünden, solche Funken können<br />

Sie mit Ihrem Beitrag entzünden. Irgendwo<br />

fängt jemand Feuer und ermöglicht<br />

es, dass die Thematik Kreise zieht und<br />

die Gemeinschaft Gleichgesinnter wächst.<br />

Sich angesprochen fühlen<br />

Einem aufmerksamen und respektvollen Beobachter können sich im Kleinen<br />

wunderbare Ausblicke erschließen wie zum Beispiel dieses mit Tauperlen besetzte<br />

Frauenmäntelchen.<br />

Unlängst erreichte mich der Anruf einer<br />

Leserin unseres Kulturheftes. Sie habe<br />

sich in den im August abgedruckten Zeilen<br />

wiedergefunden und sei dankbar, in<br />

den Heimatpflegern Menschen mit gleicher<br />

Haltung und Gesinnung anzutreffen.<br />

Prompt hat sie sich bereit erklärt, zu<br />

dem ihr am Herzen liegenden Thema einen<br />

Beitrag zu verfassen. Unter der Rubrik<br />

„informiert & reflektiert“ erfahren Sie<br />

dank dieser glücklichen Fügung einiges<br />

über Heilkräuter, was Sammeln wirklich<br />

bedeutet und wie man sich der Natur bedienen<br />

kann, ohne ihr Schaden zuzufügen.<br />

Aufforderung<br />

Wenn man sich tagtäglich in einem ähnlichen<br />

Radius bewegt, läuft man Gefahr, der<br />

Routine zum Opfer zu fallen und – wie kann<br />

man es am besten ausdrücken? – „heimatblind“<br />

zu werden. Kleine Impulse reichen<br />

oft aus, um den Blick wieder zu klären und<br />

an Offenheit zu gewinnen.<br />

Seit nunmehr einem Jahr kümmere<br />

ich mich um die publizistischen Aktivitäten<br />

des Heimatpflegeverbandes. Ich<br />

habe zahlreiche neue Erkenntnisse gewonnen<br />

und meinen Informationsfundus<br />

um ein Vielfaches erweitert. Jener Aspekt<br />

aber, der mein Leben am nachhaltigsten<br />

prägt und prägen wird, ist die gewonnene<br />

Sensibilität für die Belange der Heimatpflege,<br />

die Einsicht, dass der Erhalt und<br />

der Schutz unserer Heimat nicht nur eine<br />

Handvoll Traditionalisten etwas angeht,<br />

sondern mich. Ich fühle mich angesprochen,<br />

identifiziere mich und will, ja muss<br />

meinen Beitrag leisten. Und sei es einfach<br />

nur, die Umwelt mit anderen Augen<br />

zu betrachten.<br />

Interessen teilen<br />

Ist es nicht so, dass wir oftmals derart<br />

mit uns selbst beschäftigt sind, mit Arbeit<br />

oder Familie, dass wir kaum Zeit und Energie<br />

haben, uns mit allerlei Themen zu<br />

befassen? Wir dosieren folglich und filtern<br />

aus dem reichen Angebot nur jenes heraus,<br />

welches auf unserer Prioritätenliste angestrichen<br />

ist. Und hier und da ein Funke,<br />

der unsere Aufmerksamkeit auf sich zieht.<br />

Solche Funken wollen wir mit unserem<br />

Die Seiten im Kulturfenster sind zwar<br />

knapp bemessen, die Rubriken klar definiert,<br />

aber für Anliegen, Vorhaben, Beobachtungen<br />

und Stellungnahmen seitens<br />

unserer Leserschaft wird immer und überaus<br />

gerne Platz eingeräumt. Fühlen Sie<br />

sich also frei, uns Ihre Gedanken – Ihren<br />

Funken – mitzuteilen.<br />

Dieser Austausch erst lässt die Gemeinschaft<br />

der Heimatpfleger zusammenwachsen<br />

und macht sie lebendig.<br />

Ihre<br />

Sylvia Rottensteiner<br />

Ihre Beiträge senden Sie bitte an: rottensteiner.sylvia@gmail.com<br />

Für etwaige Vorschläge und Fragen<br />

erreichen Sie mich unter folgender Nummer: 347 0325027 (Sylvia Rottensteiner)<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> 29


Das Thema<br />

Küchelbergtunnel<br />

Großer landschaftlicher Eingriff in sensible Zone<br />

Die Kapelle der Zenoburg oberhalb der<br />

Gilfschlucht (Foto: Daniel Vicentin)<br />

Schöne raue Natur: die tosenden Gewässer in der Gilfschlucht<br />

(Foto: Daniel Vicentin)<br />

Über den Küchelbergtunnel und die Lösung<br />

der Meraner Verkehrsprobleme wird<br />

seit Jahren heftig diskutiert. Kürzlich hat<br />

die Architektengruppe PAM (Plattform Architektur<br />

Meran) darauf hingewiesen, dass<br />

das Ausführungsprojekt des zweiten Bauloses<br />

der Nord-West-Umfahrung im Bereich<br />

des Nordportals des Küchelbergtunnels einen<br />

untragbaren landschaftlich-kulturellen<br />

Eingriff erforderlich macht.<br />

Heimatplegeverband fordert<br />

umweltverträgliche Alternative<br />

Die geplante Tunnelausfahrt liegt an einer<br />

steilen Hanglage unterhalb der Zenoburg,<br />

an einer problematischen Stelle in<br />

unmittelbarer Nähe der Passer und gegenüber<br />

der Naherholungszone Lazag.<br />

Bis zu 15 Meter hohe Stützmauern, eine<br />

225 Meter lange Hangbrücke und eine<br />

neue, abgesenkte Passeirer Brücke haben<br />

schwere Eingriffe in eine sensible Landschaft<br />

zur Folge.<br />

Die Zenoburg hoch über der<br />

Gilfschlucht der Passer<br />

Die Zenoburg erhebt sich auf einem Felsvorsprung<br />

des Küchelberges am nordöstlichen<br />

Rand von Meran. Im 8. Jahrhundert<br />

hat man hier eine dem Hl. Zeno geweihte<br />

Kapelle gebaut, in der die Heiligen Valentin<br />

und Korbinian bestattet waren. Der Landesfürst<br />

König Heinrich von Böhmen, Vater<br />

von Margarethe Maultasch, residierte meistens<br />

auf der Zenoburg. Die Burg wurde<br />

1347 im Krieg mit Karl von Böhmen bis<br />

auf die Ringmauer, den Bergfried und die<br />

Kapelle zerstört. Am Kapellenportal kann<br />

man nach wie vor die älteste Reliefdarstellung<br />

des Tiroler Adlers bewundern.<br />

Bessere landschaftliche<br />

Einbindung gefordert<br />

Oberhalb der Gilfschlucht, gegenüber<br />

dem Burghügel, liegt am Ufer der Passer<br />

der Rest eines Auwaldes. Dieses vielfältige<br />

Ökosystem in der Lazag weist einen schützenswerten<br />

Erlenbestand auf und stellt<br />

ein unschätzbares Habitat vieler Vogelarten<br />

in Stadtnähe dar. Auch dieses Naherholungsgebiet<br />

von Meran ist vom Küchelbergtunnel<br />

betroffen.<br />

Die Architektengruppe PAM schlägt<br />

zwei Alternativlösungen vor, die bereits in<br />

der Presse veröffentlicht wurden. Aus der<br />

Sicht des Heimatpflegeverbandes Südtirol<br />

sind größere bauliche Eingriffe sowohl<br />

am geschichtsträchtigen Burghügel der<br />

denkmalgeschützten Zenoburg, als auch<br />

im Bereich des Auwaldes der Lazag entschieden<br />

abzulehnen. Die Heimatpfleger<br />

unterstützen daher das Anliegen der Plattform<br />

Architektur Meran, die eine Überarbeitung<br />

des Tunnelprojektes fordert, um<br />

eine bessere landschaftliche Einbindung<br />

zu erzielen.<br />

Peter Ortner<br />

30<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Heimatplege<br />

Gefährdetes Habitat<br />

Einwand zum Änderungsvorschlag<br />

betreffend Abänderung der Grenze des "Naturparks Drei Zinnen"<br />

Der Heimatpflegeverband Südtirol spricht<br />

sich aus diversen unten angeführten Gründen<br />

gegen die geplante Änderung der Grenze<br />

des „Naturparks Drei Zinnen“aus.<br />

Die Abänderung des Natura-2000-Gebietes<br />

– wenn auch am Rande des Naturparks<br />

– bringt in der geplanten Fassung<br />

große Änderungen mit sich und ist<br />

dem Habitat nicht zuzumuten. Der bestehende<br />

Skiweg ist bereits eine Belastung<br />

für den Naturpark. Durch die geplante<br />

Änderung würde sicherlich die Belastung<br />

in Zahl und Qualität zunehmen, was nicht<br />

im Sinne eines Natura-2000-Gebietes ist.<br />

Die zum „Tausch“ angebotene Fläche, obwohl<br />

unberührt, befindet sich in unmittelbarer<br />

Nähe einer bestehenden Skipiste<br />

und ist dadurch nicht geeignet, als Ausgleichsfläche<br />

dem Habitat-Gebiet gerecht<br />

zu werden, weil diese Fläche als „vorbelastet“<br />

anzusehen ist. Die geplante Mittelspannungsleitung<br />

könnte unterirdisch verlegt<br />

werden, was dem Habitat nur Vorteile<br />

bringen würde. Der Heimatpflegeverband<br />

Südtirol spricht sich aus den oben genannten<br />

Gründen vehement gegen eine Änderung<br />

der Naturparkgrenzen aus und ersucht<br />

die Verantwortlichen der Gemeinde<br />

Sexten und ganz besonders die Entscheidungsträger<br />

der Naturparkverwaltung, sich<br />

für die Beibehaltung der bestehenden Naturparkgrenzen<br />

einzusetzen.<br />

Peter Ortner<br />

Naturpark rund um die Drei Zinnen<br />

<strong>KulturFenster</strong><br />

Blasmusik, Chorwesen und Heimatplege in Südtirol<br />

Redaktion <strong>KulturFenster</strong><br />

Richtigstellung<br />

In der letzten Ausgabe des Kulturfensters wurde zusammen mit dem Bericht über<br />

den Fachbeirat für Baukultur ein falsches Foto von Architekt Bernhard Lösch veröffentlicht.<br />

Die Redaktion bittet für dieses Versehen um Entschuldigung und möchte<br />

mit dem beigefügten – nun richtigen – Lichtbild den Fauxpas korrigieren.<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> 31


Informiert & Relektiert<br />

Wie gehen wir mit der Natur<br />

respektvoll um<br />

"Die Erde ist unsere Mutter, sie nährt uns; was wir in sie hineinlegen,<br />

gibt sie uns zurück." Indianisches Sprichwort<br />

Die Pusteblume – der Löwenzahn ist im<br />

Frühjahr leicht zu finden und eignet sich<br />

hervorragend als Salat.<br />

Da es in den letzten Jahren immer stärker<br />

in Mode gekommen ist, Kräuter, Heilkräuter<br />

und Wildgemüse selbst zu sammeln, möchte<br />

ich in diesem Beitrag über unseren Umgang<br />

mit und in der Natur schreiben. Ich weiß,<br />

es werden Kurse über dieses Thema an allen<br />

Ecken und Enden angeboten. Die Literatur<br />

boomt. Wer nicht mindestens eine Kräuterzeitung<br />

im Abo hat, kann nicht mitreden.<br />

Es steht ja auch viel Interessantes drinnen.<br />

Mit Bedacht verwenden<br />

Ich selbst stamme aus einer Familie, in<br />

der altes Wissen über die Heilwirkung von<br />

Pflanzen tief verwurzelt ist. Als ich jung war<br />

und die Krankenpflegeschule besuchte,<br />

war das alles bei mir verpönt. Ich habe<br />

der Pharmaindustrie voll und blind vertraut.<br />

Mit den Jahren habe ich aber das<br />

Ganze immer mehr hinterfragt. Es gibt sicher<br />

Medikamente, die ihre Berechtigung<br />

haben, aber es gibt auch viele andere. Man<br />

schaue sich nur einmal die Werbung an.<br />

Für mich gilt: Je lauter etwas beworben<br />

wird, umso besser sollte man aufpassen.<br />

Wildkräuter und –gemüse<br />

auf dem Speiseplan<br />

Deswegen gehört jetzt meine ganze Zuwendung<br />

den Heilkräutern. Es ist eine wunderschöne<br />

Aufgabe! Damit eröffnen sich<br />

einfach ganz andere Perspektiven. Man<br />

hört immer wieder, dass gerade das Wildgemüse<br />

oft bitter schmeckt und die Familie<br />

nicht mitmacht. Da muss man manchmal<br />

halt z.B. den Löwenzahn oder den Giersch<br />

ganz klein in den Salat oder die Suppe hacken,<br />

sie sozusagen „unterjubeln“. Unsere<br />

Verdauung bedankt sich. Bitterstoffe sind<br />

Streicheleinheiten für Leber und Bauchspeicheldrüse.<br />

Wir haben sie wirklich „bitter<br />

nötig“! Durch die Züchtungen sind nämlich<br />

immer mehr Bitterstoffe aus unserer<br />

Ernährung verschwunden.<br />

Sammeln – aber wie?<br />

Was und wo man sammeln sollte, wissen<br />

ja die meisten, aber beim „Wie“ hapert<br />

es manchmal arg. Das Wichtigste ist,<br />

glaube ich, dass, wer sich in den Gärten<br />

des Schöpfers bewegt, wirklich die Achtsamkeit<br />

walten lässt. Sammeln heißt nicht<br />

ernten! Man sollte nur soviel nehmen wie<br />

man braucht (ihr werdet es nicht glauben,<br />

aber es ist viel weniger als man meint).<br />

Kräuter, die im nächsten Frühjahr noch<br />

übrig sind, kann man sehr gut als schöne<br />

Dekoration noch in Gläser füllen. Aus Holunderblüten<br />

oder Schafgarbe kann man<br />

z.B. noch einen guten Sirup herstellen.<br />

Keine Spuren hinterlassen<br />

Mir haben Bauern erzählt, dass sie im<br />

Frühjahr beizeiten Jauche ausbringen<br />

müssen, um die Schlüsselblumensammler<br />

davon abzuhalten, ihre Wiesen zu zertrampeln.<br />

Das darf nicht sein! Jetzt, wo<br />

die Zeit kommt, Wurzeln auszugraben,<br />

sollte man keinen „Golfplatz“ zurücklassen.<br />

Echte Kräutersammler hinterlassen<br />

keine Spuren!<br />

Natur Natur sein lassen<br />

Ich möchte noch eine kurze Geschichte<br />

frei nacherzählen, die ich einmal gehört<br />

habe: Da ging ein Mann mit einer Rosskastanie<br />

zu einem Chemiker und beauftragte<br />

ihn, sie „nachzubauen“ mit allen Inhaltsstoffen.<br />

Der Chemiker nahm die Herausforderung<br />

an und übergab schließlich die<br />

„künstliche“ Rosskastanie dem Mann. Der<br />

nahm sie und setzte sie neben der echten<br />

in die Erde. Er hegte und pflegte beide<br />

gleich. Nach einer Woche keimte die echte<br />

Rosskastanie, die andere war zerfallen. Da<br />

eben wirkt das Quäntchen Göttlichkeit, das<br />

es braucht, um etwas wachsen zu lassen<br />

und wo der Mensch, Gott sei Dank, nicht<br />

dreinpfuschen kann.<br />

Helene Ambach-Eller<br />

Sammeln heißt nicht zertrampeln<br />

32<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Aus Verband und Bezirken<br />

Heimatplege<br />

Terrassenbau für Steinegg<br />

Lokalaugenschein der Verbandsspitze mit Bauleitung und Gemeindevertretern<br />

Die Luftaufnahme zeigt das langgezogene Dorf Steinegg mit dem für das Wohnprojekt<br />

ausgewiesenen Areal.<br />

Durchsicht der Baupläne: v.l.<br />

Architekt Matthias Vieider, Obmann<br />

des Heimatpflege verbandes Peter<br />

Ortner, Gemeindereferent Rudolf<br />

Lantschner, Bauherr Martin Resch und<br />

Verbandsgeschäftsführer Josef Oberhofer<br />

In einem Gebiet, das wie die Gemeinde<br />

Karneid zu 97 Prozent von Steillagen geprägt<br />

ist, führt die Suche nach geeigneten<br />

Baugründen unweigerlich zu Diskussionen<br />

und letztendlich zu Kompromissen. Neben<br />

der bürokratischen Wegbereitung muss demzufolge<br />

auch um die Zustimmung und Akzeptenz<br />

der Bevölkerung, vornehmlich der Anrainer,<br />

gebuhlt werden. Eine weitere Hürde hin<br />

zur Umsetzung wurde Ende Juni mit einem<br />

positiven Gutachten seitens des Heimatpflegeverbandes<br />

genommen.<br />

Im Zuge der Vertragsurbanistik der Gemeinde<br />

soll ein Areal nahe dem Ortskern<br />

als Erweiterungszone mit einem beachtlichen<br />

Kubaturrahmen deklariert werden.<br />

Dort soll nun ein Wohnkomplex mit etwa<br />

20 Einheiten unterschiedlicher Größe entstehen.<br />

Bis dato ist die Ortschaft vorwiegend<br />

von Ein- und Mehrfamilienhäusern<br />

im ländlichen Stil geprägt, nachvollziehbar<br />

also, wenn sich angesichts des modernen<br />

Konzeptes auch kritische Stimmen zu<br />

Wort melden, vor allem jene einiger Anrainer,<br />

die ihre Wohn- und Lebensqualität bedroht<br />

sehen. Hinzu kommt die Sorge, wen<br />

dieses Angebot letzten Endes nach Steinegg<br />

locken wird.<br />

Für und Wider<br />

Das Wohnhaus soll entlang der Hauptstraße<br />

am südlich abfallenden Hang des sogenannten<br />

„Pstosser Bühls“ errichtet werden,<br />

wenige Gehminuten vom Dorfzentrum<br />

mit sämtlichen Infrastrukturen entfernt. Für<br />

die Interessenten ist dies offenkundig ein<br />

nicht von der Hand zu weisender Vorteil,<br />

auch die Gemeindeverwaltung befürwortet<br />

Lage und daran geknüpftes Vorhaben, seien<br />

doch, laut Aussage des Bürgermeisters, Albin<br />

Kofler, sämtliche Wohnbauzonen im Dorfgebiet<br />

bereits erschöpft. Zudem seien in diesem<br />

Falle keine Erschließung und die Erhebung<br />

zusätzlicher Kosten notwendig. Dem entgegen<br />

handelt es sich bei besagtem Waldstück<br />

um eine gern besuchte Naherholungszone<br />

mit identitätsstiftendem Charakter.<br />

Feingefühl bei der Planung<br />

Diesem Umstand sei mit äußerstem Feingefühl<br />

begegnet worden, so Architekt und<br />

Bauherr, beides ortsansässige Fachleute. Es<br />

gelte, mit einem entsprechenden Konzept die<br />

Attraktivität des Landschaftsbildes zu erhalten<br />

und den öffentlichen Raum zu respektieren.<br />

Entstehen soll folglich ein großflächig<br />

begrünter Terrassenbau, welcher sich stufenförmig<br />

an den Hang reiht. Aufgrund dieser<br />

Bauweise fällt nur ein schmaler Waldstreifen<br />

der Säge zum Opfer; die dahinter<br />

liegende Hügelkuppe bleibt zur Gänze erhalten<br />

und einsehbar. Laut Peter Ortner, Obmann<br />

des Heimatpflegeverbandes Südtirol,<br />

haben sich Architekt und Bauherr sehr darum<br />

bemüht, in Steinegg ein Wohnobjekt<br />

zu erstellen, das sich gut in die Landschaft<br />

und in die unmittelbare Umgebung einfügt.<br />

Durch den Terrassenbau sind keine größeren<br />

Materialbewegungen erforderlich. Die geplante<br />

Wohnbauzone liegt in der Nähe des<br />

Dorfzentrums und ist daher mit allen Infrastrukturen,<br />

einschließlich Zufahrt, ausgestattet.<br />

Das Gebiet am Südabhang des „Pstosser<br />

Bühls“ ist bereits heute ein beliebtes und<br />

von der Bevölkerung viel aufgesuchtes Naherholungsgebiet.<br />

Diese und andere Kriterien<br />

sind ausschlaggebend für ein positives Gutachten<br />

seitens des Heimatpflegeverbandes.<br />

Bürgernähe zeigen<br />

Im Rahmen einer Bürgerversammlung<br />

wurden sämtliche relevanten Informationen<br />

an die Bevölkerung weitergegeben.<br />

Gemeinde, vornehmlich Ausschuss und<br />

Baukommission, befürworten aus oben genannten<br />

Gründen das Großprojekt. Bislang<br />

halten sich die kritischen Einwände in Grenzen,<br />

so der Bürgermeister Albin Kofler und<br />

der Bauherr Martin Resch, die Wirtschaftlichkeit<br />

des Bauwerkes sei unbestreitbar.<br />

Die Konventionierung aller Wohneinheiten<br />

sowie die Möglichkeit, Vorstellungen gemäß<br />

persönlicher Bedürfnisse und dem verfügbaren<br />

Kreditrahmen einzubringen, kommen<br />

auch jungen Bauherren zugute. Allem<br />

und jedem könne man nie gerecht werden,<br />

so Martin Resch, aber man müsse ein offenes<br />

Ohr für Klagen und Einwände haben<br />

und mit entsprechenden Maßnahmen reagieren.<br />

Nur auf diese Weise könne die Realisierung<br />

angepeilt werden.<br />

Sylvia Rottensteiner<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> 33


Aus Verband und Bezirken<br />

Sichtbare Geschichte<br />

Einweihung des restaurierten Elektrizitätswerkes mit Turbine<br />

der ehemaligen Brauerei in Vilpian<br />

verlor die Bierbrauerei langsam ihre Bedeutung.<br />

1924 fusionierte die Brauerei Vilpian<br />

mit jener von Blumau.<br />

Geschichte zum Bestaunen<br />

und zum Anfassen<br />

Die Segnung der Turbine am 14. September <strong>2014</strong><br />

Auch das geschriebene Wort überdauert<br />

die Zeit und hält Erinnerungen wach.<br />

Doch wie viel intensiver mag das Erleben<br />

von Geschichte über andere Sinneskanäle<br />

ausfallen. In Vilpian steht seit dem 14. September,<br />

dem Tag der Einweihung, das an<br />

die Brauerei angeschlossene Elektrizitätswerk<br />

samt massiver Pelton Turbine dem<br />

Publikum offen. Ein Stück Geschichte eines<br />

Dorfes und vieler Generationen!<br />

Irmgard Mitterer, zusammengestellt<br />

von Sylvia Rottensteiner<br />

Ein einmaliges Denkmal historischer Ingenieurbaukunst<br />

kehrt nach erfolgreicher<br />

Restaurierung durch Heinrich Erschbamer<br />

wieder an seinen ursprünglichen Einsatzort<br />

zurück und kann dort jederzeit besichtigt<br />

werden.<br />

Historischer Hintergrund<br />

Die Entstehung und Entwicklung des<br />

Brauereiwesens im südlichen Tirol des 19.<br />

Jahrhunderts steht in engem Zusammenhang<br />

mit der aus Hohenems in Vorarlberg<br />

stammenden jüdischen Familie Schwarz.<br />

Ernst Schwarz und seine Brüder Wilhelm,<br />

Moritz und Jakob unternahmen in Tirol<br />

weitreichende Aktivitäten. Sie pachteten<br />

das Bräuhaus in Gossensaß und das Carlische<br />

Brauhaus in Gries, die sogenannte<br />

Klösterle-Brauerei. 1849 gründeten sie die<br />

Dampfbierbrauerei in Vilpian. Die Familie<br />

Schwarz erwarb die Wiese am Kaltkelleranwesen<br />

und ließ darauf die Brauerei errichten.<br />

Betrieben wurde sie von Jakob<br />

Schwarz als gelerntem Bierbrauer. Ab 1863<br />

übernahm Wilhelm die Brauerei. Gebraut<br />

wurde nach "Münchnerart" das sogenannte<br />

Porter-Bier, das aus dem englischen Raum<br />

stammte. Zur Eröffnung der Bozen-Meran-<br />

Lokalbahn am 4. <strong>Oktober</strong> 1881 wurde am<br />

Bahnhof in Vilpian Bier aus der Bierbrauerei<br />

der Gebrüder Schwarz ausgeschenkt.<br />

Die Vilpianer Brauerei gehörte zu den<br />

größten in Südtirol, besaß eine eigene Mühle<br />

und wurde 1897 mit einem Elektrizitätswerk<br />

ausgestattet. Die Familie Schwarz gehörte<br />

zu den Pionieren auf dem Gebiet der<br />

technischen Erneuerung. Besonders technikbegeistert<br />

war Sigismund, einer der beiden<br />

Söhne von Ernst Schwarz. Sigismund<br />

wurde 1849 in Hohenems geboren und<br />

war später in Bozen ansässig, wo er 1919<br />

verstarb. Das Elektrizitätswerk wurde nach<br />

dem neuesten Stand der Technik mit einer<br />

Turbine der Marke Pelton errichtet. Sigismund<br />

Schwarz war auch einer der wichtigsten<br />

Promotoren des Lokalbahnbaues<br />

in Südtirol.<br />

1915 wurde die Bierbrauerei von den<br />

Brüdern Arnold und Sigismund Schwarz<br />

in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung<br />

(GmbH) umgewandelt. Mit dem Beginn<br />

des ersten Weltkrieges und nach dem<br />

Tod von Sigismund Schwarz im Jahr 1919<br />

Die nach dem amerikanischen Ingenieur<br />

Lester Pelton benannte Turbine<br />

entsprach Ende des 19. Jahrhunderts<br />

höchsten technischen Standards.<br />

34<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Ins Bild gerückt<br />

Heimatplege<br />

Kultur – Architektur – Literatur<br />

Heimatschutzverein Meran setzt markante Schwerpunkte<br />

Hätte Franz Innerhofer damals nicht<br />

überzeugen können, wäre das Vinschger<br />

Tor schon zu Beginn des letzten Jahrhunderts<br />

geschliffen worden und hätte das<br />

Schicksal mit dem Ultner Tor geteilt. Im<br />

Laufe der vergangenen über 100 Jahre<br />

konnten zahlreiche Vorhaben und Entscheidungen<br />

des Heimatschutzvereines<br />

auf Umwelt und Stadtbild Einfluss nehmen.<br />

Beispielsweise wurde 1927 erfolgreich<br />

die Errichtung eines Stauwerkes in<br />

der Gilf verhindert; wie anders hätte die<br />

Zukunft Merans wohl ausgesehen, wäre<br />

dieses Vorhaben nicht geglückt? Auf der<br />

anderen Seite steht die Erhaltung: Das Hotel<br />

Merano, das Hotel Minerva, das Amorthaus,<br />

der Freihof, der Mendelhof und die<br />

Villa Bristol in der Freiheitsstraße zählen<br />

zu den Stationen erfolgreichen Einsatzes<br />

der jüngeren Zeit. Josef Vieider, Obmann<br />

des Heimatschutzvereins Meran seit 1995,<br />

bedauerte im Gespräch, dass dieses Engagement<br />

unweigerlich auch zu Interessenskonflikten<br />

führt. Bislang habe die<br />

sachliche und argumentative Vorgangsweise<br />

wenn nicht zur Zufriedenheit aller,<br />

doch aber zu Kompromissen geführt.<br />

Diskussionsbereitschaft und Beharrlichkeit<br />

zählen zum Beispiel in Bezug auf den<br />

seit über fünf Jahren im Bauleitplan verankerten<br />

Ensembleschutz zu unumgänglichen<br />

Tugenden.<br />

Gegenwärtiges<br />

Luftaufnahme von Meran<br />

Heimat nicht nur erhalten, sondern Heimat<br />

auch aktiv schaffen, Bestehendem und<br />

Neuem offen, aber auch mit kritischem<br />

Auge begegnen, so der Leitspruch der Meraner<br />

Heimatschützer. Mit diesem Grundsatz<br />

und zahlreichen in diesem Sinne gesetzten<br />

Maßnahmen erfüllt der Verein für<br />

die Kurstadt und deren Umwelt eine unverzichtbare<br />

Funktion.<br />

Historisches<br />

Der Heimatschutzverein Meran ist landesweit<br />

der älteste Verein im Verband.<br />

Seine Gründung im Jahre 1908 war vor<br />

allem der im 19. Jahrhundert beginnenden<br />

Bauwut geschuldet, die Meran – einem<br />

Phönix gleich – vom verschlafenen Bezirksstädchen<br />

zum mondänen Kurort erhob.<br />

Die wiederholten schweren Eingriffe in<br />

das Landschafts- und Stadtbild erzeugten<br />

Widerstand, denn nicht alle verdienten ihren<br />

Obolus mit dem Aufschwung, nicht alle<br />

Meraner waren dem blinden Fortschrittsglauben<br />

unterlegen. So bildete sich um<br />

den Arzt Franz Innerhofer eine Gruppe<br />

Gleichgesinnter und gründete den ersten<br />

Heimatschutzverein im damals noch geeinten<br />

Tirol. „Der Verein für Heimatschutz<br />

mit Sitz in Meran hat den Zweck, die Eigenheit<br />

unserer Heimat zu schützen und<br />

zu pflegen“, lautete die immer noch gültige<br />

Satzung.<br />

„Mittlerweile ist die globalisierte Welt<br />

zur übersichtlichen Heimat geworden.<br />

Wir sehen es als unsere Pflicht<br />

an, unser kleines Mosaikteilchen Heimat<br />

mitzugestalten und damit unseren<br />

Beitrag zum Gesamtbild zu leisten.“<br />

Josef Vieider<br />

Erfolgreiches<br />

Der mir vorliegende Tätigkeitsbericht<br />

gibt Punkt für Punkt Aufschluss über die<br />

rührige Teilnahme an der Stadtentwicklung.<br />

Dabei fallen vor allem Interesse an<br />

den Belangen der Stadtverwaltung und<br />

Einblick in diverse Sachverhalte auf. Darauf<br />

wird im Ausschuss vorwiegend mit<br />

souveränem Weitblick reagiert: Eventualitäten<br />

werden ein- und mögliche Reaktionen<br />

werden geplant. Dies zu gewährleisten ist<br />

möglich aufgrund der heterogenen Zusammensetzung<br />

des 15-köpfigen Vereinsvorstandes,<br />

der mit qualifizierten Fachleuten<br />

nahezu alle Bereiche, mit denen sich der<br />

Heimatschutz auseinandersetzt, abdeckt.<br />

Zur Diskussion stehen derzeit beispielsweise<br />

das Museum im Palais Mamming,<br />

die Grünflächen vor der Landesfürstlichen<br />

Burg oder die geplante Umgestaltung des<br />

Theaterplatzes.<br />

Literarisches<br />

Wissenschaftlich und literarisch hinterfragt<br />

wurde der Heimatbegriff anlässlich der<br />

90-Jahr-Feier. Namhafte Größen wie der<br />

Literaturhistoriker Max Siller von der Universität<br />

Innsbruck oder der Autor Joseph<br />

Zoderer näherten sich auf unterschiedliche<br />

Weise der Bedeutung des Wortes. Etymologisch<br />

stelle das Wort, so Siller, keine Probleme<br />

dar, Erklärungsbedarf stelle sich bei<br />

der Frage nach der Bedeutung ein. Mit<br />

einem Streifzug von der Literatur der Antike<br />

bis zu neueren salbungsvollen Versen<br />

erläutert der Historiker jenes Ungesagte,<br />

das bei jeder Nennung des Wortes Heimat<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> 35


Ins Bild gerückt<br />

Die Landesfürstliche Burg Meran<br />

unwillkürlich mitschwingt: Iphigenie sucht<br />

es mit der Seele, Elend verspürt jeder, der<br />

es verliert und wer es findet, dem wird’s<br />

im Herzen warm. Heimat ist so vieles, für<br />

jeden etwas anderes, dass die Bedeutung<br />

unmöglich auf ein Wort reduziert werden<br />

kann, darum reflektierte Joseph Zoderer<br />

mit Prosa und Lyrik.<br />

„Ich weiß, dass Heimat für viele so etwas<br />

wie Nest bedeutet, also Sicherheit,<br />

Ruhe, Gewohnheit, vor allem aber<br />

dieses: Vertrautheit […]. In diesem<br />

gewachsenen Konsens ist jedoch oft<br />

Abwehr, ja Aggressivität enthalten gegen<br />

alles Neue, Fremde, auch Angst<br />

und Ohnmacht […].“<br />

Joseph Zoderer<br />

Umfassendes<br />

Sommerpromenade in der Gilf:<br />

Symbiose von Kultur und Natur<br />

(Foto: Daniel Vicentin)<br />

Zoderer nimmt es vorweg: Heimat und<br />

der Schutz der Heimat kann, nein darf<br />

nicht in kleinstrukturierten Dingen und Vorstellungen<br />

enden. Der Begriff ist dehnbar<br />

und soll durchaus weiter gefasst werden.<br />

So erschöpft sich Heimatschutz nicht nur<br />

in der Erhaltung gewachsener Baukultur,<br />

sondern setzt sich fort in zeitgemäßer Architektur.<br />

„Schule des Auges“ nennt Obmann<br />

Josef Vieider diese Sensibilisierung<br />

für das Neue, Fremde, oft auch Angst-Machende.<br />

Kulturreisen und Besuche im Meraner<br />

Kunsthaus sind nur einige seiner bildungsorientierten<br />

Maßnahmen. Tod und<br />

Geburt, Abriss und Aufbau drehen den<br />

Zeiger der Erdgeschichte. Dass nicht alles<br />

Bestand haben kann, gehört ebenso<br />

zum Selbstverständnis wie die Verpflichtung,<br />

jenes mit Respekt zu behandeln,<br />

was unsere Zeit überdauern kann. Unter<br />

Der Theaterplatz Meran<br />

diesem Grundsatz stand und steht ein Teil<br />

der publizistischen Initiative des Vereins:<br />

Der „Abriss“-Kalender erzählt von Verschwundenem,<br />

der in Planung begriffene<br />

„Aufbau“-Kalender will den Verlust wieder<br />

wettmachen und listet eine Fülle von wertvollen<br />

Gebäuden auf, die bewahrt, saniert<br />

und in die Zukunft gerettet wurden. Dabei<br />

wird auch vor historisch dunklen Epochen<br />

wie dem Faschismus nicht Halt gemacht,<br />

waren sie doch genauso prägend<br />

für die Entwicklung von Land und Gesellschaft<br />

wie freudvollere Tage.<br />

Zukunftsweisendes<br />

1993 wurde durch die Architektin Anntraud<br />

Torggler eine Initiative ins Leben gerufen<br />

mit dem hoffnungsvollen Wunsch<br />

„Gemeinsam planen wir Meran“, die vom<br />

Heimatschutzverein tatkräftig mitgetragen<br />

wurde. Es folgte eine ganze Reihe von Treffen<br />

und Veranstaltungen, darunter Begehungen<br />

zu Fuß oder mit dem Rad. Im<br />

Jahre 1998 schließlich wurde ein Prioritäten-Forderungskatalog<br />

des umfassenden<br />

Projektes mit Bürgerbeteiligung vorgelegt,<br />

um die Übernahme in den Bauleitplan zu<br />

erwirken. Aufgenommen wurde bis heute<br />

nur ein Teil des erarbeiteten Landschaftsleitplans,<br />

weitere Vorschläge harren noch<br />

ihrer Ausführung. Möge der Wunsch der<br />

Bevölkerung aber weiterhin Anregung<br />

sein, die Grundgedanken nicht zu vergessen.<br />

Papier ist geduldig, heißt es, und der<br />

Heimatschutzverein Meran wacht mit erhobenem<br />

Zeigefinger darüber, dass Flair<br />

und Charme der „mediterranen Alpenstadt“<br />

gewahrt werden.<br />

Sylvia Rottensteiner<br />

36<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Heimatplege<br />

Beispiel aus dem Tagesgeschäft<br />

Stellungnahme des Heimatschutzvereins Meran<br />

zur geplanten Bushaltestelle am Marconipark<br />

An dieser Stelle des Marconiparkes soll die neue Bushaltestelle errichtet werden.<br />

Am 13. November 2013 wurde die obere<br />

Freiheitsstraße in Meran von der Stadtverwaltung<br />

zur Fußgängerzone erklärt und für<br />

den motorisierten Verkehr gesperrt. Dabei<br />

erzeugte bei der betroffenen Bevölkerung<br />

besonders die improvisierte Verlegung der<br />

Bushaltestellen aus dem Stadtzentrum Probleme<br />

und rief verschiedene Protestaktionen<br />

wie zum Beispiel eine Unterschriftensammlung<br />

hervor.<br />

Asphalt statt Grünläche<br />

Die Stadtverwaltung beabsichtigt nun<br />

mittels Bauleitplanänderung an der unteren<br />

Cavourstraße, knapp oberhalb der<br />

denkmalgeschützten Heiliggeistkirche,<br />

eine neue Bushaltestelle einzurichten. Dafür<br />

soll ein 48 Meter langer Grünstreifen<br />

des ensemblegeschützten Marconiparks in<br />

eine Bushaltebucht umgewandelt werden.<br />

Der Heimatschutzverein hält eine Bushaltestelle<br />

an diesem Ort angesichts der<br />

Entfernung von den Fußgängerzentren für<br />

absolut sinnlos und daher unangebracht,<br />

zumal in nächster Nähe bereits 2 Haltestellen<br />

bestehen (Cavourstraße und Romstraße).<br />

Die Stadtverwaltung möge vielmehr<br />

ihr Vekehrskonzept so ausrichten,<br />

dass das Stadtzentrum funktionsgerecht<br />

mit öffentlichen Verkehrsmitteln bedient<br />

werden kann.<br />

Heimatschutzverein Meran<br />

steuert gegen<br />

Die geplante Verkleinerung des ensemblegeschützten<br />

Marconiparks wird vom<br />

Heimatschutzverein entschieden abgelehnt.<br />

Für die Kur- und Gartenstadt Meran<br />

haben der Schutz und die Weiterentwicklung<br />

der Parkanlagen und des Grünbestandes<br />

eine unverzichtbare Bedeutung.<br />

Umso unverständlicher erscheint die geplante<br />

Baumschlägerung und Verkleinerung<br />

eines Parks zu Gunsten eines fragwürdigen<br />

Verkehrskonzeptes.<br />

Josef Vieider für den<br />

Heimatschutzverein Meran<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> 37


Rundschau<br />

Der nicht mehr gebrauchte Stall<br />

Der unter Denkmalschutz stehende Oberjufalhof<br />

in der Gemeinde Kastelbell-Tschars,<br />

Auch aus einem altehrwürdigen Ensemble<br />

oder einer alten Bausubstanz kann mit<br />

entsprechendes Objekt geschaffen werden;<br />

die Fotos von vorher und nachher unterstreichen<br />

oberhalb von Schloss Juval gelegen, wurde<br />

teilweise saniert. Im Vordergrund steht der<br />

Schafstall, dem das Innenleben samt meterhoher<br />

Mistansammlung entnommen und<br />

eine Wohnung einverleibt wurde. Im Hintergrund<br />

reckt sich der spätmittelalterliche,<br />

zweigeschossige Turm; der breite senkrechte<br />

Riss in der Außenmauer wurde fachmännisch<br />

geschlossen und ein neues Dach mit<br />

Schindeln aufgesetzt. Alles im allem handelt<br />

es sich um eine sehr gelungene Sanierung,<br />

Einfühlungsvermögen ein der heutigen Zeit<br />

dies.<br />

Franz Fliri<br />

auf jeden Fall nachahmenswert. vorher nachher (Fotos: Martin<br />

Ganner)<br />

Neuer Fahnenbrauch<br />

Früher wurden die Fahnen immer auf<br />

dem Söller montiert. Großteils wird das<br />

auch noch heute so praktiziert, doch einige<br />

Kreative haben neue Ideen gefunden:<br />

Man hängt die Tiroler Fahne einfach auf<br />

den Baukran, vielleicht als Sinnbild für die<br />

Verbauung des Landes, oder damit man<br />

von Weitem sieht, dass wir aufrechte Tiroler<br />

mit Herz und Hand sind.<br />

Michl Burger<br />

Erfolgreicher Beneiz-Heimatabend in Lana<br />

Sänger und Musikanten musizieren für einen guten Zweck<br />

Unter dem Motto „Musik, Gesang, Mundart<br />

und Tanz“ ging kürzlich − bereits zum<br />

12. Male − der traditionelle Benefiz-Heimatabend<br />

im Raiffeisenhaus über die Bühne.<br />

Alle Mitwirkenden stellten sich in den Dienst<br />

einer guten Sache.<br />

Der Erlös der Veranstaltung kam der<br />

„Stillen Hilfe im Dorf“ zugute, deren Verein<br />

es sich zur Aufgabe gemacht hat,<br />

notleidenden Menschen schnell und unbürokratisch<br />

zu helfen. Alle Sänger und<br />

Musikanten gaben ihr Bestes: die Jagdhornbläsergruppe<br />

Lana unter der Leitung<br />

von Norbert Breitenberger, der Burggräfler<br />

Viergesang unter der Leitung von Albert<br />

Seppi, die Zollweger Buabm mit Franz,<br />

Bernhard und Klaus Pfeifhofer, die „Dreisoatign“<br />

mit Walter Schönweger sowie Roswitha<br />

und Raimund Eisenstecken aus<br />

Ein buntes Stelldichein von Sänger und Musikanten auf der Bühne im Raiffeisenhaus<br />

von Lana (Foto Arthur Kofler)<br />

Vahrn, der Kapuzinerchor Lana, die Volkstanzgruppe<br />

Lana, Mundartdichterin Maria<br />

Sulzer und Sprecher Alfred Sagmeister. Mit<br />

dabei waren Luis Santer-Stadler, der Ideator<br />

dieser gemeinnützigen Veranstaltung,<br />

Rosa Pfattner vom Verein „Stille Hilfe im<br />

Dorf“ sowie die Gemeindereferenten Olav<br />

Lutz und Helmuth Holzner in Vertretung<br />

der Marktgemeinde Lana. Im Anschluss<br />

an dieses volksmusikalische Stelldichein<br />

kredenzte Sepp Pircher-Hofmann köstlichen<br />

Apfelsaft.<br />

38<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Arge Lebendige Tracht<br />

Heimatplege<br />

Silberne Edelweiß<br />

Anpezo Hayden lässt grüßen!<br />

„Die Tracht geht über die Jöcher“, heißt<br />

ein altes Sprichwort. Dies wird wohl auch<br />

der Grund dafür gewesen sein, dass die<br />

Edelweiß in Filigrantechnik aus dem benachbarten<br />

ladinischen Anpezo Hayden,<br />

wie Cortina d’Ampezzo zu altösterreichischer<br />

Zeit bis 1923 hieß, den Weg ins Gadertal<br />

gefunden haben. Heute noch zieren<br />

sie das Mieder der sogenannten „Manies<br />

blanches“, dieser einfachen, noblen Frauentracht<br />

mit den weißen Ärmeln.<br />

Was ist die Filigrana?<br />

Das Wort stammt aus dem Lateinischen<br />

„filum granum“, was so viel wie „körniger<br />

Faden“ heißt. Diese zarte Kunst der Edelmetallverarbeitung<br />

ist schon seit dem Altertum<br />

bekannt. Die Wiege vermutet man<br />

in Asien, von wo aus sie sich über den<br />

Orient im gesamten Mittelmeerraum verbreitet<br />

hat. Nach Anpezo brachten sie wohl<br />

schon im 18. Jahrhundert venezianische<br />

Goldschmiede. Vor allem in der zweiten<br />

Hälfte des 19. Jahrhunderts hatte sich<br />

Anpezo mit der Herstellung der Filigrana<br />

weit über die Grenzen hinaus einen Namen<br />

gemacht. Mit dem rasanten Ansteigen<br />

des Fremdenverkehrs um die Mitte<br />

des 19. Jahrhunderts sah man zudem in<br />

der Herstellung von Souvenirs eine willkommene<br />

Einnahmequelle. Vor allem im<br />

Winter entstanden in Heimarbeit wunderschöne<br />

Stücke: Broschen, Haarnadeln,<br />

Schließen, kleine Döschen, Bilderrahmen<br />

und vor allem Blumen.<br />

Blumen als Vorlagen<br />

Die Anpezaner waren schon immer ein<br />

handwerklich begabtes Volk. Sie verfeinerten<br />

die Technik und erweiterten immer mehr<br />

die Produktpalette. Im Jahr 1874 wurde<br />

sogar in der bereits bestehenden Kunstschule<br />

im Ort eine eigene Sektion für Filigrantechnik<br />

eingerichtet. Die folgenden<br />

20 Jahre kann man wohl als die Hochblüte<br />

der Filigrana bezeichnen. Die Anpezaner<br />

überflügelten sogar die Venezianer,<br />

was die Feinheit der Arbeiten betraf. Als<br />

Feinste Filigrana auf Gadertaler Tracht<br />

Vorlage dienten vor allem die Blumen vor<br />

Ort, die man detailgetreu nachzuahmen<br />

versuchte: Lilien, Maiglöckchen, Anemonen,<br />

Christrosen, Orchideen und natürlich<br />

Edelweiß.<br />

Filigrantechnik<br />

Das Herstellen der hauchfeinen Silberfäden<br />

war Aufgabe der Männer. Eine Kunst<br />

für sich! Nur 0,08 mm betrug der Durchmesser<br />

eines Silberfadens – dünner als<br />

ein Haar. Selbst gezogen natürlich. Zwei<br />

davon wurden zusammengedreht, sodass<br />

diese typische perlenartige Struktur entstand.<br />

Mit ruhiger Hand, guten Augen und<br />

größter Geduld setzten dann die Frauen,<br />

aber auch Jugendliche, mit spitzen Pinzetten<br />

die Fäden zu kunstvollen Gebilden<br />

zusammen. Zeit spielte dabei keine Rolle.<br />

In Umrisse aus etwas dickerem Silberdraht<br />

wurden die hauchfeinen Silberfäden eingesetzt,<br />

äußerst vorsichtig verschmolzen<br />

und mittels eigener Holzformen in die gewünschte<br />

Form gebracht. Gelbe Teile wurden<br />

vergoldet.<br />

Verfall des Kunsthandwerks<br />

Familiennamen wie Verocai, Ghedina,<br />

Alverà, Dinai, um nur einige zu nennen,<br />

erinnern an die kurze goldene Zeit der Filigrana.<br />

Die Schließung der Kunstschule<br />

im Jahr 1894, mangelnde künstlerische<br />

Weiterentwicklung, der Erste Weltkrieg,<br />

vor allem aber private Geschäftsinteressen<br />

führten zu einem raschen Verfall des<br />

Kunsthandwerks.<br />

Als letzter seiner Zunft in Anpezo stellt<br />

heute noch Stefano Verocai in 4. Generation<br />

Filigranarbeiten her. Aus Leidenschaft,<br />

allerdings mit dickerem Silberfaden. Sonst<br />

wäre die Arbeit unbezahlbar. Die Gadertalerinnen<br />

tragen wahre Schätze auf ihren<br />

„Manies blanches“.<br />

Agnes Andergassen<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> 39


Arge MundArt<br />

Mundartdichterinnen in Aldein<br />

Literarisches und musikalisches Treffen<br />

Gut ein Dutzend Mundartdichterinnen aus<br />

Südtirol mit Landesvorsitzendem Martin Achmüller<br />

an der Spitze trafen sich kürzlich im<br />

idyllischen Unterlandler Dorf Aldein zu einer<br />

literarischen Begegnung.<br />

Gemeinsam besuchten die Literaturbeflissenen<br />

die Grabstätte von Professor Alfred<br />

Gruber, ehemals Präsident, Pionier<br />

und großer Förderer der Arbeitsgemeinschaft<br />

MundART im Südtiroler Heimatpflegeverband.<br />

Anschließend begab sich die<br />

„schreibende Zunft“ – Margit von Elzenbaum,<br />

Anna Lanthaler, Klothilde Oberarzbacher,<br />

Elisabeth Oberhofer, Anna Steinacher,<br />

Maria Mutschlechner , Theresia<br />

Nischler, Rita Zuegg, Martha Sulzer, Edith<br />

Ruedl, Zita Mitterrutzner, Heidi Plunger<br />

und Johanna Gamper – in den nahe gelegenen,<br />

historischen Gasthof „Krone“. Unter<br />

malerischem Gewölbe wurden heitere<br />

und besinnliche Gedichte und Geschichten<br />

vorgetragen. Zwischendurch erklangen<br />

Lied und Jodlergesang – begleitet von Maria<br />

Sulzer an der Gitarre. Im <strong>Oktober</strong> gibt es<br />

für die Mundart-Schreibenden den nächsten<br />

wichtigen Termin: Sie treffen sich zur<br />

„Schreibwerkstatt“ mit dem namhaften<br />

Pusterer Autor Wolfgang Sebastian Baur.<br />

Maria Sulzer<br />

Südtiroler Mundart-Schreibende am<br />

Dorfbrunnen von Aldein. V.l. stehend: Zita<br />

Mitterutzner, Heidi Plunger, Martha Sulzer,<br />

Elisabeth Oberhofer, Anna Steinacher,<br />

Theresia Nischler, Klothilde Oberarzbacher,<br />

Anna Lanthaler, Maria Mutschlechner, Rita<br />

Zuegg und Maria Sulzer; vorne sitzend:<br />

Edith Ruedl, Johanna Gamper, Margit von<br />

Elzenbaum und Martin Achmüller<br />

• Büchertisch •<br />

Reinhold Stecher<br />

Alles hat seine Zeit<br />

Eine Fundgrube an Lebensweisheiten<br />

Neues Lesevergnügen für die unzähligen<br />

Stecher-Fans<br />

Immer wieder kommen im Nachlass des<br />

Innsbrucker Bischofs Reinhold Stecher<br />

kleinere und größere Kostbarkeiten aus<br />

der Feder des vielseitigen Lehrers und<br />

Seelsorgers zum Vorschein: Gedichte,<br />

Karikaturen und Bilder, Betrachtungen<br />

und Ansprachen, die in Summe deutlich<br />

machen: Der Geist des Evangeliums ist<br />

ein Elixier für alle Lebenslagen.<br />

Bischof Stecher hat in seiner Dissertation<br />

das biblische Weisheitsbuch Kohelet<br />

studiert und oft zitiert, in dem es heißt<br />

„Alles hat seine Zeit …“. Und diesen<br />

„Zeiten“ ordnet sein Freund und Nachlassverwalter<br />

Paul Ladurner die neuen<br />

Fundstücke zu: einer Zeit zum Lachen<br />

und einer Zeit zum Klagen, einer Zeit<br />

zum Nachdenken und einer Zeit zum<br />

Schmunzeln, einer Zeit zum Träumen,<br />

einer Zeit zum Wandern und einer Zeit<br />

zum Meditieren.<br />

Es ist bekannt, dass Bischof Stecher immer<br />

wieder offene Worte fand, wenn es<br />

darum ging, Irrwege oder Missstände in<br />

seiner Kirche zu benennen, etwa im Umgang<br />

mit Macht, bei der Rekrutierung von<br />

Führungskräften oder zum Thema Sexualität.<br />

Als kreativer Kopf brachte er – häufig<br />

in Karikaturen – Kritik und Lösungsvorschläge<br />

trefflich auf den Punkt. Diese<br />

teilweise auch scharfen Texte und Zeichnungen<br />

jetzt zu veröffentlichen, versteht<br />

Herausgeber Paul Ladurner als konstruktiven<br />

Beitrag zur Kirchenreform, um die<br />

sich Papst Franziskus bemüht. Mit dem<br />

Buch wird die Behindertenwohngemeinschaft<br />

„Arche Tirol“ unterstützt – ein Herzensanliegen<br />

Reinhold Stechers.<br />

Der Autor:<br />

Reinhold Stecher (1921–2013) war über<br />

dreißig Jahre in der Jugendseelsorge und<br />

als Religionspädagoge in seiner Heimatstadt<br />

Innsbruck tätig. Von 1981 bis 1997<br />

war er Bischof der Diözese Innsbruck und<br />

im Ruhestand erfolgreicher Autor, Zeichner<br />

und Maler. Er ist Träger zahlreicher<br />

Preise, u. a. Ökumenischer Predigtpreis<br />

2010 für sein Lebenswerk (Bonn). Jedes<br />

seiner Bücher – alle bei Tyrolia – ist<br />

zu einem Bestseller geworden.<br />

Texte, Bilder und Zeichnungen zum Lachen<br />

und Klagen, zum Träumen und Nachdenken.<br />

Aus dem Nachlass herausgegeben<br />

von Paul Ladurner. 160 Seiten,<br />

22 farb. und 49 sw. Abb.; Tyroliaverlag,<br />

Innsbruck/Wien, 19,95 Euro. Auch als<br />

E-Book erhältlich: 6,99 Euro.<br />

40<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Arge Volkstanz<br />

Heimatplege<br />

Volksmusik mit Niveau<br />

Hoangart auf Schloss Prösels<br />

Am 15. Juni <strong>2014</strong> war es wieder soweit –<br />

zum 29. Mal fand ein Hoangart auf Schloss<br />

Prösels statt, immer in der ersten Junihälfte<br />

und immer in Zusammenarbeit mit dem Südtiroler<br />

Volksmusikkreis und dem Kuratorium<br />

Schloss Prösels.<br />

Von den 29 aktiven Jahren war es 17 Jahre<br />

lang Christine Rier, die den Volksmusikkreis<br />

vertrat, 12 Jahre lang war es der nunmehrige<br />

Obmann des SVMK Luis Rieder und von der<br />

Seite des Kuratoriums arbeitete die ganze<br />

Zeit der Kulturverantwortliche Reinhold Janek<br />

an der Organisation des Hoangarts mit<br />

– heuer allerdings zum letzten Mal, weil er<br />

nach 32 Jahren mit dem Jahr 2015 in den<br />

verdienten Ruhestand treten wird. Der Hoangart<br />

war immer ein großer Erfolg, wohl<br />

auch deshalb, weil die Veranstalter immer<br />

sehr darauf bedacht waren, echte und niveauvolle<br />

Volksmusik zu bieten.<br />

Buntes Allerlei<br />

Am 15. Juni wurde ab 15 Uhr gesungen,<br />

gespielt und getanzt und durch den Nachmittag<br />

begleitete wie schon seit vielen Jahren<br />

Nikolaus Köll. An verschiedenen Schauplätzen<br />

im Schloss spielten die Tanzlmusig Brun-<br />

eck, die Geigenmusik „Frisch g’strichn“ aus<br />

dem Pustertal und die Alphornbläser Tiers,<br />

die für die verhinderten „Stubenhocker“ aus<br />

Meran eingesprungen waren. Für den Gesang<br />

sorgten der Mädchendreigesang Haslach<br />

und der Kohlbründl Viergesang mit Peter<br />

Reitmeir an der Harfe. Die Sparte Volkstanz<br />

war durch die Volkstanzgruppe Sarntal glänzend<br />

abgedeckt. Die Stimmung der über 300<br />

Hoangart-Besucher war ausgezeichnet und<br />

man trennte sich mit dem beidseitigen Versprechen,<br />

den Termin im Jahr 2015 nicht<br />

zu versäumen.<br />

Christine Rier<br />

Tanzlmusig Bruneck<br />

Volkstanzgruppe Sarntal<br />

Kohlbründl Viergesang mit Peter Reitmeir an der Harfe<br />

Tierser Alphornbläser<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> 41


Arge Volkstanz<br />

Bergmesse am Pfitscher Joch<br />

Tänzer und Tänzerinnen begaben sich auf das Pitscher Joch,<br />

um an der Messe teilzunehmen<br />

Am Sonntag, 7. September, war es wieder<br />

soweit: Am Pfitscher Joch fand die bereits<br />

zur Tradition gewordene Bergmesse der Arbeitsgemeinschaft<br />

Volkstanz statt.<br />

Nord- und Südtiroler Tänzer und Tänzerinnen<br />

feierten grenzübergreifend gemeinsam<br />

um 11.00 Uhr einen Wortgottesdienst.<br />

An die hundert Teilnehmer begaben sich<br />

trotz des ungünstigen Wetters auf das Pfitscher<br />

Joch, um an der Messe unter freiem<br />

Himmel teilzunehmen. Diakon Otto Ritsch<br />

aus Afers gestaltete würdevoll den Gottesdienst,<br />

welcher von den „Pflerer Gitschn“<br />

musikalisch mit Ziachorgl und Geigen feierlich<br />

umrahmt wurde.<br />

Monika Rottensteiner, Erste Vorsitzende<br />

der Arbeitsgemeinschaft Volkstanz in Südtirol,<br />

freute sich sehr über die rege Teilnahme<br />

und Herr Kaspar Schreder, Vorsitzender<br />

der Arbeitsgemeinschaft Volkstanz<br />

Tirol, betonte, dass es schon in früherer Zeit<br />

Brauch war, nach der Messe zum Tanz aufzuspielen.<br />

Und so wurde im Anschluss an<br />

die Messe auch fleißig getanzt; es wurden<br />

alte Kontakte neu aufgefrischt und dem<br />

ungemütlichen Wetter zum Trotz herrschte<br />

eine warme, freundschaftliche Stimmung.<br />

Bis in die Nachmittagsstunden wurde bei<br />

Musik und Tiroler Tänzen „gehoangortet.“<br />

Der Ursprung dieser Hl. Messe reicht<br />

bis in die 1980er Jahre zurück. Bei gemeinsamen<br />

Sitzungen zwischen Nordund<br />

Südtirol war diese Idee entstanden.<br />

Die Hl. Messe findet alle zwei Jahre am<br />

Pfitscher Joch statt.<br />

ARGE Volkstanz<br />

Die Teilnehmer bei der Hl. Messe<br />

Die Pflerer Gitschn<br />

Hereinspaziert<br />

• Kindertanzseminar – Teil von Modul 1<br />

am Samstag, 8. November <strong>2014</strong>, von 9 bis 16 Uhr im Vereinshaus Pfalzen. Weitere Infos im Büro der Arbeitsgemeinschaft<br />

Volkstanz – Tel. 0471-970555 oder info@arge-volkstanz.org<br />

• Landeskathrein-Tanzfest<br />

am Samstag, 15. November <strong>2014</strong>, im großen Saal des Meraner Kurhauses. Einlass ab 19 Uhr, Auftanz um<br />

20 Uhr. Zum Tanz spielt die „Laaser Böhmische“ und für die Pausengestaltung sorgen Volkstänzer aus dem<br />

Bezirk Eisacktal. Tracht oder festliche Kleidung erwünscht.<br />

Tischreservierungen und weitere Infos im Büro der Arbeitsgemeinschaft Volkstanz – Tel. 0471-970555 oder<br />

info@arge-volkstanz.org<br />

• Volkstanz-Winterlehrgang<br />

von Freitag, 26. Dezember <strong>2014</strong>, bis Donnerstag, 1. Jänner 2015, im Haus der Familie/Lichtenstern am Ritten.<br />

Tanzen, Musizieren und Singen mit fachkundigen Referenten.<br />

Weitere Infos im Büro der Arbeitsgemeinschaft Volkstanz – Tel. 0471-970555 oder info@arge-volkstanz.org<br />

42<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Vorweg<br />

Wohltat für Seele,<br />

Körper und Gemeinschaft<br />

Die Macht des Singens<br />

Erich Deltedesco<br />

Die Stimme gilt als ein Spiegelbild unserer<br />

Seele. Mit ihr reden, schreien, flüstern und<br />

krächzen wir. Unendlich viele Töne lassen<br />

sich ihr entlocken. Und manchmal, wenn<br />

wir singen, kann die Stimme andere Wesen<br />

verzaubern.<br />

So wie es Orpheus, der sagenhafte Sänger<br />

der Antike, konnte. In kaum einer anderen<br />

Erzählung wird die Macht des Singens<br />

so eindringlich beschworen wie im Mythos<br />

des Orpheus. Mit seiner Stimme und seiner<br />

Lyra konnte er Steine erweichen und<br />

Tiere zähmen, ja, er überwand sogar die<br />

Grenzen des Todes, als es ihm gelingt, in<br />

das Totenreich des Hades einzudringen.<br />

Aber Singen kann noch mehr als verzaubern.<br />

„Wer singt, lebt gesünder", ist<br />

Wolfram Seidner überzeugt, emeritierter<br />

Professor an der Klinik für Phoniatrie und<br />

Audiologie der Charité Berlin. Gesundheit<br />

wird von der Weltgesundheitsorganisation<br />

als „umfassendes geistiges, physisches und<br />

soziales Wohlbefinden“ definiert. Man weiß,<br />

dass aktives Singen dazu führt, dass Sängerinnen<br />

und Sänger sich deutlich besser<br />

fühlen, dass Singen in Gemeinschaft allgemein<br />

die Fähigkeiten als „soziales Wesen“<br />

steigert. Ganz ohne Worte rufen Musik<br />

und Gesang Gefühle hervor, verborgene<br />

Emotionen werden geweckt, Spannungen<br />

in Körper und Seele gelöst und verschüttete<br />

Kräfte wieder belebt.<br />

Wer singt, lebt gesünder<br />

Singen fördert also unser körperliches<br />

und seelisches Wohlbefinden. Bei vielen<br />

herausragenden Ereignissen an besonderen<br />

Orten unserer Heimat wie in der Eggentaler<br />

Schlucht, in den Gärten von Schloss<br />

Trauttmansdorff, in der Festung Franzensfeste<br />

oder auf Schloss Rodenegg haben<br />

viele hunderte, ja tausende Sängerinnen<br />

und Sänger in den letzten Monaten diese<br />

wichtige Botschaft wiederum wirkungsvoll<br />

verkündet, die Vielfalt und die Schönheit<br />

des Chorgesangs, sowie die Begeisterung<br />

für das Lied einem breiten Publikum nahegebracht.<br />

Dass Musik und Gesang unser<br />

Leben bereichern, wissen wir alle. Dass<br />

aber aktives Singen in einer Gemeinschaft<br />

unsere Lebensqualität in einem ganz besonderen<br />

Maße steigert und uns Geborgenheit<br />

und Heimat schenkt, das müssen<br />

wir uns und den anderen Menschen<br />

immer wieder bewusst machen. Solche<br />

Sängerfeste sind gerade in einer Zeit der<br />

Leistungslogik und der Vereinsamung der<br />

Menschen ein notwendiges Zeichen, eine<br />

gute Gelegenheit zu zeigen, dass Singen<br />

Freude bereitet, dass Chorgesang Gemeinschaft<br />

und Freundschaft bedeuten<br />

kann, dass Singen hilft unsere Persönlichkeit<br />

zu entfalten.<br />

Die Chorfeste, die in unserem Land mit<br />

so großem Erfolg veranstaltet werden, sind<br />

nicht überflüssiger „Luxus“, sondern geradezu<br />

notwendiger Bestandteil einer gelebten<br />

Kultur. Sie erinnern an Werte, die<br />

in einer Welt der Leistungslogik in Gefahr<br />

sind. Mögen die Chöre in unserem Land<br />

weiterhin Botschafter für die Freude des<br />

Singens sein!<br />

Erich Deltedesco<br />

Obmann des Südtiroler Chorverbandes<br />

Orpheus und Eurydice,<br />

Jean-Louis Ducis, 1826.<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> 43


Das Thema<br />

Singen fördert die<br />

Gehirn-Entwicklung<br />

Studien bestätigen immer wieder die große<br />

Bedeutung des Musikunterrichts<br />

Das Singen sollte auch in der Schule einen immer größeren Stellenwert bekommen, sind doch die Vorteile für die<br />

Persönlichkeitsentwicklung der Kinder durch Studien immer wieder bestätigt worden.<br />

Das Gehirn ist ein komplexes System,<br />

das sich durch Lernen entwickelt. Die Bildung<br />

der Vernetzung im Gehirn bei Kindern<br />

- und auch Erwachsenen - kann also gefördert<br />

oder behindert werden. Längst hat die<br />

Pädagogik erkannt, dass es in der Schule<br />

nicht darauf ankommt, in die Kindergehirne<br />

möglichst viel Wissen zu „stopfen“, sondern<br />

dass es um Grundfertigkeiten geht, die jeder<br />

Mensch im Leben braucht, um sich zurechtzufinden.<br />

Um Grundfertigkeiten im Bereich<br />

des Denkens und Kombinierens, des Kreativen<br />

und des Umgangs mit sich selbst und<br />

mit anderen zu erlernen – und damit auch<br />

die Hirnentwicklung in diese Richtung zu<br />

lenken – brauchen die Kinder nicht Quantität,<br />

sondern Qualität. Das heißt nicht möglichst<br />

viele Informationen, sondern einen<br />

vertiefenden, persönlichen Umgang mit<br />

Informationen, schlussendlich eine Beziehung<br />

zum Gelernten, zu anderen Menschen.<br />

Diese Beziehungspflege erhöht auch die<br />

Beziehung der neuronalen Netzwerke, wie<br />

Prof. Gerald Hüther, Professor für Neurobiologie<br />

in Göttingen, betont: „Indem Kinder<br />

gleichzeitig mit sich selbst, mit anderen<br />

Menschen und dem was sie umgibt, in<br />

Beziehung treten, stellen sie auch in ihrem<br />

Gehirn Beziehungen zwischen den dabei<br />

gleichzeitig aktivierten neuronalen Netzwerken<br />

her, erhöhen sie das Ausmaß der<br />

Konnektivität. Die Gelegenheiten, bei denen<br />

Kindern das gelingt, sind Sternstunden<br />

für Kindergehirne.“ Diese Sternstunden<br />

würden in einer von Effizienzdenken,<br />

Reizüberflutung, Verunsicherung und Anstrengung<br />

geprägten Lebenswelt leider immer<br />

seltener.<br />

Singen ist Kraftfutter<br />

für das Gehirn<br />

„Im gemeinsamen, unbekümmerten und<br />

nicht auf das Erreichen eines bestimmten<br />

Zieles ausgerichteten Singen erleben<br />

Kinder solche Sternstunden“. Singen sei<br />

Kraftfutter für das Gehirn, betont Hüther.<br />

Beim Singen werden im kindlichen Gehirn<br />

gleichzeitig sehr unterschiedliche<br />

Netzwerke aktiviert und miteinander verknüpft:<br />

Es komme beim Singen zu einer<br />

44<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Aus Verband und Bezirken<br />

Chorwesen<br />

Aktivierung emotionaler Zentren und einer<br />

gleichzeitigen positiven Bewertung der dadurch<br />

ausgelösten Gefühle. So werde das<br />

Singen mit einem befreienden emotionalen<br />

Zustand verkoppelt: „Singen macht das<br />

Herz frei“. Das gemeinsame, freie Singen<br />

führe auch zur Offenheit für die Gefühle<br />

und Äußerungen anderer. Die Erfahrung<br />

von „sozialer Resonanz“ ist nach<br />

Hüther eine der wichtigsten Ressourcen<br />

für die spätere Bereitschaft, gemeinsam<br />

mit anderen Menschen nach Lösungen<br />

für schwierige Probleme zu suchen. So ist<br />

auch das Sprichwort „wo man singt, das<br />

lass´ dich nieder, böse Menschen haben<br />

keine Lieder“ zu erklären. Gemeinsames<br />

Singen mit anderen aktiviere die Fähigkeit<br />

zur „Einstimmung“ auf die anderen und<br />

schaffe so eine emotional positiv besetzte<br />

Grundlage für den Erwerb sozialer Kompetenzen.<br />

Da das Singen am Anfang immer<br />

mit anderen und mit der dabei empfundenen<br />

positiven emotionalen Besetzung<br />

erfolgt, komme es zu einer sehr komplexen<br />

Kopplung, die später im Leben, auch beim<br />

Singen ganz allein für sich wieder wachgerufen<br />

wird. Beim Singen komme es individuell<br />

zu sehr komplexen Rückkopplungen<br />

zwischen erinnerten Mustern, etwa Melodie,<br />

Tempo, Takt, und dem zum Singen erforderlichen<br />

Aufbau sensomotorischer Muster,<br />

der Wahrnehmung und Korrektur der<br />

eigenen Stimme. Singen sei also ein ideales<br />

Training für Selbstreferenz, Selbstkontrolle,<br />

Selbststeuerung und Selbstkorrektur.<br />

Hüther weist auch darauf hin, dass Singen<br />

Integrationsprozesse, z.B.von Migranten<br />

und Behinderten, aber auch Wundheilung<br />

fördere, Generationen verbinde und<br />

den Spracherwerb erleichtere.<br />

Studie bestätigt: Musikschüler<br />

lernen leichter<br />

Dass Musik sich positiv auf die Entwicklung<br />

des kindlichen Gehirns und Sozialverhaltens<br />

auswirkt, bestätigte kürzlich auch eine<br />

Studie der Universitäten Heidelberg und<br />

Graz, bei der rund 150 Schüler mit und<br />

ohne Instrumentalunterricht über mehrere<br />

Jahre hinweg mit psychoakustischen Messungen,<br />

psychologischen Tests und Kreativitätstests<br />

sowie Kernspintomografie und<br />

Magnetenzephalografie untersucht wurden.<br />

Es zeigte sich, dass Kinder, die ein Instrument<br />

lernen, beim Zuhören, Lesen und<br />

Rechtschreiben Vorteile haben und sich<br />

selbst besser unter Kontrolle haben. Chorgesang<br />

bzw. das Lernen eines Instruments<br />

könnte so bei Hyperaktivität oder übersteigerter<br />

Impulsivität eingesetzt werden. Die<br />

Studie bestätigte auch, dass Kinder, die ein<br />

Instrument lernen, eine bessere Hörfähigkeit<br />

entwickeln und dass mit dem Musikunterricht<br />

eine Entwicklung der für Sprache<br />

und Hören zuständigen Gehirnareale<br />

einhergeht. Die Forscher stellten fest, dass<br />

bei musikalisch geübten Kindern die linke<br />

und rechte Gehirnrinde synchron auf akustische<br />

Reize wie Töne und Wörter reagieren.<br />

Bei untrainierten Kindern reagieren die<br />

Gehirnareale leicht zeitverschoben. Bei Kindern<br />

mit ADHS, also einem hyperaktiven<br />

Verhalten, das sich auf Sozial- und Lernverhalten<br />

negativ auswirken kann, reagieren<br />

die Hirnhälften markant zeitverschoben.<br />

Diese Entdeckung könnte erklären,<br />

warum ADHS oft mit einer Lese-Rechtschreibschwäche<br />

einhergeht.<br />

Aus diesen Überlegungen und Studien<br />

kann man also folgern, dass das Singen<br />

bzw. der praktische Instrumentalunterricht<br />

gerade als Korrektiv in einer Umgebung der<br />

Reizüberflutung eine immer größere Bedeutung<br />

bekommt, gerade auch um Störungen<br />

im Lern- und Sozialverhalten vorzubeugen<br />

bzw. um diese zu lindern.<br />

Südtiroler Chorverband und Verband der Kirchenchöre Südtirols<br />

Gemeinsame Ehrenurkunde<br />

Ab sofort können Chöre, die Mitglied beider Chorverbände sind, eine gemeinsame Ehrenurkunde beantragen.<br />

Die Ehrenurkunden werden von beiden Verbandsobleuten und vom zuständigen Pfarrer unterschrieben und werden in Gold (ab<br />

40 Jahre), in Silber (ab 25 Jahre) oder in Bronze (ab 10 Jahre Gesangstätigkeit) vergeben. Die gemeinsamen Ehrenurkunden<br />

können wahlweise beim Verband der Kirchenchöre Südtirols oder beim Südtiroler Chorverband beantragt werden.<br />

Es besteht keine Verpflichtung zur Verleihung der gemeinsamen Ehrenurkunden, sondern es ist ein Angebot der beiden Chorverbände,<br />

denn es können auch weiterhin, wie bisher, die eigenen Urkunden des jeweiligen Chorverbandes beantragt werden.<br />

Männerstimmen gesucht!<br />

Mixmelodium - Ritten<br />

Der Rittner Chorverein Mixmelodium sucht Männerstimmen: „Egal ob Tenor, Bariton oder Bass, ob jung oder junggeblieben - wir<br />

brauchen euch alle! Meldet euch bitte bei Chorleiterin Sandra unter Tel. 349 75 46 331!“ schreibt der Chorverein. Mixmelodium<br />

weist auch darauf hin, dass das Probelokal mit der Rittner Seilbahn von Bozen aus in 15 Minuten erreichbar ist<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> 45


Aus Verband und Bezirken<br />

„Die alten Mauern zum<br />

Leben erweckt!“<br />

Bezirk Eisacktal-Wipptal: Chöre-Festival auf Schloss Rodenegg<br />

Der Kirchenchor Feldthurns<br />

„Die Mauern haben zu singen begonnen!“<br />

Mit diesen Worten drückte der Bürgermeister<br />

von Rodeneck Klaus Faller seine<br />

Freude über den Erfolg des Chöre-Festivals<br />

am Sonntag, 21. September, auf Burg Rodenegg<br />

aus, zu dem der Bezirk Eisacktal/<br />

Wipptal im Südtiroler Chorverband und im<br />

Verband der Kirchenchöre Südtirols geladen<br />

hatte. Eröffnet wurde das Chöre-Festival<br />

mit einem Gottesdienst in der Pfarrkirche<br />

von Rodeneck, der von P. Urban<br />

Stillhard zelebriert und von den Kirchenchören<br />

Mühlbach, Vals, Spinges und dem<br />

Vokalensemble „Gaudium“ sowie an der<br />

Orgel von Klaus Kohlhaupt und Armin Mitterer<br />

musikalisch mitgestaltet wurde. Ab<br />

11 Uhr bevölkerten dann Hunderte Sänger<br />

und Freunde der Chormusik die Schlossanlage,<br />

wo sie von Bezirksobmann Gottfried<br />

Gläserer und einem Bläserquartett<br />

festlich begrüßt wurden. 17 Chöre aus<br />

dem ganzen Eisack- und Wipptal sangen<br />

an stimmungsvollen Orten der Burg, so im<br />

Schlossgarten, im Hochzeitssaal oder im<br />

Schlosshof. Die Chöre stellten sich kurz<br />

vor und so erfuhren die interessierten Besucher<br />

auch einiges über das Chorleben<br />

im Bezirk, etwa dass viele Chöre auf eine<br />

mehrhundertjährige Geschichte zurückblicken<br />

können, dass sie mehr oder weniger<br />

jung im Durchschnittsalter sind oder wie<br />

oft sie im Jahr auftreten.<br />

Den Reigen begann der Kirchenchor<br />

Vals, der u.a. ein Volkslied aus Niederösterreich<br />

und eines aus Tirol sang, gleich<br />

danach stellte sich der Kirchenchor Teis<br />

auf humorvolle Art vor, indem die Sänger<br />

diskutierten, ob nun englisch oder traditionell<br />

gesungen werden soll. Beim Männerchor<br />

Schalders durfte weder ein Trinklied<br />

noch „etwas Romantisches“ fehlen,<br />

der Kirchenchor Mauls sang im Hochzeitssaal,<br />

der die Zuhörer kaum fassen<br />

konnte, drei Neue geistliche Lieder. 180<br />

Jahre lang gibt es schon den Kirchenchor<br />

Stilfes, der mit seinen 44 Sängern<br />

und Sängerinnen auftrat, und der Kirchenchor<br />

Schalders rührte die Zuhörer<br />

vor allem mit einem leidenschaftlichen<br />

Tirol-Bekenntnis: „Tirol, du meine Hei-<br />

mat!“ Dass es den Kirchenchor Feldthurns<br />

seit 1544 gibt, erfuhren die Zuhörer<br />

beim Auftritt dieses großen Chores<br />

im Schlossgarten, wo auch der Kirchenchor<br />

Villanders und der Männerchor Lajen<br />

auftraten und der Pfarrchor Lüsen<br />

die Auftritte im Garten u.a. mit dem Lied<br />

„Hoamgian“ abschloss. Im Schlosshof<br />

leiteten der Kirchenchor Gufidaun, der<br />

Gesangsverein Gasteig, der Kirchenchor<br />

Ridnaun und der Männergesangsverein<br />

Brixen auf die Abschlussfeier über. Dass<br />

die Zuhörer nicht müde waren, zeigte ihr<br />

Applaus und ihr Wunsch nach Zugaben,<br />

obwohl das schöne Wetter inzwischen Regenschauern<br />

gewichen war, was der guten<br />

Stimmung aber keinen Abbruch tat.<br />

So ertönten einen Tag lang in den alten<br />

Gemäuern klassische Lieder, Volkslieder,<br />

Heimat-, Wein- Liebes- und geistliche<br />

Lieder, sodass den Zuhörern der Reichtum<br />

und die Lebendigkeit der Südtiroler<br />

Chorszene bewusst wurde. Dies ist auch<br />

eines der Ziele eines solchen Chöre-Festivals,<br />

wie Verbandsobmann Erich Del-<br />

46<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Chorwesen<br />

Im Schlosshof lauschen die Zuhörer dem Gesang des Gesangsverein Gasteig.<br />

tedesco betont: „Wir wollen das Chorwesen<br />

wieder einmal in das Rampenlicht<br />

der Öffentlichkeit rücken und auf die Bedeutung<br />

des Singens hinweisen. Chorgesang<br />

ist ein Gemeinschaftserlebnis, das<br />

Freude macht.“ Bezirksobmann Gottfried<br />

Gläserer freute sich über die vielen Teilnehmer:<br />

„Es ist bemerkenswert und sehr<br />

erfreulich, dass 17 Chorgemeinschaften<br />

die Einladung zu diesem einmaligen Ereignis<br />

angenommen haben. Diese hohe<br />

Beteiligung ist ein deutlicher Beweis für<br />

die Lebendigkeit der Chorszene im Bezirk<br />

Eisacktal/Wipptal.“ Singen sei Kommunikation<br />

auf musikalischer Ebene,<br />

das Festival sei eine gute Möglichkeit<br />

Erfahrungen auszutauschen, sich näher<br />

kennen zu lernen, Kontakte zu knüpfen<br />

und Freundschaften zu vertiefen. Gelegenheit<br />

dazu gaben nicht nur die vielen<br />

Kurzkonzerte, die bis 16 Uhr die Zuhörer<br />

in ihren Bann zogen, sondern auch<br />

die Tänze und Schwertkämpfe der Ritter<br />

von Andrian im Schlossgarten oder das<br />

Zusammensitzen bei Knödeln und Tirtlan,<br />

die die Bäuerinnen von Rodeneck<br />

vorbereitet hatten.<br />

Dem Verband der Kirchenchöre Südtirols,<br />

im Besonderen Bezirksobmann Wolfgang<br />

Girtler, den vielen ehrenamtlichen<br />

Helfern, dem Kirchenchor Rodeneck<br />

für die Mithilfe bei der Organisation und<br />

nicht zuletzt allen teilnehmenden Chören<br />

galt der Dank von Bezirksobmann Gottfried<br />

Gläserer bei der Abschlussfeier im<br />

Schlosshof. Er dankte aber auch Bürgermeister<br />

Klaus Faller für die „unkomplizierte<br />

Art“ und die Gastfreundschaft, den<br />

Sponsoren und im Besonderen den Besitzern<br />

von Schloss Rodenegg, den Familien<br />

Wolkenstein und Thurn und Taxis,<br />

die beim Chöre-Festival durch Gräfin<br />

Mathilda Wolkenstein vertreten wurden.<br />

Diese zeigte sich in ihren Grußworten erfreut<br />

und dankbar über die gelungene<br />

Veranstaltung. Dem Dank schlossen<br />

sich Bürgermeister Klaus Faller, Theodor<br />

Rifesser, Vorsitzender des Verbandes<br />

der Kirchenchöre Südtirols, Verbandsobmann<br />

Erich Deltedesco und Landesrat<br />

Philipp Achammer an: „Ich habe gleich<br />

beim Betreten der Burg die Begeisterung<br />

gespürt!“ Voller Begeisterung erklangen<br />

dann auch die Schlusslieder,<br />

die Verbands- und Bezirkschorleiter Armin<br />

Mitterer dirigierte und die von allen<br />

gemeinsam gesungen wurden.<br />

Am Chöre-Festival des Bezirks Eisacktal-Wipptal im Südtiroler Chorverband und im Verband der Kirchenchöre Südtirols nahm<br />

auch der Männerchor Lajen teil.<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> 47


Aus Verband und Bezirken<br />

Ein Erlebnis für alle Sinne<br />

Tag der Chöre in den Gärten von Schloss Trauttmansdorff<br />

Der Kirchenchor St. Leonhard gehörte auch zu den Chören, die die Gärten von Schloss Trauttmansdorff zum Erklingen brachten.<br />

Der Tag der Chöre in den Gärten von<br />

Schloss Trauttmansdorff soll zur Tradition<br />

werden: Dies betonten Heike Platter, Marketingleiterin<br />

der Gärten von Schloss Trauttmansdorff,<br />

und Erich Deltedesco, Obmann<br />

des Südtiroler Chorverbandes, beim Abschlusskonzert<br />

der Chöre, die am 7. September<br />

einen Tag lang die Gärten mit ihren<br />

Liedern zum Klingen gebracht hatten.<br />

„Der Chorgesang schenkt uns ein<br />

ganzheitliches Sinneserlebnis und dies<br />

entspricht der Philosophie der Gärten!“,<br />

betonte Platter. Dieses Sinneserlebnis<br />

wurde allen Besuchern zuteil, die sich im<br />

Laufe des Tages auf den Weg machten<br />

und am Pavillon, auf der Sissi-Terrasse,<br />

beim Seerosenteich, am Geologischen<br />

Mosaik, im Schlosshof oder auch im Restaurant<br />

einen der fünf Chöre erlebten:<br />

die Chorgemeinschaft Burggrafenamt –<br />

dazu gehören der Burggräfler Kinderchor<br />

„Vox Jubilans", der Algunder Frauenchor,<br />

der Kirchenchor Maria Himmelfahrt-Meran<br />

- unter der Leitung von Hans Schmidhammer,<br />

den Seniorenchor „Die Junggebliebenen“<br />

Bozen unter der Leitung von<br />

Anna Gasser, den Männerchor Raetia-<br />

St. Ulrich unter der Leitung von Claudio<br />

Kerschbaumer, den Kirchenchor St. Leonhard/Passeier<br />

unter der Leitung von<br />

Albrecht Lanthaler und den Pfarrchor<br />

Seis am Schlern unter der Leitung von<br />

Anton Schgaguler.<br />

So ertönten Heimatlieder, besinnliche<br />

und fröhliche Lieder aus den Palmenund<br />

Blumenhainen. Der Burggräfler<br />

Kinderchor Vox jubilans etwa sang ein<br />

dalmatinisches Volkslied, der Kirchenchor<br />

St. Leonhard berührte die Herzen<br />

mit einem schönen alpenländischen<br />

Obmann Erich<br />

Deltedesco<br />

dankte den<br />

teilnehmenden<br />

Chören.<br />

48<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Chorwesen<br />

Volkslied, in dem es heißt: „Hoamgian<br />

in mein stilles Tol, a schianers Gfühl gibs<br />

wohl net“ und der Männerchor Raetia<br />

aus St. Ulrich stimmte „La montanara“<br />

an. Der Südtiroler Chorverband hatte<br />

auch bei diesem Chorfest wieder dafür<br />

gesorgt, dass alle Sängerinnen und<br />

Sänger ein gutes Mittagessen erhielten.<br />

Für die „Weitsicht“ des Chorverbandes<br />

und die gute Organisation dankte Heike<br />

Platter dem Chorverband, insbesondere<br />

Josef Mair und Helga Huber von der Geschäftsstelle.<br />

Verbandsobmann Erich Deltedesco<br />

betonte vor dem gemeinsamen Schlusslied<br />

vor den rund 160 Sänger und Sängerinnen<br />

am Seerosenteich, dass es ein<br />

wunderschöner Tag gewesen sei und<br />

dankte den Chören für ihre Teilnahme.<br />

Im nächsten Herbst werden – in Zusammenarbeit<br />

mit der AGACH, der Arbeitsgemeinschaft<br />

Alpenländischer Chorverbände,<br />

deren Präsident Erich Deltedesco<br />

ist - Chöre aus dem ganzen Alpenraum in<br />

die Gärten kommen, um sie „zum Klingen“<br />

zu bringen und damit eine junge<br />

Tradition weiterführen.<br />

Hans Schmidhammer leitete den großen Gemeinschaftschor aller teilnehmenden Sänger und Sängerinnen am Ende des Tages<br />

der Chöre.<br />

Unter den teilnehmenden Chören waren auch Sänger und Sängerinnen des Algunder Frauenchors, des Pfarrchors Maria<br />

Himmelfahrt Meran und des Jugendchors Vox jubilans unter der Leitung von Hans Schmidhammer.<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> 49


Aus Verband und Bezirken<br />

Alle Erwartungen übertroffen<br />

Bezirk Bozen - Kulturfahrt nach Kufstein<br />

Die Teilnehmer an der Kulturfahrt des Bezirks Bozen werden die Eindrücke von<br />

der Aufführung noch lange in ihrer Erinnerung bewahren. Foto: Helga Dipoli<br />

Auch in diesem Sommer organisierte der<br />

Bezirk Bozen im Südtiroler Chorverband den<br />

Besuch einer besonderen kulturellen Veranstaltung.<br />

Nach dem großen Anklang, den<br />

die Kulturfahrten der letzten Jahre bei den<br />

Sängern und Sängerinnen gefunden haben,<br />

hat Bezirksobmann Georg Patauner mit seinem<br />

rührigen Ausschuss zu einer Busfahrt<br />

nach Kufstein im Tiroler Unterland eingeladen,<br />

wo die 9. Auflage des Operettensommers<br />

Kufstein stattfand. Während in den<br />

vergangenen Jahren Klassiker der Operettenliteratur<br />

auf dem Spielplan standen, gelangte<br />

mit My Fair Lady heuer erstmals ein<br />

Musical zur Aufführung. Etablierter Austragungsort<br />

ist die imposante Festung Kufstein,<br />

erstmals 1205 urkundlich erwähnt, Zeugin<br />

bewegter Jahrhunderte, jetzt Eigentum der<br />

Stadt und aufwendig saniert.<br />

Am späten Nachmittag des 2. August<br />

erreichte die Gruppe von 72 Sängerinnen<br />

und Sängern die Stadt am grünen Inn und<br />

hatte somit genügend Zeit für einen Bummel<br />

durch Straßen und Gassen der schmucken<br />

Altstadt, wo reges Treiben herrschte<br />

und in einer der zahlreichen Gaststuben<br />

zu traditionellen Schmankerln Einkehr gemacht<br />

werden konnte.<br />

Rechtzeitig stiegen die Sänger und Sängerinnen<br />

aus dem Bezirk Bozen zur beeindruckenden<br />

und geschichtsträchtigen<br />

Festungsanlage auf, genossen die herrliche<br />

Rundaussicht und erreichten die Festungsarena<br />

in der südlich vorgelagerten<br />

Josefsburg. Die mobile Überdachung bot<br />

einen einzigartigen Rahmen und gleichzeitig<br />

einen Schutz vor dem leider unbeständigen<br />

Wetter.<br />

Das Musical „My Fair Lady“ wurde vom<br />

weltweit bekannten Komponisten Frederick<br />

Loewe, basierend auf dem Theaterstück<br />

„Pygmalion“ von George Bernard Shaw,<br />

geschrieben. Melodien wie „Es grünt so<br />

grün“, „Ich hätt' getanzt heut' Nacht“ oder<br />

„Wart's nur ab!“ gingen um die Welt und<br />

avancierten nicht zuletzt dank der Verfilmung<br />

mit Audrey Hepburn und Rex Harison<br />

zu absoluten Klassikern.<br />

Das Stück spielt zu Beginn des 20. Jahrhunderts.<br />

Zufällig läuft dem Sprachwissenschaftler<br />

Professor Henry Higgins das mittellose<br />

Blumenmädchen Eliza Doolittle über<br />

den Weg. Ihre vulgäre Aussprache weckt<br />

sein Interesse und veranlasst ihn zu einer<br />

Wette mit seinem Kollegen Oberst Pickering.<br />

Der Professor will beweisen, dass er<br />

Eliza in eine Dame der Gesellschaft umwandeln<br />

kann. Eliza sieht die Möglichkeit,<br />

ihre Lebensumstände zu verbessern, und<br />

nimmt Sprechunterricht beim Professor.<br />

Nach wochenlangem Martyrium scheint<br />

das Wunder vollbracht: Beim Diplomatenball<br />

absolviert Eliza einen glänzenden Auftritt.<br />

Der Professor hat seine Wette gewonnen.<br />

Eliza muss jedoch erkennen, dass sie<br />

für ihn nur als Wettgegenstand von Bedeutung<br />

war und flüchtet. Der eingefleischte<br />

Junggeselle Higgins stellt im Gegenzug<br />

fest, dass er sich sehr an das Mädchen<br />

gewöhnt hat und es vermisst.<br />

Regisseur Diethmar Straßer, bereits<br />

zum dritten Male Spielleiter beim Operettensommer<br />

Kufstein, inszenierte eine<br />

schwungvolle, kurzweilige „My Fair Lady“,<br />

wenngleich der zweite Teil des Musicals<br />

im Vergleich zum ersten deutlich abfällt.<br />

Die junge Sopranistin Anita Götz, das Blumenmädchen,<br />

spielt ihre Rolle hervorra-<br />

gend und mitreißend. Auch Axel Herrig,<br />

bekannter und prämierter Musical- Darsteller,<br />

agiert als Henry Higgins mit Bravour.<br />

Auch Peter Rühring alias Hugh Pickering<br />

sorgt immer wieder für Lacher.<br />

Schauspielerisch erfreuen die Leistungen<br />

der Solisten durchwegs. Das Bühnenbild<br />

wirkt sehr kreativ und gestattet mit wenigen<br />

Handgriffen den Umbau. Bunte Kostüme<br />

und wohl gewählte Accessoires<br />

runden den guten, farbenfrohen Gesamteindruck<br />

der Inszenierung ab.<br />

Die Vorstellung übertrifft alle Erwartungen<br />

und wird mit ihren beschwingten<br />

Melodien jedem noch lange im Ohr bleiben.<br />

Dies bezeugte der lang anhaltende<br />

Beifall, den das Publikum den Darstellern,<br />

dem Orchester, Ballett und Chor spendete.<br />

Mit dem Eindruck dieses besonderen Erlebnisses<br />

traten die Teilnehmer des Südtiroler<br />

Chorverbandes, Bezirk Bozen, ihre<br />

Rückreise an. Herzlichen Dank richteten<br />

sie an den Bezirksausschuss, an der Spitze<br />

Obmann Patauner, für die Ermöglichung<br />

und die vortreffliche Organisation des einmaligen<br />

Ausfluges.<br />

Thomas Terzer<br />

50<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Chorwesen<br />

Neue Chorleiter für das Land<br />

Chorleiterseminar des Südtiroler Chorverbandes und des VKS – Abschlusskonzert<br />

Beim Abschlusskonzert des Seminars für Chorleiter und Chorleiterinnen des Südtiroler Chorverbandes bewunderte das Publikum<br />

nicht nur das Können der Dirigenten, sondern auch das hohe Niveau des Chorgesangs.<br />

„Stellen Sie sich als Chorleiter den Chören<br />

zur Verfügung und helfen Sie damit, dass<br />

unsere Chöre singen und damit unsere Gesellschaft<br />

menschlicher machen!“ Mit diesem<br />

Appell von Chorverbandsobmann Erich<br />

Deltedesco an die angehenden Chorleiter<br />

endete das Abschlusskonzert des Seminars<br />

für Chorleiter und Chorleiterinnen des Südtiroler<br />

Chorverbandes und des Verbandes<br />

der Kirchenchöre Südtirols am 9. August.<br />

Ins Ragenhaus in Bruneck waren zahlreiche<br />

Musikinteressierte zum Konzert gekommen,<br />

darunter neben Erich Deltedesco<br />

auch Siegfried Fauster vom Verband der Kirchenchöre<br />

Südtirols. Eine Woche lang hatten<br />

die 42 Teilnehmer des Seminars unter<br />

der Gesamtleitung von Robert Göstl aus<br />

Regensburg Einblick in die Dirigiertechnik,<br />

Probengestaltung und Interpretation<br />

bekommen. In verschiedenen Gruppen<br />

erarbeiteten die Teilnehmer Werke unterschiedlicher<br />

Schwierigkeitsgrade, sangen<br />

im Plenum und bekamen konkrete Tipps<br />

zum Probenalltag.<br />

Das Konzert zeigte, dass es auch ein<br />

Ziel der Woche war, „die Teilnehmer mit<br />

möglichst vielen Epochen und Musikrichtungen<br />

in Berührung zu bringen“, wie Prof.<br />

Robert Göstl betonte. So sangen die „Arbeitschöre“<br />

und der Chor aller Teilnehmer<br />

beim Konzert geistliche und weltliche Lieder,<br />

klassische und moderne. Das Konzert begann<br />

mit einem Lied eines noch lebenden<br />

Komponisten und endete mit einem Werk<br />

von Bach. Dazwischen gab es Werke von<br />

Mendelssohn Bartholdy, Orlando di Lasso,<br />

Heinrich Schütz, Brahms, aber auch ein<br />

Jandl-Gedicht im Sprechchor war zu hören.<br />

Chorleiter und Sänger bewiesen ihr großes<br />

Können gerade auch bei anspruchsvollen<br />

Werken. Kreativität zeigte die Klasse der<br />

Musikerzieher, die in vier Liedern und un-<br />

ter Mithilfe von zwei Stoffpuppen eine Geschichte<br />

erzählten.<br />

Das Seminar für Chorleiter und Chorleiterinnen<br />

gibt es nun schon seit mehr als<br />

30 Jahren und stellt in Südtirol eine wichtige<br />

Möglichkeit dar, sich in diesem Bereich<br />

weiterzubilden. So betonte der Obmann des<br />

Südtiroler Chorverbandes, dass sich in der<br />

heutigen Zeit im Bereich der Chorleitung ein<br />

„Paradigmenwechsel“ vollziehe: „Chorleitung<br />

muss heute wertschätzende, ganzheitliche<br />

Chorpädagogik sein. Die Herausforderungen<br />

an die Sozialkompetenz und an die<br />

Fachkompetenz werden immer höher.“ Der<br />

Obmann dankte den Teilnehmern und Referenten,<br />

der Leitung der Fachschule für Landwirtschaft<br />

in Dietenheim, wo die Dirigenten<br />

untergebracht waren, aber auch dem Landesamt<br />

für Kultur und der Stiftung Südtiroler<br />

Sparkasse, die die Tätigkeiten des Chorverbandes<br />

finanziell unterstützen.<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> 51


Aus Verband und Bezirken<br />

Jugendliche im „Musical-Fieber“<br />

Abschlusskonzert der Schulung „Musical Fever“<br />

Mitreißende Choreografien und beeindruckende Soloauftritte bot auch heuer wieder das Abschlusskonzert der Schulung „Musical<br />

Fever“ des Südtiroler Chorverbandes.<br />

„Ist man vom Musical-Virus erst einmal<br />

angesteckt, lässt er einen nicht mehr los!“<br />

So brachte Carmen Seidner, Vorstandsmitglied<br />

des Südtiroler Chorverbandes, beim<br />

Abschlusskonzert der Schulung „Musical<br />

Fever“ am 30. August die Begeisterung<br />

der 19 Jugendlichen auf den Punkt, die<br />

eine Woche lang an der Schulung teilgenommen<br />

hatten.<br />

Auf der Bühne des Parzival-Saales im<br />

Vinzentinum in Brixen sangen und tanzten<br />

sie mit solchem Können und solchem Einsatz,<br />

dass auch die zahlreichen Besucher<br />

vom Musical-Fieber angesteckt wurden.<br />

Die 19 Teilnehmer – alle im Alter zwischen<br />

13 und 23 – zeigten im Ensemble, in Soloauftritten<br />

und in fesselnden Choreografien,<br />

was sie unter der Leitung von erfahrenen<br />

Referenten gelernt hatten.<br />

Stimmtechnisch wurden sie vom Musical-Solisten<br />

und Professor an der Folkwang<br />

Universität der Künste Essen Jack<br />

Poppell und Doris Warasin geführt, mit<br />

Karin Mairhofer studierten sie die Choreografien<br />

ein, begleitet wurden sie am Klavier<br />

von Liviu Petcu, an der Gitarre von<br />

Mattia Mariotti und am Schlagzeug von<br />

Marcel Lloyd. Die bewährte Leitung hatte<br />

wie auch in den vergangenen sechs Jahren<br />

Stephen Lloyd inne. Lloyd erinnerte<br />

daran, dass die Teilnehmer schon vor<br />

Kursbeginn zwei Lieder vorbereiten und<br />

dann vorsingen mussten. Auf dieser Basis<br />

wurde dann stimmtechnisch, interpretatorisch<br />

und choreografisch gearbeitet.<br />

„Heuer singen beim Abschlusskonzert<br />

zum ersten Mal alle Teilnehmer als Solisten“,<br />

sagte Lloyd, der darauf hinwies,<br />

dass das Musical eine sehr anspruchsvolle,<br />

wenn auch oft unterschätzte Kunstform<br />

ist: „Das Musical ist genau so tief<br />

gehend wie die Oper“. Es sei für jeden<br />

Sänger, und insbesondere für die Jugendlichen,<br />

eine große Herausforde-<br />

rung, auf der Bühne zugleich zu singen<br />

und zu tanzen.<br />

Die jungen Männer und Frauen meisterten<br />

die Herausforderung gut: Sie sangen<br />

Lieder aus berühmten Musicals wie<br />

„My Fair Lady“, „Mamma mia“, „We will<br />

rock you“, aber auch aus beliebten neueren<br />

Musicals, die zur Zeit in London und<br />

New York mit viel Erfolg aufgeführt werden,<br />

so „Next to Normal“, „Matilda“ oder<br />

„Kinky Boots“. Auch heuer waren wieder<br />

deutsche Musicals vertreten, und nicht nur<br />

bei diesen zeigte sich das große Einfühlungsvermögen<br />

der Teilnehmer und der<br />

professionelle Umgang mit der Stimme.<br />

„Gerade bei Musical, Pop und Rock ist<br />

Stimmbildung sehr wichtig, denn gerade<br />

in diesem Bereich kann man sich leicht<br />

die Stimme kaputt machen. Deshalb ist<br />

es wichtig, dass man gute Lehrer hat“,<br />

betonte Carmen Seidner. Der Südtiroler<br />

Chorverband biete daher regelmäßig Mu-<br />

52<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Chorwesen<br />

sical-Schulungen an. „Ich bin überwältigt<br />

vom Fortschritt der Teilnehmer und ich<br />

wüsste nicht, auf welchen Solisten ich<br />

hätte verzichten wollen!“, drückte Carmen<br />

Seidner ihre Begeisterung über die<br />

Aufführung aus.<br />

Die Zugabe widmeten die Jugendlichen<br />

ihren „wunderbaren Dozenten“: „Ohne euch<br />

hätten wir es nicht geschafft!“ Der Dank des<br />

Südtiroler Chorverbandes, dessen Obmann<br />

Erich Deltedesco unter den Zuhörern war,<br />

galt ebenfalls den Referenten, aber auch<br />

dem Priesterseminar, wo die Teilnehmer untergebracht<br />

waren, dem Vinzentinum und<br />

den Sponsoren Stiftung Südtiroler Sparkasse<br />

und Südtiroler Landesregierung, „ohne deren<br />

Unterstützung solche Schulungen nicht<br />

möglich wären“, wie Seidner betonte.<br />

Besonders spannend waren wieder die Soloauftritte der Teilnehmer.<br />

Neue Noten für Männerchöre<br />

Kostenloses Herunterladen möglich<br />

Musik und Musikerziehung zu fördern ist eines der Ziele der deutschen Werner Richard – Dr. Karl Dörken-Stiftung. Deshalb<br />

gibt es auf ihrer Internetseite www.doerken-stiftung.de seit Neuestem die Möglichkeit, kostenlos Noten für Männerchöre in unterschiedlichsten<br />

Schwierigkeiten herunterzuladen. Dabei handelt es sich um Werke, die von der Stiftung in Auftrag gegeben<br />

wurden. Die Komponisten hatten sich mit dieser Möglichkeit, sich kostenlos die Noten herunterzuladen, einverstanden erklärt.<br />

Die Sammlung von Partituren, Chorstimmen und Klavierstimmen soll kontinuierlich erweitert werden und richtet sich so vor<br />

allem an Männerchöre, die an neuerer Literatur interessiert sind bzw. Tradition und Moderne verbinden wollen.<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> 53


Aus Verband und Bezirken<br />

Singen ist Jasagen zur<br />

Schöpfung<br />

Abschlusskonzert der Chor- und Stimmbildungswoche des Süd tiroler<br />

Chorverbandes in Burgeis<br />

„Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben“<br />

sangen die 77 Teilnehmer der Chorund<br />

Stimmbildungswoche des Südtiroler<br />

Chorverbandes als letztes Lied ihres Abschlusskonzertes<br />

am 2. August im Vereinshaus<br />

von Burgeis. Und sie sangen es mit<br />

solcher Begeisterung und echter Freude,<br />

dass die zahlreich erschienenen Zuhörer am<br />

liebsten mitgesungen und mitgetanzt hätten.<br />

Dieses letzte Pop-Lied war sicher ein<br />

Höhepunkt des Konzertes, das mit Werken<br />

von Schumann, Schubert, Rossini und anderen<br />

Klassikern begann und über das Volkslied<br />

in das 20. Jahrhundert führte.<br />

Unter der Leitung von Jan Schumacher<br />

und unter Mithilfe von sechs Einzelstimmbildnern<br />

hatten die Sänger und Sängerinnen<br />

„im Wechselbad zwischen Förderung<br />

und Forderung“, wie es der Obmann<br />

des Südtiroler Chorverbandes Erich Deltedesco<br />

ausdrückte, ein breites Repertoire<br />

erarbeitet und ein beachtliches Niveau erreicht.<br />

Vier Stunden am Tag sangen sie in<br />

Ensembles, die von den verschiedenen<br />

Stimmbildnern geleitet wurden, und die<br />

übrige Zeit im Plenum, das Jan Schumacher<br />

und Johannes Lang dirigierten.<br />

Der Chorklang und die Interpretation<br />

waren bei den meisten Liedern überzeugend<br />

und so war auch das Publikum begeistert,<br />

darunter der Abt von Marienberg<br />

Markus Spanier, der Bürgermeister<br />

von Mals Ulrich Veith, die Kulturreferentin<br />

von Mals Sibille Tschenett, der Landtagsabgeordnete<br />

Josef Noggler, der Dekan<br />

von Klausen Gottfried Fuchs sowieVer-<br />

treter des Südtiroler Chorverbandes und<br />

des Tiroler Sängerbundes. Der Obmann<br />

des Südtiroler Chorverbandes Erich Deltedesco<br />

bedankte sich bei der Leitung<br />

der Fürstenburg, aber vor allem bei der<br />

„hochmotivierten Sängerschar“. Sie würde<br />

beweisen, dass „Singen Ja-Sagen zur<br />

Schöpfung“ ist. Dass die Chöre im Lande<br />

bedeutende Fortschritte machten, sei zu<br />

einem großen Teil den Schulungen wie<br />

der Chorwoche in Burgeis zu verdanken,<br />

die es nun schon seit mehr als 30 Jahren<br />

gibt. Dass die Sänger und Sängerinnen<br />

sich mit der Fürstenburg und Mals verbunden<br />

fühlen, zeigte nicht zuletzt das<br />

Engagement für die Opfer des Brandes<br />

in Mals: Die freiwilligen Spenden für das<br />

Konzert gingen an die Betroffenen.<br />

Unbändiges Engagement zeigten die Teilnehmer der Chor- und Stimmbildungswoche beim Abschlusskonzert im Vereinshaus von<br />

Burgeis, hier dirigiert von Johannes Lang.<br />

54<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Chorwesen<br />

Sänger besichtigen Bunker<br />

31. Sängerwanderung des Bezirks Burggrafenamt/<br />

Vinschgau in Reschen-Nauders<br />

Von Nauders nach Reschen führte die Sängerwanderung des Bezirks Burggrafenamt-Vinschgau.<br />

Auf Einladung des Kirchenchors St. Sebastian<br />

- Reschen fanden sich am 21. September<br />

Sänger und Sängerinnen des Südtiroler<br />

Chorverbandes - Bezirk Burggrafenamt-Vinschgau<br />

und des Tiroler Sängerbundes-Bezirk<br />

Landeck in Reschen zur traditionellen<br />

Sängerwanderung des Bezirks ein.<br />

Der Gottesdienst in der Pfarrkirche, den<br />

Pfarrer Anton Pfeifer zelebrierte, wurde von<br />

der großen Sängerschar unter der Leitung<br />

von Hans Erb musikalisch mitgestaltet. Im<br />

Anschluss begrüßte Bezirksobmann Robert<br />

Wiest die Teilnehmer und der Obmann<br />

des Kirchenchores Reschen, Ludwig Wilhalm<br />

gab seiner Freude Ausdruck, dass<br />

die Sängerwanderung in Reschen statt-<br />

fand. Gemeindereferent Franz Prieth informierte<br />

alle Teilnehmer über das Dorf<br />

Reschen und über den Verein Okulus, der<br />

die Führung der Sängerwanderung übernommen<br />

hatte.<br />

Nach einem Umtrunk wurden die Sänger<br />

zur Bergkastel-Bergbahn in Nauders<br />

gefahren, von wo nach einem guten Mittagessen<br />

die Wanderung zurück nach Reschen<br />

führte, vorbei an naturbelassenen<br />

Landschaften und an der Panzersperre. Die<br />

Wanderführer Florian Eller, Ludwig Schöpf<br />

und Franz Prieth beantworteten die vielen<br />

Fragen der interessierten Wanderer. Höhepunkt<br />

der Wanderung war die Besichtigung<br />

des Bunkers an der Etschquelle. So<br />

verband auch die 31. Sängerwanderung<br />

Gesang, Kultur und Natur und setzte die<br />

Tradition der Gesamttiroler Freundschaft<br />

im Bezirk fort.<br />

Reschen<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong> 55


Impressum<br />

Mitteilungsblatt des Verbandes Südtiroler<br />

Musikkapellen, des Südtiroler Sängerbundes<br />

und des Heimapflegeverbandes Südtirol<br />

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Jahresbezugspreis: Euro 20<br />

Gefördert von der Kulturabteilung<br />

der Südtiroler Landesregierung.<br />

Druck: Ferrari-Auer, Bozen<br />

Das Blatt erscheint als Zweimonatszeitschrift,<br />

und zwar jeweils am 15. Februar, April, Juni,<br />

August, <strong>Oktober</strong> und Dezember.<br />

Redaktionsschluss ist der 15. des jeweiligen<br />

Vormonats.

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