Burschenschaftliche Blätter 2014 - 1 & 2
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Schwerpunkt<br />
In diesem Zusammenhang zum Schluß<br />
noch ein Punkt zum Thema nationale<br />
Außenpolitik: Das Verhältnis der einzelnen<br />
Mitgliedsländer zur EU gehört auch in den<br />
Bereich der Außenbeziehungen. Zwei Völkerrechtssubjekte<br />
regeln ihre Beziehungen<br />
zueinander.<br />
Seit langem schon ist von der Notwendigkeit<br />
einer Reform der EU die Rede. Unüberschaubarkeit<br />
ihrer Strukturen, Bürgerferne<br />
und nicht selten deutliche Demokratie -<br />
defizite rufen nach Veränderung. Vor allem<br />
die unerträgliche Bevormundung durch die<br />
EU-Kommission mit einem Be amten appa -<br />
rat von über 30.000 Mann geht jedem auf<br />
die Nerven.<br />
<strong>Burschenschaftliche</strong><br />
<strong>Blätter</strong><br />
Hier liegt ein weites Betätigungsfeld für<br />
deutsche Außenpolitik, das wahrscheinlich<br />
leider nicht genutzt wird. Immer öfter<br />
hört man die Auffassung, daß der EU<br />
übertragene Kompetenzen in die nationale<br />
Zu ständigkeit zurückverlagert werden sollen<br />
– zum Beispiel die Einwanderungs -<br />
politik.<br />
Das Gelingen solcher Reformen wäre schon<br />
etwas, auch wenn damit natürlich nicht das<br />
Unser Autor: Verbandsbruder Dr. jur. Horst Peters, Ministerialrat<br />
a.D., ist Alter Herr der Aachen-Dresdner Burschenschaft<br />
Cheruscia (seit SS 2000), war Richter am Landgericht Düsseldorf,<br />
danach Referatsleiter für (NATO-)Bündnispolitik, Strategie<br />
und Europapolitik, zuerst im Verteidigungsministerium, dann im<br />
Auswärtigem Amt, u.a. Nato-Botschaft Brüssel, MBFR-Botschaft<br />
Wien (Abrüstungsbemühungen Nato/Warschauer Pakt), Royal<br />
College of Defence Studies in London.<br />
Der vorliegende Text wurde am 3. Mai <strong>2014</strong> auf der Verbands -<br />
tagung in Dresden als Vortrag gehalten.<br />
Anmerkungen:<br />
1 Nachfolgeorganisation der KSZE.<br />
2 s. Zeit online 31.01.<strong>2014</strong>.<br />
3 So z. B. in „Die Zeit“ vom 30.10.2008 „Was uns wirklich angeht und was nicht“.<br />
4 Wiener Dokument, geschlossen 1990 von den OSZE-Staaten.<br />
1914/<strong>2014</strong>: Österreich – Europa,<br />
Rußland und die USA<br />
Entsprechend dem Themenbereich der<br />
Dresdener Verbandstagung soll hier ein<br />
kurzer Überblick über die Beeinflussung<br />
Österreichs durch Rußland und die USA<br />
gegeben werden, da die Referenten<br />
hauptsächlich auf die Sicht der Bundesrepublik<br />
Deutschland eingegangen sind.<br />
Eine sehr wesentliche Ursache des 1. Weltkrieges<br />
war der Interessenskonflikt des<br />
Zaren-Rußlands und der Habsburger k.u.k.-<br />
Doppelmonarchie am Balkan. Nach dem<br />
serbischen Sarajewo-Mord am k.u.k.-Thron -<br />
folger Franz-Ferdinand erklärte Rußland in<br />
Slawentreue der Donau-Monarchie den<br />
Krieg, nachdem diese – nach der „in Nibelungentreue“<br />
durch das deutsche Kaiser -<br />
reich erfolgten Unterstützung – Serbien<br />
den Krieg erklärt hatte. „Schlafwandlerisch“<br />
kam es dann zu den übrigen gegenseitigen<br />
Kriegserklärungen mit/gegen die<br />
Entente-Mächte, jedoch erst 1917 durch<br />
die USA.<br />
Nach dem erreichten Kriegsziel der Zerschlagung<br />
der Vielvölker-Donaumonarchie<br />
erfolgten die für das gesamte deutsche<br />
Volk katastrophalen „Friedens“-Diktate von<br />
St. Germain/Versailles/ Trianon (für die<br />
Donauschwaben). Zwar hatte die als „Rest“<br />
der Donaumonarchie verbliebene Alpen -<br />
republik als „Deutsch-Österreich“<br />
beschlos sen, daß sie „Bestandteil der<br />
deutschen Republik“ ist. Das Sieger-Diktat<br />
verbot diesen Namen, verbot auch des<br />
Volkes Willen zum Zusammensein der<br />
Deutschen Mitteleuropas (alle Parteien<br />
hatten den Anschluß im Parteiprogramm!).<br />
Das Sieger-Diktat der Reparationen, des<br />
Verlustes großer Teile des Volkskörpers<br />
(zum Beispiel Sudetenland, Untersteiermark,<br />
Süd tirol), der Unmöglichkeit der<br />
Ausübung des Selbstbestimmungsrechtes<br />
und der Oktroy der Kriegsschuld sind als<br />
Ursache des 30-jährigen Krieges der Neuzeit<br />
zu sehen. In der Zwischenkriegszeit<br />
hatte der Kleinstaat hauptsächlich ums<br />
Überleben zu kämpfen. 1938 erfolgte die<br />
Eingliederung in das Deutsche Reich.<br />
Von Sowjetrußland begann alsbald die<br />
Zerteilungspolitik durch die „Moskauer De -<br />
klaration 1943“, die Österreich als eigene<br />
Volksnation proklamierte. In Jalta folgten<br />
die Alliierten der Installierung von Österreich.<br />
Nach 1945 war das Staatsgebiet in<br />
vier Besatzungszonen aufgeteilt, Wien<br />
unter der „Vier im Jeep“-Verwaltung. Im<br />
Gegensatz zur BRD gelang die Erlangung<br />
der Souveränität 1955 mit dem Staats -<br />
vertrag, dem auf Druck Sowjetrußlands<br />
die Erklärung der „immerwährenden Neutralität“<br />
folgte. Immer der westlichen<br />
Demokratie verbunden, war infolge des<br />
be stehenden „Anschluß“-Verbotes der<br />
Weg nach Europa schwierig. Der Beitritt<br />
zur kleinen EFTA-Freihandelszone war<br />
möglich, nicht zur EWG. Immer in Balance<br />
zu den Siegermächten wurde dann mit<br />
einer verfassungskonformen Volksabstimmung<br />
der Beitritt zur „Europäischen<br />
Union“ entschieden, in der erstmals alle<br />
Deutschen unter einem europäischen<br />
Dach sind! Auch wenn Euro-Skepsis als<br />
Nettozahler, die Ablehnung der Zentralbürokratie<br />
und andere Fehlkonstrukte vorhanden<br />
sind, ist eine deutliche Europagesinnung<br />
gegeben.<br />
Bruno Burchhart<br />
(Olympia Wien 1960)