in Nürnberg - Convention-International
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Wir heben ab, gleiten <strong>in</strong> die Nacht, die<br />
Flugbegleiter<strong>in</strong>nen reichen heißen Tee.<br />
Alle schlürfen zufrieden – bis der Tee aus<br />
den Tassen senkrecht <strong>in</strong> die Luft schießt!<br />
Der Flieger sackt ruckartig ab. Die übliche<br />
Durchsage „... wir nähern uns Turbulenzen,<br />
bitte bleiben Sie angeschnallt ...“ bleibt aus.<br />
Stattdessen schreit der Flugkapitän durch<br />
den Lautsprecher: „Cab<strong>in</strong> Crew, sit down!<br />
Sit down!“<br />
Down. Die Boe<strong>in</strong>g ist nur noch e<strong>in</strong> Spielball<br />
im W<strong>in</strong>d. Ich fühle mich wie im Mixer. Wäre<br />
ich nicht angeschnallt, würde ich wie e<strong>in</strong><br />
Jojo auf und ab spr<strong>in</strong>gen. Me<strong>in</strong> Sitznachbar<br />
E<strong>in</strong>e Frau tätschelt me<strong>in</strong>en Arm, beugt sich zu mir: „Guten Morgen! Möchten Sie<br />
Frühstück?“ Verdutzt schaue ich der Flugbegleiter<strong>in</strong> <strong>in</strong> die Augen. „Wie bitte? Äh,<br />
wo s<strong>in</strong>d wir?“ Ich schaue aus dem Fenster und bl<strong>in</strong>zle <strong>in</strong> die Sonne. Und der Flieger<br />
gleitet über die Wolkendecke wie an e<strong>in</strong>er Schnur gezogen. „Rumänien“, sagt<br />
sie, lächelt, und geht zum nächsten Fluggast. Me<strong>in</strong> Sitznachbar gähnt, den Rosenkranz<br />
noch <strong>in</strong> der Hand. Wir waren alle e<strong>in</strong>geschlafen! In den schlimmsten<br />
Turbulenzen, die ich je erlebt habe, s<strong>in</strong>d die Passagiere e<strong>in</strong>fach kollektiv <strong>in</strong> tiefen<br />
Schlaf gefallen.<br />
Wie verrückt! Wie kam es, dass wir e<strong>in</strong>schlafen konnten, während wir herumgeschleudert<br />
wurden wie e<strong>in</strong> Hemd <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Waschmasch<strong>in</strong>e? Das war nicht wegen<br />
der Müdigkeit, nicht wegen der späten Stunde ... sondern wegen der Ohnmacht.<br />
Wir hatten Todesangst, aber wir konnten e<strong>in</strong>fach nichts tun. Und je länger<br />
es dauerte, desto unerträglicher wurde dieses Gefühl der Machtlosigkeit. Wir<br />
konnten nur loslassen.<br />
Als ich <strong>in</strong> München auf die Gangway h<strong>in</strong>austrat – endlich wieder <strong>in</strong> Freiheit! –<br />
dachte ich: Wie unglaublich effektiv wir Menschen <strong>in</strong> der Lage s<strong>in</strong>d, zu verdrängen.<br />
Da geht be<strong>in</strong>ahe die Welt unter, und wir schlafen e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong>. Auf die große<br />
Perspektive unserer Gesellschaft bezogen:<br />
Wir Menschen s<strong>in</strong>d so gestrickt, dass es absolut möglich wäre, dass wir bereits<br />
mitten <strong>in</strong> den Strudeln e<strong>in</strong>er gewaltigen Katastrophe taumeln - und re<strong>in</strong> gar<br />
nichts davon mitbekommen. Unsere alltägliche Normalität sagt jedenfalls ke<strong>in</strong><br />
bisschen darüber aus, ob wir uns <strong>in</strong> Gefahr oder <strong>in</strong> Sicherheit bef<strong>in</strong>den. Wir vergessen<br />
und verdrängen die schlimmsten D<strong>in</strong>ge, wenn wir hilflos s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong> Flugzeugabsturz<br />
wäre fatal für die Menschen, die das Pech haben, im falschen Flug<br />
zur falschen Zeit zu sitzen. Was aber wäre, wenn die ganze Menschheit auf e<strong>in</strong>e<br />
Katastrophe biblischen Ausmaßes zusteuern würde?<br />
MANAGEMENT SPOT ON<br />
❚ Hermann Scherer: Wie eigenständig s<strong>in</strong>d Sie?<br />
„Es ist 0.30 Uhr. E<strong>in</strong>e technische Störung sei der Grund für die gut e<strong>in</strong>stündige Verspätung zu später Stunde,<br />
aber die sei nun behoben und wir kommen noch raus. Die Passagiere des Flugs von Hongkong nach<br />
München nehmen Platz, sichtlich erleichtert, endlich abzufliegen bevor das Nachtflugverbot greift. Ich b<strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er von ihnen und falte me<strong>in</strong>e zwei Meter <strong>in</strong> den Sessel. Warum nur habe ich so e<strong>in</strong> mulmiges Gefühl?<br />
Würden wir es merken, bevor es zu spät ist?“<br />
krallt sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Rosenkranz, se<strong>in</strong>e Lippen<br />
bewegen sich hastig betend. E<strong>in</strong>e gefühlte<br />
Ewigkeit sitzen wir hilflos <strong>in</strong> der Rüttelmasch<strong>in</strong>e.<br />
Sequenzen aus me<strong>in</strong>em Leben<br />
flackern durch me<strong>in</strong>en Kopf. War es<br />
das? Es hört nicht auf zu schütteln. Was<br />
kann ich nur tun? ...<br />
„EINER DER BESTEN SEINES FACHES“<br />
... ist er nicht nur für die Süddeutsche Zeitung.<br />
Über 2.000 Vorträge, rund 400.000 Zuhörer und<br />
30 Bücher <strong>in</strong> 12 Sprachen, dazu Auszeichnungen,<br />
erfolgreiche Firmengründungen, Vorlesungen<br />
und e<strong>in</strong>e anhaltende Beratertätigkeit – Powerman<br />
Hermann Scherer sche<strong>in</strong>en die Ziele nie aus -<br />
zugehen. Und genau das ist se<strong>in</strong>e Kernbotschaft.<br />
Er lebt <strong>in</strong> Zürich und ist ansonsten <strong>in</strong> der Welt<br />
zu Hause, wo er mit se<strong>in</strong>en erlebenswerten<br />
Auftritten die (Tagungs-)Säle füllt.<br />
www.hermannscherer.com<br />
GLÜCK IST EINE ART ZU LEBEN<br />
HERMANN SCHERER<br />
GLÜCKS<br />
KINDER<br />
Warum manche lebenslang<br />
Chancen suchen - und<br />
andere sie täglich nutzen<br />
G<br />
Wor<strong>in</strong> liegt das Geheimnis<br />
ungewöhnlich erfolgreicher<br />
Menschen? Hermann Scherer<br />
hat sich auf ihre Spuren<br />
begeben und ihre besondere<br />
Fähigkeit entdeckt: Chancen<strong>in</strong>telligenz.<br />
In se<strong>in</strong>em neuen<br />
Buch erklärt der Autor, wie<br />
man die Chancen, die das<br />
Leben bietet, erkennen und<br />
nutzen kann. Vom Metzger-Lehrl<strong>in</strong>g zum TV-Guru,<br />
vom ste<strong>in</strong>ewerfenden Taxifahrer zum Außenm<strong>in</strong>ister,<br />
vom bedürftigen Stipendiaten zum US-Präsidenten.<br />
Wie machen die das? Der Autor erzählt anhand<br />
vieler Beispiele die Geschichten solcher Glücks -<br />
k<strong>in</strong>der und zeigt, was wir von ihnen lernen können.<br />
Er erzählt auch vom Zweifel und von der Angst zu<br />
scheitern, aber ebenso von Selbstvertrauen und vom<br />
F<strong>in</strong>den des eigenen Wegs abseits des Ma<strong>in</strong>streams.<br />
Hermann Scherer: Glücksk<strong>in</strong>der. Warum<br />
manche lebenslang Chancen suchen – und<br />
andere sie täglich nutzen (2011),<br />
237 S., 19,99 EUR (A: 20,60 EUR; CH: 28,90 Fr.). ISBN<br />
978-3-593-39349-0 (Ersche<strong>in</strong>ungsterm<strong>in</strong>: 12.09.2011)<br />
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